Tagebuch-5 im April 2016

Es ist mal wieder der 5. und Frau Brüllen fragt: WMDEDGT?

Der Hasenwecker klingelt um 6, aber da er ganz leise ist, schlafe ich heute wieder ein und wache erst eine Stunde später auf. Das lässt mir genug Zeit, um noch ordentlich das Internet leer zu lesen, bis mein eigener Wecker halb 8 klingelt. So startet es sich doch recht entspannt in den Tag und ich kann in Ruhe duschen, Frühstück einpacken, Katzen kuscheln und den Müll runterbringen.

In der Bahn stelle ich mal wieder fest, dass Passagierkompetenz nicht gleichverteilt ist, aber andererseits ist ja auch der wärmste Tag des Jahres und eindeutig Frühling und da lasse ich mir die Laune nicht von Idioten, die im Weg stehen verderben. Der nächste Versuch kommt dann vom Bürofahrstuhl, der einfach mal morgens zur Rush Hour den Geist aufgibt. Hat aber auch nicht funktioniert – ich laufe hoch in den 5. Stock. Allerdings bin ich nach der Anstrengung auf leeren Magen so außer Puste, dass ich beschließe, dringend etwas an meiner Fitness machen zu müssen. Ab jetzt gilt Fahrstuhl- und Rolltreppenverbot (bis auf Widerruf). Während der Rechner hochfährt koche ich mir die erste Kanne Tee des Tages, schäle mir eine Papaya und kippe nach dem Fotomachen Aprikosen-Rosen-Joghurt darüber. Der Joghurt hilft über die pfeffrige Schärfe der Kerne hinweg, die ich so in all ihrer gesundheitsfördernden Pracht mitessen kann.

 

Ich arbeite eine Weile fleißig vor mich hin und höre dabei den neulich bei der Kaltmamsell eingesammelten Podcast Schwester Doris – Braumeisterin, in dem sich Holgi mit einer bayerischen Nonne und Bierbrauerin unterhält. Sehr hörenswert mit interessanten Einblicken ins Klosterleben und Hintergundinformationen zur bayerischen Biertradition und ihrem Verhältnis zum aktuellen Craft Beer-Trend.

Um 11 wird es Zeit für die Betriebsratssitzung, bei der ich heute aufgrund der Krankheit meiner Kollegin Protokoll führe. Ich schaffe es gleich am Anfang, meinen Tee über Laptop, Handy, Anwesenheitsliste, Tagesordnung und Anträge zu verteilen, aber zum Glück bleibt die Technik innerlich trocken und der Papierkram kann durch auf-die-Heizung-legen gerettet werden. Der Rest der Sitzung verläuft dann unspektakulär (und vertraulich).

Kurz nach 12 bin ich zurück an meinem Arbeitsplatz und wurschtele dort weiter fleißig vor mich hin. Zwei Stunden später gehe ich dann mit einer guten Freundin (und Kollegin) zum ersten Mal dieses Jahr für die Mittagspause in den Park. Ich habe Reste von gestern dabei (Nudeln mit Spinat, Fava-Bohnen, Bärlauch und Ricotta) und für hinterher gibt es ein Erdbeertörtchen – die Saison fängt ja schließlich bald an, da kann ich mich schon mal fast guten Gewissens ein bisschen einstimmen. Zwischendurch geht mir auf, dass ja heute der 5. ist und ich wohl mal bisschen aufpassen muss, was ich heute so tue.

 

Nach der Pause verlege ich meinen Arbeitsplatz ins Betriebsratsbüro und stelle das Protokoll fertig, das dann anschließend ausgedruckt und mit Kopien der Einladung, Tagesordnung, Anwesenheitsliste, Anträgen und Beschlüssen abgeheftet werden muss. Die deutsche Gesetzgebung sorgt so dafür, dass ich im Büro regelmäßig Papier in die Hand nehme und ab und zu auch an Drucker und Kopierer stehe. Für meinen eigentlichen Job braucht es all das nämlich nicht. Als das Protokoll fertig ist, bespreche ich noch meine Aufgaben für den Rest der Woche mit dem Vorsitzenden. Da diese recht umfangreich sind, ist es fast 18 Uhr, als ich zurück an meinen Schreibtisch komme – Zeit für den Feierabend. Ich frage den Hasen, was er heute Abend gerne essen möchte und fahre dann nochmal schnell einkaufen.

 

In der Tram ist wieder ein sehr intelligente Mitfahrer unterwegs. Erst regt er sich lautstark (und allein) über die zwei Fahrradfahrer auf, die ihre Gefährte in der Tram untergebracht haben, dann holt er eine Packung Tsatsiki hervor und verzehrt sie vor unseren Augen. Ich bin nicht traurig, die Tram dann zu verlassen, auch wenn ich selbst vermutlich auch ein wenig nach Bärlauch rieche. Am Planetarium ist der Frühling ausgebrochen und in der BioCompany gibt es heute Mispeln.

 

Zuhause angekommen füttere ich als erstes die Katzen. Dann räume ich die Einkäufe weg, setze eine Waschmaschinenladung an und mixe mir einen Spritz. Den gibt es dann zusammen mit ein paar Taralli als Aperitivo auf dem Balkon. Es ist nämlich der kurze Moment im Jahr, an dem es abends noch warm genug zum Draußensitzen ist, aber der Hase den Balkon noch nicht in einen unbegehbaren Dschungel verwandelt hat. Die vorgezogenen Tomaten, Paprika und Chilis warten noch brav drinnen aufs Auspflanzen.

 

Während ich draußen sitze mache ich die Post auf, die sehr vielversprechend aussah. Ich war schon in freudiger Erwartung einer Nachbarschaftsparty oder Hausgeburtsankündigung, aber in dem handschriftlichen Umschlag befand sich dann doch nur ein Gutschein. Immerhin ist der für das neue Kosmetikstudio bei uns im Haus, aber ich bin da nicht Zielgruppe. Möchte vielleicht jemand von Euch den lokalen Handel in der Wohnstadt Carl Legien stärken?

 

Die Katzen finden die Post ebenfalls langweilig und zeigen das durch desinteressierte Gesichter und demonstratives Blumenerdepinkeln. Immerhin dorthin, wo noch nichts gepflanzt ist und die Erde noch zusätzlichen Dünger gebrauchen kann.

 

Als der Hase nach Hause kommt, bereiten wir uns ein schnelles Abendessen aus Salat, Spiegelei, Käse und Taralli und bringen uns auf den neusten Stand über das Tagesgeschehen. Zum Nachtisch gibt es Mispeln, eine Premiere für den Hasen. Danach kümmert er sich um das Ziehen weiterer Chilipflanzen (er hat neun verschiedene Samensorten aus dem Pfefferhaus am Alex mitgebracht. Ich mache indes den Abwasch und hänge die Wäsche auf. Dann noch schnell das hier bloggen, während er das Katzenklo saubermacht und dann fallen wir um halb 11 ins Bett…

Tagebuch-5 im Dezember – Plätzchen-Edition

Es ist mal wieder der 5. und wie üblich fragt Frau Brüllen wieder: WMDEDGT?

