Reisetagebuch 21. September 2019 – Neapel, Bologna, München und Berlin #loosinterrail

Ich schlafe erstaunlich viel in dieser ruckeligen Nacht im Liegewagen, auch wenn ich zwischendurch immer mal wieder kurz wach werde. Endgültig erkläre ich die Nacht gegen halb sieben beendet, etwa eine halbe Stunde, bevor mein Wecker sowieso geklingelt hätte. Kurz vor halb acht sollen wir in Neapel ankommen, aber ein Abgleich von Google Maps und der Interrail App sagt mir, dass wir schon wieder mit einer halben Stunde Verspätung unterwegs sind – natürlich, das passt ja zum Beginn der Reise gestern. Ich “frühstücke” einen Cantuccino und ein Päckchen Pfirsichsaft, die alle nebst etwas was Wasser hingestellt bekommen haben, und benutze das ebenfalls zur Verfügung gestellte Erfrischungstuch, um mich halbwegs wach und wohlriechend zu machen. Über den kleinen Plastikkamm lachen meine Haare nur, aber die bändige ich erstmal mit einem Haargummi.

In Neapel habe ich aufgrund der Verspätung keine Zeit mehr für ein vernünftiges Bar-Frühstück, kann mir aber am Gleis noch einen Automaten-Cappuccino ziehen – vom Vollautomaten aus frisch gemahlenen Bohnen und für nur 80 Cent. Zero Waste ist auf dieser Zugreisende erstmal leider nicht mehr drin. Nachdem ich meinen Platz bezogen und die Fahrkarte vorgezeigt habe, verziehe ich mich für die Morgentoilette auf eben jene und sehe dann wieder halbwegs vorzeigbar aus, wenn auch müde und leicht zerknittert.

Das Bordfernsehen berichtet über den Klimastreik und das Klimapaket der GroKo. Na immerhin sind wir pünktlich losgefahren. Ich besorge mir zum zweiten Frühstück ein Sandwich mit Tofu und Gemüse und beschäftige mich dann vor allem mit Lesen, Dösen und Bloggen.

In Bologna wird es nochmal spannend, denn natürlich haben wir inzwischen wieder eine Verspätung aufgebaut, die dazu führt, dass ich statt sechzehn nur sechs Minuten habe, um vom einen Ende des Bahnhofs zum anderen zu sprinten und den Zug nach München zu erwischen. Klappt aber auf die Minute genau und ich lasse mich in die weichen Polster der Österreichischen Bundesbahn sinken. Mist, eigentlich hatte ich gehofft, ich könne noch ein letztes italienisches Festmahl im Speisewagen zu mir nehmen. Stattdessen gibt es dort ein österreichisches Herbstmenü. Mist, auf einmal ist der Urlaub vorbei und Herbst ist auch noch.

Draußen sieht es inzwischen auch viel weniger italienisch aus – die Alpen nahen. Damit ich nicht völlig im Urlaubsend- und Herbstblues versinke, bestelle ich mir halt was sehr österreichisch-herbstliches. Es gibt Erdäpfelsuppe mit Schwammerl, einen eher langweiligen Gemüsegulasch und köstlichen Mohnschmarrn mit Weichselkompott.

Wir erreichen München mit fast vernachlässigbarer Verspätung, geraten dort aber mitten in den Oktoberfesttrubel. Der ganze Bahnhof ist voller angetrunkener Gestalten in merkwürdigen Kostümen.

Ich kaufe mir noch eine Butterbreze und dann geht es in den ICE nach Berlin, der zwar pünktlich losfährt, aber schon das nächste Abenteuer bereit hält: Aufgrund von Böschungs- und Kabelbrand werden zwei Bahnhöfe nicht an- sondern umfahren, woraus sich eine Verspätung von ca. zwei Stunden ergibt und auch der Halt in Berlin-Gesundbrunnen entfällt. Eine Gruppe Oktoberfestbesucher*innen aus Erfurt unterhält den ganzen Wagen mit ihrem Frust, während diejenigen, die noch deutlich weiter zu fahren eher resigniert und still sind. Am Ende komme ich statt kurz vor Mitternacht erst gegen zwei Uhr morgens in Berlin an und muss dann statt fünf Minuten Ringbahn noch eine halbe Stunde fahren. Kurz vor drei liege ich mit beiden Katzen im Bett.

