Eddie Vedder und Glen Hansard in der Max-Schmeling-Halle

Wow! Das war mal ein würdiger Abschluss der Geburtstagsfeierlichkeiten. Nachdem ich ja vor einer Woche, direkt an meinem Geburtstag, bereits ein absolut großartiges Bloc-Party-Konzert erleben durfte, gab es gestern dann noch einmal eine Steigerung mit dem Geschenk, das mir meine Eltern zum Geburtstag machten (Danke! <3): Ein Solokonzert von Eddie Vedder mit Support von Glen Hansard. Dass Letzterer dabei sein würde, erfuhr ich erst, nachdem die Karten schon lange gekauft waren und es steigerte meine Vorfreude auf den Abend immens. Ich mag zwar Pearl Jam echt gerne und auch die Solosachen von Eddie Vedder selbst – seine Coverversion von Masters of War und Without You vom Ukulelenalbum gehören zu meinen absoluten Lieblingssongs – aber ein richtiger Fan bin ich nun auch nicht. Dass dann also auch noch Glen Hansard dabei war – mir seit den frühen Neunzigern bekannt als Gitarrist der Commitments und natürlich später auch noch aus Once, von The Swell Season und als Solokünstler – verlieh dem Abend nochmal eine zweite, tiefere Ebene für mich. Leider durften keine Fotos und Videos gemacht werden, überhaupt sollten die Telefone das ganze Konzert über in der Tasche bleiben und andere Geräte waren gar nicht erst in der Halle erlaubt. Deswegen gibts auch kein Foto vom Konzert, sondern nur eins von davor:*

 

Es passiert ja glaube ich fast nie, dass schon der Support Act von den ersten Takten an frenetisch bejubelt wird, bei Glen Hansard war es allerdings so. Er stand ganz alleine auf der Bühne, meist mit einer Gitarre bewaffnet, bei einem Song an den Tasten und bei einem Song (Grace Beyond The Pines, Greta Thunberg gewidmet) sang er sogar A-capella. Trotzdem nahm er den ganzen Raum in seinen Bann. Sein Spiel, seine Stimme und seine Leidenschaft sind einfach atemberaubend. Leider gab es keine Zugabe, sondern dann eine langwierige Umbaupause, bis der zweite Wahnsinnssänger und -spieler des Abends die Bühne betrat. Auch bei Eddie Vedder selbst war die Stimmung natürlich von Anfang an am Kochen, allerdings begann das Konzert mit einem Instrumentalsolo des mitgebrachten Streichquartetts aus Amsterdam, das mit “Even Flow” die Show einleitete. Dann kam Eddie selbst und sobald seine Stimme den Raum erfüllte konnte ich mich des Gefühls nicht erwehren, was für eine Ehre und was für ein besonderer Augenblick es ist, mit zwei solch einmaligen Stimmen im selben Raum sein zu dürfen.

Mal mit Streichern, mal alleine mit Gitarre, E-Gitarre, Ukulele, E-Ukulele oder Tasteninstrument spielte sich Eddie Vedder durch Solo- und Pearl-Jam-Songs sowie diverse tolle Covers. Zwischendurch erzählte er immer wieder Geschichten, gab politische Statements ab (bei Glen Hansard ging es da vor allem um den Klimawandel und gegen G8, Eddie Vedder äußerte sich auch sehr explizit gegen Trump, für Geflüchtete und gegen die unerträgliche Situation an der mexikanischen Grenze, wo Kinder von ihren Eltern getrennt festgehalten werden, many fucks were given…). Ich bin wie gesagt keine Pearl-Jam-Expertin, aber einige Lieder habe ich natürlich trotzdem zweifelsfrei identifizieren können, wie etwa Wishlist und Better Man. Alive gab es auch – allerdings wieder vom Streichquartett gespielt und vom Publikum gesungen. Überhaupt wurde sehr viel mitgesungen und gefeiert, was Eddie Vedder sich auch explizit gewünscht hatte – einen Abend voller Freude und Zusammengehörigkeitsgefühl im Lichte all der schlimmen Dinge, die draußen vor sich gehen. Zwischendurch war er sogar zu Tränen gehört, als das Publikum nach einem Song gar nicht mehr aufhören wollte mit dem Wiederholen der Hookline – wäre ich eine bessere Pearl-Jam-Kennerin könnte ich auch sagen, wie er hieß, gekannt habe ich ihn auf jeden Fall…**

Großartig war dann, als Glen Hansard immer wieder zurück auf die Bühne kehrte und mit Eddie gemeinsam performte – teils sangen sie im Duett (z. B. ihren gemeinsamen Ukulele Song Sleepless Nights), teils übernahm Glen die Gitarre und ließ Eddie singen und im Publikum baden. Weil die Stimmung so großartig war, sangen sie dann auch noch gemeinsam Falling Slowly, was meine Glen-Hansard-Bucket-List von vorher noch abhakte und mich sehr glücklich machte. Auch sonst waren die “Cover”-Versionen ein Highlight. Gemeinsam performten sie den R.E.M.-Song It Happened Today, den sie gemeinsam mit Eddie in den Hansastudios aufgenommen haben und bei dem er immer an Berlin denken muss. Weitere Covers waren Wildflowers von Tom Petty, Should I Stay Or Should I Go von The Clash (auf der E-Ukulele), Here Comes The Sun von den Beatles und Isn’t It A Pity von George Harrison. Vor Here Comes The Sun erzählte Eddie von seiner engen Freundschaft mit Olivia Harrison, die angeblich auch da war. Was für ein Moment. Am Ende gab es dann noch Rockin’ In The Free World, das die Halle zum Kochen brachte (obwohl es wie alle anderen Songs auch ohne Schlagzeug und Bass performt wurde) und für meine Eltern der bestmögliche Abschluss war, da sie nächste Woche als nächstes gleich noch Neil Young live sehen werden.

Vorher habe ich von mehreren Seiten Bedenken gehört, ob sich Eddie Vedder solo – und dann auch noch bestuhlt – lohnt, hinterher kann ich sagen: Absolut! Gerne immer wieder!

*Natürlich konnte ich es mir doch nicht nehmen lassen, heimlich ein paar Songs aufzunehmen – allerdings rein akustisch und damit relativ blogungeeignet…

**Es war Black.

Farbcodes und blinde Flecken, Nostalgie und 1000 Fragen

Heute habe ich auf Arbeit an einem Respectful Workplace Training teilgenommen. Der interessanteste Teil davon war, dass uns Situationen präsentiert wurden, die wir per Farbcode einschätzen sollten – Grün für unproblematisch, Gelb für potenziell kritisch und Rot für ein “No-No” (das Ganze fand auf Englisch statt). Aus den individuellen Einschätzungen ergaben sich dann spannende Diskussionen, deren Grundtenor war: Es kommt halt immer auf die Umstände und den Kontext an, trotzdem ist es wichtig, sich der Tatsache bewusst zu sein, dass jeder Mensch in jeder Situation andere persönliche Schwellen hat, ab denen es für ihn*sie problematisch wird und deswegen dann besonders im professionellen Kontext (aber natürlich auch überall sonst) mit Bedacht zu kommunizieren. In den allermeisten Punkten war meine Einschätzung konform mit der der Trainerin, ich glaube ich bin durch fast 11 Jahre Twitter schon ziemlich gut sensibilisiert. 😉 Interessant war es dann, diese Thematik mit in die Pause zu nehmen und Kolleg*innen davon zu berichten, die nicht am Training teilgenommen hatten. Der Farbcode fand dann sofort auch in den Pausengesprächen Anwendung und da musste ich dann feststellen, dass trotz aller Sensibilisierung auch ich blinde Flecken habe – mindestens ein Gelb und sogar ein Rot (allerdings ging es dabei um keinen der üblichen -ismen) wurden mir berechtigterweise entgegengebracht und ich bin da sehr dankbar für, da es mich wachsam und achtsam hält.

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Heute vor genau 23 Jahren besuchte ich nach der Schule eine Klassenkameradin und wir sahen uns das folgende Video (natürlich auf VHS) an, das mich sofort, nachhaltig und für immer in Sachen Street Credibility versaut hat. Was soll ich sagen: 23 Jahre später bin ich noch da, die Band ist noch da, und auch dieses Jahr werde ich sie wieder live sehen, da hilft es auch nicht, dass mein erstes selbstgekauftes Album Planet Punk von Die Ärzte war.

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Nach einer ganzen Woche täglichen Bloggens gibt es dann heute endlich die nächste Runde der 1000 Fragen.

Der Jawl fasst die Erklärung bei sich immer schön zusammen:

Die Fragen stammen übrigens übrigens ursprünglich mal aus dem Flow-Magazin, Johanna von pink-e-pank.de hat daraus eine persönliche Blog-Challenge gemacht und Beyhan von my-herzblut.com hat das PDF gemacht.

 

121. Gibst du der Arbeit manchmal Vorrang vor der Liebe?

Beides ist schon vorgekommen, manche Zeiten verlangen, dass man die Arbeit über der Liebe etwas vernachlässigt, manche Zeiten verlangen auch mal das Gegenteil. Zum Glück war ich nie in der Situation, mich ganz absolut für eines von beiden entscheiden zu müssen, das stelle ich mir sehr schwer vor (zumindest in meiner Situation, in der ich eben auch meinen Job sehr liebe).

