Reisetagebuch 5. September 2019 – Baratti #loosinterrail #wmdedgt

Es ist der 5. und wie jeden Monat ruft Frau Brüllen zum Tagebuchbloggen auf. Die anderen Beiträge zu “Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?” findet Ihr hier.

Ich erwache, nachdem ich unglaublicherweise mehr als acht Stunden durchgeschlafen habe. Es ist wirklich so still draußen, wie erhofft. Abends noch ein paar Grillen, morgens ein paar Vögel, ansonsten absolute Ruhe. Der erste Zug fährt erst durch, als ich schon wach bin. Ich lese mich gemütlich durchs Internet und stehe dann gegen acht auf, ziehe mich an und gehe hinunter ins Café, um zu frühstücken. Zum Cappucino gibt es heute gleich zwei Cornetti – eins alla crema und eins mit Aprikosenmarmelade. Ich kann mich nämlich erstens nicht entscheiden und zweitens plane ich einen langen Tag am Strand, da kann man ruhig bisschen auf Vorrat essen. Nebenan hole ich mir dann noch ganz ehrgeizig la Repubblica, zwei Pfirsiche für den Tag (ich sag ja, ein pfirsichlastiger Urlaub) und einen Liter Aprikosensaft. Und dann geht es los Richtung Strand.

Der Weg dorthin dauert zu Fuß eine halbe Stunde und führt vorbei an Feldern, Olivenhainen, Pinienwäldern, Zypressenalleen und Bambusstauden. Ich treffe die drei Katzen vom Vortag wieder – alle auf einem Haufen und ansonsten leider vielen Autos. Der Weg ist nämlich eine gewöhnliche Landstraße, die wenig Raum für Fußgänger*innen lässt. Ich werde ziemlich merkwürdig angestarrt, weil ich dort einfach so langlaufe. Besonders unangenehm ist ein Kreisverkehr, der wirklich nicht vorsieht, dass man ihn zu Fuß bewältigt und dann eine einspurige Straße, auf der sich natürlich in beiden Richtungen Autos bewegen. Interessanterweise habe ich das Gefühl, die Autos mit deutschen Kennzeichen sind weniger überrascht und rücksichtsvoller als die mit den italienischen, die oft ziemlich nah an mir vorbeibrausen, während die deutschen oft langsamer werden oder sogar proaktiv ausweichen.

Ich bin jedenfalls ganz froh, als ich gegen halb zehn am Strand ankomme, der dann auch noch ziemlich leer ist, und mir ein schönes schattiges Plätzchen unter Pinien aussuchen kann. Dann geht es natürlich gleich erstmal ins Wasser und auf einmal bin ich wieder acht Jahre alt. Damals, vor 28 Jahren, habe ich nämlich an genau diesem Strand endlich richtig schwimmen gelernt. Der Untergrund ist sandig, bis auf ein paar größere Felsen, die man aber gut sehen kann. Es geht ganz sanft hinein und es gibt mehrere Sandbänke, so dass mein heutiges 1,80 m großes Ich eigentlich sogar überall bequem stehen kann. Damals musste ich mich schwimmend von Sandbank zu Sandbank bewegen, was aber ziemlich gut ging, da das Wasser hier ja anders als in der mir damals bekannten Ostsee so salzig ist, dass es einfach trägt, wenn man sich reinlegt und stillhält. Wobei die Ostsee das ja auch tut, das konnte ich nur damals noch nicht glauben – oder ich konnte einfach nicht stillhalten. Hier jedenfalls habe ich damals gelernt, dass ich nicht untergehe, egal was passiert und das gab mir dann den Mut, loszulassen und echte Schwimmzüge zu machen.

Auch sonst hatte der Strand damals viele neue Erfahrungen zu bieten, etwa Sand, der der heiß ist, dass man nicht barfuß auf ihm gehen möchte – das ist heute dank sanfter Brise sogar möglich, anders als neulich in Genua. Oder dass es ein Pinienwäldchen direkt am Strand gibt, wo man im Schatten liegen oder seine Hängematte aufspannen kann. Oder die fliegenden Händler, die ständig vorbeikommen und ihre Waren anpreisen. Die sind heute auch wieder in rauen Mengen vorhanden und im Wesentlichen haben sich die Waren in den 28 Jahren kaum verändert: Tücher, Strandspiele, Schmuck. Der Eismann hat neuerdings auch Kokosnüsse dabei und es gibt auch eine Händlerin, ansonsten ist alles wie damals.

Nur kann ich inzwischen etwas besser Italienisch und interessiere mich für Politik. Deswegen versuche ich mich an der Zeitung. Auf den ersten Seiten geht es natürlich um die Regierungsbildung und das neue Kabinett, da komme ich noch einigermaßen mit. Für den Rest fehlt es mir dann aber an Ehrgeiz und Hintergrundwissen. Außerdem bratzt die Sonne inzwischen ganz schön und ich gehe ein zweites Mal ins Wasser. Dann lese ich weiter – im Reiseführer und in Goethes “Italienischer Reise” – und bekomme irgendwann Besuch von einer Eidechse, die schon fast auf meinem Handtuch steht, als ich sie bemerke. Bis ich das Handy fotobereit habe ist sie allerdings schon fast wieder weg.

Irgendwann döse ich ein und schlafe nochmal fast ein Stündchen – ich habe wirklich eine Menge Schlaf nachzuholen. Danach geht es ein drittes Mal ins Wasser (und später noch ein viertes Mal). Ich verzehre über den Tag verteilt meine beiden Pfirsiche und trinke den Aprikosensaft aus. Nebenbei plane ich ein wenig an den nächsten Tagen herum und buche mir eine kostenpflichtige Reservierung, damit ich morgen schon etwas früher aufbrechen kann. Das Dorf ist wirklich sehr klein und wenn ich ausgecheckt habe, gibt es nicht mehr viel zu tun. Außerdem ist Goethe gerade in Rom unterwegs und da will ich ja morgen auch hin.

Kurz nach um fünf verlasse ich dann den Strand, als die Sonne nämlich so weit herumgekommen ist, dass ich ihr nicht weiter ausweichen kann. Meine Beine haben unterhalb der Knie schon Sonnenbrand. Also packe ich meine sieben Sachen und laufe den gleichen Weg wie heute morgen zurück zur Unterkunft. Duschen, Haare waschen, Handtuch, Pareo und Bikini zum Trocknen aufhängen… Und dann liege ich noch auf dem Bett herum und lese weiter, bis meine Haare wieder trocken sind.

Gegen sieben gehe ich runter zur Pizzeria und bestelle mir eine Pizza “Super Ago” mit Tomaten, Mozzarella, Kochschinken, frischem Gemüse (Paprika, Zucchini und Auberginen) und Oliven. Dazu gibt es eine Zitronenlimo. Authentisch wäre Bier gewesen, aber nach all der Sonne habe ich keine Lust auf Alkohol und immerhin gibt es eine Limonadensorte, die nicht zu Coca Cola gehört.

