Am Sonntag hatte ich ein Meme gesehen, das ein gewisses Alter (Menschen, die oft Solitär gespielt haben), mit Rückenschmerzen am Morgen in Verbindung brachte. Und Zack, Montagmorgen wachte ich mit fiesen Rückenschmerzen auf. Ich schiebe es in diesem Fall auf merkwürdig verkrampftes Liegen aufgrund der beiden Katzen, mit denen ich das Bett teile, aber andererseits werde ich ja auch demnächst 40…
Anyway. Praktischerweise begann der Tag sowieso mit Physiotherapie, so dass ich zumindest gleich etwas professionelle Hilfe bekam, was zu einer gewissen Verbesserung führte. Bei der anschließenden Lymphdrainage durfte ich Nacken und Schultern auch noch auf einem Heizkissen betten und wäre am Ende am liebsten einfach liegen geblieben. Stattdessen spazierte ich aber recht schnellen Schrittes zurück ins Homeoffice, wo ein Haufen Arbeit wartete.
Meeting reihte sich an Meeting, ohne Mittagspause dazwischen, war aber OK, da es dank des Termins am Vormittag am Ende dann auch nur noch 6 Stunden oder so waren.
Nach der Arbeit kochte ich dann einen Gemüseeintopf für den Mitbewohner und mich. Ein halber Weißkohlkopf musste endlich mal verbraucht werden und wurde mit Vorräten kombiniert – Cannelini-Bohnen, Dosentomaten, Zwiebeln, Knoblauch, Rosmarin, Parmesan und dem letzten Becher Sahne aus dem überdimensionierten Einkauf des Mitbewohners. (Er hatte Kuchen für seine neuen Kolleg*innen backen wollen, der Termin dafür verschob sich immer weiter und etwa zwei Wochen lang stand unser Kühlschrank voller Schlagsahne, von der am Ende 2,5 Becher übrig blieben).
Die Suppe war ein wenig von meiner Lektüre zur venezianischen Küche inspiriert, ein wenig von einem Ribollita-Rezept. Eigentlich hätte ich dem Weißkohl gerne Fenchelsamen entgegengesetzt, aber ich konnte keine mehr finden und nahm stattdessen Kümmelpulver, mit dem ich ein wenig ausrutschte. Auch um diesen Geschmack auszugleichen kam die Sahne mit rein.
Zum Essen gab es noch ein paar Scheiben Brot und für mich ein Glas Tempranillo, dazu Gespräche über anderer Leute Blinddärme, den Berliner Wohnungsmarkt und das deutsche Steuersystem.
Nach dem Essen packte ich mir eine große Ladung Papiermüll in eine IKEA-Tüte und ging mit Italo-Pop auf den Ohren noch einmal hinaus ins dunkle Kalte. Während meiner Runde um den Block führte ich das Abendtelefonat mit dem Liebsten und dann erreichte ich bei ziemlich genau 10.000 Schritten wieder die Wohnung.
Zurück auf dem Sofa las ich „Bei den Brunettis zu Gast“ zu Ende, außerdem aus Gründen das Italien-Kapitel aus Nilz Bokelbergs „Endlich gute Musik“ wieder.
Zähneputzen, Pullern und ab ins Bett – sangen schon die großen Philosophen von Knorkator. Dort warteten schon wieder die Katzen auf mich und außerdem ein neues Buch: Alena Schröder – Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid. Ich schaffte noch so 20 Seiten, bis mir die Augen zufielen, freute mich aber noch über den unverhofften Rostock- und Warnemünde-Bezug.
Wie befürchtet wachte ich früher auf, als nach der Reinfeierei eigentlich gut für mich gewesen wäre. Ich erinnere mich nicht mehr, ob es die Katzen oder meine Blase waren, konnte aber zum Glück wenigstens nochmal ein Stündchen oder so wegdösen, bevor die Nacht gegen 8:30 Uhr dann endgültig vorbei war.
Nachdem ich mein Schrittziel für die Woche schon lange übererfüllt hatte und aus vielerlei Gründen dringend einen Selfcare-Tag brauchte, beschloss ich trotz schönem blauen Himmel, weitgehend im Bett zu bleiben.
