Vom Paddeln und Schlemmen

Man darf ja so Blogthemen nicht zu lange liegen lassen, ansonsten sind sie irgendwann einfach weg und man hat nicht darüber geschrieben (Vor wenigen Tagen habe ich genau dazu einen tollen Text gelesen, den ich jetzt leider nicht mehr finde. Es kam immer ein sehr passendes „Wuuuusch!“ drin vor, vielleicht erinnert sich ja jemand – ich muss mir dringend so ne Gelesene-Sachen-Aufheb-App zulegen…). Deswegen folgt jetzt hier der bereits angekündigte Post zu unserem Paddelwochenende auf der Mecklenburger Seenplatte.
Letztes Weihnachten habe ich ja erstmal zur Probe eingeführt, lieber Zeit als Dinge zu verschenken. Mit meinen Eltern waren wir deswegen Anfang Juni in Sopot und Gdánsk. Letztes Wochenende folgte dann die Einlösung des Geschenks für meinen Bruder und seine Freundin und wir fuhren paddeln. Von Berlin aus ging es mit dem Zug bis Fürstenberg, wo wir relativ lange auf unser bestelltes Taxi warten mussten, das uns dann aber mit vollem Komfort mitten rein in die Seenlandschaft zum Kanuverleih Kanatu in Priepert brachte. Dann ging alles recht schnell und uns wurden die bestellten Kajaks samt Zubehör (Paddel, Wertsachentonnen, Spritzdecken etc.) ausgeteilt und wir konnten packen. Unser Gepäck wurde in die „Packlöcher“ (so nenne ich sie jetzt mal, keine Ahnung, ob das wirklich so heißt) vorne und hinten im Kajak verteilt, Portemonnaies, elektronische Geräte etc. kamen in die Wertsachentonne und diese in Fußraum der vorn sitzenden Person. Für mein Smartphone und seine Kamera hatte mein Bruder uns wasserdichte Beutel mitgebracht, die er auf Exkursionen benutzt, um Eisproben zu nehmen – die Proben können dann im Notfall ruhig schmelzen, aber der zu untersuchende Inhalt geht ihm nicht verloren, es fließt nämlich nichts heraus. Hinein spritzte zum Glück auch nichts, so dass mein iPhone unversehrt blieb. Allerdings musste man es immer recht umständlich aus- und wieder einpacken, so dass ich fast nur während der Pausen Fotos gemacht habe.
Wasserflasche, Regenjacke und Karte kamen in ein Netz vorn auf dem Kajak, dann zogen wir uns Schwimmwesten (eine Vorschrift für Leihkajaks) und Spritzdecken über, stiegen ein und stießen uns vom Steg ab. Es konnte losgehen und wir paddelten über den Ellbogensee. Meine letzte und bis dahin einzige Kajak-Erfahrung hatte ich 15 Jahre früher auf dem Lac à Pic in Nova Scotia, Kanada gehabt. Es dauerte also erstmal einen Moment, bis ich mich wieder daran gewöhnt hatte, nicht wie beim Kanu ab und an die Seite zu wechseln und damit auch zu steuern, sondern eine möglichst runde und gleichmäßige Bewegung auszuführen und den Hasen, der hinter mir saß, mit den Füßen steuern zu lassen. Ich habe auch bis zum Ende des Trips immer wieder etwas variiert und herumprobiert, wo ich das Paddel am besten halte, in welchem Winkel ich es ins Wasser einsteche und ob und wann ich es leicht drehen muss, ohne aus dem Takt zu kommen und mir Blasen an den Händen zu holen. Es klappte allerdings gut genug, um ziemlich schnell voran zu kommen.
Erstaunlich schnell kamen wir an unsere erste Schleuse (und stellten bei der Gelegenheit fest, dass wir uns direkt zu Beginn verpaddelt hatten und unsere 2-Tages-Route nun im statt gegen den Uhrzeigersinn fuhren, nunja…). Die Schleusen waren immer mit viel Warten verbunden, während die Gegenseite bedient wurde, dann konnte man einfahren (Motorboote zuerst, Kajaks und Kanus zuletzt), hielt sich irgendwo am Rand fest und wartete, dass das Wasser stieg, bzw. fiel. Die ganze Prozedur dauerte gut und gerne eine Dreiviertelstunde, so dass ich am Ende ganz froh war, dass auf unserer Tour nur zwei Schleusen lagen. Hinter der Schleuse lag der Große Pälitzsee, an dessen Ufer wir eine kurze Rast machten, ein paar der mitgebrachten Brötchen verdrückten und dem Gebüsch einen Besuch abstatteten. Dann ging es über den Kleinen Pälitzsee und den Canower See zur nächsten Schleuse, die uns zum Labussee brachte. Dort folgte eine längere Pause „Beim Fischer in Canow“, wo wir Fischbrötchen und Co (ich hatte Kartoffelsalat und gebeizte Lachsforelle) aßen und ängstlich das Wetter beäugten. Eigentlich war Gewitter und starker Regen vorausgesagt, das wir dann gerne dort an Land abgewartet hätten. Obwohl der Himmel zwischenzeitlich immer wieder sehr bedrohlich aussah, blieb alles ruhig, so dass wir in Ruhe aufaßen und uns dann wieder zurück in die Kajaks begaben.

