Hui, habe ich lange geschlafen. Im eigenen Bett ist dann doch nochmal was Anderes als zu dritt in einem Hotelzimmer in fremder Umgebung. Einmal mittig in der Nacht – vermutlich als mein Mitbewohner gerade sein Suhur einnimmt – wird Nimbin wach und muss ausgiebig mit mir kuscheln. Ansonsten schlafe ich durch bis nach 8, obwohl ich ja schon vor Mitternacht das Licht ausgemacht hatte. Juhu! Mein Bauch ist allerdings immer noch ein wenig gereizt…
Ich mache mir erstmal nur ein leichtes Frühstück aus Müsli und Melissentee und bleibe bis mittags im Bett liegen. Ursprünglich hatte ich ja große Pläne für dieses lange freie Wochenende zwischen Urlaub und Arbeit: Samstag Lebensmittel aufstocken und Balkonpflanzen besorgen und abends auf einen Geburtstag gehen, Sonntag und Montag Balkon frühlingsfein machen und allgemein Frühjahrsputz in der Wohnung. Meinem Genesungslevel nach wird das so aber erstmal nichts. Den Geburtstag sage ich gleich morgens ab, vom Balkonthema verabschiede mich auch schnell – ganz ohne schlechtes Gewissen, da es grau und trüb draußen ist.
Gegen 13 Uhr raffe ich mich dann doch auf, ziehe mich warm an und gehe nach draußen auf eine kleine Tour durch den Kiez. Zunächst reparierte Kleidung aus der Änderungsschneiderei abholen, dann kurz ein paar Sachen aus der Drogerie holen, dann in den Supermarkt für Frisches – Basics habe ich genug da. Wieder zuhause gibt es Stulle und Apfel zum Mittagessen und dann wird ein Mittagsschlaf nötig.
Ich schlafe tief und fest und es fühlt sich richtig lange an, ist dann aber doch nur ungefähr eine Stunde. Allerdings bin ich nach dem Aufwachen dann völlig gerädert und entscheide schnell, den Rest des Tages im Bett zu verbringen. Erstmals kommt der Gedanke auf, dass ich nächste Woche noch nicht wieder fit für die Arbeit sein könnte, was mir so gar nicht behagt. Ebensowenig gefällt mir der Gedanke, dass meine Verdauung möglicherweise auf lange Zeit hin gestört sein könnte. Gutes, neugieriges Essen ist so sehr Teil meines Wesens und meiner Selfcare-Strategie, wenn ich da eingeschränkt wäre, müsste ich wahrscheinlich komplett umdenken, um klarzukommen. Fast aus Trotz esse ich dann zum frühen Abendbrot das Thai-Curry von gestern, das ich mir dann doch nicht mehr zugetraut hatte. Und obwohl es schärfer ist als erwartet und die Portion riesig groß ist, merke ich keine negativen Auswirkungen. Yay.
Ansonsten verbringe ich den Nachmittag und Abend dann mit Film gucken. Irgendwo taucht Cuba Gooding Jr in meinem Blickfeld auf, das erinnert mich an „As good as it gets“ und da man den kostenlos streamen kann und ich nicht ins Wohnzimmer wechseln muss, um die DVD herauszusuchen, schaue ich mir den Film mal wieder an. Früher in den 90ern hatten wir den auf Video und ich habe ihn ziemlich oft gesehen. Fast 30 Jahre später fällt mir natürlich auf, wie viel Problematisches da drin ist – Sexismus, Antisemitismus, Homophobie, Rassismus, der heftige Altersunterschied zwischen Jack Nicholson und Helen Hunt, der Umgang mit OCD und psychischen Erkrankungen im Allgemeinen… Ein Netflix-Remake von heute würde mich interessieren, da käme der alte Mann dann sicherlich auch eher mit der Mutter seiner Kellnerin zusammen…
Auf der Suche nach dem nächsten Film google ich Helen Hunt und erinnere mich an ihr Regiedebüt „Then she found me“. Dafür hätte ich aber ans DVD-Regal gemusst, also gucke ich stattdessen, welche anderen Filme mit Colin Firth verfügbar sind und freue mich sehr, dass „Supernova“ mit ihm und Stanley Tucci als Paar zur Auswahl steht. Auf den hatte ich mich damals gefreut, aber wegen Pandemie und so war ich nicht im Kino. Wie erwartet ein guter Film!
Als letztes will ich einen Klassiker sehen, der mir noch auf der „Gesehen“-Liste fehlte. „Girl, interrupted“ habe ich irgendwann in den Neunzigern mal angefangen, aber nie zu Ende gesehen – war mir wohl zu harter Stoff damals. Heute Abend geht es hingegen sehr gut. Allerdings denke ich beim Sehen darüber nach, wie sehr die Darstellung der Psychiatrie in diesem Film – ähnlich wie in „Einer flog über das Kuckucksnest“ – dazu beitrug, die „Klapse“ zu stigmatisieren. Darüber sprachen Kurt Krömer und Jakob Hein bei „Chez Krömer“ auch, ich weiß aber nicht mehr, ob auch dieser Film dabei genannt wurde.
Kurz nach 23 Uhr ist es dann genug mit Filmen, ich putze mir die Zähne und schlafe nach wenigen Buchseiten ein.