Doppeldecker-Waffeln mit Brombeer-Quark-Füllung

Waffeln

Letztes Wochenende waren wir in Leipzig und besuchten das Hasenpatenkind samt Familie. Eines der Highlights des Besuchs war das gemeinsame Waffelnbacken und -essen auf der Terrasse. Nun ist es so, dass ich mich ja an sich über jedes Waffelessen freue, dann aber doch oft enttäuscht bin. Gut schmecken sie ja meistens, aber eben nicht so, wie ich das aus meiner Kindheit kenne. Und weil ich also letztes Wochenende ein wenig herumwimmerte, dass die Waffeln zu knusprig und trocken sein, habe ich dann dieses Wochenende “richtige” Waffeln gebacken. So wie Waffeln zu sein haben. 😉

Das Teig stammt aus dem klassischen “Das Backbuch” des Verlags für die Frau, das meine Mama im Küchenregal stehen hatte und in dem ich oft fasziniert blätterte. Zwei Seitenzahlen konnte ich damals auswendig (Heute nicht mehr so ganz, aber man könnte mal auf 208 und 11 nachgucken. Oder 108 und 211? Irgendwie so…), nämlich die für unseren Plätzchenteig (“Zauberkekse”) und die für den Waffelteig (“Festtagswaffeln”). Diese beiden Rezepte habe ich mir dann auch zu meinem Auszug nach dem Abitur in so ein kleines Heftchen abgeschrieben, aus dem nach und nach mein eigenes Rezeptbuch werden sollte.

Die Zutaten konnte ich schon in recht jungen Jahren zusammenrühren und durfte dann auch ganz schnell alleine auf dem alten gelben Kontaktgrill die Waffeln backen. Da dieser keine spezielle Form hatte, sah jede Waffel individuell aus und die Größen variierten beachtlich. Für unsere Variante der Waffeln, die es so wahrscheinlich in keinem Backbuch gibt, wurden größere Waffeln halbiert und kleinere einfach so aufeinander gestapelt. Dazwischen kam jeweils eine Schicht Quarkspeise (mit Milch glattgerührter Quark vermischt mit Marmelade, typischerweise selbstgemachte Brombeer-, Johannisbeer- oder Erdbeermarmelade aus dem Garten). Diese Doppeldeckerwaffeln konnte man dann wie eine Klappstulle ganz einfach aus der Hand essen (und sich dabei herrlich mit Quarkspeise einsauen).

Die Herstellung dieser Waffeln hat etwas meditatives – erst kommt ein Klecks Teig auf den Grill, der sich dann beim Zuklappen zurechtquetscht. Dann kommt ein Klecks Quarkspeise auf die untere Waffel, der sich dann wiederum beim Zuklappen zurechtquetscht. Am Ende hatte man lauter Unikate, an deren Rand gerne mal Quarkspeise hervorquoll. Wie eine Klappstulle konnte man diese dann noch schön heiß essen und sie schmeckten wirklich sehr anders, als was ich später im Leben als “Waffeln” vorgesetzt bekam.*

Der alte Kontaktgrill hat nun schon eine ganze Weile das Zeitliche gesegnet und ich buk dann heute mit unserem standardisierten Waffeleisen in Herzchenform. Ging aber erstaunlicherweise ganz genauso gut. Glücklicherweise war der Hase dann auch ebenso glücklich über die Waffeln wie ich, obwohl er letztes Wochenende noch sagte, dass er ja vor allem knusprig gebackene Waffeln mag und diese innen drin eher weich sind. Darf und werde ich also wieder backen!

Rezept: Doppeldecker-Waffeln mit Brombeer-Quark-Füllung

Zutaten Waffelteig

  • 150 g Margarine (es ist ein DDR-Kochbuch 😉 Ich habe Butter genommen)
  • 125 g Zucker, 1 Päckchen Vanillezucker (ich habe unseren selbstgemachten Vanillezucker verwendet und direkt 150 g davon genommen)
  • 3 Eier
  • 1 Prise Salz
  • 3 geriebene Bittermandeln (Die sind nichtmal zur Stollenzeit leicht zu bekommen und Bittermandelaroma hatte ich nicht im Haus, aber ohne schmecken die Waffeln auch super!)
  • 125 g Mehl
  • 75 g Stärkemehl
  • 1/2 TL Backpulver
  • 4 EL saure Sahne

 

Zutaten Füllung

  • 500 g Quark (Es bleibt etwas übrig, aber Quarkspeise kann man ja auch super später noch essen oder weiterverarbeiten)
  • ca. 100 ml Milch zum Glattrühren
  • 3 EL Brombeermarmelade (selbstgemachte von der Tante)

 

*Die zweitbesten Waffeln meines Lebens gab es übrigens im Urlaub an der schwedisch-norwegischen Grenze, mit oberfruchtiger Erdbeermarmelade drauf!

Anyone we know dead?

Voldemort hat das Ministerium übernommen, alle wichtigen Positionen sind mit Todessern besetzt worden und der Widerstand formiert sich im Verborgenen. Jeden Morgen nach dem Aufwachen die bange Frage “Anyone we know dead?”… Die momentane weltpolitische Lage weckt in mir jede Menge Harry-Potter-Assoziationen. Der erste und der letzte Blick des Tages gelten Twitter, wenn noch Zeit bleibt folgen in geringerem Maße Facebook, YouTube und SPON. Bei allem, was vor sich geht bleibt mir oft nur das Liken und/oder Retweeten, denn für alles andere fehlen Kraft, Energie und Überblick.