Der nächste spannende Abschnitt war die Dollbek, eine enge Wasserstraße, die uns vom Labussee in den Gobenowsee brachte und sehr eng und relativ flach war (entgegenkommenden Kanus und Kajaks musste man schon einige Aufmerksamkeit entgegenbringen, um sie nicht zu touchieren) und gleichzeitig das pure Naturidyll war. Ab diesem Zeitpunkt hatten wir erstmal keine Motorboote mehr um uns herum, so dass alles etwas ruhiger und langsamer ablief und um einen herum wirklich nur noch Wasser und Wald waren (und ab und zu Seeadler und Milane über uns am Himmel). Spätestens jetzt wähnte ich mich immer mal wieder in Kanada oder wahlweise auf dem Silbersee, auf der Suche nach dem Schatz. Und jedes Mal, wenn ich gedanklich dort angekommen war, fiel mir ein, dass die Indianer ja Kanus hatten, während Kajaks das Fortbewegungsmittel der Inuit waren. Und dann grübelte ich darüber nach, ob sie, wenn sie ein Baby auf den Rücken gebunden hatten, auch Kajak fuhren und ob das rein vom Platz her möglich gewesen wäre, geschweige denn bei der so kolonialistisch benannten „Eskimo-Rolle“ [sic]. Überhaupt fand ich schon jedes Fitzelchen Wind, Regen und Welle so aus dem Takt bringend, dass ich mir ein Paddeln auf dem Arktischen Ozean eher ungemütlich, anstrengend und wenig entspannend vorstelle. Dann lieber weiter durch die Mecklenburgische Seenplatte: Über den Gobenowsee und den Klenzsee gelangten wir nach Wustrow, wo wir unsere Kajaks an Land zogen und entluden – das Tagesziel war erreicht. 
Bevor uns der Besitzer unserer gebuchten Pension Waldlust abholen konnte, saßen wir noch ein wenig an einer Badestelle und erholten unsere müden Arme. Also, vor allem meine. Denn neben einem bisschen Muskelkater in Schultern und Nacken, auf den man ja eher stolz sein kann und der nicht ganz so sehr nervt, taten mir plötzlich die Arme wie Hölle weh. Wahrscheinlich war da eine Sehne gereizt oder so, ich konnte jedenfalls kaum die Bierflasche zum Mund heben und die Arme gerade auszustrecken war auch eher unschön. So verbrachte ich den Rest des Abends mit angewinkelten Armen und schmierte sie mir vor dem Schlafengehen ordentlich mit Voltaren ein – am nächsten Tag war der Schmerz wie weggeblasen. Doch man soll den Morgen nicht vor dem Vorabend loben, denn der hatte es in sich. Bei unserer Suche nach einem guten Abendessen in Wustrow landeten wir nämlich im Kaminrestaurant Diogenes, das sich völlig unverhofft als wahrer Glückstreffer entpuppte.
Während die beiden anderen Lokalitäten vor Ort gähnend leer waren, brach das Diogenes aus allen Nähten und vor uns gingen schon wieder Leute, nachdem ihnen der Besitzer eröffnet hatte, dass sie wohl bis zu anderthalb Stunden auf ihr Essen würden warten müssen. Zum Glück waren unsere Bäuche noch ganz gut vom Mittag gesättigt, so dass uns die Ansage nicht schocken konnte, lieber ein gutes Essen mit Warten als ein durchschnittliches sofort. Das Leben ist ja schließlich zu kurz für nur so mittel Essen. Wir nahmen zunächst draußen auf der Terrasse Platz, konnten aber dann recht schnell in den gemütlichen Innenraum wechseln, indem es neben Esstischen und Schränken voller Spirituosen auch Regale mit regionalen Lebensmitteln und insgesamt vier ungarische Kamine gab. Das Bier kam auch in annehmbarer Zeit bei uns an, mit der Warnung, dass die Gläser einem schon vor dem Trinken „einen im Tee haben“ lassen würden. Nun gut, wir hatten ja nichts mehr vor und erfreuten uns daher unbesorgt am guten Störtebeker aus Stralsund (Mittags hatte es Lübzer gegeben, man will ja schließlich die lokale Wirtschaft ankurbeln, zum Glück hatten sie nirgends Rostocker…). Der Hase hat dann auch das Atlantic Ale der Störtebekers ausprobiert, das sehr frisch und leicht schmeckte und in der Karte als Alternative zu „Weißwein zum Fisch“ angeboten wurde.

Fisch sollte es natürlich geben, wegen Seenplatte und so. Mein Bruder und ich entschieden uns für eine Vorspeise, nämlich ein Edelfischsüppchen, das wirklich umwerfend lecker war – selbst wenn man keine Fischfanatikerin ist. Man schmeckte heraus, dass da keine Fertigbrühe in die Nähe gekommen war und die Würzung war alles andere als langweiliger Einheitsbrei. Danach gab es für den Bruder und seine Freundin einen großen Salatteller mit Fisch und der Hase versuchte sich an einer Räucherforelle mit Meerettich. Das Bauernbrot mit Butter dazu verschmähte er allerdings, weil wir vorher am Tag zu viel über Pommes geredet hatten… Nunja. Für mich gab es Havelzander mit Kräuterbutter und Zitrone und dazu Petersilienkartoffeln. Wahrlich ein Gedicht, auch wenn man keine Fischfanatikerin ist (Ich wiederhole mich hier gerne) und ich habe auch noch nie so gut gemachte profane Petersilienkartoffeln gegessen. Leider war die Dessertempfehlung des Tages, Mousse au Chocolat mit Kirschragout und Schlagsahne bereits alle. Ansonsten gab es nur eine Eiskarte mit Langnese-Eisspezialitäten, auf die wir nicht so wirklich Lust hatten. Zum Glück entdeckten wir aber noch Ben & Jerry’s-Fähnchen, so dass drei von uns sich noch an einem Becherchen davon gütlich tun konnten.