Die Pizza macht mich schon wieder sehr müde und gegen acht wird es nach Sonnenuntergang dann auch schon recht fröstelig draußen, so in T-Shirt und Rock. Ich mache mich auf den Heimweg und denke: Gut, dann fahre ich halt morgen weiter in den Süden. Ich mache mich direkt bettfertig und lege mich hin, verbringe dann aber noch zwei Stunden mit Lesen und Schreiben, bevor gegen zehn dann das Licht ausgeht.

 

Berlin am Meer

Wie gestern schon angekündigt kamen gestern noch der Lieblingsnachbar samt Freundin vorbei. Es gab eine kurze Führung durch die “neue” Wohnung und dann Wein, Käse, Trauben und Kekse an Gesprächen. Nach allgemeinem Smalltalk und was gerade so los ist, meinem Bericht von der pre:publica und Entwicklungen im erweiterten Freundes- und Bekanntenkreis (der Nachbar und ich konnten uns jeweils mit einer Trennung überraschen, von der der*die jeweils Andere noch nichts wusste) entspann sich dann noch eine sehr interessante Idee…

Aus Gründen (der Nachbar leidet unter Heuschnupfen, ich vermisse das Meer und Klimawandel ist sowieso) kamen wir auf die Idee, man könnte ja dem Klimawandel ein wenig vorauseilen, Teile von Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg fluten und somit Berlin einen direkten Zugang zum Meer und zur gesunden Meeresluft schaffen. Es wurde eine Weile diskutiert, welche Teile der beiden Bundesländer denn geopfert werden könnten (er überzeugte mich vom Aufgeben von Demmin, während ich durchsetzte, dass Neustrelitz, Waren, Lärz, Neuruppin und andere kulturelle Highlights als Inseln bleiben dürften). Wir überlegten, wie trotzdem eine gute Bahnverbindung zu all diesen Orten und nach Rostock möglich bleiben würde (“So ein Bahndamm ist ja 2 Meter höher und gerade haben die da gebaut, ich hoffe doch, die haben da direkt was Floßartiges druntergesetzt!”). Und dann dachten wir darüber nach, wo in Berlin denn dann der Strand verlaufen solle…

Das war relativ einfach, denn warum heißt denn die Ostseestraße Ostseestraße und die Prenzlauer Promenade Prenzlauer Promenade? Der Ostseeplatz soll dann Ostseeplatz heißen, weil er eben an der Ostsee liegt. Auf der Prenzlauer Promenade promenieren wir an den Dünen entlang und das Strandbad Weißensee wird in Strandbad Ostsee umbenannt. Vom Balkon können wir dann schon die Wellen rauschen hören und morgens und abends können wir in Badesachen schnell rüberlaufen und ne Runde schwimmen gehen. Die Luft wird viel besser sein für all die Allergiker*innen und Asthmatiker*innen und die Sommer nicht mehr gar so unerträglich heiß wie im letzten Jahr. Das wird gut!

PS: Es gab übrigens nur eine Flasche Weißwein zu dritt (die Mitbewohnerin enthielt sich) und keine weiteren Drogen.

Meine Rostock-Sentimentalitis

Meine Rostock-Besuche machen mich ja immer extrem sentimental. Und tiefenentspannt. Und müde. Und dann sitze ich am Sonntag auf der Rückfahrt im Bus und lasse alles Revue passieren. Diesen Besuch und die davor und all die Jahre davor. Die Gedanken kreisen hin und her zwischen frühen Kindheitserinnerungen bei Oma in Warnemünde, Familien- und Freundebesuchen, Fernbeziehungswochenenden und -ferienzeiten, Studienjahren, Parties, Konzerten, Meeresmomenten, lebensprägenden Menschen, Schlüsselszenen, weitem Himmel und blauem Wasser und diesem ganz besonderen Flair in meiner sicherlich nicht ganz repräsentativen alternativen Kulturfuzzi-Bubble. Und dann atme ich tief durch und bevor ich hier aus Schlafmangel und Sentimentalitis kitschig werde oder es so klingt als sei Berlin nicht auch toll, lasse ich einfach ein paar Bilder da.

Morgen gehts wieder, versprochen!

#ithasien – Italien-Roadtrip 2018 – Tag 20: Po-Delta und Chioggia

Wir schlafen in Ruhe aus und dann beginnt der Tag begann mit einem ähnlichen Frühstücksszenario wie der davor: Ich gönnte mir bereits in der Unterkunft eine Tasse Tee und ein paar Kekse, der Hase bekam sein herzhaftes Frühstück in der Bar nebenan. Für ihn gab es Zucchini-Pizza und für mich dann auch noch eine Piadina und zwar mit Pilzcreme und rohem Schinken, schließlich verließen wir das Piadina-Land Emilia-Romagna nun wieder Richtung Veneto.

Als erstes wollten wir noch ein bisschen Natur und Weite genießen und so fuhren wir zurück an die Küste, besser gesagt ins Delta des Po. (Man stelle sich diverse Heiterkeitsausbrüche meinerseits vor, jedes Mal wenn der Po erwähnt wird.) Wir folgen einer relativ einsamen Straße immer am Wasser entlang, von dem sich schwer sagen lässt, wo der Po aufhöhrt (hihihi) und das Delta, die Lagune oder die Adria selbst anfängt. Das Wasser ist größtenteils flach und relativ ruhig, wo es fluss- oder kanalähnlich ist, hängen Senknetze an Masten, wo es weiter ist, stehen Reusen. Die einzigen anderen Menschen hier sind Fischer und Angler, die sich an Bootshäusern, auf Booten, an den Netzen oder eben mit der Angel am Ufer stehend zu schaffen machen. Wir fragen einen der Angler, was man denn hier so fangen kann und erhalten “branzini, orate, anguille” zur Antwort, also Wolfsbarsche, Doraden und Aale. Dem Hasen läuft bereits das Wasser im Munde zusammen.

An Tieren sehen wir zum Einen jede Menge Vögel, vor allem Möwen und Kormorane, wobei letztere sehr witzig immer mal wieder in Reihe irgendwo sitzen und die Flügel zum Trocknen ausbreiten. Zum Anderen ist die Straße voller totgefahrener Bisamratten in unterschiedlichen Verwesungszuständen. Die waren uns gestern schon auf dem Weg von Ravenna nach Ferrara aufgefallen, der uns weiter im Landesinneren ebenfalls durch das Po-Delta führte.