Poohead
Bild vom Women’s March in Berlin

Die Augen verschließen und einfach nur hoffen, dass alles bald wieder gut wird kann ich aber auch nicht. Ein paar Serienfolgen hier und da schaffe ich, aber für größere eskapistische Ausflüchte in Form von Spielfilmen oder gar Büchern reicht es momentan irgendwie nicht. Beim Nicht-Verrückt-Werden helfen hoffnungmachende Aktionen wie der Women’s March, die Proteste gegen den Muslim Ban, Kommentare von Stephen Colbert, Seth Meyers, Trevor Noah oder Samantha Bee und die inoffiziellen Twitter-Accounts von NASA und EPA.

Und dann gibt es ja trotz allem immer noch das eigene Leben, das mitunter auch ne Menge Aufmerksamkeit verlangt. Die letzten Wochen und Monate waren vom medizinischen Standpunkt aus gelinde gesagt aufregend, man drücke die Daumen, dass da jetzt langsam mal Ruhe einkehrt. Auf Arbeit gerät momentan auch einiges in spannende Bewegung und verlangt gesteigerte Aufmerksamkeit.

Und dann gibt es auch noch die positiven Nachrichten. Die beste Freundin bekam ihr zweites Kind und der Fratz somit eine kleine Schwester. Die beiden im Sommer erfolgreich verheirateten Freundinnen sind kurz davor, das Projekt “Umzug nach Berlin” abschließen zu können. Genauso geht es “unseren” Syrern. Am Montag konnten die drei nach fast zwei Jahren endlich ihre Mutter und Schwester wieder in die Arme schließen, die im Rahmen der Familienzusammenführung ein Visum bekommen haben und jetzt mit in der kleinen 1,5-Zimmer-Wohnung in Neukölln wohnen. Sogar oberleckere Süßigkeiten haben sie noch aus Damaskus mitgebracht. Der Hase verbrachte einen guten Teil der letzten Woche damit, den beiden bei den unendlich vielen Behördengängen zu helfen. Die Hochzeit von Bruder und Schwägerin-in-spe schreitet außerdem mit riesigen Schritten voran und gestern haben der Hase und ich mit vereinten kreativ-kulinarischen Kräften und professioneller Unterstützung die Hochzeitstorte entworfen und bestellt. Apropos Bruder, der ist jetzt auch auf Twitter, ebenso wie die Teeniecousine, die außerdem auch noch YouTube unsicher macht.

Außerdem habe ich mir in den letzten Wochen den regelmäßigen Kuchenkonsum meiner Kindheit und Jugend wieder angewöhnt, im Zuge dessen backe ich nachher auch endlich mal wieder, nämlich diesen Orangen-Mandel-Kuchen.

Es ist also nicht alles schlecht. Vielleicht gibt es sogar ab und zu was zu bloggen, das wäre doch auch schön, nachdem ich aufgrund des Schweigens der letzten Wochen bei den Iron Bloggern schon punted bin.

Tagebuch-5 im Dezember – Plätzchen-Edition

Es ist mal wieder der 5. und wie üblich fragt Frau Brüllen wieder: WMDEDGT?

Ich wache das erste Mal gegen halb 8 auf, weil der Hase aufstehen muss. Er fährt über das Wochenende zu seinen Eltern. Dort muss der Garten umgegraben werden und die Haseneltern sind wegen Hand bzw. Rücken derzeit nicht selbst dazu in der Lage. Außerdem ist dann wohl auch noch Preisskat vom Angelverein, was man eben so hat, wenn man als Dorfkind aufgewachsen ist. Zum Glück bin ich ja ein Waldkind und habe keine größeren Verpflichtungen dieser Art, so dass ich mich einfach umdrehen und weiterschlafen kann. Für mich steht ein gemütliches Sturmfreie-Bude-Wochenende an.

Gegen 10 wache ich auf wird das Nachbarskind so laut, dass ich es nicht mehr ignorieren kann. Ich lese mich durch meine morgendliche Timeline und stehe erst auf, als die Blase drückt. Dann hole ich den Faulenzer-Tee aus meinem Adventskalender (“Wie passend!” denke ich.) und koche mir eine Tasse davon.

  
Derweil bekommen die Katzen ihr Frühstück verabreicht. Ich setze mich aufs Sofa und verbringe 10 Minuten mit Meditation. Nein, wirklich. Ich hab mir da schon vor einiger Zeit eine App heruntergeladen und werde das jetzt wirklich mal durchziehen – zumindest die 10 Minuten pro Tag, 10 Tage lang, um zu schauen, ob das was für mich ist. Die erste Session war schon mal sehr gut. Der Tee ist inzwischen ausreichend abgekühlt, so dass ich ihn gemütlich trinken kann, während ich mir To-Do-Listen und Einkaufszettel aus den Rippen sauge. Nikolaus, Geburtstage, Redaktionsbrunch, eine Hochzeit, Weihnachten, Silvester… Da kommt einiges zusammen und dieses Wochenende ist eine der wenigen Gelegenheiten, etwas vorzubereiten.

Währenddessen hat die Katze auf meinem Schoß Platz genommen, weswegen ich natürlich nicht sofort mit meinen To-Dos loslegen kann -Ihr kennt das. Ich nehme mir also meine neueste nicht-digitale Lieblingsbeschäftigung hervor und zeichne das Taj Mahal. Diese Punkte-verbinden-Bilder habe ich schon als Kind total gerne gemacht, mit Zahlen bis 400 und mehr und evtl. zusätzlichen Buchstaben-Linien macht das dann auch in meinem Alter noch Spaß. Ich muss mich etwas bremsen, sonst habe ich das Buch bald durch. Mittendrin klingelt es an der Tür und der Paketbote bringt eine neue Jeans für den Hasen. Ein guter Anlass, jetzt doch mal den Arsch hochzukriegen, sich anzuziehen und zu frühstücken.