 

122. Wofür bist du deinen Eltern dankbar?

Dafür, relativ behütet und sorgenfrei aufgewachsen zu sein. Dafür, dass ich mein Studium und die erste Zeit danach dank ihrer Unterstützung unbelastet von finanziellen Zwängen leben und mich ausprobieren konnte (und nach meinen Interessen studieren konnte, ohne mich von wirtschaftlichen Überlegungen einschränken zu lassen). Dafür, dass sie in jeder Situation bedingungslos für mich da sind und zu mir stehen. Und für die seltenen Momente, in denen sie einsehen, dass ich spätestens jetzt mit Mitte 30 auch einfach Entscheidungen treffen darf, ohne dass sie diese gutheißen müssen 😉

 

123. Sagst du immer, was du denkst?

Fast immer. Es gibt Situationen, in denen es besser ist, die Klappe zu halten, gerade im beruflichen Kontext. Im Privaten hingegen nehme ich meist kein Blatt vor den Mund und das Leben beweist mir immer wieder (zum Beispiel in den letzten paar Tagen sehr deutlich), dass das das richtige Vorgehen ist.

 

124. Läuft dein Fernsehgerät häufig, obwohl du gar nicht schaust?

Nein. Manchmal nutze ich gleichzeitig auch noch einen Second (Handy) oder gar Third Screen (Laptop oder Tablet), aber wenn mich das, was der Fernseher zeigt so wenig interessiert, dann mache ich ihn einfach aus, ich brauche ihn nicht als Hintergrundrauschen.

 

125. Welchen Schmerz hast du nicht überwunden?

Da gibt es tatsächlich mehrere. Solche, die schon viele Jahre zurückliegen und solche, die erst in den letzten paar Monaten und Jahren hinzukamen. Das wird auch eine Aufgabe für die nächste Zeit, mich damit intensiv auseinanderzusetzen.

 

126. Was kaufst du für deine letzten zehn Euro?

Was zu essen.

 

127. Verliebst du dich schnell?

Ja, nicht immer ernsthaft und nicht immer nachhaltig, aber das Grundgefühl erreiche ich sehr schnell.

 

128. Woran denkst du, bevor du einschläfst?

Meistens lese, höre oder schaue ich dabei etwas, damit ich eben gerade nicht denke, sonst wird es schwer mit dem Einschlafen. Ansonsten ist natürlich alles im Zusammenhang mit Frage 127 immer gern genommen. Oder Urlaubserinnerungen.

 

129. Welcher Tag der Woche ist dein Lieblingstag?

Es war lange der Sonnabend (ausschlafen UND lange aufbleiben und dann auch noch so viel freie Zeit!), dann lange der Dienstag (während des Studiums, Club-Programm-bedingt). Seit einigen Jahren habe ich da aber keinen Favoriten mehr und selbst Montage jagen mir keinen Schrecken ein.

 

130. Was würdest du als deinen grössten Erfolg bezeichnen?

Gut durchs Leben gekommen zu sein, ohne mich allzu sehr zu verbiegen oder von Schicksalsschlägen gebrochen zu werden.

 

Warum singen mich gesund macht oder Reise in die Vergangenheit

Nach dem Konzertbesuch neulich und besonders seit dem konspirativen Musizieren am Mittwoch musste ich wieder öfter an meine Chor-Vergangenheit denken, in der solche musikalische Zusammenkünfte zu meinen regelmäßigsten Freizeitbeschäftigungen gehörten. War das schön damals! Nun muss man wissen, dass ich eigentlich mit einem großen dicken Vorurteil gegenüber Chören aufgewachsen bin. Die Chormusik, die ich kannte, fand ich weitestgehend langweilig. Und die Chorleute, die ich kannte, kamen immer ziemlich sektenmäßig rüber. Das mag daran gelegen haben, dass die einzigen Chorleute, die ich bewusst wahrnahm, die von Ten Sing waren, einem kirchlich angehauchten Chorprojekt, aus dem bei uns zuhause z. B. Silbermond hervorgingen. Das wirkte von außen immer wie eine eingeschworene Gemeinschaft, die sich relativ undurchlässig nach außen hin abgrenzte und untereinander eine Friede-Freude-Eierkuchen-Gemeinschaft lebten, die mir irgendwie suspekt vorkam. Ein paar Jahre später gehörte ich dann zu genau so einer eingeschworenen Gemeinschaft, nur ohne den kirchlichen Aspekt. Die Gründe dafür? Freundschaft, Musik und Alkohol…

Wir schreiben das Jahr 2004 und ich studiere in Rostock. Die beste Kolleginnenfreundin (damals noch beste Kommilitoninnenfreundin) und ich gehen mindestens einmal pro Woche abends zusammen in unserem Lieblingsclub tanzen. Seit sie vor ein paar Monaten angefangen hat, in einem Chor zu singen, sind immer öfter auch verschiedene Chormitglieder dabei, die ebenfalls zu Freunden werden. Nach und nach entwickelt sich eine gewisse Routine: Montags Filmabend bei dem Freund, von dem ich bald erfahre, dass er der Chorleiter ist. Dienstags Tanzen im Club. Mittwochs Kneipenabend in der Chor-Stammkneipe und entweder donnerstags, freitags oder sonnabends nochmal Tanzen, je nach aktuellem Clubprogramm. Es sind übrigens Semesterferien, während des Semesters waren wir unter der Woche meist nur einmal tanzen… 😉 Jedenfalls, da Semesterferien sind, finden keine Chorproben statt, wohl aber die Nachprobenabende in der Kneipe. So lernen mein damaliger Freund und ich nach und nach den halben Chor schon auf freundschaftlicher Basis kennen, ohne jemals einer Probe beigewohnt zu haben. Bei den Abenden ist immer eine Gitarre dabei und irgendwann wird gesungen – Gassenhauer aus “Das Ding“, ein paar der Chorlieder (I Will Sing Hallelujah, Your Shining Eyes, Lift Your Head Up High…) und am Ende des Abends immer Nothing Else Matters in der Akustikversion inkl. jedes einzelnen Gitarrentons.

Am Ende der Semesterferien sind mein Freund und ich weichgeklopft und ab der ersten Chorprobe sind wir dabei. Ich weiß noch genau, dass wir an jenem ersten offiziellen Abend das bereits genannte I Will Sing Hallelujah endlich richtig lernten, außerdem Money Money Money von ABBA und You’re The One That I Want vom Grease-Soundtrack. Und nach der Probe ging es natürlich wieder in die Stammkneipe. Ab da gehörten wir endgültig dazu und für die nächsten 2-3 Jahre bestimmten der Chor und seine Mitglieder einen großen Teil meiner/unserer Freizeitgestaltung und weite Teile des Freundeskreises. Egal, was man geplant hatte – für jede Aktivität fanden sich Leute, die mitmachten. Zu den offiziellen Chorproben, Kneipenabenden, Chorfahrten, Probentagen und Konzerten kamen diverse Spieleabende, Filmabende, Parties aller Art, Grill-Sessions am Strand und im Stadthafen, Ausflüge zu Konzerten nach Stralsund oder Berlin… Dazu kam unser Forum auf der Chor-Webseite sowie ICQ und Co., über die wir miteinander kommunizierten, wenn wir uns nicht sahen.

Aber eigentlich sahen wir irgendjemanden aus dem Chor ohnehin jeden Tag. Mein damaliger Freund und ich wohnten sehr zentral in Rostock und so war unsere Wohnung oftmals der Treff- und Ausgangspunkt – mal geplant, mal spontan – für diverse Aktivitäten. Es gab eine Zeit, in der es täglich um ungefähr die gleiche Zeit klingelte und wir einfach nur noch die Tür öffneten. Eines der Chormitglieder wohnte quasi bei uns, weil wir ein Klavier hatten. Und eine Gitarre. Und eine Ukulele. Es bedurfte keiner Begrüßung oder Bedienung mehr, sie waren bei uns einfach zuhause, wussten wo alles war und gehörten quasi zum Inventar der Wohnung. Ich habe jede Menge tolle Leute über diesen Chor kennengelernt und einige davon gehören auch heute noch zu meinen engsten Freund*innen.

Aufgelöst hat sich das Ganze für mich irgendwann nach und nach, als sich auch der Rest meines Lebens änderte. Mit dem Freund war Schluss, irgendwann war ein neuer da. Ich lebte in einer WG, lernte neue Leute kennen und verbrachte sehr viel Zeit auf Konzerten, Festivals und in anderen Clubs als dem alten Stammclub. Eine Zeit lang ging ich noch regelmäßig zu den Proben, dann irgendwann nur noch unregelmäßig, dann nur noch zu den Kneipenabenden und irgendwann hörte auch das auf. Es hat halt alles seine Zeit. Und so ein Studierendenchor hat eine hohe Fluktuation. Menschen ziehen weg, neue kommen dazu, außerdem gibt es natürlich wie in jeder größeren Clique den einen oder anderen Konflikt aufgrund von geschlossenen und wieder gelösten Beziehungen einzelner… Irgendwann war es einfach nicht mehr das, was es mal war.

Heute aber habe ich mir die alten Noten nochmal vorgeholt. Mir ist nämlich in der letzten Zeit wieder bewusst geworden, wie gut mir dieses gemeinsame Musik machen tut. Und das Singen im Allgemeinen. Gestern und vorgestern war ich lange zu Fuß in der Stadt unterwegs und da ich meine Kopfhörer gerade irgendwie versaubeutelt habe, musste ich mir selbst was vorsingen. Da fallen mir dann oft die alten Chorlieder ein – Bohemian Rhapsody und Don’t Stop Me Now natürlich, aber auch viele andere, die ich nicht wie diese aus dem Stegreif auswendig zusammenbekomme. Deswegen also heute nochmal das Herausholen und Absingen des gesamten Repertoires – der Hase war nicht da und die Katzen sind mittlerweile relativ resistent meinem schiefen Gesang gegenüber. Und wieder einmal merkte ich: Singen ist gesund und wirkt ausgleichend und aufmunternd auf mich. Daher freue ich mich sehr auf die nun folgende Woche, in der ich nicht nur Besuch von meiner Musikstudentinnencousine bekomme, mit der ich bestimmt das eine oder andere Liedchen schmettern werde, sondern auch noch eine lustige Karaoke-Runde angesetzt ist. Denn wie sangen schon die Wise Guys:

Wenn die Luft aus der Lunge Richtung Kehlkopf fließt,
wenn das Stimmbandsystem alles gut verschließt,
wenn die Stimmlippen mitwippen, bis sie richtig schwingen,
bezeichnet man den Vorgang allgemein als ‘Singen’.
Der Kehlkopf ist dabei der Tongenerator,
die Stimmbänder sind gewissermaßen der Vibrator.
Über sechzig Muskeln geben Gas,
doch das Allerbeste: Singen macht Spaß!

