Der Wecker klingelt unverschämt früh, da heute ein neuer Herd installiert wird. Der alte war schon alt, als ich vor fast zehn Jahren hier eingezogen bin, das passende Blech haben die Vormieter mitgenommen… Irgendwann rang ich mich durch und fragte nach, ob man da mal etwas Neues hinstellen könne. Man kann, allerdings ist es immer noch ein E-Herd mit Platten, ein Upgrade war nicht möglich. Als er angeschlossen ist, muss der Ofen erstmal eine halbe Stunde lang auf 250 Grad ballern, die Herdplatten fünf Minuten auf höchster Stufe. Unangenehme Düfte durchziehen die Wohnung, Fenster und Balkontür stehen offen. Ich beschäftige mich derweil mit der Bedienungsanleitung, freue mich über Grillfunktion und Eco-Modus, vermisse immer noch eine Umluftfunktion, aber bin glücklich, endlich ein passendes Backblech zu haben.
Der Arbeitstag wird vergleichsweise ruhig – zwei Meetings werden auf andere Tage verschoben, dafür kommt ein unverhofftes rein und ich schaue bei einem Townhall zu. Ansonsten verbringe ich den Großteil des Tages damit, Archivdaten von A nach B zu schieben und höre dabei Italo-Pop, weil draußen die Sonne scheint. Mittags mache ich mir den Rest Tortellini in brodo warm. Leider sind die Tortellini über Nacht auf fast doppelte Größe aufgequollen – ich muss nächstes Mal daran denken, Nudeln und Brühe getrennt aufzubewahren. Nach dem Essen gehe ich ins Draußen und besorge Katzensnacks und neue Katzenminze.
Heute kann ich mal etwas früher Feierabend machen, ich liege schon gegen 17:40 Uhr auf dem Sofa und gucke auf TikTok herum, bis mein Abendbrothunger da ist und ich ungefähr weiß, was ich machen will. Ich bastele eine Art Avocadosalat, gewürzt ähnlich wie hier und da ich beim Salz etwas großzügig war, kommt noch klein geschnittene Ananas dazu, was eine sehr gute Idee ist. Dazu gibt es das erste auf dem neuen Herd zubereitete Omelette (leicht verunglückt, das liegt aber eher an der Kombination aus Pfanne und aus Faulheit weggelassenem Fett) mit Mozzarella-Resten vom sonntäglichen Künefe.
Nach dem Essen liege ich noch ein wenig mit Katze auf dem Bauch auf dem Sofa und übe Tschechisch. Dann geht es in die Badewanne und kurz vor 10 liege ich schon im Bett. Morgen gibt es schon wieder einen frühen Wecker und außerdem bin ich müde genug, um beim Lesen schnell einzuschlafen.
Auf den so mobilen Montag folgt ein platter Dienstag. Pacing ist das Zauberwort im Long Covid Game und damit fällt heute auf jeden Fall der Yoga-Termin am Abend aus und auch sonst werde ich bis zum Ende des Tages das Drinnen nur zum Luftschnappen auf dem Balkon verlassen haben. Allgemeine Schlappheit, Bauchschmerzen, latentes Halsweh und immer wieder Kopfschmerzen… Nicht schön.
Abgesehen davon gibt es einen relativ normalen Homeoffice-Tag. Drei reguläre Meetings (1 monatlich, 1 wöchentlich, 1 vierzehntägiges) und ein spontanes, viel administrative Arbeit dazwischen und ein Feierabend mal wieder ein gutes Stück nach 18 Uhr. Zum Frühstück am Schreibtisch gibt es Müsli mit Banane, als Nachmittagssnack am Schreibtisch Apfel mit Erdbussbutter.
Die Mittagspause nutze ich zum Waschmaschine anstellen. Dann mache ich mir Tortellini in brodo – es sind fertige, trockene Tortellini mit Käsefüllung und Gemüsebrühe – und verfeinere mit Olivenöl und schwarzem Pfeffer. Evtl. muss ich mich mal frische machen oder alternativ mal wieder in die Emilia Romagna reisen? Aber schmeckte schon ganz gut.
Nach der Arbeit dann Wäsche aufhängen, Stullen machen, drei Folgen Mad Men gucken und dann ist halb 11 auch schon wieder das Licht aus.
