12.05.2023 – Freitagsfreuden

Auch der heutige Tag ist noch von viel Müdigkeit und Erschöpfung geprägt, aber immerhin steht auch nicht mehr ganz so viel an, bis das Wochenende losgehen kann. Ich nehme mir vor, die Flexibilität von Vertrauensarbeitszeit und Homeoffice voll auszunutzen. Dann beantworte ich aber doch schon kurz nach 8 die ersten Arbeitsnachrichten auf dem Diensthandy, woraus sich ein erstes dienstliches Telefonat kurz nach 9 ergibt. Zu diesem Zeitpunkt liege ich noch im Bett, habe noch nicht fertig gebloggt, aber immerhin schon einen Tee gekocht.

Um 10 kann ich dann das Bloggen abschließen und aufstehen. Ich richte mir das Balkon-Office her, esse Toasts mit Holundermarmelade und Pistaziencreme und einen Apfel und wühle mich durch die E-Mails der Nacht. Ein wichtiger Schritt im Großprojekt hätte eigentlich schon erledigt worden sein müssen, aber der zuständige spanische Kollege ist gerade in Indien und hat wegen der Zeitverschiebung vermutlich die Deadline verpasst. Durch Anpingen auf mehreren Kollegen erreiche ich ihn irgendwann und die Aufgabe ist drei Stunden nach Deadline erledigt – immerhin.

Zeitgleich, bzw. überlappend, findet dann das erste Meeting des Tages statt, für das ich allerdings nach drinnen an meinen Schreibtisch gewechselt bin. Mitte Mai wird es jetzt schon am späten Vormittag zu heiß, um auf dem Balkon zu arbeiten. Nach dem Meeting mache ich Mittagspause und schnipple mir einen Salat aus Lollo bionda, Radieschen, getrockneten Tomaten, Oliven und eingelegten Artischocken zurecht. Zum Essen ist es auf dem Balkon nicht zu heiß. Ich schnappe mir auch direkt noch eine Mate für den Nachmittag.

Ich arbeite noch Dinge ab und höre dabei das neue Album von Feine Sahne Fischfilet, dann startet um 15 Uhr unser Wochenabschluss-Teammeeting, das wir heute gnadenlos überziehen. Es gibt einfach sehr viel zu besprechen, da wir alle diese Woche so viel beschäftigt waren, dass wir wenig Gelegenheit für den Austausch über die allerdringendsten Aufgaben hinaus hatten. Aus dem Meeting ergeben sich dann nochmal einige To Do‘s und außerdem muss ich noch meinen Wochenbericht schreiben. Zwischendurch telefoniere ich auch noch mit meinem Bruder. Als dann alles fertig ist, ist es schon wieder fast 18 Uhr (soviel zu flexiblen Arbeitszeiten) und ich klappe den Laptop mit Schwung zu.

Bevor ich mich heute so richtig zurücklehnen lassen kann, gilt es noch, das Katzenklo durchzusieben, den Müll runterzubringen, beim Lieblingsnachbarn den Balkon zu gießen und Wäsche zu waschen. All das erledige ich, bevor es das Feierabendgetränk gibt – weil Wochenende ist, gönne ich mir einen Limoncello Soda (ich muss mir evtl noch Prosecco mit Schraubdeckel zulegen, dann kann es auch mal Spritz nur für mich geben). Zum Essen gibt es frisches Brot mit Bärlauchbutter, Cœur de Paille und Finocchiona und dazu die letzte Möhre und den Rest vom Ziegengouda.

Beim und nach dem Essen versinke ich in TikTok. Als der Mitbewohner nach Hause kommt, serviert er zum Nachtisch noch mitgebrachte „Carrot Sweets“, eine Art Barfi oder Halwa aus geriebenen Möhren und getrockneter (?) Milch, die er vorher in der Mikrowelle warm macht. Die Milch wird so lange erhitzt, bis keine Flüssigkeit mehr übrig ist, wie man das genau auf Deutsch nennt, fällt mir gerade nicht ein. Solid Milk auf Englisch jedenfalls.

Eigentlich hatte ich für den Abend noch Fantasien vom Buch lesen, aber mein Kopf kommt dafür nicht genügend zur Ruhe. Stattdessen geht es mit einem Podcast in die Badewanne, bis die Waschmaschine fertig ist. Dann noch schnell Wäsche aufhängen und kurz nach 23 Uhr lege ich mich zum Schlafen hin.

Zu der doch für die nicht dabei gewesenen wahrscheinlich eher eintönigen Alltagsbeschreibung könnten hier noch ein paar Gedankenfetzen dazu stehen, wie oft ich in letzter Zeit gedanklich mit Menschen anecke, weil sie Dinge sagen, die mich auf politischer Ebene entrüsten. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, natürlich. Bin ich in den letzten Jahren in meinen Ansichten radikaler und gleichzeitig im Zwischenmenschlichen intoleranter geworden oder sind es die Zeiten, wegen derer alle etwas on edge sind? Und wie konsolidiert man divergierende Meinungen damit, das man sich sonst eigentlich mag und in den in dieser Woche aufgefallenen Fällen ja auch weiterhin gut und vertrauensvoll zusammenarbeiten will? Drei verschiedene Personen, einmal ging es um die Pandemie, einmal ums Klima bzw. die Maßnahmen gegen den Wandel desselben und einmal um Klassismus im weitesten Sinne. Und jedes Mal sagte die jeweilige Person was sie sagte eher nebenbei und in völligem Unbewusstsein dessen, wie dumm (sorry) es ist. Eigentlich ein Wunder, dass ich keine unsolidarischen Kommentare zum anstehenden Bahnstreik gehört habe. Zum Glück, sonst wäre ich wohl endgültig mit roter Fahne auf die Barrikaden gegangen.

Anyway, auf ins Wochenende!