Waren im Regen

Als ich am Alex in die Bahn zum Hauptbahnhof steige, beginnt das Gewitter. Der Regen begleitet mich, die ich es mir im oberen Stockwerk des RegionalExpress gemütlich gemacht habe bis zur Landesgrenze von Brandenburg, ab Mecklenburg ist es wieder trocken – vorerst. In Waren verlasse ich schweren Herzens den Zug, der mich früher immer bis nach Rostock gebracht hat. Von hier aus soll es mit dem Shuttle-Service weiter bis in das kleine Nest gehen, in dem unser Tagungshotel ist. Ich steige aus dem Zug, freue mich, dass es an der frischen Luft deutlich wärmer ist als im klimatisierten Zug und halte nach dem Bus mit dem gelben Schriftzug Ausschau. Aber da ist keiner.

Ich überprüfe noch einmal den E-Mail-Verlauf von letzter Woche und erschrecke mich – meine Reservierung für den Shuttle ist für morgen, 30., 31., da kann man (ich) ja mal etwas durcheinanderbringen. Ich rufe also im Hotel an, entschuldige mich für das Versehen und erfahre, dass eine Stunde später der Zug aus der Gegenrichtung kommt, in dem auch Hotelgäste sitzen, die abgeholt werden wollen. Da kann ich mitfahren. Eine knappe Stunde muss ich also am Bahnhof von Waren zubringen. Der Himmel zieht sich bereits bedenklich zu, die Regenfront zieht nach Norden, auf uns zu.

Ich suche nach einem wasserfesten Plätzchen, immerhin habe ich meinen neuen Laptop dabei, der nicht nass werden sollte. Die Bushaltestellenhäuschen sind an drei Seiten offen, das ist mir zu gefährlich. Das Bahnhofsgebäude wird in einer halben Stunde geschlossen und alle von Foursquare empfohlen Cafés sind rund einen Kilometer entfernt – lohnt sich nicht, für die kurze Zeit, zumal die dunklen Wolken immer bedrohlicher aussehen. Aus einer urigen Mecklenburger „Dorfkneipe“ (Waren ist ja eine Stadt), die ich normalerweise weiträumig umfahren würde, schaut der Betreiber heraus und signalisiert, dass bei ihm offen ist. Ich zögere noch kurz, aber da kommen die ersten Tropfen. Na gut, rein da.

Außer mir suchen auch noch drei weitere Reisende, die zumindest den schlimmsten Regen abwarten wollen, Zuflucht in Werners Bierstube. Die Kneipe ist muckelig, mit dunklem Holz ausgekleidet, braunem Teppichboden, Korblampen und rustikalen Holztischen auf denen gehäkelte Deckchen und Kunstblumen drapiert sind. Ein Spielautomat flackert bunt vor sich hin, zwei Stammgäste sitzen am Tresen und im Radio läuft Ostseewelle. Ich beschließe, mich so richtig einheimisch zu fühlen und bestelle mir ein Alster, ist ja schon später Nachmittag und sie haben hier Lübzer. Zigarettengeruch haben sie auch, ist nämlich eine Raucherkneipe. Kaum habe ich mein Bier vor mir stehen geht draußen der Weltuntergang los. Ich hole meinen Laptop raus, benutze ihn, um meinen Handy-Akku aufzuladen (wer weiß, was noch passiert) und beginne diesen Text.

Kneipe in Waren
Der Besitzer erklärt meinen Leidensgenossinnen, wie sie von hier aus zu ihrem Hotel kommen, eine weitere nutzt die Gelegenheit gleich mal fürs Mittagessen. Als der Regen etwas nachlässt, kommen weitere Stammgäste herein, die verdutzt schauen, als sie uns sehen, aber höflich grüßen und schnell weiter zur Theke laufen. Die Damen am Nebentisch tauen auf und finden Gefallen an ihrer Situation. Sie posieren für ein Foto am Spielautomaten.

Ich gehe zurück an die Theke und bezahle mein Alster. Es kostet 1,50 €, ich gebe 2 €. In 10 Minuten kommt der nächste Zug, das Shuttle müsste bald auftauchen und der Regen hat etwas nachgelassen. So kann ich zur Bushaltestelle gehen – möchte ja den Anschluss nicht verpassen.

 

Momente der Woche

Diese Woche war randvoll mit Erledigungen, Abendaktivitäten und Berliner Frühling/Sommer:

  • Sommerschuhkaufmarathon am Montag (und Blasen an den Füßen seit Dienstag)
  • Theaterabend am Dienstag
  • Sport, Koreanische Burger und Craft Beer am Mittwoch
  • Kneipenquiz am Donnerstag
  • Seriengucken und Ausruhen am Freitag
  • Überraschungsausflug mit Eierkuchenfrühstück bei Karl’s Erdbeerhof, Grillsession im Hof und Freiluftkino auf dem Nachbarbalkon am Sonnabend
  • Brunch mit lieben (Ex-)kolleginnen in einem Garten in Rummelsburg – da wir in Berlin sind, begann es gegen 12 und ich war 18 Uhr wieder zuhause

Aus all diesen Gründen liege ich jetzt nur faul auf dem Sofa und bin zu faul zum Bloggen. Aber wenigstens habe ich ein paar Bilder gemacht:

Sommerschuhe
Sommerschuhe
Ein guter Plan
(M)Ein Guter Plan ist angekommen – mit tollen Stickern
Blühende Heckenrosen
Blühende Heckenrosen
Kimchi Poutine
Kimchi Poutine
Ramen Burger und Black Jack Burger
Ramen Burger und Black Jack Burger
Katzenliebe
Katzenliebe
Eierkuchenfrühstück
Eierkuchenfrühstück

Mehr Meer, Abschiedsmenü und der beste Grappa der Welt

Für unseren letzten Tag hieß es, nochmal alles auszukosten, was ging: die Sonne, das Meer, die Landschaft, das Essen. Ordentlich die Italien-Akkus aufladen, bevor es zurück in den hektischen Alltag in Berlin geht. Und möglichst nicht an diesen denken. Mit dieser Reiseroute hat das ganz gut funktioniert.