In Porto Viro machen wir Rast und gönnen uns ein schönes Eis in der örtlichen Gelateria. Dann fahren wir weiter zu unserem heutigen Tagesziel. Chioggia steht nicht in unserem Reiseführer, wurde uns aber von mehreren Stellen als “das schönere Venedig” empfohlen. Es liegt größtenteils auf Inseln in der Lagune, an der auch Venedig selbst liegt und man kann mit dem Vaporetto von der einen Stadt zur anderen fahren. Auch Chioggia hat einige Kanäle und Architektur und Stadtbild sind daher recht ähnlich wie in der Serenissima. Da hören die Gemeinsamkeiten dann aber schon auf. Chioggia ist viel kleiner, zieht weit weniger Tourist*innen an und es gibt seit einigen Jahrzehnten auch eine Verbindung zum Festland und Autos in der Stadt. Parken dürfen im historischen Zentrum trotzdem nur die Einheimischen, daher müssen wir auf einer Nachbarinsel das Parkhaus benutzen.

Von dort aus laufen wir mit Sack und Pack zu dem Treffpunkt, den unser Gastgeber uns genannt hat. Da werden wir bereits von seiner halben Familie erwartet. Sie laden unser Gepäck ins Auto und während seine Eltern das Auto zur Wohnung fahren spazieren wir mit dem Gastgeber selbst am Wasser entlang dorthin und bekommen eine erste Einführung in die Geographie der Stadt. Wir bekommen das Fischgrätenmuster der Gassen erklärt, erfahren etwas vom Kampf der Einheimischen gegen das Aufstellen riesiger Gastanks nur wenige hundert Meter von bewohnten Häusern und über die angeblich älteste Uhr der Welt, die den Glockenturm von Chioggia ziert.

Unsere Unterkunft befindet sich in einem traditionellen Palazzo und umfasst auch eine Dachterrasse, von der aus man bei gutem Wetter bis nach Venedig schauen kann. Heute ist es leider etwas diesig, so dass selbst der Sonnenuntergang unspektakulär ausfällt.

Wir spazieren also einfach nur gemütlich durch die Altstadt und sparen uns den Fahrradausflug entlang der Lagune oder zum Strand. Stattdessen finden wir bald eine kleine Osteria, aus der laut Bob Marley schallt und bekommen da einen Aperitivo mit einem Spritz mit Vermouth, gerösteten Kartoffeln, Crostine mit süßsauren Sardinen und Chips. Danach laufen wir weiter die Gassen ab auf der Suche nach einem Restaurant, dass lokale Küche serviert und weder zu touristisch, noch zu teuer aussieht. Das von unserem Gastgeber empfohlene Nachbarschaftslokal ist nämlich heute leider geschlossen. Die Osteria, die wir schließlich finden, ist dann auch schön versteckt und voller italienischer Familien, allerdings gibt es auch eine deutsche direkt am Nebentisch und eine zweisprachige Karte. Nun ja, man kann nicht alles haben. Geschmeckt hat es trotzdem. Es gab für den Hasen gebackene Sardinen, für mich gebackene Jakosmuscheln, für ihn Spaghetti mit cozze und vongole und für mich Bigoli mit Sardinen. Dazu gibt es einen Pinot Grigio (den vino bianco della casa) und zum Nachtisch gönne ich mir noch ein Blätterteigtörtchen (“scriglio”) mit Creme und frischen Früchten, der Hase hingegen ist müde und möchte nur noch ins Bett.

#ithasien – Italien-Roadtrip 2018 – Tag 18: Strandspaziergang, Salzstadt Cervia und Faulenzen in Ravenna

Wenn man nach dem Aufwachen aus dem Fenster guckt und vom Bett aus Strand und Meer sehen kann, dann fällt das Aufstehen gar nicht mehr so schwer. Doch bevor wir ans Wasser kamen, standen erst das reichhaltige Frühstücksbüffet des Hotels (die volle Palette des italienischen Frühstücks plus Zugeständnisse an internationale Gäste wie Käse, Wurst, Ei und Würstchen) und das Auschecken auf dem Plan. Dann aber liefen wir endlich über den Sand ans – ziemlich kühle – Wasser. Da das Wetter auch eher gräulich war und Regen drohte, wurde es auch heute nichts mit dem Baden und stattdessen spazierten wir eine ganze Weile an Strand und Marina entlang und beobachteten Fische, Muscheln, Krebse und Krabben bei ihren alltäglichen Verrichtungen.

Dann setzten wir uns gerade bevor die ersten Tropfen fielen ins Auto und fuhren weiter, nämlich die Adriaküste nordwärts nach Cervia. Diese Stadt ist für ihr so genanntes “süßes Salz” bekannt. Wir folgten einem sehr informativen und gut gemachtem Pfad durch die Altstadt und entlang von Salzlagern und Kanälen und lernten vieles über die salzige Geschichte der Stadt. Unterwegs kamen wir auch noch an diesem besonders schönen Exemplar eines Erdbeerbaums vorbei:

Dann waren wir etwas fußlahm und nahmen in einer Bar Platz. Es gab Caffè latte (“Meinst Du etwas anderes als Cappucino?!”) und eine Cedrata, also eine Limonade aus der Frucht, aus der man Zitronat macht. Außerdem legten wir hier noch Geld in Postkarten und salzige Souvenirs an. Dann verließen wir die Stadt entlang der Salinen, leider ohne dabei auf Flamingos zu treffen.

Kurz hinter den Salinen bot ein Paar die Früchte seines Gartens zum Verkauf an und da wir heute Abend eine eigene Küche zur Verfügung haben, schlugen wir zu. Für vier große Kartoffeln, vier Möhren, zwei Zucchini und zwei Handvoll Tomaten bezahlten wir… zwei Euro!

Dann fuhren wir weiter nach Ravenna und weil wir fußlahm, geschafft und faul waren, beschlossen wir, die Stadtbesichtigung auf morgen zu verschieben. Stattdessen verbrachten wir den späten Nachmittag und frühen Abend mit Internet leer lesen, Bloggen und anderen Dingen, für die es eine stabile Internetverbindung braucht. Dazu gab es schonmal einen leichten Nachmittagssnack und gleich wird dann gekocht…

#ithasien – Italien-Roadtrip 2018 – Tag 17: Senigallia, Gradara und Rimini

Wir verabschiedeten uns am Morgen von unserer italienischen Familie – nicht ohne dass der Hund mir noch ein paar Pfotenabdrücke auf die frisch angezogene Hose verpasst hätte – und begaben uns auf die letzte Etappe unseres Roadtrips, am letzten Montag dieses Urlaubs. Zunächst ging es nach Senigallia, eigentlich weil ich der Empfehlung von Luisa folgend dort ein Eis essen wollte. Leider war das nun sehr ungünstig geplant, denn Senigallia liegt viel zu nahe an Ancona und so waren wir schon am späten Vormittag dort und die Eisdiele noch zu. So setzten wir uns stattdessen ins Café daneben und tranken einen zusätzlichen Kaffee, müde genug waren wir beide. Es ist übrigens recht erstaunlich, was für unterschiedliche Getränke man bekommt, wenn man in Italien einen Caffè latte bestellt. Meistens ist es eine Art Milchkaffee, aber außerhalb der Touristenhochburgen dann zum Beispiel auch mal ein Glas warme Milch mit einem Espresso, das dann als Latte Macchiato abgerechnet wird und 1,40 € kostet. Prenzlauer-Berg-Eltern seufzen an diese Stelle ob der italienischen Preise laut auf.

