09.05.2023 – Ein lang erwartetes Fest

Dieser Dienstag ist so ein Tag, in den gleich mehrere hineinpassen. Ich erwache erst kurz vor dem Weckerklingeln, was für das Müdigkeitslevel gut ist, aber auch bedeutet, dass ich mich heute morgen sputen muss. Weil mein letztes Meeting heute erst 19 Uhr zu Ende ist, will ich zwar erst um zehn anfangen, muss da aber bereits pünktlich im Büro am Platz sitzen, idealerweise bereits mit Frühstück und Kaffee bereit, wegen Meetingmarathon und weiter Wege in die Büroküche.

Ich absolviere also die übliche Morgenroutine (Internet leer lesen, Niederländisch, Tschechisch, Italienisch, Bloggen, mit dem Liebsten telefonieren, Pflanzen gießen, Katzen füttern, anziehen) und muss dann unter Zeitdruck strategisch meinen Rucksack packen. Kurz nach 9 laufe ich mit einer Mate in der Hand los zur Tram (diesmal die richtige, schnellere). An der vorletzten Station erreicht mich die Nachricht, dass das 10-Uhr-Meeting auf den Nachmittag verschoben ist. So kann ich erstmal durchatmen und dann ganz entspannt den Büro-Tag beginnen. Kolleg*innen begrüßen (wir sind heute zu 8), Milch in mein mitgebrachtes Müsli schütten, Cappuccino aus der Maschine holen, Laptop anschließen, E-Mails überfliegen, auf Dringendes reagieren und nebenbei das Müsli essen), bis 10:30 Uhr der nächste Call ansteht – mit Warschau. Danach hintereinander ein anderthalbstündiges und ein halbstündiges Meeting – beide hybrid. Einer der Kollegen erzählt, dass er heute noch 3 Meetings hat und dann in den Urlaub startet. Zu diesem Zeitpunkt stehen für mich noch 7 Meetings an, ohne den Urlaub danach.

Um 13 Uhr verabschiede ich mich direkt in die Mittagspause – Hunger habe ich zwar noch nicht so richtig, aber das ist der einzige Zeitslot, der mir heute dafür bleibt. Ich hole mir im Supermarkt nebenan zwei kleine vegane Salate, einen Smoothie und einen Schokoriegel. Den ersten Salat (Couscous mit Hummus und Zitrone) und den Smoothie (irgendwas mit tropischen Früchten in einer Glasflasche und mit humanitärer Botschaft, mit Absicht nicht von True Fruits) verzehre ich dann doch direkt noch in der Büroküche, im Gespräch mit einem Kollegen. Wir vergleichen unsere sehr ähnlichen, aber von unterschiedlichen Symptomen geprägten (Long-)Covid-Historien. Das tut ganz gut, nachdem der Kollege in Warschau mir am Morgen, nachdem er sich besorgt nach meiner Erholung nach Covid No. 2 erkundigt hatte, erstmal sagte, dass er sich ja nur wegen der Reiserestriktionen habe impfen lassen und auch nur die dafür vorgeschriebenen zwei Male, da seiner Meinung nach ja nur alte Menschen an Covid erkranken. Das Gespräch war danach sehr schnell beendet.

Um 14 Uhr dann der nächste Call mit Warschau, thematisch unschön, aber menschlich sehr viel angenehmer als der am Morgen. Abseits vom Beruflichen vergleichen die Kollegin und ich unsere Erfahrungen mit Bob-Dylan-Konzerten. 14:30 Uhr dann Catch-up mit der Kollegin in Paris, die ihren ersten Arbeitstag nach Urlaub und Feiertag hat und von mir auf den neusten Stand gebracht wird. Der 15-Uhr-Call mit Georgia wird auf später am Tag verschoben und schlussendlich ganz abgesagt, was aber nichts macht, da wir noch später am Tag sowieso Team-Meeting haben. Ich nutze die unverhoffte Zeit für das Korrekturlesen eines wichtigen Dokuments, um das mich meine Managerin während der Mittagspause gebeten hatte, da sie inzwischen durch das viele Überarbeiten betriebsblind geworden war.