Es gibt zwei Kartoffelpuffer und Apfelmus, beides selbstgemacht und Reste, und hinterher noch eine Apfelsine. Dazu trinke ich den Holunder-Minze-Tee aus dem 4. Türchen, lese in meinem Feedreader und höre die wunderbaren Talking To Turtles, die übrigens nächsten Freitag im Lido spielen. Als ich schließlich zum Einkaufen aufbreche ist es nach halb 2. Keine Ahnung, wo die Zeit geblieben ist. 😉

Anderthalb Stunden später sind die Einkäufe eingeräumt. Ich habe Back-, Koch- und Smoothie-Zutaten für eine ganze Kompanie gekauft, außerdem Füllung für den Nikolausstiefel des Hasen und Geschenkpapier für die drei Geburtstage nächste Woche. Jetzt bin ich platt und gönne mir erstmal eine Verschnaufpause mit Tee und Schmusekatzen auf dem Sofa. Dazu höre ich das Album von Evil Pink Machine, dem Projekt meines Freundes Igor und seiner Liebsten. Scheinbar ist heute Tag der Pärchenbands… Die Mieze hat sich auf meinem Schoß eingerollt und schläft, der Kater liegt neben mir auf dem Rücken, streckt alle Viere in die Luft und lässt sich laut schnurrend den Bauch kraulen. Wieder aufstehen geht also erstmal nicht. Zum Glück habe ich keinen Termindruck.

Bernd hält die Kräuter frisch, die ich für das Redaktionsbrunch am Dienstag brauche – besonders glücklich sieht er dabei aber nicht aus.
Nach einer Stunde gleite ich vorsichtig unter den kuschelnden Katzen hervor und schleiche mich in die Küche. Die Vorbereitung aufs Plätzchenbacken umfasst drei Schritte: Butter aus dem Kühlschrank holen, Tee kochen (Grüner Tee aus Indien) und Abwaschen. Dann kann die wilde Backerei auch schon losgehen. Ich habe mir für dieses Wochenende zwei Rezepte von Italy On My Mind vorgenommen, nämlich die Taralli al Limone und die Biscotti. Taralli liebe ich ja in jeder Geschmacksrichtung und Zitronen machen mich seit meinen Besuchen an der Amalfi-Küste und auf Sizilien auch zuverlässig glücklich. Es war also klar, dass ich diese beiden Dinge in Kombination definitiv probieren musste:

 

Taralli al Limone

 

Zitroniger Teig, zitroniger Guss, was will man mehr? Sie sind wirklich unglaublich köstlich geworden. Für die Biscotti ging es danach auch zitrussig weiter – je zwei Orangen, Zitronen und Limetten mussten geschält werden, was ganz schön lange gedauert hat. Dazu kamen dann noch Mandeln (für dieses eher rustikale Rezept ausnahmsweise mal ungeknipst), Pistazien, Vanille und ein kräftiger Schluck Strega. (Im Rezept stand Sambuca, aber den hatte ich nicht da und Strega benutzt man eh nur alle Jubeljahre mal zum Backen, da freute ich mich über die Gelegenheit, ihn mal wieder zu verwenden – passte auch sehr gut, denn neben tausend anderen Sachen ist da ja auch Fenchel mit drin, der die Anisnote des Sambuca zumindest nachempfindet.)

 

Nackte Zitrusfrüchte

 

Die Klamotten der Zitrusfrüchte, plus Mandeln und Pistazien

 

Fertige Biscotti – zu Deutsch so viel wie “zweimal gebacken” – macht aber bisschen mehr her, als ein profaner Zwieback, oder?

 

Weil vom Biscotti-Backen noch zwei Eiklar übrig waren und ich vom Taralli-Verzieren noch einen Rest Puderzucker hatte, verbrauchte ich schnell noch sämtliche Reste mit ein paar leckeren Kokos-Vanille-Makronen. Die brachten mich dann gedanklich noch fix nach Jamaika, was ja im dunklen Dezember auch nicht zu verachten ist.

 

Bei all der Bäckerei samt Kosten bekam ich irgendwie gar keinen richtigen Hunger, so dass ich mir nur schnell zwischendurch noch einen kleinen Rest Nudeln mit Tomatensauce warm machte. Morgen wird dann wieder etwas aufwendiger gekocht, denke ich. Als alles fertig gebacken, die Küche wieder in Ordnung gebracht und dieser Blogpost geschrieben ist, ist es schon 22 Uhr. Ich werde mir jetzt noch ein paar Folgen Friends reinziehen, dabei ein paar weitere Punkte verbinden, und dann nicht allzu spät ins Bett verschwinden. Backen macht müde und morgen muss noch jede Menge gebastelt und verpackt werden!

Riesige Rote Bete: Suppe und Kuchen

Am Freitagabend hatte ich nach einer anstrengenden Arbeitswoche ein wenig Zeit und Muße und stellte mich der Aufgabe, unsere Rote Bete-Vorräte zu dezimieren. Von unserem letzten Besuch bei der Hasenfamilie hatten wir vier riesige Beten (?) mitgebracht. Die erste landete in einer Ladung Ofengemüse, die zweite wollte ich mir nun vorknöpfen. Fürs Wochenende hatte sich Besuch angesagt, daher wollte ich auf jeden Fall diesen Rote Bete-Kuchen backen, da gehören immerhin 250 g hinein. Ich suchte mir also die kleinste der Monster-Beten heraus:

Schnell stellte sich heraus, dass sie deutlich mehr als 250 g wog, ich beschloss also, aus dem Rest eine Suppe zu kochen. Nach dem Schälen wog das Monster immernoch 700 g.

Ich wog also ein 250 g-Stück ab und garte es laut Rezept vor, den Rest schnitt ich für die Suppe klein.