Ziemlich hip war dafür dann das Waschbecken, zum Glück konnte ich gut genug Italienisch, um zu verstehen, wie ich meine Hände trocken bekomme. Das Gerät ist übrigens von Dyson, was auch Nicht-Italophonen eine Vorstellung geben dürfte.

Zum Kaffee lasen wir in der Lokalpresse eine Einschätzung der Bayernwahl.

Dann spazierten wir noch ein wenig durch Senigallia und fuhren dann auf Empfehlung der italienischen Cousine nach Gradara. Hier spielte sich in der göttlichen Komödie die Geschichte von Francesca und Paolo ab, die in Italien scheinbar jedes Kind kennt. Für uns wichtiger war die Burg auf dem Foto, die komplett erhalten ist und in deren Inneren sich die komplette Altstadt von Gradara, inkl. Kirchen, Wohnhäusern, Geschäften und Restaurants befindet.

Von Gradara ging es weiter nach Rimini. In Viserba, quasi dem Warnemünde von Rimini, bezogen wir unser AirBnB-Zimmer, das sich als Hotelzimmer entpuppte, direkt am Strand und mit Blick auf die Adria. Dann fuhren wir in die Stadt hinein und bummelten über Augustus-Bogen, Corso und Tiberius-Brücke in den Stadtteil Borgo San Giuliano, der einst das Fischerviertel und heutzutage gentrifiziertes Kneipenviertel ist. Hier aßen wir Piadine, denn schließlich waren wir wieder in der Emilia-Romagna angekommen. Die eine war mit Salsiccia und Radicchio, die andere mit Squaquerone und gegrilltem Gemüse. Danach ging es für uns früh ins Bett. Eigentlich hätten wir ja noch einen Fellini-Film oder zumindest eine Doku über den größten Sohn der Stadt gucken müssen, aber dank Schnecken-WLAN blieb es dann doch beim Lesen und frühen Schlafen.

#ithasien – Italien-Roadtrip 2018 – Tag 16: Monte Conero, Ancona und kulinarische Entdeckungen

Wir schliefen aus, schließlich haben wir Urlaub und Sonntag war es außerdem. Nach dem Aufwachen entdeckten wir im Garten einen Baum mit den Früchten, die wir schon die ganze Reise über immer wieder auf den Märkten gesehen hatten. Jetzt konnten wir danach fragen und sie in Ruhe verkosten. Es waren also Giuggiole! Dann ging es nach dem Frühstück raus in die Natur, und zwar zum Monte Conero. Der ist, wenn man ganz streng nach italienischen Maßstäben geht, kein Berg, sondern nur ein Hügel, da nur 572 m hoch. Diverse deutsche (und sorbische) Berge schreien an dieser Stelle auf, aber wenn man in Mittelitalien lebt und sein ganzes Leben lang von Bergen, Tunneln und Serpentinen lebt, dann ist man da ein wenig anspruchsvoller. Meine italienische Cousine führt uns einen Wanderweg entlang bis zu der Stelle, an der man von oben die “zwei Schwestern” sehen kann. Das Wetter ist so merkwürdig, dass das Blau des Meeres und das des Himmels irgendwie verwischt ineinander übergehen und man ohne die Kameralinse dazwischen noch viel schwieriger unterscheiden kann, wo das eine auf- und das andere anfängt.

Deswegen wollten wir uns das Meer dann nochmal aus der Nähe ansehen und fuhrten an den Strand in Portonovo. Ich stand schließlich auch bis zu den Knien drin, aber da es einerseits nicht so warm und ein wenig windig war und andererseits die Steine etwas nervten, bin ich nicht baden gegangen. Ich wäre bei 22 Grad Luft- und 20 Grad Wassertemperatur auch die einzige gewesen…

Also guckten wir nur aufs bzw. warfen Steine ins Wasser und erzählten. Dann fuhren wir nach Ancona hinein, hielten aber nochmal an einem Stand, an dem die Cousine Paccacassi entdeckt hatte, eine Pflanze, die zwischen den Steinen wächst und dieser Gegend als Delikatesse gilt. Wir nahmen ein kleines Glas eingelegte Paccacassi mit und werden sie zuhause mal probieren – z. B. auf Bruschetta. Als nächstes gingen wir in die Eisdiele, die direkt um die Ecke von der Oma der italienischen Cousine ist. Der Hase aß endlich sein Eis aus einer Brioche und auch wir anderen beiden gönnten uns jeweils drei Kugeln, wenn auch in der Waffel.

Es folgte ein kurzer Besuch bei der Oma – alle mussten einmal aufs Klo und unsere Führerin ließ sich dann noch Profitipps geben, wie man Besuchern Ancona am besten zeigen sollte. Dann ging es zunächst nach unten, zum Passeto, und dann hoch hinauf, zur Cattedrale di San Ciriaco, die fast ganz oben über der Stadt thront und von der aus man einen beinahe 360-Grad-Meerblick hat. Wir besichtigten die Kathedrale und liefen dann hinunter in die Altstadt, wo es diverse Kirchen, Paläste und römische Ruinen zu besichtigen gab. Auf dem Weg erfuhren wir natürlich auch einiges über die Geschichte von Ancona und es wurde ein Tisch fürs Abendessen reserviert.

Wir hatten dann noch etwas Zeit totzuschlagen und so stiegen wir noch höher hinauf als bis zum Dom, nämlich bis zum Leuchtturm am Parco del Cardeto. Dort gab es eine Art Biergarten und Livemusik und wir setzten uns mit einem Südtiroler Bier hin und plauderten, bis es dunkel und kühler wurde.

Dann ging es zum Abendessen in eine Trattoria, die sich auf Fischgerichte spezialisiert hat. Wir teilten uns eine Flasche Weißwein aus der Gegend und gemischte Antipasti des Hauses (marinierte frische Sardinen, Oktopus-Salat, geräucherter Lachs, Scampi, Mies- und Venusmuscheln in Tomatensauce, Seeschnecken in einer Tomaten-Fenchel-Sauce, Jakobsmuscheln, gratinierte Entenmuscheln, kleine Tintenfische…). Dann gab es für die Cousine und mich Stockfisch mit Kartoffeln und Tomaten (eigentlich DAS Gericht in Ancona, aber hier leider nicht traditionell zubereitet) und für den Hasen diverse geröstete Fisch(-filets). Wir Mädels gönnten uns danach noch einen Nachtisch (Crema Catalana bzw. Zuppa Inglese) und dann ging es sehr vollgefressen und müde wieder zurück nach Hause und ins Bett.