15:30 Uhr Catch-up mit der Kollegin in Südengland, danach weiter im Dokument bzw. in Projektmanagement-Tool, 16:30 Uhr ein Nur-Zuhören-Meeting in globaler Runde, 17 Uhr globale Gesprächsrunde mit der Women@-ERG mit sehr schönem Austausch zu Schwangerschaft und Elternschaft im Arbeitskontext sowie zu Menstruationsprodukten auf Büro-Toiletten. Sehr interessant, die verschiedenen Erfahrungen aus den USA, verschiedenen europäischen Standorten und Indien miteinander zu vergleichen, außerdem zumindest beim ersteren Thema auch je nach Hierarchieebene. Ein schöner menschlicher Moment in einem langen Arbeitstag.

Danach löffele ich schnell den zweiten Salat (Nudeln mit Pesto) während ich auf letzte Nachrichten reagiere und sich das Büro um mich rasch leert. Von 18 bis 19 Uhr ist dann schließlich unser Team-Meeting, bei dem es thematisch ausschließlich um die Aufgaben des heutigen und morgigen Tages geht. Was ist bereits erledigt, wo stehen wir bei den anderen Sachen, von wem brauchen wir noch Inputs und Approvals, wer macht wann was? Zwischendrin erinnert uns unsere Managerin daran, dass sie gerade fast rund um die Uhr arbeitet und das ihre eigene Entscheidung sei. Wir sollen sie ermahnen, wenn sie deshalb etwas von uns erbittet, das außerhalb unserer Arbeitszeiten liegt und uns schlicht weigern, das dann zu tun bzw. es an jemanden delegieren, in dessen Zeitzone es besser passt. Ich mag meine Managerin.

Nach dem Meeting schließe ich meinen Laptop und diverse andere Dinge weg und packe mir nur einen winzigen Rucksack mit Portemonnaie, Ladekabel, Kopfhörern, Diensthandy und Ticket, den ich mit in den Feierabend nehme. Es geht „mit dem Fuß und mit der S-Bahn“ ins Lido. Dort ist heute endlich, endlich das wegen der Pandemie dreimal verschobene Konzert der wundervollen Talking To Turtles. Ich komme kurz vor offiziellem Konzertbeginn an und treffe direkt vor der Tür die Freundin, die ich neulich zufällig beim Schwimmen wieder getroffen habe und die bei diesem Konzert aus Gründen auf der Freundeliste steht. Kurz danach kommt auch meine beste Freundin dazu, der ich das Ticket zum Geburtstag geschenkt habe.

Das Lido ist noch sehr leer. Wir holen uns ein Getränk an der Bar und setzen uns noch raus in den Hof, bis wir die ersten Töne der Vorband Sorry Gilberto hören und aus Höflichkeit und Respekt natürlich reingehen. Die Musik ist schön, aber noch nicht so richtig mitreißend, sie passt aber als Einstimmung sehr gut zur musikalischen Farbe des Abends. Wir holen uns ein zweites Getränk und dann wird es auch schon Zeit für den Haupt-Act, der wir jedes verdammte Mal einfach unfuckingfassbar gut und schön ist. Ich habe darüber glaube ich schon öfter gebloggt. Vom allerallerersten Gig bei einer Gartenparty im Brandenburgischen über Festivalauftritte, prall gefüllte Berliner Clubs und das 10-Jahre-Jubiläumskonzert im ehemaligen DDR-Fernsehstudio vor 5 Jahren bis heute Abend – nie ein enttäuschendes Konzert, immer glücklich strahlende Gesichter, bei mir, beim Rest vom Publikum und bei der Band. Hachz.

Auf dem Heimweg höre ich sie dann direkt noch weiter, eigentlich bis ich gegen halb 12 ins Bett krabbele, wo mich die Katzen schon sehnsüchtig erwarten und erstmal ausgiebig bekuschelt werden wollen, bevor ich schlafen darf.

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