Guter Chor ist gut: Die Happy Disharmonists in der Bar jeder Vernunft

Die Demo gestern hat mich aus Gründen ein wenig aus meinem eigentlichen Blogrhythmus hinausgeworfen. Eigentlich soll das ja hier so ein bisschen ein Tagebuch sein und da kommt vor dem Sonnabend natürlich noch der Freitagabend. Den verbrachte ich in netter Begleitung in der Bar jeder Vernunft, beim Konzert der Happy Disharmonists. Gleich vorab: Meine beste Kolleginnenfreundin* singt in diesem Chor mit und hat uns für den Abend Steuerkarten besorgt, diese haben wir aber selbst bezahlt und somit ist auch dieser Text wieder keine Werbung 😉

Insgesamt war das mein drittes Mal Happy Disharmonists, diesmal jedoch lag das letzte Mal bereits so lange zurück, dass das Programm für mich fast komplett neu war. Jedes Mal wieder stelle ich fest, dass ich zu den jüngsten Menschen im Publikum gehöre. Das liegt vermutlich daran, dass ich nur wenig älter bin, als der Chor selbst, in dem auch immer noch einige Mitglieder der Originalbesetzung singen, die ihn damals zu Schulzeiten gegründet haben. Das bedeutet einerseits, dass es natürlich auch Fans gibt, die schon genau so lange dabei sind und andererseits, dass Freund*innen und Familienangehörige der Chormitglieder oftmals auch keine 12 mehr sind (also außer den Chorkindern vielleicht).

Jedes Mal beim Ankommen denke ich also: Hui, wo bin ich denn hier hingeraten, die sind ja hier alle viel älter und gesetzter als ich und dann ist das ja auch noch ein Chor-Konzert und Chor-Konzerte sind ja im Allgemeinen auch eher was für die ein bisschen spießigeres Publikum als ich mich gerne wähne… Und dann singen die los und alle Befürchtungen sind vergessen: Erstens ist das hier ein Pop-Chor und zweitens hat er auch sehr viel Selbstironie. Gleich zu Beginn wird der Pop-Chor-Hype aufs Korn genommen und gezeigt, dass sie von klassischem Chorgesang über A Capella bis hin zu musikalisch höchst anspruchsvollen Covern und Remixen verschiedenster Genres alles drauf haben.

Natürlich gab es auch das eine oder andere Lied, das mich weniger umhaute und den einen oder anderen “Stur lächeln und winken”-Moment, aber die meiste Zeit über konnte ich nur staunen. Besonders über die bereits angesprochenen Cover und Remixe. Da hauen die mal eben ein Mash-up von David Bowies “Major Tom” mit Peter Schillings “Major Tom (Völlig Losgelöst)” hin, verbandeln kleine und große Momente der Pop-Geschichte mit Einsprengseln von “Rule Britannia” und top-aktueller Brexit-Problematik, schummeln ihrem gesetzten älteren Publikum Ärzte-Songs unter, bei denen es Lachanfälle bekommt, untermalen das Märchen vom Froschkönig mit kulturellen Anspielungen und musikalischen Zitaten von “Bohemian Rhapsody” bis “1000 und 1 Nacht”, hauen das eine oder andere politische Statement raus, dass sich gewaschen hat oder treiben meiner Begleitung mit einem Pink-Floyd-Cover unerwartet Tränen in die Augen…

Ein Konzert der Happy Disharmonists sei hiermit jedem anempfohlen, der Spaß an gut und clever gemachter Musik hat. Aber Vorsicht: Sie sind immer sehr schnell ausverkauft – das Drama, bis wir die benötigte Anzahl Karten noch ergattern konnte, wäre einen eigenen Blogbeitrag wert gewesen…

*Es fühlt sich komplett falsch an, hier das Wort Kollegin überhaupt mit einzubringen. Wir sind seit mehr als 16 Jahren sehr enge Freundinnen, haben zusammen studiert und tatsächlich auch mal zusammen in einem Chor gesungen und zusammen arbeiten tun wir erst seit etwas mehr als 8 Jahren 😉 Der Begriff “beste Kolleginnenfreundin” ist hauptsächlich der Unterscheidung zu anderen guten Freundinnen und der offiziellen besten Freundin geschuldet, die ja hier im Blog alle irgendwie ein Pseudoym benötigen.

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