Nach dem Leerlesen des Internets und den täglichen Duolingo- und Babbel-Pflichten machte ich mir gegen Mittag zum Frühstück ein sizilianisch inspiriertes Toast-Sandwich mit Olivenöl, Oregano, Sardellen, Käse und Tomate sowie eine Vollkornstulle mit Erdnussbutter und Pflaumenmarmelade. Dazu gab es eine sizilianische Crowdfarming-Blutorange (Sorte Tarocco) und einen vom Mitbewohner servierten pakistanischen Chai.
Ich hörte das Hörbuch von Monchi zu Ende, während ich mich um die Wäsche kümmerte und einmal die Wohnung durchsaugte. Danach las ich, zurück im Bett, noch die zweite Hälfte von Francesca Melandris „Über Meereshöhe“ zu Ende.
Irgendwann zwischendrin kam eine Nachricht, die dem Tag unnötige Spannung verlieh, die sich bis zur erlösenden Nachricht spät am Abend mehr und mehr aufbaute und in den letzten 2 Stunden wirklich unangenehm wurde. Kopfkino deluxe, Adrenalin hoch 10, Ablenkungslesen unmöglich. Ist dann aber zum Glück alles soweit gut gelaufen und löste sich noch rechtzeitig auf, ohne dass eine schlaflose Nacht daraus wurde.
Zwischendurch gab es noch eine Nachmittagsmahlzeit aus Pellkartoffeln und einem „Salat“ aus MSC-zertifizierten Eismeergarnelen, Dill, Zitrone, Sahne und einem Spritzer Majo. Statt Sahne hätte es etwas Leichteres auch getan, das war aber nicht im Haus und die Sahne musste langsam weg – der Mitbewohner hatte mal wieder überdimensioniert eingekauft. Es war sehr lecker, versetzte mich gedanklich nach Schweden und dank des ganzen Fetts brauchte ich dann auch keine dritte Mahlzeit geschweige denn einen Snack mehr.
Nachdem sich die Kacksituation aufgelöst hatte, traute ich mich gegen halb 11 endlich, in die Badewanne zu gehen. Dort beruhigte ich mich dann soweit wieder, dass ich einem Podcast folgen konnte. Zum Einschlafen gab es dann noch kulinarische Lektüre aus Venedig und dann fielen mir irgendwann gegen halb 1 endlich die Augen zu.
Nach dem frühen Ende des Freitagabends begann der Samstag ebenfalls früh – wie im Moment leider fast alle Tage. Immerhin bis halb 8 konnte ich einigermaßen dösen, dann huschte ich aufs Klo. Das war wohl für das Teilzeitkind das Signal, dass jetzt Wachsein in Ordnung war und es kam kurz ins Schlafzimmer geschneit, um „Tagchen“ zu sagen, was dann auch den Liebsten endgültig weckte. Dann kehrte es zurück in sein Zimmer, um Hörspiel zu hören, während der Liebste Kaffee und Kakao kochen ging und ich mich nochmal gemütlich einkuschelte. Aber wach ist wach.
Wie üblich verbrachten wir den Morgen mit Kaffee und Endgeräten im Bett. Gegen 11 dann ging es hinaus in den (Schnee-)Regen und auf den Markt. Wir kauften frische Bio-Eier, französische Salami, ein Baguette, Taboulé und Rucola-Aufstrich und dann noch Börekstangen und Quarkbällchen auf die Hand. Dann ging es schnell zurück ins Warme und der Liebste bereitete Spiegeleier und Bio-Würstchen zu während ich die Spülmaschine ausräumte und den Tisch deckte – das Teilzeitkind erbarmte sich, ein wenig zu helfen, sortierte aber vor allem Lego.
Während des Frühstücks setzten wir das Gesprächsthema des Rückwegs fort – welche Native Americans/First Nations ursprünglich wo lebten und wo heute und ob es eigentlich OK war, wenn eine Mohawk im Fernsehen eine Sioux spielte oder nicht. War man schon froh, wenn die Rolle an eine Native ging, oder war es unzulässig verallgemeinernd? Müsste man dann wohl nochmal direkt „Betroffene“ fragen, zur Besetzung von Reservation Dogs fanden wir zumindest spontan keine diesbezüglichen Kontroversen online. Der Rest des Tischgesprächs drehte sich dann um The Cursed Child. Ich bin ja eine Verfechterin von „No spoilers“, während der Liebste und das Teilzeitkind diesem Prinzip wenig abgewinnen können. Die beste Freundin des Teilzeitkinds hat ihm schon wesentliche Spoiler aus Harry Potter 6 und 7 und sogar einiges über The Cursed Child verraten. Ich finde das nicht gut und versuche, jegliche Nachfragen diesbezüglich abzuwehren, habe dabei aber im Liebsten nicht immer einen Verbündeten. Und so erfährt das Teilzeitkind dann doch noch, wer die Eltern von Delphie sind. An viel mehr kann ich mich zum Glück nicht erinnern.
