#ithasien – Italien-Roadtrip 2018 – Tag 21: Abschiedstag und Verona

Unser letzter ganzer Tag in Italien war ein Tag voller letzter Male. Zunächst begann er aber in einem Palazzo in Chioggia, wo wir vom nebenstehenden Glockenturm geweckt wurden. Wir frühstückten in einer Bar am Corso und dann führen wir über diverse Brücken, die über Flüsse, Kanäle und Lagune führten, zurück aufs Festland und nach Padua. Dort machten wir unseren Mietwagen, den zuverlässigen Baobao, abgabefertig und verteilten unsere Habe final auf unsere beiden Reiserucksäcke, meine Handtasche, den Tagesrucksack des Hasen und zwei Leinenbeutel. Dann gaben wir die Autoschlüssel ab und fuhren mit dem Regionalexpress nach Verona. Den ersten Teil der Zugfahrt verbrachten wir stehend, denn gefühlt Milliarden Student*innen wollten nach Vicenza. Direkt nach Vicenza hatten wir dann Sitzplätze und jede Menge Platz für unsere verschiedenen Gepäckstücke. In Verona checkten wir in unserem Quartier ein, machten uns einen Plan für den Rest des Tages und liefen dann los in die Stadt.

 

Zunächst ging es zum Schloss und der daran angrenzenden Ponte Scaligero, auf der wir den Adige/die Etsch überquerten. Dann liefen wir am Fluss entlang, der das historische Zentrum auf drei Seiten umschließt. Bereits gestern waren wir (kurz nach dem Po) über die Etsch gefahren, die uns bisher vor allem aus nationalistischem Liedgut ein Begriff war. “Living on the Edge” ist da die viel angenehmere Assoziation. Oder man sagt halt einfach Adige. Auf jeden Fall kann man verstehen, warum die Deutschen früher gerne Anspruch auf diesen Fluss erhoben, er und Verona selbst sind nämlich ganz schön schön.

 

 

Mit einem letzten italienischen Eis gestärkt ging es dann zum Dom, den wir uns mal wieder nur von außen ansahen. Sieht auch so beeindruckend genug aus!

 

Wir entschieden uns dann dagegen, mit der Standseilbahn nach oben zum Amphitheater zu fahren, um für viel Geld einen Blick auf die Stadt zu erhaschen, den sämtliche andere Besucher*innen auch haben, und spazierten stattdessen lieber durch die Altstadt.

 

 

Auf einem Markt – der erste, den wir erlebten, der auch am späten Nachmittag noch frisches Obst und Gemüse anbot, kauften wir Trauben, Tomaten und Gurken als Reiseproviant sowie einen schönen großen Granatapfel als Mitbringsel für unsere Wohnungssitterin. Den ganzen Urlaub über hatten wir immer wieder Granatapfelbäume gesehen, aber leider immer hinter Gartenzäunen, so dass wir nicht wie letztes Jahr in Sardinien einfach einen mundrauben konnten.

 

Dann kamen wir zum Touristenmagnet schlechthin, dem Balkon, den man an ein altes Haus angebaut hat und als Julias Balkon deklariert hat. Romantik-Fans aller Altersklassen machten dort Fotos, hinterließen Liebesbriefe und träumten von Romeo und Julia. Der Hase tat sich das Spektakel gar nicht erst an. Ich schlenderte für zwei Minuten näher heran und machte ein Foto von den Massen. Sehr süß fand ich ein älteres schwules Pärchen aus dem asiatischen Raum, das ein Selfie vorm Balkon machte, sehr creepy hingegen den Typen, der sich hinter die Julia-Statue stellte und sich dabei fotografieren ließ, wie er ihre Brüste angrabschte. Schnell wieder weg hier!

 

 

Wir kauften noch Proviantbrötchen und fotografierten ein wenig Streetart und dann machten wir uns auf Richtung Arena. In deren Nähe nahmen wir unseren letzten Aperitivo zu uns – der Hase mit Südtiroler Bier, ich mit einem alkoholfreien Fruchtcocktail. Das kostete jeweils um die 4 € und dazu konnte man sich am Snackbuffet einen Teller voll Leckereien zusammenstellen. Unser letzter Aperitivo war damit nicht nur der günstigste, sondern auch der Leckerste.

 

Hinterher ging es fürs letzte Abendmahl in eine Pizzeria, die uns die Hasenschwägerin empfohlen hatte. Sie hat regelmäßig beruflich in Verona zu tun und ihre Kolleg*innen sind der Meinung, dort gäbe es die beste Pizza Veronas. Nun was soll ich sagen, es war schon ganz lecker, aber Norditalien ist einfach nicht der Ort für neapolitanische Pizza. Die beste Pizza Berlins schlägt die beste Pizza Veronas definitiv. Trotzdem genoss der Hase seine Boscaiola mit diversen Pilzen und meine Friarielli mit Rübstielen und süßer Salsiccia war auch sehr schmackhaft. Danach ging es schnell ins Bett, denn ein langer Reisetag lag vor uns.

#ithasien – Italien-Roadtrip 2018 – Tag 20: Po-Delta und Chioggia

Wir schlafen in Ruhe aus und dann beginnt der Tag begann mit einem ähnlichen Frühstücksszenario wie der davor: Ich gönnte mir bereits in der Unterkunft eine Tasse Tee und ein paar Kekse, der Hase bekam sein herzhaftes Frühstück in der Bar nebenan. Für ihn gab es Zucchini-Pizza und für mich dann auch noch eine Piadina und zwar mit Pilzcreme und rohem Schinken, schließlich verließen wir das Piadina-Land Emilia-Romagna nun wieder Richtung Veneto.