Ich wache das erste Mal gegen halb 8 auf, weil der Hase aufstehen muss. Er fährt über das Wochenende zu seinen Eltern. Dort muss der Garten umgegraben werden und die Haseneltern sind wegen Hand bzw. Rücken derzeit nicht selbst dazu in der Lage. Außerdem ist dann wohl auch noch Preisskat vom Angelverein, was man eben so hat, wenn man als Dorfkind aufgewachsen ist. Zum Glück bin ich ja ein Waldkind und habe keine größeren Verpflichtungen dieser Art, so dass ich mich einfach umdrehen und weiterschlafen kann. Für mich steht ein gemütliches Sturmfreie-Bude-Wochenende an.

Gegen 10 wache ich auf wird das Nachbarskind so laut, dass ich es nicht mehr ignorieren kann. Ich lese mich durch meine morgendliche Timeline und stehe erst auf, als die Blase drückt. Dann hole ich den Faulenzer-Tee aus meinem Adventskalender (“Wie passend!” denke ich.) und koche mir eine Tasse davon.

  
Derweil bekommen die Katzen ihr Frühstück verabreicht. Ich setze mich aufs Sofa und verbringe 10 Minuten mit Meditation. Nein, wirklich. Ich hab mir da schon vor einiger Zeit eine App heruntergeladen und werde das jetzt wirklich mal durchziehen – zumindest die 10 Minuten pro Tag, 10 Tage lang, um zu schauen, ob das was für mich ist. Die erste Session war schon mal sehr gut. Der Tee ist inzwischen ausreichend abgekühlt, so dass ich ihn gemütlich trinken kann, während ich mir To-Do-Listen und Einkaufszettel aus den Rippen sauge. Nikolaus, Geburtstage, Redaktionsbrunch, eine Hochzeit, Weihnachten, Silvester… Da kommt einiges zusammen und dieses Wochenende ist eine der wenigen Gelegenheiten, etwas vorzubereiten.

Währenddessen hat die Katze auf meinem Schoß Platz genommen, weswegen ich natürlich nicht sofort mit meinen To-Dos loslegen kann -Ihr kennt das. Ich nehme mir also meine neueste nicht-digitale Lieblingsbeschäftigung hervor und zeichne das Taj Mahal. Diese Punkte-verbinden-Bilder habe ich schon als Kind total gerne gemacht, mit Zahlen bis 400 und mehr und evtl. zusätzlichen Buchstaben-Linien macht das dann auch in meinem Alter noch Spaß. Ich muss mich etwas bremsen, sonst habe ich das Buch bald durch. Mittendrin klingelt es an der Tür und der Paketbote bringt eine neue Jeans für den Hasen. Ein guter Anlass, jetzt doch mal den Arsch hochzukriegen, sich anzuziehen und zu frühstücken.

Es gibt zwei Kartoffelpuffer und Apfelmus, beides selbstgemacht und Reste, und hinterher noch eine Apfelsine. Dazu trinke ich den Holunder-Minze-Tee aus dem 4. Türchen, lese in meinem Feedreader und höre die wunderbaren Talking To Turtles, die übrigens nächsten Freitag im Lido spielen. Als ich schließlich zum Einkaufen aufbreche ist es nach halb 2. Keine Ahnung, wo die Zeit geblieben ist. 😉

Anderthalb Stunden später sind die Einkäufe eingeräumt. Ich habe Back-, Koch- und Smoothie-Zutaten für eine ganze Kompanie gekauft, außerdem Füllung für den Nikolausstiefel des Hasen und Geschenkpapier für die drei Geburtstage nächste Woche. Jetzt bin ich platt und gönne mir erstmal eine Verschnaufpause mit Tee und Schmusekatzen auf dem Sofa. Dazu höre ich das Album von Evil Pink Machine, dem Projekt meines Freundes Igor und seiner Liebsten. Scheinbar ist heute Tag der Pärchenbands… Die Mieze hat sich auf meinem Schoß eingerollt und schläft, der Kater liegt neben mir auf dem Rücken, streckt alle Viere in die Luft und lässt sich laut schnurrend den Bauch kraulen. Wieder aufstehen geht also erstmal nicht. Zum Glück habe ich keinen Termindruck.

Bernd hält die Kräuter frisch, die ich für das Redaktionsbrunch am Dienstag brauche – besonders glücklich sieht er dabei aber nicht aus.
Nach einer Stunde gleite ich vorsichtig unter den kuschelnden Katzen hervor und schleiche mich in die Küche. Die Vorbereitung aufs Plätzchenbacken umfasst drei Schritte: Butter aus dem Kühlschrank holen, Tee kochen (Grüner Tee aus Indien) und Abwaschen. Dann kann die wilde Backerei auch schon losgehen. Ich habe mir für dieses Wochenende zwei Rezepte von Italy On My Mind vorgenommen, nämlich die Taralli al Limone und die Biscotti. Taralli liebe ich ja in jeder Geschmacksrichtung und Zitronen machen mich seit meinen Besuchen an der Amalfi-Küste und auf Sizilien auch zuverlässig glücklich. Es war also klar, dass ich diese beiden Dinge in Kombination definitiv probieren musste:

 

Taralli al Limone

 

Zitroniger Teig, zitroniger Guss, was will man mehr? Sie sind wirklich unglaublich köstlich geworden. Für die Biscotti ging es danach auch zitrussig weiter – je zwei Orangen, Zitronen und Limetten mussten geschält werden, was ganz schön lange gedauert hat. Dazu kamen dann noch Mandeln (für dieses eher rustikale Rezept ausnahmsweise mal ungeknipst), Pistazien, Vanille und ein kräftiger Schluck Strega. (Im Rezept stand Sambuca, aber den hatte ich nicht da und Strega benutzt man eh nur alle Jubeljahre mal zum Backen, da freute ich mich über die Gelegenheit, ihn mal wieder zu verwenden – passte auch sehr gut, denn neben tausend anderen Sachen ist da ja auch Fenchel mit drin, der die Anisnote des Sambuca zumindest nachempfindet.)

 

Nackte Zitrusfrüchte

 

Die Klamotten der Zitrusfrüchte, plus Mandeln und Pistazien

 

Fertige Biscotti – zu Deutsch so viel wie “zweimal gebacken” – macht aber bisschen mehr her, als ein profaner Zwieback, oder?

 

Weil vom Biscotti-Backen noch zwei Eiklar übrig waren und ich vom Taralli-Verzieren noch einen Rest Puderzucker hatte, verbrauchte ich schnell noch sämtliche Reste mit ein paar leckeren Kokos-Vanille-Makronen. Die brachten mich dann gedanklich noch fix nach Jamaika, was ja im dunklen Dezember auch nicht zu verachten ist.