Die Toilette war sauber und seriös eingerichtet, aber scheinbar fehlte doch irgendetwas und so konnte ich mich an diesen Fotos erfreuen. Überhaupt hingen viele spannende Dinge an der Wand des Diogenes, unter anderem Briefe, Autogramme und Fotos von diversen bekannten Köchen (Lafer, Lichter, Kleeberg, Poletto…) und Zertifikate von Spirituosen-Workshops. Die zweite große Leidenschaft des Besitzers neben dem Essen (oder die dritte, neben den Kaminen), ist nämlich Hochprozentiges. Wir durchstöberten die ausufernde Karte und probierten dann Holunderblütenlikör, Honig-Kräuter-Whisky-Likör, Borowicka und Palinka. Und netterweise gab es dann nach dem Bezahlen noch einen aufs Haus – zweimal Wacholdergeist und zweimal Sauerkirsch-Obstbrand, Fachsimpeleien über deutsche, österreichische und japanische Whisky-Sorten zwischen dem Hasen und dem Gastronom inklusive. Also: Absolute Empfehlung für das Diogenes, für wenn Ihr mal nach Wustrow kommt!

Am nächsten Morgen mussten wir dann unsere Kajaks umtragen, um unsere Tour auf dem Plätlinsee fortsetzen zu können. Während der Nacht hatten es sich Schnecken mit und ohne Haus sowie eine Eidechse in unseren Booten gemütlich gemacht. Die Schnecken konnten wir weitestgehend absammeln, die Eidechse versteckte sich hingegen unter einem der Sitze und krabbelte mir während der Tour immer mal auf den Beinen herum. Dann kam bald das anspruchsvollste Stückchen Weg, die Schwaanhavel, ein sehr sehr flaches Stückchen Wasser, sehr eng und oft mit überhängenden Bäumen versehen, so dass die Navigation uns doch ab zu vor Herausforderungen stellte, besonders bei Gegenverkehr. Schön wars aber auch sehr, wie man auf dem Foto sehen kann.
Danach folgte ein Stück echte Havel – jetzt wieder im vollen Alltagsverkehr mit Partyfloßen, Motoryachten und Junggesellenabschiedsbooten mit dekorativen Gummipuppen. An einer alten überdachten Holzbrücke, wo die Havel in den Finowsee fließt, machten wir noch einmal Station beim Fischer – mit dem gleichen Kartoffelsalat wie am Vortag (scheinbar gehören die Lokale zusammen oder es gibt ein Convenience-Produkt für Fischläden, das „Hausgemachter Kartoffelsalat“ heißt), diesmal allerdings mit Matjessalat dazu.

Dann paddelten wir über ein weiteres Stück Havel und den kleinen und den großen Priepertsee zurück nach Priepert und gaben unser Kajak wieder ab – nicht ohne für 70 € eine Spritzdecke zu kaufen, die leider irgendwie einen kleinen Riss bekommen hatte. Wir waren deutlich früher angekommen, als geplant und hatten für die Rückfahrt ein Berlin-Brandenburg-Nacht-Ticket, das erst ab 18 Uhr galt. So mussten wir noch etwas Zeit totschlagen, warfen unser letztes Bargeld zusammen und kehrten im Yachthafen-Restaurant ein. Die Freundin meines Bruders und ich hatten jeweils einen dieser wundervollen Windbeutel, gefüllt mit Vanilleeis, Schlagsahne und Roter Grütze:

Irgendwann kam dann das Taxi, das uns zurück nach Fürstenberg brachte. Auf dem Bahnsteig sprach uns eine Frau an, die mit ihrem kleinen Sohn reiste und der die endlos lange Schlange am Fahrkartenautomat zu lang war. Wir ließen sie auf unserem Ticket mitfahren, bekamen dafür trotz Proteste unverhältnismäßig viel Geld und verbrachten dann eine gute Stunde in einem völlig überfüllten Zug voller Ostsee- und Seenplatte-Touristen zurück nach Berlin. Der kleine Junge entpuppte sich schnell als astreine Unterhaltung für den gesamten Zug und wären wir nicht so müde und kaputt gewesen, hätten wir uns bestimmt noch mehr darüber freuen können – ein kleines bisschen anstrengend war das laute Heulen, Schreien und Kreischen und die Wiederholung der immer gleichen Wortgruppen in anschwellender Lautstärke dann aber doch und so waren wir froh, als wir endlich wohlbehalten zuhause ankamen, wo uns die Katzen freudig erwarteten.

