Der Tag beginnt recht faul. Der Großteil der Mannschaft ist ausgeflogen, um einen Schäfer zu besuchen und ihm beim Melken und der Zubereitung von Ricotta und Belegschaft zuzusehen. Ich frühstücke Pasta di mandorle und Obst und lausche Fabrizia und dem Freund der Gärtnerin, die ein trilinguales Gespräch über Gastronomie, Meditation und christliche Hippies führen.
Dann schnappe ich mir Fabrizias neues, autobiographisches Buch und verziehe mich damit an meinen Lieblingsplatz im Garten. Es ist auf Italienisch, so dass ich nur die Basics verstehe, aber nach 46 Seiten beschließe ich, es mir zu kaufen und demnächst noch einmal mit einem Wörterbuch bewaffnet genauer zu lesen, um die Feinheiten mitzubekommen.
Dann möchte ich eigentlich eine Runde in den Pool springen, aber der wird gerade noch gereinigt. Als er fertig ist, kommt gerade eine ganze Gruppe an Gäst*innen an, um zu baden und ich verschiebe das Schwimmen auf den Nachmittag.
Als nächstes steht eine Käseverkostung an, bei der sechs verschiedene Kuh- und Schafsmilchkäse aus Sizilien probiert werden und die verschiedenen Arten der Käsezubereitung und ihre Auswirkung auf Konsistenz und Geschmack diskutiert werden. Dazu gibt es einen Chardonnay.
Auf den Käse folgt dann nur ein leichtes Mittagessen – mit Parmesan überbackene Auberginen, blanchierter Mangold und gedünsteter Cavolo Nero, dazu einen Salat. Bis auf den Parmesan stammt natürlich alles aus dem Garten.
Nach Melone mit Minze zum Dessert kaufe ich mir noch ein paar Dinge aus dem Laden – Textilien mit einem von Fabrizia gemalten Design mit Zucchiniblüten (einen Schal und ein Topflappen-Set) sowie das berühmte Tomatenextrakt, das hier jeden August hergestellt wird. Dann hüpfe ich noch für ein paar Bahnen in den Pool, lasse mich von der Sonne trocknen und als es anfängt zu regnen, packe ich meine Sachen und werde zum Bahnhof gefahren.
Es beginnt eine lange Heimreise, zum Glück hatte mir Fabrizia geraten, schon einen früheren Zug zu nehmen, wer weiß, ob sonst alles gut gegangen wäre. Der erste Zug hat 18 Minuten Verspätung beim Losfahren und 41 Minuten bei der Ankunft – auf der Zugstrecke gibt es ein Problem mit der Stromleitung, deswegen muss langsam gefahren und immer wieder gehalten werden. Eigentlich hätte ich damit direkt meinen ersten Anschlusszug verpasst, aber der hat das gleiche Problem und somit ebenso Verspätung – als ich ankomme bereits 29 Minuten, abfahren tun wir dann mit über 80 Minuten Verspätung. In Catania habe ich dann aber trotzdem noch zweieinhalb Stunden Zeit. Diese nutze ich, um Bargeld zu besorgen – gar nicht so leicht im Bahnhofsviertel der zweitgrößten sizilianischen Stadt – mich ordentlich zu verlaufen und am Ende immerhin noch einen leckeren Arancino mit Spinat und Mozzarella zum Abendbrot zu verspeisen.
Dann geht es zurück zum Bahnhof, wo der Nachtzug nach Neapel ebenfalls Verspätung hat, aber nur so 15 Minuten oder so – geradezu lachhaft. Ich beziehe mein Liegewagenabteil, das ich mir mit zwei anderen Frauen teile, warte noch auf die Fahrkartenkontrolle und schlafe dann überraschend schnell ein, noch bevor wir Messina und die Fähre zum Festland erreichen.
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