Nach dem Essen sollst Du ruhen oder tausend Schritte tun. Mit Schritten war ich für die Woche durch, also ging es ans Ruhen. Lesen, spielen, Kreuzworträtseln, Duolingo und Babbel üben, zwischendurch ein wenig einnicken und dann am Ende noch über Freitag bloggen…
Irgendwann trauten sich die beiden Anderen nochmal raus und kauften fürs Abendessen ein. Dann kochte der Liebste seine vegetarische Bolognese mit Fettuccine und wir aßen noch gemeinsam, bevor ich dann meine Siebensachen packte und wieder zurück nach Ostberlin fuhr – meine Cousine wollte in ihren Geburtstag hineinfeiern und hatte zur WG-Party geladen.
Es wurde ein netter Abend mit Sekt und Wein, Ofengemüse und Dipps und diversen Gesprächen. Die anwesenden Gästinnen (nur ein Mann war dabei, der ist hier mitgemeint) kamen beim Reden immer wieder an den Punkt, sich zu fragen, was man auf Parties eigentlich gleich nochmal macht und worüber man so redet – wir waren alle etwas aus der Übung nach den letzten Jahren. Es wurde jedenfalls viel über Kinder und das Elterndasein gesprochen, über Schul- und Kitapolitik in Berlin und Brandenburg, über die Berlinale und diverse Filme, über die Erinnerungskultur zum Holocaust, speziell in Auschwitz, über vergangene und geplante Reisen, über das Vierzig und älter werden und über die völlige Verblendung des „Mehr Bock auf Arbeit“-Anspruchs des Arbeitgeberverbands. Original kein Gespräch drehte sich im engeren Sinne um die Arbeit oder den Beruf der Beteiligten – kein „Und, was machst Du so?“ Das fiel mir sehr wohltuend auf!
Am späteren Abend stieß eine andere Cousine zu uns, die gerade von der Arbeit bei der Berlinale kam (Ich widerspreche mir hier ein wenig selbst ;)) und erstmal tütenweise Popcorn auf den Tisch knallte – in Süß und Salzig. Das hob die Stimmung nochmal gewaltig an, bis zum Höhepunkt um Mitternacht, als es Gesang, Wunderkerzen, Knallbonbons, Geschenke und hervorragenden Käsekuchen für das Geburtstagskind gab.
Bis ungefähr 2 Uhr hielt ich es dann noch aus, bevor ich es angesichts von einer halben Stunde Heimweg, auf mich wartender hungriger Katzen und der nächsten wahrscheinlich viel zu früh endenden Nacht aus Vernunftgründen für sinnvoll hielt, aufzubrechen. Des Nächtens war ich dann endgültig die einzige mit Maske in U- und S-Bahn. Ich stapfte durch den Schnee nach Hause, fütterte die Katzen und machte von meinem Erwachsenenprivileg Gebrauch, nach einer Partynacht ohne Zähneputzen direkt ins Bett zu gehen. Kurz vor 3 habe ich dann wohl geschlafen, meint das FitBit.
Was immer in der Welt passiert ist in den letzten Jahren – und das war eine ganze Menge – ich lese immer noch jeden Tag die Blogs in meinem Feedly. Und dabei am allerliebsten die Tagebuchblogs, die Fenster in anderer Leute Leben, deren Protagonist*innen zu meinem Leben dazugehören, obwohl ich vielen von ihnen noch nie persönlich begegnet bin, noch nicht einmal direkten 2-Wege-Kontakt habe ich mit ihnen gehabt. Immer wieder ergreift mich dann beim Lesen die Lust, wieder mitzuspielen.
