#ithasien – Italien-Roadtrip 2018 – Tag 5: Bergamo, Grumello und das Bett von Garibaldi

Das Schöne am Urlaub sind ja die ganz unverhofften Dinge – und von denen hatte Tag 4 einige zu bieten! Begonnen hat er allerdings wie erwartet mit einem sehr leckeren Frühstücksbuffet im Agriturismo. Neben den italienischen Frühstücksklassikern und Zugeständnissen an ausländische Gäste, etwa Müsli, Käse und Schinken, gab es auch köstliche Frittata, Apfelstrudel, Bruschetta, Tramezzino mit Ricotta, Schinken und Tomate und Schokokügelchen, allesamt eben so hausgemacht wie die Kirschmarmelade.

Wir langten ordentlich zu, dann checkten wir aus und fuhren nach Bardolino selbst hinein, trotz der Vorurteile des Hasen gegenüber dem Gardasee. Die wurden zwar zunächst alle bestätigt – deutsche Touristen in den besten Jahren allüberall – aber als wir dann direkt am Wasser waren und darin diverse Fische und darüber Möwen und Enten und die Aussicht auf die Berge bewunderten, da fanden wir den Gardasee dann doch ganz in Ordnung. So für ne halbe Stunde. Dann wurde es Zeit, gen Westen aufzubrechen.

Während der Hase uns chauffierte, schrieb ich mit seiner Kollegin F., deren Familie in der Nähe von Bergamo lebt und dort unter anderem selbst Spumante keltert und eine Enoteca betreibt. Ein Besuch im Weinkeller und in der Enoteca waren angedacht, daraus wurde dann eine ganze Menge mehr, was sich schon jetzt dadurch abzeichnete, dass ihre Nonna ausrichten ließ, sie würde sich schon auf unseren „qualifizierten“ Besuch freuen und wir könnten gerne bei ihr übernachten. Bäm! Eigentlich war ja geplant, dass wir im Hotel übernachten würden.

Doch zuerst zog es uns noch nach Bergamo, das Frau Nessy im Frühling so wunderschön beschrieben hatte. Wir fuhren mit dem Funicolare hoch in die Città alta und spazierten dort durch Gassen, bewunderten die kulinarischen Schaufensterauslagen und naschten ein Eis in der von Nessy empfohlenen Gelateria. Alles wirklich sehr schön dort und der Hase hat schon auf dem Plan, irgendwann nochmal für länger hinzufahren.

Nach unserer kurzen Stippvisite machten wir uns dann auf den Weg nach Grumello del Monte, wo wie wir wussten die Nonna bereits wartete. Auf Empfehlung der Hasenkollegin parkten wir unseren Bao Bao am Schloss und „spazierten“ dann den Berg hinauf, durch Weinberge und Olivenhaine, bis zum Bauernhaus der Familie. Und wie hinauf das ging – besonders das erste Stück war so steil, dass ich kaum vorankam, arge Probleme mit dem Atmen hatte und mehrfach versucht war, umzukehren. Oben angekommen wurden wir auch von mehreren Familienmitgliedern gefragt, warum bloß wir denn nicht mit dem Auto hochgefahren wären. Als ich über den steilen Hang klagte, witzelte der Hasenkolleginnenvater dann allerdings, das sei eben nicht Berlin und der Ort hieße nun mal nicht umsonst Grumello del Monte. Wo er Recht hat…

Doch zuerst wurden wir nur von der Nonna empfangen, einer unglaublichen Dame von ca. 80 Jahren, die leider nicht mehr gut zu Fuß, ansonsten aber topfit war. Als wir im Wohnzimmer Platz nahmen, fielen mir zuerst Handy und Laptop auf dem Schreibtisch auf, ein WLAN-Router war auch am Start. Die Nonna stammt ursprünglich aus dem Trentino, einer der Regionen Italiens, die früher zu Österreich gehörte und bis heute zweisprachig ist. Deswegen sprach sie auch ein nahezu perfektes Deutsch, obwohl sie die Sprache nur in der Schule gelernt hatte und in der Familie Italienisch, bzw. den örtlichen Dialekt, der in Richtung Laddino geht, gesprochen hatte und außerdem vor ca. 60 Jahren in die Gegend von Bergamo gezogen war. Immer wieder entschuldigte sie sich bei uns, wenn sie nach Wörtern suchen musste oder die Zeitformen und Artikel durcheinander brachte, während sie komplizierte Relativsätze über mehrere Zeitebenen und gefüllt mit Fachbegriffen aus Landwirtschaft, Geschichte, Geographie und Kulinarik sprach. Französisch und Englisch könne sie übrigens leider nur sehr wenig und besser lesen als sprechen… Bäm Bäm!

Die Nonna erzählte uns, wie sie damals mit ihrem Mann hierher kam, auf dem Grundstück vier alte Olivenbäume entdeckte und daraufhin anfing, Olivenbäume im großen Stil anzupflanzen. In guten Olivenjahren stellen sie bis zu 300 l Öl her, in den letzten beiden, die schlechte Jahre waren, waren es zusammen gerade einmal 80 l. Das Hauptgeschäft ist allerdings der Sekt/Schaumwein/Spumante, den sie aus Trauben aus dem Trentino im eigenen Weinkeller keltern. Den vertreiben sie bereits seit Jahrzehnten weit über die Grenzen Bergamos hinaus. So kam es auch, dass sie und ihr Mann diverse Reisen unternahmen. Sie fragte uns über unsere Reiseroute aus, lobte uns für die tolle Auswahl an Städten und gab uns Tipps, was wir uns anschauen und wo wir was essen sollten.

Als die Sonne unterging, standen plötzlich die Hühner vor der Tür. Sie würden jeden Abend Bescheid sagen, dass sie jetzt langsam ins Bett müssten und vorher bittegerne noch Abendbrot hätten. Wir gingen also zusammen hinaus, fütterten die Hühner, schlossen den Stall, sammelten noch ein paar draußen versteckte Eier ein („für Euch morgen zum Frühstück!“) und dann pflückte die Nonna uns noch drei Zitronen als Geschenk. Dann war es Zeit, unsere Betten zu beziehen, damit alles fertig wäre, wenn wir vom Abendbrot in der Enoteca zurückkehrten. Und da kam dann ganz nebenbei heraus, dass in dem Bett, in dem ich schlafen würde, eine Zeit lang Garibaldi geschlafen hatte… Bäm Bäm Bäm!

Die Familienlegende besagt, dass der Onkel vom Onkel vom Nonno einst Priester (oder wahrscheinlich ein noch höherer kirchlicher Würdenträger, das korrekte Wort fehlte gerade) in Trentino gewesen wäre. Als Garibaldi mit seinen Truppen Trentino eroberte, kam der Priester ins Gefängnis und Garibaldi bezog dessen Haus und Bett. Später entschied der König, dass Trentino nicht interessant genug wäre und ruhig bei Österreich bleiben dürfte. Daraufhin kehrte Garibaldi nach Italien zurück, der Priester wurde freigelassen und erhielt Haus und Besitz wieder. Das Bett aber kam irgendwann zum Nonno und mit ihm nach Grumello, wo ich es nun benutzen durfte. Aufregend!

Langsam wurden wir hungrig, deswegen verabschiedeten wir uns und liefen wieder hinunter in den Ort, um in der Enoteca der Familie zu Abend zu essen. Unser Kellner war der Hasenkolleginnencousin, während ihr Vater der Inhaber der Enoteca ist und gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin, einer Köchin und bei Bedarf mehr Servicepersonal den Laden schmeißt. Weil wir uns nicht so ganz entscheiden konnten, bekamen wir eine Mischung verschiedener Vorspeisen als Antipasti serviert: verschiedene Käse- und Aufschnittsorten, natürlich mit Brot und Olivenöl, sowie eine Art Quiche und gegrilltes bzw. gedämpftes Gemüse, das ungewürzt war und den puren, intensiven Gemüsegeschmack behalten hatte. Eine Offenbarung!

Als Primo bestellte der Hase sich Strozzapreti mit einer Sauce aus gelber Paprika, Saffran und Salsiccia und ich mir ein Risotto mit Champagner und Trüffeln. Zu all dem wünschte sich der Hase einen etwas Primitivo-artiges. Der Hasenkolleginnencousin brachte uns zwei Flaschen Primitivo aus Apulien, die eine eher klassisch, die andere biodynamisch und innovativ. Wir kosteten zunächst diese und besonders der Hase war sofort begeistert.

Als Secondo teilten wir uns dann gebackenen Oktopus auf Maiscreme mit rohen Gemüsewürfeln. Dazu müssten wir auf jeden Fall einen anderen Wein trinken, befand der Hasenkolleginnencousin und brachte uns einen Rotwein vom Ätna, der sehr leicht, spritzig und mineralisch war und perfekt zum Meeresgetier passte. Amüsiert berichtete er uns von einer Politikerin, die sich geweigert hatte, zu Fisch Rotwein zu trinken, bis sie diesen Wein gekostet hatte. Evtl. sei es Angela Merkel gewesen, das wisse er nicht mehr genau.