Reisetagebuch 20. September 2019 – Case Vecchie und Catania #loosinterrail

Der Tag beginnt recht faul. Der Großteil der Mannschaft ist ausgeflogen, um einen Schäfer zu besuchen und ihm beim Melken und der Zubereitung von Ricotta und Belegschaft zuzusehen. Ich frühstücke Pasta di mandorle und Obst und lausche Fabrizia und dem Freund der Gärtnerin, die ein trilinguales Gespräch über Gastronomie, Meditation und christliche Hippies führen.

Dann schnappe ich mir Fabrizias neues, autobiographisches Buch und verziehe mich damit an meinen Lieblingsplatz im Garten. Es ist auf Italienisch, so dass ich nur die Basics verstehe, aber nach 46 Seiten beschließe ich, es mir zu kaufen und demnächst noch einmal mit einem Wörterbuch bewaffnet genauer zu lesen, um die Feinheiten mitzubekommen.

Dann möchte ich eigentlich eine Runde in den Pool springen, aber der wird gerade noch gereinigt. Als er fertig ist, kommt gerade eine ganze Gruppe an Gäst*innen an, um zu baden und ich verschiebe das Schwimmen auf den Nachmittag.

Als nächstes steht eine Käseverkostung an, bei der sechs verschiedene Kuh- und Schafsmilchkäse aus Sizilien probiert werden und die verschiedenen Arten der Käsezubereitung und ihre Auswirkung auf Konsistenz und Geschmack diskutiert werden. Dazu gibt es einen Chardonnay.

Auf den Käse folgt dann nur ein leichtes Mittagessen – mit Parmesan überbackene Auberginen, blanchierter Mangold und gedünsteter Cavolo Nero, dazu einen Salat. Bis auf den Parmesan stammt natürlich alles aus dem Garten.

Nach Melone mit Minze zum Dessert kaufe ich mir noch ein paar Dinge aus dem Laden – Textilien mit einem von Fabrizia gemalten Design mit Zucchiniblüten (einen Schal und ein Topflappen-Set) sowie das berühmte Tomatenextrakt, das hier jeden August hergestellt wird. Dann hüpfe ich noch für ein paar Bahnen in den Pool, lasse mich von der Sonne trocknen und als es anfängt zu regnen, packe ich meine Sachen und werde zum Bahnhof gefahren.

Es beginnt eine lange Heimreise, zum Glück hatte mir Fabrizia geraten, schon einen früheren Zug zu nehmen, wer weiß, ob sonst alles gut gegangen wäre. Der erste Zug hat 18 Minuten Verspätung beim Losfahren und 41 Minuten bei der Ankunft – auf der Zugstrecke gibt es ein Problem mit der Stromleitung, deswegen muss langsam gefahren und immer wieder gehalten werden. Eigentlich hätte ich damit direkt meinen ersten Anschlusszug verpasst, aber der hat das gleiche Problem und somit ebenso Verspätung – als ich ankomme bereits 29 Minuten, abfahren tun wir dann mit über 80 Minuten Verspätung. In Catania habe ich dann aber trotzdem noch zweieinhalb Stunden Zeit. Diese nutze ich, um Bargeld zu besorgen – gar nicht so leicht im Bahnhofsviertel der zweitgrößten sizilianischen Stadt – mich ordentlich zu verlaufen und am Ende immerhin noch einen leckeren Arancino mit Spinat und Mozzarella zum Abendbrot zu verspeisen.

Dann geht es zurück zum Bahnhof, wo der Nachtzug nach Neapel ebenfalls Verspätung hat, aber nur so 15 Minuten oder so – geradezu lachhaft. Ich beziehe mein Liegewagenabteil, das ich mir mit zwei anderen Frauen teile, warte noch auf die Fahrkartenkontrolle und schlafe dann überraschend schnell ein, noch bevor wir Messina und die Fähre zum Festland erreichen.

Reisetagebuch 19. September 2019 – Case Vecchie #loosinterrail #eatalien

Nach der gestrigen Herausforderung des späten Frühstücks stellen sich unsere Gastgeber*innen heute einer neuen: Frühstück um 6. Eigentlich hatte ich nur gefragt, ob es möglich ist, dass wir uns morgens um 6 einen Kaffee machen, aber davon wollten sie nichts hören: Sie würden ja sowieso früh aufstehen und wir bekämen natürlich ein komplettes Frühstück, man kann doch nicht ohne aus dem Haus!