#ithasien – Italien-Roadtrip 2018 – Tag 2: Strand, Ghetto und eine Überdosis Venedig

Zunächst muss ich noch von unserer Ankunft in Venedig berichten, die zwar technisch gesehen an Tag 1 stattfand, allerdings erst nachdem ich bereits vom Zug aus den Text dazu veröffentlicht hatte.

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Wir erreichten den Bahnhof Santa Lucia mit ein paar Minuten Verspätung etwa eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang. Da ich die Nahverkehrstickets bereits unterwegs über die App gekauft hatte, konnten wir unsere ganze Kraft darauf verwenden, den richtigen Vaporetto (Also richtige Linie, richtige Richtung aka richtiger Ableger) zu finden – was gar nicht so einfach war und auch in den nächsten Tagen nicht reibungslos lief. Dann aber saßen wir in der Linie 5.1 zum Lido und fuhren während des Sonnenuntergangs los, haben aber das Schönste davon verpasst, bis wir das “offene” Wasser der Lagune erreichten, von wo aus wir ihn perfekt hätten sehen können. Trotzdem gab es ein tolles Licht auf Wasser und Palazzi. Vom Bahnhof aus ist die Tour zum Lido relativ lang, der Vaporetto voll und unser Gepäck war nur so mitteloptimal zu verstauen.

Trotzdem ging alles glatt und als wir am Lido ankamen, fanden wir problemlos unser Domizil, ein 1-Zimmer-B&B im obersten Stockwerk eines Jugendstil-Palazzos zwischen Lagune und Meer. Nach kurzem Schnack mit der Gastgeberin, bei dem sie uns u. a. einlud, morgen mit ihr und ihrer Familie auf dem eigenen Boot an einer Blockade der Kreuzfahrtschiffe teilzunehmen, richteten wir uns häuslich ein und ich suchte uns ein schönes Restaurant für den ersten Abend aus.

Dorthin liefen wir dann durch den recht dunklen Ort und bekamen einen schönen Tisch draußen, an dem es uns erst gegen Ende der Mahlzeit etwas fröstelte. Es gab einen halben Liter Weißwein und eine Flasche Wasser, den Oktopus-Salat, von dem der Hase schon seit Monaten träumt, sautierte Venus- und Miesmuscheln, frittierte Meeresfrüchte mit Polenta und Tintenfisch in einer Tomatensauce, die mit der Tinte gefärbt war, ebenfalls mit Polenta. Als wir das alles bewältigt hatten, war das Nachtischangebot zum Glück schon alle, so dass wir uns mit einem Espresso (ich) bzw. einem Grappa (der Hase) begnügten und dann nach Hause und ins Bett gingen.

***

Am nächsten Morgen, und damit wirklich an Tag 2, schliefen wir erst einmal aus und trödelten dann noch eine Weile herum, so dass wir erst gegen 11 aus dem Haus kamen. Als erstes liefen wir zum Strand, wo wir Reste unseres Zugproviants zum Frühstück aßen. Dann ging ich zum ersten Mal in diesem Jahr (Skandal!) im Meer baden und das war außerdem auch das erste Mal in der Adria für mich. Dem Hasen war es zu kalt und außerdem hatte er keine Badehose mitgenommen, also blieb er draußen. Nach dem Baden setzten wir uns noch in ein kleines Café und tranken einen Caffè latte, bevor wir zurück in die Unterkunft gingen und uns stadtfein machten.

Eigentlich wollten wir nur schnell zu den Giardini übersetzen, einem großen Park, der u. a. die Biennale beherbergt. Dort wollten wir ein wenig flanieren und dann von dort aus weiter zum Ghetto laufen. Aber wir hatten natürlich zwar die richtige Vaporetto-Linie, aber die falsche Richtung erwischt, so dass wir stattdessen an der Friedhofsinsel San Michele vorbeifuhren, Ezra Pound und Igor Stravinsky zuwinkten und dann direkt in der Nähe des Ghettos ausstiegen. Als wir auf der Ghetto-Insel und am Jüdischen Museum ankamen, war es gerade 5 Minuten vor Führungsbeginn, so dass wir die Chance ergriffen, einmal eine Synagoge von innen zu sehen. Und zwar nicht nur eine, sondern gleich drei, nämlich die alte deutsche Synagoge, die neue deutsche Synagoge und die levantinische Synagoge, lernten also sowohl aschkenasische als auch sephardische Tradition kennen. In Venedig ist der Unterschied recht frappierend, da aschkenasische Juden mit einer größeren Zahl an Einschränkungen zu kämpfen hatten als die Sephardischen, die Handel trieben und somit Venedig von großem Nutzen waren. Ihre Synagoge war dann auch mit besseren Materialien und von bedeutenderen Künstlern gestaltetet worden. Übrigens wurden die Synagogen natürlich von christlichen Handwerkern gebaut, da Juden diese Handwerke nicht erlernen durften.

Es gibt auch noch die italienische und und die spanische, aber in denen werden gerade die Thora-Rollen aufbewahrt, daher sind sie nicht für Touristen geöffnet. (Demnächst wechseln die Rollen ihren Aufbewahrungsort, dann ändert sich das.) Allen Synagogen gemein ist, dass sie in bestehende Häuser hinein gebaut wurden, weil es den Juden nicht gestattet war, neue Häuser zu bauen. Da zwischen einer Synagoge und dem Himmel aber nichts sein darf, sind sie jeweils im obersten Stockwerk der Häuser integriert. Auch sonst hielten sich die christlichen Baumeister größtenteils an die jüdischen Gebräuche. Dafür durften die Juden dann aber auch bis Napoleon die Stadt einnahm das Ghetto nicht verlassen – eine wirklich winzige Insel mit nur einem großen Platz und einer Straße – auf der zu Hochzeiten 5000 Menschen plus Tiere lebte. Um die alle unterzubringen, wurde in die Höhe gebaut: Eines der Gebäude hat 8 Stockwerke und gehört damit zu den höchsten der Stadt und wird auch venezianischer Wolkenkratzer genannt.

Dass “Ghetto” einfach “Gießerei” bedeutet und der Name des Viertels war, schon lange bevor dort Juden lebten und dass dieser Name sich von Venedig aus auf der ganzen Welt verbreitete, wisst Ihr natürlich schon, oder? Wir wussten das tatsächlich schon und schlenderten nach der Tour noch einmal ins Museum zurück, um uns im Shop umzusehen und ein paar jüdisch-venezianische Leckereien zu probieren, nämlich eine Azzima (ungesäuertes Brot, süß und mit deutlicher Anisnote) und eine Impada, eine Art längliche Mandelmakrone, mit Puderzucker bestäubt.

