04.05.2024 – Ausflug in die Normalität

Ich wache auf und nicht völlig überraschend ist die Erkältung noch da. Was ist eigentlich aus dem guten alten „Kommt drei Tage, bleibt drei Tage, geht drei Tage“ geworden? Ich bin latent genervt. Beim morgendlichen Telefonat mit dem Liebsten passen wir unsere Pläne entsprechend an. Statt Comedy-Abend, Party und dann Übernachtung und Sonntagsauschillen bei ihm gibt es ein frühes Abendessen draußen, Comedy-Abend und dann jede*r wieder zurück ins heimische Bett. Der Liebste darf sich grad auf keinen Fall anstecken und ich bin in meinem eigenen Bett am besten aufgehoben – mit allen Hausmittelchen und Annehmlichkeiten in Griffweite und möglichst ungestörtem Nachtschlaf. Ich sage also schweren Herzens die Party ab, auf die wir uns gefreut hatten (Der Mann der besten Freundin feiert in seinen Geburtstag hinein.) und bestelle leichteren Herzens einen Tisch in der Nähe des Tempodroms. Dann mache ich mir Frühstück, ziehe mir eine Jacke über den Schlafanzug und frühstücke gemütlich auf dem Balkon – der Sommer ist wieder weg, dafür ist jetzt Frühling und nicht wieder Winter wie vor zwei Wochen.

Zum Draußensitzenbleiben ist es mir aber zu kalt, ich lege mich wieder ins Bett und schlafe dann direkt nochmal eine Stunde.

Danach verbringe ich den Tag vor allem mit Internetkram und Lesen. Nicht weiter im Zauberberg, der ist mir heute zu nah an meinem Zustand. Gegen 16:30 stehe ich dann auf, dusche und ziehe mich an. Tickets, Portemonnaie, Taschentücher, Hustentabletten und eine Maske werden in eine kleine Handtasche (kleiner als A4 🙄) gepackt und dann breche ich auf. Mit Tram, U-Bahn und U-Bahn (alles ganz schön voll, aber ich kann sitzen und schütze die anderen mit meiner Maske) nach Kreuzberg. Der Liebste kommt genau wie ich etwa 10 Minuten vor der Zeit am ausgesuchten Lokal an, wir waren wohl beide etwas ungeduldig – haben uns ja auch schon wieder fast zwei Wochen nicht in der Kohlenstoffwelt getroffen.

Wir sitzen draußen und essen sehr leckeres griechisches Essen – gute Entdeckung, hier werden wir wieder einkehren! Der Liebste isst Bifteki und trinkt Retsina, ich habe gemischte Mezze und hausgemachte Orangenlimo mit Minze, wir teilen uns Salat. Der Liebste hilft mir ein wenig mit den Mezze, dafür bekomme ich von seinem Tsatsiki ab, der bei den Mezze komischerweise fehlt. Das ist aber auch der einzige Kritikpunkt.

Am Ende bezahle ich über einen QR-Code, der auf dem Tisch steht, inkl. Trinkgeld. Nächstes Mal will ich dann drei Gänge essen, aber heute haben wir weder die Zeit, noch die Energie.

Wir spazieren hinüber zum Tempodrom und sitzen noch eine Weile auf der Treppe, genießen die frische Luft und schauen, wer sonst noch ankommt. Heute Abend spielt Matteo Lane, den ich ursprünglich auf TikTok entdeckt hatte, und über den ich dann dank YouTube auch den Liebsten mit begeistern konnte. Der Vorplatz des Tempodroms füllt sich. Geschlechtertechnisch bin ich heute Abend definitiv in der Minderheit, hier ist alles voller Männer. Der Liebste ist als Cis-Hete aber genauso in der Minderheit wie ich. Wie Matteo Lane später selber anmerkt sind heute „alle Gays von Berlin“ da und wahrscheinlich wundert man sich in den Gay Clubs, dass heute keiner kommt. An bekannten Gesichtern entdecke ich nur eines, dafür gibt es auch einige sehr schön zurechtgemachte Drag Queens zu bewundern.

Als es kühl wird, beziehen wir drinnen unsere Plätze und warten dann noch eine ganze Weile, bis es endlich los geht. Der Warm-up kommt heute von Francesco De Carlo, der unglaublich witzig ist. Wir sind sofort große Fans. Dann kommt der Man of the Hour und ist erstmal ganz schön überwältigt, vor 3000 Menschen aufzutreten. Seine größte Show bisher und das bei seinem allerersten Deutschlandbesuch. Am Anfang merkt man ihm die Aufregung sehr an, er bombt einige Bits, bis er sich fängt. Dann wird es ein schöner Comedy-Abend. Wenn wir es richtig mitbekommen haben, wurde der Abend aufgezeichnet. Wenn man das ein bisschen zusammenschneidet, wird das ein sehr gutes Special!

Kurz nach 22 Uhr ist die Show vorbei und wir laufen zur S-Bahn. Der Liebste fährt nach Süden, ich nach Norden und kurz nach halb 11 liege ich im Bett. Wenig später schlafe ich tief und fest.

Gelesen:

Frau ArGueveur schreibt über Nähe und Distanz und den kaum existenten Unterschied zwischen virtuellen und physischen Treffen. Das kann ich so unterschreiben, auch wenn es gestern sehr schön war, den Liebsten auch mal wieder anzufassen und in Gänze zu sehen statt nur das Gesicht.

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