Heute ist Brückentag – oder St. Brück, wie die Kaltmamsell sagt. Für den Liebsten nicht, daher habe ich von Anfang an nur für mich geplant. Erst hatte ich überlegt, das lange Wochenende in Rostock zu verbringen, wo ich jetzt schon mehr als anderthalb Jahre nicht mehr war, dann war mir das aber wieder ein bisschen viel Action, so kurz vorm Immergut. In der Stadt bleiben wollte ich aber auch nicht und so kam es dann zu einem Miniurlaub light – am See in Brandenburg, in der Hütte der Freundin meines Bruders – und Anreise mit dem 49-Euro-Ticket. Aber erstmal in Ruhe morgens im Bett herumliegen, Internet leer lesen, Spachen lernen, gestern verbloggen, mit dem Liebsten telefonieren… Gegen 10 stehe ich auf, mache mir Tee und Porridge und frühstücke auf dem Balkon.

Dann muss ich allerdings wirklich langsam mal ins Tun kommen, denn ich habe einen Zug zu erreichen, der nur stündlich fährt, um einen Bus zu erreichen, der wegen Brückentag nur alle drei Stunden fährt. Also schnell Katzen füttern, Pflanzen gießen, Katzenklo durchsieben, Sachen packen, vom Mitbewohner verabschieden und dann geht es los – mit etwas zeitlichem Vorlauf, denn ich möchte auf dem Weg noch Bargeld besorgen und Erdbeeren kaufen. Das mit dem Bargeld ist nicht ganz trivial, die nächsten Automaten, an denen ich keine Gebühren zahlen muss, sind recht weit weg und liegen so gar nicht auf dem Weg. Alternativ kann ich an der Supermarktkasse Geld „abheben“, denke ich mir und durchstreife den Supermarkt nach etwas, das ich sinnvollerweise kaufen kann. Ich entscheide mich für Bio-Rhabarberschorle mit Schraubverschluss als Reiseproviant um dann an der Kasse festzustellen, dass man erst ab 10 Euro Warenwert Bargeld abheben kann. Hmpf. „Dann eben ohne Bargeld nach Brandenburg“, denke ich mir, die Uhr tickt schließlich.
Auf dem Weg zum Erdbeerhäuschen schreibt mir mein Bruder und fragt, ob ich noch Bio-Orangen für den Aperol Spritz mitbringen kann. Der Bio-Supermarkt liegt direkt neben dem Erdbeerhäuschen am S-Bahnhof. Trotz tickender Uhr sollte das möglich sein. Ich stelle mich am Erdbeerhäuschen an, warte bis die Frau vor mir fertig ist, lasse mir 2 kg in meinen Beutel packen und muss dann feststellen, dass das Kartenlesegerät in der Nacht gestohlen wurde und heute nur Barzahlung möglich ist. Arrrrrgh. Es hilft nichts, ich muss in den sauren Apfel beißen und zu einem Geldautomat flitzen, bei dem ich Gebühren zahlen muss. Dafür hebe ich dann gleich genug ab, um nächstes Wochenende das Immergut auch bestreiten zu können, trotzdem nerven mich die knapp 5 Euro. Und dass die Frau, die vor mir am Erdbeerhäuschen langsam war jetzt auch vor mir am Geldautomat langsam ist. Die Uhr tickt doch, verdammt!
Auf dem Weg zurück zum Erdbeerhäuschen sehe ich, dass dort schon wieder eine Schlange steht. Also biege ich erst schnell in den Bio-Supermarkt ab. Dort gibt es Orangen, aber nicht im Netz, sondern ich muss sie selbst in eine Papiertüte packen, die dann auf dem Weg zur Kasse natürlich prompt reißt. Aber die Uhr tickt doch! Schnell zurück, neue Tüte, Orangen umpacken, dann wieder ewig an der Kasse anstehen. Raus, zum Erdbeerhäuschen, meinen Beutel entgegennehmen und bar bezahlen, dann runter zur S-Bahn. Die nächste kommt erst in 6 Minuten, aber das ist dann auch die, die ich ursprünglich als letztmögliche eingeplant hatte – sollte also alles klappen, puh.

Den genauen Reiseverlauf mit zwei S-Bahnen, RegionalExpress und Bus konnte man gestern auf Mastodon live mitverfolgen – bitte dem Link folgen und dort nachlesen.
An der Haltestelle holt mich mein Bruder ab und wir laufen nochmal eine knappe halbe Stunde, bis wir an Hütte und See angekommen sind. Dort warten seine Freundin und eine Tafel Schokolade, die er mir von seiner Dienstreise aus Wien mitgebracht hat.

Ich lege mein Gepäck ab, wir schmieren uns Schnittchen und bereiten Getränke zu (für mich helles Bier mit Rhabarberschorle) und setzen uns auf den Bootssteg zum Essen und Erzählen. Danach haben die beiden noch einiges zu tun und ich chille erst im Liegestuhl auf dem Steg und als es dort zu windig und kalt wird ein paar Meter landeinwärts auf einem Sofa, wo ich dann auch so richtig wegpenne. Der Tag war ja doch recht anstrengend bisher.

Nach dem Schlafen wird es draußen wirklich zu kalt und wir gehen rein und heizen den Ofen an. Ich trinke einen heißen Mango-Ingwer-Tee, um mich aufzuwärmen und dann wird gekocht – es gibt Vollkorn-Linguine mit einer Tomaten-Hackfleischsauce mit Oliven, Koriandersamen, Chili, Zimt und gerösteten Pinienkernen und dazu ein Gläschen Primitivo.

Während des Essens meldet sich meine Freundin in Frankreich und bittet um ein Telefonat. Es gibt also noch einen Abendspaziergang, statt mit Feierabendlimo heute mit Rum-Rhabarberschorle. Ich spaziere am See und durch den Wald und wir erzählen ein wenig.


Nach einer halben Stunde bin ich wieder zurück und dann entwickelt sich der Abend zu einem lang anhaltenden Musikraten – erst per DJ Shuffle durch meine Lieblingssongs-Playlist auf Spotify (Ganz erstaunlich übrigens, wie gut mein Bruder die Kelly Family kennt :D), dann mit den Songs von Eläkeläiset und Steve n Seagulls. Und natürlich fällt einem dann zu fast jedem Song irgendwas zu Erzählen ein und auch der Satz „[Der/Die] ist auch schon tot.“ fällt ziemlich oft. Dank Strawberry Basil Smash (Rezept eine Entdeckung von TikTok) und Gin Tonic wird das ein sehr lustiger und langer Abend, bevor wir gegen 2 ins Bett fallen…