Nach Antipasti, Primi, Secondo, einer Flasche Primitivo und je einem Glas von dem anderen Wein waren wir pappsatt, leicht angetüdert und unglaublich müde. So verzichteten wir auf Nachtisch (obwohl es ein „Torinomisù“, also Tiramisù mit Gianduja, gegeben hätte), Kaffee und Schnaps. Stattdessen zogen wir uns an und wankten zur Kasse, wo wir unsere Rechnung bezahlen wollten. Der Hasenkolleginnenvater kam auf uns zu, sah uns fest in die Augen, winkte dann ab und meinte nur „Ciao! Und ruft mich morgen früh, wenn Ihr wach seid, damit ich Euch den Weinkeller zeigen kann!“ Bäm Bäm Bäm Bäm!

Wir fuhren völlig geplättet mit dem Auto zurück auf den Berg und vermuteten die Nonna im Bett. Stattdessen hatte sie den Ofen angeheizt und saß vor dem Fernseher, immerhin lief Champions League und Neapel dominierte das Spiel gegen Liverpool! So sahen wir vor dem Schlafengehen noch gemeinsam die zweite Halbzeit, jubelten über den neapolitanischen Sieg und Hase und Nonna fachsimpelten über Maradona, Ronaldo und die Unsäglichkeiten der Verhältnisse im Profifußball. Bäm Bäm Bäm Bäm Bäm!

#ithasien – Italien-Roadtrip 2018 – Tag 4: Padua, Soave und Bardolino

Zum ersten Mal in diesem Urlaub klingelt ein Wecker, denn wir müssen unseren Mietwagen abholen, bevor die Station zur Siesta schließt (auch im Oktober) und haben bis dahin noch einiges zu absolvieren. Also stehen wir kurz nach 8 auf und machen uns abreisefertig. Dann fahren wir ein letztes Mal mit dem Vaporetto quer über die Lagune, diesmal bis zum Bahnhof. Unterwegs kaufe ich über die Trenitalia-App schonmal die Zugtickets (nur 8,50 € für uns beide zusammen).

Am Bahnhof haben wir dann noch genug Zeit, um Brot und Caffè latte zu kaufen. Wir haben geplant, im Zug zu frühstücken. Deswegen wollen wir den Kaffee auch zum Mitnehmen, und zwar in unseren tollen wiederverwendbaren Bechern aus dem Stammcafé. Nun ist es so, dass die To-Go-Kultur (zu Recht) in Italien noch nicht wirklich angekommen ist. Den Espresso kippt man schnell an der Theke weg und andere Kaffee-Varianten nimmt man mit einem Stück Gebäck und der Zeitung oder einem Gespräch zu sich. Den Kaffee mitzunehmen und dabei womöglich kalt werden zu lassen ist „dem Italiener“ an sich völlig fremd. Aber in Touristenhochburgen wie Venedig hat man sich der Nachfrage inzwischen angepasst und gibt widerwillig Pappbecher aus. Als ich nun die beiden wiederverwendbaren Becher hinstreckte, guckte der Barista erst unverständig, dann ungläubig, dann belustigt und zum Schluss irgendwie anerkennend (bilde ich mir zumindest ein). Wir bekamen den Kaffee also wie gewünscht und tranken ihn im Zug zu Brot und Pecorino, Trauben und Feigen.

Nach nicht einmal einer halben Stunde erreichten wir Padua. Dort konnten wir unseren Mietwagen – ich nenne ihn liebevoll Bao Bao, denn er ist ein Panda – entgegennehmen. Nun wollten wir zuerst zum Botanischen Garten fahren, dort irgendwo parken und uns dann den Garten selbst (der älteste der Welt!) und einen Teil der Universität anschauen (immerhin von 1222). Nun war es aber mit dem Navi irgendwie schwierig, so dass wir auf Google Maps umstiegen. Und es ist, wie es ist: Folgt man den Anweisungen, kommt man gut und schnell an. Erkennt man dann aber schmale Gassen nicht als vollwertige Straßen oder verpasst eine plötzlich auftauchende Abzweigung, so muss man Umwege fahren. Und die sind in alten italienischen Städten mit ausgeprägtem Einbahnstraßensystem unglaublich weit. Wir machten zwei oder drei zusätzliche Umwege, bis wir beim Botanischen Garten waren (das dauerte gefühlt eine knappe Stunde, obwohl das Navi ursprünglich eine Viertelstunde angezeigt hatte) und stellten dann dort fest, dass es nur Anwohnerparkplätze gibt. Also kämpften wir uns eine weitere halbe Stunde durch enge Altstadtgassen, bis wir schließlich in einem Parkhaus landeten, das zu Fuß sowohl von der Uni als auch vom Botanischen Garten ca. 20 Minuten entfernt war. Aber sei’s drum, wir hatten immerhin einen Parkplatz.

Dann liefen wir zunächst zur Uni, bzw. deren Haupt- und ursprünglichem Hauptgebäude, dem Palazzo del Bò. Hier wollte der Hase unbedingt die Statue für Eleonora Lucrezia Cornaro Piscopia sehen, der weltweit ersten Frau, die in Philosophie promovierte. Auch Kopernikus, Galileo und Casanova haben hier gewirkt. Während der Hase auf den Spuren der Gelehrten alter Zeit wandelte, mischte ich mich unters aktuelle Studentenvolk und schaute mir auf der Suche nach der Toilette die Uni von innen an. Im altehrwürdigen Gemäuer heißen sämtliche Hörsäle und Seminarräume „Aula x“, wobei das x jeweils für den Namen eines bedeutenden Wissenschaftlers steht. Sah sehr schick aus und gleichzeitig modern, da auf Displays angezeigt war, welche Veranstaltung gerade wo stattfand. Scheinbar fiel ich unter den Student*innen auch gar nicht so auf, zumindest guckte keine*r von ihnen merkwürdig, als ich mich in die Kloschlange einreihte. Sehr gut fürs Ego, das!

Danach fand ich, wir hätten uns endlich unser erstes Eis in diesem Italienurlaub verdient. Die vor Jahren aufgestellte Regel: „x Tage in Italien = x Eise in Italien“ werden wir wohl diesmal wieder nicht aufrecht erhalten können. Aber wir können es versuchen! Für mich gab es Schokoladensorbet und Puddingcreme, der Hase hatte Kastanie, Erdbeere und Mango. Beide hatten wir unten Schokoladencreme in der Waffel und ich zusätzlich oben drauf noch Schlagsahne, die sich dann wieder sehr schön mit dem Eis verband.

So gestärkt spazierten wir durch die Fußgängerzone und am Prato entlang bis zur Basilica Sta. Giustina, die ziemlich beeindruckend herumsteht. Gleich um die Ecke davon ist der Botanische Garten, der ziemlich groß ist und sich wirklich lohnt. Der älteste botanische Garten der Welt war unter anderem der Ort, an dem die Kartoffel, die Veilchen, der Sesam und die Sonnenblume erstmals in Italien kultiviert wurden, nachdem sie von fernen Kontinenten mitgebracht wurden. Außerdem befindet sich hier die sogenannte Goethe-Palme, die den alten Geheimrat auf seiner italienischen Reise so beeindruckte, dass sie ihn zu seiner Metamorphose der Pflanzen inspirierte. Sie sieht immer noch beeindruckend aus:

Als wir genug hatten, liefen wir zurück zum Auto und begannen dann so ganz offiziell unseren Roadtrip. Tagesziel war ein Agriturismo in der Nähe von Bardolino, doch auf dem Weg fuhren wir noch in Soave vorbei. Aus Zeitgründen erschlossen wir uns die mittelalterliche Stadt allerdings nicht zu Fuß, sondern fuhren einfach mit dem Auto ein wenig hindurch, um einen Eindruck zu gewinnen. Dafür hielten wir aber kurz nach dem Städtchen mitten in den Weinbergen an. Ein Teil der Reihen hing noch voller Trauben, andere waren schon abgeerntet und trugen nur noch kleine vergessene Garganega-Träubchen. Von denen zwackten wir uns ein paar zum Naschen ab. Sehr köstlich!

Dann bezogen wir unseren Agriturismo (der leider nur Frühstück anbietet) und fuhren in eine Trattoria im Nachbarort. Hier gab es dann für uns beide eine Käseplatte mit Feigensenf und Mostarda als Vorspeise, dann für mich Gnocchi mit Bergkäse und Trüffeln und für den Hasen Tagliatelle mit Pfifferlingen. Dazu gönnten wir uns eine Flasche Bardolino. Bzw. trank der Hase ein Glas und ich zwei, denn er musste ja leider noch fahren. Der Rest der Flasche steht jetzt neben dem Bett und wird mit dem Umweg über die Zahnputzbecher geleert. Cin cin!

#ithasien – Italien-Roadtrip 2018 – Tag 3: Markt, Murano, Burano und jede Menge Wasser

Dass Venedig voller Wasser ist, haben wir ja eigentlich schon vorher gewusst. Irgendwie waren wir dann aber heute deutlich mehr auf dem Wasser als an Land, der Fußboden schwankt immer noch unter unseren Füßen. Und ab dem Nachmittag kam das Wasser dann auch noch von oben… Aber ich berichte mal von Anfang an.

