28.04.2023 – Raus aus der Routine

Dieser Freitag beginnt anders als die anderen Tage der Woche, da ich morgens erstmal zum Blutabnehmen muss. Der Wecker klingelt also früher, damit ich trotzdem genug Zeit habe, entspannt in den Tag zu kommen. Bis auf das Bloggen schaffe ich alles (Internet leer lesen, Sprachen üben – im Italienischkurs bin ich jetzt bei Regionalsprachen angekommen, heute Venezianisch -, mit dem Liebsten telefonieren, Balkon begießen, Katzen füttern), bevor ich mich zu Fuß durch schönstes Frühlingswetter auf den Weg zur Praxis mache.

Nach dem Pieksen möchte ich noch schnell in den italienischen Spezialitätenladen nebenan. Der macht allerdings erst eine Viertelstunde später auf, also stehe ich erstmal noch ein wenig in der Sonne und beantworte auf dem Diensthandy erste Nachrichten. Dann kaufe ich ein paar Leckereien (Pistaziencreme, getrocknete Tomaten in Öl, Artischockenherzen in Öl, Taralli mit Fenchelsamen, neapolitanischen Espresso…). Die erste Mahlzeit des Tages sind dann ein Tartufo Nero und ein Cremino Pistacchio, die ich an der Kasse geschenkt bekomme.

Ich laufe wieder nach Hause und fühle mich sehr gentrifizierend, aber eben auch nach dolce vita und das ist ja immerhin gut. Die Sonne scheint so warm, dass ich beschließe, erstmal auf dem Balkon zu arbeiten. Ich mache mir zum richtigen Frühstück Joghurt mit dem Rest Kirschkompott, einer Banane und einem Rest Müsli. Dazu gibt es für den Flow eine Mate und danach Apfelsaft mit Wasser. Eigentlich hatte ich mir Zeit im Kalender geblockt, um Dokumente zu sichten und eine Sitzung nächste Woche vorzubereiten. Aber das neue Projekt ist wie ein Sack Flöhe und ich werde ständig unterbrochen.

Dann habe ich ein Brainstorming-Meeting zu einem noch ganz anderen, eher langfristig angelegten Thema. Weil ich ja gerade erst gegessen habe und außerdem später angefangen habe, beschließe ich, die Mittagspause sausen zu lassen und durchzuarbeiten. Jetzt allerdings wieder drinnen, denn die Sonne ist um die Hausecke verschwunden und 13 Grad im Schatten sind dann doch sehr frisch.

Am Schreibtisch geht es weiter – immer noch nicht mit meinen Dokumenten, dafür mit ständigen Unterbrechungen und einem kurzen Telefonat statt eines Meetings, das der Gegenpart verpennt hatte. Zwischendurch kommt die Biokiste an und will verräumt werden. Drin sind Rote Bete, Kopfsalat, Radieschen, Gurke, Äpfel, Ziegengouda und Rinderschinken – alles aus der Region. Da alle im Team noch viel abzuarbeiten haben, beschließen wir, unser Freitagsmeeting abzusagen und stattdessen lieber früher ins Wochenende zu kommen.

Durch diverse Ablenkungen per Mail und Chat, hauptsächlich, aber nicht nur, das Projekt betreffend, weiß ich so langsam nicht mehr, woran ich gerade arbeite. Ich schreibe meinen Wochenbericht, eigentlich ja aber auch gerade noch eine Agenda für die Sitzung nächste Woche, dann möchte wieder jemand kurz per Videocall über das Projekt sprechen und jemand anderes schlägt vor, einen Schritt, der schon abgehakt war, nochmal ganz neu zu denken, irgendwie diverser und mit Hilfe von KI? Und ach ja, kannst Du mir nochmal diese eine wichtige Info geben (die im Projektdokument eigentlich genau da steht, wo sie hingehört) und nebenbei wird auch noch der Abschied von einem Kollegen angekündigt, mit dem ich noch ein paar Worte wechseln will und eine andere Kollegin verabschiedet sich in den Urlaub und und und… Aaaaaaah.

Als die Agenda und der Wochenbericht endlich fertig sind, klappe ich den Laptop zu. Ich halte einen kurzen Schwatz mit dem Mitbewohner, der das lange Wochenende auswärts verbringt und öffne dann dem Lieblingsnachbar die Tür, mit dem ich auf ein Feierabendgetränk auf dem Balkon (warm eingemummelt) verabredet bin. Er nimmt eine Mate und ich ein Wostok (Pflaume-Kardamom). Wir reden teils Privatkram, teils Arbeitskram. Beide sind wir gerade beruflich viel mit Transformation und Prozessen in einem hybriden bzw. Remote-Umfeld beschäftigt – er als Geschäftsführer, ich als Kommunikatorin, in zwei sehr unterschiedlichen Unternehmen aber mit erstaunlich ähnlichen Herausforderungen – und ich kann das Gespräch und seinen Input guten Gewissens noch als Arbeitszeit zählen – zumal ich eh noch ständig nebenbei am Mailen und Chatten in Sachen Projekt bin.

Irgendwann taucht der Mann meiner Cousine unverhofft auf dem Balkon gegenüber auf, wo ja seine Mutter wohnt und wir winken uns quer über den Hof zu und wechseln mit nur leicht erhobener Stimme ein paar Worte. Ist ja auch gut zu wissen, WIE gut man hier gehört wird, wenn man sich auf dem Balkon unterhält. Das mal im Hinterkopf behalten für sensible Themen und den inneren Lautstärkeregler immer sorgfältig austarieren!

Der Lieblingsnachbar verabschiedet sich gegen 18:30 Uhr. Ich nutze erstmals meinen neuen Sprudelwasservorrat und mixe mir anlässlich des Wochenendes einen Aperol Soda. Dazu gibt es – halb Aperitivo, halb Abendbrot – Taralli, Käse, Schinken, Oliven, getrocknete Tomaten, Artischockenherzen, Ricotta mit Olivenöl und Pfeffer und ein paar Scheiben Brot. Zum und nach dem Essen gucke ich wieder zwei Folgen „The Diplomat“. Dann blogge ich, lese den Stuckrad-Barre zu Ende, schaue noch ein wenig TikTok und liege dann Punkt Mitternacht im Bett. Noch schnell die wichtigen Aufgaben für morgen in die To Do App tackern, damit sie mich nicht nachts beschäftigen und dann schlafe ich zur neuen Folge „Niemand wird verurteilt“ ein.

Leave a Reply

Fill in your details below or click an icon to log in:

WordPress.com Logo

You are commenting using your WordPress.com account. Log Out /  Change )

Facebook photo

You are commenting using your Facebook account. Log Out /  Change )

Connecting to %s