Momente 18.4.2016

Morgens in der U-Bahn: Eine Frau hat ihren Kinderwagen mit einem Tuch abgedeckt, das Baby darin soll seine Ruhe haben. Es quäkt dann aber doch kurz mal sehr süß vor sich hin. Ein paar Meter weiter ein Kleinkind im Buggy, es nimmt das Quäken auf und entwickelt es zu Wolfsgeheul weiter. Die beiden Kinder sehen sich nicht, spielen aber trotzdem miteinander.

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Nachtrag vom Wochenende: Wir waren mit Frei-Tickets von der Arbeit auf der Allergy & Free Form Show / Just V Show / Love Natural Love Organic in der Station BERLIN und haben diverse Fleischersatz-Produkte, aber auch leckere Bio-Käse und -Wurstsorten sowie veganes Florida Eis verkostet. Einen kurzen emotionalen Moment hatte ich immer, wenn ich durch die versperrten Ausgänge raus in die Halle 3 gucken konnte, wo ich in jetzt nur noch zwei Wochen auf dem Affenfelsen sitzen, mit Internetmenschen quatschen und zu Vorträgen eilen werde. Große Vorfreude auf die rpTEN!

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Wegen Wetter, Zeitfenster und vielem Sitzen vom Büro zum Sorbisch gelaufen – Fischerinsel, Spree und zum Schluss durchs Hinterbänkler-Friedrichshain. Zum zweiten Mal seit dem Ironblogger-Treffen neulich. Viele kitschige Fotos vom Frühling gemacht und ne gute Stunde gebraucht, inkl. Abendbrot- und Lehrerbierbesorgung.

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Zum Sorbisch-Unterricht am Abend gibt es gegen Ende Scotch – mit gelockerter Zunge lernt es sich besser und spricht es sich vor allem mit weniger Hemmungen. Der auf dem Tisch stehende Teller mit Ostereiern inspiriert zu grammatischen Höchstleistungen.

  
“Hinter dem braunen Osterei ist ein schwarzes Osterei.”

-> “Za brunym jutrownym jejkom je čorne jutrowne jejko.”

Außerdem gelernt:

“Njedźelu njedźěłamy.” 

-> “Sonntags arbeiten wir nicht.”

Und: 

“Prěnja žaba widźi druhu.”

-> “Der erste Frosch sieht den zweiten.”

Außerdem: 

Belebt ist, was weglaufen kann!   
 

Fiano di Avellino – Vom Essen, Schreiben und Weintrinken (und von Sizilien)

Auch bei Foodies (oder Foodisten?) wie mir ist die Essensplanung so manches Mal völlig dem Zufall unterworfen. Heute war es ein Bus, der nicht so fuhr, wie er sollte, so dass meine Ma und ich nicht wie sonst am Centro Italia vorbeifuhren, sondern eben liefen. Grund genug, endlich mal wieder vorbeizugehen und meiner Ma vorzuführen, was es dort alles Köstliches gibt. 
Natürlich blieb es nicht beim Gucken und eine Packung Taralli musste mit. Jedes Mal wenn ich im Centro bin denke ich an die kulinarischen Freudenfeste bei meinem Ex-Schwiegervater (ich erwähnte ihn gerade neulich erst) und Taralli gehörten unweigerlich dazu, zum Antipasto oder sogar noch davor, wenn man seinen Magen langsam wieder darauf einstimmen wollte, demnächst Nahrung aufzunehmen… Zum Schluss unseres Rundgangs verschlug es mich noch kurz in die Weinabteilung. Ich gucke mir Weinabteilungen routinemäßig an und untersuche sie darauf, ob es denn Aglianico oder Fiano aus Avellino gibt. Das sind die beiden Rebsorten (eine rot, die andere weiß), die wir dort immer gewohnheitsmäßig getrunken haben und ich könnte schwören, dass der Fiano der beste Weißwein der Welt ist. Aglianico findet man in Berlin ab und zu, wenn auch meistens nicht direkt aus Avellino. Fiano habe ich hier noch nie im Laden (und auch nicht im Restaurant) gesehen. Umso erfreuter war ich, dass im Centro heute beides vorrätig war – und dann auch noch von Mastroberardino, dem Weingut, bei dem mein Ex-Schwager früher gearbeitet hat. 
Nun – Rotwein haben wir noch in rauhen Mengen da, aber der Fiano musste mit, trotz des stolzen Preises von 12,95 € pro Flasche, denn das ist er auf jeden Fall wert. So plante ich dann mein Abendessen um den Wein herum – wie es echte Kenner so machen *hust*. Es gab das selbstgemachte Dinkelbrot vom Mann mit verschiedenen Käsesorten (u.a. tollem Ziegenschnittkäse mit Bockshornklee aus seiner Heimat), Bärlauch, getrockneten Tomaten, Oliven und eben Taralli. Dazu ein gut gefülltes Glas Fiano und ich war im siebten Himmel. Die Rebe wächst fast nur in der Region Avellino, man gewinnt nur geringe Erträge und die Trauben haben auch noch wenig Saft. Deswegen ist er so selten. Lecker ist er umso mehr. Durch den Anbau in Haselnussplantagen sagt man ihm eine leichte Haselnussnote nach. Und nach Honig schmeckt er. Finden auch die Bienen, die gerne von den Trauben naschen, was dem Wein zu Zeiten der Römer den Namen Apiana einbrachte. Und ein wenig moussierend ist er auch, so heißt das doch, wenn ein wenig Kohlensäure drin ist, oder? Ihr merkt, mit Wein kenne ich mich (noch) nicht so gut aus – ich kaufe meist, was mir schon geschmeckt hat, womit ich ja bisher nicht schlecht fahre. 🙂
So viel Geld für eine einzelne Flasche Wein auszugeben, mag dem Einen oder Anderen Verschwendung erscheinen, aber ich habe heute auch etwas zu feiern. Ich habe nämlich noch viel mehr Geld ausgegeben und endlich den Kurs The Language of Food mit Rachel Roddy und Luisa Weiss im Juni in Sizilien gebucht. Eine Woche lang werde ich dort essen, trinken, kochen und schreiben lernen und mich mit anderen austauschen – hier habe ich schon einmal darüber geschrieben. Ich habe lange mit mir gerungen, so viel Geld auszugeben, bin aber schlussendlich meinem Bauchgefühl gefolt, unterstützt von allerlei positiven Schubsern vom Mann und aus dem Freundeskreis. Danke dafür! Ich weiß jetzt schon, dass mich diese Woche sehr glücklich machen wird!
Und weil dieser Blogpost mit meiner Ma begann, endet er auch mit ihr und dem Festmahl, dass sie uns am Ostermontag auftischte – so ein Foodie wird man ja nicht von alleine! (Nicht im Bild: Pizza mit Zucchini bzw. Salami)