Rote Bete-Suppe mit Ingwer, Wasabi und Koriander 

Ca. 4 Portionen, ca. 30 Minuten

  • 1 Knoblauchzehe
  • 1 daumengroßes Stück Ingwer
  • Olivenöl
  • Ca. 450 g Rote Bete 😉
  • 3 mittelgroße Kartoffeln
  • Salz und Pfeffer
  • Wasabi-Paste (profaner weißer Meerrettich geht auch, macht aber optisch weniger her)
  • Koriandergrün

Rote Bete und Kartoffeln schälen und würfeln. Knoblauch und Ingwer schälen, zerkleinern und in einem Topf in Olivenöl anschwitzen. Kartoffel- und Bete-Würfel hinzugeben und anbraten. Mit warmem Wasser ablöschen (so dass das Gemüse knapp bedeckt ist) und zum Kochen bringen. Ordentlich salzen und pfeffern und köcheln lassen, bis das Gemüse weich ist. Vom Feuer nehmen und fein pürieren, dann nochmal aufkochen lassen. Je zwei Kellen Suppe in einen tiefen Teller geben, mit Wasabipaste abschmecken und mit frischem Koriandergrün dekorieren.

Während das Gemüse garkocht, kann man super den Rest gegarte Rote Bete reiben, den Kuchenteig anrühren und den Kuchen in den Ofen  schieben. Ich musste die Backzeit deutlich verlängern, aber nach 55 Minuten war er dann fertig.

Stollen und Stollenkuchen

Eine meiner schönsten Kindheitserinnerungen überhaupt ist das Mandelnknipsen. Jedes Jahr Ende November, wenn es draußen ungemütlich und kalt wurde, saßen wir zusammen um einen großen Tisch – einmal bei uns in der Küche, einmal bei Oma in der Wohnstube – und befreiten Mandeln von ihren braunen Häutchen, damit sie dann gemahlen werden und in den Stollen wandern konnten. 24 Stollen hat meine Oma jedes Jahr gebacken, für die ganze große Familie, liebe Freunde und Kollegen – und zwar dies- und jenseits der Mauer. Der Dank von “Drüben” kam dann prompt in Gestalt von Westpaketen mit Kaffee, Schokolade und allerlei mehr, die an Heiligabend geöffnet wurden.

Heute werden weit weniger Stollen gebacken und die Töchter meiner Oma müssen es inzwischen selbst erledigen. Zu diesem Zweck schickte ich meiner Mutter dieser Tage übrigens ein paar abgezählte bittere Mandeln in einem wattierten Briefumschlag nach Kanada, denn so etwas Giftiges bekommt man dort nicht zu kaufen. Auch hierzulande wird es inzwischen schwierig. Vor einem Monat hatten wir weder in der Delikatessenabteilung noch im Bioladen hier in Berlin Glück. Jetzt aber gibt es sie laut meiner Tante sowohl im Reformhaus, als auch in Apotheken und wohl auch Supermärkten, zumindest in den traditionellen Stollengegenden.

Bittere Mandeln für den besonderen Kick

 

Süße und bittere Mandeln gehören wie gesagt geschält in den Stollen. In der DDR konnte man Mandeln nur mit Schale kaufen, also verbrachten wir lange Nachmittage damit, kiloweise Mandeln aufzukochen und aus der dann locker sitzenden Schale zu schnipsen, idealerweise in die Hand oder Schüssel, all zu oft auch auf den Boden, wo sich dann sofort Dackel Poldi darüber hermachte. Auch wir Menschen naschten die eine oder andere Mandel und erzählten dabei Geschichten, während eine um die andere Ladung Mandeln gebracht wurde. (Wenn die bitteren dran waren, gab es eine Warnung, ich habe trotzdem ab und zu mal eine gekostet, der Wissenschaft halber. Geschadet hat es mir wohl nicht, obwohl mein Bruder beim Lesen schon aus Prinzip widersprechen wird.)

Meditatives Mandelnknipsen – leider habe ich kein Foto der Unmengen Rosinen, die zeitgleich in kubanischem braunem Rum eingelegt wurden

 

Als wir letztes Wochenende in das Haus am Wald fuhren, freute ich mich sehr, dass wir zufällig genau zum Stollenbacken da sein würden, denn nichts ist schöner, beruhigender und meditativer, als sich an kalten Tagen bei schummrigen Licht im Familienkreis heiße Mandeln in den Händen wie Kiesel hin und her gleiten zu lassen und ab und zu eine in den Mund zu stecken. Schon allein deswegen werden wir wohl nie geschälte oder gar gemahlene Mandeln für den Stollen kaufen. Meine Tante, die sonst gerne über von mir fotografiertes und gepostetes Essen spottet, war diesmal sehr darauf erpicht, dass ich auch wirklich jeden Schritt der Stollenzubereitung fotografiere und ich tat ihr den Gefallen, an mein Blog denkend, natürlich gerne.

Orangen- und Zitronenzesten in braunem Zucker – früher gab es keine ungespritzten Südfrüchte, da wurde das fertig in Tüten gekauft

 

Orangeat und Zitronat im Urzustand – die kandierten Schalen von Orangen und Cedratfrüchten
Der Hefeteig wird angesetzt

 

Gemahlene Mandeln und jede Menge Butter

 

Milch, Zitronensaft und Teig werden in der mollig warmen Wohnstube auf die gleiche Temperatur gebracht
Der Teig wird vermischt, zunächst für Stollenkuchen

 

Teig aufs Blech, Zucker und Butter drüber, fertig

 

Stollenkuchen werden in der Adventszeit gegessen, der eigentliche Stollen muss vier Wochen ziehen, bevor er zu Weihnachten angeschnitten wird.
Köstlicher warmer Stollenkuchen als Nachmittagssnack, dazu gehört ein Glas Schwarzer Tee
Aus dem restlichen Teig wird später der Stollen geformt
Vor dem Backen einmal einschneiden, damit er weiß, wo er im Ofen hinwachsen soll

 

Nach dem Backen mit Butter bestreichen – vor dem eigentlichen Essen vier Wochen später kommt dann nochmal eine Schicht flüssige Butter drauf, damit der viele Puderzucker auch gut hält 😉