Sing!
Sing mal wieder –
Bach-Choräle, Pop oder Kinderlieder!
Sing (Sing mit)!
Band oder Chor,
oder sing dir in der Dusche selbst was vor.
Sing!
Sing wenn du verlierst!
Singen hilft immer. Aber nur wenn du’s probierst.
Sing (Sing mit)!
Auch wenn du gewinnst,
sing auch dann, wenn alle Leute denken, dass du spinnst.

Wer nicht schön singen kann – na, der singt halt laut,
denn die Hauptsache ist, dass man sich was traut.
Nur mit Scheuklappen rumtappen? Was soll das denn bringen?
Mach’ dich einfach locker und fang an zu singen!
Wer singt, bei dem kann man ohne Sorge pennen,
weil böse Menschen eben keine guten Lieder kennen.
Das Singen, das öffnet dir Tor und Tür.
Und manche Leute kriegen sogar Geld dafür…

Sing!
Sing mal wieder –
Rock, Punk, Soul oder Weihnachtslieder!
Sing (Sing mit),
Singen ist gesund!
Sperr die Ohren auf und benutz deinen Mund.
Sing!
Sing wenn du gewinnst!
sing, wenn alle Leute denken, dass du spinnst.
Sing (Sing mit)!
Auch wenn du verlierst,
Sing deinen Frust weg, bevor du explodierst.

Sing im Stadion,
sing im Friseursalon,
sing in der Warteschlange,
sing trotz Zahnarztzange!
Sing im Abendrot,
sing auf’m Segelboot,
sing, wenn du spontan verreist,
sing, außer wenn du Dieter Bohlen heißt!
Sing, wenn du bei ‘ner Taufe bist,
sing, wenn die Taufe schon gelaufen ist,
sing zur Beförderung,
sing auch bei ‘ner Beerdigung!

 

Zwei legendäre Abende

Ich habe ja noch gar nicht richtig von den letzten beiden Abenden erzählen können, die jeder für sich genommen und in ihrer Gesamtheit ziemlich legendär waren. Die richtigen Menschen zur richtigen Zeit gemeinsam am richtigen Ort waren das.

Es begann am Dienstagabend mit dem Geburtstag meiner Mama, bei dem außer dem Hasen und mir mehr so Leute der Elterngeneration waren – Verwandte ebenso wie alte und vergleichsweise neue Freunde. Es gab gutes Essen und guten Wein und ziemlich schnell drehten sich die Gespräche um Vergangenes. Gemeinsame Erinnerungen von Menschen, die sich seit über 40 Jahren (und teilweise über 60 Jahren) kennen. Der Hase und ich konnten uns bequem auf dem Sofa zurücklehnen und einem ganz besonderen Schauspiel beiwohnen.

Es ist ja so eine Sache mit der Erinnerung: Sie ist subjektiv, selektiv und mitunter auch schlicht und ergreifend spekulativ. Da sitzen also Menschen beisammen, die vor 45 Jahren eine (oder zwei?) Reisen zusammen unternommen haben und als Rucksacktouristen durch Bulgarien getrampt und in den dortigen Hochgebirgen gewandert sind.

Aber da fängt es schon an: Waren denn alle auf beiden Reisen dabei? Oder hat diejenige Recht, die steif und fest behauptet, nur ein einziges Mal in Bulgarien gewesen zu sein? Und zu welchem der männlichen Mitreisenden gehörte eigentlich “die anstrengende Freundin”, an die sich alle erinnern? Wer hat wann wo weswegen gekotzt? Wer schlief mit wem in welchem Zelt? Und als sie nach dem Regen mit den Schäfern zusammen am Feuer saßen, wurde da ein Schaf frisch geschlachtet oder hatte jemand rohes Fleisch im Rucksack dabei? Und dann waren da doch in dieser Massenunterkunft diese beiden Schwulen, die die ganze Nacht über Sex hatten, so dass ein Mitreisender, der sich mit ihnen ein großes Bett teilte, nicht schlafen konnte? Wann war das nochmal und wo? Und wie sind sie da hingekommen? Und wer war nochmal dabei? Am Ende wird das Fotoarchiv zur Hilfe genommen, das natürlich längst digitalisiert ist. Die Fakten scheinen nun klar, aber die Erinnerung sagt trotzdem etwas ganz anderes… Was ist wahr?

Das war alles wirklich sehr, sehr amüsant anzusehen, gerade auch wegen der bestehenden Geschwister- und Liebesbeziehungen und der Art, wie sich diese auf die Gesprächsdynamik und Wahrheitsfindung auswirkten. Wir haben alle Tränen gelacht. Übrigens waren Filmschaffende unter den Gäst*innen. Solltet Ihr ähnliche Szenen also demnächst im Fernsehen sehen, dann wisst Ihr, woher die Inspiration kam… Was mir dabei noch aufgefallen ist: Anscheinend hatten meine Eltern eine viel wildere Jugend als ich selbst, ich sollte da evtl. dringend nochmal was nachholen!

Deswegen traf es sich auch sehr gut, dass ich am Mittwochabend direkt zu einem kleinen konspirativen Treffen geladen war, bei dem in der Ecke eines Fensters oben links im Großraumbüro (Kenner wissen) mit wenigen Handgriffen ein Lounge-Bereich in einen Probenraum verwandelt wurde. Schlagzeug, Bass, zwei Gitarren, Percussion-Spielereien… alles da.  Und dann wurde da bis kurz vor Mitternacht musiziert, wobei mir vor allem eine beobachtende Rolle zukam. Aber wer mich kennt weiß: Wenn die Musik nicht so laut wär, dann wär sie auch nur halb so schön. Und wenn irgendwo Lieder gespielt werden, die ich mag, dann muss ich da auch mitsingen. Zum Glück wurde das von den Profis enthusiastisch begrüßt und die Gitarre war auch so laut, dass die schiefen Töne einfach verschluckt wurden.

So ging es kreuz und quer durch die Musikgeschichte – von Bob Marley über Rage Against the Machine und Nirvana bis zu Oasis, Die Ärzte, Fools Garden und Silbermond. Selbst ein katholisches Kirchenlied wurde von den drei anwesenden Katholik*innen verpunkt und zu Gehör gebracht, während die vier anwesenden Nichtkatholik*innen (samt Hund) etwas ratlos durch die Gegend schauten. Besonders schön war auch, wie auf der Suche nach neuem Liedgut die Inspiration mal aus der einen, mal aus der anderen Ecke kam. Mal war es eine Bassline, mal ein Gitarrenriff, mal ein Drumbreak, das von den anderen erkannt und aufgenommen wurde. Nicht immer wusste ich sofort, um welchen Song es gehen sollte, aber einige habe ich dann doch als einzige mehr oder weniger sofort erkannt und mitgesungen, etwa den “Schunder-Song” und “Hurra” von Die Ärzte oder “Durch die Nacht” von Silbermond.

Am Ende hatte fast jeder mal am Schlagzeug gesessen und auch Bass und Gitarren wechselten regelmäßig die Besitzer. Und ich wusste mal wieder, dass ich zwar nicht wirklich gut singen kann (besonders in schwierigen Tonlagen, in denen ich innerhalb einer Strophe ständig die Oktave wechseln muss, um die Töne halbwegs zu erreichen), aber dabei wirklich unglaublich viel Spaß habe – zumindest wenn die Musik und die Begleitung stimmen. Zum Glück ist die nächste Runde bereits angesetzt und vorher treffe ich alle Beteiligten schon nächste Woche in der Karaoke-Kabine wieder ❤

Was mich krank auf der Couch so bewegte

Die Erkältung ist immer noch merkwürdig, und ganz schön arbeitgeberfreundlich, denn ein wenig schlimmer wurde sie erst heute, am Wochenende. Wobei schlimm auch relativ ist: Weder ist meine Nase die ganze Zeit zu, noch läuft sie ständig. Dafür tun mir der Kopf und die Nebenhöhlen weh – obwohl ich frei und mit geschlossenem Mund atmen kann. Ein wenig Halsweh und Husten dazu – alles nicht tragisch eigentlich – und insgesamt fühle ich mich trotzdem irgendwie krank. Deswegen habe ich auch heute beschlossen, einfach mal liegen zu bleiben, Tee zu trinken und es ruhig angehen zu lassen.

