18.03.2024 – Auf Jambalaya Island

Um 6:30 reißt mich der viel zu laute Wecker des Liebsten aus dem Schlaf. Das brüllende Handy liegt auf dem Schreibtisch, damit er auch wirklich gleich aufsteht. Gleich dauert aber mehrere Sekunden, in denen ich mir hektisch das Kissen über den Kopf ziehe. Während der Liebste Kaffee kochen geht und dem Kindelein einen Saft bringt, beruhigt sich mein Puls und ich komme im Hier und Jetzt an. Kurzer Check: Mit einer Unterbrechung gegen halb 4 insgesamt gut geschlafen. Die Unterbrechung ist grad der neue Trend, aber immer noch besser als dann ewig wachzuliegen oder dann gar nicht mehr einzuschlafen.

Wir trinken Kaffee im Bett, zwischendurch macht der Liebste immer mal wieder Dinge für die Arbeit oder damit das Kindelein rechtzeitig 7:30 aus dem Haus kommt. Dann sind wir noch eine Weile richtig gemütlich, bis der Liebste die ersten Telefonate führen muss und endgültig aufsteht, wie dann auch ich. Kurz nach 9 beziehe ich mit Mate, Stulle und Mandarinen das Sofa und beginne meinen Arbeitstag.

Er ist für einen Montag erstaunlich meetingarm, es gibt nur eines kurz vor 14 Uhr, eines um 15 Uhr und eines um 17 Uhr, ein anderes wöchentliches fällt aus und das zweiwöchentliche ist heute nicht dran. Stattdessen verbringe ich die meiste Zeit damit, die Antworten aus einer Mitarbeitendenumfrage auszuwerten und aufzubereiten, kläre nebenbei etwas mit einer Grafikerin. Ein völlig anderes Arbeiten, wenn man nur zwei Sachen gleichzeitig beackert!

Zwischendrin machen der Liebste und ich einen Spaziergang zum zukünftigen Gymnasium des Teilzeitkinds und geben Unterlagen ab. Es ist sonnig, aber kalt und meine Beine schmerzen. Weil ich mir ja eher durch Zufall Barfußschuhe gekauft habe, habe ich mich nicht ausreichend damit beschäftigt, wie man umsteigt – nämlich erst langsam, immer mal für ein paar Stunden – sondern trage sie seitdem immer, wenn Schuhe angesagt sind. Meine Füße trainieren also ständig und meine Beine haben jetzt Muskelkater. Gut, dass sie zwischendurch immer hochgelegt werden.

Gegen 15 Uhr kommt außerdem das Teilzeitkind nach Hause und nach meinem Meeting eröffnet es uns, dass es heute Abend etwas aus dem Kochbuch kochen möchte, das ich ihm zum Weihnachten geschenkt habe. Gemeinsam suchen der Liebste und das Kindelein ein Jambalaya aus und in meinem Kopf reist Guybrush Threepwood direkt nach Jambalaya Island. Dann ziehen die beiden los, erst zum Verkehrserziehungsplatz, um Trainingsstunden vor der Fahrradprüfung zu absolvieren, und dann einkaufen fürs Jambalaya.

Währenddessen mache ich mein letztes Meeting und habe dann 18 Uhr Feierabend. Wir kochen zu dritt, damit es schneller geht und als das Jambalaya vor sich hinköchelt, packe ich meinen Kram zusammen, während das Teilzeitkind lauter Rezepte für die Zukunft markiert und der Liebste mit seinen Eltern telefoniert. Wir essen und sind ganz begeistert von unseren Kochkünsten. Gegen halb 8 verabschiede ich mich und fahre zurück in den Pberg.

Dort warten zwei hungrige Katzen, die natürlich sofort Futter bekommen. Ich trinke noch eine Feierabendlimo (Dattel-Granatapfel), schnacke mit dem Mitbewohner und lese dann noch an die 80 Seiten in meinem Buch (James Hawes – The Shortest History of Germany). Vieles kenne ich noch so halb aus dem Geschichtsunterricht, aber eben nicht im jahrtausendeüberspannenden Gesamtzusammenhang, mit dem sich auch die Gegenwart erklären lässt. Ich lese vom Wendischen Kreuzzug bis in den Spiegelsaal von Versailles und lerne, dass Ost- und Westdeutschland eben nicht erst seit gut 70 Jahren kulturell verschieden sind, sondern eben seit immer – seit vor fast 1000 Jahren der östliche Teil (Ostelbien) einverleibt, christianisiert und kolonialisiert wurde (sorbische Reconquista, ich sag es doch!) und danach immer schon anderes verwaltet und regiert wurde.

Irgendwann gegen 23 Uhr mache ich das Licht aus.

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