03.05.2023 – 13 Jahre

Ich hatte ja durchaus geplant, dass der Wecker schon um 7 klingelt, weil es wieder ein Bürotag wird, aber dass ich dann schon kurz vor halb 6 wach werde (danke Nimbin!) und dann nicht wieder einschlafen kann, das war so nicht geplant. Immerhin kann ich so ganz in Ruhe wach werden, das Internet leer lesen, Katzenfutter nachbestellen, als mein Mund wach genug ist auch Niederländisch, Tschechisch und Italienisch (heute Sizilianisch, damit endet die Reise durch die Regionalsprachen) machen und bloggen. Kurz vor 8 stehe ich dann auf.

Der Bürorucksack ist noch von gestern gepackt, das gestern vergessene Müsli kommt direkt dazu. Dann nur noch Anziehen, Balkon gießen und Katzen füttern, den Liebsten anrufen (aka als seine Weckerin fungieren, da er seinen eigenen Wecker verschlafen hat) und dann kann es auch schon losgehen, wieder mit der Mate in der Hand, ganz lässige Berliner Digitalworkerin. Diesmal gehe ich auch direkt zur „richtigen“ Tramhaltestelle, nur um dann festzustellen, dass auf einem Teil der Strecke ausgerechnet diese Woche Schienenersatzverkehr ist. Allerdings erst ab 9 und da ich früh unterwegs bin, komme ich zum Glück noch durch. Bis auf das letzte Stück, denn an der vorletzten Haltestelle gibt es ein Problem mit den Schaltsignalen, die Tram steht länger und viele Menschen steigen aus. So auch ich, dann bekomme ich auch noch ein paar mehr Schritte rein – bald will ich auch wieder ins Büro laufen.

Ich komme kurz nach 9 im Büro an und hole mir als erstes Milch für mein Müsli und einen Cappuccino. Dabei laufe ich direkt zwei Kollegen in die Arme, die mir gratulieren. Ich habe nämlich heute 13jähriges Firmenjubiläum. Damit bin ich in der Berliner Digitalworker*innenszene definitiv eine Rarität, bei uns in der Firma global gesehen auch, aber hier in Deutschland gibt es durchaus noch eine Handvoll Leute, die dieses Jahr die 13 Jahre knacken (und zwei, die das sogar schon vor mir getan haben). Deutsche Arbeitsgesetze sei Dank, würde ich mal sagen. Und ein sehr familiäres Arbeitsumfeld trägt natürlich auch dazu bei.

Eigentlich beginnt der Mittwoch ja immer mit drei Stunden Fokuszeit, in der man ohne Meetings ungestört Dinge abarbeiten kann. Das gilt aber leider nicht mehr für alle Abteilungen und die, für die das am wenigsten gilt, hat ausgerechnet mittwochs ihren Bürotag. Von daher fällt das konzentrierte Arbeiten direkt mal hinten runter, ich werde ständig angesprochen, nach Dingen gefragt oder einfach so in Gespräche verwickelt. Als es gar nicht mehr geht, muss ich mir Kopfhörer aufsetzen und die Musik sehr laut machen. Großraumbüro eben… Aber genau dadurch bekomme ich auch überhaupt erst mit, dass einer der Stakeholder in meinem Großprojekt den Rest der Woche Urlaub hat und kann schnell noch mit seinem Manager das Nötigste klären, um diese für mich überraschende Abwesenheit aufzufangen und ein loses Ende festzuzurren.

Dann ziehe ich mich für den ersten Call des Tages in einen Meeting-Raum zurück. Mir wird wieder gratuliert, es wird ein wenig strategisiert und dann verabschiede ich einen lang(11,5-)jährigen Kollegen, der heute seinen letzten Tag in der Firma hat. Damals haben wir interessanter Weise im gleichen Team angefangen, dann schlug er einen anderen Weg ein. Zunächst waren wir räumlich noch eng beieinander und er war dadurch ein enger Begleiter der ersten Beziehungsmonate zwischen mir und dem Hasen (auch das ist jetzt schon fast 11 Jahre her) und dann ging seine Karriere steil und bis heute hat er es zu einem Global-Director- und einem Geschäftsführertitel geschafft. Wir verabschieden uns recht emotional.