La Sassa

Zuerst fuhren wir ins Nachbardörfchen Sassa, dass wie Canneto sehr mittelalterlich rüberkommt und natürlich auch auf einem Hügel liegt. (In den Tälern wird es im Sommer einfach zu warm). Wir spazierten durch enge Gassen und bewunderten die pittoresken Häuser, überall wuchsen blühende Blumen und “Vendesi”-Schilder aus den Mauern. Zu verkaufen ist in der Gegend viel, in Sassa scheinbar das halbe Dorf. Eigentlich ein Wunder, bei den vielen Touristen in der Gegend. Ein paar zahlungswillige Aussteiger könnten sich in Sassa ratzfatz eine Kommune zusammenkaufen. Sagt Bescheid, wenn Ihr das macht 😉

 

Bolgheri

Weiter ging es nach Bolgheri, das ein reiner Touristenort zu sein scheint. Bekannt ist er vor allem für Parfüm (“Acqua di Bolgheri”) und Wein. Da alles voller Touristenläden war, konnten wir trotz des Sonntags noch Olivenöl verkosten und kaufen (wir nahmen dann zwei verschiedene, da der Hase und ich komplett unterschiedliche Favoriten hatten) und uns Vermentino zulegen, der uns in Florenz so gut geschmeckt hatte. In einem Keramikladen kaufte ich mir dann noch eine handgemalte Tasse für das Italien-Feeling im Büro.

 

Marina di Castagneto Carducci

Weiter geht es dann ans Meer, an das es mich ja eigentlich immer, bei blauem Himmel allerdings besonders zieht. Kaum bin ich ausgestiegen, kann ich meinen Füßen nicht mehr befehlen, stehen zu bleiben und auf die anderen zu warten. Wie aufgezogen laufen sie auf den Strand zu und geraten beim Heruntersteigen von ein paar Stufen sogar ins Hopsen. Schnell noch die Schuhe ausgezogen und die Jeans bis zu den Knien hochgekrempelt und schon stehe ich im Mittelmeer. Anders als eine Woche zuvor ist es nur im allerersten Moment ein wenig kühl. Der Hase findet das nicht und geht nur kurz mit den Füßen hinein, ich hingegen bekomme gar nicht genug vom Wasser, hüpfe durch die Brandung, lasse mich fast vom Wind umwehen und finde es überhaupt nicht schlimm, als mir eine Welle den Hosenboden nass spritzt. Schlimm ist eigentlich nur, dass wir die Badesachen nicht mitgenommen haben. So gehen wir nach einer Weile zurück zum Auto und fahren weiter zu den Stellen, an denen wir letzten Sonntag bereits ohne meine Eltern waren.

 

Baratti 

Papa bittet den Hasen, zu halten, damit er ein Foto genau der Pinienallee machen kann, wegen der der Hase letztes Mal schon halten musste. Mit blauem Himmel sieht sie natürlich noch schöner aus.

 

 

Dieses Mal lassen wir den Strand am Golfo di Baratti aus und schauen uns stattdessen die Etruskergräber auf der anderen Straßenseite an. Viel spannender finde ich ja den Ausblick auf die vielen Segelboote auf dem türkisen tyrrhenischen Meer und ich verliere mich in Tagträumereien. Irgendwann einmal möchte ich an genau so einem Meer wohnen, mit Blick auf weiße Segelboote, mit von der Sonne gewärmten Steinen, auf denen die Katzen schlafen, mit einem Garten voller Zitronen- und Orangenbäume, Olivenhain, Weinberg und Beeten voller Artischocken und Tomaten. Sponsort mir das jemand? Ich würde auch täglich drüber schreiben und Fotos ins Netz stellen und ihr dürftet mich auch besuchen kommen.

 

Piombino

Auch Piombino gewinnt durch die Sonne noch einmal an Charme. Wir zeigen meinen Eltern den Eisladen vom letzten Mal und diesmal esse ich Pistazien-, Zitronen- und Mangoeis.

 

Dann laufen wir weiter zur Mole, bestaunen die Windrose und werfen sehnsüchtige Blicke aufs Meer. Kurz vor Elba liegt eine kleine Insel mit einem Haus darauf, auf die sollten wir ziehen. Das Meer ist so schön, dass es wehtut, aber noch schlimmer ist, wieder davon wegzufahren.

Suvereto

Auf dem Heimweg halten wir noch kurz im Bergstädtchen Suvereto, laufen einmal mehr durch hübsche Gassen und bewundern Gärten – hier mit einem Zitronenbaum vor einer Palme.

 

Abschiedsessen in der Osteria del Ghiotto

Auf dem Heimweg reserviere ich uns schnell einen Tisch in der Osteria. Am Abend vorher war alles überfüllt gewesen, aber heute haben wir gerade so noch Glück. Wir ruhen uns kurz aus und steigen dann den Hügel hinab zum Abschiedsessen.