Mit Mühe können wir sie morgens davon abhalten, uns Rühreier zu servieren. Nach einem schnellen Frühstück fahren wir halb 7 los: Der Bruder muss zum Flughafen, ich muss rechtzeitig den Shuttle-Bus nach Catania erwischen und das Mietauto muss auch noch abgegeben werden. Zum Glück klappt alles wie am Schnürchen, so dass ich in Catania in den Zug steigen kann, der mich nach Case Vecchie bringt. Was das ist und wie es dort ist, findet man, wenn man in diesem Blog nach Geburtstagswoche sucht.

Unterwegs habe ich noch einen zweistündigen Aufenthalt auf einem fast verlassenen Provinznestbahnhof, aber dann steige ich in den nächsten Zug und irgendwas in mir erkennt die Landschaft wieder (obwohl ich letztes Mal aus der anderen Richtung kam) und die Vorfreude steigt ins Unermessliche. Ich werde am Bahnhof abgeholt und stehe auf einmal wieder vor dem blauen Tor. Es ist, wie nach Hause zu kommen. Als ob ich plötzlich durch all die Fotos laufe, die ich vor vier Jahren gemacht habe. Ich atme tief ein und komme an – so richtig und ganzheitlich.

In der Küche sitzen bereits alle beim Essen: Fabrizia, ihr Team, der Freund der Gärtnerin und drei Kochschüler*innen. Ich werde freudig begrüßt und dann gibt es Mittagessen: Ricotta-Gnocchi mit Sugo, Kaninchen in Mostarda-Sauce mit Kartoffeln und einem Salat aus bunten, gehäuteten Tomaten, Obst (Jujube, Erdbeertrauben), Feigen-Trauben-Tarte und Kaffee. Zum Essen gibt es Grillo, einen autochthonen sizilianischen Weißwein. Ein ganz normales Mittagessen in Case Vecchie eben…

Nach dem Essen besprechen Fabrizia und ich kurz unsere Pläne für meinen Aufenthalt, dann legt sie sich zur Siesta hin und ich begebe mich zu meinem Lieblingsort im Garten, genieße die Aussicht, atme den Duft von Blumen und Kräutern, meditiere, reflektiere und lese.

Irgendwann fängt es an zu regnen, so dass unsere Gartenarbeitspläne ins Wasser fallen. Stattdessen lese ich noch ein wenig in der Bibliothek weiter und abends plaudern Fabrizia und ich dann über dies und das – vom Catch-up seit unserem letzten Treffen im November über Lebensphilosophien, die politische Entwicklung in Deutschland und Italien, Familiengeschichten und Berufliches bis hin zu unseren Lieblingsserien. Der Rest der Gesellschaft ist auf einem Pizza-Workshop im Dorf, deswegen sitzen wir alleine am riesigen Esstisch und essen Reste – frischen Ricotta und älteren Schafskäse, eingelegte gegrillte Auberginen, getrocknete Tomaten, Sauerteigbrot, Macco aus eingefrorenen Fava-Bohnen – schön grün und aromatisch, anders als vorgestern – und eine Cassatina. Alles aus eigenen Zutaten und selbst hergestellt, inklusive des Weins, eines Nero d’Avola.

Nach dem Essen darf ich dann noch in die Badewanne – immerhin zum ersten Mal seit fast drei Wochen – und dann geht es müde und zufrieden ins Bett.

Reisetagebuch 18. September 2019 – Modica, Scoglitti und Comiso #loosinterrail #eatalien

Der Tag beginnt – wie auch sonst – mit einem Frühstück. Bei dem haben wir unsere Gastgeber*innen zeitlich ein wenig herausgefordert, denn eigentlich gibt es Frühstück nur bis 9:30 Uhr, ich bestellte es aber unwissend für 9:30 Uhr und so geschieht es dann auch und ist sehr reichhaltig und lecker:

Nicht im Bild: Rührei, Käse, Schinken…

Nach dem Essen brechen wir nach Modica auf, das nicht nur mit seinem barockem Stadtbild, sondern auch seiner berühmten Schokolade lockt. Eifrige Leser wissen, wo meine Prioritäten liegen… Und bei Katzen:

Als wir unseren Spaziergang durch die Altstadt beenden ist es schon ganz schön heiß, zu heiß für Schokolade – Zeit für ein Eis, mit besagter Schokolade (für den Bruder mit Pistazie).

