#ithasien – Italien-Roadtrip 2018 – Tag 7: Bologna, “la grassa” (auch: #WMDEDGT)

Heute ist nicht nur Tag 7 unseres Urlaubs, sondern auch der 5., an dem Frau Brüllen fragt: “Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?” Das hier:

Unser AirBnB liegt im Zentrum von Bologna, so ist es nicht schwer, aufzuwachen. Direkt vor dem Fenster steht ein Glascontainer, indem die Restaurants und Bars der Umgebung morgens ihr Altglas loswerden. Auch unsere Gastgeberin wird früh wach und macht Musik an. Trotzdem ist es schon gegen 10, als wir aufstehen und das von ihr zubereitete Frühstück genießen. Es gibt Spiegelei, Speck, Würstchen, Toast mit Ricotta, Marmelade, und Kaffee, dazu einen Schluck Mangoldsaft zum “Detoxen” und Kokoswasser. Die irisch-jamaikanisch-italienische Sozialisierung schlägt also voll durch.

Dann duschen wir, ziehen uns an und brechen mit unserer Gastgeberin auf in die Stadt. Unterwegs fühle ich mich, als wäre ich mit Lorelai Gilmore in Stars Hollow unterwegs. Es ist ein einziger “Walk & Talk”, sie erzählt uns alles über alles und jeden und ständig halten wir irgendwo an, weil sie Bekannte getroffen hat oder in ihren Stammläden ihre Freunde begrüßen möchte. In einer kleinen Gasse angekommen, kauft sie in einem Laden Brot, in einem anderen Parmaschinken und Gorgonzola und in einem dritten Polpette in Tomatensauce mit Erbsen. Das alles nehmen wir dann mit in einen vierten Laden, der sich als die Osteria del Sole entpuppt, die bereits seit 1465 existiert.

Dort bestellt sie eine Flasche Weißwein und damit setzten wir uns dann an einen Tisch und essen und trinken. Nach einer Weile kommt ihre Tochter dazu, die gerade aus der Schule kommt. Die beiden brechen zu einem Termin auf und wir beide laufen alleine weiter durch Bologna, durch Straßen voller Marktstände, Lebensmittelläden, Bars und Restaurants. Essen ist wirklich überall in La Grassa, der Fetten. Wir sind dann aber doch schon rechtschaffen müde, vollgefressen und tipsy, so dass wir außerhalb der Stadttore einen Park aufsuchen und es uns dort eine Weile auf der Wiese gemütlich machen. Das ganze Essen muss ja verdaut werden, denn für den Abend war uns eine Kostprobe diverser Bologneser Spezialitäten versprochen worden. Der Hase nickt ein wenig weg und ich lese das Internet leer.

Als uns kalt wird, brechen wir auf und verlassen den Park. Am Ufer eines Sees treffen wir dabei auf mehrere Schildkröten. Wir laufen wir gemütlich auf verschlungenen Wegen zurück zum AirBnB. Dort läuft bereits der Fernseher und es wird eifrig zwischen Netflix und YouTube hin- und hergesprungen, bevorzugt zwischen verschiedenen Dokus über die Rolling Stones.

Der Soundtrack für den Abend ist also schonmal sehr gut, das Essen wird es erst recht werden. Unsere Gastgeberin verdient ihr Geld damit, für Leute zu kochen und heute bekommen wir einige der typischen Spezialitäten aus Bologna vorgesetzt. Es beginnt mit handgemachten Tortellini in Brühe, darauf folgen Gnocchi mit vier verschiedenen Käsesorten. Dazu gehört ein Sangiovese aus der Region. Dann folgen die Tagliatelle al ragù, die mit “Spaghetti Bolognese” wirklich gar nichts zu tun haben mit einem sehr leckeren Pinot Grigio. Zum Nachtisch serviert sie uns frische Ananas mit Sojasahne und Schokokekskrümeln.

Danach machen wir es uns faul auf dem Sofa bequem, ich blogge und der Hase und die Gastgeberin teilen sich das Couchkommando (die Fernbedienung). Der Abend endet mit dem Vorspielen von Lieblingssongs und -serien und wir fühlen uns ganz wie zuhause. Nur die Katzen fehlen.

#ithasien – Italien-Roadtrip 2018 – Tag 6: Von Weinen, Sterneköchen und der fetten Stadt

Über Garibaldis Bett kann ich nichts Schlechtes sagen, ich habe ausnehmend gut geschlafen, obwohl dann viel zu früh der Wecker klingelte. Die Nonna hatte nämlich gesagt, dass wir nicht zu früh frühstücken würden, sondern erst so gegen 8… Aber was tut man nicht alles, für so eine tolle Gastgeberin! Es gab leckere Frühstückseier, Kaffee, Tee, Zwieback, Butter und Johannisbeermarmelade.