 

 

Es gibt keine Speisekarte. Brot und Öl landen selbstverständlich auf dem Tisch und auch zum roten Hauswein und dem Wasser brauchen wir nur noch zu nicken. Dann aber wird es komplizierter. Einer der Kellner trägt mir auf Italienisch die Speisenauswahl vor – Antipasti, Primi, Secondi, Contorni, Dessert… und ich übersetze dann für die anderen. Zum Glück gibt es zu jedem Punkt nur maximal vier Gerichte. Auch diesmal entscheiden wir uns wieder gegen die Bistecca Fiorentina, dafür essen wir aber sehr viele andere leckere Sachen.

 

Ribollita

Papardelle mit Wildschwein

Rigatoni mit Kaninchen

Geschmorte Rinderbäckchen

Rinderfilet (Probestückchen oben links) und Salsiccia mit Zitronenblättern. Als Beilagen wählen wir Kartoffeln und Bohnen.

Panna cotta mit einer Sauce aus frischen Erdbeeren

Tiramisù

 

Papa und ich nehmen dann noch einen Kaffee. Auf Hochprozentiges verzichten wir, denn wir haben noch einen Termin in der Pizzeria, wo Gigi noch Grappa für uns hat. Der köstliche Guiducci hatte vor allem dem Hasen so sehr gemundet, dass wir nachfragten, wo man ihn kaufen könne. So einfach ist es leider nicht, wie auch eine kurze Internetrecherche bestätigt. Aber weil wir so nette Gäste sind (und zudem Hausgäste von guten Bekannten der Besitzer), füllt er uns einen Dreiviertelliter von seinem Vorrat ab, zum Freundschaftspreis von 10 €. Zuhause kosten wir natürlich gleich davon und der Hase ist immer noch begeistert: “Wie flüssige Rosinen!”

 

Markttag, Mispeln und mal wieder Pizza

Was macht man so an einem Sonnabend in der Toskana? Richtig, man geht auf den Markt. Hierzu fahren wir nach Volterra, wo der Wochenmarkt direkt neben den Ruinen des römischen Theaters stattfindet. Zu fast 90% besteht er aus Ständen mit Kleidung, Schuhen, Haushaltstextilien und anderem für uns uninteressanten Zeug, aber entlang zweier Seiten finden sich die spannenden Lebensmittelstände.

Bereits seit San Gimignano vor einer Woche gelüstet es dem Hasen nach Porchetta (Spanferkel), heute werden wir endlich fündig (vorher sah es immer entwedernicht so lecker aus oder wir hatten gerade gegessen.) Er nimmt also eine Porchetta im Panino und ich darf kosten. Wir finden es lecker, aber er noch ein bisschen mehr als ich 😉

Am nächsten Stand kaufen wir Wildschweinsalami und pikante Salami, am übernächsten Fenchelsalami (Finocchiona), wie sie Das Nuf immer für ihre Kinder bestellt. Dort kosten wir außerdem noch einen Schinken, entscheiden uns dann aber gegen den Kauf.

Gegenüber fotografiere ich den Fischstand – leider sind wir nicht mehr lange genug hier, um welchen zu verarbeiten. Am Gemüsestand bewundere ich Artischocken und Zucchiniblüten, aber mangels Kochchancen kaufen wir dann doch nur Marmande-Tomaten, Mispeln und Erdbeeren.


Einen Brotstand gibt es nicht, aber wir finden noch einen Bäcker, bei dem es außer Brot und Pizza sogar auch Kuchen und Kekse gibt – in Italien findet man die sonst normalerweise nur in der Pasticceria. Die Verkäuferin ist sehr happy mit unserem Großeinkauf – Brot, Kirsch-Crostata, Nusstorte und Cantuccini für zuhause – dass sie uns noch ein Miniküchlein schenkt und der Hase seinen gewünschten Keks umsonst bekommt.

Der nächste Stopp ist obligatorischerweise der Eisladen. Für mich gibt es heute Curcuma und Pinienkern, letzteres ist vegan, wovor mich der Verkäufer extra warnt. Schmeckt aber trotzdem sehr gut! 😉

Zuhause gibt es Kaffee, Kuchen und Obst und dann eine mehrstündige Siesta zum Schlafen, Dösen, Internet leer lesen und Podcast hören. Abends wollen wir dann wieder in die Pizzeria gehen, aber da es Sonnabend ist, ist alles ausgebucht. Man bietet uns aber an, unsere Pizza als Take-away zu nehmen. Dafür berechnet man uns auch nur einen geringeren Preis und weil unsere “Gastgeber” gute Bekannte der Inhaber sind, gibt es auch noch einen extra Rabatt. Am Ende gehen wir mit vier sehr leckeren Pizzen für 26 € zurück nach Hause. 

Meine Pizza heißt Lucrezia und ist mit Mascarpone, frischen Tomaten, Grana und Rucola – buonissima!

