Reisetagebuch 11. September 2019 – Alberobello und Gallipoli #loosinterrail #eatalien

Die Nacht im Sechsbettzimmer, bei offenem Fenster direkt neben der Straße und den Bahngleisen, ist weniger schlimm als erwartet. Trotzdem wache ich ungefähr alle zwei Stunden auf. Gegen sieben ist die Nacht dann endgültig vorbei, weil der erste Wecker klingelt und die ersten Zimmernachbarinnen aufstehen, packen und gehen. Ich lasse mir noch etwas mehr Zeit und lese erstmal gemütlich das Internet leer und verblogge den gestrigen Tag. Dann stehe auch ich auf und setze mich in die Küche, um meine Vorräte zu frühstücken. Aus dem letzten AirBnB habe ich mir noch ein Cornetto mit Schokofüllung und ein paar Waffeln mitgenommen, außerdem habe ich noch Trauben von gestern Abend. In der Küche finde ich noch eine aufgeschnittene Wassermelone, die an der sich alle bedienen dürfen und eine brasilianische Mitgästin hat gerade Kaffee gekocht. Es wird also ein entspanntes und sogar relativ ausgewogenes Frühstück. Danach nehme ich meine getrockneten Sachen von der Leine, ziehe mich an, packe meinen Rucksack und mache mich auf Richtung Bahnhof. Heute geht die Zugfahrt allerdings nicht weit, denn ich muss nur zum Flughafen, um meinen Bruder abzuholen.

Der kommt auch ganz planmäßig an und wir gehen erstmal zur Bar, um Cappuccino und frisch gepressten Orangensaft zu trinken. Danach holen wir unseren Mietwagen ab und der Roadtrip beginnt. Für die nächsten acht Tage hat mein Interrail-Ticket Pause und wir übernachten in schönen Agriturismi, deswegen gesellt sich zum #loosinterrail jetzt auch der von meinem Bruder vorgeschlagene #eatalien. Unsere erste Station ist Alberobello, dessen Altstadtviertel mit diversen Trulli zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.

Leider wissen das außer uns auch jede Menge anderer Touristen und das ganze Viertel wirkt eher wie Disneyland. Überall kleine Lädchen, die Kitsch verkaufen und mit dubiosen Angeboten leichtgläubige Touris anlocken.

Wir verziehen uns recht schnell in die “normaleren” Viertel der Stadt, denn wir haben Lust auf Panzerotti, typisch apulisches Streetfood, die wir in einer Bar mit einer Tomaten-Mozzarella-Füllung bekommen.

Ein paar Meter weiter gibt es einen Belvedere, von dem man noch einmal einen schönen Blick von oben auf die Trulli bekommt.

Dann fahren wir weiter Richtung Salento, die Gegend, die den Absatz des italienischen Stiefels einnimmt. Auf den ersten Kilometern gibt es noch hier und da Trulli, die etwas authentischer wirken und sich organisch in die Landschaft einfügen. Dann geht es vor allem durch Obstwiesen und Olivenhaine. Unser Ziel ist heute Gallipoli, wo wir uns auf einem Agriturismo eingemietet haben, der von Reben und Olivenbäumen umgeben ist. Leider ist das hauseigene Restaurant derzeit geschlossen. Wir ruhen uns kurz aus und fahren dann nach Gallipoli, um der Empfehlung unseres Gastgebers entsprechend in einer Trattoria zu essen.

Wir teilen uns die Antipasti des Hauses, die aus gratinierten Miesmuscheln, Tintenfisch-Bällchen, mariniertem Schwertfisch, Auberginentarte, Gemüsepastete und den typischen Friselle besteht – eingeweichtem trockenem Brot mit Olivenöl und Kirschtomaten. Dazu gibt es einen schönen Negroamaro aus der Gegend.

Als Hauptgang wähle ich die Orecchiette mit Cime di Rapa und mein Bruder Ravioli mit einer Burrata-Füllung und Tomatensauce und eine Insalata Mista. Für einen Fisch- oder Fleischgang sind wir dann leider zu vollgefressen, ebenso wie für den Nachtisch. Wir entscheiden uns stattdessen für einen Spaziergang durch die Altstadt von Gallipoli, die auch hier der eigentlichen Stadt vorgelagert auf einer Insel liegt, die nur über eine Brücke zu erreichen ist. Obwohl ich eigentlich satt bin, passt eine Granità aus frischem Zitronensaft dann doch noch rein, bevor es “nach Hause” und ins Bett geht.