Als nächstes wollten wir ungefähr zum Dogenpalast, um uns die blockierenden Boote in der Lagune zumindest vom Ufer aus anzusehen. Allerdings lief das alles nicht ganz so gut, wie geplant, denn es ist relativ schwer, in Venedig in gerader Linie von A nach B zu kommen. Eigentlich dachten wir, wir laufen zum Canal Grande und dann den entlang bis zur Rialto-Brücke und schlagen uns dann irgendwie Richtung Süden durch. Dann stellten wir fest, dass man direkt am Canal nicht entlang laufen kann, also mussten wir uns doch durchs Innere schlängeln, im wahrsten Sinne des Wortes, denn von einem Schachbrettmuster ist man in Venedig meilenweit entfernt. Die Straßen und Gassen machen Bögen und dann kommt immer mal ein Kanal, den man erst überqueren muss, um weiter in die gewünschte Richtung laufen zu können oder auch gerne eine Sackgasse, aus der man erst einmal wieder um drei Ecken zurück zum Ausgangspunkt laufen muss. Je näher wir der Rialto-Brücke kam, desto touristischer und voller wurde es außerdem, so dass wir uns dann irgendwann nur noch sehr langsam durch die engen Gassen vorwärts schoben und mit den Touristenströmen mitflossen, ob wir wollten oder nicht. Am Ende erreichten wir den Markusplatz von einer völlig anderen Richtung als ich erwartet hatte und standen dann kurz danach am Ufer der Lagune.

Leider waren dort gar nicht so viele Boote am Start. Zwar flitzten mehr Boote herum als wir zuvor dort gesehen hatten, aber eine kritische Masse wurde nicht erreicht. Die Gastgeberin erzählte uns später, dass die Italiener das Problem einfach nicht radikal genug angängen. Zu wenige protestieren und diese Proteste werden auch noch lange vorher öffentlich angekündigt, so dass die Kreuzfahrtschiffe ihre Fahrten entsprechend anpassen können. Die Polizei war in großer Zahl und mit Wasserwerfern vor Ort und machte auch ordentlich Wellen, so dass es für kleinere Boote nicht ungefährlich war.

Wir wollten dann eigentlich als nächstes auf die Insel Giudecca übersetzen und fanden auch die richtige Vaporetto-Linie dafür. Leider am falschen Anleger und damit in der falschen Richtung, was wir aber erst zwei Stationen später bemerkten, da waren wir schon ziemlich weit in der anderen Richtung und hatten keine Lust mehr, zum richtigen Anleger zurückzulaufen. Stattdessen bummelten wir durch die Gegend und suchten uns eine nette Cichetteria für einen Aperitivo. Wir fanden schließlich eine mit guten Bewertungen und außer uns nur italienischen Gästen und tranken ganz klassisch einen Spritz, der ja aus Venedig kommt. Dazu aßen wir drei typisch venezianische Cichetti – süßsauer eingelegte Sardinen, Stockfisch in Tomatensauce und Stockfisch in Sahnesauce, jeweils auf Brot, und zwei nichtvenezianische – meine geliebten frittierten Zucchiniblüten, gefüllt mit Mozzarella und Anchovis und unseren ersten Panzerotto (mit Tomate und Mozarella).

Dann liefen wir zum Canal Grande und setzten uns in die Linie 1, mit der wir bequem wieder bis zum Dogenpalast fuhren und dabei die volle Pracht der venezianischen Palazzi bestaunen konnten. Dann spazierten wir zu dem Ort, wo in den Donna-Leon-Romanen die Questura liegt, in der Commissario Brunetti arbeitet. Tatsächlich befindet sich dort die Staatspolizei. Inzwischen war es dunkel geworden und langsam Zeit fürs Abendbrot. Das Restaurant, das wir uns ursprünglich ausgesucht hatten, war leider komplett ausgebucht, also liefen wir eine Weile herum, ignorierten die Leute, die Touristen von der Straße weg mit besonderen Angeboten in ihre Restaurants locken, und fanden schließlich ein schönes gemütliches Lokal mit maritimem Ambiente und einem lauschigen Hinterhof, in dem wir noch ein Plätzchen ergatterten. Der Hase bestellte Antipasti, die sich als eine riesige Menge Aufschnitt (Bresaola, Parmaschinken, Mortadella und Coppa) und ein paar Oliven entpuppten und danach gab es für ihn eine gemischte Platte mit frittiertem Fisch und Gemüse und für mich Tagliatelle mit Jakobsmuscheln und Kirschtomaten. Danach waren wir pappsatt und hundemüde und fanden zum Glück sofort den richtigen Vaporetto, der uns zurück nach Hause fuhr.

Jahresrückblick 2017

Traditionen sind Traditionen und auch wenn dieses Blog in den letzten Monaten so gut wie verwaist ist, so gehört doch ein Jahresrückblick her. Einen Vorsatz zum häufigeren Bloggen im nächsten Jahr spare ich mir aber – das wirkt dann so albern, wenn es doch schon wieder nicht klappt. Und weil ich keine Lust auf das Jahresendstöckchen habe, gehe ich einfach monatsweise vor und konzentriere mich ab dem Februar nur noch auf die positiven Erlebnisse…

Januar

Dieses Jahr brachte schon in den ersten zwei Wochen das größtmögliche emotionale Auf und Ab des Jahres mit sich (Herz schlägt! Herz schlägt nicht mehr…), verbunden mit körperlichen Beschwerden aus der Hölle. Losgelassen hat mich das ganze auch ein knappes Jahr später noch nicht, was wohl auch mit ein Grund dafür ist, warum es im Blog so still war. Ich bin allen sehr dankbar, die in dieser Scheißzeit für mich da waren.

In Woche 3 wurde dann Trump vereidigt, was sich nahtlos in mein seelisches Tief einfügte. Laut dem Hasen war ich wochenlang geladen. Schönes gabs aber dann auch noch: Anti-Trump-Proteste, Vogelhochzeitssüßigkeiten und die Geburt des zweiten Kindes der besten Freundin.

Februar

Im Februar ging es zum ersten Mal in diesem Jahr nach Rostock, wo ein lieber Freund mein neues zweites Wohnzimmer eröffnete, das Törtchenlokal Waldenberger. Am Abend tanzte ich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder, bis das Licht anging und am nächsten Morgen lernte ich endlich die Tochter eines alten Freundes kennen und machte mit ihr den Warnemünder Strand unsicher.

Außerdem heiratete im Februar mein Bruder nach über 18 Jahren Beziehung meine Schwägerin. Wir schenkten eine Torte und die Nutzung unserer Wohnung als Partylocation.

März

Ich nenne den März 2017 meine “irischen Wochen”. Direkt am Anfang ging es für mich dienstlich nach Dublin. Dann war ich mit einer lieben Freundin beim Konzert von Jimmy Kelly, verbrachte den St. Patrick’s Day feuchtfröhlich mit dem Hasen im Pub und schließlich erschien die neue Kelly-Family-CD, die aus nostalgischen Gründen natürlich den Rest des Monats rauf und runter lief – so sehr, dass sie in meinen Spotify-Jahrescharts ganz oben landete, auch wenn ich sie in der zweiten Jahreshälfte deutlich seltener gehört habe.