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So hatte ich viel Zeit, das Internet leer zu lesen und mir auch ein paar Videos anzusehen, die in der letzten Zeit aufgelaufen sind. Darunter auch das des gestern in Bautzen gelaufenen Gesprächsforums “Zurück zur Sachlichkeit”. Die Süddeutsche fasst das Geschehen in einem Artikel ganz gut zusammen. Wer sich selbst ein Bild machen und die komplette zweistündige Veranstaltung sehen will, kann das hier tun. Gerade die erste Hälfte ist beschämend und zeigt ganz genau, warum Bautzen inzwischen einen eindeutigen Ruf als Stadt mit Naziproblem hat. Nicht etwa, weil Menschen wie Annalena Schmidt auf rassistische Vorfälle und die tiefer Verwurzelung rechter Strukturen in der Stadt hinweisen, sondern aufgrund der Reaktion darauf: Wer auf Missstände hinweist, wird niedergebrüllt und persönlich angegriffen, anstatt dass auf die Probleme eingegangen wird. Den Mahnern wird vorgeworfen, die Stadt zu diffamieren, anstatt dass man sich eindeutig gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit positioniert und der Welt beweist, dass in Bautzen auch weltoffene Menschen leben. Für mich war das Video auch deswegen aufwühlend, weil ich einige der Redner kenne – und zwar auf beiden “Seiten”. Einer von ihnen ist der Vater eines guten Freundes aus Schulzeiten – das macht mich immer noch fertig. Mehr über dieses ganze Bautzen-Ding habe ich vor 2,5 Jahren schon mal aufgeschrieben…

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Der Hase war heute auch ein wenig politisch unterwegs, wenn auch auf einer völlig anderen Ebene. Sein Berliner Lieblingsfußballverein, Tennis Borussia (ehemaliger Vereinspräsident: Hans Rosenthal), erlebt derzeit eine Krise. Auf der letzten Vereinssitzung kam es zu einer Art “feindlichen Übernahme” des Vereinsvorstands durch den Hauptsponsor. Dieser hat viel Geld in den Verein gesteckt und möchte ihn nun so schnell wie möglich zum Aufstieg bringen. Solche Ambitionen gab es in der Vereinsgeschichte schon öfter, meist endeten sie in einem Debakel und Ab- statt Aufstieg. Deswegen sind die Fans des sich offen gegen Rassismus, Sexismus und Homophobie positionierenden Oberligavereins verständlicherweise besorgt um ihren Verein und machen ihrem Unmut öffentlich Luft. Sie schalteten eine Anzeige in der Fußballwoche und boten sich anderen Fans als erfahrenes Publikum an. Natürlich meldeten viele Vereine solidarisch ihr Interesse an und so ging der Hase heute mit einem Freund und rund 200 anderen TeBe-Fans zum Kreisliga-A-Verein Blau-Weiß Friedrichshain auf das Dach von Metro am Ostbahnhof und feuerten mit eigens erdichteten Fan-Gesängen die “Rooftop Boys” gegen SF Charlottenburg-Wilmersdorf II an. Wer den Hasen kennt, erkennt ihn in diesem Video. Zahlreiche Berliner Medien berichteten außerdem.

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Das für mich Beste am Ausflug des Hasen war, dass er mit einer Packung Donuts zurückkam, die wir im Laufe des Tages ganz geschwisterlich fifty-fifty miteinander teilten. Außerdem gab es heute noch Smashed Potatoes zu essen, nachdem mich ein Instagram-Post von Nadia gestern inspiriert hatte.

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Bester Dialog heute:

Ich: “Ich habe übrigens die Leberwurst angebrochen.”

Der Hase: “Iiiih, wieso machst Du denn sowas? Wenn Du sie nicht magst, musst Du sie ja nicht essen!”

Ich wusste, dass er so reagieren würde, kaum hatte ich meinen Satz ausgesprochen. Und ich musste schon in freudiger Erwartung kichern. Soviel darüber, worüber ich richtig laut lachen kann

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Ein weiteres Highlight des Tages war, dass ich ein exklusives Video vom vorgestrigen Konzert von We Are Scientists in Rostock zugespielt bekam. Und zwar von meinem Lieblingslied der Band, die ich vor 12 Jahren einmal interviewen durfte. Damit ich keine Urheberrechtsprobleme bekomme, entlasse ich Euch aber mit dem offiziellen Video-Clip und hoffentlich einem Ohrwurm. Nobody Move, Nobody Get Hurt ist ja auch ein schönes Motto für so einen Kranktag. In diesem Sinne:

Guy Patterson macht jetzt in Feminismus

Um dieser etwas merkwürdigen Aussage Sinn einzuhauchen, muss ich Euch mit zurücknehmen in meine Vergangenheit, zurück in die Pubertät…

Es ist 1996 und meine (nee, meine Freundin ist nicht weg und bräunt sich) Mama nimmt mich mit ins Kino, um mir einen Film zu zeigen, den sie neulich im Flugzeug schon gesehen hat und dessen Titeltrack in Australien, wo sie und Papa gerade Urlaub gemacht haben, ein Charthit wurde: That Thing You Do! Zack, hatte ich einen neuen Lieblingsfilm. Nun war das damals in Bautzen und dort kamen die guten Nicht-Mainstream-Filme immer genau einmal (wenn überhaupt), nämlich montags im “Kino extra”, also hatte ich keine Chance, den Film ein zweites Mal im Kino zu sehen. Ich wartete also ungeduldig auf den Video-Release.

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Sobald das Video in unserer örtlichen Videothek angekommen war, habe ich es ausgeliehen und zuhause direkt angesehen. Und als der Abspann abgelaufen war, zurückgespult und gleich nochmal von vorn angefangen. Und dann habe ich es an dem Wochenende noch zweimal gesehen. Dann schlug Mama mir eine illegale Raubkopie vor (ich denke, das ist verjährt, Mama ;)) und wir schlossen unsere beiden Videorekorder an den Fernseher an. Leider war ein Kopierschutz auf der Kassette und nur der Ton wurde sauber kopiert, vom Bild war nicht viel zu sehen. Trotzdem hatte ich zumindest die ersten 10 Minuten des Films als Tonspur und auch die habe ich mir ab und zu angehört (und regelmäßig den Film wieder ausgeliehen), bis dann endlich, endlich das Kaufvideo auf dem Markt war, das ich mir direkt am ersten Tag gekauft habe.

Der Film ist wirklich ziemlich großartig (die IMDB-Bewertung ist da nicht ausreichend ;)), hat ein sehr gutes und witziges Drehbuch, tolle Schauspieler, gute Stimmung, super Musik… Ein absoluter Gute-Laune-Film und dabei nicht ohne Tiefgang.

Und That Thing You Do! hat Guy Patterson. Er ist “der Drummer, der den den Takt hält, das Rückgrat”. Er kommt als eigentlicher Jazz-Fan zu einer aufstrebenden Rock’n’Roll-Band hinzu, macht einen okayen Song zu einem Riesenhit, sorgt für beatlesque Erfolge, bleibt dabei die ganze Zeit aber auf dem Boden der Tatsachen und verkraftet so das Ende der Band von allen am Besten. Und er spannt dem karrieregeilen Gitarristen die Frau aus(natürlich erst nachdem sie den verlassen hat natürlich, er ist ja Gentleman) und macht mit ihr zusammen eine Jazz-Schule auf. Guy ist die Hauptfigur in dem Film, auf eine unaufdringlich normale Art gut aussehend, unglaublich lieb, witzig und eben irgendwie “besonders”. Ihr merkt es schon, Klein-loosy war verliebt. (Und ich möchte betonen: In die Filmfigur, nicht den Schauspieler!) Ich glaube tatsächlich, dass mich Guy im Hinblick auf die Männer, die mich interessieren, entscheidend geprägt hat und entdecke in der Rückschau wahrscheinlich bei jedem irgendeine Parallele.

Jedenfalls, “That Thing You Do!” ist immer noch in meiner ewigen Top 5 meiner Lieblingsfilme drin. Ich habe mir natürlich auch die DVD gekauft, auf Englisch und inkl. des deutlich längeren Director’s Cuts. Der macht den Film im Nachhinein nochmal großartiger, aber ich bin ganz froh, dass ich ihn erst Jahre später gesehen habe. Einige der Szenen zeigen Guy in Situationen (Sex ‘n’ Drugs ‘n’ Rock ‘n’ Roll), die meinem 13-jährigen Ich so gar nicht gefallen haben. Mein ca. 23-jähriges Ich fand ihn dadurch nur noch ein bisschen toller und sympathischer. Anyway…

Den Schauspieler hinter Guy, Tom Everett Scott, fand ich schon auch ganz hübsch, aber leider hat er hinterher nie wieder Rollen und Filme gespielt, die mich interessiert hätten. Und dann saß ich vor zwei Jahren mit einer Freundin im Freiluftkino Friedrichshain und schaute La La Land. Wie es sich gehörte, war ich natürlich für die Dauer des Films total in Ryan Goslings Sebastian verknallt. Und dann taucht ganz am Ende plötzlich Tom Everett Scott als der neue Freund von Emma Stones Mia auf, bevor es an die Schlüsselszene des Films geht, in der Sebastian und Mia sich wiedersehen, ihre gemeinsame Zeit heraufbeschworen wird und sie trotz der aufwallenden Gefühle ihren Frieden miteinander machen. Diese Szene ist an sich schon unglaublich und wurde für mich durch “Guy Patterson” nochmal zum absoluten Mindfuck – da Sebastian und Mia, in meinem Kopf ich und Guy… 😉

Ich habe mich dann noch einmal in die Tiefen des Internets bewegt und u. a. herausgefunden, dass sowohl La-La-Land-Regisseur Damien Chazelle als auch Ryan Gosling und Emma Stone riesige That-Thing-You-Do!-Fans sind, dass Sebastian durchaus ein bisschen nach Guys Vorbild geschrieben wurde (das ganze Jazz-Ding!), dass sie in der Vorbereitung des Films sehr viel über That Thing You Do! gesprochen haben und deswegen dann Tom Everett Scott diese Cameo-Rolle angeboten wurde und sie alle hellauf begeistert waren, als er zusagte. In dem Zusammenhang habe ich dann auch gleich noch weiter rumgelesen, alte und neue Interviews mit den TTYD-Schauspieler*innen angesehen und bin einigen von ihnen auf Instagram gefolgt. Unter anderem natürlich auch Tom Everett Scott.