Fazit: Paddeln ist ne extrem gute Sache, vor allem bei schönem Wetter. Nächstes Mal können wir uns ruhig eine längere Tour vornehmen, denn wir sind wirklich sehr viel schneller vorangekommen als gedacht und bis auf die Armschmerzen am ersten Abend habe ich keine bleibenden Schäden behalten – also zumindest keine, die sich auf das Paddeln zurückführen ließen 😉 Das war ne tolle Sache und wird auf jeden Fall wiederholt. Kommt ja nicht oft vor, dass ich eine tolle Aktivität finde, die man bei näherer Betrachtung auch als Sport durchgehen lassen kann, und vielleicht kann mich der Reisezweier ja demnächst noch ein wenig inspirieren 😉

Vorschau: Paddeln und Leone

Heute bleibt wenig Zeit zum Bloggen, denn das Wochenende war sehr voll. Voll mit Paddeln und gutem Essen und guten Getränken, zum Beispiel dem Tasca Leone, den ich aus Sizilien mitgebracht habe. Über all das wird in den nächsten Tagen zu berichten sein, heute gibt es nur ein Foto als Teaser 😉

Schnelles Frühstück: Banana Pancakes

Heute Morgen bin ich etwas früher aufgewacht als sonst und als ich im Prinzip fertig war und hätte losgehen können, waren noch 15 Minuten übrig. Ich hatte wenig Lust, mir unterwegs Frühstück zu kaufen, aber auch kein Brot, um mir Stullen zu schmieren. Was ich hatte, waren vier sehr reife Bananen und drei Eier. Die perfekte Kombination für Banana Pancakes!

Also los, Pfanne auf den Herd, Öl rein, Eier aufschlagen und verquirlen, Bananen schälen und zerquetschen, beides miteinander vermengen und nach und nach ausbacken. Dabei zerfallen sie ein bisschen, das tut aber dem Geschmack keinen Abbruch. Wer mehr Zeit hat, kann in kleineren Portionen backen, dann halten sie auch besser zusammen.
 Während die Pancakes buken, habe ich Fenster und Türen geschlossen, meine Tasche geholt, die Schuhe angezogen und ein paar Himbeeren aus dem Tiefkühlfach geholt.  Nach genau 15 Minuten waren alle Pancakes gebacken und in einer Dose verstaut, die heiße Pancake-Dose und die kalte Himbeerdose kamen zur gegenseitigen Beeinflussung in einen gemeinsamen Beutel und ich lief los zur Bahn.
Die Bahnfahrt ließ mir genug Zeit für diesen Text. Im Büro angekommen, musste ich nur noch Pancakes und Himbeeren auf einem Teller anrichten und mit etwas Zimt bestäuben (den habe ich für solche Fälle oder schnelle Porridges auf dem Schreibtisch stehen). Schnell noch ein Beweisfoto und fertig sind Frühstück und Blogpost. Alles zusammen inkl. Weg ins Büro und Tee kochen in unter einer Stunde. Da sage noch eins, es hätte keine Zeit zum Kochen!

#12v12 im Juli

Diesen zwölften habe ich ohne Internet-Empfang in der anhaltinischen Pampa verbracht, wo wir für einen Geburtstag weilten. daher kommt mein Blogpost auch einen Tag zu spät. Die vielen Millionen anderen Posts gibt es wie immer bei Caro.
Zum Frühstück im Garten gibt es frischen Honig von den Milchbienen des Hasenbruders. So lecker!
Bereits vor dem Frühstück hat die Hasenmama diesen Bienenstich gebacken, nach dem Frühstück helfe ich ihr.

Es gibt einen schokoladigen Butterkuchen…

…und einen Marmorkuchen.

Nebenbei entsteht das Mittagessen, komplett ostig mit Emailletopf, gebratenen Jagdwurstscheiben und Apfelschorle aus dem Senfglas (nur Shaun das Schaf hätte es so vor 30 Jahren noch nicht gegeben.)

Die vegetarische Variante für mich: Blumenkohl mit weißer Soße und Salzkartoffeln.

Zum Nachtisch gibt es Kirschen, die der Hasenpapa gepflückt hat, während wir in der Küche waren.

Dann verziehe ich mich bis zum Abendbrot mit Buch in die Horizontale – erst draußen im Garten, mit Regenbeginn dann auf dem Sofa. Das tolle Lesezeichen hat mir der Hase geschenkt.

Zum Geburtstagsabendessen sitzt mir John Lennon gegenüber (in Gestalt des Hasengroßcousins).

Ich entscheide mich für Bandnudeln mit gebratenem Lachs und Knoblauchsoße. Die drei vegetarischen Gerichte auf der Karte hatte ich alle schon mehrfach…

Dann gibt es noch ein heißes Bad gegen meine Rückenschmerzen, bevor auch dieser 12. zu Ende geht.