 

Bei nur wenigen Stollen kann man das Ganze natürlich zuhause machen, bei größeren Mengen gehen die Leute damals wie heute am Montag nach Totensonntag zum Bäcker (denn montags haben echte Bäcker ja traditionell zu, das vergisst man nur in der Stadt immer) und lassen die Stollen in der Backstube backen. Ich erinnere mich noch, wie wir früher am Wochenende vor dem ersten Advent eimerweise Zutaten herstellten und zusammenstellten und dann mit den vielen Eimern zum Bäcker fuhren. Die Stollen wurden vor Ort geformt und bekamen Schildchen aus Metall, so dass sie später wieder den einzelnen Familien zugeordnet werden konnten. Am Nachmittag konnten wir die fertigen Stollen abholen, die dann in einem kühlen Raum bis Weihnachten gelagert oder eben in Paketen verpackt und verschickt wurden.

Leider kann ich Euch mit dem tatsächlichen Rezept nicht dienen, denn obwohl meine Tante auf all den Fotos bestand, war sie, genau wie meine Cousine, der Meinung, dass dieses Rezept ein Familiengeheimnis sei und bleiben müsse…

Wochenende im Wald

Gerade sind wir wieder zuhause in Berlin angekommen, so dass ich schnell noch ein paar Highlights dieses Wochenendes verbloggen kann, bevor die unbarmherzige Iron Blogger-Uhr Mitternacht schlägt. Wieder 5 € gespart… 😉 Wir verbrachten dieses wunderschöne Wochenende mal wieder im Haus am Wald, sozusagen dem Familiensitz, unten in der Oberlausitz, im eigentlichen Failed State Sachsen. Dort trafen wir natürlich jede Menge Familie, vertieften uns in die jahreszeittypischen Traditionen (Kaminfeuer, Waldspaziergang, Stollenbacken, Friedhofsbesuch, Adventskranz winden und Laub rechen…), aßen regionale Köstlichkeiten (Pellkartoffeln mit buntem Quark, Stollenkuchen und Pflaumenknödel) und superleckeren Apfelstrudel, den die Teeniecousine gebacken hatte, streichelten diverse Katzen und genossen die Ruhe abseits des Berliner Großstadtlärms. Speziell über das Stollen- und Stollenkuchen backen wird demnächst noch einmal ausführlicher zu reden sein, jetzt ist nur Zeit für ein paar Eindrücke drum herum…

Der Kamin im Haus vertreibt jede Winterdepression  – an beiden Abenden saßen wir hier gemütlich beisammen und erzählten alte und neue Familiengeschichten.

 

Die Teeniecousine und ihre Freundin hatten das Feuer auch beim Adventskranzwinden an (im Vordergrund übrigens noch ein Rest Vanillesauce vom köstlichen Apfelstrudel.

 

IMG_1490
Diese zwei riesigen Steinpilze wurden am Freitag gefunden.

 

Gestern Abend gab es Pellkartoffeln mit buntem Quark, in den unter anderem Eier, saure Gurken, Äpfel, Tomaten, Zwiebeln und Paprika hingehören.

 

Das Brüderchen bei der Steinpilzzubereitung

 

Und weil sich dieser Blogpost um Wochenende, Familie und Bilder dreht, reihe ich mich direkt noch in Susannes Liste der Wochenenden in Bildern ein 😉

Sonntagsschnipsel und Ben’s Quitten-Crumble

Wochen, die mit Beerdigungen beginnen, müssen sich hinterher ganz schön anstrengen, um noch irgendwie schön zu werden. Also, “schön” in dem Sinne, dass man am Ende wieder bessere Laune hat als am Anfang. In diesem Fall war es dann erst das zu Ende gehende Wochenende, das das Ruder einigermaßen herumgerissen hat – vorher war mein Kopf voller trauriger Gedanken und mein Körper voll mit Erkältungssymptomen. Dementsprechend habe ich auch nur ein einziges Mal gekocht, nämlich Pasta mit Auberginen, Zucchini und Tomatensauce für Mama, Bruder und mich, einfach, schnell, lecker und nicht besonders aufregend oder verbloggbar. Allerdings haben wir auch einen sehr leckeren Quitten-Crumble gegessen, den ich zwei Tage vor der Beerdigung gebacken hatte. Das Rezept bekam ich von Ben, der vor einiger Zeit ein Foto von seinem Crumble auf Facebook gepostet hatte. Und lasst Euch sagen: Crumble ist ein wundervolles Trostessen. Das Rezept findet Ihr am Ende dieses Beitrags, hier erstmal ein Foto zum Anteasern:

Quitten-Crumble mit Mango-Sorbet

Scheinbar habe ich mir irgendwo zwischen Kirche und Friedhof die letzte Zutat für eine ausgewachsene Erkältung eingefangen, mit der ich dann die zweite Wochenhälfte über im Bett lag. Dem Anlass entsprechend durchforstete ich noch einmal meine Sockenvorräte und fand tatsächlich noch ein letztes zusammenhängendes Paar Schafwollsocken, dass meine Oma mir geschenkt hatte. Seit ich denken konnte gab es von Oma jedes Jahr zum Geburtstag und zu Weihnachten ein Paar selbst gestrickte Socken – aus selbst gewaschener, kardierter, gesponnener und aufgewickelter Wolle. Über die Jahre sammelte sich so ein beachtlicher Vorrat an, aber obwohl sie immer meinte, ich könnte die Löcher ja stopfen, wurden kaputt gegangene Socken immer entsorgt – es kamen ja immer welche nach… Dieses letzte Paar werde ich also wie meinen Augapfel hüten müssen…

Das letzte vollständige Paar Schaffwollsocken, stilsicher kombiniert

Auch am Freitagabend fühlte ich mich noch nicht wieder so richtig fit, so dass der Hase alleine loszog, um sich mit Freunden zu treffen. Weil er aber der weltbeste Krankenpfleger und Food Stylist überhaupt ist, zauberte er mir vorher noch einen astreinen Halloween-gruseligen Gemüseteller. dazu gab es auch noch Kürbissuppe, aber die sah eben aus, wie Kürbissuppe so aussieht.