Dann brauchen wir dringend eine richtige Abkühlung und fahren an den südlichsten Punkt der gesamten Reise, nach Scoglitti, und gehen dort an den Strand. Dieser erinnert in Aufbau und Sandbeschaffenheit an den Strand unserer Kindheit in Warnemünde und macht damit schonmal vieles richtig. Dazu ist das Wasser auch noch angenehm warm und türkisfarben und es gibt sowohl Algen als auch Muscheln und knapp unter der Wasseroberfläche schwimmen kleine Mini-Fischlein, die uns zwar regelmäßig anstupsen, aber sich nicht fangen lassen. Haben wohl Angst, dass wir ihnen gleich den Kopf abbeißen und/oder ne Zitrone aus der Badehose holen.

Als es das nächste Mal zu heiß wird, gibt es eine Granità. Pistazie für den Bruder (erkennt man ein Muster?) und Maulbeere für mich:

Dann geht es für eine weitere Badung bis kurz vor Sonnenuntergang zurück an den Strand, bevor wir für ein frühes Abendessen nach Comiso fahren. Das ist ein Tipp von Rachel, die hier in der Nähe ihr Sommerhaus hat. Wir haben zunächst Schwierigkeiten, die Cantunera zu finden, was daran liegt, dass sich das Lokal über drei Ecken einer Kreuzung erstreckt. An der einen Ecke bestellt man die Arancini und Getränke, eine andere beherbergt den Außenbereich und die dritte den Innenbereich samt Toiletten. Wir bestellen liebe Grüße von Rachel und werden dann sehr zuvorkommend beraten.

Zu sizilianischem Craftbeer gibt es für mich Arancini mit Salsiccia und Radicchio bzw. Apfel, Speck und Asiago. Der Bruder nimmt zwei andere, aber da ich erst Tage später zum Bloggen komme, habe ich leider vergessen, welche das sind. Nach dem Essen geht es zurück nach Hause und früh ins Bett – nicht ohne die Reste des Weißweins zu trinken, die wir am Brudergeburtstag noch mitgenommen hatten.

Reisetagebuch 17. September 2019 – Zafferana Etnea und Ätna #loosinterrail #eatalien

Heute ist wieder ein Reisetage, aber zwischen Frühstück und Autofahren passt immer noch ein bisschen Meer. Findet zumindest das Brüderchen und dieser Meinung schließe ich mich gerne an. Wie schon vorgestern fahren wir dazu zur Baia di Tono, wo türkisblaues unglaublich klares Wasser auf helle Kiesel treffen. Selbst wenn man ewig weit rausschwimmt und schon lange lange nicht mehr stehen kann, sieht man noch den Grund. Ich bedauere ein wenig, keine Unterwasserkamera dabei zu haben. Es gibt zwar weder Pflanzen noch Tiere zu sehen hier – was mich ein wenig stutzig macht – aber alleine der Anblick meiner vergleichsweise immer noch käsigen Beine vor diesem Hintergrund wäre ein Bild wert.

Wir lassen uns von der Sonne trocknen und dann geht es los – wir wollen vom Norden Siziliens hinunter in den Süden, da braucht man eine Weile. Einen ersten Stop machen wir in Zafferana Etnea an den Hängen des Ätna. Die Stadt ist für ihren Honig bekannt und der Bruder möchte aus Gründen welchen kaufen (irgendwas mit einem Hobby-Honigforscher in seinem Kollegenkreis, Geografen sind mitunter anders). Obwohl ich mich nicht mehr genau erinnere schaffen wir es, in dem selben Honigladen einzukehren wie der Hase und ich vor 5 Jahren. Diesmal schlage ich nicht ganz so exzessiv zu, aber Zitronenhonig, Eukalyptushonig, Thymianhonig, Pistazienpesto, Olivenöl mit Zitrone und verschiedene Honigseifen müssen trotzdem mit.

Danach kehren wir in einer Bar ein, wo es für den Bruder Caprese und für mich eine “Pizza Siciliana” mit Mortadella, Mozzarella und Pistazien gibt – eigentlich wollte ich ja Arancini, aber die waren aus, ebenso wie die Pizza mit Zucchiniblüten und wildem Fenchel und das Lemonsoda. Aber Oransoda hatten sie da. Die Pizza Siciliana ist übrigens eine Art frittierte Calzone und verlangt mir einiges ab – es bleibt wenig Hunger fürs Abendbrot übrig.