Couscous mit frittierten Artischocken und Kapern

Ich habe bis auf ein paar wenige Stunden nächstes Wochenende gerade zwei Wochen lang sturmfreie Bude – der Hase ist auf Reisen in Familienangelegenheiten. Damit mir nicht langweilig wird (ha, haha, hahahaha…), habe ich mir unter anderem vorgenommen, tolle Sachen zu essen. Zum Einen kann ich in dieser Zeit ohne schlechtes Gewissen Sachen kochen, die der Hase nicht mag (gestern gabs direkt Pilze, nämlich mit Reisbandnudeln und Pak Choi) und zum Anderen nach Herzenslust Neues ausprobieren und mir dabei alle Zeit der Welt lassen, weil außer meinem eigenen Magen keiner drängelt. (Nicht, dass der Hase ein Drängler wäre, aber allein die Anwesenheit einer zweiten Person verführt dazu, schnell fertig werden zu wollen, weswegen hier manchmal auch Kartoffeln auf den Tisch kommen, die noch nicht ganz durch sind. *hust*)
Ich habe mir am Montag eine Artischocke gekauft, gabs hier schon lange nicht mehr und ist auch etwas langwierig in der Zubereitung. Außerdem hatte ich in Sizilien ja gerade einen kleinen Kurs in der Vor- und Zubereitung von Artischocken und wollte testen, ob ich das auch alleine hinkriege. Geht ganz gut, ich hab es mir aber auch insofern erleichtert, dass ich anders als in Case Vecchie auf den Kichererbsenteig verzichtete und die Dinger direkt frittierte. Die Artischocke im Kopf ging ich heute in Gedanken immer wieder mein Inspirationsrepertoire und die Vorräte durch und hatte dann, als ich das Büro verließ, einen konkreten Plan: Zu der frittierten Artischocke würde es Couscous geben (allerdings nicht aus dem rohen Weizen zubereitet, sondern faul in der Wasser-drauf-und-ziehen-lassen-Variante), außerdem Ricotta (leider nicht frischen aus Schafsmilch, sondern die Kuhmilch-Version aus dem Kühlregal), Kapern (ich hatte mir gesalzene aus Case Vecchie mitgebracht) und Zitrone – echt sizilianisch eben.
Die Zubereitung hat dann auch eine knappe Stunde gedauert, aber das war es auf jeden Fall wert. Beim nächsten Mal würde ich noch ein Dressing dazu machen, evtl. mit mehr Zitronensaft, Olivenöl und Kräutern, und mich trauen, die Kapern noch ein bisschen länger zu frittieren, damit noch etwas Knusprigeres dabei ist. Ansonsten aber: Top!
Rezept für 2 Portionen:

  • 1 große Artischocke
  • Saft und Schale einer halben Zitrone
  • 2 Esslöffel gesalzene Kapern (nicht sauer eingelegte!)
  • 100 g Couscous
  • 1 Schale Ricotta
  • Ausreichend Olivenöl zum Frittieren (ca. 1-2 Tassen*)
Als erstes habe ich ausgiebig das Salz von den Kapern gespült und diese dann in kaltes Wasser gelegt. Im Laufe der nächsten 45 Minuten habe ich das Wasser zweimal gewechselt und am Ende nochmal gespült.

Dann wurde die halbe Zitrone mit dem Zestenreißer bearbeitet und danach ausgepresst. Die Zesten habe ich beiseite gestellt, den Saft in eine breite Schüssel voller Wasser gekippt.
Dann kam die Artischocke dran. Zunächst habe ich den Stiel gekürzt, um sie handlicher zu machen. Dann wurden ringsum die Blätter abgezupft, bis nur noch die ganz feinen übrig waren. Die habe ich mit einem Dreh herausgezogen. Dann habe ich die Artischocke geviertelt und die Viertel, die ich gerade nicht bearbeitet habe, in das Zitronenwasser gelegt. Eins nach dem anderen nahm ich sie heraus, entfernte das Stroh mit einem Löffel und schälte alles ab, was hart und holzig war. Dann wurden die Viertel in dünne Scheiben geschnitten und wieder ins Zitronenwasser verfrachtet.
Ich habe 100 g Couscous abgewogen und 200 ml (also die doppelte Menge) Wasser zum Kochen gebracht. Das Wasser habe ich dann auf den Couscous geschüttet und das Ganze ziehen gelassen.

Dann habe ich in einer großen, tiefen, schweren Pfanne mein Frittieröl erhitzt und in der Wartezeit die Cherrytomaten halbiert.

Als das Fett heiß war, habe ich die Artischockenscheiben in zwei Schichten langsam und vorsichtig frittiert, bis sie erst weich und dann leicht braun wurden. Während die auf Papier abtropften, warf ich noch die gewässerten Kapern ins heiße Fett. Als eine Probekaper schön knusprig war, holte ich schnell alle Kapern heraus und ließ sie abtropfen.
Dann habe ich die Hälfte des Couscous auf einem großen Teller verteilt, die halbe Packung Ricotta als Berg in die Mitte gesetzt und die Hälfte der frittierten Artischocke drumherum arrangiert. Auf den Ricotta kamen die Kapern und die Zitronenzesten und drumherum die Cherrytomaten, verziert mit Basilikumblättern und Aceto Balsamico. Die andere Hälfte von allem kommt morgen mit ins Büro.

*Frittieren mit Olivenöl, fragt Ihr Euch? Ja! Nach einem eindringlichen Appell von Fabrizia bin ich überzeugt: Das ist es wert. Zum Einen frittiert man ja nicht so oft und kann außerdem das Öl 2-3 mal verwenden, so dass sich der finanzielle Aufwand in Grenzen hält. Zum Anderen schmeckt es mit Olivenöl besser und wenn man sich an Fabrizias Anweisungen hält und eben „frittiert, wenn man frittiert“ und nicht in der Gegend herumscharwenzelt, dann raucht da auch nichts und das Öl bleibt verträglich. 

Strawberries

Neben dem ganzen Kochen und Essen war ja der Hauptfokus meiner letzten Woche das Schreiben. Deswegen dachte ich, ich zeige Euch den Text, den ich am letzten Kurstag geschrieben habe. Er ist auf Englisch, aber da müsst Ihr jetzt durch. Die Aufgabe war, eine Erinnerung an eine besondere Mahlzeit aufzuschreiben.

