05.05.2023 – Schritte, physische und andere #WMDEDGT

Es ist der 5. und wie jeden Monat ruft Frau Brüllen zum Tagebuchbloggen auf. Die anderen Beiträge zu “Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?” findet Ihr hier.

Ach guck, 5.5.23. Das Datum ist mir auch erst aufgefallen, als ich Frau Brüllens Blogeintrag heute morgen las – ein Insider für Leser*innen der Illuminatus-Trilogie und ihrer Derivate. Nun aber…

Ich schlafe bis zum Weckerklingeln halb 8 und beginne die gewöhnliche Morgenroutine. Internet leer lesen, Niederländisch und Tschechisch auf Duolingo, Italienisch auf Babbel, mit dem Liebsten telefonieren, Balkonpflanzen begießen, Katzen füttern, mich tagfein machen. Der Arbeitstag fängt so richtig um halb 10 an, mit der monatlichen virtuellen Kaffeerunde der deutschen Kolleg*innen und Gesprächen über die Meisterschaft von Neapel, die Pläne fürs Wochenende, neue Strategien des neuen CEO, was sich im Marketing gerade tut… Ein lockerer Austausch an der virtuellen Kaffeemaschine, den wir aus der Pandemie in die neue Remote-/Hybridarbeitswelt mitgenommen haben.

Das Meeting danach verschiebe ich auf später am Tag, denn ich will noch rechtzeitig in meine Hausarztpraxis kommen, um eine Überweisung abzuholen. Die liegt da seit Dienstag, aber bisher hatte ich keine Chance, während der Öffnungszeiten dort zu sein. Bei schönem Frühlingswetter spaziere ich also dort hin und höre nebenbei auf radioeins einer Debatte über die häufigen Streiks der letzten Zeit zu. Sehr schön: Weder Moderatorin noch Hörer*innen sagen irgendetwas negatives über Streiks oder die Streikenden, stattdessen geht es um Verbesserungen des Streikrechts und wie mehr Arbeitende in Gewerkschaften und tarifgebundene Arbeitsverhältnisse kommen können, um überhaupt ein Streikrecht zu haben.

Zurück aus der Praxis mache ich mir dann endlich ein Müsli mit Apfel zum späten Frühstück. Ich arbeite To Do‘s ab, beantworte Fragen und koordiniere Abläufe im Großprojekt (dies auch schon von unterwegs auf dem Handy). um 12 ist das nächste Meeting, wieder mit deutschen Kolleg*innen, aber in kleinerer Runde, bei dem wir uns über unsere Fortschritte in einem Projekt auf dem Laufenden halten und nächste Schritte beraten. Danach habe ich das vom Vormittag verschobene Meeting mit einem Kollegen hier in Deutschland.

Jetzt braucht mein Kopf eine kurze Pause, auch wenn mein Bauch noch nicht wieder Hunger hat. Ich setze mich für eine halbe Stunde aufs Sofa, kuschelt mit den Katzen und gucke, was die sozialen Medien sagen. Es kommen aber schnell wieder Großprojekt-Nachrichten rein und ich gehe zurück an den Schreibtisch. Ich kläre letzte Ungereimtheiten und organisiere mit Hilfe von Kolleg*innen in Großbritannien, Spanien, Indien und den USA, das alle Schritte, die bis heute Abend amerikanischer Zeit zu erledigen sind, auch getan werden können. Nebenbei räume ich in dem Google Doc auf, das wir gemeinsam für das Projekt nutzen und trage außerdem Schritte in das Projektmanagement-Tool ein, zu dem nicht alle Teilnehmenden Zugang haben. Da steht dann als Aufgabe von mir sowas drin wie: „Mit X über Y gesprochen und Z entschieden.“

Um 15 Uhr ist wöchentliches Teammeeting, allerdings sind drei von uns nicht da. Ich spreche mit meiner Managerin in Nordengland und der Teamkollegin in Georgia letzte Dinge ab und wir entwerfen einen Notfallplan für den Fall, dass der Kollege an der amerikanischen Westküste, dessen Zuarbeit wir dringend noch benötigen und der aber noch schläft, seinen Part nicht rechtzeitig abliefern kann. Nach dem Meeting schreibe ich meinen Wochenbericht und telefoniere nochmal kurz mit dem Liebsten, bevor ich um 17 Uhr das potenziell wichtigste Meeting der Woche mit einer Kollegin in Illinois habe. Es wird dann aber deutlich weniger aufregend als vorher möglich schien und so kann ich 17:30 Uhr entspannt Feierabend machen.

Ich rufe wieder den Liebsten an und berichte ihm, dann schnappe ich mir eine Feierabendlimo (Blaubeere-Salbei) und treffe mich mit dem Lieblingsnachbarn auf einen ausgedehnten Spaziergang. Gegen 19 Uhr meldet der Kollege von der Westküste Vollzug und ich kann meinem Team Entwarnung geben.

Wieder zuhause bekommen die Katzen Abendbrot und ich koche mir Spaghetti mit Tomatensauce, in die heute ein paar eingelegte Peperoncini wandern. Seit ich heute Morgen im Italienischkurs von den peperoni cruschi in Matera gelesen habe, ist mir nach etwas warmer Schärfe. Das Foto zeigt den ersten Teller, der zweite hatte mehr Sauce.

Für die Abendunterhaltung habe ich heute mal Lust auf etwas ganz anderes. Auf Netflix gibt es (neuerdings?) „Kein Pardon“ und weil das einer dieser deutschen Kultfilme ist, die ich noch nie gesehen habe, aus denen aber recht häufig zitiert wird, schaue ich mir den an. Ist ganz witzig, aber wahrscheinlich hätte man ihn damals gucken müssen, um die Begeisterung zu verstehen.

Danach überfällt mich eine furchtbare Müdigkeit, ob das das Spaghetti-Koma, die über 12.000 Schritte, die anstrengende Woche, Long Covid oder einfach Frühjahrsmüdigkeit ist, weiß ich nicht. Ich liege aber Punkt 22 Uhr im Bett und schlafe dann – mit den üblichen Unterbrechungen durch gelangweilte Katzen – drei mal drei Stunden.