Darüber habe ich dann mitbekommen, dass er jetzt in einer Serie mitspielt und mir die dann natürlich auch gleich angeschaut: In I’m Sorry geht es um eine Comedy-Autorin (Andrea Savage), ihren Mann (Tom Everett Scott), ihre kleine Tochter (Olive Petrucci) und ihre Mutter (Kathy Baker). Es geht um das Leben in Hollywood/LA in der heutigen Zeit, um Feminismus, Gender Equality, #metoo, LGBTQI-Rechte, Political Correctness, Sex Positivity, Erziehung usw. usw. Eine Art “Curb Your Enthusiasm” in jung, weiblich, feministisch und sympathisch. Ziemlich anders auf jeden Fall, als die “Mainstream”-Sitcoms, die so zu uns rüberschwappen und wirklich, wirklich lustig. Super ist außerdem wie selbstverständlich gleichberechtigt die beiden Paarsein und Elternschaft leben. Kann ich Euch allen nur ans Herz legen! (Und der großartige Jason Mantzoukas spielt auch mit.)

Und zum Schluss nochmal ein kleines bisschen That Thing You Do!, den Ihr natürlich ebenso dringend gucken solltet – wer diesen Film liebt, kann kein schlechter Mensch sein und wenn Ihr ihn genau so liebt, wie ich, habt Ihr (aufgrund positiver Erfahrungen) auf jeden Fall einen Stein im Brett bei mir. Für Viewing Parties (deutsch, englisch oder Director’s Cut) bin ich auch jederzeit bereit und zu haben! 🙂

 

Guter Chor ist gut: Die Happy Disharmonists in der Bar jeder Vernunft

Die Demo gestern hat mich aus Gründen ein wenig aus meinem eigentlichen Blogrhythmus hinausgeworfen. Eigentlich soll das ja hier so ein bisschen ein Tagebuch sein und da kommt vor dem Sonnabend natürlich noch der Freitagabend. Den verbrachte ich in netter Begleitung in der Bar jeder Vernunft, beim Konzert der Happy Disharmonists. Gleich vorab: Meine beste Kolleginnenfreundin* singt in diesem Chor mit und hat uns für den Abend Steuerkarten besorgt, diese haben wir aber selbst bezahlt und somit ist auch dieser Text wieder keine Werbung 😉

Insgesamt war das mein drittes Mal Happy Disharmonists, diesmal jedoch lag das letzte Mal bereits so lange zurück, dass das Programm für mich fast komplett neu war. Jedes Mal wieder stelle ich fest, dass ich zu den jüngsten Menschen im Publikum gehöre. Das liegt vermutlich daran, dass ich nur wenig älter bin, als der Chor selbst, in dem auch immer noch einige Mitglieder der Originalbesetzung singen, die ihn damals zu Schulzeiten gegründet haben. Das bedeutet einerseits, dass es natürlich auch Fans gibt, die schon genau so lange dabei sind und andererseits, dass Freund*innen und Familienangehörige der Chormitglieder oftmals auch keine 12 mehr sind (also außer den Chorkindern vielleicht).

Jedes Mal beim Ankommen denke ich also: Hui, wo bin ich denn hier hingeraten, die sind ja hier alle viel älter und gesetzter als ich und dann ist das ja auch noch ein Chor-Konzert und Chor-Konzerte sind ja im Allgemeinen auch eher was für die ein bisschen spießigeres Publikum als ich mich gerne wähne… Und dann singen die los und alle Befürchtungen sind vergessen: Erstens ist das hier ein Pop-Chor und zweitens hat er auch sehr viel Selbstironie. Gleich zu Beginn wird der Pop-Chor-Hype aufs Korn genommen und gezeigt, dass sie von klassischem Chorgesang über A Capella bis hin zu musikalisch höchst anspruchsvollen Covern und Remixen verschiedenster Genres alles drauf haben.

Natürlich gab es auch das eine oder andere Lied, das mich weniger umhaute und den einen oder anderen “Stur lächeln und winken”-Moment, aber die meiste Zeit über konnte ich nur staunen. Besonders über die bereits angesprochenen Cover und Remixe. Da hauen die mal eben ein Mash-up von David Bowies “Major Tom” mit Peter Schillings “Major Tom (Völlig Losgelöst)” hin, verbandeln kleine und große Momente der Pop-Geschichte mit Einsprengseln von “Rule Britannia” und top-aktueller Brexit-Problematik, schummeln ihrem gesetzten älteren Publikum Ärzte-Songs unter, bei denen es Lachanfälle bekommt, untermalen das Märchen vom Froschkönig mit kulturellen Anspielungen und musikalischen Zitaten von “Bohemian Rhapsody” bis “1000 und 1 Nacht”, hauen das eine oder andere politische Statement raus, dass sich gewaschen hat oder treiben meiner Begleitung mit einem Pink-Floyd-Cover unerwartet Tränen in die Augen…

Ein Konzert der Happy Disharmonists sei hiermit jedem anempfohlen, der Spaß an gut und clever gemachter Musik hat. Aber Vorsicht: Sie sind immer sehr schnell ausverkauft – das Drama, bis wir die benötigte Anzahl Karten noch ergattern konnte, wäre einen eigenen Blogbeitrag wert gewesen…

*Es fühlt sich komplett falsch an, hier das Wort Kollegin überhaupt mit einzubringen. Wir sind seit mehr als 16 Jahren sehr enge Freundinnen, haben zusammen studiert und tatsächlich auch mal zusammen in einem Chor gesungen und zusammen arbeiten tun wir erst seit etwas mehr als 8 Jahren 😉 Der Begriff “beste Kolleginnenfreundin” ist hauptsächlich der Unterscheidung zu anderen guten Freundinnen und der offiziellen besten Freundin geschuldet, die ja hier im Blog alle irgendwie ein Pseudoym benötigen.

Vorsatz-Pause mit Kuchen und Musik

Dieses Wochenende ist kein gutes für meine Vorsätze. Erst habe ich zwischen dem Freitagsdate, der “Wir haben es satt“-Demo und dem danach dringend nötigen Ausruhen und Serien gucken gestern komplett vergessen, zu meditieren und dann brachten mich regelmäßig stattfindende Prozesse an meinen primären Geschlechtsorganen heute dazu, auf das zweite Training diese Woche zu verzichten und noch einen eher ruhigen Tag einzulegen. Da die kommende Woche schon relativ vollgepackt ist, könnte das auch bedeuten, dass ich es nächste Woche auch nur einmal zum Sport schaffe, da ich erst am Donnerstag den ersten freien Abend dafür habe.

Das Schöne an Vorsätzen ist ja aber, dass sie dafür da sind, dass man sich mit ihnen besser fühlt und sich eben gerade nicht durch sie unter Druck setzen lässt. Deswegen mache ich mir deswegen jetzt einfach gar keinen Stress und blogge* eben über die Dinge, die ich stattdessen getan habe.

Der Tag begann damit, dass ich eine Playlist mit Lieblingssongs übersendet bekam, nachdem ich gestern Nachmittag einen Kollegenfreund/Freundkollegen/Kollegen/Freund (irgendwie so, ich arbeite noch an der Definition) im Auftrag des Hasen nach seiner Lieblingsmusik befragt hatte. Schon während ich diese Frage stellte, wurde mir bewusst, wie schwer sie eigentlich zu beantworten ist. Ich habe ja u. a. über “High Fidelity” meine Master-Arbeit geschrieben und Top-5-Listen sind ein Motiv, das sich durch das gesamte Buch zieht. Und eben auch, dass es unmöglich ist, sich wirklich auf eine All-Time-Favorite-Top-5 festzulegen.

Einerseits gibt es dafür viel zu viel tolle Musik und niemand, der Musik ernst nimmt, kann ernsthaft eine abschließende Rangfolge finden. Und andererseits hängt die Rangfolge immer von diversen Faktoren ab. Je nach Stimmung und Zeitpunkt ist sie anders. Es spielt auch eine Rolle, wem man seine Liste mitteilen möchte. Je nach (geschätztem) Musikgeschmack der oder des Fragenden sähe meine Liste sicherlich anders aus – etwa leicht an den Geschmack desjenigen angepasst oder mit Absicht komplett entgegengesetzt, auf Gemeinsamkeiten konzentriert oder in dem Bestreben, der anderen Person vielleicht neue Horizonte zu eröffnen.

Ich persönlich habe dann immer noch die Frage einer E- oder U-Liste. Wähle ich die Musik aus, von der ich weiß, dass sie qualitativ die hochwertigste ist? Oder die Musik, die ich am meisten feiere, auch wenn ich weiß, dass sie niveautechnisch nicht allzu viel reißen kann? Oder doch eine Mischung aus beidem?