Dann geht es hinauf auf den Ätna, wo wir uns ein wenig Vulkanatmosphäre geben wollen. Auf dem Weg zu den Crateri Silvestri nehmen wir einen Tramper mit, der sich als Ätna-Guide entpuppt, welcher spontan eine Wanderroute geändert hatte und nun zurück zu seinem Auto möchte. Wir nehmen ihn mit und bekommen auf dem Weg eine volle Dosis an Tipps – leider viel zu viel für unsere knappe Zeit. Aber wir steigen dann auf den größeren der Crateri und machen eine Menge schöner Fotos – ist ja für uns beide bei weitem nicht der erste Vulkan, da muss man es auch nicht übertreiben.

Mit Bimssteinchen in den Schuhen und “I Bims”-Witzen auf den Lippen geht es dann weiter nach Süden, bis in die Nähe von Modica, wo wir im Agriturismo schon erwartet werden. Wieder ergießt sich ein Schwall italienischer Fragen und Tipps über uns – auch noch in starkem sizilianischem Dialekt – aber die wichtigsten Informationen bekomme ich gefiltert: Wann gibt es Frühstück und wo ist die nächste Trattoria?

Zum Glück nur etwa 700 m entfernt, so dass wir uns einfach zu Fuß auf den Weg machen können. Wir kommen dort gegen halb 9 an und sind neben den anderen deutschen Gästen des Agriturismo die einzigen. Da ich immer noch voll von der Pizza bin, teilen wir uns die gemischten Antipasti und ich esse danach “nur” noch eine Suppe – eine Macco aus Fava-Bohnen mit ordentlich Olivenöl drauf. Leider wurden hier getrocknete Bohnen verwendet, so dass die Suppe eher langweilig schmeckt und bei weitem nicht so gut, wie mein erstes Macco damals 2015.

Brüderchen hat mehr Hunger als ich und isst noch Cavatelli alla Norma, Caponata und eine Insalata mista. Dazu gibt es einen lokalen Rotwein, der nicht näher benannt wird, es aber auch nicht lohnt nachzufragen. Als wir fertig sind ist es halb 11 und inzwischen sind viele Tische besetzt – in Sizilien isst man spät. Wir laufen zurück zum Agriturismo und fallen müde ins Bett.

Reisetagebuch 16. September 2019 – Oliveri und Tindari #loosinterrail #eatalien

Der heutige Tag steht ganz im Zeichen des Geburtstags meines Bruders. Wir frühstücken im Agriturismo unter anderem Schokocroissants und solche mit Pistazienfüllung und traditionelle sizilianische Brioche mit köstlicher Aprikosenmarmelade. Eine der vielen Katzen kommt auch vorbei, macht uns ihre Aufwartung und lässt sich für ein paar Streicheleinheiten auf meinem Schoß nieder.

Dann fahren wir zu einem Strand in der Nähe und verbringen ein paar Stunden mit Baden, Lesen, Dösen und Sonnen. Als es uns zu heiß wird, geht es in eine Pasticceria für eine Art improvisierten Geburtstagskaffee. Es gibt Granità mit Pistazien-, bzw. Pfirsichgeschmack, eine Cassatina, Paste di Mandorle und natürlich Kaffee.

Gestärkt machen wir uns dann auf unseren touristischen Verpflichtungen nachzukommen und machen eine kleine Miniwanderung (ambitioniertere Touristen würden es wohl einen Spaziergang nennen) zu den Laghetti di Marinello, ein paar Süßwasserseen am Strand – unter Vermeidung des Anstiegs, der nötig wäre um ein Sanctuario oder griechische Ruinen oben auf der Steilküste zu besichtigen. Natur und Wasser reicht ja auch.

Es folgt eine weitere Bade- und Lesesession am Strand, dann fahren wir zurück in die Unterkunft, duschen uns das Salz vom Leib und begeben uns dann zum abendlichen Geburtstagsfestmahl in eine Trattoria in Milazzo.

Es gibt marinierten Fisch – Sardellen auf Rucola mit einem Tomaten-Relish, Shrimps auf Orangenscheiben mit Zwiebeln und Schwertfisch auf Gurkenscheiben mit Orangenstückchen und einem Hauch Schokolade.

Ich lasse mir danach Spaghetti mit Thunfischrogen schmecken, der Bruder bestellt Trenette mit Schwertfisch, Auberginen, Pinienkernen und Minze.

Zum Hauptgang gibt es Schwertfisch-Involtini und einen Salat.

Den Nachtisch klemmen wir uns, bekommen aber jeder noch ein kleines Zitronensorbet aufs Haus. Dann geht es müde und vom Weißwein leicht angeheitert nach Hause und ins Bett.