Trotz des Vorhabens, heute früher loszukommen und schön auf den Rialto-Markt zu gehen, wachten wir erst nach 9 auf. Scheinbar haben wir beide – und ganz besonders der Hase – jede Menge Schlaf nachzuholen. Wir standen dann gemütlich auf, checkten den Wetterbericht, packten regenfeste Kleidung (so hofften wir zumindest) ein und fuhren mit dem Vaporetto bis zum Markt, was allerdings schon ganz schön lange dauerte. Bis wir dort waren war es dann auch schon kurz vor 12 und bis auf die Stände mit Obst und Gemüse war alles schon wieder abgebaut (der Markt schließt offiziell um 1). Wir kauften dann noch schnell ein paar Feigen und Weintrauben und setzten uns fürs Frühstück in die nächste Bar. Es gab Caffè latte, für mich ein mit Creme gefülltes Croissant und für den Hasen zwei Mini-Brioches mit Truthahnbrust und Salami.

Dann spazierten wir noch ein wenig durch die Gegend Richtung Vaporetto-Anleger und freuten uns über die im Vergleich zum Sonntag deutlich leerere Stadt. An einer Bäckerei konnte der Hase dann nicht vorbeigehen: Im Schaufenster lockten Cannoncini, gefüllt mit weißer bzw. dunkler Schokolade. Die ließen wir uns schmecken und fuhren dann mit dem Vaporetto und einmal Umsteigen nach Murano hinüber.

Dort ging es zuerst in einen Showroom, wo wir uns ansahen, wie drei Glasbläsermeister im perfekten Zusammenspiel der einzelnen Arbeitsschritte Vasen mit Goldblatt und bunten Blumen-Bausteinen herstellten. Dann bummelten wir durch das Zentrum von Murano und besahen uns die verschiedenen Schaufenster mit Glaskreationen von Kitsch bis Kunst.

Das Glasmuseum sparten wir uns dann und setzten uns direkt in den nächsten Vaporetto, der (wieder mit einmal Umsteigen) zur Insel Burano fuhr. Diese Fahrt dauerte deutlich länger, als wir anhand des Liniennetzplans angenommen hatten, Burano ist dann doch ganz schön weit draußen. Als wir dort ankamen, hatte es bereits zu regnen begonnen. Wir ließen uns davon dann aber gar nicht groß Beirren und spazierten zwischen all den bunten Häusern umher, die mir mit ihren knalligen Farben trotz grauem Regenwetter verlässlich gute Laune machten. Evtl. haben auch Kaffee und Törtchen geholfen. Für den Hasen gab es eine Crostantina mit Marmelade und für mich ein Törtchen alla nonna.

Als nächstes ging es dann mit dem Vaporetto (und einmal Umsteigen…) zum Markusplatz, den wir uns eigentlich noch einmal ohne Touristenmassen und inklusive Dom anschauen wollten. Aber zu diesem Zeitpunkt goss es dann wie aus Kübeln und der Dom hatte auch pünktlich 18 Uhr für Besucher geschlossen.

Also setzten wir dann doch früher als geplant auf die Insel Giudecca über, zu der wir eigentlich gestern schon gewollt hatten. Ursprünglich wollten wir dort ein wenig durch die Gegend flanieren und das Venedig der Einheimischen kennenlernen, denn auf Giudecca gibt es recht wenige bekannte Sehenswürdigkeiten und dafür viel normales Leben. Der Regen trieb uns dann aber sofort in eine echt entspannte Nachbarschaftsbar, in der lauter Venezianer*innen beim Aperitivo saßen und laute Musik lief. Wir genehmigte uns beide je ein Gläschen Soave (der kommt ja aus dem Veneto) und planten mit dem Reiseführer unsere nächsten Tage.

Dann wurde es langsam Zeit fürs Abendessen. Das von uns anvisierte Lokal war nur drei Minuten (durch den Regen) von der Bar entfernt, aber dann doch leider zu. Schnell suchten wir eine Alternative und fanden dann auch ein ziemlich leeres, aber freundliches und wie sich herausstellte leckeres, Restaurant auch nur ein paar Minuten weiter.

Hier trockneten wir ein wenig, wärmten uns auf, und aßen Tintenfischsalat, köstliche Pasta (der Hase mit Zucchini und Scampi, ich mit Sepia) und zum Dessert Torta al limone bzw. Mousse al cioccolato mit Gianduia. Dazu gab es den Weißwein des Hauses und am Ende waren wir nicht nur satt, sondern auch leicht angetüdert und hundemüde. Durch den Regen liefen wir zum Vaporetto-Anleger, wo uns der Wind um die Ohren pfiff. Danach ging es (mit einmal Umsteigen…) nach Hause zum Lido. Während der Fahrt sahen wir dann die ersten Blitze am Himmel. Die 5 Minuten Heimweg vom Anleger waren dann die Anspruchsvollsten – Regenguss, starker Gegenwind und weitere Blitze.

Zuhause angekommen packten wir den Rest Obst in den Kühlschrank, hängten unsere nassen Sachen zum Trocknen auf und kuschelten uns zum Aufwärmen in das warme Bett, in dem ich jetzt diesen Eintrag tippe.

Venedig ist ne feine Sache, aber auf die Dauer dann doch etwas anstrengend. Man ist Wind und Wetter ziemlich ausgesetzt und trotz gutem Liniennetz braucht man sehr viel Zeit, um von A nach B zu kommen, egal ob zu Wasser oder zu Land. Für Tourist*innen ist das sicherlich kein Problem, aber ich ertappte mich immer wieder bei dem Gedanken, wie es wohl wäre, hier zu wohnen und dann zu allem anderen auch noch all die Touris ertragen zu müssen. Auch barrierefrei ist hier sehr wenig, eine Wheely Map für Venedig sieht wahrscheinlich ziemlich dünne aus. Ich habe auf jeden Fall Lust, mich noch mehr mit dem Alltag hier zu beschäftigen, kennt jemand gute Filme/Serien, die in Venedig spielen (außer Donna Leon und Tod in Venedig)?

#ithasien – Italien-Roadtrip 2018 – Tag 2: Strand, Ghetto und eine Überdosis Venedig

Zunächst muss ich noch von unserer Ankunft in Venedig berichten, die zwar technisch gesehen an Tag 1 stattfand, allerdings erst nachdem ich bereits vom Zug aus den Text dazu veröffentlicht hatte.

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Wir erreichten den Bahnhof Santa Lucia mit ein paar Minuten Verspätung etwa eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang. Da ich die Nahverkehrstickets bereits unterwegs über die App gekauft hatte, konnten wir unsere ganze Kraft darauf verwenden, den richtigen Vaporetto (Also richtige Linie, richtige Richtung aka richtiger Ableger) zu finden – was gar nicht so einfach war und auch in den nächsten Tagen nicht reibungslos lief. Dann aber saßen wir in der Linie 5.1 zum Lido und fuhren während des Sonnenuntergangs los, haben aber das Schönste davon verpasst, bis wir das „offene“ Wasser der Lagune erreichten, von wo aus wir ihn perfekt hätten sehen können. Trotzdem gab es ein tolles Licht auf Wasser und Palazzi. Vom Bahnhof aus ist die Tour zum Lido relativ lang, der Vaporetto voll und unser Gepäck war nur so mitteloptimal zu verstauen.

Trotzdem ging alles glatt und als wir am Lido ankamen, fanden wir problemlos unser Domizil, ein 1-Zimmer-B&B im obersten Stockwerk eines Jugendstil-Palazzos zwischen Lagune und Meer. Nach kurzem Schnack mit der Gastgeberin, bei dem sie uns u. a. einlud, morgen mit ihr und ihrer Familie auf dem eigenen Boot an einer Blockade der Kreuzfahrtschiffe teilzunehmen, richteten wir uns häuslich ein und ich suchte uns ein schönes Restaurant für den ersten Abend aus.

Dorthin liefen wir dann durch den recht dunklen Ort und bekamen einen schönen Tisch draußen, an dem es uns erst gegen Ende der Mahlzeit etwas fröstelte. Es gab einen halben Liter Weißwein und eine Flasche Wasser, den Oktopus-Salat, von dem der Hase schon seit Monaten träumt, sautierte Venus- und Miesmuscheln, frittierte Meeresfrüchte mit Polenta und Tintenfisch in einer Tomatensauce, die mit der Tinte gefärbt war, ebenfalls mit Polenta. Als wir das alles bewältigt hatten, war das Nachtischangebot zum Glück schon alle, so dass wir uns mit einem Espresso (ich) bzw. einem Grappa (der Hase) begnügten und dann nach Hause und ins Bett gingen.

***

Am nächsten Morgen, und damit wirklich an Tag 2, schliefen wir erst einmal aus und trödelten dann noch eine Weile herum, so dass wir erst gegen 11 aus dem Haus kamen. Als erstes liefen wir zum Strand, wo wir Reste unseres Zugproviants zum Frühstück aßen. Dann ging ich zum ersten Mal in diesem Jahr (Skandal!) im Meer baden und das war außerdem auch das erste Mal in der Adria für mich. Dem Hasen war es zu kalt und außerdem hatte er keine Badehose mitgenommen, also blieb er draußen. Nach dem Baden setzten wir uns noch in ein kleines Café und tranken einen Caffè latte, bevor wir zurück in die Unterkunft gingen und uns stadtfein machten.

