25.05.2023 – Teilzeitkindgeburtstag

Als ich kurz nach halb 5 aufwache, ist in diesem Haushalt niemand mehr unter 10. Uiuiui. Ich gehe schnell und leise aufs Klo und versuche, wieder einzuschlafen. Das klappt aber – mal wieder – nicht. Dafür höre ich es ab 5 nebenan im Kinderzimmer rumoren. Kurz vor halb 6 steht dann ein verschlafenes Kind in der Tür und bittet um ein warmes Körnerkissen, da es ja nicht in die Küche gehen darf. Da hat es Recht und der Liebste steht auf und kümmert sich. Jetzt sind wir alle wach, das Teilzeitkind schläft aber nochmal ein, bis um 6 der Wecker klingelt – heute früher wegen Anlass. Es kommt zu uns ins Bett gekrabbelt und wird von uns erst einmal ausgiebig gefeiert und besungen, bevor Kaffee und Kakao im Bett serviert werden. Natürlich ist aber die Aufregung so groß, dass wir nicht lange liegen bleiben können. Stattdessen geht es nach wenigen Schlucken in die Küche, wo der Geburtstagstisch bewundert und dann die Geschenke unter Jubel ausgepackt werden.

Dann gibt es erste Muffins zum schnellen Frühstück und das Teilzeitkind verschwindet im Bad, um zu duschen, Haare zu waschen und sich heute besonders hübsch zu machen. Normalerweise geht es halb 8 los in die Schule (oder später, wenn jemand verschlafen hat), heute können wir es nur bis viertel 8 drinnen halten, dann schwingt es sich auf seinen Roller. Es muss ja noch das Geburtstagsoutfit anziehen, dass es gestern in der Schule hat hängen lassen. Kurz danach stiefelt der Liebste mit Unmengen Muffins hinterher. Ich liege wieder im Bett, trinke Kaffee, lese das Internet leer und blogge. Als der Liebste zurückkommt, muss er direkt mit der Arbeit anfangen und ich verziehe mich aufs Sofa. Dort kümmere ich mich um die Sprachlern-Apps und baue den BoulderBall zusammen, den das Teilzeitkind von mir bekommen hat. Dabei höre ich den Podcast mit Gerhart Baum weiter und irgendwann fallen mir die Augen zu. Ich schlafe wieder gemütlich ein, während der Liebste in seinem und die Mitbewohnerin in ihrem Zimmer dienstlich telefonieren. Ich habe Urlaub!

Gegen 11 ist es dann mit der Ruhe vorbei, die Blase drückt, ich habe Hunger und es gibt ja auch noch ein bisschen was zu tun heute. Ich mache mir Fladenbrot mit Aufstrichen zum Brunch und ziehe mich dann für den Tag an. Dann beseitige ich das Chaos in der Küche, wo der Liebste und das Teilzeitkind gestern noch Unmengen Muffins gebacken haben und noch keine Zeit zum Aufräumen hatten. Dabei höre ich laut Tina Turner (RIP) – die Mitbewohnerin macht gerade Pause und singt mit. Um 12 macht der Liebste Feierabend, er hat zumindest den Nachmittag frei genommen. Er geht wieder raus und holt das Mietauto ab, das er für den Tag heute und den anstehenden Wochenendausflug reserviert hat. Dann liegen wir noch ein wenig gemeinsam auf der Couch und chillen bzw. lernen den Umgang mit dem BoulderBall. Um 14 Uhr klingelt es an der Tür und das Nachbarskind steht da. Das ist mein Zeichen zum Aufbruch. Gemeinsam mit dem Nachbarskind laufe ich zum Bus und fahre bis an die Stadtgrenze. Von dort aus laufen wir hinüber nach Brandenburg, wo der andere Teil der Patchworkfamilie seit einem halben Jahr wohnt. Währenddessen unterhalten wir uns natürlich auch – über die gerade stattfindende Klima-Projektwoche an seiner Schule, über Handys und Handynutzung, über Kindergeburtstage im Allgemeinen und im Besonderen… Es wird nicht langweilig. Im Haus in Brandenburg angekommen, empfängt uns die Oma mütterlicherseits des Teilzeitkinds und wir helfen ihr beim Tische decken und Kuchen heraustragen. Ein Süßigkeitenbuffet ist ebenfalls schon aufgebaut.

Dann sitzen wir gemütlich zu dritt auf dem Sofa und harren der Dinge, die da kommen. In kurzem Abstand kommen kurz vor halb 4 der Liebste und die Teilzeitkind-Mama mit jeweils einem Auto voller Kinder, Sitzerhöhungen und Schulranzen angefahren. Ein weiterer Gast wird zeitnah von seinen Großeltern gebracht. Schnell ist der zukünftige Garten – gerade noch Baustelle – voll mit insgesamt 12 Kindern zwischen 9 und 11, die sich als erstes gleich mal auf das Süßigkeitenbuffet stürzen. Dann rufen die Eltern des Liebsten an, die inzwischen am S-Bahnhof in der Nähe angekommen sind und von ihm mit dem Auto abgeholt werden.

In der Zwischenzeit sitzt die Kinderschar bereits am Tisch unterm Pavillon und es werden rundherum und unter viel Hallo Geschenke ausgepackt. Dann begrüßt das Teilzeitkind seine Großeltern, die an einen Erwachsenentisch verfrachtet und mit Kaffee und Kuchen versorgt werden, ähnlich wie die Kinder am Kindertisch, nur bekommen die Apfelschorle. Zwischendurch kommt noch der Papa der Geschwister des Teilzeitkinds von der Arbeit nach Hause, der die beiden Kleinen auf dem Weg noch aus der Kita abgeholt hat. Sie tragen das gleiche Outfit wie das Teilzeitkind und übergeben ihm rote Rosen zum Geburtstag. Alles platzt vor Niedlichkeit.