Strawberries
When I was a kid, we used to eat those defrosted strawberries – still very cold, sometimes even a bit frozen on the inside, limp on the outside, swiming in a mixture of icewater and juice, topped with whipped cream sweetened with vanilla sugar – out of flat glass bowls for dessert each Boxing Day. They were meant to enhance the festiveness of a meal of only leftovers from Christmas Day. To most people, half-frozen mushy strawberries might not seem like a special treat at all. For me, this dessert was the climax of all the Christmas delicacies, my favourite Christmas food.
I am a summer child through and through. I was born on June 21st, the longest day of the year and the official beginning of summer. I thrive on sunny days and colourful, fragrant gardens. This is my time of the year and I feel betrayed and somewhat bereft of a part of myself once summer is over and the cold, the grey skies and the drizzle set in that will eventually lead into the darkness of winter – a darkness I tend to feel both inside and out. Except for when Christmas came around with its routines and rituals that shed light on those long winter nights even for our non-religious family.
***
The strawberries we had for Christmas were those that were left over each summer, after we had dived into our collective strawberry craziness and had indulged in the red, juice sweetness of the berries for weeks. Our garden included a large field of strawberries which provided for our every need: strawberries to accompany our muesli in the morning, strawberries to be blended into milkshakes and put on cakes for our afternoon snack and strawberries picked right before dinner each night to eat soaked in cold milk with a spoonful of sugar as an evening treat.
We ate as much as we could possibly stuff into our bellies. We also made jam out of several kilos of them. And amongst all this strawberry craze, my mom had the good sense of putting a few handfulls aside and hide them in the freezer for Christmas.
Come Christmas time, I’d usually have forgotten about the treasure in our freezer until the moment my mom took it out and left it on the counter to thaw. As soon as I noticed the strawberries, I became happy and excited and could not wait. I always grabbed at least one and put it in my mouth when it was still completely frozen. To me, they tasted of summers past, of running barefoot over the grass and being tingled by a thistle here and there. Of sun-soaked skin, of plunging into grandma’s pool, of staying up late without anyone sending us to bed and – of course – of my birthday parties in the garden. I tasted both a remembrance of our happy past and a promise for our future: Yes, winter would eventually end and yes, my time of the year would come again. Today, conjuring up the taste in my mind is also a celebration of us as a family and of our life together in this remote house on the edge of the forest.
Strawberries have a special place in my heart, probably because their season coincides with the time of my birth. When my mom was pregnant with me, her gynacologist told her to stay away from strawberries as they could potentially be full of parasites. My mom did not listen. Both she and I craved strawberries. It was the season, after all, and her genetic memory told her (and me inside her womb) to devour as many as she could. 
Once I was out of the womb, strawberries became associated with birthday gifts and celebrations. They were on every birthday cake I ever had and I distinctly remember being dressed in a blue-and-white striped dress for my birthday and taking a strawberry cake with me to kindergarten to share with my friends. As I got home, the dress was full of red spots and essentially ruined. But that did not matter, I did not like dresses anyway.
***
A lot has changed since then. I now like wearing dresses and strawberries can be bought fresh or frozen all year round. The house and garden where I grew up are both gone from my life. Strangers live there now and what I call home nowadays only exists in my memory. And although we still get together at Christmas and although my parents still have those flat glass bowls, we will never be able to have these strawberries again. It could never taste the same, so we don’t even try.

Geburtstagswoche 2015 – Ricotta, Pecorino und Kräuter

Ich habe heute wahnsinnig viele Fotos gemacht, die ich aus Zeitgründen hauptsächlich für sich selbst sprechen lasse… Mit ein paar Erklärungen hier und da 😉
Morgens um 7 ist schon eine Menge los in den Weinbergen.
Der riesige Esstisch in der Küche, bereit fürs Frühstück.

Kaffee, frisch gepresster O-Saft, hausgemachtes Brot, hausgemachte Marmeladen, Aprikosen und Melonen aus dem Garten – später auch noch Kuchen. So geht ein Foodie-Tag los!
Wir besuchen einen Schäfer und lassen uns zeigen, wie er Ricotta und Pecorino herstellt. Zweimal am Tag werden die Schafe gemolken, dann darf sich die Milch ein paar Stunden lang setzen, bevor sie bei 36 Grad mit Lab versetzt wird und beginnt, zu verklumpen. Die dabei entstehende Molke wird aufgefangen und benutzt, um aus weiterer Milch bei 76 Grad Ricotta herzustellen. Währenddessen tropft der Pecorino ab und wird immer fester. Dann wird er mit der Molke, die beim Ricottamachen übrigbleibt begossen, was eine Art Garprozess auslöst. Danach wird eingesalzen und gelagert, je nach gewünschtem Härte- und Reifegrad. Der Ricotta hingegen wird idealerweise am gleichen Tag gegessen – noch warm als Frühstück der Schäfer oder dann abends kalt.
Sowohl Pecorino als auch Ricotta werden in diesen Körben hergestellt.
Zwischendurch wird umgelagert, um durch den Druck Luftlöcher zu verschließen.
Schäferfrühstück
Ricotta in the making
Schafshorn und Schafwolle
Traditionelle Werkzeuge

Frischer Pecorino
Die Schafe kommen

Ricotta abschöpfen
Verschiedene Pecorino-Zubereitungen werden verkostet
Reifender Pecorino
Käseprobe als Vorspeise zum Mittagessen

Alle Käsesorten auf einen Blick
Gegrillte Zucchini und Kartoffel-Bohnen-Salat mit Kapern und Oliven
Minzsorbet mit Obstsalat
Sauerteig zum Brotbacken