Reisetagebuch 15. September 2019 – Milazzo #loosinterrail #eatalien

Nach dem Aufwachen fühlt sich mein Magen immer noch nicht wieder richtig an. Erste Maßnahme ist also, Kamillentee zu kochen – auf dem Gasherd, in einem Topf. Logischerweise werden die Griffe des Topfes dabei ganz schön heiß und jetzt habe ich zum leicht erbosten Magen noch einen verbrannten linken Zeigefinger. Aber irgendwas ist ja immer.

Beim Frühstück gibt es für mich dann auch Tee statt Kaffee und dann vor allem leckeren frisch gemachten Ricotta von heute morgen auf Zwieback.

Wir packen unsere sieben Sachen zusammen und begeben uns wieder auf die Straße, denn heute geht es nach Sizilien! In Villa San Giovanni setzen wir mit der Fähre nach Messina über. Sizilien liegt hier so unglaublich nahe, dass man fast hinüberspucken kann – das Foto mache ich, als die Fähre noch im Hafen liegt.

Auf der anderen Seite angekommen fahren wir nur noch ein kleines Stück, bis nach Milazzo, und gehen dort dann am Lungomare spazieren – schon wieder wahnsinnig blaues, klares Wasser und in unserem Rücken wenn man ganz genau hinsieht, kann man den Ätna erahnen. Auf dem Foto nicht, denn das zeigt ja nach vorne.

In einer Bar am Wasser gibt es dann frisch gepressten O-Saft und eine geteilte Pizza alla Norma, also mit frittierten Auberginen und Ricotta salata auf der Tomatensauce und dem Mozzarella – typisch sizilianisch, auch wenn das normalerweise ein Pastagericht ist. Mein Magen erholt sich langsam wieder.

Nach einem kleinen Bummel durch Milazzo, das auf einer Landzunge liegt und außer dem Hafen im Osten auch noch eine lange Strandpromenade im Westen hat, checken wir erst einmal in unserem Agriturismo für die nächsten beiden Nächte ein. Dann lassen wir uns einen schönen Strandabschnitt empfehlen und verbringen dort die letzten beiden Stunden bis zum Sonnenuntergang. Auch hier gibt es wieder Kiesel, wenn auch weniger fein, als am Tag zuvor, und sehr klares türkisblaues Wasser. Wir schwimmen und reden und ich sortiere nebenbei Kiesel nach Farben.

Nach dem Sonnenuntergang geht es zurück in den Agriturismo, wo wir heute auch das Abendbrot einnehmen. Es kostet weniger als in der letzten Unterkunft und ist damit auch etwas weniger reichhaltig, aber trotzdem ziemlich gut. Ein Antipasto entfällt, wir steigen gleich mit Nudeln ein, und zwar mit Zucchini, Speck und Semmelbröseln.

Dann gibt es eine Art überbackene Involtini und dazu Caponata und eingelegte Oliven. Wein und Wasser sind natürlich im Preis inbegriffen, allerdings ist der Rotwein gerade alle und wir trinken Rosé.

Unseren (deutschen) Tischnachbar*innen ist das Essen zu viel, einer von ihnen isst nicht einmal die Pasta komplett auf. Wir können darüber nur vorsichtig schmunzeln, ist es doch alles so viel weniger und leichter als in unserem letzten Quartier.

Als Absacker gibt es für das Brüderchen noch einen Amaro und für mich einen Malvasia von den der Küste vorgelagerten liparischen Inseln. Dann gehen wir aufs Zimmer und schauen noch einen Film, mit dem wir es heute schaffen, bis Mitternacht wachzubleiben und in den Brudergeburtstag “reinzufeiern” (nach dem Gratulieren war umdrehen und schlafen).

Reisetagebuch 13. September – Zaccanopoli #loosinterrail #eatalien

Wir brechen nach dem wieder hammerguten Frühstück zeitnah auf, denn vor uns liegt heute ein langer Autofahrtag: Vom Absatz des Stiefels im Salento in Apulien geht es bis fast zur Stiefelspitze nach Kalabrien – dabei kommen wir nochmal kurz durch die Basilikata, aber der eigentlich geplante Zwischenstopp in der Europäischen Kulturhauptstadt 2019, Matera, wird uns dann doch zu stressig bzw. ein zu großer Umweg. Zwischendurch machen wir dafür eine Mittagspause auf gut Glück – in einem Ort am Strand, der auf Google Maps nett aussah und ungefähr in der Mitte zwischen Abfahrts- und Zielort liegt. In einer Bar mit Blick auf das Wasser essen wir Insalata mista und Melone mit Schinken.