Schon ist es Zeit für die Schatzsuche: Die großen Kinder, der Liebste, ich und die Teilzeitkindmama brechen auf und folgen einem Pfad voller Pfeile, Hinweise, Rätseln und Aufgaben durch die nähere Umgebung. Nach Angaben der Wartenden dauert es fast anderthalb Stunden, bis wir am Ziel – dem Sandhaufen in der Gartenecke – ankommen und die Kinder dort abwechselnd und durch Würfeln bestimmt nach der Schatzkiste graben dürfen. Jetzt ist für mich wieder ein wenig Zeit zum Verschnaufen, Kaffee trinken und ein wenig Kuchen essen – allerdings ist der Grill auch schon an. Ich versorge die Liebsteneltern mit den ersten Würstchen, dann wird noch das obligatorische Geburtstagsfoto des Teilzeitkinds mit den Großeltern und dem Geburtstagszug mit der 10 gemacht, den die Oma extra mitgebracht hat. Das größere Geschwister kommt auch mit aufs Foto – wir sind ja da nicht so. Dann bringt der Liebste seine Eltern wieder zur Bahn – sie sind mit über 80 extra für das Essen gestern und den Geburtstag heute nach Berlin angereist und haben zwischendurch noch einen Freund getroffen (er) bzw. eine Ausstellung besucht (sie). Respekt! Die andere Oma des Teilzeitkinds verteilt inzwischen Rosé an die Erwachsenen, was ich dankend annehme.

Endlich wird der Schatz gefunden und alle Kinder bekommen jeweils einen Halbedelstein für Zuhause, außerdem stellen sie sich Süßigkeitentüten am Buffet zusammen. Dann werden die Kinder mit Würstchen, Halloumi, Mozzarella und Gemüse versorgt und ich esse auch mit, während bereits die ersten Eltern zum Abholen kommen, aber gerne noch einen Moment zum Quatschen bleiben, während ihre Kids durch die Gegend flitzen und Kontakto (oder Contacto?) spielen. Zwischendurch kommen übrigens auch immer wieder Nachbar*innen vorbei und gratulieren dem Teilzeitkind. Es ist ein Gewusel!

Dann sind endlich alle Kinder abgeholt und der Liebste ist mit den restlichen wieder Richtung Berlin gefahren. Jetzt darf das Teilzeitkind die Geschenke von diesem Teil der Patchworkfamilie aufmachen und freut sich besonders, dass es im Herbst mit seiner Oma nach Hamburg zum Harry-Potter-Theaterstück fahren darf. Auch von “unserer” Oma gibt es noch ein tolles Geschenk auszupacken – nämlich einen handgeschriebenen Brief, der für ein ganzes Jahr handgeschriebene Schneckenpost mit immer jeweils einem Rätsel oder einem Witz ankündigt. Dann rufen noch meine Eltern an und gratulieren ebenfalls, ebenso der andere Opa des Teilzeitkinds, der heute nicht dabei war. Ein Paket von der Mama des Geschwisterpapas wurde auch noch pünktlich während des Fests geliefert. Das Kind hat wirklich tolle Familien!

Und dann ist endlich wirklich Ruhe. Die kleinen Kinder werden von ihrem Papa geduscht und ins Bett gebracht, wir räumen noch ein wenig auf und dann zeigt mir das Teilzeitkind noch sein neues “anderes” Zimmer, das ich ja noch gar nicht kenne. Dann verabschiede ich mich und laufe durch schönstes Brandenburger Naturidyll zurück nach Berlin zur S-Bahn, mit der ich zurück in den Prenzlauer Berg fahre. Unterwegs denke ich an die drei anderen Geburtstage, die ich bereits mit dem Teilzeitkind verbracht habe.

Beim ersten Mal war es ein Vorschulkind im Lockdown und die sechs Erwachsenen und das Baby des erweiterten Patchwork-Haushalts verkleideten sich in den wildesten Kostümen, um dem Kind einen schönen Geburtstag ganz ohne andere Geschwister zu bereiten. Der zweite fand auf einem Spielplatz statt und außer der Familie durften nur die Klassenkamerad*innen kommen, mit denen es sowieso den ganzen Tag in einem Zimmer saß. Letztes Jahr gab es erstmals wieder eine große Party mit Familie und Freund*innen, damals in der Wohnung des Liebsten, die wir vorher in tagelanger Aktion präsentabel gemacht hatten. Und heute dann das vierte Mal. Nächstes Jahr wird das Kind 11 und dann ist die Zeit der Kindergeburtstage auch bald vorbei. Mal sehen, was danach kommt! Das Tagebuch seiner Mama aus der Schwangerschaft wollte es heute jedenfalls noch nicht lesen – “lieber erst, wenn ich 12 bin, Mama”. Hach, man wird sentimental.

Zuhause angekommen, füttere ich zwei verhungernde Katzen, setze mich dann mit einer wohl verdienten Feierabendlimo (Estragon-Ingwer) noch auf den Balkon, bis es dunkel ist und telefoniere mit dem Liebsten. Dann mache ich mich schnell bettfertig, lege alle Geräte, die ich in den nächsten Tagen auf dem Immergut brauche, an den Strom (zwei Handys, den Kindle, das FitBit und vor allem die PowerBank) und schlafe schnell tief und fest ein.

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