Wir wachen auf und sind in der Toskana. Daher hält es uns nicht lange in den Betten und wir setzen uns draußen auf eine Bank, um zu lesen, respektive zu bloggen und so richtig anzukommen.
Hier sehen Sie rechts die “Via” Vittorio Emanuele III und links die “Via” Umberto I, in der wir wohnen.
Der Blick von unserer Bank ins Tal. Sie steht unter einem blühenden Robinienbaum und über uns summen die Bienen. Außerdem hört man jede Menge zwitschernde Vögel, bimmelnde Schafsherden und bellende Hunde. (Nachts dann übrigens Grillen, Käuzchen und die Nachtigall).
In der Bar kaufen wir die noch übrig gebliebenen Cornetti und Schnecken leer (es waren nur noch vier, die Italiener stehen wohl früher auf). Daneben im Minimarkt kaufen wir noch Saft und dann kann es Frühstück geben.
Nach dem Essen checken wir den Wetterbericht und entscheiden uns heute für einen etwas kürzeren Ausflug, nach San Gimignano und Volterra. Luftlinie ist das nicht sehr weit, aber durch die Serpentinen dauert eine Strecke knapp anderthalb Stunden, Parkplatzsuche nicht eingerechnet.
An einer Stelle, an der alle halten, halten wir an und machen ein erstes Foto der Skyline des toskanischen Manhattans.
Wir stürzen uns mitten ins Gewühl und spazieren durch die Touristenmassen zielstrebig zum Platz mit dem Brunnen. Hier haben wir vor 25 Jahren das beste Eis der Welt gegessen (ich hatte Brombeere und Ananas). Ich werde stutzig, als am Eiscafé von damals “The best icecream in the world” dransteht. War das etwa damals auch schon so und meine gesamte Erinnerung eine Lüge? Meine Eltern meinen Nein. Trotzdem zücke ich Foursquare und sehe, dass das Café eine Bewertung von 8,7 hat, das daneben hingegen eine 9,3. Dort stehen zwar auch Superlative, sie sind aber mit Preisen belegbar: World Gelato Champion 2006/07 und 2008/09 sowie Best Tuscan Icecream 2015. Die Entscheidung ist gefällt: Wir gehen zur Gelateria Dondoli und essen unser erstes italienisches Eis. Ich nehme Birne, Passionsfrucht und Himbeer-Rosmarin. Die Entscheidung ist gut, das Eis ist wahnsinnig cremig mit dieser speziellen Konsistenz, die sie in Deutschland einfach nicht hinbekommen, und intensivem, natürlichem Fruchtgeschmack.
Ein paar der Türme, für die San Gimignano weltberühmt ist.
Alle machen Fotos von der Wäsche vor dem Turm, ich fotografiere die Fotografierenden.
Wir folgen einem Wegweiser zu einem mittelalterlichen Weg. Die Beschriftung ist nur auf Italienisch und kaum sind wir abgebogen, sind wir kurz allein mit den Mauern (und den Mülltonnen).
Twin Towers gibt es hier auch. Als wir alles einmal abgelaufen haben, entscheiden wir, nach Volterra zu fahren und auch diese Stadt (bekannt für Alabaster, das Staatsgefängnis und die Twilight-Reihe) noch abzuhaken. Da es regnet, gibt es nicht so viele wahnsinnig schöne Fotomotive. Außer diesem Hund:
Gegen 17 Uhr pausieren wir kurz in einem Café und ich esse eine Schiacciatina mit rohem Schinken und Rucola.
Dann fahren wir zurück nach Canneto und ruhen uns noch eine Weile aus, bevor wir zum Abendessen in die wundervolle, familiäre Pizzeria und Antipasteria Il Botteghino hinabsteigen. Wie von selbst landen erstmal die Antipasti auf unserem Tisch, dazu gibt es Wein (köstlichen roten Hauswein) und Bier (denn zu Pizza trinkt der Italiener an sich ja eher Bier).
Drei Sorten Bruschette: Mit Tomaten, mit Pilzen und mit Hackfleisch. Drei Sorten Aufschnitt: Parmaschinken, Wildschweinsalami und Soppressata. Butterweiches gegrilltes und mariniertes Gemüse und weiße Bohnen mit Kräutern. Zwei Sorten Brot.
Erst danach bestellen wir die Pizza. Ich nehme eine Boscaiola, mit Salsiccia, Pilzen und Oliven. Büffelmozzarella gibt es heute keinen, dafür haben sie einen sehr leckeren aus Fior di latte.
Als wir mit der Pizza fertig sind, stellt man uns unkommentiert je eine Flasche Limoncello und Grappa und vier Gläser auf den Tisch und fragt uns nach unseren Dessertwünschen. Ich entscheide mich für Panna cotta mit Waldfruchtsauce – optisch kein Highlight, aber geschmacklich der Wahnsinn, mit einem ordentlichen Schuss Rosenwasser drin. Meine Eltern bestellen ein Joghurtdessert mit Biscuit, das auch ein Gedicht ist.
Der Limoncello ist gut, Begeisterungsstürme ruft der Grappa hervor. Weich auf der Zunger, rosinig im Geschack und mit ordentlich Bums im Abgang. Wir verzichten auf den angebotenen Kaffee, fragen aber, wo man diesen Grappa kaufen kann. Der Wirt erzählt, dass der Grappa hier aus der Gegend kommt und nicht industriell hergestellt wird. Er fährt die Woche nochmal hin, um neuen zu kaufen und bringt uns dann eine Flasche mit. Va bene.
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