Eigentlich wollten wir nur schnell zu den Giardini übersetzen, einem großen Park, der u. a. die Biennale beherbergt. Dort wollten wir ein wenig flanieren und dann von dort aus weiter zum Ghetto laufen. Aber wir hatten natürlich zwar die richtige Vaporetto-Linie, aber die falsche Richtung erwischt, so dass wir stattdessen an der Friedhofsinsel San Michele vorbeifuhren, Ezra Pound und Igor Stravinsky zuwinkten und dann direkt in der Nähe des Ghettos ausstiegen. Als wir auf der Ghetto-Insel und am Jüdischen Museum ankamen, war es gerade 5 Minuten vor Führungsbeginn, so dass wir die Chance ergriffen, einmal eine Synagoge von innen zu sehen. Und zwar nicht nur eine, sondern gleich drei, nämlich die alte deutsche Synagoge, die neue deutsche Synagoge und die levantinische Synagoge, lernten also sowohl aschkenasische als auch sephardische Tradition kennen. In Venedig ist der Unterschied recht frappierend, da aschkenasische Juden mit einer größeren Zahl an Einschränkungen zu kämpfen hatten als die Sephardischen, die Handel trieben und somit Venedig von großem Nutzen waren. Ihre Synagoge war dann auch mit besseren Materialien und von bedeutenderen Künstlern gestaltetet worden. Übrigens wurden die Synagogen natürlich von christlichen Handwerkern gebaut, da Juden diese Handwerke nicht erlernen durften.

Es gibt auch noch die italienische und und die spanische, aber in denen werden gerade die Thora-Rollen aufbewahrt, daher sind sie nicht für Touristen geöffnet. (Demnächst wechseln die Rollen ihren Aufbewahrungsort, dann ändert sich das.) Allen Synagogen gemein ist, dass sie in bestehende Häuser hinein gebaut wurden, weil es den Juden nicht gestattet war, neue Häuser zu bauen. Da zwischen einer Synagoge und dem Himmel aber nichts sein darf, sind sie jeweils im obersten Stockwerk der Häuser integriert. Auch sonst hielten sich die christlichen Baumeister größtenteils an die jüdischen Gebräuche. Dafür durften die Juden dann aber auch bis Napoleon die Stadt einnahm das Ghetto nicht verlassen – eine wirklich winzige Insel mit nur einem großen Platz und einer Straße – auf der zu Hochzeiten 5000 Menschen plus Tiere lebte. Um die alle unterzubringen, wurde in die Höhe gebaut: Eines der Gebäude hat 8 Stockwerke und gehört damit zu den höchsten der Stadt und wird auch venezianischer Wolkenkratzer genannt.

Dass „Ghetto“ einfach „Gießerei“ bedeutet und der Name des Viertels war, schon lange bevor dort Juden lebten und dass dieser Name sich von Venedig aus auf der ganzen Welt verbreitete, wisst Ihr natürlich schon, oder? Wir wussten das tatsächlich schon und schlenderten nach der Tour noch einmal ins Museum zurück, um uns im Shop umzusehen und ein paar jüdisch-venezianische Leckereien zu probieren, nämlich eine Azzima (ungesäuertes Brot, süß und mit deutlicher Anisnote) und eine Impada, eine Art längliche Mandelmakrone, mit Puderzucker bestäubt.

Als nächstes wollten wir ungefähr zum Dogenpalast, um uns die blockierenden Boote in der Lagune zumindest vom Ufer aus anzusehen. Allerdings lief das alles nicht ganz so gut, wie geplant, denn es ist relativ schwer, in Venedig in gerader Linie von A nach B zu kommen. Eigentlich dachten wir, wir laufen zum Canal Grande und dann den entlang bis zur Rialto-Brücke und schlagen uns dann irgendwie Richtung Süden durch. Dann stellten wir fest, dass man direkt am Canal nicht entlang laufen kann, also mussten wir uns doch durchs Innere schlängeln, im wahrsten Sinne des Wortes, denn von einem Schachbrettmuster ist man in Venedig meilenweit entfernt. Die Straßen und Gassen machen Bögen und dann kommt immer mal ein Kanal, den man erst überqueren muss, um weiter in die gewünschte Richtung laufen zu können oder auch gerne eine Sackgasse, aus der man erst einmal wieder um drei Ecken zurück zum Ausgangspunkt laufen muss. Je näher wir der Rialto-Brücke kam, desto touristischer und voller wurde es außerdem, so dass wir uns dann irgendwann nur noch sehr langsam durch die engen Gassen vorwärts schoben und mit den Touristenströmen mitflossen, ob wir wollten oder nicht. Am Ende erreichten wir den Markusplatz von einer völlig anderen Richtung als ich erwartet hatte und standen dann kurz danach am Ufer der Lagune.

Leider waren dort gar nicht so viele Boote am Start. Zwar flitzten mehr Boote herum als wir zuvor dort gesehen hatten, aber eine kritische Masse wurde nicht erreicht. Die Gastgeberin erzählte uns später, dass die Italiener das Problem einfach nicht radikal genug angängen. Zu wenige protestieren und diese Proteste werden auch noch lange vorher öffentlich angekündigt, so dass die Kreuzfahrtschiffe ihre Fahrten entsprechend anpassen können. Die Polizei war in großer Zahl und mit Wasserwerfern vor Ort und machte auch ordentlich Wellen, so dass es für kleinere Boote nicht ungefährlich war.

Wir wollten dann eigentlich als nächstes auf die Insel Giudecca übersetzen und fanden auch die richtige Vaporetto-Linie dafür. Leider am falschen Anleger und damit in der falschen Richtung, was wir aber erst zwei Stationen später bemerkten, da waren wir schon ziemlich weit in der anderen Richtung und hatten keine Lust mehr, zum richtigen Anleger zurückzulaufen. Stattdessen bummelten wir durch die Gegend und suchten uns eine nette Cichetteria für einen Aperitivo. Wir fanden schließlich eine mit guten Bewertungen und außer uns nur italienischen Gästen und tranken ganz klassisch einen Spritz, der ja aus Venedig kommt. Dazu aßen wir drei typisch venezianische Cichetti – süßsauer eingelegte Sardinen, Stockfisch in Tomatensauce und Stockfisch in Sahnesauce, jeweils auf Brot, und zwei nichtvenezianische – meine geliebten frittierten Zucchiniblüten, gefüllt mit Mozzarella und Anchovis und unseren ersten Panzerotto (mit Tomate und Mozarella).

Dann liefen wir zum Canal Grande und setzten uns in die Linie 1, mit der wir bequem wieder bis zum Dogenpalast fuhren und dabei die volle Pracht der venezianischen Palazzi bestaunen konnten. Dann spazierten wir zu dem Ort, wo in den Donna-Leon-Romanen die Questura liegt, in der Commissario Brunetti arbeitet. Tatsächlich befindet sich dort die Staatspolizei. Inzwischen war es dunkel geworden und langsam Zeit fürs Abendbrot. Das Restaurant, das wir uns ursprünglich ausgesucht hatten, war leider komplett ausgebucht, also liefen wir eine Weile herum, ignorierten die Leute, die Touristen von der Straße weg mit besonderen Angeboten in ihre Restaurants locken, und fanden schließlich ein schönes gemütliches Lokal mit maritimem Ambiente und einem lauschigen Hinterhof, in dem wir noch ein Plätzchen ergatterten. Der Hase bestellte Antipasti, die sich als eine riesige Menge Aufschnitt (Bresaola, Parmaschinken, Mortadella und Coppa) und ein paar Oliven entpuppten und danach gab es für ihn eine gemischte Platte mit frittiertem Fisch und Gemüse und für mich Tagliatelle mit Jakobsmuscheln und Kirschtomaten. Danach waren wir pappsatt und hundemüde und fanden zum Glück sofort den richtigen Vaporetto, der uns zurück nach Hause fuhr.

#ithasien – Italien-Roadtrip 2018 – Tag 1: Von Berlin nach Venedig

Mit diesem Text werden gleich zwei Wünsche auf einmal erfüllt. Einmal der mal mehr, mal weniger offen ausgesprochene Wunsch vieler geneigter Leser*innen, ich solle doch mal wieder bloggen. Und zum Anderen der des Hasen, unsere Urlaubshashtags sollten sich doch bitte schön nicht immer nur auf mich beziehen. Aus meinem ursprünglich geplanten #loositalia wird also dann jetzt #ithasien.

Ihr merkt, wir fahren nach bzw. durch Italien. Schon wieder? Ja, schon wieder. Der beziehungsinterne Vorsatz ist ja, einmal im Jahr nach Italien zu fahren und richtig gut zu essen (dafür aber immer wieder neue Ecken erkundend) und einmal im Jahr ein neues Land zu entdecken (mindestens für einen von uns beiden neu). In diesem Jahr haben wir nun drei Wochen Urlaub am Stück und verbinden unsere beiden Vorsätze miteinander: Wir machen einen Roadtrip durch Italien (auf Wunsch des Hasen durch den nordöstlichen Teil) und schauen uns unterwegs einen Tag lang San Marino an. Ja, wir sind gut darin, die Regeln in unserem Sinne zu verbiegen.

