Es ist der 5. und wie jeden Monat ruft Frau Brüllen zum Tagebuchbloggen auf. Die anderen Beiträge zu “Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?” findet Ihr hier.
Ich wache kurz vor dem Weckerklingeln auf und horche in mich hinein – geht es mir besser? Kann ich zur re:publica? Oder sollte/muss ich im Bett bleiben? Zwei Herzen schlagen ach… Mal denke ich: es geht, mal denke ich: besser nicht, mal denke ich: unverantwortlich nach drei Jahren Pandemie! Ich mache einen Schnelltest (immer noch negativ), ich beratschlage mich mit dem Liebsten… Und dann teste ich das System live: Ich stehe auf, gehe ins Bad, ziehe mich an, gieße die Pflanzen, füttere die Katzen, bringe den Müll runter, mache mir Frühstück und… lege mich wieder ins Bett. Mist!

Immerhin mache ich mir eine Mate auf, für das re:publica-Feeling. Dann kümmere ich mich um Sprachlern-Apps und Tagebuchbloggen und nehme mir meinen Laptop für den Livestream von Stage 1 her. Einige der Sessions, die ich heute besuchen wollte, laufen eh auf Stage 1, andere leider nicht – ich hoffe auf Aufzeichnungen. So hänge ich aber nun von 10:45 (das re:publica Team beginnt gewohnt verspätet) bis 20:45 (El Hotzo endet ungewohnt früh) vorm Livestream. Aber der ist halt auch nur ein Tab unter vielen und da es dieses Jahr keinen Bildungsurlaub für die re:publica mehr gibt und ich auch nicht krankgemeldet bin, arbeite ich nebenher ein bisschen und wahrscheinlich auch ein bisschen mehr, als ich es vor Ort in der Arena getan hätte.
Zwischendurch fragt der Mitbewohner, ob ich mal so „10-15 Minuten“ für ihn hätte, er braucht mein neutrales Urteil. Diese 10-15 Minuten brauchen fast eine Stunde, während wir auf dem Balkon sitzen – immerhin frische Luft – und nicht nur zufällig genau bis zu dem Moment, als der Handwerker klingelt, der sich um den Heizkörper in der Küche kümmert, der seit Monaten heizt, obwohl er nicht soll. Ich hatte das bei der Hausverwaltung mehrmals moniert, aber erst beim dritten Mal (ich bin sehr faul geduldig bei sowas) erbarmte man sich und schickte jemanden vorbei, was dann nochmal drei Wochen dauerte.
Der Handwerker dreht manuell den Hahn zu, baut den ferngesteuerten Thermostat ab und einen manuellen Thermostat an, schimpft über die moderne, programmierbare Heizungsanlage und kündigt an, dass das eh bald alles zurückgebaut wird. Das ist enttäuschend, denn ich mag das Programmierbare, das man zukünftig auch per App von unterwegs steuern können sollte. Allerdings klappte es mit dem Heizkörper in der Küche seit Ewigkeiten nicht (der soll eigentlich immer aus sein, in der Küche brauche ich auch im Winter keine zusätzliche Wärme) und zweitens gab es schon seit ebenfalls Ewigkeiten keine Softwareupdates und Erweiterungen mehr zu der Beta-Version, die bei uns installiert wurde.
Als der Handwerker weg ist, kehre ich endlich zurück ins Bett und zum Livestream bzw. der Arbeit. Dann ruft der Liebste an und berichtet, dass die Flaschenpost, die das Teilzeitkind letztes Jahr im Urlaub in den Atlantik geworfen hat, gefunden wurde und sich der Finder gemeldet hat. Wie aufregend! Da muss jetzt natürlich zurückgeschrieben werden und vielleicht gibt es im Sommer ein Treffen, wenn wir wieder da sind? (Die Flasche wurde gut 10km Luftlinie entfernt, gefühlt eine Bucht weiter, gefunden, aber tatsächlich liegen diverse kleinere Buchten dazwischen – mit dem Auto fährt man 23 Minuten laut Google Maps – und wenn man das auf der Karte sieht und die Strömungen mit einbezieht, hat sie eine ganze Strecke zurückgelegt und Ebbe und Flut getrotzt, um dorthin zu gelangen.
Der Liebste muss zurück an die Arbeit und ich an den Livestream (Highlights: Igor Levit und Jagoda Marinić, Meron Mendel, Mareice Kaiser). Zum Mittag und Abendbrot gibt es jeweils Pasta mit Brokkoli von gestern, dann ist die Pfanne leer. Nach Ende des Streams teste ich wieder mein System. Ich räume um mein Bett herum auf und die Spuren des Krankseins weg, ich wasche Töpfe und Pfannen ab, ich siebe das Katzenklo durch… Und ich fühle mich dabei deutlich besser als am Morgen! Wenn es so bleibt, kann ich morgen live in die Arena gehen! Ich telefoniere mit meinen Eltern und nochmal mit dem Liebsten und dann schaue ich noch ein wenig auf TikTok herum, bevor gegen 23 Uhr das Licht ausgeht.