Florenz mit Insider-Foodie-Tipps 

Heute fahren wir nach Florenz, in die Hauptstadt der Toskana. Zur guten Vorbereitung gehörte es für mich, mir vorher ein paar Insider-Tipps geben zu lassen. Ich fragte also meine Freundin @frannybianco, die ich letztes Jahr beim Language of Food-Workshop auf Sizilien kennengelernt habe und die gerade in Florenz lebt, nach guten Adressen zum Essen und Eisschlecken. Leider hat sie selbst heute keine Zeit für uns, aber ich bekam eine ganze Liste mit Tipps, von denen wir immerhin drei ausprobieren können. Aber eins nach dem anderen…

Wir parken am Piazzale Michelangelo und genießen erstmal den Panoramablick über die Altstadt. Dann steigen wir Richtung Arno durch den Rosengarten hindurch den Berg hinab. Vor einem plötzlichen Regenguss flüchten der Hase und ich uns gleich erstmal ins von Franny empfohlene Il Gelato di FiLo, das zum Glück genau auf dem Weg liegt. Ich entscheide mich für Gianduia und Himbeere, der Hase für Karamell und Apfelkuchen. Wir sind mehr als zufrieden und können den künftigen Schauern jetzt mit größerer Gelassenheit trotzen.

Auf der anderen Arno-Seite angelangt schlendern wir zur Piazza Santa Croce, wo wir die gleichnamige Kirche besichtigen wollen, die wir bei unseren bisherigen Florenz-Besuchen immer ausgelassen haben. Auf der Piazza gibt es viele Touristen, aber auch mindestens eine Wohnung, die uns erstrebenswert erscheint. (In fremden Städten gucken der Hase und ich gerne, wo wir wohnen wollen würden, wenn wir dort lebten.)

Vor der Kirche steht eine Statue von Dante. Innen drinnen sehen wir unter anderem die Gräber von Galileo Galilei, Michelangelo und Macchiavelli sowie Gedenktafeln für Leonardo da Vinci und die italienischen “Entdecker” Christoforo Colombo, Amerigo Vespucci und Giovanni Caboto.


Von Santa Croce laufen wir weiter zum Dom, wo es noch viel mehr Touristen gibt, so dass wir nur schnell ein Foto knipsen und uns ansonsten nicht länger aufhalten. Der Dom ist so riesig, dass er nicht komplett aufs Foto passt, aber immerhin habe ich einen Blickwinkel gefunden, aus dem das Baptisterium und der Campanile auch mit zu sehen sind.

Vor dem Palazzo Vecchio und an den Uffizien gibt es jede Menge Statuen und Skulpturen zu beschauen, dementsprechend viele Touristen finden sich auch hier. Wir halten uns daher nicht lange auf, aber ein schneller Schnappschuss von David (wenngleich nur in Kopie) muss schon sein.

Ebenso obligatorisch und demzufolge überlaufen ist der Ponte Vecchio. Ein schnelles Foto, einmal drüber laufen und dann sind wir froh, dass wir wieder auf der etwas ruhigeren Arno-Seite sind. Wir spazieren zur Piazza Santo Spirito und lassen uns auf die Stühle vor der gleichnamigen Osteria fallen. Ein Tipp von Franny und eine Bewertung von 9,0 bei Foursquare – das muss gut sein!

Wir werden nicht enttäuscht und snacken erstmal zwei Sorten Brot und köstliche Tapenade, während wir die Karte studieren. Der Hase und ich bestellen je ein Glas Hauswein – er weiß, ich rot. Vor allem der Weiße ist toll, ein Vermentino.

Eigentlich wollen wir ja endlich einmal das berühmte Bistecca Fiorentina probieren und wählen deshalb erstmal nur Primi in reduzierten Portionen. Das erweist sich auch als ganz gute Taktik, in den Foursquare-Bewertungen werden die kleineren Portionen empfohlen und wir sehen an den Nachbartischen, wie riesig die großen sind.


Ich entscheide mich für eine traditionelle toskanische Pappa al Pomodoro, eine Brotsuppe mit Tomaten, Knoblauch und Basilikum. Sehr sehr gut, das werde ich zuhause versuchen, nachzubauen.

Mama bestellt die fluffig-leichten mit Käse überbackenen Gnocchi mit Trüffelöl, ohne zu wissen, dass die in den Bewertungen besonders gut wegkommen. Juhu! Sie sind wirklich so unglaublich lecker, wie alle schreiben. Wir fragen dann auch nochmal nach der Käsesorte – es ist eine Mischung aus Mozzarella, Parmesan, Gorgonzola und Galbanino.

Die Männer bestellen beide die handgemachten Tortellacci in Wallnusscreme, die auch wahnsinnig gut sind. Inzwischen hat sich die Kellnerin in der Küche erkundigt: Die Bistecca ist heute 1,4 kg schwer. Dem sind wir dann leider doch nicht gewachsen, schade. Da wir aber wegen der vorsichtigen Primi noch Platz im Magen haben, können wir uns so noch einmal die Dessertkarte vornehmen. Doppel-juhu!

Der Hase entscheidet sich für eine Ricotta-Creme mit Schokolade und Beeren.

Ich nehme die Brombeer-Crostata mit zwei himmlisch-reifen Brombeeren als Deko. 

Dann laufen wir gemütlich zurück zum Auto, nicht ohne noch an der Gelateria della Passera anzuhalten – immerhin hatten wir gestern kein Eis, das muss unbedingt nachgeholt werden! Ich nehme  Kiwi und Pink Grapefruit, der Hase Schoko-Orange und Zabaione. Wir fahren müde nach Hause und lassen den Abend ein weiteres Mal vor dem Kamin ausklingen.