Abendbrot am Vorabend von Halloween

Am Sonnabend ging es mir dann schon besser, wozu sicher auch die köstlichen Feigen beigetragen haben, die es beim Frühstück zum Käsebrot gab. Käsebrot und Obst ist ja sowieso einer der schnellsten und einfachsten Genüsse der Welt (und Käse der Hauptgrund, warum ich wohl nie konsequent vegan leben werde…).

Feigen und Käse

Am Samstagabend waren wir dann bei Freunden eingeladen und entgingen so der Verantwortung, Süßigkeiten zu kaufen und den Eingangsbereich der Wohnung in einen halbwegs präsentablen Zustand versetzen zu müssen – Süßes und Saures gab es trotzdem, aber eben zu Gast bei Freunden. Besonders süß war die kleine A., die frisch gestillt und gewickelt auf meinem Schoß platziert wurde und dort den Abend verbrachte.

A. und ich

Am Sonntag morgen dann trafen wir uns mit einem guten Freund, der gerade aus Kalifornien zu Besuch in Berlin war zum Frühstücken. Für mich gab es hochköstliche Pancakes mit Zimtpflaumen und Sahne, auf die alle anderen ganz schön neidisch schienen.

Pancakes mit Zimtpflaumen

Noch beeindruckender war eigentlich nur mein Getränk, eine heiße Schokolade mit Holunderblütensirup und Chilifäden. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie die Kombination aus Schokolade und Holunderblüten schmeckt, war dann aber sehr positiv überrascht – ein vollmundig, runder, fruchtiger Geschmack, immer wieder unterbrochen von feiner Chilischärfe. Definitiv empfehlenswert!

Heiße Schokolade mit Holunder und Chili

Weil das Frühstück so reichhaltig und das Wetter so schön war, liefen wir nach dem Essen einfach zu Fuß zurück in den Prenzlauer Berg. Erst ging es an der Spree entlang bis zum Monbijoupark, unter dieser schönen Weinlaube entlang, und dann kreuz und quer durch das nördliche Mitte und den östlichen Wedding bis zum Mauerpark. Dort verabschiedete sich der Hase zum Handball gucken in der Max-Schmeling-Halle und ich machte mich auf den Heimweg.

Weinlaubengang an der Spree

Und nun für alle, die noch ein wenig Herbstfreude tanken wollen, bevor der November so richtig dunkel und bluesig wird oder auch ein Trostessen brauchen:

 

Ben’s Quitten-Crumble

Für das Quitten-Püree:

1 kg Quitten

176 g Zucker

Saft und Schale von einer halben Zitrone

1 TL Zimt

Für den Boden:

140 g Butter

200 g Mehl (gesiebt)

50 g gemahlene Mandeln

75 g Zucker

1 Ei

1 Eigelb

Für die Streusel:

100 g Mehl (gesiebt)

75 g Haferflocken

75 g Zucker

120 g Butter

Die Quitten etwas zerkleinern und in einem Topf weich kochen, dann durch die Flotte Lotte drehen. Den Zucker, Zitronenschale und -saft und Zimt einrühren und etwas einkochen lassen. Wer keine Flotte Lotte (aka Passiermühle) hat, kann auch vorher Kerne und Kerngehäuse entfernen, genau 350 ml Wasser zum Kochen abmessen, dann pürieren und das Püree dann mit Maismehl andicken, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist, so hat Ben das gemacht.

Erst Butter, Mehl und Mandeln vermischen und dann Zucker, Ei und Eigelb hinzufügen. Gut verrühren und dann in Frischhaltefolie eingeschlagen im Kühlschrank abkühlen lassen. Eine Auflauf- oder Backform einfetten und mit dem Teig auskleiden. Profis können den Teig dann blind backen, Ben und ich haben den Teig beide nur mit einer Gabel eingestochen und schon einmal für 20-25 Minuten bei 160°C backen.

Die Zeit kann mann nutzen, um aus den übrigen Zutaten einen groben Streuselteig herzustellen. Dann das Quittenpüree in die knusprig gebackene Crumble-Hülle einfüllen, das Ganze mit Streuseln bestreuen und bei 180°C noch einmal 25-30 Minuten weiterbacken.

Warm servieren, optional mit einer Kugel Eis dazu.

Lackierte Pflaumentarte nach Mme. Grain de Sel

Auf dieses Rezept stieß ich auf der Suche nach neuen, anderen Pflaumenkuchen, als der Hase mit einem 5-l-Eimer voller frisch gepflückter Pflaumen nach Hause kam. (In den Höfen hier stehen jede Menge Obstbäume, an denen man sich frei bedienen kann – daher stammen auch unser diesjähriger Kirschwein und der Apfelmus vom letzten Jahr.) Ich habe ja überhaupt nichts gegen den alten Klassiker Hefeteig-Pflaumen-Streusel, wirklich. Aber neue Wege zu gehen, reizte mich dann doch mehr, zumal ich in diversen Foodblogs (die ich genauso gerne wie Elternblogs lese ;)) ja ständig neue Inspirationen bekomme. 
Das Rezept für die lackierte Pflaumentarte habe ich bei Mme. Grain de Sel entdeckt, bei deren Essensbildern mir immer sofort das Wasser im Munde zusammenläuft und sich meine Seele unter südfranzösischer Sonne wähnt. Ich besorgte mir also einen fertigen Blätterteig (Hab mir sagen lassen, dass das völlig OK ist, den nicht selbst zu machen…) und Sahne und dann konnte es losgehen.