Als erstes wollten wir noch ein bisschen Natur und Weite genießen und so fuhren wir zurück an die Küste, besser gesagt ins Delta des Po. (Man stelle sich diverse Heiterkeitsausbrüche meinerseits vor, jedes Mal wenn der Po erwähnt wird.) Wir folgen einer relativ einsamen Straße immer am Wasser entlang, von dem sich schwer sagen lässt, wo der Po aufhöhrt (hihihi) und das Delta, die Lagune oder die Adria selbst anfängt. Das Wasser ist größtenteils flach und relativ ruhig, wo es fluss- oder kanalähnlich ist, hängen Senknetze an Masten, wo es weiter ist, stehen Reusen. Die einzigen anderen Menschen hier sind Fischer und Angler, die sich an Bootshäusern, auf Booten, an den Netzen oder eben mit der Angel am Ufer stehend zu schaffen machen. Wir fragen einen der Angler, was man denn hier so fangen kann und erhalten “branzini, orate, anguille” zur Antwort, also Wolfsbarsche, Doraden und Aale. Dem Hasen läuft bereits das Wasser im Munde zusammen.

An Tieren sehen wir zum Einen jede Menge Vögel, vor allem Möwen und Kormorane, wobei letztere sehr witzig immer mal wieder in Reihe irgendwo sitzen und die Flügel zum Trocknen ausbreiten. Zum Anderen ist die Straße voller totgefahrener Bisamratten in unterschiedlichen Verwesungszuständen. Die waren uns gestern schon auf dem Weg von Ravenna nach Ferrara aufgefallen, der uns weiter im Landesinneren ebenfalls durch das Po-Delta führte.

In Porto Viro machen wir Rast und gönnen uns ein schönes Eis in der örtlichen Gelateria. Dann fahren wir weiter zu unserem heutigen Tagesziel. Chioggia steht nicht in unserem Reiseführer, wurde uns aber von mehreren Stellen als “das schönere Venedig” empfohlen. Es liegt größtenteils auf Inseln in der Lagune, an der auch Venedig selbst liegt und man kann mit dem Vaporetto von der einen Stadt zur anderen fahren. Auch Chioggia hat einige Kanäle und Architektur und Stadtbild sind daher recht ähnlich wie in der Serenissima. Da hören die Gemeinsamkeiten dann aber schon auf. Chioggia ist viel kleiner, zieht weit weniger Tourist*innen an und es gibt seit einigen Jahrzehnten auch eine Verbindung zum Festland und Autos in der Stadt. Parken dürfen im historischen Zentrum trotzdem nur die Einheimischen, daher müssen wir auf einer Nachbarinsel das Parkhaus benutzen.

Von dort aus laufen wir mit Sack und Pack zu dem Treffpunkt, den unser Gastgeber uns genannt hat. Da werden wir bereits von seiner halben Familie erwartet. Sie laden unser Gepäck ins Auto und während seine Eltern das Auto zur Wohnung fahren spazieren wir mit dem Gastgeber selbst am Wasser entlang dorthin und bekommen eine erste Einführung in die Geographie der Stadt. Wir bekommen das Fischgrätenmuster der Gassen erklärt, erfahren etwas vom Kampf der Einheimischen gegen das Aufstellen riesiger Gastanks nur wenige hundert Meter von bewohnten Häusern und über die angeblich älteste Uhr der Welt, die den Glockenturm von Chioggia ziert.

Unsere Unterkunft befindet sich in einem traditionellen Palazzo und umfasst auch eine Dachterrasse, von der aus man bei gutem Wetter bis nach Venedig schauen kann. Heute ist es leider etwas diesig, so dass selbst der Sonnenuntergang unspektakulär ausfällt.

Wir spazieren also einfach nur gemütlich durch die Altstadt und sparen uns den Fahrradausflug entlang der Lagune oder zum Strand. Stattdessen finden wir bald eine kleine Osteria, aus der laut Bob Marley schallt und bekommen da einen Aperitivo mit einem Spritz mit Vermouth, gerösteten Kartoffeln, Crostine mit süßsauren Sardinen und Chips. Danach laufen wir weiter die Gassen ab auf der Suche nach einem Restaurant, dass lokale Küche serviert und weder zu touristisch, noch zu teuer aussieht. Das von unserem Gastgeber empfohlene Nachbarschaftslokal ist nämlich heute leider geschlossen. Die Osteria, die wir schließlich finden, ist dann auch schön versteckt und voller italienischer Familien, allerdings gibt es auch eine deutsche direkt am Nebentisch und eine zweisprachige Karte. Nun ja, man kann nicht alles haben. Geschmeckt hat es trotzdem. Es gab für den Hasen gebackene Sardinen, für mich gebackene Jakosmuscheln, für ihn Spaghetti mit cozze und vongole und für mich Bigoli mit Sardinen. Dazu gibt es einen Pinot Grigio (den vino bianco della casa) und zum Nachtisch gönne ich mir noch ein Blätterteigtörtchen (“scriglio”) mit Creme und frischen Früchten, der Hase hingegen ist müde und möchte nur noch ins Bett.