25.03.2024 – Büro, Nikkei-Küche und spanische Tagesabläufe

Mein eh verschrobener Biorhythmus und der spanische Tagesablauf sind sich noch etwas uneins, bzw. sorgen mit vereinten Kräften für zu wenig Schlaf. Nachdem ich wegen der späten Siesta gestern erst gegen 1 eingeschlafen bin, bin ich schon vor 5 wieder wach und döse mich dann noch anderthalb Stunden mit Halbschlaf durch die Gegend – auch weil der eigentlich gemütliche Regen draußen im Hof laut auf Plastikdinge pladdert (oder eher plauzt), bis ich aufgebe und den Tag beginne – auch in Madrid gemütlich im Bett und im Internet. Zu Vogelgezwitscher blogge ich dann, bis es langsam Zeit wird, aufzustehen. Die Gastgeberin und ich navigieren einen Montagmorgen zu zweit, was aber erstaunlich gut klappt. Es gibt Kaffee und Müsli (naja, Schokoflakes) und dann fängt sie, die heute im Homeoffice bleibt, um 8 schon an zu arbeiten. Wir klären erste Arbeitsdinge direkt noch live und sparen uns E-Mails später am Tag. Dann ziehe ich mich fertig an, telefoniere mit dem Liebsten und mache mich auf den Weg ins Büro.

Das dauert etwas länger als in Berlin, mit mehr Fußweg, aber dafür ohne Umsteigen und nach zwei Stationen habe ich sogar einen Sitzplatz in der U-Bahn. Ein bisschen nass werde ich unterwegs auch, es ist heute regnerisch, grau und fast zehn Grad kälter als gestern – Übergangsjackenzeit. Im Büro angekommen ist sonst noch niemand da – es ist für die Kolleg*innen kein Pflicht-Bürotag und während der Semana Santa haben eh viele frei. Ich suche mir nach Lust und Laune einen Platz aus, richte mich ein und dann kommt auch schon die Kollegin dazu, mit der ich heute verabredet bin. Wir begrüßen uns herzlich – auch wir sehen uns nach Jahren der Zusammenarbeit zum ersten Mal live – und dann entscheidet sie sich für den Platz neben mir. Witzigerweise liegt dort eine deutsche Tastatur und bei mir eine spanische und wir tauschen also einfach und dann passt alles.

Gegen 10:30 gehen wir gemeinsam Frühstückspause machen (spanischer Tagesablauf), trinken in einer Cafeteria nebenan einen café con leche und essen Brot mit Tomate und Avocado.

Kurz danach habe ich mein erstes Meeting des Tages – mit Dortmund und dem Berliner Büro. Dann geht es weiter mit der Arbeit an verschiedenen Projekten und Koordinationen per Chat. Das zweite Meeting des Tages fällt aus und ich mache dann eine späte Mittagspause. Dank des zweiten Frühstücke und den großen Plänen für das Abendessen hole ich mir nichts zu essen, sondern presse mir im Supermarkt nebenan nur schnell einen O-Saft und drehe eine Spazierrunde unter Platanen, während die Kollegin sich einen Salat holt und den direkt am Schreibtisch isst.

Der Nachmittag beginnt mit emsiger Arbeit (teils kreativ, teils organisatorisch), dann ist es Zeit für ein Meeting mit Chicago, Schottland, Chennai und meiner Gastgeberin, die dabei mit virtuellem Hintergrund genau neben meinem Bett sitzt. Das ist witzig, wir lassen uns aber nix anmerken in der großen Runde. Direkt im Anschluss dann Team-Meeting mit Nord- und Südengland, Paris und Chicago. Danach ist es kurz nach 18 Uhr. Ich arbeite noch kurz die Action Items aus dem Meeting ab, packe dann meine Sachen zusammen, fläze mich auf die Büro-Couch und telefoniere mit dem Liebsten, mache Duolingo und spiele auf dem Handy, bis die Kollegin auch fertig ist.

Gemeinsam fahren wir mit der U-Bahn zur Plaza Espanya und laufen dann zum Templo de Debod, einem nachgebauten ägyptischen Tempel, Geschenk der ägyptischen Regierung. Wäre ein toller Ort bei Sonnenuntergang, aber bei dem heutigen Wetter haben wir dafür leider keine guten Aussichten. Wir spazieren weiter zum Königspalast und zur Kathedrale – alles Orte, die ich auch vor viereinhalb Jahren besucht habe, als das mit dem Liebsten alles noch ganz frisch und weit von in trockenen Tüchern war, wir uns aber tagsüber die ganze Zeit geschrieben und dann abends telefoniert haben. Hachz.

Gemütlich spazieren wir in den barrio, indem sowohl die Kollegin als auch meine Gastgeberin leben und in dem auch das Restaurant ist, das die Kollegin mit ihrem Partner und einigen Freund*innen betreibt. Die Kollegin kommt ursprünglich aus Peru und ihr Restaurant ist auf die peruanische Nikkei-Küche spezialisiert, eine Fusion aus peruanischen Zutaten und Zubereitungsmethoden, die die japanischen Einwanderer*innen mitgebracht haben. Meine Gastgeberin kommt dazu und dann haben wir einen tollen Abend mit Pisco-haltigen Cocktails, Garnelen in Tempura mit salsa acevichada, roh marinierten Jakobsmuscheln und dann neun verschiedenen köstlichen Maki-Sorten – mit peruanischen Fleisch- und Fischspezialitäten, leckeren Saucen verschiedener Schärfegrade, viel Avocado und zum Beispiel einer umwerfenden Maracujasauce. Wir verlassen uns dabei natürlich ganz auf die Empfehlungen der Chefin, die uns eine Auswahl ihrer Favoriten zusammenstellt.

Die Gastgeberin und ich lassen es uns nicht nehmen, alles selbst zu bezahlen – auch den Anteil der Kollegin – und noch ein großzügiges Trinkgeld zu geben. Evtl. gehen wir die Tage nochmal hin. Und Ihr solltet das auch tun, wenn Ihr mal nach Madrid kommt – ab ins Xolo!

Sehr sehr vollgefressen verabschieden die Gastgeberin und ich uns – bis in ein paar Stunden im Büro! Und machen uns zuhause gleich bettfertig. Gegen 11 liege ich, gegen 12 ist Schlafenszeit.

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