Wow, ich habe wirklich erstaunlich gut und lange geschlafen – die neue Anordnung von Klamotten und Decken ist soweit approved und wird heute Nacht so weitergeführt werden. Als ich das erste Mal auf die Uhr gucke, ist es schon nach 9. Ich gucke ein wenig im Internet rum – soweit das bei dem miesen Empfang möglich ist – und statte dann frisch gekämmt aber noch in Schlafsachen dem Kompostklo einen Besuch ab. Auf so einem Festival macht man Meter. Zurück am Zelt gibt es wieder Porridge mit H-Milch und einen Apfel. Dann packe ich mir meinen Beutel für den Vormittag und laufe in Flip Flops los. Erst Zähne putzen und waschen und dann direkt weiter zum Immergutzocken Fußballturnier.
Dafür läuft man eine gute halbe Stunde durch den Wald – ganz hier in der Nähe ist der Wegweiser nach Userin, vor dem ich vor ein paar Jahren ein Selfie gemacht habe, das mir lange Zeit als treues Profilfoto diente. Ganz so weit muss ich heute aber nicht, sonst hätte ich mal ein Update geschossen. Stattdessen also Rudolf-Harbig-Stadion aka Fips-Asmussen-Kampfarena, wie mein als Kommentator fungierender Bekannter als Rostock es nennt. Hier spielen sechs Mannschaften ein Turnier gegeneinander, zwei davon aus dem gestrigen Torwandschießen auf dem Festivalgelände hervorgegangen, davon eins aus lauter Kindern bestehend – auch der Sohn meines Ex-Kollegen ist dabei.
Ich sitze die meiste Zeit mit dem Ex-Kollegen und seinen Kindern beieinander, unterhalte mich, höre den professionellen Kommentaren zu und lache mich wie immer kaputt, trinke eine Rhabarberschorle und blogge nebenher. Nach dem Finale laufe ich zurück zum Festivalgelände, es ist mittlerweile fast 15 Uhr, und mache mich für die Konzerte bereit. Flip-Flops aus, Socken und Sneakers an, Pullover und Jacke in den Beutel (Zahnpasta und Deo raus), Sonnencreme und Mückenspray nachlegen und dann kann es losgehen. Als erstes hole ich mir einen Cappuccino doppio, ein Stück Kirsch-Streusel-Kuchen und einen Physalis-Nuss-Cookie, setze mich damit in den Schatten und lausche der Lesung von Henri Maximilian Jakobs.

Danach spielt Joya Marleen und ich verliere mich erst ein wenig in der Musik, nutze dann aber die Gelegenheit auch wieder, um zu lesen. Die Sonne brennt inzwischen und Schatten ist weiterhin knapp. Ich stehe auf und gehe meinen Immergutbecher nach dem Kaffee ausspülen und fülle ihn direkt mit Trinkwasser auf. Eigentlich will ich zurück zum Birkenhain, wo als nächstes Şeyda Kurt liest, aber da laufe ich einem guten Freund und anderen Bekannten quasi in die Arme und wir unterhalten uns stattdessen mit Unterbrechungen und in wechselnden Konstellationen für die nächsten Stunden. Als sich ein Feuerwehrmann erbarmt und für etwa fünf Minuten einen Schlauch in die Luft hält, hat das Festival einen neuen Social Media Star.

Gemeinsam tanzen wir zu Donkey Kid und Fuffifuffzich. Dann hole ich mir einen Burrito, bevor wir uns bei Betterov vor der Bühne wieder treffen.
Während ich mir auf der Zeltbühne Ditz anhöre und dann draußen davor einen ehemals sehr guten Bekannten treffe, holen sich die anderen wärmere Sachen aus dem Auto. Dann sehen wir uns bei Edwin Rosen wieder vor der Bühne wieder. Es wird mir aber langsam alles zu anstrengend – heute war zu viel Bewegung und zu wenig Ruhepause. Ich verabschiede mich, hole mir einen Tinto de verano und setze mich am Rand für eine Weile auf einen Liegestuhl. Dann schnuppere ich noch bei Caroline Rose im Zelt vorbei und feiere die ersten Lieder von Blond auf der Hauptbühne, bevor ich mich ins Zelt verziehe.

Ich kuschele mich wieder in das Arrangement von gestern Nacht und lausche Blond, während ich Kreuzworträtsel löse. Aber nicht lange, dann fallen mir die Augen zu. Ich erwache, als einer der späteren Acts/DJ Teams hämmernde Bässe auflegt und versorge mich mit Ohropax. Jetzt klingt es nicht mehr so, als stände die Box direkt neben meinem Kopf, sondern eher so im Nebenzimmer. Das reicht, um wieder einschlafen zu können…