Canneto, Monteverdi Marittimo und #12von12

Es ist der 12. und damit wieder Zeit für #12von12. Heute legen der Hase und ich einmal einen “Faultag” ein, während diesmal meine Eltern alleine unterwegs sind und sich den Giardino dei Tarocchi ansehen. So ganz faul sind wir dann aber doch nicht, am Ende bin ich über 14.000 Schritte gegangen…

Der Blick aus dem Bett in unserem über 400 Jahre alten Quartier
Erste Amtshandlung: Kaffee machen
Zum Frühstück gibt es heute Müsli mit Joghurt und Obst
Ich benutze Mamas Laptop und einen Hotspot, um die letzten Tage zu verbloggen
Draußen scheint die Sonne und die Katzen der Umgebung suchen sich warme Plätze
Drinnen ist es kühl, wir machen uns erstmal ein Feuerchen an
Dann treibt es uns doch in die Sonne und wir wandern die 4 km ins nächste Dorf
Dort wohnen in einem Haus Bienen…
…und dieser Vogel
Eine nette Kirche gibt es auch
Auf der Terrasse der Bar machen wir Rast, leider gibt es im ganzen Dorf keine Gelateria
Auf dem Rückweg entdecke ich diesen schönen Schornstein
Wir gönnen uns beim Weinkauf etwas Süßes

Am Abend verkosten wir zuhause die gekauften lokalen Weine

Chianti Classico, Giro d’Italia und Roseneis

Nach dem gestrigen langen Tag entscheiden sich meine Eltern wieder für einen ruhigen Lesetag zuhause, während der Hase und ich zu neuen kulinarischen Abenteuern aufbrechen. Uns zieht es heute ins Gebiet des Chianti Classico, wo wir zwar keinen Wein verkosten, aber die Landschaft zwischen Weinbergen und Olivenhainen genießen und die eine oder andere Köstlichkeit probieren und einkaufen wollen. Das Wetter ist nicht das schönste, wir machen aber das beste draus und lassen Blumen für die Farbtupfer auf den Fotos sorgen.

 

Zunächst lassen wir uns vom Navi nach Greve führen. Dort spazieren wir über den Marktplatz und wundern uns über die pinke Deko überall. Dann bekommen wir aber relativ schnell mit, dass alles für die Ankunft des Giro d’Italia am Sonntag vorbereitet ist. Wir machen eine kurze Pause und essen etwas, bevor wir das Örtchen wieder verlassen, denn für das heutige Eis empfiehlt uns Foursquare eine Gelateria in Castellina.

 

 

Torta al Cioccolato für den Hasen

Eine mit Pecorino gefüllte Birne, die mit Bacon belegt und dann gebacken wurde, für mich

Wir lassen uns vom Navi zur Gelateria Artigianale L’Antica Delizia in Castellina fahren und sind kurz etwas irritiert, als wir vor einem verlassenen Häuschen stehen. Zum Glück entdecken wir den Hinweis, dass die Gelateria umgezogen ist, samt neuer Adresse und Wegbeschreibung. Da der neue Standort am anderen Ende des Ortes ist, spazieren wir erst einmal gemütlich durchs hübsche Castellina, genießen den Ausblick, bzw. die Ausblicke, in die Täler zu beiden Seiten und erstehen in einem Laden mit lokalen Spezialitäten pikant eingelegte Oliven, getrocknete Tomaten in Öl und ein kleines Stückchen Wildschweinschinken. Dann fahren wir zur Gelateria. Ich wähle die Haussorte Antica Delizia (cremig, mit keksigen und kakaoigen Elementen), das Ananassorbet (Fruchtalarm ;)) und das Zitronensorbet mit Salbei – vorzüglich. Wir entdecken ein Roseneis, das speziell für den Giro d’Italia kreiert wurde und vom Hasen probiert wird – sehr sehr lecker! Außerdem entscheidet er sich für Erdbeer und Butterkeks. Alle Sorten waren sehr zu empfehlen und die Gelateria gut gefüllt – sollte man sich definitiv vormerken!

 

Im Hintergrund das Roseneis, davor Zitronensorbet mit Salbei

 

Antica Delizia, Zitrone-Salbei, Ananas

Dann fahren wir weiter nach Radda. Hier finden wir einen Plan der Giro-Etappe und stellen fest, dass wir völlig ungeplant ziemlich genau die Etappe entlang gefahren sind, wenn auch in umgekehrter Richtung. Wir spazieren durch die mittelalterlichen Gassen, werfen einen Blick in die Kirche und durchstöbern Geschäfte. Wir nehmen ein Romana-Salatherz mit, weil es dem Hasen nach all der Pasta einmal nach etwas leichtem, frischen ist. Außerhalb des Ortskerns entdecken wir bei der Weiterfahrt nach Gaiole noch einen Obst- und Gemüsestand, an dem uns Erdbeeren und Pfirsiche anlache, die ebenfalls mitkommen dürfen. Die Pfirsiche drängen sich mit ihrem reifen Duft beim Vorbeigehen geradezu auf – und das im Mai!

 

 

In Gaiole bummeln wir über den Corso und schauen nach einer Bar für einen ordentlichen Apericena – einen Aperitivo mit Gratis-Snackauswahl. Das Richtige gefunden haben wir aber nicht so richtig, so dass wir beschließen, doch zurück nach Hause zu fahren und das Abendessen vor dem Kamin einzunehmen. Knappe zwei Stunden fahren wir also zurück, gegen Ende wird es dann auch langsam dunkel. Zuhause angekommen macht der Hase einen knackigen Salat und ich bereite einen Snack-Teller vor. Wir essen, schwatzen noch ein wenig mit den Eltern und fallen dann gegen halb 11 ins Bett. Morgen ist definitiv Zeit für einen Faultag unsererseits!