 

Bei all der Bäckerei samt Kosten bekam ich irgendwie gar keinen richtigen Hunger, so dass ich mir nur schnell zwischendurch noch einen kleinen Rest Nudeln mit Tomatensauce warm machte. Morgen wird dann wieder etwas aufwendiger gekocht, denke ich. Als alles fertig gebacken, die Küche wieder in Ordnung gebracht und dieser Blogpost geschrieben ist, ist es schon 22 Uhr. Ich werde mir jetzt noch ein paar Folgen Friends reinziehen, dabei ein paar weitere Punkte verbinden, und dann nicht allzu spät ins Bett verschwinden. Backen macht müde und morgen muss noch jede Menge gebastelt und verpackt werden!

Tagebuch-5 im November

Wie jeden 5. fragt Frau Brüllen auch dieses Jahr wieder WMDEDGT? und ich antworte brav:

Anders als an den letzten Tagen, an denen ich morgens ganz gemächlich in den Tag starten konnte, quäle ich mich heute erst  um 8, also auf den allerletzten Drücker aus dem Bett. Zum Glück steht auf dem Wohnzimmertisch direkt der Quark-Birnen-Kuchen, den der Hase gestern Abend gebacken hat und von dem ich mir ein dickes Stück fürs Frühstück einpacke.

Quark-Birnen-Kuchen

Außerdem wandert auch ein kleines Glas Birnenkompott, das beim Einkochen nicht richtig zugegangen ist, als Nachmittagssnack in meinen Beutel. Wir hatten hier in den letzten Wochen nämlich eine regelrechte Birnenschwemme in der Nachbarschaft. Der Hase hat dreimal Kuchen gebacken, zwei groß angelegte Kompottaktionen durchgeführt und unzählige Liter Saft gepresst, von denen wir vielleicht 5 oder 6 getrunken haben, der Rest gärt gerade fröhlich im Weinballon vor sich hin. Gestern wurde dann allerdings Rasen gemäht und mit Birnen aufsammeln ist dann jetzt wohl Schluss.

Ich ziehe mir den kuscheligen #rp15-Hoodie über, füttere die Katzen und koche mir noch meinen Standard-“Tee” für unterwegs: frischer Ingwer, überbrüht mit kochendem Wasser und gesüßt mit jamaikanischem Honig, über den ich demnächst nochmal gesondert schreiben muss. Da ich gestern noch Curcuma gekauft habe, wandert auch endlich wieder ein Stück davon in den Tee und ich laufe heute wieder mit gelben Fingern durch die Stadt. Gelb macht ja gute Laune und Curcuma-Gelb ist neben Mango-Gelb meine Lieblingsfarbe (ja, ich bin eine Essensfetischistin, aber das wusstet Ihr ja bereits).

Curcuma-Daumen

Auf dem Alex läuft mir dann übrigens ein Pärchen über den Weg, bei dem beide die gleiche Jacke in eben jenem Gelb tragen. Das scheint ja gerade sehr in zu sein, gelbe Klamotten könnten mir auch gefallen. Wenn der Hase aber dann das Gleiche anziehen wollte, müssten wir uns wohl drum prügeln. Zum Glück ist seine Lieblingsfarbe Blau.

Im Büro angekommen checke ich meine Mails und fange dann an zu arbeiten, während ich den äußerst leckeren Kuchen frühstücke. Ich werde kurz unterbrochen, als ein Kollege und Freund mir sein diesjähriges Geburtstagsgeschenk übergibt – haltet Euch zurück mit Gratulationen, mein Geburtstag war im Juni und die Verspätung angekündigt. Ich habe nun also ein Buch, von dem ich noch nicht genau weiß, was ich damit anstelle. Also, außer lesen natürlich. Es handelt sich um einen dystopischen Roman aus den 70ern, der gerade von der rechten Szene hoch gelobt wird. Mein Freund und Kollege, der sich in seinem Studium auf Dystopien spezialisiert hat, hat es mir sozusagen aus literaturwissenschaftlichen Aspekten geschenkt (und auch, weil er es selbst lesen möchte ;)) und thematisch hat es viel mit der aktuellen Flüchtlingssituation zu tun.

Leider hat er mir nun, ohne es zu bemerken, ein frisch erschienenes Exemplar aus einem Verlag bestellt, der eindeutig der rechten Szene zuzuordnen ist und ärgert sich nun natürlich darüber. Und ich mich auch, denn so ein Buch möchte ich mir nun nicht ins Regal stellen, aber eben auch nicht einfach so weitergeben. Ein zerfleddertes antiquarisches Exemplar wäre uns  beiden lieber gewesen.

Ich werde das Buch nun also erstmal unter rein wissenschaftlichen Gesichtspunkten lesen – zuhause, wo es keiner mitbekommt, und nicht etwa in der Bahn. Vielleicht kann man dann ja noch den Kaufpreis für ein Flüchtlingsprojekt spenden, oder direkt der Antifa? 😉 Vielleicht habt Ihr ja noch eine Idee für mich, was ich mit dem Buch hinterher anstellen kann? (Bücherverbrennung ist keine Option, der Hase schlug jedoch Büchervergrabung vor…)

Mit Musik auf den Ohren groove ich mich durch den Vormittag. Mittags gehe ich nach draußen, wo die Sonne am wunderbaren blauen Novemberhimmel strahlt, und hole mir ein leckeres Kichererbsencurry.

Blauer Himmel am Hausvogteiplatz

Dann geht es mit Tee, Schoki und Birnenkompott sowie mehr Musik auf den Ohren in den Nachmittag. Zwischendurch habe ich eine großartige Idee, wie ich relativ spontan ein Konzert besuchen und damit noch mehreren Leuten eine Freude machen kann – das muss ich aber heute Abend noch zu Ende ausbaldowern.

Kurz vor Feierabend besucht mich eine Kollegin, die gerade aus dem Londoner Büro zu Besuch ist und früher zu meinen regelmäßigen Mittagspausenpartnerinnen hier in Berlin gehörte. Wir plauschen kurz und verabreden uns für die morgige Pause. Dann geht es zum quartalsmäßigen Global All Hands Meeting. Hinterher ist der Arbeitstag zwar vorbei, aber eine Freundin und Kollegin hat noch ihre Urlaubsfotos aus Südafrika dabei, so dass wir zu dritt noch “Überstunden” machen und über Elefanten, Warzenschweine und Giftschlangen staunen.

Als ich zuhause ankomme hat der Hase den Kartoffel-Brokkoli-Auflauf schon fast fertig. Ich mache noch schnell einen Salat dazu und dann essen wir uns erzählen uns von unserem Tag. Unter anderem zeigt er mir das Foto eines Babies, das heute im Freundeskreis geboren wurde und erzählt außerdem von seinem Arbeitseinsatz im Flüchtlingsheim. Dort haben heute drei der Bewohner eine vorläufige Aufenthaltserlaubnis bekommen, sehr schön! Zum Nachtisch essen wir jeder noch ein Stück vom leckeren Kuchen und zwei Freunde schneien für ein paar Minuten herein. Dann heißt es nur noch abwaschen, Katzenklo saubermachen und diesen Text fertig schreiben, bevor es pünktlich um 10 “mit Buch ins Bett” geht, wie Herr Buddenbohm zu sagen pflegt.

