17.03.2023 – Tanzen macht auch Schritte

Es ist Freitag, ich habe nullkommanull Meetings im Kalender und der letzte Arbeitstag endete erst 23 Uhr. Ich bin also sehr bemüht, die gesetzlich vorgeschriebene Ruhezeit einzuhalten und darf genau genommen erst ab 10 Uhr am Schreibtisch sitzen – bon.

Der Arbeitstag ist dann auch dementsprechend ruhig. Ich wurschtele mich durch Liegengebliebenes der letzten Tage und höre nebenbei das fantastische neue Album von Talking To Turtles, das heute erschienen ist. Was haben wir darauf gewartet, gebangt und gehofft! Zum allerersten Mal gehört habe ich die beiden auf einer Gartenparty im Brandenburgischen, kurz darauf legten sie mit ihren ersten drei Platten, Touren, Festivalauftritten und Featuring auf dem Rolling-Stone-Sampler eine ordentliche Karriere hin. Dann wurde es erstmal still.

Dann kam das erste Soloalbum von Flo als „Das Paradies“, vielleicht noch erfolgreicher und auf Herbert Grönemeyers Label erschienen. Und noch ein zweites hinterher. Wir hatten irgendwie die Hoffnung aufgegeben. Zum 10jährigen TTT-Album dann ein unglaublich tolles Konzert – mitten zwischen DP-Tourterminen – und auf einmal war die Hoffnung wieder da. Dann irgendwann die Ankündigung neuer Konzerte, dann kam Corona. Und jetzt gehe ich im Mai nicht nur endlich aufs Konzert, jetzt ist sogar eine komplette neue Platte da! Mein Herz geht auf, genau wie das vieler vieler anderer Menschen!

In der Mittagspause sauge ich die Wohnung durch und bringe den Müll runter. Im Ofen bäckt derweil einer der beiden Radicchi di Treviso, die zwischendurch mit der Biokiste angekommen waren. Als der fertig ist, überbacke ich schnell eine Stulle mit Ziegengouda, dazu kommen Rosmarin und etwas Honig und fertig ist eine schnelle, deliziöse Mittagsmahlzeit.

Der Nachmittag wird noch etwas arbeitsamer, als die Kolleg*innen in den USA ihren Tag beginnen. Aber dann ist es Zeit für das Highlight des Tages, schließlich ist St. Patrick‘s Day! Ich laufe mit einem Umweg zur Schneiderei, wo ich nochmal ein paar Sachen abgebe, von Prenzlauer Berg nach Mitte, wo ich mit einer Freundin im Pub am Hackeschen Markt verabredet bin. Dort ist schon richtig was los, dafür dass es immer noch Nachmittag ist. Ich trinke draußen einen ersten Cider und esse ein Pulled Pork Sandwich mit Apple Sauce und beantworte noch letzte Arbeitsnachrichten auf dem Diensthandy. Dann verschwindet das in der Tasche und wir gehen nach drinnen, wo sich Ken DeBurca bereits die Seele aus dem Leib singt und nur mit Stimme und Gitarre den Raum zum Kochen und Tanzen bringt.

Die Musik ist großartig, aber es ist furchtbar voll und eng und wir sind den anderen Gäst*innen einige Promille hinterher. Ein zweiter Cider landet durch Rempelei ungetrübten auf dem Boden. Das ist alles etwas unbefriedigend. Wir gehen wieder nach draußen und fassen einen Schlachtplan. Zunächst Pinkelpause im Büro der Freundin, das gleich um die Ecke liegt, dann spazieren wir zum Checkpoint Charlie, zu einem anderen Pub, in dem Ken DeBurca später am Abend auch auftreten wird.

Wie wir vermutet haben, ist es dort weniger voll. Allerdings sind dort auch alle Tische und Sitzgelegenheiten bereits besetzt. Wir haben noch eine gute Stunde zu überbrücken, bis die Musik dort anfängt und wir tanzen können. Also holen wir uns den nächsten. Cider und suchen uns dann ein einigermaßen angenehmes Plätzchen zum Stehen in Bühnennähe. So langsam machen sich bei uns beiden Beine und unterer Rücken bemerkbar, während sich der Laden weiter füllt. Dann geht es kurz nach 21 Uhr endlich los. Die Musik ist wieder großartig, das Publikum dabei angenehmer und dank des Tanzens halten sich dann auch die Schmerzen wieder in Grenzen.

Gespielt werden natürlich die ganzen Klassiker: I‘ll tell me Ma, Raglan Road, Galway Girl, Rocky Road to Dublin, Wild Rover, Seven Drunken Nights, Fields of Athenry, Cranberries, U2, Dropkick Murphys… Dazu Rock- und Pop-Klassiker, die von den Akkorden her reinpassen und helfen, die Stimmung anzuheizen. Im Publikum sind auch viele Ir*innen und nicht nur verkleidete Tourist*innen. Wir haben sehr viel Spaß, besonders an Medleys, bei denen man innerhalb eines irischen Klassikers mehrere andere Songs abhandelt und am Ende wieder zurückkommt. Achja, das war ja der eigentliche Song! Ein schönes Beispiel ist “Dirty Old Town” gemischt mit “Three Little Birds”. Oder wie der “Wellerman Song” nahtlos ins Programm eingebaut wird – gemixt mit “Drunken Sailor” und einen dritten Song, den ich vergessen habe.

Schön auch: „This next song is called ‘A Guiness for the singer’” oder die Frage “Are you drunk enough?” bevor er Robbie Williams’ “Angels” anstimmt. Wahnsinnig gute Show! Gegen Mitternacht werde ich langsam müde, aber ich möchte wirklich nichts verpassen. Mehrfach wird der nun wirklich letzte Song angekündigt und dann kommen nochmal eine ganze Reihe. Auch nach „What‘s up“ und „Bohemian Rhapsody“ ist noch nicht Schluss. Aber zumindest geht dann der Hut rum und irgendwann kurz vor 1 ist alles vorbei und ich mache mich auf den Heimweg – mit U- und S-Bahn und meinem Hörbuch auf den Ohren. Kurz vor 2 liege ich im Bett und habe sogar noch daran gedacht, eine Kopfschmerztablette zu nehmen.

Zählt man die Zeit vor und nach Mitternacht zusammen, habe ich heute an die 23.000 Schritte gemacht…

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