Da wir außerdem die Regel aufgestellt haben, aus ökologischen Gründen so oft wie möglich auf das Fliegen zu verzichten, tippe ich diese Zeilen im EuroCity zwischen München und Venedig. Bis jetzt kann ich auch nur gutes vermelden. Wir haben Sitzplatzreservierungen, der ICE aus Berlin war pünktlich, die Sitze sind bequem… Und wir kommen ganz entspannt und allmählich in den Reisemodus. Das einzige Manko war, dass wir schon um 5 aufstehen mussten, um rechtzeitig in Venedig anzukommen, um unsere Unterkunft noch zu beziehen und dann Zeit für ein angemessenes Einstiegsabendessen zu haben. Die reine Fahrtzeit von Berlin Hbf bis Venezia Santa Lucia beträgt trotzdem nur 11,5 Stunden.

Während vor dem Zugfenster Kühe weiden und die Alpen immer näherrücken, schreibe ich mal kurz auf, was uns (und Euch, wenn ich mit dem Bloggen durchhalte) in den nächsten drei Wochen alles so erwartet.

Italien 2018.png

Tag 2-3:

Wir erkunden Venedig. Für mich ist es bereits der vierte Besuch in der Serenissima, für den Hasen allerdings der erste. Da ich vieles schon kenne, hoffe ich, diesmal das Ghetto ausführlicher zu besuchen und außerdem erstmalig nach Murano (und evtl. Burano) zu kommen.

 

Tag 4:

Wir nehmen den Zug nach Padua, wo wir einen Mietwagen gebucht haben. Damit beginnt dann der Roadtrip auch ganz offiziell. Ich freue mich schon wieder auf das Durchzappen durch italienische Radiosender und ein Navi, dass die italienischen Namen sehr amüsant ausspricht und uns in die eine oder andere Sackgasse führt. An diesem Tag geht es bis an den Gardasee, nach Bardolino, wo wir auf jeden Fall den gleichnamigen Wein trinken werden. Mögliche Zwischenstationen sind auch noch Passano del Grappa und Soave, da wird dann aber nur die Beifahrerin trinken können. Evtl. halten wir auch noch in Vicenza an.

 

Tag 5:

Wir verlassen das Veneto und machen einen Abstecher in die Lombardei. Ziel ist die Enoteca des Vaters einer Kollegin vom Hasen in Grumello. Wenn wir es schaffen, machen wir unterwegs in Brescia und Bergamo Station. Der Hasenkolleginnenvater macht auch selbst Olivenöl, davon wollen wir uns etwas mit nach Hause nehmen.

 

Tag 6:

Dieser Tag steht ganz im Zeichen des Essens und führt uns in die Emilia-Romagna. Zuerst geht es nach Parma, wo der gleichnamige Schinken und der Parmigiano Reggiano. Zum Mittagessen haben wir dann einen Tisch im Franceschetta58 in Modena bestellt, dem Bistro von Massimo Bottura, dem Sternekoch, der den meisten vielleicht aus der Pilotfolge von Chef’s Table bekannt ist. Abends erreichen wir dann Bologna.

 

Tag 7:

Das Auto darf sich einen Tag ausruhen, während wir Bologna erkunden. Hier war ich bereits zweimal, einmal kurz im Hochsommer für eine standesamtliche Hochzeit (gefeiert und geschlafen wurde allerdings außerhalb) und einmal über Silvester. Bei beiden Gelegenheiten blieb bei aller Feierei so gar keine Zeit für Sightseeing, das wird jetzt nachgeholt.

 

Tag 8:

Genug vom Stadtleben, jetzt geht es in die Natur, und zwar in die bergigen Wälder des Foreste Casentinesi. Dort lockt unter anderem ein Wasserfall in Portico di Romagna. Einmal tief durchatmen und mehr Grün als Häuser sehen!

 

Tag 9:

Wir entdecken ein für uns beide neues Land – San Marino. Ein Restaurant mit landestypischer Küche für das Mittagessen habe ich bereits ausgesucht. Da San Marino aber sonst relativ teuer ist, fahren wir zum Schlafen bereits weiter nach Urbino, in der Region Marche.

 

Tag 10:

Heute fahren wir auf uns beiden halbwegs bekanntes Gebiet – in die Toskana. Allerdings in eine Gegend, die wir bei unserem gemeinsamen Besuch dort vor zwei Jahren noch nicht bereist haben. Über Gubbio, Montepulciano und Pienza geht es nach Montalcino.

 

Tag 11:

Jetzt geht es in die erste italienische Region, die für uns beide komplett neu ist: Umbrien, genauer: nach Orvieto. Wenn es sich einrichten lässt, baden wir vorher noch in den heißen Quellen von Fosso Bianco. Bis hierhin habe ich auch hoffentlich „Tausend Tage in Orvieto“ von Marlena de Blasi durchgelesen.

 

Tag 12-13:

Es wird wieder Zeit für ein wenig Ruhe und Entspannung, die wir hoffentlich am Lago Trasimeno finden. Der Hase darf angeln und wie ich mich kenne, nutze ich den Tag zum Faulenzen.

 

Tag 14:

Über Spello und Assisi (das vom Franz) fahren wir nach Perugia, den südlichsten Punkt unseres Roadtrips. Leider verpassen wir die Schokoladenmesse Eurochocolate um ein paar Tage, aber wir werden es uns nichtsdestotrotz schokoladig gutgehen lassen.

 

Tag 15:

Heute wird viel Auto gefahren. Von Perugia geht es zunächst nach Fabriano, wo wir die ehemalige Austauschschülerin meiner Tante besuchen und einsammeln, dann fahren wir gemeinsam weiter zu deren Eltern nach Ancona und sind wieder in Marche.

 

Tag 16:

Wir erkunden unter professioneller einheimischer Führung Ancona und genießen den Aufenthalt „bei Freunden“. In der Adria baden wurde uns auch als durchaus machbar angepriesen. Im Oktober. Von einer Italienerin. Da können wir uns natürlich keine Blöße geben.

 

Tag 17:

Von jetzt an geht es hauptsächlich die Adria-Küste hoch. In der ersten Etappe über Pesaro bis nach Rimini, dann wieder in der Emilia-Romagna. Mal schauen, was uns unterwegs noch so über den Weg läuft.

 

Tag 18:

Von Rimini geht es zurück ins Veneto, und zwar nach Ravenna. Wie man merkt, ist der letzte Teil der Reise der am wenigsten durchgeplante. Aber uns wird schon noch etwas einfallen, bis es soweit ist.

 

Tag 19:

Noch ein wenig Natur tanken im Po-Delta und dann geht es abends nach Chioggia, angeblich ja das „schönere Venedig“.

 

Tag 20:

Heute fahren wir wieder nach Padua und geben unseren Mietwagen zurück. Dann geht es mit dem Zug weiter nach Verona.

 

Tag 21:

Wir steigen am späten Vormittag mit Sack und Pack in den Zug und dann geht es über München wieder zurück nach Berlin, wo uns die Katzen samt Sitterin hoffentlich schon sehnsüchtig erwarten.

 

Wer uns kennt, weiß, dass es zwischendurch auf jeden Fall sehr viel zu essen geben wird. Fotos davon und von allem möglichen anderen gibt es dann demnächst unter dem Hashtag #ithasien auf Twitter, Instagram und Facebook. Wenn Ihr was wisst, wo wir unbedingt vorbeischauen oder was wir auf jeden Fall probieren sollten, sagt gerne Bescheid! 🙂

#WMDEDGT – Tagebuch-5 im Mai 2018

In den letzten Wochen habe ich so oft gedacht, dass man das ja bloggen könnte und dann habe ich es doch immer nicht getan. Vielleicht gibt mir die re:publica ja jetzt den nötigen Schwung, wieder in einen regelmäßigen Rhythmus hineinzufinden. Praktisch ist auf jeden Fall, dass ich gerade in der Sonne auf dem Balkon sitze und Kaffee trinke, dass gestern der 5. war und Frau Brüllen deswegen mal wieder fragte: Was machst Du eigentlich den ganzen Tag? Die anderen Antworten gibt es dort, meine hier:

Der 5. Mai 2018 ist ein Sonnabend und ich verbringe ihn in Berlin. Er beginnt genau genommen in der Bahn nach Hause von der re:publica Abschluss-Party, aber wir wollen mal nicht pingelig sein. Morgens wache ich etwas unwillig schon gegen 8 auf, während der Hase neben mir noch schläft. Zum Glück zwingt mich ja niemand zum Aufstehen und ich kann erstmal in aller Ruhe das Internet leer lesen (E-Mails, Facebook, Instagram, Twitter, Feedly, Pocket und nochmal von vorn). Kurz vor 10 wird dann auch der Hase wach und wir tauschen uns erst einmal über die letzten Tage aus, an denen wir uns re:pulica-bedingt eigentlich so gut wie nie (wach) gesehen haben. Als nächstes planen wir den heutigen Tag, beziehungsweise das Wochenende. Als wichtigste Aufgaben kristallisieren sich einkaufen, Wäsche waschen, Muffins backen, aufräumen und Bad putzen heraus. (Bleibt dran und schaut, wie viel wir davon geschafft haben…)  Außerdem sind wir zum Mittagessen verabredet, der Hase möchte Nachtangeln gehen und Sonntagabend erwarten wir Besuch.