Ich entschied mich für eine Mischung, mit leichtem Fokus auf Gitarrenmusik, die zu Bewegung einlädt. (Was ja auch im Großen und Ganzen genau meinem Musikgeschmack entspricht, aber ich habe dann eben auch ein paar Guilty Pleasures weggelassen bzw. von den Guilty Pleasure Bands Stücke gewählt, die ungefähr in diese Richtung gehen.) Zum Zusammenstellen bin ich nicht danach gegangen, was mir als erstes einfällt (was auch eine Option gewesen wäre, aber möglicherweise nicht so allumfassend), sondern habe zunächst meine bestehenden Playlisten nach “Best of the Best”-Kriterien gefiltert, dann einiges ergänzt, was mir assoziativ ins Hirn sprang und bin dann zum Schluss noch Vorschläge durchgegangen, die mir der Algorithmus dazu machte. Dabei kamen auch noch der eine oder andere Song dazu, der mir vorher schlicht nicht in den Kopf kam. Herausgekommen ist eine Playlist mit über 10 Stunden Spieldauer, die in den nächsten Wochen sicher noch regelmäßig weiter wachsen wird, im Shuffle-Modus abgespielt werden sollte und mir heute schon sehr viel Freude gemacht hat:

(Aus irgendeinem Grund klappt das Einbetten hier leider nicht…)

 

Dass ich ganz schrecklichen Appetit auf diesen Kuchen bekommen würde, habe ich mir schonmal eine Packung Chocolate Chip Cookies aufgemacht und genascht. Dann aber klingelten die Nachbar*innen von letzter Woche und brachten uns etwas von ihren selbst gebackenen Muffins und Kuchen (große Nachbar*innenliebe!) und DANN stellte sich auch noch heraus, dass meine Sorge ganz unbegründet gewesen war: Der beste Hase der Welt hatte meinen begehrlichen Blick richtig gedeutet und neben dem großen Kuchen für die Kollegin auch noch einen kleinen für uns gebacken. Kuchentechnisch ist dieser Sonntag also eine 10/10.

 

*Das tägliche Bloggen schaffe ich erstaunlicherweise immer noch und darauf bin ich ehrlich gesagt auch am stolzesten.

Jahresrückblick 2017

Traditionen sind Traditionen und auch wenn dieses Blog in den letzten Monaten so gut wie verwaist ist, so gehört doch ein Jahresrückblick her. Einen Vorsatz zum häufigeren Bloggen im nächsten Jahr spare ich mir aber – das wirkt dann so albern, wenn es doch schon wieder nicht klappt. Und weil ich keine Lust auf das Jahresendstöckchen habe, gehe ich einfach monatsweise vor und konzentriere mich ab dem Februar nur noch auf die positiven Erlebnisse…

Januar

Dieses Jahr brachte schon in den ersten zwei Wochen das größtmögliche emotionale Auf und Ab des Jahres mit sich (Herz schlägt! Herz schlägt nicht mehr…), verbunden mit körperlichen Beschwerden aus der Hölle. Losgelassen hat mich das ganze auch ein knappes Jahr später noch nicht, was wohl auch mit ein Grund dafür ist, warum es im Blog so still war. Ich bin allen sehr dankbar, die in dieser Scheißzeit für mich da waren.

In Woche 3 wurde dann Trump vereidigt, was sich nahtlos in mein seelisches Tief einfügte. Laut dem Hasen war ich wochenlang geladen. Schönes gabs aber dann auch noch: Anti-Trump-Proteste, Vogelhochzeitssüßigkeiten und die Geburt des zweiten Kindes der besten Freundin.

Februar

Im Februar ging es zum ersten Mal in diesem Jahr nach Rostock, wo ein lieber Freund mein neues zweites Wohnzimmer eröffnete, das Törtchenlokal Waldenberger. Am Abend tanzte ich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder, bis das Licht anging und am nächsten Morgen lernte ich endlich die Tochter eines alten Freundes kennen und machte mit ihr den Warnemünder Strand unsicher.

Außerdem heiratete im Februar mein Bruder nach über 18 Jahren Beziehung meine Schwägerin. Wir schenkten eine Torte und die Nutzung unserer Wohnung als Partylocation.

März

Ich nenne den März 2017 meine “irischen Wochen”. Direkt am Anfang ging es für mich dienstlich nach Dublin. Dann war ich mit einer lieben Freundin beim Konzert von Jimmy Kelly, verbrachte den St. Patrick’s Day feuchtfröhlich mit dem Hasen im Pub und schließlich erschien die neue Kelly-Family-CD, die aus nostalgischen Gründen natürlich den Rest des Monats rauf und runter lief – so sehr, dass sie in meinen Spotify-Jahrescharts ganz oben landete, auch wenn ich sie in der zweiten Jahreshälfte deutlich seltener gehört habe.

April

Der April war politisch geprägt und ich wurde offiziell in ein Ehrenamt gewählt, das spätestens seitdem einen beachtlichen Teil meiner Zeit und Energie bündelt. Abgesehen davon feierten wir die Wohnungseinweihung zweier lieber Freundinnen, die nun endlich auch in Berlin wohnen, besuchten das Hasenpatenkind in Leipzig und aßen Waffeln im Garten. Am Ende des Monats verbrachten wir ein langes Wochenende auf einem Naturcampingplatz in der Mecklenburgischen Seenplatte. Dort begann ich passend zu den vorgenannten irischen Wochen it der Lektüre von Ulysses – die natürlich auch jetzt noch nicht beendet ist.

Mai

Im Mai fing der Hase seinen neuen Job an, mit dem er noch immer sehr sehr glücklich ist. Ich hatte viel Spaß auf der re:publica und die Erdbeerhäuschen kehrten endlich nach Berlin zurück. Außerdem kam meine geliebte Rostocker Indie Night für einen Abend nach Berlin und ich tanzte zum zweiten Mal in diesem Jahr bis zum Schluss. Und dann fuhren wir selbst nach Rostock, wo es unglaublich heiß war, so dass ich direkt anbaden konnte. Natürlich trafen wir auch viele liebe Freunde und sahen drei Bands live, unter anderem Zen Bison.

Juni

Der Juni brachte ich mich in eine noch ältere Heimat, zum 15-Jahre-Abi-Klassentreffen in Bautzen. Anlässlich meines Geburtstags gab es dann später ein Picknick bei uns im Hof –mit internationalen Gästen, vielen Kindern und sogar einem Hundekampf. Und Live-Musik war auch wieder dabei: Wir tanzten mit den Skatalites im Yaam.

Juli

Gleich zu Beginn des Monats feierten wir den 30. Geburtstag meiner Cousine mit einer großen Gartenparty und ich tankte ganz viel Familienfeeling mit meinen Cousins und Cousinen. Auch das nächste Wochenende wurde sehr flauschig – in einer auf Twitter organisierten Hilfsaktion bearbeiteten wir einen Schrebergarten in Pankow-Rosenthal, lernten dort unter anderem die wundervolle Mademoiselle Read On kennen und bekamen am Ende auch noch zwei Himbeerpflanzen für den Balkon geschenkt. Überhaupt war das ein Sommer voller Obst, der Hase hat literweise Saft, Apfelmus, Marmelade und Kompott hergestellt – komplett mit mundgeraubten Früchten aus den Innenhöfen der Umgebung (die sonst nicht geerntet werden). Achja, ein tolles weiteres Rostock-Wochenende mit der lieben Susanne war ebenfalls noch drin in diesem wunderschönen Sommermonat!

August

Im August fand unser alljähliches Cousins- und Cousinentreffen statt. Wir backten Pizza, schauten Filme, jagten uns um die Tischtennisplatte, schwitzten in der Sauna, tranken jede Menge Mate und quatschten bis tief in die Nacht. Später im Monat verbrachte ich beruflich eine Woche in Timmendorfer Strand und konnte dort nach Feierabend trotz kühlerer Temperaturen ein weiteres Mal in der Ostsee baden (und zum ersten Mal seit langem wieder Minigolf spielen). Zum Monatswechsel ging es dann für 4 Tage mit dem Hasen nach Stockholm.

September

Zurück aus Stockholm ging es mit dem Team direkt wieder aufs Wasser, und zwar bei einer Floßtour auf der Havel. Kurz danach ging es schon wieder nach Rostock, zu einem Kabarett-Abend mit Fiete und Schiete, viel Zeit mit Freunden und natürlich Strand und Törtchen. Als ich heimkam, überraschte mich der Hase mit Unmengen selbst gebackenen schwedischen Zimt- und Kardamomschnecken, die in den Folgetagen noch häufig Neid unter meinen Kolleg*innen hervorriefen. Dann ging es im September noch auf einen weiteren Business-Trip, diesmal nach Brüssel.

Oktober

Das Highlight des Oktobers war unser zweiwöchiger Roadtrip durch Sardinien, bei dem ich so viel gegessen habe, dass ich mir kurz vor Schluss noch den Magen verdarb und ein paar Tage so gut wie gar nichts mehr herunterbekommen habe. Ansonsten gab es viel Meer, Berge, Bäume und Getier zu sehen und vor allem jede Menge Erholung und Abschalten.

November

Anfang November war mein Bruder in Berlin und wir lösten gemeinsam sein Geburtstagsgeschenk ein: Ein Doppelkonzert von Dritte Wahl im Astra. Mitte des Monats besuchte ich eine liebe Freundin in Basel und verbrachte genau einen Tag mit Sightseeing, den Rest der Zeit mit Filme- und Serienschauen und jeder Menge Gesprächen. Am Wochenende drauf ging es wieder einmal nach Rostock, zu 20 Jahre Indie Night mit Live-Auftritten von Mortenson und Das Paradies – die nächste durchtanzte Nacht.

Dezember

Der Dezember war wie jedes Jahr geprägt von einerseits stressiger Arbeit und andererseits stressiger Vorweihnachtszeit – nur unterbrochen vom Geburtstag des Hasen, den wir mit einer spontanen Party doch ziemlich gut gefeiert haben. Dann sahen wir uns Das Paradies noch einmal gemeinsam in Berlin an und feierten den Hasengeburtstag noch ein zweites Mal, nämlich mit seiner Familie. Darauf folgten meine letzte Dienstreise des Jahres, die mich nach Nürnberg führte, die Firmenweihnachtsfeier, die Bescherung mit Bruder und Schwägerin und das Weihnachtsfest mit der Hasenfamilie. Das Jahr endete mit einem spontanen weiteren Rostock-Besuch am zweiten Weihnachtsfeiertag (mit einer weiteren durchtanzten Indie Night und einem Wiedersehen mit Cousins und Onkel) sowie zwei faulen Sofa-Tagen mit dem Hasen, bevor wir uns heute auf den Weg machten, um in einer Ferienwohnung in Vorpommern ganz still und leise zu zweit das Jahr zu verabschieden.