Tagebuch-5 im Oktober, langweilige Alltags-Edition

Wie immer am 5. eines Monats fragt Frau Brüllen auch im Oktober wieder: WMDEDGT und ich antworte, auch wie immer. Diesmal ist der 5. seit gefühlt langer Zeit mal wieder ein stinknormaler All- und Arbeitstag…

Der Wecker des Hasen klingelt früh, weil er einen Termin hat. Ich werde so halbwach und entdöse mich so ganz allmählich aus dem Traumland hinaus und in die harte, vor allem kalte – brrr – Realität. Als Augen und Gehirn wach genug sind, checke ich meine Mails auf dem iPhone und lese mich durch meine Timelines und Filterblasen. Gegen 8 stehe ich dann auch auf, füttere die Katzen und mache mich fertig für den Tag. Einen Becher voller weißem Tee mit Zitrone in der Hand laufe ich alsdann durch die buntblättrige Umgebung und freue mich über den hohen Prozentsatz an Ahornbäumen in unserer Nachbarschaft. Solange der Herbst noch bunt und sonnig ist, kann ich die fehlenden Grade auf dem Thermometer einigermaßen verschmerzen.

In der Bahn lese ich dann in meinem Buch weiter. The Duppy von Anthony C. Winkler handelt von einem jamaikanischen Ladenbesitzer, der stirbt und dann in den Himmel kommt. Es ist in der Ich-Perspektive und schönstem jamaikanischen Patois geschrieben und versetzt mich direkt zurück in unseren Jamaika-Trip im Februar. Immer wieder muss ich vor mich hinschmunzeln und einmal fast laut lachen – da beschreibt Winkler wie sein Protagonist Taddeus Baps als frisch verstorbene herumwandernde Seele frohen Mutes über Stock und Stein hüpft “wie eine Ziege, die einen Ganja-Strauch leergefressen hat” [meine Übersetzung]. Durch diese Metapher beflügelt laufe ich nun deutlich wacher und motivierter ins Büro.

Kurz nach 9 möchte ich runter ins Foyer und mir einen Grießbrei mit Kirschen zum Frühstück kaufen. Das stellt sich als ein langwierigerer Ausflug heraus, als sonst, weil einer der beiden Fahrstühle defekt ist und der andere darauf scheinbar nicht eingestellt. Mehrfach beobachte ich, wie er bis zum Stockwerk unter meinem und dann wieder nach unten fährt. Insgesamt warte ich etwa 7 Minuten, bis er es endlich bis zu mir schafft. Natürlich hätte ich in der Zeit auch die Treppe hinunter und wieder herauf nehmen können, aber ich wollte das Schauspiel weiter beobachten und evtl. hinter den gestörten Rhythmus kommen. Hat aber nicht geklappt.

Mit Grießbrei und mehr Tee gestärkt mache ich mich ans Tagwerk, das relativ ereignislos verläuft und deswegen hier nicht näher beschrieben werden muss. Mittags hole ich mir einen Reisbandnudelsalat mit Frühlingsrollen und dann geht es weiter. Nebenbei höre ich mich weiter durch den Gilmore Guys-Podcast, morgen oder übermorgen spätestens habe ich die Jungs wohl eingeholt und kann die Episoden dann direkt hören, wenn sie erscheinen und mich an den Diskussionen beteiligen. Heute vor 15 Jahren lief übrigens die erste Folge Gilmore Girls im amerikanischen Fernsehen. Am selben Tag bekam ich meinen ersten Kuss, was der Beginn meiner ersten Beziehung war. Zufall? Aber klar doch 😉

Nach der Arbeit gehe ich zur Wohnung meiner Eltern, hole die Post aus dem Briefkasten und gieße die Blumen. Auf dem Heimweg von dort kaufe ich unterwegs noch ein paar leckere Dips. In der Bahn sitzt ein kleines Kind neben mir, dass von einem äußerst wackeligen Pappteller Kartoffeln mit Quark isst, während seine Mutter Taschen und das Kinderfahrrad in Schach hält, indem sie sich einfach draufsetzt.

Zuhause erwartet mich der Hase mit Ofengemüse aus Kartoffeln, Roter Beete, Kohlrabi und Möhren mit Stangenselerie und frischen Kräutern. Die Dips passen gut dazu (außer der mit Feta, Ananas und Datteln – merkwürdige Kombinaton, finden wir beide) und wir haben ein sehr leckeres Abendbrot.

Die Wohnung steht derweil voller Eimer mit Birnen und Äpfeln von den uns umgebenden Hinterhöfen, denn der Hase ist heute groß in die Birnenwein-Produktion eingestiegen. Zehn Liter frisch entsafteter Most gären nun fröhlich im Weinballon vor mich hin.

Ich schreibe schnell diesen Blogpost, dann werde ich noch etwas aufräumen, mit dem Hasen eine Folge Bunheads gucken und mir dann vor dem Schlafengehen noch ein Bad gönnen. Nebenbei durchzieht die Wohnung neben Knoblauch- und Birnenduft nun auch noch eine Brise Brot aus dem Backofen. So lässt es sich leben!

Tagebuch-5 im September – Erkältungsedition

Es ist schon wieder der 5. und Frau Brüllen fragt wie immer: WMDEDGT?

Ich erwache kurz vor 9 und checke mich erstmal kurz durch: Der Rücken tut weh, ich muss wohl merkwürdig gelegen haben. Außerdem lässt mich ein Traum nicht so recht los, den ich eben hatte. Ich bin mit meinen Eltern verabredet, wir wollen zu einem Konzert, aber gerade als ich den Laptop zuklappen will, sehe ich, dass noch Arbeit hereingekommen ist. Und zwar komplizierte, zu kompliziert, um pünktlich loszukommen, zumal die Technik streikt. Meine eine Hälfte ist wach und hat Rückenschmerzen, die andere will noch schnell zu Ende träumen und das Problem lösen, damit es mich nicht den ganzen Tag lang verfolgt. Die wache Hälfte zwingt die andere, einzusehen, dass das nur ein Traum ist und aufwachen keine schlimmen Konsequenzen hat. Also außer die Rückenschmerzen. Oh und Halsschmerzen. Oh und immer noch eine verstopfte Nase samt dickem Kopf. Hmpf. Nach drei Tagen im Bett sollte das jetzt langsam mal ausgestanden sein, finde ich. Ich habe doch so vieles vor!