Heute stolperte ich dann bei Buddenbohm und Söhne über ein Zitat von Mikka, das dieses Gefühl verstärkte und auch noch eine politische Dimension mit einbrachte (sowas ähnliches las ich neulich gestern schon bei der Kaltmamsell):
„Please blog
To reclaim the public square, the virtual town hall, we need to have a voice. One that is not drowned out in a river of unrelated things, one that does not fade in seconds. We need to speak in sentences, not artificially shortened slogans. Personal blogs educate, advocate, and entertain. They are, more than any microblog can ever be, humans behind keyboards, firmly anchored in the realities and complexities of life.
Blog in a way that is indestructible. Iron Blogging. Own your content, both digitally and personally. The cost is minimal, free more often than not (cost of a domain excluded, .md cost me $30 for five years), but the benefits are wonderful.
Don’t wait for the Pulitzer piece. Tell me about your ride to work, about your food, what flavor ice cream you like. Let me be part of happiness and sadness. Show me, that there is a human being out there that, agree or not, I can relate to. Because without it, we are just actors in a sea of actors, marketing, proselytizing, advocating, and threatening towards each other in an always vicious circle of striving for a relevance that only buys us more marketing, more proselytizing, more advocating, and more threats.“
Eine kurze Diskussion auf Mastodon später, bei der es um anonym, pseudonym, Klarnamen und Blog- und Nichtblogbares ging, bin ich nun hier. Während der Liebste und das Teilzeitkind gemeinsam das Computerspiel spielen, dessen Name nicht genannt werden darf – was ich aus ideologischen Gründen eigentlich falsch finde, aber vor dem individuellen Hintergrund der beiden Beteiligten wiederum vertretbar – liege ich gemütlich herum, habe unverhofft etwas Zeit, und schreibe kurz auf, was gestern war. Ob das von nun an täglich passiert, wage ich nicht vorauszusagen.
Gestern war Freitag und zwar ein Freitag im Homeoffice. Da der Mitbewohner auf Reisen ging und deshalb außer der Reihe zu meiner Stammzeit das Bad belegte, schaffte ich es nicht rechtzeitig, mir vor dem ersten Meeting Frühstück zu machen. Immerhin war ich aber fertig angezogen, hatte Tee und die Katzen waren versorgt. Ein von den Katzen vollgepinkelter Rucksack drehte im Hygienewaschgang seine Runden. Nicht zu viel wollen. Nach dem Meeting gab es dann Müsli (Salted Caramel Cherry Granola) mit kleingeschnittenem Apfel und Crowdfarming-Blutorange aus Sizilien (Sorte Moro, etymologisch bedenklich, ökologisch und kulinarisch aber vertretbar).
Die Mittagspause nutzte ich, um einen reparierten Mantel aus der Änderungsschneiderei abzuholen und ein zu reparierendes Kleid dort hinzubringen. Beide Kleidungsstücke litten unter geplatzten Nähten und ich habe noch zwei weitere, die ihnen folgen werden, sobald ich sie gewaschen habe. Die Frau in der Schneiderei schenkt mir immer leckeren vietnamesischen Instantkaffee und Minibonbons. Zurück zuhause säuberte ich noch das Katzenklo, füllte es mit frischem Streu, füllte die Wassernäpfe auf und stellte den Müll an die Wohnungstür.
Zum nächsten Meeting gab es dann Mittagessen – einen Rest Reis mit Linsencurry vom Mitbewohner, dazu Joghurt und einen Rest Koriander. Dann machte ich recht bald früh Feierabend, stellte den Katzen eine Extraportion Futter hin und stellte fest, dass mein Thermobecher kaputt war und ich ohne heißen vietnamesischen Instantkaffee losmusste. Also warm angezogen, Rucksack und Kopfhörer auf (das Hörbuch zu Monchis Buch – auch hier wieder Ambiguität – gute Musik, politisch stabiler Typ, spannendes Thema, Ostseeliebe, aber auch ungeklärte #metoo-Anschuldigungen stehen im Raum) und dann mit dem Müll nach unten.
Vom Müllplatz ging es dann zu Fuß durch zwei Parks, Nebenstraßen und an meiner alten Wohnung (von vor 10 Jahren) vorbei bis zum Café Moskau, das aktuell aus Gründen Café Kyiv heißt. Dort versammelten sich bereits die Demonstrant*innen zur Full Scale Freedom Demo – gegen Putin und für die Unterstützung der Ukraine. Abends verfolgte ich im Internet, wie viele meiner realen und virtuellen Bekanntschaften auch dort gewesen waren. Getroffen habe ich niemanden, obwohl ich es mit einem Freund zumindest versucht hatte, der mit seinen halbukrainischen Kindern dort war. Dann müssen wir uns bald mal wieder im Warmen treffen.
