24.03.2024 – Sonntags im Park

Sehr gut geschlafen, mit einer kurzen Unterbrechung gegen 5 und am Ende nur bis kurz vor 8, aber wirklich gut. Was Gästebetten angeht ist dieses hier unglaublich bequem und natürlich hatten Kopf und Geist auch einiges an Erholung nachzuholen. Gemütliches Lesen und Bloggen im Bett, dann wird es gegen halb 10 Zeit, aufzustehen. Kurz die Dusche ausprobiert – in einer fremden Wohnung und besonders auch einem fremden Land ja auch immer ein Erlebnis – und dann für einen Sommertag angezogen, mit Sommerkleid und Flip Flops. Mit der Gastgeberin geht es ins Draußen, Madrid am Sonntagmorgen ist auf jeden Fall etwas ruhiger als gestern. Wir spazieren zu einer Churreria in der Nachbarschaft, die fast voll besetzt ist. Da wir nur zu zweit sind, bekommen wir noch einen Platz am Tresen und frühstücken Churros, Porras und frisch gepressten Orangensaft, wie sich das gehört.

Das Frühstück selbst – und die Gespräche seit gestern, bringen mich auf den Film Chocolat, den die Gastgeberin tatsächlich noch nicht kennt und der somit direkt auf unsere To-Do-Liste wandert. Nach dem Essen laufen wir am Prado vorbei hinüber in den Retiro-Park und promenieren ein wenig, mit längerem Aufenthalt am leider gerade wegen Bauarbeiten gesperrten Kristallpalast.

Dann suchen wir uns ein sonniges, grasiges Plätzchen am Wasser und sitzen für die nächsten Stunden da und plaudern, die nackten Füße im Gras.

Irgendwann bekommen wir Durst und wechseln in ein Lokal ein paar Meter weiter. Es gibt ein Glas Vermouth – hier gerade (?) sehr beliebt als Aperitif und für mich eine Zitronen-Granità, die natürlich auf Spanisch anders heißt. Verschiedene Straßenmusiker kommen vorbei und versorgen unsere Gespräche mit akustischer Untermalung.

Die Gastgeberin und ich sind in ein paar entscheidenden Punkten sehr unterschiedlich, in sehr vielen anderen aber total ähnlich, so zum Beispiel in unserer Trinkgeschwindigkeit und Verarbeitungsfähigkeit alkoholischer Getränke – aufgemerkt, Liebster, ich trinke sogar schneller als sie! Jedenfalls sitzen wir wieder ungefähr zwei Stunden hier und werden von dem einen Glas Vermouth beide ordentlich tipsy, was sich auf die Gesprächsqualität natürlich alles andere als negativ auswirkt. Dann spazieren wir wieder zurück zum Apartment, sitzen kurz auf der Couch und entscheiden uns dann beide sehr schnell für ein Mittagsschläfchen, obwohl es schon nach 18 Uhr ist. Ich schlafe ungefähr eine Stunde sehr tief und muss dann erstmal ordentlich kaltes Wasser anwenden – innerlich und äußerlich – um wieder in die Gänge zu kommen.

Kurz nach 20 Uhr gehen wir wieder raus zum Abendessen. Die Gastgeberin hat eine Pintxos-Bar avisiert, bei der es am für spanische Verhältnisse noch sehr frühen Abend tatsächlich noch Plätze gibt. Es riecht dezent nach Marihuana, es läuft laute Musik, die Deko ist bunt und die Stimmung ist sehr angenehm. Ob ich den Laden ohne die Gastgeberin entdeckt hätte, ist fraglich. Sie wohnt ja selbst erst ein gutes Jahr in Madrid (aufmerksame Leser*innen erinnern sich an die französische Kollegin in Dublin, die „bald nach Madrid zieht“ und mich einlud, sie dort zu besuchen), bekam die Empfehlung aber von einem ehemaligen gemeinsamen Kollegen von uns. Locals kennen, so wichtig!

Blauschimmelkäsecreme mit Feigenhonig, marinierten Radieschen und Brot, Räucherlachsschnittchen mit Brie, gedämpfte Artischocke mit Romesco-Sauce (davon am Ende zwei), geschmortes Rindfleisch mit Kartoffelgratin

Wir schwelgen in baskischen Leckereien und trinken jede einfach ein großes Glas Leitungswasser – und wir lassen Platz für Nachtisch.

Guaxo (ein Mix aus Sahne, süßem Teig und Crème brûlée bzw. Frischkäse-Flan)

Nach dem Essen (hier sowohl raffinierter als auch günstiger als gestern Abend) laufen wir noch zur Metro-Station. Die Gastgeberin zeigt mir, wie ich morgen zum Büro komme (sie wird im Homeoffice bleiben) und wir laden eine Plastikkarte mit Guthaben für insgesamt zehn Fahrten auf, damit sollte ich versorgt sein für den Rest des Aufenthalts. Wieder zuhause ist es kurz vor halb 10. Ich telefoniere zum zweiten Mal heute mit dem Liebsten (das erste Mal war auf der Wiese im Park) und dann gucken wir tatsächlich „Chocolat“ und ich hatte sehr Recht mit meiner Einschätzung, dass das ein Film für die Gastgeberin ist. (Wir blicken beide großzügig über Johnny Depp und Harvey Weinstein hinweg.)

Kurz vor Mitternacht ist der Film vorbei, kurz nach Mitternacht liege ich im Bett, kurz vor 1 schlafe ich endlich ein. Damn you, late siesta!

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