 

Scamorzette, Mozzarella, Salami, Oliven, getrocknete Tomaten, Brot mit Öl und Pfirsich vor dem Kamin

San Galgano, Siena, Asciano und Sommertrüffel 

Wir nutzen den auf absehbare Zeit letzten relativ sonnensicheren Tag für unseren Ausflug nach Siena und verbinden diesen direkt noch mit der Besichtigung der Abteiruine San Galgano und einem Besuch bei einer lieben entfernten Verwandten (Familie geht auch ohne gemeinsame Gene) in der Pecorino-Hauptstadt Asciano.

Die Abtei San Galgano hat infolge eines Blitzeinschlags mit dazugehörigem Feuer seit Jahrhunderten kein Dach und keine Fenster mehr und wurde bereits 1789 (?) entweiht. Seitdem steht sie romantisch in der Gegend herum und inspiriert Künstler und Literaten. Und auch wir sind bereits zum mindestens dritten Mal hier (bis auf den Hasen, der hat heute seine San Galgano-Premiere, aber er war eben auch noch nie in der Toskana).

 

Nach einer ausführlichen Begehung und unzähligen Fotos fahren wir weiter nach Siena und erinnern uns an die letzten Male hier, bei denen wir noch meine Großeltern dabei hatten. Für sie war der Aufstieg in die Stadt besonders anstrengend, auch für uns ist er kein leichtes. Da kommt es uns natürlich unwahrscheinlich entgegen, dass in den letzten 20 Jahren auch ein entspannterer Weg nach oben – über diverse Rolltreppen – eingerichtet wurde. So kommen wir beinahe im Vollbesitz unserer Kräfte an. Zuerst zieht es uns natürlich zur berühmten Piazza Il Campo.

 

Draufklicken zum Größermachen – Panorama-Spielerei 😉

 

Wir nehmen einen leichten Mittagssnack zu uns (Caprese mit Büffelmozzarella, Bresaola-Carpaccio bzw. Parmigiana di Melanzane) und gönnen uns danach das obligatorische Eis bei Nannini, der Familie der gleichnamigen Sängerin Gianna Nanini. Dann spazieren wir durch die Gassen hinüber zum beeindrucken, für meine Begriffe äußerlich ganz schön überladenen, Dom. Ausnahmsweise kaufen wir uns auch Tickets und sehen uns das Ganze auch von Innen an. Für Kunsthistoriker_innen gibt es hier bestimmt eine Menge zu entdecken, da ich aber Kopfschmerzen habe, laufe ich nur einmal kurz überall entlang und setze mich dann und lasse die Atmosphäre auf mich wirken. Dankenswerterweise wurde heute kein Weihrauch angezündet – der hat mir in meinem ersten Toskana-Urlaub vor 25 Jahren sämtliche Kirchen durch Kopfschmerzen vermiest.

 

 

Am späten Nachmittag fahren wir durch weite Weizenfelder weiter nach Asciano. Die Stadt liegt an einem Fluss, an dem früher diverse Mühlen standen, die die Gegend mit Mehl versorgten. Neben dem Getreide ist Asciano heute vor allem als Hauptstadt des Pecorino bekannt. Den Markt haben wir laut unserer Gastgeberin leider um zwei Tage verpasst. Trotzdem können wir auf unserem Stadtbummel noch einen halben frischen Pecorino für die nächsten Tage und einen kompletten, reiferen für Zuhause erstehen. Den Rest des Abends verbringen wir mit Essen, Weintrinken und Erzählen. Immerhin haben wir uns seit über 20 Jahren nicht gesehen. Es gibt ein tolles frühlingshaftes Menü, guten Wein aus der Gegend und so wird es beinahe Mitternacht, bis wir uns auf den zweistündigen Heimweg machen…

Hier noch unser Frühlingsmenü in Bildern:

 

Zum Aperitivo gibt es rohe Artischocke, in Olivenöl und Essig gedippt, und dazu Salami, Schinken und Knabberkram

Zur Vorspeise gibt es frischen, weichen Pecorino mit Fave und zum Kosten einen weiteren Käse mit Rotweinadern und dazu ein Aprikosensößchen

Den Hauptgang bilden Taglietelline mit einem Hieb Butter, einem Schluck Olivenöl und frisch gehobelten Sommertrüffeln

Zum Nachtisch gibt es Erdbeeren, die mit Weißwein, Zucker, Minze und Pfeffer mariniert sind

 

Parco Geotermico delle Biancane, Massa Marittima und ein wild-frittiertes Menü

Eine entfernte Verwandte hatte uns auf Facebook empfohlen, den nahegelegenen geothermischen Park zu besuchen. Da unsere Familie ja ein Faible für vulkanische Dinge hat, nahmen wir uns das direkt für den nächsten Tag vor. Die Fahrt durch weitestgehend menschenleeres Gebiet wird vor allem dadurch unterhaltsam, dass der Straßenatlas von vor 25 Jahren die Strada Provinciale noch nicht kennt, die das Navi präferiert. Das sorgt für Verwirrung und Unsicherheit bei der Generation 60 Plus. Allerdings ist die Straße uns dann auch nicht mehr ganz so geheuer, als wir an die Stelle kommen, wo sie laut Navi über einen Fluss, in der Realität aber eher mitten hindurch führt. Zum Glück ist aber gerade kein Hochwasser und wir kommen sicher auf die andere Seite. Natürlich müssen wir aber trotzdem anhalten und fotografieren. Nicht zum letzten Mal heute fühlen wir uns wie auf Island.