Die Benutzeroberfläche der Wohnung braucht dringend eine Generalüberholung, alle Haushaltssysteme warten auf einen Reboot. Außerdem möchte ich kochen und backen und mir schöne Sizilien-Erinnerungen zubereiten. Und schließlich Montag wieder fit sein, es warten Arbeit, Blogprojekte, Essensprojekte und unser Vorhaben, unser Gästezimmer für geflüchtete Menschen zur Verfügung zu stellen. Mit Rotzeschädel mag ich mir all das nicht zumuten. Die Aufgabe für heute wird also sein, aktiv weiter zu gesunden. Aber erst, wenn der Hase auch wach ist, der soll davon nicht gestört werden. Ich kuschele mich also nochmal mit meinem Buch ins Bett: Freitags isst man Fisch von Bohnet Pleitgen, nur unterbrochen von gelegentlichem Naseschnauben und Husten. 
Gegen 10 ist man sich in Katzenkreisen einig, das nun Frühstückszeit sei und ich unterbreche meine Lektüre, um eine halbe Dose “Rind und Lamm” auf die Näpfe zu verteilen und mir eine Lutschtablette zu genehmigen. Kurz danach wacht der Hase auf und macht Frühstück (Rührei, Grapefruit, selbstgebackenes Brot, Ingwertee), während ich das Buch schnell zuende lese. Beim Frühstück hören wir Radio und beobachten die Katzen beim Herumtoben. Danach widme ich mich der Küche und wasche ganze drei Ladungen ab. Dabei höre ich eine Folge Gilmore Guys. Hinterher bin ich rechtschaffen kaputt und ziehe mich mit Pia Ziefles Suna wieder ins Bett zurück. Während ich so liege und lese, ruft eine liebe Freundin an und erzählt, dass sie sich verlobt hat. Leider ist ihr Akku bald alle, so dass wir nur kurz reden. Ich berichte dem Hasen und wir freuen uns sehr.
Auf Seite 38 schlafe ich ein. Als ich nach einer guten Stunde wieder erwache geht es mir eher schlechter als vorher, so dass ich vorerst Tee trinkend im Bett bleibe, weiter lese und zwischendurch den Herbststurm da draußen beobachte. Typisch, dass ich krank werde, wenn der Sommer vorbei ist. (Liegt aber vor allem am Stress und Schlafmangel der vergangenen Wochen und war eigentlich schon lange abzusehen.)
Bei Seite 134 bekomme ich Hunger und mache mir die Reste von gestern Abend warm, es gibt Reisnudeln mit Möhren, Zucchini, Ingwer, Knoblauch und Kokosmilch. Der Hase hat keinen Hunger, die Erklärung liefern eine leere Chipstüte und Schokoladenpapier. Er ist mit Fernsehen, Computerspielen und Mieze streicheln komplett ausgelastet. Der Kater hat das Zweitsofa ganz für sich alleine und schläft. Ich sichere mir schnell ein paar Stücken Schokolade (Plantagenschokolade von Rausch, mit 75, 70, 47 und 43 Prozent Kakao) und kehre zurück zu meinem Buch, während es draußen weiter regnet.
Kurz nach halb 8 habe ich Suna ausgelesen – das zweite Buch heute – und geselle mich zum Hasen und den Miezen aufs Sofa. Wir wollen Filme schauen und einigen uns zunächst auf Pretty in Pink – eine Premiere für den Hasen. Dazu gibt es für ihn Omelette und für mich die Reste des chinesischen “Gurke mit Knoblauch” von gestern Abend und zum Nachtisch selbst gemachten Apfelmus aus den Äpfeln vom Baum unten im Hof. Wir beschließen den Abend stilecht mit Clueless – vielleicht ist ja dann morgen eine Teeniekomödie mit verrückten Outfits aus den Nuller Jahren dran 😉

Tagebuch-5 im August – Urlaubs-Edition

Es ist der 5. des Monats, Frau Brüllen fragt: WMDEDGT? und ich reagiere so:

Nach dem übervollen, aber wundertollen Tag gestern lasse ich es heute deutlich ruhiger angehen, denn mein Urlaub soll ja nicht in Stress ausarten. Deswegen bleibt der Wecker wieder umgestellt. Trotzdem wache ich kurz vor 6 das erste Mal aus, weil ein kalter Wind mir um die Schultern weht. Fröstelnd mache ich die Fenster zu, die wir aufgrund der gestrigen Hitze sperrangelweit und auf Durchzug geöffnet hatten. Dann kuschele ich mich wieder zurück ins Bett und als ich das nächste Mal die Augen öffne ist es schon nach halb 9 und der Hase bereits aufgestanden.

Ich schaue kurz auf dem Handy nach, was im Internet so los ist und stehen dann auf und mache Frühstück. Dabei wandern Erdbeeren, Pflaumen und eine Banane mit etwas Milch in den Mixer und wir brauchen die Reste des selbstgebackenen Brotes auf – heute wird also wieder gebacken werden. Nach dem Essen zieht mich erst einmal das Sofa magisch an und ich verblogge den gestrigen Tag und verbringe dann mehrere Stunden mit wichtigen Recherchetätigkeiten. 
Dann kämpfe ich mit den unfreiwilligen Dreadlocks in meinem Haar, die sich weder durch Detangling Spray noch spezielle Bürsten komplett beseitigen lassen. Als ich bereits völlig abgekämpft bin, kapituliere ich und lasse den Hasen eine dicke Strähne abschneiden – ist immer noch genug da. Danach habe ich mir zur Erholung ein gemütliches langes Bad verdient – seitdem klar ist, dass wir fürs letzte Jahr eine NebenkostenRÜCKzahlung von 400 € bekommen, beschwert sich der Hase auch gar nicht mehr über meine Badeaffinität. Stattdessen bäckt er Brot, was eine viel bessere Nutzung seiner Energiereserven darstellt. 😉
Dann war ich aber auch endlich dran mit Aktivität. Denn auch, wenn ich für alles andere zu faul bin: Kochen und Backen geht irgendwie immer. Zuerst wagte ich mich an die lackierte Pflaumentarte von Mme. Fleur de Sel, die allerdings erst morgen verkostet und dann gegebenenfalls auch verbloggt wird. Lecker genug duften tut sie in jedem Fall.

Danach war es schon Zeit für die Vorbereitung des Abendbrots – zum Mittag hatte es nur Schokolade gegeben, daher war der Hunger groß und das Essen stand ausnahmsweise schon gegen 19 Uhr auf dem Tisch. Es gab einen lauwarmen Kartoffel-Bohnen-Salat mit Ei, Wildkräutern und Vinaigrette und dazu das frisch gebackene Brot sowie einen grünen Nachtischsalat mit einem Zitrone-Sahne-Dressing.

Nach dem Essen schwangen wir uns auf unsere Räder und fuhren quer durch den Prenzlauer Berg zu unserer kleinen Piraten-Pflegekatze. Da sie nach ihrer Operation noch ordentlich aufgepäppelt werden muss, versorgen wir sie mit verschiedensten Futtersorten, Leckerlis und Streicheleinheiten.

Wieder zuhause angekommen, mache ich auch unser Katzenklo sauber und dann verziehen wir uns mit Katzen, Mango-Fruchtsecco und einem Film aufs Sofa. Gute Nacht allerseits!