“Ist Euch das genug?”

“Ja, das ist super!”

“Ich habe nichts anderes.”

Nach dem Essen saßen wir noch eine ganze Weile beisammen und sprachen über dieses und jenes. Zum Beispiel über die Unterschiede zwischen französischer und italienischer Küche.

“Wir Italiener respektieren die Zutaten, die Franzosen ertränken alles in Sahne.”

Und über die Familie im Trentino, die bei jedem ihrer Besuche danach verlangt, dass sie ihre Spezialsuppe kocht. Sie hat kaum das Haus betreten, da erinnern sie sie schon daran. Selbstverständlich habe ich mir das Rezept geben lassen. Nachdem ich die Zutaten von 18 Personen auf ein normales Maß herunter gerechnet habe, werde ich sie mal kochen und dann auch bestimmt darüber bloggen.

Dann verabschiedeten wir uns (nicht ohne zu versprechen, wieder zu kommen) und stiegen mit dem Nonnasohn hinunter in den Weinkeller. Er erklärte uns, wie dort in einem dreijährigen Prozess aus Trauben Schaumwein wird. Dann fuhren wir gemeinsam hinunter in den Ort und zum Weinkeller des Schlosses. Dort entstehen verschiedene Rotweinsorten aus lokalen Rebsorten sowie Merlot und Cabernet-Sauvignon. Wir bekamen die verschiedenen Stufen der Herstellung gezeigt und durften zwei Reifestufen verkosten – einmal ganz am Anfang, wenn der Wein noch sehr sprudelig ist, und einmal aus dem Barrique-Fass, wenn er schon ordentlich gereift, samtig und vollmundig ist.

Wir nahmen uns noch eine Flasche des Riservas mit und brachen dann Richtung Modena auf, da wir unsere Tischreservierung im Franceschetta58 nicht verpassen wollten, dem Bistro von 3-Sterne-Koch Massimo Bottura, der mit der großen Schwester des Bistros, der Osteria Francescana, die italienische Küche revolutioniert hat. Die Osteria können wir uns nicht wirklich leisten, da kostet das Menü schon ohne Wein bis zu 250 € pro Person. Im Bistro hingegen gibt es ein Mittagsmenü à la carte schon für 25 € pro Person, das war im Urlaubsbudget gerade noch so drin.

Die Sterneküche light war dann auch ziemlich lecker, aber wenn wir ehrlich sind, auch nicht besser, als was wir am Abend vorher gegessen hatten. Es gab vier verschiedene Sorten Brot, die tatsächlich außergewöhnlich gut waren – eine Art Polenta-Chip, ein Ciabatta, ein Sodabread mit Zwiebeln und Rosmarin und ein Milchbrötchen mit Fenchelsamen. Der Hase hatte dann einen Emilia-Burger (wir sind ja schließlich in der Emilia-Romagna) und lackierte Schweinerippchen mit Kartoffelcreme und ich hatte Tartar vom Bassano-Rind mit Schnittlauch, Senf, Joghurt, grünem Apfel und eingelegter Gurke und Maccheroni mit Kapern, Parmesan und einer Sauce aus Tomatensauce, Mandelmilch und geräuchertem Ricotta. Zum Nachtisch gab es für alle ein köstliches Tiramisù mit Kaffee-Sauce, die frisch angegossen wurde.

Nach dem Essen machten wir einen Verdauungsspaziergang durch Modena, bevor wir weiter nach Bologna fuhren. Dort erwartete uns unsere nächste AirBnB-Gastgeberin, die das komplette Gegenteil der Nonna war. Eine knapp 50-jährige Londonerin, halb Irin, halb Jamaikanerin und Single Mum, die seit Jahrzehnten in Bologna lebt und perfekt Italienisch spricht und kocht. Sie empfing uns mit lauter Musik und jeder Menge Tipps und Informationen über die Stadt, die Nachbarschaft und anstehende Veranstaltungen. Zur Begrüßung machte sie uns eine Piadina mit Schinken und Mozzarella und servierte uns dazu sardisches Bier.

Dann drehten wir noch eine Runde durch das Viertel, das auch an einem Donnerstagabend voller Leben war. Ganz Bologna feiert gerade seinen Stadtheiligen und war auf den Straßen unterwegs. Überall gab es Musik, Essen und Alkohol. Wir liefen durch die Gassen, sogen die Atmosphäre in uns auf und aßen dann zum Abendbrot doch nur noch jeder drei Kugeln Eis. Dann ging es verdientermaßen früh ins Bett, wo ich immerhin noch einen ausgefallenen Blogtext nachschob.