08.06.2024 – Ist das noch Punkrock?

Das erste Mal gegen 6 die Augen aufgemacht, dann aber nochmal bis halb 9 weitergeschlafen. Später fällt mir ein, dass ich auch gegen 3 mal wach war, als der Mitbewohner erzählt, dass er da mit seinem Besuch nach Hause gekommen ist und ihnen im Wohnzimmer was runtergefallen ist. Diese Schlaftabletten-Dingsis helfen super beim Einschlafen, das Durchschlafen hängt dann auch von der Müdigkeit und externen Faktoren ab. Anyway, halb 9 ist eine okaye Zeit zum Wachsein. Die nächsten anderthalb Stunden beschäftige ich mich mit der morgendlichen Internetrunde, dann mache ich mir Frühstück und esse es im Bett, während ich mit dem Liebsten telefoniere.

Irgendwann ist dann Zeit für Aufstehen, Anziehen, Packen und Losfahren nach Südberlin. Dort ist bereits helle Aufregung, der Liebste pendelt zwischen Aufräumen und ebenfalls Packen – wir haben heute schließlich noch was vor. Nach einer knappen Stunde brechen wir erstmal zum ersten bzw. zweiten Frühstück auf und gehen dazu in die schwedische Kaffeehauskette, vom Liebsten liebevoll als „der Hipsterladen“ bezeichnet.

Der Liebste frühstückt Latte Macchiato und eine Focaccia mit Hähnchen, Tomate und Mozzarella. Bei mir gibt es einen Vanilla Iced Latte mit Bobas, eine Frischkäsebrezel und eine obligatorische Kanelbulle (Kardamom ist leider aus)

Nach dem Essen fahren wir mit zwei U-Bahnen nach Spandau zur Zitadelle, wo heute ab 16 Uhr zum Pogo aufgespielt wird.

Wir drehen eine Runde über das Gelände, der Liebste ist zum ersten Mal hier, ich hingegen war einmal touristisch da (mit den Eltern von Il Professore) und ansonsten des Öfteren in musikalischer Mission. Ich erinnere mich an die Kelly Family, Neil Young, Morrissey, Mando Diao, Nada Surf und Feine Sahne Fischfilet. Wir setzen uns an den Stamm der Birke neben dem FOH, trinken ein erstes Bier (für mich Radler) und erleben den Großteil des Auftritts von Scheisse Minelli im Sitzen – nicht unser Ding. Danach kommen The Meffs, die deutlich besser und meine Neuentdeckung des Abends sind. „This song is for the British government, which we don‘t particularly like very much. Sing it with us – fuck Brexit!“. Ich überlege, mir ein T-Shirt der beiden zu kaufen, mag aber weder das weiße noch das schwarze und gelbe habe ich schon so viele.

Während des Auftritts der Codefendants (okay, aber irgendwie unrund und nicht wirklich mitreißend) holen wir uns zum frühen Abendbrot Gözleme und für mich das zweite Radler (der Liebste läuft zwischendurch in regelmäßigen Abständen zum Bierstand und zum Klo, einfach dazudenken). Während der Descendents (gut, aber im Sitzen reicht), sitzen wir auf einer Bierbank und beobachten die Menschen um uns herum. Dann kommen Pennywise und ab jetzt ist es halt richtig ein Konzerterlebnis, fuck authority und so.

Weil wir alt (Anfang und Ende 40, respectively) und müde sind, setzen wir uns in der Umbaupause aber nochmal hin. Und dann ist es Zeit für den eigentlichen Grund des Abends – das vorletzte Deutschland-Konzert von NOFX (das letzte ist morgen) und auch das fast letzte Konzert überhaupt. Der Liebste trägt regelmäßig ein T-Shirt der Band und ihr größter Hit ist in seiner Playlist (die Playlist, legendär, würde einen eigenen Blog-Artikel wert sein) und so habe ich ihm zu Weihnachten die Tickets für heute geschenkt. Er erzählt dann auch im Voraus, dass die noch ein-zwei andere gute Lieder haben. Komischerweise kann er dann aber doch fast alles mitsingen und dabei die Arme hochreißen und ist am Ende sehr emotionalisiert, weil eine Ära zu Ende gegangen ist. Alles richtig gemacht. Ich kenne auch mehr als das eine Lied und habe wirklich ein schönes Konzerterlebnis.

Leider ist der Auftritt insgesamt recht kurz – amerikanische Band halt und letzter Act des Mini-Festivals, in einer Location, in der 22:30 Schluss ist. Außerdem formuliere ich nebenbei im Geiste einen Rant gegen Konzertbesucher*innen und verspießere von Lied zu Lied mehr. Es gibt ja Gründe, warum ich nicht im Moshpit bin, sondern weiter hinten und ziemlich am Rand stehe bzw. tanze. Warum müssen gefühlt alle zehn Sekunden Völkerwanderungen an mir vorbei, von denen jede einzelne Person mich anrempelt? Warum können die Leute nicht auf der Stelle tanzen, sondern müssen mir ihre Rucksäcke in den Bauch oder ihre Füße auf den Fuß rammen? Sind die für die Musik oder zum Saufen da? Ach, ach, ach. Rant over.

Als es vorbei ist, lungern wir noch ein wenig ungläubig rum und machen uns dann von einem nahegelegen Feuerwerk begleitet auf den Heimweg. Die U-Bahn ist natürlich voll, aber nach ein paar Stationen ergattern wir Sitzplätze und am Ende sind wir gegen 12 schon wieder in Südberlin. Ich lege mich schlafen, der Liebste brät sich Maultaschen und setzt die Party noch ein paar Stunden fort. Meine Tabletten wirken hervorragend, ich schlafe bis nach 9 durch.

Leave a comment