Da das Mittagsdate schon gefährlich nahegerückt ist, mache ich uns dann Tee und Obstsalat zum Frühstück, während der Hase zum Bäcker radelt (der macht sonnabends um 1 zu) und noch Brot von gestern kauft. Und weil der Hase der Hase ist und ich ich bin, bringt er auch noch zwei Stück Kuchen mit (Pflaume-Streusel und Apfel mit Decke). Die teilen wir uns dann noch zusätzlich zum Obstsalat. Dann mache auch ich mich ausgehfein, hole den Handgepäck-Trolley hervor, den wir unseren Freunden für ihren Urlaub leihen und wir laufen gemeinsam los zum Lecker Song in der Schliemannstraße. Ausgesucht habe ich das aus meiner Foursquare-Liste Berlin nach den Filtern „In meiner Nähe“, „Noch nicht besucht“ und „Sitzplätze draußen“ und meinem persönlichen Filter „Darauf hab ich jetzt Lust“. Es gibt leckeren Tee mit Sesam, Chrysanthemen, Litschis und anderem Zeug drin aus zauberhaften Teeschalen mit Fischen als Relief im Boden.

Teetasse

(Ich musste gerade nach Drinnen wechseln, weil es in der prallen Mai-Sonne draußen einfach zu heiß wurde.)

Wir teilen uns dann vier Vorspeisen (Edamame, Gurkensalat mit Chili, Bohnensalat mit Senfkraut und Ingwer sowie eine Wan-Tan-Suppe) und fünf verschiedene Dumpling-Sorten (Allesamt vegetarisch, aber schon beim Essen können wir nicht mehr alles auseinanderhalten. Kürbis-Curry ist dabei, Wildgemüse-Morcheln, Tofu-Shitake und noch zwei andere.)

Gurkensalat

Dumplings

Alles ist extrem lecker und wir unterhalten uns nebenbei über jede Menge Themen von schlecht gelaunten Menschen über Hip Hop über Antisemitismus über Berlin bis hin zu Waldorfschulen und zurück. Dann entscheiden wir uns gegen noch mehr süße Dumplings zum Dessert und für einen kurzen Verdauungsspaziergang um die Ecke zu Hokey Pokey. Dort gibt es für einen kein Eis, für eine zwei Kugeln und für den Hasen und mich je drei. Meine sind Kokos-Mango, Weiße Schokolade mit gesalzenen Pistazien und Karamell und Blaubeer-Baiser).

Wir schlecken unser Eis im Laufen und bringen die beiden zurück zum S-Bahnhof. Dann geht es ans Einkaufen. In zwei Supermärkten ist der Rhabarber, den ich für die Muffins brauche bereits ausverkauft, im dritten werde ich fündig. Vorher überschlage ich kurz die Alternativen im Kopf und bin dann aber beruhigt: Im Umkreis unserer Wohnung gibt es 13 Supermärkte, die ich innerhalb von 10 Minuten zu Fuß erreichen kann. Drei davon sind Bio-Supermärkte (Hallo, Prenzlauer Berg!). Nichtsdestotrotz leben wir in einer grünen, ruhigen Oase und ich höre zum Beispiel gerade nicht als Vögelgezwitscher und Stühlerücken bei den Nachbarn über uns.

Grün

Wieder zuhause verlangt dann das ganze Essen seinen Tribut und ich werde unglaublich, unglaublich müde. Ich schaffe es gerade noch, eine Waschmaschine anzusetzen, dann muss ich mich zur Siesta hinlegen. Als ich nach über zwei Stunden wieder erwache, ist der Hase bereits zum Angeln aufgebrochen. Ich bin noch nicht wieder so ganz wach und stelle fest, dass da heute bei mir wohl auch nicht mehr viel passieren wird. Also lege ich nur Wäsche zusammen, hänge die frisch gewaschene Wäsche auf, setze eine zweite Maschine an und verziehe mich dann mit Laptop und Miezen auf die Couch. Es müssen ja schließlich noch einige Serienfolgen weggeguckt werden.

Zwischendurch esse ich die Tafel Vollmich-Kardamom-Schokolade zu Ende, die ich auf der re:publica angebrochen habe und mache mir noch eine Stulle mit Fenchelsalami und Tomaten. Außerdem bekommen die Katzen Abendbrot und ein sauberes Klo und die zweite Ladung Wäsche wird aufgehängt. Als ich bei allen Serien wieder auf dem neusten Stand bin (teilweise hinkte ich mehrere Folgen hinterher), ist es schon weit nach Mitternacht. Ich erkundige mich beim Hasen nach seinem Temperaturempfinden. Er ist noch nicht erfroren, sitzt immer noch am Kanal in Baumschulenweg, fängt Fische wie nix Gutes und die Nachtigallen führen einen Gesangswettstreit. Dann kann ich ja beruhigt schlafen gehen. Morgen ist auch noch ein Tag.

Jahresrückblick 2017

Traditionen sind Traditionen und auch wenn dieses Blog in den letzten Monaten so gut wie verwaist ist, so gehört doch ein Jahresrückblick her. Einen Vorsatz zum häufigeren Bloggen im nächsten Jahr spare ich mir aber – das wirkt dann so albern, wenn es doch schon wieder nicht klappt. Und weil ich keine Lust auf das Jahresendstöckchen habe, gehe ich einfach monatsweise vor und konzentriere mich ab dem Februar nur noch auf die positiven Erlebnisse…

Januar

Dieses Jahr brachte schon in den ersten zwei Wochen das größtmögliche emotionale Auf und Ab des Jahres mit sich (Herz schlägt! Herz schlägt nicht mehr…), verbunden mit körperlichen Beschwerden aus der Hölle. Losgelassen hat mich das ganze auch ein knappes Jahr später noch nicht, was wohl auch mit ein Grund dafür ist, warum es im Blog so still war. Ich bin allen sehr dankbar, die in dieser Scheißzeit für mich da waren.

In Woche 3 wurde dann Trump vereidigt, was sich nahtlos in mein seelisches Tief einfügte. Laut dem Hasen war ich wochenlang geladen. Schönes gabs aber dann auch noch: Anti-Trump-Proteste, Vogelhochzeitssüßigkeiten und die Geburt des zweiten Kindes der besten Freundin.

Februar

Im Februar ging es zum ersten Mal in diesem Jahr nach Rostock, wo ein lieber Freund mein neues zweites Wohnzimmer eröffnete, das Törtchenlokal Waldenberger. Am Abend tanzte ich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder, bis das Licht anging und am nächsten Morgen lernte ich endlich die Tochter eines alten Freundes kennen und machte mit ihr den Warnemünder Strand unsicher.

Außerdem heiratete im Februar mein Bruder nach über 18 Jahren Beziehung meine Schwägerin. Wir schenkten eine Torte und die Nutzung unserer Wohnung als Partylocation.

März

Ich nenne den März 2017 meine „irischen Wochen“. Direkt am Anfang ging es für mich dienstlich nach Dublin. Dann war ich mit einer lieben Freundin beim Konzert von Jimmy Kelly, verbrachte den St. Patrick’s Day feuchtfröhlich mit dem Hasen im Pub und schließlich erschien die neue Kelly-Family-CD, die aus nostalgischen Gründen natürlich den Rest des Monats rauf und runter lief – so sehr, dass sie in meinen Spotify-Jahrescharts ganz oben landete, auch wenn ich sie in der zweiten Jahreshälfte deutlich seltener gehört habe.

April

Der April war politisch geprägt und ich wurde offiziell in ein Ehrenamt gewählt, das spätestens seitdem einen beachtlichen Teil meiner Zeit und Energie bündelt. Abgesehen davon feierten wir die Wohnungseinweihung zweier lieber Freundinnen, die nun endlich auch in Berlin wohnen, besuchten das Hasenpatenkind in Leipzig und aßen Waffeln im Garten. Am Ende des Monats verbrachten wir ein langes Wochenende auf einem Naturcampingplatz in der Mecklenburgischen Seenplatte. Dort begann ich passend zu den vorgenannten irischen Wochen it der Lektüre von Ulysses – die natürlich auch jetzt noch nicht beendet ist.

Mai

Im Mai fing der Hase seinen neuen Job an, mit dem er noch immer sehr sehr glücklich ist. Ich hatte viel Spaß auf der re:publica und die Erdbeerhäuschen kehrten endlich nach Berlin zurück. Außerdem kam meine geliebte Rostocker Indie Night für einen Abend nach Berlin und ich tanzte zum zweiten Mal in diesem Jahr bis zum Schluss. Und dann fuhren wir selbst nach Rostock, wo es unglaublich heiß war, so dass ich direkt anbaden konnte. Natürlich trafen wir auch viele liebe Freunde und sahen drei Bands live, unter anderem Zen Bison.

Juni

Der Juni brachte ich mich in eine noch ältere Heimat, zum 15-Jahre-Abi-Klassentreffen in Bautzen. Anlässlich meines Geburtstags gab es dann später ein Picknick bei uns im Hof –mit internationalen Gästen, vielen Kindern und sogar einem Hundekampf. Und Live-Musik war auch wieder dabei: Wir tanzten mit den Skatalites im Yaam.