Tagebuch-5 im Juli – Ostsee-Edition

Wie jeden 5. fragte Frau Brüllen heute wieder WMDEDGT? Bei mir sah das so aus:
Schon zum zweiten Mal in diesem Jahr erwache ich am 5. in Rostock. Diesmal in einer anderen Wohnung, in der Südstadt, bei anderen Freunden. Außerdem bin ich nicht alleine, sondern teile mir das Zimmer mit dem Hasen und zwei lieben Freundinnen. Es dauert ein Weilchen, bis die Isomatten und die Couch wieder verpackt und alle sechs durchs Bad hindurch sind. In der Zwischenzeit erzählen wir, lungern auf dem Balkon rum und ich bekomme ein ziemlich cooles Geschenk:
Die Inspiration dazu kam von hier. 😉
Dann ging es in die Altstadt und wir frühstückten ausführlich und gemütlich in der Likörfabrik.
Währenddessen stieg und stieg das Thermometer und mit ihm die Luftfeuchtigkeit, so dass wir meine geplante Stadtführung hauptsächlich nach Drinnen verlegten – in die Petri- und die Marienkirche.
Dann musste ich allerdings endlich noch die andere neue Rostocker Eisdiele, von der mir auf Facebook so vorgeschwärmt wird testen und aß in der Eiswerkstatt einen Guaven-Frozen Yoghurt mit Brombeeren.

Irgendwann wurde es uns dann zu bunt mit der Hitze und wir flohen aus der Stadt. In Heiligendamm sprangen wir in die herrlich kalte Ostsee und schliefen dann am Strand einfach mal für 1,5 Stunden ein. Zum Glück war es bewölkt, so dass keiner einen schlimmen Sonnenbrand bekommen hat.

Nach dem Aufwachen – Huch, so spät schon? – aßen wir ein gemütliches Abendbrot-Picknick am Strand, mit Hummus, Kichererbsensalat, Erdbeeren von Karl’s und leicht surrealem Käse.
Dann liefen wir noch ein wenig durch die weiße Stadt und überlegten, welche der Villen wir uns demnächst kaufen wollen. Zum Abschied gab es noch ein Johannisbeer-Eis für mich.

Die Heimfahrt dauerte dann wahnsinnige 3,5 Stunden, weil die ersten beiden für uns in Frage kommenden Ausfahrten vom Berliner Ring komplett verstopft waren – die Autos standen schon auf der Autobahn. So fuhren wir also immer weiter gen Süden und enterten die Stadt schließlich via Marzahn. Durch das aufkommende Gewitter fuhren wir dann nach Hause, wo uns die Katzen schon sehnsüchtig erwarteten.

Tagebuch-5 im Juni

Es ist wirklich schon Juni, verdammte Axt. Wieder einmal rast die Zeit nur so vor sich hin, aber zum Glück ist der Juni ja der beste Monat des Jahres, da macht das gar nichts. Einfach jeden Tag von morgens bis abends erleben und auskosten. So wie heute, am 5., wenn Frau Brüllen fragt: WMDEDGT?

Der heutige Morgen ist anders als andere, denn vor der Arbeit muss ich noch Sachen packen, weil ich direkt aus dem Büro nach Hamburg zur nebenan aufbreche. Auf packen reimt sich backen, dachte sich der Hase, stand sogar noch vor mir auf und buk einen Stapel Waffeln. Die hatten wir schon seit dem letzten Wochenende nicht mehr aus dem Kopf gekriegt und heute hat es endlich geklappt. Dazu gibt es Ahornsirup, Balkonerdbeeren und/oder heiße Himbeeren. 
Es sollen heute sowohl in Berlin als auch in Hamburg 29 Grad werden, daher trage ich Rock und nackte Füße in Ballerinas. Auf dem Weg zur Arbeit kaufe ich am Alex weitere Erdbeeren. Der Beelitzer-Spargel-Stand ist nämlich gestern endlich der Erdbeerhütte von Karl’s gewichen. Und die Strategie ist es ja, so viele Erdbeeren in sich hineinzustopfen, dass man am Ende der Saison keine Lust mehr drauf hat. Die Plausibilität von Erdbeerüberdruss hat mein Bruder gestern Abend allerdings angezweifelt und ich fürchte, dass er Recht behalten wird.
Im Büro angekommen ist das ganze Team erst einmal genervt von der Langsamkeit unserer Rechner, was zu einem Anruf bei Helpdesk führt. Der herbeieilende IT-Kollege wird dann für einen sehr langen Zeitraum in Geiselhaft genommen und kümmert sich liebevoll nacheinander und teilweise parallel um all  unsere Wehwehchen. All hail to the SysAdmins of the world!
Danach plätschert der Arbeistag relativ unspektakulär vor sich hin. Gegen Mittag findet ein kurzes Abteilungsmeeting statt, bei dem ein paar wildwüchsige Layoutvarianten wieder auf Linie getrimmt werden. Kurz danach gehe ich raus auf den Markt, kaufe mir einen Burger und Pommes und setze mich im Park in den Schatten. Während ich schlemme, beobachte ich eine Gruppe von Menschen beim gemeinsamen Sporteln und grunze wohlig.
Auf dem Weg zurück ins Büro kaufe ich mir noch eine große Flasche Blutorangen-Orangina, die mir gemeinsam mit dem Rest Erdbeeren den Nachmittag versüßt. Dann werden noch zwei Termine nächste Woche verschoben, was mich deutlich entstresst. Ich kann also ganz entspannt ins Wochenende starten.
Unterwegs zum ZOB überlege ich mir, was es zum Abendbrot geben soll und träume von etwas außergewöhnlichen, einem Bánh Mì etwa. Und wäre es nicht toll, wenn ich irgendwo noch den letzten Berliner Bubble Tea auftreiben könnte? (Nicht wirklich den letzten, denn es gibt ja  in der Rosenthaler das tolle Come Buy, aber Ihr wisst, was ich meine.) 
Am Gleisdreieck steige ich um und bekomme nostalgische re:publica-Gefühle. Zum Glück bin ich ja gerade auf dem Weg zu einer Internetkonferenz, bei der ich die oder den eine_n oder andere_n re:publicaner_in treffen werde, so werde ich nicht allzu melancholisch, sondern eher vorfreudig. Ich beschließe, am Wittenbergplatz einen Zwischenstopp einzulegen und Abendbrot zu jagen. Dort ist das dolores, dann gibt’s da bestimmt noch anderes gutes Essen. (Ich kenn mich ja im Westen nicht so aus ;)) 
Ich steige die Treppe nach oben und sehe noch im Bahnhofsgebäude einen Asia-Imbiss, der Bubble Tea (!!) und Bánh Mì (!!) verkauft. Ein quasi religiöses Ereignis, dass mich kurzfristig an der Nichtexistenz einer göttlichen Instanz zweifeln lässt. Ich werde jedoch schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, als nach mir zwei Schwaben im breitesten Dialekt ihr Essen bestellen. Die vermutlich vietnamesischen Damen hatten schon mit mir Verständigungsprobleme, wieso können diese Leute sich dann nicht wenigstens bemühen, Hochdeutsch zu sprechen, statt einfach immer lauter zu fragen, ob ihre Sch***-Flasche Pfand drauf hat?! (Außerdem starrt mir der eine mehrfach auf die Brüste statt in die Augen.)
Eine echte Berlinerin versöhnt mich dann mit der Welt, als sie zu ihren Frühlingsrollen einen Glühwein bestellt – wir erinnern uns, es sind 29 Grad, ich Trage Rock, ärmelloses Top und Ballerinas. 
Dann ist mein Bánh Mì fertig (mit mariniertem Tofu) und der Bubble Tea versiegelt (Grüner Tee mit Maracuja-Sirup und Litschi-Bobas) und ich fahre weiter zum ZOB. Ich habe noch ein paar Minuten, die ich mit FlixBus-WLAN, Bánh Mì und Bubble Tea in der Sonne sitzend verbringe. Dann kommt auch schon der Bus. Es ist ein Ersatzbus, deswegen hat er kein WLAN, nur zwei Steckdosen und der Fahrer kein Smartphone zum QR-Code checken. Er lässt also alle rein, die auf Gadget oder Papier die richtige Abfahrtszeit und einen Code vorzeigen können, ohne zu überprüfen, ob das Ticket gültig oder doppelt und gefälscht ist.
Im Bus habe ich zwei Plätze für mich alleine, lehne ich mich zurück und beobachte die Menschen in den Autos auf der Nebenspur. Dann krame ich den Roman einer Kollegin heraus, den ich mir heute von einer anderen Kollegin geliehen habe (im Austausch für den Roman einer Ex-Kollegin – ich arbeite in einem sehr publikationsstarken Umfeld, scheint mir) und beginne zu lesen.
Als im Bus-Radio zwischen Santana und Metallica die aktuelle Single von Paddy (Entschuldigung, Michael Patrick) Kelly läuft und niemand den Kopf schüttelt oder abfällige Bemerkungen macht, stelle ich mir vor, wie es wäre, wenn er diesmal nicht nur kommerziell erfolgreich wäre, sondern auch von neutralen Hörern gut gefunden würde und ob dann all die versprengten Fans von früher, die meist inkognito leben, aber bei den Konzerten der verschiedenen Kellys beharrlich jedes Venue füllen, wieder den Kopf aus der Erde stecken und uns allen nachträglich Absolution erteilt wird. Einige Kritiken zum Album lassen solche Fantasien durchaus plausibel erscheinen. (Überhaupt waren die Kellys in den 90ern ja ziemlich Punk – und Indie sowieso. Mit dem Folk-Revival der letzten Jahre und der aktuellen Langhaarmode lägen sie ja heute total im akzeptierten Mainstream-Trend. Und dass sie musikalisch was drauf haben – außer vielleicht beim Komponieren – kann ja auch keiner bestreiten, der die mal live gesehen hat. Aber ich schweife ab…)
Als der Bus ankommt, habe ich genau 100 Seiten gelesen, gar kein schlechter Schnitt, Frau Kollegin! Ich mache mich durchs nächtliche Hamburg auf den Weg zu meiner Freundin @fluegge_blog, bei der ich das Wochenende über wohnen werde. Es ist das erste Mal, dass ich mich komplett alleine durch diese Stadt bewege, bisher waren immer Ortskundige oder wenigstens ein Navi dabei. Aber ich bin ja großstadterprobt und finde schnell die richtige Bahnverbindung und ein Ticket. Aber die S-Bahn in Hamburg is ja schon ein ganz anderer Schnack als in Berlin, was?