Dann geht die Fahrt weiter und immer höher in die Berge, bis wir unseren Agriturismo in Zaccanopoli erreichen – eine Farm mit ca. 1000 Schafen, einer Schweineherde, Wildschweinen und einem großen Garten. Als wir ankommen ist niemand da, aber der Schlüssel steckt an einem der beiden Gästeapartments und wir können uns schon einmal einrichten. Später trifft einer der Besitzer ein, kredenzt uns einen Aperitivo und gibt uns wertvolle Tipps für die nächsten Tage.

Dann kommen die Schafe von der Weide nach Hause und wir beginnen eine kleine Führung über den Agriturismo.

Im Schweinestall schaffen wir es beide, in übelriechende Dinge am Boden zu treten, so dass eine der Aufgaben der nächsten Tage wird, unsere Schuhe wieder zu entstinken.

Die kleinen Lämmer sind gerade einmal zwei Tage alt, storkeln aber schon wie die Großen.

Unser Gastgeber fährt mit uns noch zu einem schönen Aussichtspunkt, an dem der Heilige Francesco de Paola angeblich seine Fußabdrücke hinterlassen hat, als er übers Meer aus Sizilien zurückkam. Wir haben auf jeden Fall einen schönen Blick nach Westen auf die untergehende Sonne.

Zum Abendbrot gibt es dann das volle Programm, begonnen mit einer Art Zwiebelpuffer aus den roten Tropea-Zwiebeln, die besonders süß sind.

Darauf folgen Erzeugnisse des Agriturismo: verschiedene Aufschnittsorten vom Schwein, Ricotta, Primo Sale und Pecorino aus Schafsmilch, frittierte Auberginen- und Kartoffelbällchen, eingelegte Oliven und Peperoncino-Creme.

Zum Primo gibt es hausgemacht Pasta mit einem Ragù aus Tomaten und verschiedenen Fleischsorten.

Als Secondo möchte man uns dann eine gemische Grillplatte mit Lamm, Schwein und Salsiccia servieren, aber eigentlich sind wir schon pappsatt, deswegen kann ich auf “ein bisschen Lamm” herunterhandeln, das dann auch wirklich sehr lecker ist.

Zum Nachtisch gibt es noch Cannoli mit eigenem Ricotta, einen selbst gemachten und eisgekühlten Finocchietto (Fenchellikör) und einen dringend benötigten Espresso, dann wanken wir hinüber in unser Zimmer und fallen ins Bett.

Reisetagebuch 14. September 2019 – Parghelia und Tropea #loosinterrail #eatalien

Der Morgen beginnt mit einem ausführlichen Frühstück – Agriturismo-Style. Erst stehen nur Brot, Wasser, Kuchen und Nutella auf dem Tisch. Dann bringt man uns Kaffee, Käse und Aufschnitt und fragt, ob wir Obst wollen. Wir bejahen und kurz danach stellt man uns riesige Wassermelonenstücke hin. Noch einmal fünf Minuten später bringt man uns große, noch warme Croissants gefüllt mit Pistaziencreme. Und als wir dann schon zu platzen drohen, steht plötzlich noch ein Teller frisch gepflückter Feigen vor uns. Man hatte das Gefühl, dem jungen Mann, der uns bediente, fällt einfach immer noch etwas ein, womit er uns erfreuen kann.

Nach dem Frühstück gehe ich die gefühlten Milliarden Tipps durch, die wir gestern von unserem Gastgeber bekommen haben und stelle einen Plan für den Tag zusammen. Zunächst geht es nach Parghelia und dort an den Michelino-Strand, der sich als der vielleicht schönste entpuppt, an dem wir je waren. Auf dem Bild sieht man die etwas mehr besuchte Bucht, wir entschieden uns unten angekommen für die daneben, an der nochmal weniger los war. Kleine Kiesel, Schatten werfender Bambus und Pinien, wahnsinnig türkisblaues Wasser, sanfter Einstieg und ein paar große Felsen, die man aber auch rechtzeitig erkennt, weil das Wasser einfach mal komplett klar ist und man auch weit draußen bis auf den Grund hinuntersehen kann.

Wir verbringen mehr als drei Stunden mit Baden, Lesen, Sonnen und Dösen.