Wenn ich so zurückschaue, hat sich 2017 nach dem miesen Start deutlich gesteigert, jetzt bin ich gespannt, was 2018 bringt!

Silvester

#englandwalesroadtrip – Letzter Halt: Liverpool

Im Normalfall sind Urlaube ja immer viel zu kurz und spätestens ab dem Bergfest kann man nur noch daran denken, dass es ja bald vorbei ist. Zu diesem Umstand kommt für mich bei Roadtrips noch dazu, dass ich sie chronologisch plane. Die ersten Tage sind daher meistens komplett bis in alle Einzelheiten durchgeplant und ich habe die entsprechenden Seiten der Reiseführer ausführlichst studiert. Irgendwann verlässt mich dann aber die Planungslust und so kommt es, dass die letzten Tage oft eher improvisiert ist, was mal mehr und mal weniger gut klappt. Dieses Mal hatte ich allerdings Glück und konnte das Urlaubsenddilemma und die Trauer über das Verlassen von Wales geschickt mit einem wahren Highlight überspielen, auf das ich mich schon seit Monaten gefreut habe – einen Besuch bei einem meiner Lieblingsmenschen verbunden mit einem Beatles-Wochenende in Liverpool. Nix mit Urlaubsendstimmung – das war ein würdiger Abschluss!

19. August, nachmittags

Wir fahren von Llandudno aus Richtung Osten und lassen Wales mit einem lachenden und einem weinenden Auge hinter uns. Je näher wir England kommen, desto voller wird es auf den Straßen, dazu kommen Baustellen und Freitagabendstaus auf der Autobahn. Der Hase ist dann doch sehr froh, als wir Liverpool endlich erreicht haben und er das Autofahren Autofahren sein lassen kann. Wir stehen vor der Wohnung meines guten Freundes Igor (Wer erinnert sich noch?) und seiner Freundin und Bandkollegin Ibone. Ich habe Igor vor 4,5 Jahren in Sevilla kennengelernt, ein halbes Jahr später habe ich ihn in London besucht. Jetzt hat es dank glücklicher Fügung endlich mit einem Wiedersehen geklappt – vor ein paar Monaten sind die beiden gemeinsam mit ihrer Mitbewohnerin, die wie sie aus dem Baskenland stammt, nach Liverpool gezogen und damit praktischerweise auf unserer Reiseroute gelandet. Die Wiedersehensfreude ist groß!

Wie immer, wenn wir uns sehen, geht es sehr viel um Musik und die Beatles sind auch immer dabei. In Sevilla tranken wir Tee aus Beatles-Tassen, in London kauften wir ein Beatles-Poster für sein Wohnheimzimmer, besuchten die Abbey Road Studios sowie das Haus in der Savile Row, auf dem das Konzert auf dem Dach stattfand (beides von außen) und aßen im Ravi Shankar 😉 Hier in Liverpool drehen wir die Beatlemanie natürlich bis auf 11 hoch. Gleich auf dem Whiteboard in der Küche emfangen uns Paul und John, die Ibone dort hingemalt hat. Sie arbeitet übrigens (natürlich!) im Café des Beatles-Museums “The Beatles Story” und bietet uns sofort kostenlose Tickets an. Yes, please!

 

Da die Wohnung direkt in Chinatown liegt, ist die Abendessenplanung recht einfach. Wir gehen zur Big Bowl Noodle Bar und essen leckere große Nudelsuppen. Dazu gibt es für mich einen schönen heißen Bubble Tea, hier Milky Pearl Tea genannt. Was muss, das muss. Wir haben uns viel zu erzählen und sind auf dem Heimweg mitten ins Gespräch vertieft, als mich plötzlich etwas heftig an der Schulter trifft. Erst denke ich, der Hase hätte mich ruckartig nach hinten gezogen, damit ich nicht irgendwo dagegen laufe (es wäre nicht das erste Mal), dann fängt es an, wehzutun. Mir gehen die wildesten Gedanken durch den Kopf, doch dann entdecken wir unten auf dem Boden ein kaputtes Ei. Jemand muss es aus einem fahrenden Auto nach mir geschmissen haben. Liverpool kann sehr merkwürdig sein an einem Freitag Abend! Auf den Schreck geht der todmüde Hase zuhause gleich erstmal ins Bett, ich sitze mit den beiden noch ein paar Stunden zusammen, bevor auch mir langsam die Augen zu fallen.

 

20. August

Am nächsten Morgen gibt es ein gemütliches Frühstück mit spanischen Anteilen (Kekse und Instant-Kaffee) und englischen Komponenten (Tee mit Milch, Lemon Curd, Marmelade und Käse auf Brot – die Reste unserer Roadtrip-Verpflegung). Da unsere Gastgeber keinen Toaster besitzen, röste ich die Brotscheiben in der Pfanne an, was prompt den Rauchmelder auslöst. Zum Glück läuft Ibone derzeit auf Krücken, so dass wir den Alarm relativ unproblematisch von unten aus ausschalten können. Nach dem Essen ziehen der Hase, Igor und ich los und machen ein wenig Sightseeing, bis der Bus zur Magical Mystery Tour losfährt.

Wir laufen durch Chinatown bis zur Liverpool Cathedral, der fünftgrößten Kathedrale der Welt, die uns alle schwer beeindruckt. Igor und mich vor allem durch ihre schiere Größe und den Fakt, dass sie erst in den 70ern fertiggestellt wurde. Igor findet außerdem, dass man mit all dem Geld viel sinnvollere Dinge hätte tun können. Der Hase ist eher von ihrer (subjektiv von ihm so empfundenen) Hässlichkeit beeindruckt, immer wieder vergleicht er sie mit einem großen Kackehaufen. Auch dass es drinnen ein Café und einen gut gehenden Souvenirladen gibt, ist irgendwie merkwürdig. Da das Wetter eher trübe ist und wir Geld sparen wollen, sparen wir uns die Besteigung des Turms. Vor sechs Jahren war ich schon einmal da oben, bei gutem Wetter lohnt sich das durchaus. Nach der Kathedrale laufen wir durch die Duke Street, die für ihre alternativen Läden bekannt ist – hier gibt es alles, was man in einem gut sortierten Hipsterviertel erwarten würde. Weiter geht es hinunter zum Hafen. Es fängt an zu regnen und verbunden mit dem Wind hat der Mersey River einen ganz schönen Wellengang. Auf die Minute rechtzeitig erreichen wir die Haltestelle der Magical Mystery Tour am Albert Dock.

Zum zweiten Mal in meinem Leben mache ich diese Tour, zum zweiten Mal regnet es dabei. Für die Jungs ist die Tour durch das Liverpool der Beatles eine Premiere. Wie auch beim letzten Mal habe ich etwas zwiespältige Gefühle während der Tour. Zum Einen ist es ganz schön toll, die Orte zu sehen, an denen Musikgeschichte geschrieben wurde und sich ein Bild machen zu können, wie das damals wirklich war, in den 50ern und 60ern, als die Beatles zusammenkamen. Man sieht Teile der Stadt, die definitiv ohne die Beatles auf keinem Touristenprogramm wären, man bekommt neue Bilder zu den Songs, die man seit Jahrzehnten kennt. Zweimal kommt der Bus zum Beispiel an dem “shelter in the middle of a roundabout” vorbei, der in Penny Lane besungen wird. Der ebenfalls besungene Friseurladen existiert immer noch, auch wenn er inzwischen den Besitzer gewechselt hat. Man hält an Strawberry Field an und kann sich vorstellen, wie John Lennon dort im Baum saß und nach den Mädchen Ausschau hielt. Man sieht die Häuser, in denen die Beatles als Kinder und Jugendliche und am Anfang ihrer Karriere gewohnt haben. Man steht vor den Fenstern, hinter denen Welthits geschrieben worden. Man lernt einiges interessantes über die Geschichte von Liverpool und vor allem: man ist in einem Bus mit lauter anderen Leuten, die das alles mindestens genauso spannend und aufregend finden und die bei den gleichen Anspielungen lachen, die jemand, der sich mit den Beatles weniger gut auskennt, nicht verstehen würde. Schön, Teil von so etwas zu sein.

Aber andererseits: Man sitzt in einem Bus und bestaunt relativ profane und banale Dinge aus dem Leben von weitgehend ganz normalen Menschen, die eben zufällig erfolgreich und berühmt geworden sind. Der Bus hält an einem Straßenschild an, damit sich jeder, der es möchte auf der “Penny Lane” fotografieren kann, auch wenn der Begriff und der Song sich eben gar nicht auf die Straße allein, sondern auf einen ganzen Stadtteil bezieht. Man glotzt auf Häuser, in denen ganz normale Menschen wohnen. Die Häuser von John und Paul sind Museen des National Trust, die anderen sind einfach Wohnhäuser, an denen täglich mehrere 100 Leute vorbeikommen, um zu staunen und Fotos zu machen. Täglich! Nachdem ich die Tour zweimal gemacht habe, weiß ich jetzt, in welchem Park sich die Eltern von John Lennon kennengelernt haben, wo das Standesamt war, in dem John und Cynthia geheiratet haben und in welchem Haus der Klavierlehrer von Paul McCartney lebte. Das ist doch irgendwie auch ganz schön krank. Und dann sitzt neben mir ein Musiker, der vielleicht auch irgendwann mal mehr Erfolg als heute haben wird und wir fragen uns, wie er sich fühlen würde, wenn später (später, aber auch: zu seinen Lebzeiten!) einmal Busse durch seine Heimatstadt fahren und Touristen vor seiner Musikschule stehen, um Fotos zu machen. Es ist verrückt, aber es ist eben auch wie der berühmte Autounfall – man kann nicht weggucken.