Auf dem Weg vom Bahnhof Altona zu @fluegge_blog amüsiere ich mich über einen Dönerladen Koz Urfa und dann bin ich auch schon da. Ich bekomme ein WLAN-Passwort und ein Glas Sekt, schreibe diesen Blog-Eintrag und dann ist der Tag auch schon vorbei.

Tagebuch-5 im Mai – re:publica 15 Edition

5. Mai, wisster Bescheid, ne? Frau Brüllen fragt: WMDEDGT? Und ich sage:

Meine innere Uhr (oder das Kind unten) weckt mich eine halbe Stunde vor dem Weckerklingeln, um die Zeit, zu der der Wecker an Arbeitstagen klingeln würde. Heute ist jedoch alles anders, denn ich habe Bildungsurlaub und verbringe ihn wie letztes Jahr auf der re:publica.

Doch erstmal geht alles ganz profan los – aufstehen, ins Bad gehen, Zähne putzen, Anziehen, Katzen füttern. Zwischendurch stellt sich heraus, dass der Hase sich meine Erkältung von letzter Woche zu Herzen genommen hat und heute im Bett bleiben darf. Ich koche ihm noch einen Tee und mache einen Obstteller. Dann schmiere ich mir selbst ein paar Stullen (u.a. mit dem Bärlauch aus der Heimat – dies als Warnung an alle, die mir auf der #rp15 noch begegnen werden), packe Schreibzeug, Ladekabel und mobilen Akku ein und gehe los. Unterwegs kaufe ich noch schnell einen Smoothie für den Weg und ein paar Stangen Schokolade als Icebreaker für die Zusammentreffen mit diesen Leuten.

Kaum auf dem Gelände angekommen, treffe ich schon auf den Herrn Skizzenblog, den ich noch vom letzten Jahr kenne. Dann schaue ich mir die Eröffnung an und direkt hinten dran das Panel Say it loud! Say it clear? Refugees are welcome here?!. Danach lerne ich beim Sketchnotes für Einsteiger-Workshop die Grundlagen visueller Notizen und bekomme das Blind-Porträt signiert und geschenkt, dass mein Sitznachbar von mir zeichnete:

Meine nächste Session war Finding Inclusion in Digital Europe von Raúl Aguayo-Krauthausen und Mareice Kaiser. Dann ging es bei Juliane Leopold und Max Hoppenstedt um Neue Journalismusformate für neue Zielgruppen. Danach brauchte ich dringend eine Pause und es traf sich gut, dass mir draußen auf dem Hof die Damen Mierau und Frische Brise begegneten, die ich mit Hilfe der Schokolade in ein Gespräch verwickeln konnte. 😉 Alu von Große Köpfe und Cloudette stießen dann auch noch dazu.

Nach ein wenig Durchatmen und Sonne tanken begab ich mich dann zum Gespräch zwischen Holm Friebe und Thorsten Hübschen über Den Weg von Digitaler Bohème bis #outofoffice. Hinterher kam es in der kurzen Pause zwischen zwei Sessions bei einem veganen Paletas-Eis (Mango-Kokos) zu einem Speed-Date mit einem Timeline-Kollegen. Auf der Mainstage versuchte ich dann, dem Talk To be your own Captain in Chaos von Johanna Frelin zu folgen, bekam aber zwischendurch einen Anruf und muss ihn mir dann wohl nochmal in aller Ruhe anhören, sobald er online ist. Was ich gehört habe, klang sehr interessant.

