27.04.2023 – Drei Tage in einem

Als Nimbin mich weckt, weil er einen Snack braucht, ist es halb 4. Ich gehe kurz aufs Klo, gebe ihm dann etwas (nie andersherum, erzieherische Maßnahme), dann lege ich mich wieder hin. Vom ersten bewussten Wachsein an jedoch spinnt mein Kopf die Arbeitsthemen weiter. Ich mache mir einen Podcast an, um sie wegzudrücken und wieder einzuschlafen, lausche dann aber hellwach Iris Berben und Kurt Krömer. Nach einer Dreiviertelstunde Podcast schnappe ich mir mein Buch und lese Stuckrad-Barre weiter. Nochmal ungefähr eine Stunde, dann fallen mir endlich die Augen wieder zu, bis mich der Wecker anderthalb Stunden später aus dem Tiefschlaf reißt.

Ich spule das Morgenprogramm ab, muss aber schon vor dem Teil in der Küche kurz an den Schreibtisch, um auf eine Nachricht von einem Kollegen zu reagieren. Dann füttere ich erstmal schnell die Katzen und hole mir eine Mate vom Balkon, um irgendwie wach zu bleiben. Um 10 muss eine wichtige Sache raus, das muss ich erst erledigen. Danach habe ich kurz Luft, um Müsli zu machen, Apfel zu schnippeln und eine große Kanne Kräutertee zu kochen (gestern gab es glaube ich insgesamt zu viel Koffein, daher die kurze Nacht). Ich verbringe die nächsten anderthalb Stunden noch mit der Nachbereitung der wichtigen Sache, dann ist es Zeit, ein großes Standortmeeting zu hosten, zum ersten Mal mit zwei für mich noch neuen Tools. Bis auf einen kleinen Moment läuft das aber reibungslos, allerdings überziehen wir etwas, so dass von meiner schon vorsorglich auf eine halbe Stunde verkürzte Mittagspause nur noch zwei Drittel übrig bleiben.

Die nutze ich, um den Rest Salat von gestern zu essen und kurz durchzuschnaufen. Dann sitze ich im nächsten Call, zu dem aber außer mir niemand auftaucht. Das gibt mir Gelegenheit, endlich das dicke große Projekt, das mich die nächsten zwei Wochen hauptsächlich beschäftigen wird auch über mein Team hinaus anzuschieben und die ganzen anderen Stakeholder zu involvieren. Wir machen da ein Dings in drei Ländern, mit jeweils leicht anderen Vorzeichen und ich bin die einzige, die alle Schritte kennt (allerdings nur für Deutschland, die beiden anderen Länder sind für mich neu und bedeuten zum Teil andere Schritte und Stakeholder). Was hilft ist, dass ich gleich im ersten Satz der E-Mail erwähnen kann, dass unser neuer CEO sein Approval gegeben hat, das steigert den Mitmachwillen und das Tempo der anderen doch ungemein. 🙂

Was nicht hilft, ist dass das Projekt über zwei verschiedene Tools gemanagt werden muss, da noch nicht alle Mitarbeiter*innen Zugang zu dem neuen Tool haben. Alle Schritte müssen also einmal für alle in dem alten dokumentiert werden und dann zusätzlich nochmal in dem Neuen für diejenigen, die bereits Zugang haben und angehalten sind, alle ihre Aufgaben dort nachzuhalten. Achja, und natürlich sind nicht nur Stakeholder in den drei betroffenen Ländern involviert, sondern noch in mindestens drei weiteren. Alle mit unterschiedlichem Wissensstand. Aber hey, immerhin können soweit alle Englisch. Das wird.

Pünktlich 18 Uhr ist Feierabend, ich schnappe mir also ein Getränk (Wostok Orange-Vanille) und setze mich kurz auf die Couch. Dann muss ich allerdings schon meine Sportsachen zusammenpacken (bis auf den Bikini, den ich mir aus psychologischen Gründen gleich morgens angezogen habe) und los. Um 19 Uhr bin ich mit meiner besten Freundin zu Schwimmen und Sauna verabredet.