Rezept

1 Blätterteig
1 Becher Sahne
400 g Pflaumen für die Tarte (hab ich nicht abgewogen, von meinen großen habe ich etwa 12 gebraucht)
2 TL Rohrzucker und 1 TL Zimt für die Tarte
100 g Pflaumen für den Lack (die hab ich abgewogen, um die richtige Konsistenz hinzukriegen)
40 g Rohrzucker für den Lack
Zunächst einmal soll der Teig etwas ausgerollt werden, dann wird ringsherum etwa ein Zentimeter abgeschnitten. Der neue Rand wir mit Wasser eingepinselt und dann mit den Abschnitten erhöht – umklappen geht bestimmt auch ganz gut. Danach kommt die Sahne zum Einsatz, mit der der Boden eingestrichen wird.

Dann sieht das Rezept vor, aus Rohrzucker und frisch gemahlenem Zimt eine Zimt-Zucker-Mischung herzustellen. Eigentlich hätte ich sowas auch fertig gemischt da, bzw. auch fertig gemahlenen Zimt um neu zu mischen. Aber ich halte mich ja gerne ans Rezept und Zimtstangen habe ich auch vorrätig, also rieb ich sie fleißig über meine kleinste Reibe und es roch wirklich toll. Ob es den Aufwand geschmacklich wert ist, kann ich nicht sagen, aber haptisch und olfaktorisch war es wirklich ein Erlebnis. Die Hälfte der Zimt-Zucker-Mischung wird auf dem Tarteboden verteilt. (Ja, das Foto habe ich mit den Augen gemacht ;))

Als nächstes kam die feinmotorische Herausforderung, die sehr saftigen, weichen Pflaumen nach dem Halbieren in feine Scheiben zu Schneiden und diese dachziegelartig auf dem Teig auszulegen. War aber dann erstaunlich meditativ und hinterher war ich stolz wie Bolle auf mein Pflaumendach, vor allem, weil sich die Sonne die ganze Zeit auf dem rot-gelben-Wunderwerk ergosss – nach haptischen und olfaktorischen Highlights nun also auch noch Streicheleinheiten für Augen und Seele, mit Zucker obendrauf. Also, Zimtzucker, der zweiten Hälfte, Ihr versteht…

Während die Tarte dann im Ofen vor sich hinbuk, stellte ich den Lack her. Noch einmal 100 g Pflaumen wurden sehr klein geschnitten, mit 40 g Zucker vermengt und auf kleiner Flamme geköchelt, bis sie schön matschig waren und jede Menge Saft entstanden war. Dann passierte ich die Masse durch ein Sieb und stellte sie beiseite, bis die Tarte aus dem Ofen kam. Am Ende wurden die Teigränder mit dem Pflaumenlack bestrichen (und der Rest davon noch über den Pflaumen verteilt) – fertig!
Mme. Grain de Sel empfiehlt das Essen in noch warmem Zustand und mit Schlagsahne. Uns hat es angesichts der hohen Temperaturen auch kalt (kalt ist ja in dem Fall ein dehnbarer Begriff) und ohne Schlagsahne geschmeckt. Das kann man also halten, wie man will.

Tagebuch-5 im August – Urlaubs-Edition

Es ist der 5. des Monats, Frau Brüllen fragt: WMDEDGT? und ich reagiere so:

Nach dem übervollen, aber wundertollen Tag gestern lasse ich es heute deutlich ruhiger angehen, denn mein Urlaub soll ja nicht in Stress ausarten. Deswegen bleibt der Wecker wieder umgestellt. Trotzdem wache ich kurz vor 6 das erste Mal aus, weil ein kalter Wind mir um die Schultern weht. Fröstelnd mache ich die Fenster zu, die wir aufgrund der gestrigen Hitze sperrangelweit und auf Durchzug geöffnet hatten. Dann kuschele ich mich wieder zurück ins Bett und als ich das nächste Mal die Augen öffne ist es schon nach halb 9 und der Hase bereits aufgestanden.

Ich schaue kurz auf dem Handy nach, was im Internet so los ist und stehen dann auf und mache Frühstück. Dabei wandern Erdbeeren, Pflaumen und eine Banane mit etwas Milch in den Mixer und wir brauchen die Reste des selbstgebackenen Brotes auf – heute wird also wieder gebacken werden. Nach dem Essen zieht mich erst einmal das Sofa magisch an und ich verblogge den gestrigen Tag und verbringe dann mehrere Stunden mit wichtigen Recherchetätigkeiten. 
Dann kämpfe ich mit den unfreiwilligen Dreadlocks in meinem Haar, die sich weder durch Detangling Spray noch spezielle Bürsten komplett beseitigen lassen. Als ich bereits völlig abgekämpft bin, kapituliere ich und lasse den Hasen eine dicke Strähne abschneiden – ist immer noch genug da. Danach habe ich mir zur Erholung ein gemütliches langes Bad verdient – seitdem klar ist, dass wir fürs letzte Jahr eine NebenkostenRÜCKzahlung von 400 € bekommen, beschwert sich der Hase auch gar nicht mehr über meine Badeaffinität. Stattdessen bäckt er Brot, was eine viel bessere Nutzung seiner Energiereserven darstellt. 😉
Dann war ich aber auch endlich dran mit Aktivität. Denn auch, wenn ich für alles andere zu faul bin: Kochen und Backen geht irgendwie immer. Zuerst wagte ich mich an die lackierte Pflaumentarte von Mme. Fleur de Sel, die allerdings erst morgen verkostet und dann gegebenenfalls auch verbloggt wird. Lecker genug duften tut sie in jedem Fall.

