16.03.2024 – Samstagslaune

Zum ersten Mal erwache ich kurz nach 6, aber das kann ich natürlich so nicht stehen lassen. Ich mache mir mein Hörbuch an und schaffe dann nochmal zwei Stunden, macht brutto etwas mehr als acht Stunden Schlaf – läuft bei mir. Der Liebste ist auch schon wach und sobald ich munter genug bin, telefonieren wir und schmieden Pläne. Das beinhaltet dann auch, dass wir das Teilzeitkind (es ist noch bei Mama) in unsere Telefonkonferenz hinein holen und gemeinsam beratschlagen. Das Kind macht einen sehr guten Witz über seinen Papa, den ich im Verlauf des Tages noch mehrmals wiedergeben, aber aus Pietätsgründen hier nicht veröffentlichen werde. So ein Kind mit fast 11 hat schon ordentlich Humor und wird auch immer besser darin, unsere spezielle Form davon zu verstehen und nachzuahmen. Wir haben ein Monster erschaffen, aber eben ein witziges.

Als Nächstes holen wir die beste Freundin des Liebsten in unsere Morningshow und planen auch mit ihr, wie und wann wir uns dieses Wochenende treffen. Es wird ein St.-Patrick‘s-Day-Beschluss gefasst. Irgendwann gegen halb 11 dann stehe ich mal auf, der Hase wollte nämlich zwischen 10 und 11 vorbeikommen. Bis das kurz nach 11 wirklich passiert, kümmere ich mich um das Frühstück für mich und die Katzen und schmiede nebenbei mit der Freundin, der ich gestern absagen musste, Pläne für heute. „Ich hab so richtige Samstagslaune“, sagt sie.

Ich frühstücke Porridge mit Grapefruit und Orange und trinke schwarzen Tee mit Maracuja. Dann kommt der Hase wirklich, bringt etwas vorbei und wir updaten uns kurz über unsere Leben, wie immer. Als er weg ist, komme ich endlich zum Bloggen, Italienisch machen und ein wenig Spielen, bevor es Zeit wird, mich für die Samstagspläne fertig zu machen. Dazu gehört dann auch noch Staubsaugen und Küche aufräumen und putzen. Damit sich das richtig lohnt, bastle ich vorher noch schnell einen Aufstrich aus einer Dose Cannelini-Bohnen und dem Rest Bärlauchpesto. Während all dem und dann später auf dem Weg höre ich mich durch das Œuvre von Jon Batiste, wie mir selbst versprochen.

Dann ziehe ich meine neuen Barfußschuhe an und gehe raus „in die Stadt“ – nicht ohne nochmal umzudrehen und die Übergangsjacke doch gegen den Wintermantel zu tauschen, es ist im Vergleich zu gestern empfindlich kalt geworden.

Ich fahre mit zwei Straßenbahnen nach Friedrichshain. Erste Station ist die Wohnung meines Bruders, in der es Planzen zu versorgen und nach der Post zu gucken gilt. Er wohnt im fünften Stock ohne Fahrstuhl und das Ganze wird nicht besser dadurch, dass mir erst im vierten Stock auffällt, dass ich noch nicht am Briefkasten war. Also wieder runter, Post rausgeholt und dann ganz nach oben. Da muss ich dann erstmal kurz verschnaufen, bevor ich loslegen kann. Ich bin das erste Mal seit dem vollständigen Umzug hier, also drehe ich erst kurz eine Runde und schaue mich um, auch um zu eruieren, wo Pflanzen stehen. Dann wird gegossen und wichtige Post aufgemacht und dem Bruder Bescheid gesagt (er schläft noch tief und fest, da drüben in Alaska).

Gegen 15 Uhr laufe ich wieder los und treffe mich ein paar Straßen weiter mit der Freundin und noch einer anderen Freundin von ihr. Wir gehen zunächst in zwei Buchhandlungen – es ist Indie Book Day, eigentlich müsste man aus Prinzip etwas kaufen, aber erstens habe ich noch einen riesigen Stapel Bücher, an dem ich herumknabbere, zweitens sind die Bücher, die mich anlachen, nicht von Indie-Verlagen und drittens habe ich heute morgen schon Comedy-Tickets für den Liebsten und mich gekauft und mein Budget für Spontankäufe ist für heute mehr als ausgeschöpft. (Tatsächlich sind Bücher, Kultur und Luxus unterschiedliche Budgets, aber es geht ja ums Gefühl. Meine Finanzcoachin wäre stolz auf mich, wenn sie nicht gerade selbst vier Bücher gekauft hätte – immerhin alles Fachliteratur, die sie von der Steuer absetzen kann.) Dann kehren wir in einem Café ein, essen Kuchen, trinken Chai und erzählen.

Polentakuchen mit Kirschen und Beeren, Rocky Road

Um 17 Uhr schließt das Café und wir gehen nochmal eine Runde spazieren – hoch in den Nordkiez, wo die Freundin der Freundin ein paar aussortierte Klamotten an einen Gabenzaun hängt. Dann verabschieden wir uns von ihr und ziehen zu zweit weiter zum besten Freund des Liebsten, der zu Kuchen und/oder Gulasch geladen hat.

Wir sitzen etwa zwei Stunden in der Küche bei Tee und Wein und erzählen uns spannende Dinge, nebenbei passieren noch viel mehr spannende Dinge die mit Friedrichshainer Teeniejungen zu tun haben – nicht blogbar, aber aufregend. Dann setzen wir uns in großer Runde zum Gulaschessen zusammen (ich und die Freundin, der beste Freund des Liebsten, seine Frau, deren Eltern, die zwei jüngeren Kinder der beiden), während der ältere Teeniejunge mit seinen Freunden unten im Keller laut Musik hört und sie sich gegenseitig die Haare schneiden, was Teeniejungen halt so machen.

Es gibt Gulasch mit Fleisch, Gemüsegulasch, Klöße, Salzkartoffeln, Rotkraut, Rosenkohl (für mich als Kosteportion), Spiegelei für Gulaschverächter, Kohlrabi-Blumenkohl-Stampf für Kohlenhydratmeidende, dazu Wein und gute Gespräche, unter anderem über einen Besuch im Jüdischen Museum und über Dorfjugend in den 80er und 90er Jahren in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Mecklenburg.

Kurz nach 21 Uhr brechen wir auf. Ich kaufe in Franziska Giffeys Stammspäti noch ein wenig Cider für morgen und dann verabschieden wir uns an der Tram. Zurück zuhause schaue ich mir noch eine Aufzeichnung aus dem Adulting-Projekt an und gegen 23 Uhr streiche ich dann die Segel und gehe satt und zufrieden ins Bett.

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