April

Der April war politisch geprägt und ich wurde offiziell in ein Ehrenamt gewählt, das spätestens seitdem einen beachtlichen Teil meiner Zeit und Energie bündelt. Abgesehen davon feierten wir die Wohnungseinweihung zweier lieber Freundinnen, die nun endlich auch in Berlin wohnen, besuchten das Hasenpatenkind in Leipzig und aßen Waffeln im Garten. Am Ende des Monats verbrachten wir ein langes Wochenende auf einem Naturcampingplatz in der Mecklenburgischen Seenplatte. Dort begann ich passend zu den vorgenannten irischen Wochen it der Lektüre von Ulysses – die natürlich auch jetzt noch nicht beendet ist.

Mai

Im Mai fing der Hase seinen neuen Job an, mit dem er noch immer sehr sehr glücklich ist. Ich hatte viel Spaß auf der re:publica und die Erdbeerhäuschen kehrten endlich nach Berlin zurück. Außerdem kam meine geliebte Rostocker Indie Night für einen Abend nach Berlin und ich tanzte zum zweiten Mal in diesem Jahr bis zum Schluss. Und dann fuhren wir selbst nach Rostock, wo es unglaublich heiß war, so dass ich direkt anbaden konnte. Natürlich trafen wir auch viele liebe Freunde und sahen drei Bands live, unter anderem Zen Bison.

Juni

Der Juni brachte ich mich in eine noch ältere Heimat, zum 15-Jahre-Abi-Klassentreffen in Bautzen. Anlässlich meines Geburtstags gab es dann später ein Picknick bei uns im Hof –mit internationalen Gästen, vielen Kindern und sogar einem Hundekampf. Und Live-Musik war auch wieder dabei: Wir tanzten mit den Skatalites im Yaam.

Juli

Gleich zu Beginn des Monats feierten wir den 30. Geburtstag meiner Cousine mit einer großen Gartenparty und ich tankte ganz viel Familienfeeling mit meinen Cousins und Cousinen. Auch das nächste Wochenende wurde sehr flauschig – in einer auf Twitter organisierten Hilfsaktion bearbeiteten wir einen Schrebergarten in Pankow-Rosenthal, lernten dort unter anderem die wundervolle Mademoiselle Read On kennen und bekamen am Ende auch noch zwei Himbeerpflanzen für den Balkon geschenkt. Überhaupt war das ein Sommer voller Obst, der Hase hat literweise Saft, Apfelmus, Marmelade und Kompott hergestellt – komplett mit mundgeraubten Früchten aus den Innenhöfen der Umgebung (die sonst nicht geerntet werden). Achja, ein tolles weiteres Rostock-Wochenende mit der lieben Susanne war ebenfalls noch drin in diesem wunderschönen Sommermonat!

August

Im August fand unser alljähliches Cousins- und Cousinentreffen statt. Wir backten Pizza, schauten Filme, jagten uns um die Tischtennisplatte, schwitzten in der Sauna, tranken jede Menge Mate und quatschten bis tief in die Nacht. Später im Monat verbrachte ich beruflich eine Woche in Timmendorfer Strand und konnte dort nach Feierabend trotz kühlerer Temperaturen ein weiteres Mal in der Ostsee baden (und zum ersten Mal seit langem wieder Minigolf spielen). Zum Monatswechsel ging es dann für 4 Tage mit dem Hasen nach Stockholm.

September

Zurück aus Stockholm ging es mit dem Team direkt wieder aufs Wasser, und zwar bei einer Floßtour auf der Havel. Kurz danach ging es schon wieder nach Rostock, zu einem Kabarett-Abend mit Fiete und Schiete, viel Zeit mit Freunden und natürlich Strand und Törtchen. Als ich heimkam, überraschte mich der Hase mit Unmengen selbst gebackenen schwedischen Zimt- und Kardamomschnecken, die in den Folgetagen noch häufig Neid unter meinen Kolleg*innen hervorriefen. Dann ging es im September noch auf einen weiteren Business-Trip, diesmal nach Brüssel.

Oktober

Das Highlight des Oktobers war unser zweiwöchiger Roadtrip durch Sardinien, bei dem ich so viel gegessen habe, dass ich mir kurz vor Schluss noch den Magen verdarb und ein paar Tage so gut wie gar nichts mehr herunterbekommen habe. Ansonsten gab es viel Meer, Berge, Bäume und Getier zu sehen und vor allem jede Menge Erholung und Abschalten.

November

Anfang November war mein Bruder in Berlin und wir lösten gemeinsam sein Geburtstagsgeschenk ein: Ein Doppelkonzert von Dritte Wahl im Astra. Mitte des Monats besuchte ich eine liebe Freundin in Basel und verbrachte genau einen Tag mit Sightseeing, den Rest der Zeit mit Filme- und Serienschauen und jeder Menge Gesprächen. Am Wochenende drauf ging es wieder einmal nach Rostock, zu 20 Jahre Indie Night mit Live-Auftritten von Mortenson und Das Paradies – die nächste durchtanzte Nacht.

Dezember

Der Dezember war wie jedes Jahr geprägt von einerseits stressiger Arbeit und andererseits stressiger Vorweihnachtszeit – nur unterbrochen vom Geburtstag des Hasen, den wir mit einer spontanen Party doch ziemlich gut gefeiert haben. Dann sahen wir uns Das Paradies noch einmal gemeinsam in Berlin an und feierten den Hasengeburtstag noch ein zweites Mal, nämlich mit seiner Familie. Darauf folgten meine letzte Dienstreise des Jahres, die mich nach Nürnberg führte, die Firmenweihnachtsfeier, die Bescherung mit Bruder und Schwägerin und das Weihnachtsfest mit der Hasenfamilie. Das Jahr endete mit einem spontanen weiteren Rostock-Besuch am zweiten Weihnachtsfeiertag (mit einer weiteren durchtanzten Indie Night und einem Wiedersehen mit Cousins und Onkel) sowie zwei faulen Sofa-Tagen mit dem Hasen, bevor wir uns heute auf den Weg machten, um in einer Ferienwohnung in Vorpommern ganz still und leise zu zweit das Jahr zu verabschieden.

Wenn ich so zurückschaue, hat sich 2017 nach dem miesen Start deutlich gesteigert, jetzt bin ich gespannt, was 2018 bringt!