Während ich in der S-Bahn sitze, schreibt dann mein Papa mit der – sinngemäßen – Mitteilung, dass jetzt nach erst mir, dann meiner Mama, dann meinem Bruder, dann wieder mir auch das letzte Mitglied unserer Kernfamilie innerhalb eines Jahres sich eine ernstzunehmende Erkrankung zugezogen hat. 4/4, Quartett voll, reicht dann jetzt auch wirklich!

Die beste Freundin und ich tauschen uns beim Umziehen kurz aus, was es Neues gibt (nicht gar so viel, denn wir haben uns ja am Wochenende erst gesehen) und was ihre Mama meinem Papa zur Geburtstagsparty mitbringen könnte. Dann steigen wir frisch geduscht in den Pool und während wir noch vor Kälte zittern, werden wir plötzlich von einer überraschten Stimme begrüßt. Genau in diesem Moment schlägt nämlich eine gemeinsame Freundin von uns am Beckenrand an, die ich seit 8 Jahren nicht gesehen habe und meine beste Freundin fast genauso lange. Sie ist zum ersten Mal in diesem Fitnessstudio, konnte nur durch Zufall mal abends und eigentlich wollte sie schon eine Bahn vorher Richtung Sauna verschwinden. Wie viele Zufälle kann es gleichzeitig geben??

Wir huddlen kurz zu dritt am Beckenrand (ich stelle dabei fest, halbnackt begrüßt man sich nicht mit Umarmung), bis es uns zu kalt wird. Dann verabreden wir uns für gleich in der Sauna und wir zwei Neuankömmlinge schwimmen los. Ich schaffe insgesamt sechs Bahnen, nach den ersten beiden brauche ich schon eine Pause, bei den nächsten dann jeweils schon nach einer Bahn (jeweils 25 m). Dazwischen mache ich noch alle Aquafitnessübungen, die mir aus dem Stegreif einfallen. Nach etwa 25 Minuten bin ich platt, meine beste Freundin ist derweil einfach durchgehend geschwommen, jetzt reicht es aber auch ihr.

Wir wechseln hinüber in die Sauna, wo wir auf unsere andere Freundin treffen und uns erstmal saunabedingt anschweigen müssen. Als wir dann draußen sind und uns zwischen zwei Saunagängen ausruhen, erzählen wir los – leider immer wieder unterbrochen von einem Typen, der sich ins Gespräch einmischt und denkt, er müsse uns auch von sich erzählen. Nach dem zweiten Saunagang und der Umkleide setzen wir uns dann noch in die Lobby und haben endlich Gelegenheit, in Ruhe zu quatschen.

Wir reden über unsere Jobs, unsere Beziehungen, die Kinder (neben dem Teilzeitkind sind noch zwei weitere inzwischen dazugekommen, bei jeder meiner Freundinnen eins), gemeinsame Freunde, Feiern mit um-die-40… Ich glaube, wir sind uns einig, dass wir alle noch total jung sind (sehen ja auch so aus!), es sind nur die Umstände, die müde machen. Es wird dann ganz schön spät, wir brechen erst gegen 22 Uhr nach Hause auf und hoffen, uns jetzt wieder öfter zu sehen. Ich gründe direkt in der S-Bahn noch eine WhatsApp-Gruppe – mal sehen! Auf jeden Fall hat dieser Riesenzufall es geschafft, dass ich den ganzen Abend über nur wenig über Arbeit oder Krankheiten nachgedacht habe.

Wieder zuhause muss ich dann noch dringend Abendbrot essen – es gibt eine Avocado, eine Käsestulle, Gurke, Radieschen und vegane Wiener. Dann hänge ich die nassen Sachen auf, putze mir die Zähne und gehe mit Buch ins Bett. Es dauert nicht lange, bis ich beim Lesen einschlafe.

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