Danach gehe ich mit einem Kollegen in die Mittagspause. Wir holen uns Döner (ich vegetarisch) und setzen uns damit in die Frühlingssonne. Die Gespräche drehen sich heute hauptsächlich um Musik und Musikkultur. Nach dem Döner gibt es noch ein Eis aus dem Supermarkt und dann geht es zurück an den Schreibtisch. Jetzt habe ich wirklich mal kurz etwas Zeit für konzentriertes Arbeiten bis nach einer Stunde das nächste Meeting ansteht. Diesmal geht es um ein kreatives Brainstorming zu dritt und ich merke, wie es meinen gestressten Kopf entlastet. Das hat Spaß gemacht!

Dann folgen erst anderthalb Stunden wilde Projektkoordination mit zwischendurch einem schnellen Übersetzungsauftrag und danach wieder eine Stunde Call, diesmal innerhalb meines eigenen Teams, von dem derzeit zwei Leute im Urlaub sind und eine der Anwesenden „nebenbei“ Corona hat, aber trotzdem arbeitet, mit kleinem, ebenfalls Corona-positivem Kind daneben. Es gilt also, Aufgaben sinnvoll umzuverteilen und uns gegenseitig auf den dafür nötigen Stand zu bringen. Kurz vor 18 Uhr sind wir fertig und ich schreibe dann noch eine zusammenfassende, übersichtliche und hoffentlich nicht überwältigende E-Mail an die Corona-Kollegin mit den Dingen, die sie bis zum Ende des amerikanischen Arbeitstages für mich im Auge behalten soll und außerdem eine zweite an die Brainstorming-Kollegin von vorhin mit dem Input, dem meine Chefin uns gerade noch gegeben hat.

Kurz nach halb 7 verlasse ich dann endlich das Büro und mache mich auf Richtung Fitnessstudio. Viertel 8 bin ich im Wasser und schwimme gemächlich ein paar Bahnen, bevor halb 8 der AquaFitness-Kurs losgeht. Eine Dreiviertelstunde wird intensiv trainiert (also ich so intensiv, wie mein Körper es gerade zulässt), danach geht es noch in zwei verschiedene Saunen. Auf dem Heimweg trinke ich eine „Trinkmahlzeit“ mit „Erdbeergeschmack“. Die gab es heute kostenlos im Büro. Sie dient mir sowohl als Feierabendgetränk als auch als proteinreiches Abendbrot und schmeckt wie flüssiger Erdbeerpudding oder dickflüssiges Kabafit. Genuss ist jedenfalls anders.

Währenddessen schaue ich in der S-Bahn, was es Neues in Sachen Projekt gibt. Ich muss noch einen Kommentar in einem Dokument beantworten und außerdem lese ich von der Bombenentschärfung in der Nähe unseres Büros morgen und schreibe eine Nachricht an die Belegschaft. Leider kann ich beides nicht abschicken. In der Umkleidekabine ist mein Diensthandy runtergefallen und dabei ist die SIM-Karte verrutscht. Also erstmal nach Hause. Dort angekommen füttere ich die Katzen und hänge meine nassen Sachen auf. Dann hole ich die SIM-Karte aus dem Handy und setze sie neu ein. Jetzt geht alles wieder. Ich erledige die beiden Sachen, schreibe noch eine Nachricht an die Corona-Kollegin und habe dann um 22 Uhr wirklich Feierabend.

Ich telefoniere nochmal kurz mit dem Liebsten, der mich mit „Na, Sporty Spice?“ begrüßt, und trinke dann Schluck für Schluck meine Trinkmahlzeit zu Ende aus, während ich meine abendliche Runde durchs Internet drehe. Während der Arbeit komme ich ja aktuell zu so gut wie nix! Die Biokistenbestellung für Freitag muss noch raus und dann mache ich mich bettfertig. Kurz nach 23 Uhr schlafe ich zu den ersten Minuten eines Podcasts („Halbe Katoffl“ mit Gast Paul Bokowski) ein. Morgen werde ich definitiv Muskelkater haben!

Leave a Reply

Fill in your details below or click an icon to log in:

WordPress.com Logo

You are commenting using your WordPress.com account. Log Out /  Change )

Facebook photo

You are commenting using your Facebook account. Log Out /  Change )

Connecting to %s