The tasting table – wir probieren verschiedene Dinge und suchen nach den perfekten Worten, um sie zu beschreiben
Rohe Kichererbsen, frisch aus der Schale
Mispel

Tomaten-Extrakt
Frischer Oregano
Spaziergang durch die Weinberge

Aperitivo mit Sardinen-Ceviche auf Brot
Kräuterrisotto für alle

Kräuterrisotto für mich (eine von zwei Portionen 😉

Eine Scheibe Schwertfisch frisch aus dem Ofen

Schwertfisch mit Knoblauch und Minze, dazu Kartoffel

Fior di Latte-Eis mit Rosmarin, Olivenöl und schwarzem Pfeffer

Sopot und Gdánsk

Unser Ausflug nach Polen ist schon wieder anderthalb Wochen her und die nächsten großen Ereignisse rasen mit Riesenschritten auf mich zu, deswegen möchte ich unsere Reise schnell noch verbloggen, denn sie ist es wert, nicht vergessen zu werden. 
Der Hase und ich fuhren mit meinen Eltern für ein verlängertes Wochenende nach Sopot, einem Badeort an der polnischen Ostsee in der Nähe von Gdánsk. Den Trip hatten wir uns sozusagen gegenseitig zu Weihnachten geschenkt, denn Zeug haben wir alle einigermaßen genug, gemeinsame Zeit eher nicht so viel. 


Immer wieder stießen wir auf unsere Reise auf Geschichte, sowohl auf die Weltgeschichte, als auch auf die unserer Familie. Mein Vater hatte während seines Studiums dreimal Auslandsaufenthalte in Gdánsk, zweimal als Praktikum, einmal als Vorbereitung auf seine Diplomarbeit. Ein Ziel der Reise war es also, die alten Orte wieder aufzusuchen. Mit dem Polytechnikum haben wir es geschafft, das ehemalige Wohnheim ist inzwischen anderen Dingen gewichen. Die Freunde, die er seit damals hat, wohnen inzwischen in Kanada, was mit ein Grund für die Kanada-Affinität dieser Familie ist.

Die Weltgeschichte sahen wir an den Denkmälern für die Solidarność-Bewegung an der Gdánsker Werft (ohne die wären wir wohl auch nie in Kanada gelandet) und bei unserer Besichtigung des angeblich schönsten Leuchtturms an der polnischen Ostsee. Als wir dessen Treppen hinaufstiegen, entdeckten wir ein Fenster mit einer Tafel, die erklärte, dass aus genau diesem Fenster die ersten Schüsse des 2. Weltkriegs gefallen waren. Gruselig!

Ansonsten gab es viel Ostsee und Strand, Bummeleien durch Sopot und Gdánsk, wahnsinnig viele Stufen hoch auf die Marienkirche und auf einen Aussichtsturm und den einen oder anderen Ort aus der Kindheit von Günter Grass – auch der hat etwas mit unserer Familie zu tun, wenn auch entfernt: Der beste Freund meines Opas war eine Zeit lang sein „Schwiegervater“. Aber das ist kein Grund zur Heldenverehrung, Grass wirklich gelesen habe ich noch nie und seit seinen letzttintigen Auslassungen habe ich noch weniger Lust dazu.

Auf dem Heimweg fuhren wir dann noch in der Stadt vorbei, aus dem meine Ururoma als Kind mit ihrer Familie weg und nach Leipzig zog, wo Jahre später mein Opa geboren wurde. Ihr Bruder war eine spannende Figur: Mit Lenin, Liebknecht und Bebel befreundet und politisch arbeitend und nach dem 2. Weltkrieg dann Parlamentsabgeordneter und als Alterspräsident einen Tag lang faktisch polnisches Staatsoberhaupt.
Und jetzt: Das Wichtigste!

Von der hohen Politik zum Essen, denn das spielt ja bei mir immer eine Hauptrolle. Der Hase und ich lernten schnell die wichtigsten Vokabeln (lody, gofry und ryby, also Eis, Waffeln und Fisch, piwo war natürlich bereits bekannt).  Hier sind einige der Leckereien, die es an den Tagen gab:
Spaghetti alle vongole im Laut Foursquare besten Restaurant von Sopot. Interessanterweise ein Italiener, aber ich hoffe, dass zumindest die Muscheln aus der Ostsee kamen. Eigentlich wollten wir ja in ein tolles Fischrestaurant, aber dort war kein Hineinkommen…
Salat mit Blauschimmelkäse, Birnen und Walnüssen und dazu ein Honigbier im Yellow Jazz Club (den hatte Papa sich ausgesucht, als alter Jazz-Fan).

Kartoffel-Lachs-Suppe, ebenfalls im Jazz-Club
Eine kleine Piwo-Auswahl

Das kulinarische Highlight des Trips war für mich der Besuch bei Wedel. Auf dem Foto seht Ihr Schokoladenbandnudeln mit Erdbeermousse, Erdbeersorbet und frischen Erdbeeren. Die Nudeln waren echte Nudeln mit Kakao im Teig. Links daneben übrigens die weiße heiße Schokolade vom Hasen.

Meine heiße Schokolade, natürlich die bittere. Sooooo unglaublich gut, wie flüssiger Pudding in der Konsistenz.