Der Stopp hat auch noch einen schönen Nebeneffekt: Am Straßenrand finde ich jede Menge wilden Fenchel, von dem ich mir einen dicken Strauß pflücke. Gedanklich bin ich damit schon vormittags beim Abendessen, aber wir sind ja nun mal in Italien. “Zuhause” um unsere Ferienwohnung herum blüht und duftet der Holunder, die Blüten zu frittieren haben wir uns gleich von Anfang an vorgenommen. Ein roter Faden für das heutige Menü ist also gefunden: Essbare Wildpflanzen.

Erstmal riecht es jedoch eher nach faulen Eiern, von den Schwefeldämpfen der Fumarolen. Nur 7-8 km unter uns ist eine Magmakammer, gräbt man nur 100 m tief, ist es gleich 9 Grad wärmer. An einigen Stellen ist der Abstand deutlich geringer, man fühlt die Wärme im Vorbeigehen und es tritt auch Dampf aus.

Ein kleines Video mit dem Originalton:

Es gibt einen kleinen Rundweg zum Wandern. Leider verlieren wir die Route ziemlich schnell und laufen dann eher durch einen Wald voller Esskastanien und Korkeichen, als durch vulkanisches Gebiet. Ist aber auch spannend und schön und wir sehen die ersten Eidechsen dieses Urlaubs, die es sich in der Sonne bequem machen (bis wir kommen).

Nach etwa anderthalb Stunden Natur pur fahren wir weiter nach Massa Marittima und schlendern dort zur Piazza Garibaldi mit dem beeindruckenden Dom samt architektonisch spannender Treppe. Hier saßen wir vor 25 Jahren und sahen den Fahnenschwingern und Armbrustschützen des Ballestro del Girifalco zu. Heute ist es hier deutlich ruhiger und leerer. Als wir genug geguckt haben, suchen wir uns ein Café mit WLAN, damit meine Eltern auch endlich mal wieder in Ruhe ihre E-Mails checken und auf Facebook rumhängen können.  Der Kellner stammt aus Südtirol und so können wir kompliziertere Vorgänge wie das Einwählen ins WLAN und die gleichzeitige Bestellung aus Speisekarte, Pasticceria-Auswahl und von der Eistheke – alles auf einer Rechnung – in schönstem deutsch-italienischem Kauderwelsch organisieren.

Crostini mit Artischocken und Grana Padano
Cioccolato nero, fragola, icricotta e fichi


Auf dem Weg zurück zum Auto entdecken wir noch den Brunnen der Fruchtbarkeit mit entsprechendem Fresco.


Auf dem Heimweg halten wir noch an einem Supermarkt, um unsere Vorräte aufzufüllen und noch einige Zutaten fürs Abendbrot zu kaufen. Die Zucchiniblüten sind dann einfach irgendwie mit in den Wagen gehüpft – frittieren stand ja eh schon auf dem Plan und so ergab sich dann spontan noch eine tolle Vorspeise.

Teig für Fritti nach Rachel Roddy

  • 150 g Mehl
  • 2 EL Olivenöl
  • 200 ml Wasser
  • 2 Eiweiß
  • Salz

Mehl, Öl und Wasser gut vermischen und für eine, besser zwei Stunden in den Kühlschrank stellen. Direkt vor dem Frittieren wieder herausholen und Eischnee unterheben – fertig. Zum Frittieren haben wir natürlich Olivenöl genommen (extra verginge, aber nicht das teuerste), schmeckt am besten und man gönnt sich ja sonst nichts. Die Menge Teig reicht für 6 gefüllte Zucchiniblüten, 48 Zucchinistifte (ca 1 cm Durchmesser und 7 cm Länge) und etwa 10 große Holunderdolden.

Gefüllte Zucchiniblüten und Zucchinistifte

  • 6 junge Zuchini mit Blüten
  • 6 Anchovifilets
  • 1 Mozzarella
  • Teig für Fritti (siehe oben)

Den Mozzarella in sechs Teile schneiden. Blüten von den Zucchini abschneiden (einen kleinen Strunk dranlassen) und vorsichtig auseinanderziehen. Mit je einem Stück Mozzarella und einem Anchovifilet füllen und wieder verschließen/zudrehen – es passt viel mehr hinein, als man denkt! In den Teig tauchen und frittieren. Die Zucchini halbieren und jede Hälfte der Länge nach vierteln. Ebenfalls in den Teig tauchen und frittieren. Die heißen Fritti salzen und sofort servieren. Mit den Fingern essen!

Fertig befüllte Blüten, fertig zum Frittieren




Pasta mit Salsiccia und wildem Fenchel nach Eric Lissner

  • 1 großer Bund wilder Fenchel, gewaschen
  • 500 g Penne rigate
  • 2 Salsicce
  • 3 Zehen Knoblauch, in Scheiben
  • Peperoncino
  • Salz

Einen Pastatopf mit Wasser zum Kochen bringen. Den Fenchel darin 5 Minuten simmern lassen und dann herausfischen. Das Wasser großzügig salzen, die Pasta dazugeben und al dente kochen. In der Zwischenzeit die Salsicce von ihren Häuten befreien. In einer Pfanne den Knoblauch langsam in Olivenöl andünsten, dann die Scheiben herausfischen. Die Salsicce hinzugeben, mit dem Pfannenwender zerkleinern und mit Peperoncino würzen. Das Fleisch gut durchbraten. Währenddessen den Fenchel kleinhacken und dann zur Salsiccia geben. 1-2 Kellen Pastawasser dazugeben, um eine gleichmäßige Sauce zu erhalten. Die fertige Pasta dazugeben und alles vermischen, bei Bedarf mit mehr Pastawasser nachhelfen. Servieren.


