Nach dem ausgiebigen fünftägigen Wochenende so entrückt von meinem normalen Alltag fällt das Zurückfinden am Dienstag morgen schwer. Ich schlafe bis zum Weckerklingeln und meine Morgenroutine braucht heute besonders lange. Um überhaupt produktiv sein zu können, entscheide ich mich gegen das Balkon-Office und für den Schreibtisch. Während der Zubereitung des Frühstücks für die Katzen und mich telefoniere ich mit dem Liebsten. Dann gibt es eine Cuppa Tea und eine Mate zu Müsli mit Erdbeeren und 145 E-Mail-Loops plus Chatnachrichten und Benachrichtigungen aus dem Projektmanagement-Tool.
Pünktlich zum ersten Meeting um 10:00 (rein Berlin, einer im Büro, Rest remote) habe ich mir zumindest einen Überblick verschafft. Ein zweites Meeting folgt um 11:00 (ebenfalls rein Berlin, einer im Büro, Rest remote) und dauert anderthalb Stunden plus Protokollschreiben von mir. Danach schaue ich mir noch ein Townhall vom letzten Donnerstag an und mache dann eine späte Mittagspause. Ich gehe einkaufen, hänge Wäsche auf, mache mir zwei Sandwiches (bereits wieder mit einem Kollegen telefonierend) und setze mich dann wieder an den Schreibtisch und arbeite Dinge ab.
Um 16:30 gibt es ein globales Meeting, bei dem ich aber nur zuhören muss und nebenbei weiterarbeite. Um 17:00 dann Meeting mit meiner Chefin in Nordengland. Wir besprechen uns zu ein paar aktuellen Projekten und sie gibt mir noch zwei neue Aufgaben und überträgt mir eine der Kollegin aus Südengland, die diese Woche frei hat. Plötzlich kann ich diese Woche wohl nicht mehr über Langeweile klagen. Ich mache noch bis 18 Uhr mit einer Schulung zu einem neuen Tool weiter, dann lasse ich den Stift fallen, schnappe mir eine Ladung Müll und meine Yoga-Matte und ziehe los.
Nach dem Müllplatz rufe ich den Liebsten an und wir telefonieren den Großteil des Weges bis zum Yoga. Dort angekommen geht es wieder in kleiner Gruppe (zu dritt inkl. Lehrerin) auf die Matten. Bis auf ein wenig Müdigkeit bin ich erstaunt, wie gut ich das anstrengende Wochenende körperlich überstanden habe. Ich kann sogar Asanas machen, die letzte Woche nicht gingen. Nur selten geben mir Schmerzen vor, etwas anders oder gar nicht zu tun. Auch die Meditationsanteile sind heute on point, obwohl ich beim Shavasana nicht wirklich abtauche, sondern in Gedanken in einem Restaurant am Mittelmeer sitze und Zitronenpasta esse, bzw. meinen Plan fürs Abendessen schmiede.
Als ich nach Hause laufe, ist es immer noch taghell. Wie großartig! Ich höre Lieblingsmusik und singe lautlos mit, tänzele beim Laufen und hüpfe innerlich beim Duft des blühenden Holunders an einer Grünfläche – dabei habe ich schon den ganzen Tag selbstgemixte Holunderblütenlimo getrunken, aber in echt riecht das nochmal viel anregender.

Wieder zuhause stelle ich mich immer noch mit Musik auf den Ohren an den Herd und koche meine Pasta:

-Ich zerdrücke eine Knoblauchzehe und lasse sie in viel heißem Olivenöl ziehen und goldbraun werden, bevor ich sie wieder herausnehme
-Dann röste ich in diesem Olivenöl gehackte Mandeln goldbraun
-Dann gebe ich anderthalb Esslöffel Butter dazu und zwei der Zitronensaft-Eiswürfel, die der Mitbewohner hergestellt hat
-Dann kommen Salz, Pfeffer und gehackte Kräuter vom Balkon dazu – Petersilie, Schnittlauch, Minze, Dill, Basilikum und Zitronenmelisse, dazu ein großzügiger Schluck Pastawasser
-Als die Spaghetti al dente sind gebe ich sie mit in die Pfanne und lasse sie noch eine Minute in der Sauce weiter köcheln, dann gebe ich unter ständigem Rühren viel Grana Padano hinzu, der sich mit der Sauce verbindet und cremig wird

In einer perfekten Welt hätte ich vielleicht die Mandeln zwischendurch noch aus der Pfanne genommen oder sie oder alternativ Pinienkerne als erstes geröstet und erst am Ende drüber gegeben, aber sie sind immer noch knusprig und nicht verbrannt, also soweit alles gut. Diesen riesigen Berg Spaghetti spachtele ich dann gegen 22 Uhr in mich hinein. Nebenbei unterhalte ich mich mit dem Mitbewohner, dann blogge ich und gucke noch ein wenig im Internet umher. Erst nach 23 Uhr gehe ich ins Bett und dort lese ich noch ein paar Seiten, bevor ich tief und fest einschlafe.


























