Seit die Corona-Warn-App wieder regelmäßig rote Kacheln beschert und sich die Covid-Meldungen im Umfeld mehren (Familie, Freund*innen, Kolleg*innen) mache ich wieder regelmäßige Tests, zumindest bei Symptomen. So auch heute morgen wieder – aber alles negativ. Da es mir ein wenig besser geht als gestern, folgt wieder ein Arbeitstag am Schreibtisch. Schön am Feiertag ausgeruht, um dann wieder Leistung zu bringen – wie so ein Girlboss, hüstel.
Mit einer der Gründe, warum ich einfach gesund sein will, ist nämlich, dass heute Abend Nadia Shehadehs Booklaunch zu „Anti-Girlboss. Den Kapitalismus vom Sofa aus bekämpfen“ im Heimathafen stattfindet. Erstens freue ich mich da schon lange drauf, zweitens habe ich auch Tickets dafür verschenkt und hatte eigentlich geplant, mit zwei meiner Cousinen hinzugehen. Wie das so ist in diesen Zeiten und unter uns Millenials, änderten sich die Pläne über die vergangenen Tage dann mehrmals. Erst konnten alle, dann hatte die eine Cousine Covid und man musste abwarten, ob sie rechtzeitig wieder negativ testet (Check!), dann kam der anderen etwas dazwischen, dann bekam plötzlich ich Erkältungssymptome… Ich habe in den vergangenen Tagen verschiedentlich „1-3 Tickets“ im Freundeskreis angeboten und obwohl das Interesse groß war, sprachen dann immer andere Pläne oder körperliche Befindlichkeiten dagegen.
Im Laufe des Tages wird es dann auch für mich nochmal spannend: Am Nachmittag, mitten in ein Meeting hinein, vermeldet der Liebste, dass er sich nun, nach 2 Tagen heftiger Erkältung und mit fast keinen Symptomen mehr jetzt doch positiv getestet habe. Es ist zwar eine Weile her, dass wir uns gesehen haben, aber bei zwei der drei Gelegenheiten, bei denen er sich angesteckt haben könnte, war ich auch dabei. Und meine Symptome fingen einen Tag nach seinen an. Ich mache also noch einen Test derselben Sorte wie heute morgen, der negativ ausfällt. Allerdings sind die Tests, die ich noch vorrätig habe, eigentlich abgelaufen (lange Geschichte). Ich setze mir also eine FFP3-Maske auf und stapfe bei Schneeregen in die Apotheke, um frische zu holen. Auch dieser neue Test fällt dann negativ aus.
Ich beschließe also, auszugehen und die Maske nicht nur in der Bahn (da sowieso) sondern auch während der Lesung aufzulassen. Nach Feierabend mache ich mir eine schnelle Pasta mit Kapern, Knoblauch, Bottarga und Dill und dann geht es auch schon los zum Heimathafen. Meine frisch genesene Cousine und ich haben uns extra früh verabredet, um noch Zeit zum Quatschen zu haben, auch wenn ich den eigentlich geplanten Drink auslasse. Als erstes kaufe ich zwei Exemplare des Buches – eins für mich, eins für die beiden Cousinen, die gemeinsam in einer WG leben, vor kurzem kurz nacheinander Geburtstag hatten und deswegen von mir und meinem Bruder Buch und Lesung geschenkt bekamen.
Die Lesung und vor allem das Gespräch drumherum ist natürlich super, unterhaltsam und nachdenklich stimmend. Habe ich vorhin wirklich überlegt, ob ich herkommen soll, weil ich Angst hatte, jemanden mit Covid anzustecken? Ja, auch. Aber auch, weil ich Angst hatte, dann morgen wieder kränker zu sein und nicht arbeiten zu können. Überhaupt nimmt die Arbeit im Moment (aus nachvollziehbaren, guten Gründen) gerade deutlich mehr Platz in meinem Leben – auch außerhalb der eigentlichen Arbeitszeit – ein, als eigentlich gut für mich ist. Viel Stoff zum Nachdenken also!
Bei der anschließenden Signierstunde hole ich mir dann noch eine Widmung von Nadia ab und mache außerdem ein Foto von ihr und einigen Leuten vom ND – erst im Querformat, wie so eine Boomerin, dann auch im Hochformat, ist ja für Instagram! Dann laufen meine Cousine und ich gemeinsam noch ein gutes Stück bis zur S-Bahn und fahren damit noch ein paar Stationen gemeinsam Richtung Bett.
Zuhause angekommen telefoniere ich noch mit dem Liebsten, dem es soweit gut geht und dann fallen mir nach den ersten paar Seiten in Nadias Buch die Augen zu…