Als nächstes standen die Machenschaften der Neonazis in den sozialen Netzwerken von Julia Schramm und Laura Piotrowski auf dem Plan. Und weil ich grad so schön am Aufregen war, passten die Hoax Kampagnen: Opium fürs Empörervolk von Deef Pirmasens und Christian Schiffer auch noch schnell in den Kopf. Danach dann aber erstmal wieder Frischluft und ein Veggie Burger in der Gesellschaft des gesamten Mierau-Clans, inklusive Kindern und Mann von Frau Mierau. Feine Familie, ich lass mich da nochmal irgendwann adoptieren, schon des Frühstücks wegen.

Zum Nachtisch gab es von Anne Schüssler noch eine Systematik des Twitter-Humors mit Ceci n´est pas un tweet. Danach war ich müde und sehnte mich nach Hase, Katzen und Bett, so dass ich mich im aufkommenden Regen auf den Weg nach Hause machte.

Schnell noch ein Telefonat mit dem Bruder geführt und diesen Blog-Eintrag getippt, dann bastele ich mir noch meinen Session-Plan für morgen zusammen und dann wird schnell tief und fest geschlafen!

Tagebuch-5 im April – Oster-Edition

Schon wieder der 5, schon wieder WMDEDGT bei Frau Brüllen. Und ich schon wieder dabei, natürlich. 🙂 Zwischen all den Osterberichten werde ich heute wohl ein wenig herausstechen, denn zum Einen verbringen wir den Ostersonntag dieses Jahr nicht mit der Familie (Karfreitag, Ostersamstag und Ostermontag hingegen schon), zum Anderen arbeite ich heute mal ganz klassisch einen Feiertagsdienst.

 

Dementsprechend klingelte der Wecker heute trotz Sonn- und Feiertag um 9 und ich schlich in die Küche, um mir dann unter lautem Gedröhn einen Smoothie zu mixen. Hinein kam, was wegmusste (Wildmangos, Bananen, Apfel, Orange), was gut tut (Ingwer, Curcuma und Matcha-Pulver) sowie was flüssig macht (Apfel-Birnen-Saft). Außerdem fütterte ich die Katzen und putzte mir die Zähne. Dann ging es auch schon an den Schreibtisch, dank tollen Wetters immerhin sonnenbeschienen und mit offener Balkontür.

Die Katzen sorgen immer wieder für putzige Unterhaltung zwischendurch. Entweder springen sie mir auf den Schoß oder direkt auf den Schreibtisch, oder sie legen sich einfach dekorativ hin und verlangen danach, fotografiert zu werden. Großraumbüro-Feeling für Zuhause, sozusagen. Als der Mann schließlich aufsteht, gibt es als zweiten Gang eine Schüssel Cornflakes mit Milch – hatten wir extra für unsere amerikanische Couchsurferin vom letzten Wochenende gekauft und der Blogpost von Leitmedium, bzw. mein Kommentar und sein Tweet dazu weckten nun meinen Appetit darauf – außerdem war das Brot verschimmelt und der Mann muss erst neues backen.

Ungefähr zur Hälfte des Arbeitstages passiert genau das, was man im Homeoffice am wenigsten will: Das Internet bricht zusammen – also, unser Anschluss daran. Nach einem hektischen Telefonat mit dem Provider (“Da können Sie jetzt gar nix machen, wir melden uns, wenn’s wieder geht”) und kurzem Überlegen muss ich mich wohl oder übel doch noch anziehen (*hüstel*). Zum Glück wohnt eine liebe Freundin nur eine Straße weiter und wir haben einen Schlüssel. Ich begebe mich also in ein Zweit-Homeoffice, mit Zweitkatze, und arbeite dort weiter. Glück gehabt!
Gerade als ich zu verhungern drohe kommen Freundin und Mann mit Kuchen herein. So gibt es doch noch ein kleines bisschen österliche Festlichkeit. Danach wird aber schnell weitergearbeitet, bis ich um 18 Uhr endlich Feierabend habe.

Wir verabschieden uns und kehren in unsere Internet-lose Wohnung zurück. Für ein Stündchen (oder zwei) setze ich mich an den Rechner des Mannes, um Monkey Island 2 zu spielen. Er benutzt derweil meinen Laptop und zockt Colonization. Ich stelle fest, dass es ein Fehler war, neulich den “leichten” Spielmodus zu wählen. Es geht viel zu schnell und viele Dinge, an die ich mich erinnere, fehlen. Muss ich wohl demnächst nochmal von vorn anfangen. Level 2 ist jedenfalls schnell durchgespielt.

Abends gibt es dann ein Gericht aus meiner Jugend: Pellkartoffeln und bunten Quark. Neben Kräutern aller Art gehören da noch hartgekochte Eier hinein und was eben so da ist – Tomate, Paprika, saure Gurken, Äpfel… Hauptsache bunt eben. In unserem Fall kommen heute Schnittlauch, Petersilie, Dill, Sauerampfer, Gurke, Tomate, Ei und Apfel hinein. Für Kartoffelportion 2 kommt Rollmops auf den Tisch, zum Nachtisch gibt es Schokohasen.

Über Pellkartoffeln können wir uns übrigens trefflich streiten. Von der Zubereitungsmethode über die erwünschte Konsistenz der zu essenden Kartoffeln bis hin zu den Dingen die dazugehören: Der Mann schwört auf den Schnellkochtopf. Die Kartoffeln haben danach so weich zu sein, dass man die mit der Gabel zerdrücken kann. Dazu gibt es eigentlich nur Kräuterquark (und zwar reicht da auch fertiger). Zumindest im letzten Punkt lässt er aber mit sich reden. 
Meine Pellkartoffeln werden hingegen normal in Wasser gekocht und sind dadurch weniger trocken. Sie sind härter, zerfallen nicht, wenn man sie mit der Gabel auf den Teller bugsiert und werden erst so richtig zerdrückbar, nachdem man die Butter, wahlweise das Leinöl, drüber getan hat. Man muss sie aber auch nicht zerdrücken, sondern kann sie auch ganz normal in Stücken essen. Außerdem gehört auf jeden Fall noch Salz dran, evtl. Pfeffer. Gekaufter Kräuterquark ist quasi ein Unding, der Quark wird frisch angerührt – egal ob jetzt mit Kräutern, Leinöl oder eben als bunter Quark. Zerdrückt werden die Kartoffeln nur, wenn es Sahnehering dazu gibt.
Wir werden da niemals auf einen Nenner kommen, fürchte ich. Vielleicht müssen wir eines der beiden Gerichte umbenennen…
Nach dem Essen folgt der Abwasch, danach geht es bei mit Monkey Island weiter – diesmal mit allen Schikanen, so wie früher.