24.05.2024 – Gelukkige Vrijdag

Ich habe ja nicht wenig Spaß daran, in Arbeitsmeetings wann immer möglich ein paar Brocken in der Erstsprache meines Gegenübers einzustreuen. Diese Woche zum Beispiel auf „Guten Tag, Frau X“ mit „Dzień dobry, pani Y“ geantwortet (wir duzen uns natürlich alle), die tschechischen Kolleg*innen bekommen immer ein „Ahoj“, die spanischen ein „Hola“, mit den Italiener*innen gibt es eine Runde Smalltalk (und manchmal sogar echte Arbeitsgespräche, weil mein Italienisch manchmal besser ist als deren aktives Englisch)… Seit ein paar Wochen komme ich regelmäßiger dazu, Niederländisch einzustreuen, heute also „gelukkige vrijdag“.

Dieser hat es meetingtechnisch allerdings nochmal in sich – vier vor der Mittagspause, eins danach. Erst mit Lichtenberg und Braunschweig, dann mit Lichtenberg und London, dann mit London, Paris und Ostfriesland, dann nur mit Ostfriesland und zum Schluss mit Südengland. Die Mittagspause reicht dann, um Bad und Küche ein once over zu geben (und wirklich genau das, irgendwann wäre hier mal deep cleaning angesagt. Der Mitbewohner und ich haben für übernächste Woche mal tentatively ein Meeting angesetzt, bei dem wir uns over dinner mal zu Prozessoptimierung, Aufgabenverteilung und Erwartungshaltungen alignen wollen. (Merkt man eigentlich, dass wir beide zu viel arbeiten?)

Nach dem letzten Meeting wird es dann ruhiger und ich kann letzte To Dos für die Woche erledigen, Planungen für nächste Woche finalisieren, meinen Wochenbericht schreiben und dann schon um 17 Uhr Feierabend machen. Dann geht es mit Wochenendrucksack, Geburtstagsgeschenk und Kubbspiel bewaffnet nach Südberlin. Zunächst in das Dorf wo die Bildungselite ansässig ist, da treffe ich eine Freundin nach ihrer Tagung, überreiche ihr meinen Wohnungsschlüssel und laufe mit ihr zur Bahn, die sie zu mir bringen wird. Am Sonntag sehen wir uns wieder, ich nehme erst einmal den Bus und fahre zum Liebsten.

Der erwartet mich mit seiner Mama, die anlässlich der morgigen Geburtstagsfeierlichkeiten des Teilzeitkinds angereist ist. Wir gehen zu dritt zum Stammitaliener und läuten das Wochenende mit Sarti Spritz, Bruschetta, Linguine con calamaretti und Zabaglione ein.

Wieder zuhause machen wir es uns mit einem australischen Weißwein gemütlich und landen irgendwann schnell bei Familiengeschichten. Die Liebstenmama ist doppelt so alt wie ich (quite literally), wir vergleichen aber trotzdem unsere Eltern- und Großelternhäuser und erzählen uns die schönen und weniger schönen Familienlegenden quer durch die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts, die Viten von Chemikern im kapitalistischen und im sozialistischen System, Zugreisen durch die Sowjetunion als Ost- oder Westtourist*innen, Feminismus in den 20ern, den 60ern und heute… Bevor der Abend ausartet gehen wir gegen 23 Uhr ins Bett, morgen wird auch ein langer Tag.

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