Mit Buchweizen und Käse gefüllte Piroggen mit Dill im Restaurant des Jugendstil-Hotels Villa Sedan, in dem wir unverständlicherweise ganz alleine saßen. Unbedingte Empfehlung (das Restaurant, das Hotel haben wir nicht getestet).

Disclaimer: Es gab von keinem der erwähnten Lokale Kohle für diesen Post 😉

Die erste Tüte

Gestern haben wir nach viel zu langer Zeit mal wieder eines unseres Lieblingsbabies gesehen, wobei, mit fast 1,5 Jahren ist es jetzt wohl ein Kleinkind. Und prompt haben wir einer Premiere beigewohnt: Zum ersten Mal bekam es gestern eine Kugel Eis für sich ganz allein – „die erste Tüte“. Vanille nämlich, obwohl das Mango-Eis von Mama natürlich deutlich besser schmeckte.

Es war toll zu sehen, wie Kinder in dem Alter die Welt begreifen. Dass man Eis isst, war irgendwie klar, nur wie genau nochmal? Zunächst wurde es etwas schief in der Hand gehalten, dann entsann man sich der kleinen Schaufel, die in der anderen Hand war und löffelte Eis darauf. Das Schaufeleis wurde dann genüsslich geschleckt. Schaufeln sind eben auch Löffel, von Prinzip her!
Schritt zwei war dann, die Malqualitäten von so einer Eistüte auszuprobieren. Erst auf der eigenen Hose, dann auf der von Mama, dann auf meiner. Funktioniert ganz gut, schmilzt aber leider viel zu schnell weg.
Am Ende dann die Spitze der Tüte abknabbern, die passt immerhin in den Mund! Das Eis wurde noch rechtzeitig in willige Erwachsenenmünder gestopft, dann wurde die Tüte endgültig als Spielzeug freigegeben und prompt wie ein richtig fetter Joint zwischen Daumen, Zeige- und Ringfinger gehalten. Die erste Tüte eben.
Ein wundervoller Nachmittag, auch wenn sich das Kind später unter meiner Aufsicht noch in einer Spielplatzpfütze auf den Hosenboden setzte. War nicht schlimm, ein bisschen Modder gehört dazu und Eisflecken gehen schon beim ersten Waschen raus. Finden die Eltern zum Glück auch.

Auf Schulung in Bremen

Ich bin diese Woche beruflich in Bremen, was aus zweierlei Gründen ein merkwürdiges Timing ist – zum Einen streikt nicht nur die GDL, weswegen auch meine Rückfahrt etwas komplizierter wird, sondern auch DHL, weswegen unsere Arbeitsmaterialien erst heute an Tag 3 ankamen – zum zweiten lebt mein Bruder ja hier, ist aber ausgerechnet in dieser Woche beruflich unterwegs – in Potsdam!


Aber immerhin ist mir die Stadt ja nun keine Unbekannte und ich freue mich, Sie auch mal ein wenig auf eigene Faust zu erkunden. Eine weitere Besonderheit dieser Woche ist, dass ich zum ersten Mal ganz allein auf einer Dienstreise bin, zum ersten Mal ein Hotelzimmer ganz für mich allein habe (letztes Mal nächtigte ich bei einer Freundin) und auch zum ersten Mal gleich vier Nächte am Stück überhaupt in einem Hotel bin. Sonst bleibe ich auf Reisen nie länger als 1-2 Nächte am selben Ort und wenn, dann eben irgendwo privat bei Freunden. 

Alles neu und alles anders diesmal. Aber einige Bremen Must-haves habe
Ich trotzdem schon absolviert: Durch die Altstadt spaziert (diesmal mit Stadtführer), am Osterdeich entlanggelaufen, durchs Viertel geschlendert und im Eislabor ein Eis (unter 3 Kugeln geht da nichts!) gegessen.

Drumherum merke ich, wie wichtig mir nach einem Seminartag mit fremden Menschen ein wenig Zeit ganz allein mit mir ist. Gestern war ich nach der Stadtführung eben noch ganz allein unterwegs, heute seilte ich mich nach dem Seminar ab und ging erst zum Kieser Training (auch das zum ersten Mal in einer anderen Stadt) und lief dann flotte sechs Kilometer durch Hastedt, Viertel und Contrescarpe zurück ins Hotel. Immer ist Wasser oder Park mit am Start – wahrscheinlich zieht es mich morgen in den Bürgerpark und/oder nochmal zum Eislabor. 

An jedem Abend bin ich spätestens um 10 auf dem Zimmer und freue mich über die Gelegenheit, einfach gemütlich im Bett zu liegen und Bücher und das Internet leer zu lesen. Und morgens… bleibe ich bis kurz vor knapp liegen, husche in letzter Minute runter zum Frühstück und esse möglichst allein – erstmal auftauen, bevor es wieder ins Seminar geht. Mir fehlt scheinbar wirklich der lange Anfahrtsweg ins Büro 😉
Beim Herumlaufen läuft mir mehrfach ein Schauer über den Rücken, wenn mir wieder einfällt, dass wir auf der Rückfahrt vom letzten Bremen-Ausflug den Autounfall hatten – wirklich verarbeitet ist das wohl noch lange nicht. Aber ein kleines Stück des Weges habe ich wohl mit meinem erneuten Aufenthalt hier zurückgelegt. (Insofern waren die drei Kugeln Eis heute wohl auch therapeutisch, die hatten wir damals vor unserer Abfahrt nämlich auch…)