Dann geht es wieder hoch ins Dorf, wo es in der örtlichen Bar hervorragendes Eis geben soll. Wir werden nicht enttäuscht. Typisch für die Gegend hier ist Tartufo, das natürlich probiert wird. Außerdem schmecken uns Pistazie mit ganzen “Früchten”, Mirtillo und eine Mischung aus verschiedenen sizilianischen Zitrusfrüchten.

Dann geht es weiter ins Nachbarstädtchen Tropea, das wie Parghelia weit über dem Meer liegt und tolle Ausblicke bietet. Unterwegs sehen wir überall die berühmten süßen, roten Tropea-Zwiebeln.

An einem Aussichtspunkt mitten in der Altstadt blickt man hinunter auf das klare, türkisblaue Wasser.

Wir genehmigen uns einen Aperitivo in einer Bar, leider diesmal ohne Knabberkram dazu, aber da mein Bauch mir schon signalisiert, dass er eigentlich gar nicht mehr so viel Nahrung braucht, finde ich das nicht schlimm.

Zurück im Agriturismo gibt es den gleichen Snack und Antipasto wie gestern – angereichert mit gebratener Paprika und Kartoffeln und gebackenen Auberginenscheiben mit Parmesan.

Dann entscheiden wir uns für hausgemachte Pasta mit Gemüse aus dem Garten…

…und hausgemachte Pasta mit Tropea-Zwiebeln und Guanciale.

Hinterher gibt es dann noch eine gemischte Grillplatte – heute nicht nur mit Lamm, sondern auch mit Schwein und Salsiccia – aber als “kleine” Portion, weil in mich einfach nichts mehr hineingeht. Scheinbar waren die Gelage der letzten Tage doch irgendwann zu viel oder die Sonne dazu. Ich lege mich jedenfalls schonmal hin und lese, während Brüderchen noch mit der Grillplatte kämpft.

Reisetagebuch 12. September 2019 – Gallipoli #loosinterrail #eatalien

Nach gut durchgeschlafener Nacht morgens vom Hahn geweckt zu werden, ist schon ganz in Ordnung. Ebenso das reich gedeckte Frühstücksbuffet des Agriturismo, auf dem u. a. verschiedene selbst gebackene Kuchen, hausgemachte eingelegte Gemüse und selbstgemachte Marmeladen stehen. Wir lassen es uns zum Frühstück so richtig gut gehen und auch der Kaffee fließt in Strömen.

Nach dem Essen nehmen wir erst einmal auf der Terrasse Platz. Mein Bruder, der Wissenschaftler, muss nämlich noch ein bisschen arbeiten, bevor sein Urlaub so richtig anfangen kann. Ich nutze die Zeit erst zum Bloggen und dann für einen Spaziergang über den Agriturismo, auf dem neben Wein und Oliven unter anderem auch Granatäpfel, Feigen, Kaktusfeigen, Kakis, Quitten und verschiedene Zitrusfrüchte wachsen.

Als die Arbeit beendet ist, fahren wir an einen nahegelegenen Strand, an dem wir, ganz deutsche Urlauber zur schönsten Mittagshitze ankommen. Immerhin haben wir einen Schattenplatz ergattert. Bis ungefähr 15 Uhr liegen wir am Strand, lesen, sonnen uns, baden und beobachten später, als der Wind auffrischt, unzählige Kitesurfer beim Üben ihrer Kunststücke.

Dann geht es zurück zum Agriturismo: duschen, umziehen und kurz etwas ausruhen, bevor wir nach Gallipoli hineinfahren, um die Stadt noch einmal bei Tageslicht zu sehen. Erster Halt ist eine Bar, in der es Kaffee und Codine mit Schoko- bzw. Cremefüllung gibt.

Danach bummeln wir in die Altstadt und suchen uns ein schönes Plätzchen für einen Aperitivo bei Sonnenuntergang und finden es genau an der Westspitze der Insel, auf der die Altstadt liegt. Es gibt Aperol Spritz bzw. Martini Spritz und dazu Friselle mit Kirschtomaten, Tramezzini mit Käse und Thunfisch, Oliven, Erdnüsse, Taralli und Chips.

Irgendwann haben wir ausgetrunken und suchen uns dann noch eine Trattoria fürs Abendbrot – so ein Urlaubstag ist echt anstrengend!

Es gibt dann aber nur ein relativ leichtes Abendbrot mit Burrata, Coppa, Caciocavallo und eingelegten Gemüsen, bevor wir zurück zum Agriturismo fahren und ins Bett fallen – morgen wird ein langer Auto-Tag, denn es geht vom Absatz des Stiefels bis zur Spitze!