Silvester

Tagebuch-5 im Oktober 2016: #cousiniza Hippie-Watching auf Ibiza

Es ist mal wieder der 5. und wie jeden Monat fragt Frau Brüllen wieder: WMDEDGT? Ich habe heute auf Ibiza Hippie-Watching betrieben…

Nach einer sonnenbrandbedingt etwas unruhigen Nacht wachen die Twencousine und ich so gegen 8 Uhr in unserem AirBnB-Zimmer in Eivissa auf. Etwa eine Stunde später sind wir beide abmarschbereit, das dauert vor allem deshalb so lange, weil mit uns noch eine wechselnde Anzahl anderer AirBnB-Gäste plus ab und zu auch der Gastgeber in diesem (wunderschönen und toll gelegegen!) Apartment haust, es aber nur ein Bad gibt. Kurz nach 9 sitzen wir dann jedenfalls in einem Café an der Flaniermeile Vara de Rey und ich bestelle mir das perfekte Frühstück: Churros mit heißer Schokolade und einen großen frisch gepressten Orangensaft.

Churros

Während ich in diesen Köstlichkeiten schwelge, starrt die Twencousine fasziniert auf einen süßen Welpen am Nachbartisch (sie ist eine Hundenärrin). Als dessen Besitzerin mal kurz verschwinden muss, bekommt sie die ehrenvolle Aufgabe, den Hund namens Cor zu beaufsichtigen und löst diese mit Bravour – Streicheleinheiten gegen freundliche Knabbereien an den Cousinenfingern.

Hund

Als Cors Frauchen zurück ist, nehmen wir dann den Bus nach Es Canar, einem kleinen Badeörtchen etwas die Küste hinauf, das für seinen jeden Mittwoch stattfindenden “Hippie-Markt” bekannt ist. Ibiza war ja schon weit vor der aktuellen Elektro-Party-Szene eine Hochburg der Subkulturen und besonders der Norden ist auch heute noch von den Hippies geprägt, die seit den 60ern ihr Lager hier aufschlugen.

Es Canar

Allerdings hat der Hippie-Markt, oder wie hier geschrieben “Hippy Market” (sic) nicht mehr viel von authentischer Hippie-Kultur. Die Subkultur wird zum Tourist:innen-Ereignis und alle paar Meter hört man Leute im breitesten süddeutschen Dialekt miteinander reden. Das reißt uns dann auch regelmäßig aus der entspannten Urlaubsstimmung heraus. Ich frage mich auch, wie viele der Tourist:innen, die hier im knalligen Ganzkörper-Batik-Outfit herumlaufen, zuhause auch so herumlaufen und wie viele von ihnen sich zuhause wieder in massentauglichere Alltagsklamotten schmeißen, die BILD lesen und AfD wählen… (Ja, der Satz “Isch guck mal, ob isch ne BILD-Zeitung finde.” fiel vor ein paar Tagen in unserer Hörweite.) Angesichts der Mehrzahl des Publikums ist dieses Foto leider sehr treffend:

Hippie-Markt

Es ist aber nicht alles schlecht und neben allerlei Tand und Tinnef gibt es dann doch auch einige Stände mit schönen Waren und authentisch wirkenden Verkäufer:innen und Kund:innen. An solchen kaufe ich mir dann einen mangogelben Pareo mit türkisfarbenen Eidechsen drauf, die Cousine schlägt bei Schmuck und Hunde-Equipment (natürlich!) zu und als wir einen Stand mit handgemachten peruanischen Schuhen aus Baumwolle mit traditionellen Mustern und Sohlen aus recycletem PVC vorbeikommen, werden wir sogar beide fündig.
Hippie-Markt

Voll bepackt mit tollen Sachen, die das Leben schöner machen besteigen wir einen Bus nach Santa Eulalia des Rio, wo wir in einen weiteren nach San Carles umsteigen. Dort befindet sich die Bar Anita, die sich als zentrale Anlaufstelle für alle Hippies bewährt hat, die im Norden von Ibiza relativ abgeschieden leben und die Bar als ihre Postadresse benutzen – der eine oder andere von ihnen bezahlt seine Rechnung gerne in Kunstwerken, so dass die Wände des gemütlichen Lokals voll hängen.

Bar Anita

Hier gibt es laut der Twencousine das beste Allioli (katalanische Schreibweise) der Welt, was natürlich sofort überprüft werden muss. Und wirklich, es ist verdammt lecker! Die Oliven auch, was mich sehr freut, denn da die Cousine diese nicht mag, hab ich sie ganz für mich allein.

Allioli

Zum Hauptgang gibt es dann ausnahmsweise mal nichts Spanisches, sondern kubanischen Reis mit Ei, Bacon, Bananen und Tomatensauce. Ist ganz OK, aber ich bin dann doch traurig, dass ich mich nicht an die lokalen Gerichte getraut habe. Das auf Foursquare hochgelobte Gericht mit rotem Reis, Pute und gegrillten grünen Tomaten fand ich nicht auf der Karte und bei den Fisch- und Fleischgerichten steht jeweils nur die Hauptkomponente da, die mich weniger interessiert als die eventuellen Beilagen. So habe ich gekniffen und schaue dann nur neidisch auf die Teller an den Nebentischen, die durchaus appetitlich aussehen. Bis wir am Sonnabend wieder abfliegen, muss ich auf jeden Fall nochmal authentische ibizenkische Küche ausprobieren (was in einem Touristenort wie Eivissa nicht ganz trivial ist: Überall gibt es italienische Restaurants, Burger, Sandwiches, Sushi und Tapas, aber die Restaurants mit lokaler Küche sind rar gesät und sehr sehr klein – als wir am ersten Abend zu einem wollten, stand schon zehn Minuten bevor es um 20:30 Uhr aufmachte eine lange Schlange davor.

Arroz Cubano

Wenigstens zum Nachtisch wird es dann doch noch ibizenkisch – zum Kaffee gibt es Flao, einen Käsekuchen mit Minze und Thymian und hinterher Hierbas, den hiesigen Kräuterlikör, von dem ich auch unbedingt noch ein Fläschchen kaufen muss.

Flao und Hierbas

Kugelrund und leicht angetüdert (die Cousine mag keinen Alkohol, so dass ich den Großteil ihres Glases mit austrinken muss) verlassen wir nach über zwei Stunden die Bar und sehen uns draußen noch die Kirche von San Carles an. Vor ihr steht ein riesiger alter Johannisbrotbaum, an dem 1936, während des spanischen Bürgerkriegs, die Republikaner den Pfarrer und seinen Vater aufhängten, die sie zuvor vom Glockenturm aus beschossen hatten.

San Carles

Im Schatten des Baumes warten wir dann auf den Bus zurück nach Eivissa, der uns in etwa einer Stunde wieder zurück bringt. Wir laufen mit einem kleinen Umweg über den Rolex-Laden (die Cousine lernt Uhrmacherin und kann sich stundenlang Uhren ansehen) zurück zum Apartment. Hier packen wir unsere Einkäufe aus und ich mache ein Foto von meiner Beute für den Hasen und das Internet. Dann wird gebloggt und gleich schauen wir noch, was Netflix uns für den Rest des Abends zu bieten hat, wenn wir schon ausnahmsweise mal früh “zuhause” sind.


Schuhe und Pareo