Die Auftaktkundgebung zog sich, der Lauti war viel zu leise und es drückten Regen, Windböen, Kälte und meine Blase. Ich beschloss, einen kurzen Abstecher ins nahegelegene Büro zu machen, um aufs Klo zu gehen und einen heißen Tee zu trinken. Unterwegs vibrierte mein FitBit – 10.000 Schritte geschafft. Im Büro traf ich trotz Freitagnachmittag sogar noch auf zwei Kollegen, mit denen ich einen kurzen Plausch hielt.
Dann fühlte ich mich gewappnet, wieder raus zu gehen und traf auf Höhe des Neptunbrunnens wieder auf den Demonstrationszug, der sich inzwischen auf den Weg gemacht hatte. Die Linden hinunter und aufs Brandenburger Tor zu, genau wie damals vor 20 Jahren, als wir noch hofften, die USA würden keinen Krieg mit dem Irak beginnen. Damals war ich da auch mit dem Freund, ohne Kinder natürlich noch. Wie verrückt, dass es uns 20 Jahre später aus ähnlichen Gründen wieder auf eine Demo dort verschlug, nur dass es diesmal gegen andere Imperialisten ging. Damals spielte Paddy Kelly bei der Abschlusskundgebung, diesmal gab es eine Videobotschaft von Selenskyi. Die habe ich dann aber nicht mehr mitbekommen. Als wir an der russischen Botschaft und dem russischen Panzerwrack vorbei waren, war mir erstens wieder kalt und zweitens drängte die Zeit bereits.
Ich stieg also am Brandenburger Tor direkt in die S-Bahn nach Südberlin und wartete beim Stammitaliener an der Ecke mit einem Campari Amalfi noch ein paar Minuten auf den Liebsten und das Teilzeitkind. Das gehört jetzt jeden zweiten Freitag irgendwie schon zum Ritual. Man kennt uns, man weiß, was mir möchten, wie das Kind heißt und dass ich experimentierfreudig bin. Einer von den Kellnern spricht mit mir immer Italienisch, sicherlich auch, um mich zu erfreuen, aber tatsächlich ist sein Deutsch auch weniger gut, als das des Anderen. Beide sind gute Freunde des Teilzeitkinds und schenken zum Abschied immer „heimlich“ einen Lolli.
Gestern jedenfalls meinte man auf Italienisch zu mir, das man heute ausnahmsweise Calamaretti hätte, die nicht auf der Karte stünden, und ob das nicht was für mich wäre. Klang erstmal gut. Mit ein bisschen Salat vielleicht? Hmm, wir hatten ja schon die traditionelle Focaccia und Bruschetta als Vorspeise… Oder vielleicht mit Spaghetti, in einer Tomatensauce? Now we’re talking! Calamaretti und Calamari in guter Tomatensauce, mit ordentlich Knoblauch und Petersilie und mit Peperonischeiben aromatisiertem Öl zum vorsichtigen Selbstdosieren. Sehr lecker!
Nach dem Essen waren das Teilzeitkind und ich schon sehr müde und eilten durch Kälte und Nieselregen nach Hause, während sich der Liebste noch uns Bezahlen und einen Gratis-Grappa kümmerte. Dann trafen wir uns alle im Kinderzimmer wieder. Das Teilzeitkind lag im Bett, der Liebste und ich lümmelten auf einer Matratze davor. Da der Liebste nun plötzlich noch müder war als ich, war ich mit Vorlesen dran und er machte ein Nickerchen. Kein ganzes Kapitel von Harry Potter 6 (s. o.) später, wurde verfügt, dass das Teilzeitkind jetzt noch leise weiterlesen und dann einschlafen darf – es war schon ganz schön spät geworden.
Die Erwachsenen trafen sich auf dem Sofa, um Reservation Dogs weiterzuschauen. Nach dem Vorspann war ich eingeschlafen und irgendwie schaffte ich es dann in einer Schlafpause noch ins Bett des Liebsten hinüber… Über 18.000 Schritte waren das gestern, nach fast ebenso vielen vorgestern. Vor zwei Monaten wäre das noch komplett illusorisch gewesen. #longcovid