Frittierte Holunderblüten mit gezuckerten Erdbeeren

  • 10 Holunderdolden
  • Teig für Fritti (siehe oben)
  • 250 g Erdbeeren
  • Zucker

Die Dolden verlesen, Blätter entfernen und eventuelle Insekten etc. absammeln (nicht waschen!). Erdbeeren putzen, kleinschneiden und zuckern. Die Dolden am Stiel festhalten, in den Teig tauchen und gut abtropfen lassen. Über das Frittierfett halten und mit einer Schere so abschneiden, dass nur die vom Teig bedeckten dünnen Zweige ins Fett fallen. Nach und nach alles goldbraun frittieren, dann zuckern und noch heiß mit den Erdbeeren servieren.
 

Golfo di Barrati und Piombino

Am Morgen nach unserer Pizza-Schlemmerei sind meine Eltern eher auf einen faulen Tag eingestellt. Der Hase und ich sind auch etwas müde, aber dennoch abenteuerlustig. Deswegen machen wir uns nach dem Frühstück alleine auf den Weg ans Meer.


Wo man steht und geht und fährt ist dieser Tage alles voller Mohn. Diverse andere gelbe, rosa, orangene und lila Blumen stehen auch herum, die können wir aber nicht ganz so zweifelsfrei identifizieren. Die lilanen sehen aber nach Luzerne aus, sind sich Mama und der Hase einig.

Nach einer Dreiviertelstunde Fahrt erreichen wir den Strand und stehen kurz darauf im Wasser. Allerdings nur bis zu den Knöcheln, denn es ist doch ganz schön kalt, auch im Mai noch. Überhaupt ist es ein eher grauer Tag, so dass die schönsten Fotos vom Meer etwas von Wildromantik als von Urlaubsparadies haben. Macht aber nix, Meer ist bei jedem Wetter toll.

Wir sind am Golfo di Baratti. Hier habe ich damals vor 25 Jahren schwimmen gelernt. Damals war Juli oder schon August und der Sand so heiß, dass man es barfuß nicht lange darauf aushalten konnte.

In den Badepausen lagerten wir deswegen  im Pinienwäldchen direkt am Strand, wer Glück hatte (meistens ich), sicherte sich einen Platz in der Hängematte. Die haben wir heute nicht dabei, aber dafür sammeln wir jede Menge Pinienzapfen als Feueranzünder für den Kamin.

Als nächstes fahren wir hinauf nach Populonia, wo es ein Etruskermuseun gibt, das wir allerdings links liegen lassen. Auch unten gegenüber vom Strand gibt es Etruskergräber – nicht umsonst heißt die Gegend im Reiseführer die etruskische Riviera. Wir sind allerdings eher auf kulinarische Abenteuer aus und halten Ausschau nach Eis oder Streetfood, von beidem hat das sehr touristische Populonia leider nichts spannendes zu bieten. Dafür gibt es einen schönen Blick hinunter auf den Golf.

Und dann finden wir doch noch ein kulinarisches Highlight auf dem Parkplatz: Ein Mispelbaum mit vereinzelt schon reifen Früchten. Noch relativ säuerlich, aber dennoch saftig und aromatisch.

Wir fahren weiter ins Hafenstädtchen Piombino, das nach den Bleivorkommen in der Gegend benannt ist. Der wichtigste Industriezweig heute scheint die “Brücke nach Elba” zu sein: Von hier fahren die Fähren hinüber zu Napoleons Exil. Wir spazieren ein wenig durch die Altstadt und den Corso entlang, der am Sonntagnachmittag voller Menschen ist. Einem genialen Impuls folgend zieht mich der Hase in eine unansehnliche Seitengasse, die uns auf direktem Weg hinunter zum alten Hafen führt. Hier sind wir ganz allein mit an die Kaimauer schlagenden Wellen, Segelbooten und einem Mann, der den Rumpf seines Bootes abschleift.

An der Kaimauer entlang laufen wir zur Mole. Hier gibt es wieder mehr Menschen aber auch witzige Hunde, eine Windrose aus vielfärbigem Marmor und einen schönen Blick auf die Waterfront von Piombino.

Wir lassen dann Medici-Schloss Medici-Schloss sein und finden ganz ohne Internetempfang das älteste Cafés des Corsos, Caffè Nanni, wo seit 1926 u.a. ein umfangreicher Apritivo mit verschiedensten Spritz-Variationen und Snack-Büffet serviert wird. Dafür ist es allerdings zu früh, deswegen halten wir uns an das sehr leckere Eis: Schokolade, Zitrone und Pistazie für mich und Zuppa Inglese, Frutti di Bosco und Bacio für den Hasen.


Wir schlendern noch ein wenig über einen Flohmarkt und fahren dann über ausgiebige Serpentinen durch einsame Waldgebiete und idyllische Bergdörfer zurück nach Hause. Dort machen wir uns aus den Resten von Freitag einen leckeren Nudelsalat mit ordentlich Knoblauch und öffnen eine Dose Thunfisch zur Veredelung der üblichen Stullenauswahl. Natürlich gibt es noch einen Chianti dazu, aber davon ist ja sowieso auszugehen.