Danach war es schon Zeit für die Vorbereitung des Abendbrots – zum Mittag hatte es nur Schokolade gegeben, daher war der Hunger groß und das Essen stand ausnahmsweise schon gegen 19 Uhr auf dem Tisch. Es gab einen lauwarmen Kartoffel-Bohnen-Salat mit Ei, Wildkräutern und Vinaigrette und dazu das frisch gebackene Brot sowie einen grünen Nachtischsalat mit einem Zitrone-Sahne-Dressing.

Nach dem Essen schwangen wir uns auf unsere Räder und fuhren quer durch den Prenzlauer Berg zu unserer kleinen Piraten-Pflegekatze. Da sie nach ihrer Operation noch ordentlich aufgepäppelt werden muss, versorgen wir sie mit verschiedensten Futtersorten, Leckerlis und Streicheleinheiten.

Wieder zuhause angekommen, mache ich auch unser Katzenklo sauber und dann verziehen wir uns mit Katzen, Mango-Fruchtsecco und einem Film aufs Sofa. Gute Nacht allerseits!

Der Tag des Kuchens

Dieser Tag wird in unserem Büro als “Der Tag des Kuchens” in die Geschichte eingehen. Seit Monaten beobachte ich ja bereits auf Instagram den Backmarathon, den Luisa für ihr Buch hinlegt. Es wird ein deutsches Backbuch für den amerikanischen Markt und mehrmals die Woche steht Luisa mit ihrer Praktikantin Maja in der Küche und bäckt. Sie backen Unmengen an Kuchen und irgendwer muss den ja dann auch essen.

Auf der Rückreise aus Case Vecchie hat Luisa mir erzählt, dass sie nach all der Zeit keinen Kuchen mehr sehen kann und auch ihr gesamtes Umfeld schon ständig mit Kuchen versorgt. Auch ihr Mann bekommt regelmäßig etwas mit ins Büro. Das brachte mich dann auf die Idee, ihr mit meinen Diensten zu helfen und auch meine Kolleg_innen mal mit frisch Gebackenem von Luisa zu versorgen. Heute brachte dann ein Foto des Apfelstrudels den Stein ins Rollen und so fuhr ich in der Mittagspause in geheimer Kuchenmission nach Wilmersdorf.

Es passiert einem wahrscheinlich nicht allzu oft im Leben, dass man die richtige Station zum Umsteigen verpasst, weil man so in ein Buch versunken ist, das von der Person geschrieben wurde, die man gerade besuchen fährt. Mir ging es heute so. Mir fiel nach dem Sizilien-Trip auf, dass ich Luisas Buch damals in der deutschen Übersetzung gekauft hatte und dann wollte ich auf jeden Fall das Original lesen, deswegen habe ich es seit ein paar Tagen als E-Book auf dem Handy. Es hat mich zum Beispiel dazu inspiriert, gestern eine komplette Paprika in den Backofen zu legen, erst nach 40 Minuten wieder herauszuholen und dann zu schälen und mit den Fingern auseinanderzupflücken. Das mache ich jetzt auf jeden Fall öfter!

Zu den Nebenwirkungen gehört jedenfalls, dass ich jetzt schon zweimal meine Haltestelle verpasst habe, das zweite Mal eben heute auf dem Weg zu Luisa. Und dann stand ich endlich in der berühmten Küche, fachsimpelte über den Bienenstich meiner Oma und den optimalen Rosinengehalt von Stollen. Leider hatte ich nicht allzu viel Zeit, deswegen ging es sehr schnell daran, Kuchen einzupacken. Ich durfte fast den kompletten Apfelstrudel mitnehmen, außerdem ein Viertel Baumkuchen und fast ein halber Zimtkuchen, mehrere Stücke Bienenstich, ein großzügiges Ende Quarkstollen sowie eine dicke Scheibe Haselnusszopf. Wir bedankten uns überschwänglich beieinander – Luisa und Maja dafür, den ganzen Kuchen loszusein und nicht selbst essen oder unter die Leute bringen zu müssen und ich mich für den unverhofften Kuchensegen, der mir und meinen Kolleg_innen den Nachmittag verschönern würde.

Mein unmittelbares Team hatte ich vorher bereits eingeweiht, so dass bei meiner Rückkehr bereits eine Packung Vanilleeis zur Begleitung des Apfelstrudels bereit stand. Gemeinsam bauten wir dann ein Büffet auf und luden den Rest der Abteilung ein – jeder durfte sich nehmen, was er wollte und sollte dafür einzig eine Kritik abgeben, darauf hatte Maja bestanden. Natürlich ließ sich niemand lange bitten und innerhalb kürzester Zeit war alles verputzt (bis auf eine Kostprobe, die ich vorher für den Hasen beiseite geschafft hatte). Es hagelte positive Kommentare, Dank und warme Worte und die Bitte kam auf, das doch jetzt bitte zur Tradition werden zu lassen.

Per Mail bekam ich dann noch ausführlichere Bewertungen, zum Teil sehr elaboriert, die ich an Luisa weitergeleitet habe. Am Ende war noch fast die halbe Packung Eis übrig, die ich mir dann mit einer Kollegin noch teilte. Danach war ich sehr, sehr vollgefressen, komplett genudelt, sozusagen. Heute werde ich nicht mehr viel hinunter bekommen, aber für eine Fortführung dieser neuen Tradition bin ich auf jeden Fall – nicht nur wegen des Kuchens, sondern auch, um mir immer wieder bewusst zu machen, dass ich den Zauber dieser Woche in Sizilien – die Atmosphäre, die Gespräche, die gemeinsame Begeisterung für Essen… Note to self: Ich muss darüber noch ausführlicher bloggen! – mit einer einfach U-Bahnfahrt wieder heraufbeschwören kann. Zum Glück hat Luisa in den nächsten Wochen noch etwa 20 Rezepte vor sich, so dass sich hoffentlich noch mindestens eine weitere Kuchen-Tour ergibt…