Die Tour endet nach zwei Stunden am Cavern Club in der Mathew Street, die inzwischen schon inoffiziell in Beatle Street umbenannt ist und wo sich jede Menge Beatles-Wahnsinn konzentriert. Die Cafés und Restaurants heißen nach Beatles-Songs, es gibt Statuen und Bilder der Beatles, wohin man auch blickt und aus offenen Türen schallen laute Beatles-Songs. An der Ecke befinden sich das A Hard Day’s Night Hotel und ein zweistöckiger Beatles-Souvenir-Shop. Eigentlich ist das alles viel zu viel, andererseits ist es auch toll und aufregend, zumindest für mich. Den Souvenirshop heben wir uns dann aber für den nächsten Tag auf, denn Ibone wartet bereits mit unseren Freikarten am Albert Dock auf uns.

Wir verbringen zwei weitere Stunden im The Beatles Story, das die Geschichte der Beatles von den Anfängen bis zum Ende thematisiert. Es gibt jede Menge Themenräume, die einen zum Beispiel in die Casbah, in den Hamburger Star Club, in den Cavern Club oder in die Swinging Sixties entführen. Der Audioguide erzählt einem mehr, als man aufnehmen kann und wer wirklich alles lesen und erleben will, verbringt hier sicherlich mehr als zwei Stunden. Allerdings gibt es für Leute wie mich, die sich bereits ausführlich mit der Geschichte der Beatles beschäftigt haben, keine bahnbrechenden neuen Erkenntnisse mehr. Zudem gibt es ein paar unnötige Lücken und Zeitsprünge, die man durchaus detaillierter hätte darstellen können. Aber ein paar Kleinigkeiten habe ich dann doch noch gelernt, zum Beispiel, dass man damals im Cavern Club keinen Alkohol trinken durfte und die Bands deswegen zwischen den Auftritten im Pub gegenüber saßen. Im Ticket enthalten sind auch noch eine “4D-Experience” und wechselnde Ausstellungen, aber auch die müssen bis zum nächsten Tag warten, denn erstens sind wir inzwischen ganz schön platt und zweitens sind wir in England und alles Interessante macht um 17 Uhr zu. Wir entscheiden uns also, zuerst einmal heimzugehen und zu essen.

Der Hase und ich stellen uns an den Herd und improvisieren aus den vorhandenen Zutaten Nudeln mit typischer DDR-Tomatensauce für unsere Gastgeber, die ganz begeistert sind. Danach trinken wir noch einen Tee und hören Musik zusammen, unter anderem die eigene von Evil Pink Machine, denen auch der Hase noch eine große Karriere voraussagt. Gegen halb 11 raffen wir uns dann doch noch zu einem kleinen Pub Crawl auf. Auf dem Programm stehen der Philharmonic Pub, der vor allem wegen seiner Inneneinrichtung spektakulär ist – man schaue sich nur das Bild der Urinale an, das durchaus repräsentativ ist. Ansonsten ist zum Philharmonic noch zu sagen, dass John Lennon in einem Interview einmal gesagt hat, das Nervigste am Berühmtsein sei, nicht mehr einfach im Philharmonic trinken zu können.
Philharmonic

Wenn ich jetzt schreibe, dass auch der zweite Pub des Abends, das Ye Cracke ein Stammlokal von John Lennon war, ist jetzt keiner mehr überrascht, oder? Gut so. In guter alter englischer Pub-Tradition werden wir dort gegen Mitternacht hinauskomplimentiert und gehen dann auch bald ins Bett. Igor muss nämlich am nächsten Tag früh aufstehen und arbeiten – das Leben als angehender Rockstar ohne Plattenvertrag ist ganz schön hart.
Ye Cracke

 

21. August

Wir hingegen schlafen ziemlich lange aus. Dann packen wir unsere Rucksäcke, um sie später nur noch abholen zu müssen und geben unser Mietauto ab. Von dort aus laufen wir ins Zentrum, um bei Maggie Mays Scouse zu essen, DAS Liverpooler Gericht, von dem auch die Liverpudlians selbst und ihr Dialekt ihren Namen haben. Scouse ist mit Labskaus verwandt und hat auch ähnliche Ursprünge, aber anders als der in Deutschland übliche Labskaus wird Scouse als Eintopf serviert und enthält keinen Fisch. Stattdessen gibt es Kartoffeln, Möhren, Rüben und Fleisch – normalerweise Lamm, Hammel oder, wie in unserem Fall, Rind. Besonders spannend gewürzt war es nicht, aber dazu gab es Brot mit gesalzener Butter und sauerscharf eingelegten Rotkohl bzw. süßsauer eingelegte Rote Bete. Gemeinsam verzehrt ergibt das genug Geschmack, um nicht unbedingt nachwürzen zu müssen. Ich fand das Essen an sich nicht aufregend, aber doch angenehm. Spannend fand ich, dass ich mich über das Essen irgendwie mit der Vergangenheit der Stadt, speziell dem Leben der Hafenarbeiter und vor allem Seeleute verbunden fühlte. Klingt pathetisch, stimmt aber trotzdem. Essen als Zeitreise – fetzt.

Als Gegengewicht zum Arme-Leute-Essen gabs dann zum Nachtisch für mich noch eine Lemon Meringue Pie, die sah einfach so verdammt gut aus in der Vitrine.

 

Den regnerischen Nachmittag verbrachten wir zum größten Teil im World Museum, in dem man auf 5 Etagen alles mögliche lernen kann, von den Fischen im Mersey River über heimische exotische Tierarten bis hin zu chinesisch-britischem Kulturaustausch, indigenen Völkern in Ozeanien, den verschiedenen kulturellen Gruppen Afrikas und Weltraumtechnologie. Ein beeindruckender Rundumschlag, der wie die meisten Liverpooler Museen keinen Eintritt kostet. Als wir wieder das Tageslicht erreichen, hat es aufgeklart und wir können die restlichen Beatles-Stationen nachholen. Zunächst geht es in den riesigen Souvenir-Shop, in dem ich mir gerne wieder etwas zum Anziehen und außerdem ein Geburtstagsgeschenk für die Teenie-Cousine gekauft hätte. Aber leider flasht mich nichts so richtig, alles ist mir zu knallig und vordergründig, wobei der modische Aspekt leider auf der Strecke bleibt. Muss ich mir wohl doch noch ein anderes Geschenk überlegen…

Dann laufen wir weiter zum Pier Head, wo ich mithilfe des gestrigen Tickets noch in den Genuss weiterer Ausstellungen komme. Eine beschäftigt sich mit der so genannten British Invasion, also den verschiedenen Wellen britischer Bands, die in den 60ern und 70ern großen Erfolg in Amerika hatten und die dortige Musikwelt gehörig aufmischten. Die andere aktuelle zeigt Fotos von Pattie Boyd, Ex-Frau von sowohl George Harrison als auch Eric Clapton, Model, Schauspielerin und die Layla aus Claptons gleichnamigem Lied. Die Fotos zeigen Momente aus ihrem Leben mit den beiden Gitarrengöttern und deren illustren Umfeld. War auch sehr spannend und nicht zu voyeuristisch und zeigte einmal mehr, dass auch Götter normale Menschen sind. Die Beatles 4D-Experience kann man sich hingegen schenken, es sei denn, man steht auf 3- und 4D-Effekte – mit den Beatles hat das kurze Filmchen nichts weiter zu tun, bis auf ein paar Songs und Figuren aus Beatles-Songs, die darin auftauchen.

Albert Dock

Es ist inzwischen später Nachmittag. In wenigen Stunden müssen wir zum Bahnhof aufbrechen, um zurück nach Birmingham, zu Bruder und Schwägerin zu fahren. Von dort werden wir am nächsten Tag zurück nach Berlin fliegen. Aber bevor wir unsere Rucksäcke holen wollen wir noch etwas essen. Eine Freundin hat mir ein paar Tipps für Cafés im Baltic Triangle gegeben, gleich um die Ecke von Chinatown, aber leider haben drei davon tatsächlich schon wieder zu – das fiese 17-Uhr-Ding. Aber die Betreiberin des einen Cafés gibt uns einen entscheidenden Tipp und so landen wir völlig unverhofft zwischen alten Lagerhallen in einem bunt dekorierten Innenhof, der eine Gin-Bar beherbergt. Dort hat für den Sommer ein kubanischer Streetfood-Stand seine Zelte aufgeschlagen und so kommen wir mehr als ein Jahr, nachdem uns bei Chef das Wasser im Mund zusammenlief endlich in den Genuss eines echten Cubanos – ein getoastetes Sandwich mit langsam gegartem Pulled Pork, mit Agavensirup glasiertem Schinken, süßem Senf, Käse und süßsaurem Gürkchen. Traumhaft gut. Auch die Süßkartoffel-Pommes, die wir dazu bestellen, sind ein Gedicht und ausnahmsweise einmal nicht matschig, sondern schön knusprig und mit einer Limetten-Knoblauch-Mayonaise und herrlichen süß-scharfen Chilis dekoriert. Ein traumhaftes Ende für einen traumhaften Roadtrip!

Und damit dieser Liverpool-Post nicht mit kubanischen Sandwiches endet, hier noch mein liebstes Beatles-Foto: Ein riesiges Porträt der Fab Four aus 15.000 Jelly Beans. Süße Träume wünsche ich Euch!