Heute morgen ist der zweite Teststrich plötzlich nur noch ganz schwach. Soll es jetzt wirklich bald vorbei sein mit der Ansteckungsgefahr? Fieber gibt es auch keins mehr (erst abends ein wenig erhöhte Temperatur). Das lässt sich ja erstmal ganz gut an.
Allerdings habe ich seit gestern irgendwie unbestimmtes Bauchgrimmen und meine Verdauung spielt irgendwie verrückt, scheinbar hat sich der/das Virus inzwischen irgendwo bei den inneren Organen zu Schaffen gemacht, jetzt wo mit Schnupfen und so nicht mehr viel zu holen ist.
So richtig Hunger habe ich nicht, aber ein bisschen übel ist mir, also stehe ich auf und gehe in die Küche. Ein, zwei Butterstullen mit Kresse sollen es werden. Es bleibt dann aber bei der einen, denn als ich versuche, die zweite Scheibe Brot abzusäbeln, rutsche ich ab und das Messer in meinen linken Zeigefinger hinein. Erst Schock, dann Schmerz, dann Blutbad in der Küche. Direkt über dem mittleren Gelenk habe ich quasi auch eine Scheibe abgesäbelt – naja, nicht ganz, aber es ist ein beachtlicher Schnitt und es blutet ganz ordentlich. Ich verbringe die nächsten Minuten mit der Hand unter dem Wasserhahn, dann bastele ich mir mit Küchenrolle eine kühlende Kompresse nach der anderen, die alle schnell durchsuppen.
Jetzt kann ich ein bisschen klar denken und strategisch handeln. Ich besorge mir Pflaster aus der Medikamentenkiste und wickle es ohne es zuzuschneiden großflächig um den Finger, um möglichst gut zu schützen, ein wenig Druck auszuüben und Bewegungen des Gelenks einzuschränken. Dann wische ich Blut auf, schmiere wenigstens die eine Stulle und bringe sie zurück ins Bett. Schnell etwas essen, damit der Kreislauf weiter mitmacht. Hui. Das war aufregend. Ich schlafe erst einmal ein wenig ein.
Leider muss ich später auf jeden Fall noch duschen und meine Haare waschen. In meiner neuen Situation gleich noch ein wenig aufregender. Erstaunlicherweise schützt das Pflaster die Wunde tatsächlich vor beißendem Shampoo oder Duschgel und als ich fertig bin, baue ich das gleiche Provisorium noch einmal, ziehe einen frischen Schlafanzug an und lege mich schnell wieder ins Bett.
Kurz danach klingelt es und die 100 Schnelltests, die ich am Wochenende nur durch Zufall bestellt hatte, werden geliefert. Perfektes Timing, denn der heute morgen war der Letzte! Ich mache gleich noch einen und es gibt wieder nur einen sehr schwachen zweiten Strich. Das macht Mut!
Am Abend bestelle ich mir dann Milchreis als Tröst- und Schonkost und wechsle das Pflaster ein weiteres Mal, bevor ich schon kurz nach 10 das Licht ausmache.
Anmerkung: Wie krass es ist, dass ich die Tests bestellt habe, als ich schon infiziert war! Mit leichter Vorahnung, dass der St. Patrick‘s Day nicht folgenlos geblieben sein würde, aber noch ohne Symptome und mit noch ca. 10 Tests im Vorrat. Und überhaupt: Als wir neulich darüber sprachen, ob wir zum St. Patrick‘s Day gehen wollen, war ich die einzige, die Bedenken wegen Covid hatte. Bei dem Gespräch war der Liebste bereits infiziert, aber noch nicht ansteckend. Dann konnte er am Ende nicht mitkommen, weil wegen seiner eigenen Erkrankung die Wochenenden getauscht worden waren und wir gehen zu zweit los. Und nur ich stecke mich an. Zwei Tage darauf sehen wir uns das erste Mal wieder seit obigem Gespräch, da bin ich dann bereits infiziert, aber noch nicht ansteckend. Mind blown.