Oster-Futter: Pizza con l’erba

Gestern galt es, etwas für unser Redaktions-Osterbrunch zuzubereiten und meine Wahl fiel auf eine Pizza con l’erba. Das Besondere daran ist, dass es sich um eine gefüllte Pizza, also so ähnlich wie eine Pastete oder eine Calzone handelt, und, dass sie vor allem mit Grünzeug (erba = Kräuter) gefüllt ist. Ich habe dieses typische irpinische Ostergericht bei meinem irpinischen Ex-Schwiegervater kennengelernt, der es uns oft zu Ostern, aber auf besonderen Wunsch auch zu allen anderen Jahreszeiten (dann aus den unerschöpflichen Weiten seiner Tiefkühltruhe) servierte. Traditionell wird es zu Karfreitag gegessen, wer möchte, kann also heute noch schnell die Zutaten besorgen und dann morgen mit etwas echt Italienischem glänzen 😉 (Irpinien ist übrigens die bergige Gegend rund um Avellino in der Region Kampanien und über das Essen meines Ex-Schwiegervaters sollte ich viel öfter bloggen – er ist der beste Koch und Bäcker, den ich je kennengelernt habe.)
Zutaten:
  • Pizzateig aus Hefe (in meinem Fall war er aus Zeitnot gekauft, dünn ausgerollt)
  • Grünzeug nach Wahl, z.B. Spinat, Endivie, Mangold, Cime di Rapa, Puntanelle sowie diverse Frühlingskräuter, z.B. Kerbel und Borretsch (In meinem Fall habe ich genommen, was ich kriegen konnte: Babyspinat, Endivie, Pak Choi, Bärlauch und eine Mischung aus frischen Kräutern für Grüne Sauce, die u.a. aus Kerbel, Borretsch, Estragon und Sauerampfer bestand)
  • Pinienkerne, Sultaninen, grüne Oliven und Anchovis (die Anchovis habe ich durch getrocknete Tomaten, Zwiebeln und etwas Salz ersetzt)
  • Pfeffer, Salz, Olivenöl und in meinem Fall Zitronenzesten

Zubereitung:
Mit der guten Hälfte des Pizzateigs eine Auflaufform auskleiden.
Grünzeug waschen, verlesen und ggf. klein schneiden.
Grünzeug in Olivenöl anbraten und würzen.

Toppings dazugeben und vermischen.

In die Form füllen (sie kann ruhig voll werden, hat bei mir nicht ganz geklappt).
Pizza mit dem Rest Teig zudecken, mit einer Gabel einstechen. Aus etwaigen Teigresten österliche Deko formen (der Beitrag des Mannes) und mit Olivenöl bepinseln.

Im vorgeheizten Backofen bei 200 Grad eine halbe Stunde backen (Je nach Ofen, bei mir waren 25 Minuten schon fast zuviel, aber ganz so dunkel wie auf dem Foto ist die Pizza zum Glück nicht.)

Warm oder kalt servieren – Buon Appetito e Buona Pasqua!