Juli

Gleich zu Beginn des Monats feierten wir den 30. Geburtstag meiner Cousine mit einer großen Gartenparty und ich tankte ganz viel Familienfeeling mit meinen Cousins und Cousinen. Auch das nächste Wochenende wurde sehr flauschig – in einer auf Twitter organisierten Hilfsaktion bearbeiteten wir einen Schrebergarten in Pankow-Rosenthal, lernten dort unter anderem die wundervolle Mademoiselle Read On kennen und bekamen am Ende auch noch zwei Himbeerpflanzen für den Balkon geschenkt. Überhaupt war das ein Sommer voller Obst, der Hase hat literweise Saft, Apfelmus, Marmelade und Kompott hergestellt – komplett mit mundgeraubten Früchten aus den Innenhöfen der Umgebung (die sonst nicht geerntet werden). Achja, ein tolles weiteres Rostock-Wochenende mit der lieben Susanne war ebenfalls noch drin in diesem wunderschönen Sommermonat!

August

Im August fand unser alljähliches Cousins- und Cousinentreffen statt. Wir backten Pizza, schauten Filme, jagten uns um die Tischtennisplatte, schwitzten in der Sauna, tranken jede Menge Mate und quatschten bis tief in die Nacht. Später im Monat verbrachte ich beruflich eine Woche in Timmendorfer Strand und konnte dort nach Feierabend trotz kühlerer Temperaturen ein weiteres Mal in der Ostsee baden (und zum ersten Mal seit langem wieder Minigolf spielen). Zum Monatswechsel ging es dann für 4 Tage mit dem Hasen nach Stockholm.

September

Zurück aus Stockholm ging es mit dem Team direkt wieder aufs Wasser, und zwar bei einer Floßtour auf der Havel. Kurz danach ging es schon wieder nach Rostock, zu einem Kabarett-Abend mit Fiete und Schiete, viel Zeit mit Freunden und natürlich Strand und Törtchen. Als ich heimkam, überraschte mich der Hase mit Unmengen selbst gebackenen schwedischen Zimt- und Kardamomschnecken, die in den Folgetagen noch häufig Neid unter meinen Kolleg*innen hervorriefen. Dann ging es im September noch auf einen weiteren Business-Trip, diesmal nach Brüssel.

Oktober

Das Highlight des Oktobers war unser zweiwöchiger Roadtrip durch Sardinien, bei dem ich so viel gegessen habe, dass ich mir kurz vor Schluss noch den Magen verdarb und ein paar Tage so gut wie gar nichts mehr herunterbekommen habe. Ansonsten gab es viel Meer, Berge, Bäume und Getier zu sehen und vor allem jede Menge Erholung und Abschalten.

November

Anfang November war mein Bruder in Berlin und wir lösten gemeinsam sein Geburtstagsgeschenk ein: Ein Doppelkonzert von Dritte Wahl im Astra. Mitte des Monats besuchte ich eine liebe Freundin in Basel und verbrachte genau einen Tag mit Sightseeing, den Rest der Zeit mit Filme- und Serienschauen und jeder Menge Gesprächen. Am Wochenende drauf ging es wieder einmal nach Rostock, zu 20 Jahre Indie Night mit Live-Auftritten von Mortenson und Das Paradies – die nächste durchtanzte Nacht.

Dezember

Der Dezember war wie jedes Jahr geprägt von einerseits stressiger Arbeit und andererseits stressiger Vorweihnachtszeit – nur unterbrochen vom Geburtstag des Hasen, den wir mit einer spontanen Party doch ziemlich gut gefeiert haben. Dann sahen wir uns Das Paradies noch einmal gemeinsam in Berlin an und feierten den Hasengeburtstag noch ein zweites Mal, nämlich mit seiner Familie. Darauf folgten meine letzte Dienstreise des Jahres, die mich nach Nürnberg führte, die Firmenweihnachtsfeier, die Bescherung mit Bruder und Schwägerin und das Weihnachtsfest mit der Hasenfamilie. Das Jahr endete mit einem spontanen weiteren Rostock-Besuch am zweiten Weihnachtsfeiertag (mit einer weiteren durchtanzten Indie Night und einem Wiedersehen mit Cousins und Onkel) sowie zwei faulen Sofa-Tagen mit dem Hasen, bevor wir uns heute auf den Weg machten, um in einer Ferienwohnung in Vorpommern ganz still und leise zu zweit das Jahr zu verabschieden.

Wenn ich so zurückschaue, hat sich 2017 nach dem miesen Start deutlich gesteigert, jetzt bin ich gespannt, was 2018 bringt!

Silvester

Tagebuch-5 im April 2017

Wer regelmäßig bloggen will, dem kommen solche schönen Aktionen wie WMDEDGT natürlich entgegen, die übrigen Beiträge gibts wie immer bei Frau Brüllen.

Gegen 7 werde ich vom mir ins Ohr brüllenden Kater geweckt. So langsam gewöhne ich mich an die von der Hasenkrankheit bedingten Nächte im Katzenbett. (Exkurs: Die Katzen schlafen am liebsten in unserem Gästezimmer, in das ich momentan auch nachts ausweiche, um die Mandelentzündung des Hasen von mir fernzuhalten. Zwischen dem Schlafzimmer und den Katzen sind nachts zwei Türen, so dass wir sie quasi nie hören, ihr nächtlicher Aktionsradius aber ganz schön eingeschränkt ist. Ich möchte sie daher nicht auch noch aus dem Gästezimmer und teile großzügig die 90 x 200 cm Bett mit ihnen.) Abends lasse ich mich von Noosa in den Schlaf schnurren, die dazu direkt neben meinem Kopf liegt, des Nächtens muss ich mich ab und zu um die zwei Schlafnasen drumherum wickeln und morgens werde ich dann von Nimbin geweckt. Aber um 7 ist eine okaye Zeit, 30 Minuten später klingelt der Wecker sowieso.

Ich lese Nachrichten und Benachrichtigungen (Reihenfolge: Messenger aller Art, E-Mails, Facebook, Instagram, Twitter) und dann ein wenig in den Timelines (Facebook, Instagram, Twitter). An manchen Morgenden reicht es dann noch für SPON oder den Feedreader, heute aber rennt mir die Zeit davon. Um 7:45 wird meditiert (heute schon den 7. Tag in Folge wieder, juhu!) und 8:00 dann aufgestanden. Es folgt: Bad, anziehen, Katzen füttern, Wassernäpfe auffrischen, Sachen zusammensammeln, vom Hasen verabschieden und gegen 8:30 das Haus verlassen.

Eigentlich möchte ich mir Frühstück in einem meiner Stammcafés holen, aber das hat wieder einmal noch zu. Also nehme ich die Ringbahn zur Schönhauser Allee, hole mir eine Johannisbeerschnecke und setze mich schon dort in die U2. So richtig mit Sitzplatz, den kriege ich am Alex tatsächlich eher selten noch ab.

Corporate Identity
Im Büro angekommen gibt es ein paar letzte Besprechungen zum heutigen Wahlkampfauftakt, dann koche ich mir meinen Tee und fahre den Rechner hoch. E-Mails bearbeiten, Dinge abarbeiten, ein kleines Brainstorming-Meeting mit dem Team… Der Vormittag geht ganz schön schnell vorbei.

In der Mittagspause kaufe ich Brot, Käse, Duschgel und eine Überraschung für den kranken Hasen ein und hole noch zwei Onigiris, die ich dann wieder zurück am Arbeitsplatz verspeise.

Onigiri
Um 15 Uhr gibt es eine Sitzung des Personalausschusses, bei der ich Protokoll führe. Danach trifft sich unsere Wahlliste zu einer kleinen Werbeaktion. Hinterher sind weite Teile des Büros mit unseren Plakaten zugekleistert. Noch eine halbe Stunde Tagesgeschäft, dann wird der Rechner wieder runtergefahren und alles versammelt sich zum vierteljährlichen All-Hands-Meeting, bei dem es einen Über- und Ausblick zu aktuellen Geschehnissen und Projekten gibt. Danach laufen wir alle gemeinsam hinüber in unsere neuen Büroräume, die der Großteil der Belegschaft heute zum ersten Mal besichtigen kann. Noch ist alles im Rohzustand, bis wir dann in ein paar Monaten einziehen wird noch viel passieren.

Trotzdem genießen wir die Ausblicke aus dem Dachgeschoss und von der Terrasse, erkunden das Gebäude und unsere zukünftigen Arbeitsbereiche und unterhalten uns bei Pizza, Snacks, Bier, Sekt und Softdrinks. Auffallend oft sind Wahlkampf und Wahlen das Thema und es gibt viel positives Feedback zu unserer Aktion. „Ihr habt wohl mehr Marketing-Budget als ganz EMEA!“ und „Ich wähle Euch hundertprozentig!“ sind meine beiden Lieblingszitate dazu.

Aussicht
Nach etwas über zwei Stunden mache ich mich dann auf den Heimweg und nutze dieselbe Route wie morgens. In der S-Bahn drücke ich einem Obdachlosen den Inhalt meines Kleingeldfachs in die Hand (knappe 3 €, gestern früh waren es noch über 10 in viel zu vielen Münzen) und jetzt habe ich wieder ein verschließbares Portemonnaie. Ich laufe durch den Frühling nach Hause, packe die Einkäufe aus und begrüße den Hasen. Wir erzählen uns gegenseitig von unserem Tag und gehen dann noch ein paar Dinge durch, die dringend noch zu besprechen sind (beides sehr Bürokratie- und Papierkram-lastig heute…).

Dann ziehe ich mich mit dem Laptop auf die Couch zurück, lese ein wenig im Internet herum, kümmere mich um Korrespondenz und schreibe diesen Text …und spätestens um 11 lasse ich mich dann wohl wieder von Noosa in den Schlaf schnurren!

 

Doppeldecker-Waffeln mit Brombeer-Quark-Füllung

Waffeln

Letztes Wochenende waren wir in Leipzig und besuchten das Hasenpatenkind samt Familie. Eines der Highlights des Besuchs war das gemeinsame Waffelnbacken und -essen auf der Terrasse. Nun ist es so, dass ich mich ja an sich über jedes Waffelessen freue, dann aber doch oft enttäuscht bin. Gut schmecken sie ja meistens, aber eben nicht so, wie ich das aus meiner Kindheit kenne. Und weil ich also letztes Wochenende ein wenig herumwimmerte, dass die Waffeln zu knusprig und trocken sein, habe ich dann dieses Wochenende „richtige“ Waffeln gebacken. So wie Waffeln zu sein haben. 😉

Das Teig stammt aus dem klassischen „Das Backbuch“ des Verlags für die Frau, das meine Mama im Küchenregal stehen hatte und in dem ich oft fasziniert blätterte. Zwei Seitenzahlen konnte ich damals auswendig (Heute nicht mehr so ganz, aber man könnte mal auf 208 und 11 nachgucken. Oder 108 und 211? Irgendwie so…), nämlich die für unseren Plätzchenteig („Zauberkekse“) und die für den Waffelteig („Festtagswaffeln“). Diese beiden Rezepte habe ich mir dann auch zu meinem Auszug nach dem Abitur in so ein kleines Heftchen abgeschrieben, aus dem nach und nach mein eigenes Rezeptbuch werden sollte.

Die Zutaten konnte ich schon in recht jungen Jahren zusammenrühren und durfte dann auch ganz schnell alleine auf dem alten gelben Kontaktgrill die Waffeln backen. Da dieser keine spezielle Form hatte, sah jede Waffel individuell aus und die Größen variierten beachtlich. Für unsere Variante der Waffeln, die es so wahrscheinlich in keinem Backbuch gibt, wurden größere Waffeln halbiert und kleinere einfach so aufeinander gestapelt. Dazwischen kam jeweils eine Schicht Quarkspeise (mit Milch glattgerührter Quark vermischt mit Marmelade, typischerweise selbstgemachte Brombeer-, Johannisbeer- oder Erdbeermarmelade aus dem Garten). Diese Doppeldeckerwaffeln konnte man dann wie eine Klappstulle ganz einfach aus der Hand essen (und sich dabei herrlich mit Quarkspeise einsauen).

Die Herstellung dieser Waffeln hat etwas meditatives – erst kommt ein Klecks Teig auf den Grill, der sich dann beim Zuklappen zurechtquetscht. Dann kommt ein Klecks Quarkspeise auf die untere Waffel, der sich dann wiederum beim Zuklappen zurechtquetscht. Am Ende hatte man lauter Unikate, an deren Rand gerne mal Quarkspeise hervorquoll. Wie eine Klappstulle konnte man diese dann noch schön heiß essen und sie schmeckten wirklich sehr anders, als was ich später im Leben als „Waffeln“ vorgesetzt bekam.*

Der alte Kontaktgrill hat nun schon eine ganze Weile das Zeitliche gesegnet und ich buk dann heute mit unserem standardisierten Waffeleisen in Herzchenform. Ging aber erstaunlicherweise ganz genauso gut. Glücklicherweise war der Hase dann auch ebenso glücklich über die Waffeln wie ich, obwohl er letztes Wochenende noch sagte, dass er ja vor allem knusprig gebackene Waffeln mag und diese innen drin eher weich sind. Darf und werde ich also wieder backen!

Rezept: Doppeldecker-Waffeln mit Brombeer-Quark-Füllung

Zutaten Waffelteig

  • 150 g Margarine (es ist ein DDR-Kochbuch 😉 Ich habe Butter genommen)
  • 125 g Zucker, 1 Päckchen Vanillezucker (ich habe unseren selbstgemachten Vanillezucker verwendet und direkt 150 g davon genommen)
  • 3 Eier
  • 1 Prise Salz
  • 3 geriebene Bittermandeln (Die sind nichtmal zur Stollenzeit leicht zu bekommen und Bittermandelaroma hatte ich nicht im Haus, aber ohne schmecken die Waffeln auch super!)
  • 125 g Mehl
  • 75 g Stärkemehl
  • 1/2 TL Backpulver
  • 4 EL saure Sahne

 

Zutaten Füllung

  • 500 g Quark (Es bleibt etwas übrig, aber Quarkspeise kann man ja auch super später noch essen oder weiterverarbeiten)
  • ca. 100 ml Milch zum Glattrühren
  • 3 EL Brombeermarmelade (selbstgemachte von der Tante)

 

*Die zweitbesten Waffeln meines Lebens gab es übrigens im Urlaub an der schwedisch-norwegischen Grenze, mit oberfruchtiger Erdbeermarmelade drauf!

Anyone we know dead?

Voldemort hat das Ministerium übernommen, alle wichtigen Positionen sind mit Todessern besetzt worden und der Widerstand formiert sich im Verborgenen. Jeden Morgen nach dem Aufwachen die bange Frage „Anyone we know dead?“… Die momentane weltpolitische Lage weckt in mir jede Menge Harry-Potter-Assoziationen. Der erste und der letzte Blick des Tages gelten Twitter, wenn noch Zeit bleibt folgen in geringerem Maße Facebook, YouTube und SPON. Bei allem, was vor sich geht bleibt mir oft nur das Liken und/oder Retweeten, denn für alles andere fehlen Kraft, Energie und Überblick.

Poohead
Bild vom Women’s March in Berlin

Die Augen verschließen und einfach nur hoffen, dass alles bald wieder gut wird kann ich aber auch nicht. Ein paar Serienfolgen hier und da schaffe ich, aber für größere eskapistische Ausflüchte in Form von Spielfilmen oder gar Büchern reicht es momentan irgendwie nicht. Beim Nicht-Verrückt-Werden helfen hoffnungmachende Aktionen wie der Women’s March, die Proteste gegen den Muslim Ban, Kommentare von Stephen Colbert, Seth Meyers, Trevor Noah oder Samantha Bee und die inoffiziellen Twitter-Accounts von NASA und EPA.

Und dann gibt es ja trotz allem immer noch das eigene Leben, das mitunter auch ne Menge Aufmerksamkeit verlangt. Die letzten Wochen und Monate waren vom medizinischen Standpunkt aus gelinde gesagt aufregend, man drücke die Daumen, dass da jetzt langsam mal Ruhe einkehrt. Auf Arbeit gerät momentan auch einiges in spannende Bewegung und verlangt gesteigerte Aufmerksamkeit.

Und dann gibt es auch noch die positiven Nachrichten. Die beste Freundin bekam ihr zweites Kind und der Fratz somit eine kleine Schwester. Die beiden im Sommer erfolgreich verheirateten Freundinnen sind kurz davor, das Projekt „Umzug nach Berlin“ abschließen zu können. Genauso geht es „unseren“ Syrern. Am Montag konnten die drei nach fast zwei Jahren endlich ihre Mutter und Schwester wieder in die Arme schließen, die im Rahmen der Familienzusammenführung ein Visum bekommen haben und jetzt mit in der kleinen 1,5-Zimmer-Wohnung in Neukölln wohnen. Sogar oberleckere Süßigkeiten haben sie noch aus Damaskus mitgebracht. Der Hase verbrachte einen guten Teil der letzten Woche damit, den beiden bei den unendlich vielen Behördengängen zu helfen. Die Hochzeit von Bruder und Schwägerin-in-spe schreitet außerdem mit riesigen Schritten voran und gestern haben der Hase und ich mit vereinten kreativ-kulinarischen Kräften und professioneller Unterstützung die Hochzeitstorte entworfen und bestellt. Apropos Bruder, der ist jetzt auch auf Twitter, ebenso wie die Teeniecousine, die außerdem auch noch YouTube unsicher macht.

Außerdem habe ich mir in den letzten Wochen den regelmäßigen Kuchenkonsum meiner Kindheit und Jugend wieder angewöhnt, im Zuge dessen backe ich nachher auch endlich mal wieder, nämlich diesen Orangen-Mandel-Kuchen.

Es ist also nicht alles schlecht. Vielleicht gibt es sogar ab und zu was zu bloggen, das wäre doch auch schön, nachdem ich aufgrund des Schweigens der letzten Wochen bei den Iron Bloggern schon punted bin.