Die Katzen und ich wachen früh und einigermaßen ausgeschlafen auf, finden aber Montagmorgende generell überbewertet, so dass ich nach dem Ablauf aller Morgenroutinen erst 9:15 Uhr am Schreibtisch sitze. Ich erledige gleich am Anfang eine gewichtigere Aufgabe, dann folgt das erste von drei regelmäßigen Montagsmeetings das mehr Arbeit nach sich zieht.
Um 12 breche ich auf zur Physiotherapie und dann bin ich körperlich ganz schön platt, als ich zwei Stunden wieder am Rechner sitze. Vorher habe ich mir noch Stullen geschmiert und Gurke und Apfel aufgeschnitten. Dinge sortieren und abarbeiten, dann gibt es 15:30 Uhr wieder ein regelmäßiges Meeting, dem sich noch ein halbstündiges weiteres ad hoc anschließt. Die Zeit bis zum großen Wochenstart-Teammeeting (eine Stunde ab 17 Uhr) überbrücke ich mit dem Sortieren von Grafiken. Dann ist es schließlich doch schon 18:20 Uhr, als ich den Rechner zuklappe.
Das Meeting hat mich allerdings wieder energetisiert und so ziehe ich mich hast automatisch nochmal wetterfest an und bringe dann erst den Müll runter, bevor ich die verschobenen Einkäufe vom Wochenende nachhole (bis auf die Balkonpflanzen, das mache ich dieses Wochenende in Ruhe, bei Sonnenschein). Auf dem Heimweg sagt das FitBit wie nebenbei, dass das Schrittziel voll ist. Wieder zurück mache ich mir eine Portion vom jamaikanischen Eintopf warm, außerdem mache ich einen simplen Kopfsalat mit Zitronendressing an und knabbere zu beidem die letzten pakistanischen Papri von gestern.
Auf dem Fernseher laufen während ich esse obskure Musikvideos aus vergangenen Zeiten. Dann übersetze ich noch schnell ein paar Phrasen für meine Eltern ins Niederländische, da sie dort diese Woche einen Vortrag (auf Englisch) halten werden. Kurz nach 9 schaffe ich den Absprung vom Sofa. Küche aufräumen, Katzenklo durchsieben, bettfertig machen. Kurz vor 10 liege ich und beschäftige mich noch mit einem alten New York Times Kreuzworträtsel, bis mir wiederholt für längere Zeit die Augen zufallen. Kurz vor 11 lege ich das Handy endgültig weg.
Keine Fotos heute – hat sich irgendwie nicht ergeben.
Bis fast halb 10 ausgeschlafen, juhu! Das Teilzeitkind ist schon vor uns wach, hört aber so leise Hörspiel, dass wir davon nicht aufwachen. So soll es sein! Wir bleiben noch gemütlich im Bett liegen, dann stehen wir alle gegen halb 11 richtig auf und essen Frühstück. Nach dem Tisch abräumen finden wir uns alle auf der Couch ein und schauen die dritte Staffel LOL zu Ende. Danach geht das Teilzeitkind Schuldinge üben, der Liebste liest das Internet leer und ich blogge, während eine Waschmaschine durchläuft.
Nach Schnelltests machen und Wäsche aufhängen fahren wir dann mit S- und U-Bahn zu meinen Eltern nach Mitte, die schon mit Rhabarberkuchen und Quarktorte warten. Spannende Tischgespräche über indigenen Völker, ethnologische Forschungen, frühe Globalisierung, das Testen der 4-Tage-Woche, postsozialistische Wirtschaftskarrieren, Familienhistorisches und Stasiakten. Außerdem spielen meine Mama und das Teilzeitkind zwei Partien Schach, ich installiere meinem Papa Duolingo, so dass er anfangen kann, Polnisch zu lernen und der Liebste probiert nebenbei, ob er mit Duolingo Mandarin lernen möchte (Nein).
Dann ist Aufbruch – der Liebste und das Teilzeitkind fahren zurück nach Berlin und ich nehme U-Bahn und Tram nach Hause, wo der Mitbewohner bereits seit Stunden in der Küche steht und seine Gäste (ehemalige Kolleg*innen aus Russland und Ägypten) gemeinsam mit Nimbin im Wohnzimmer auf dem Fußboden hocken und mein Siedler-Spiel aufbauen (Noosa sitzt unter meinem Bett). Als es Zeit für Iftar ist, beginnen wir mit dem Essen. Es gibt Hähnchencurry, Pakoras mit Tamarindensauce, Bohnensalat, Papri mit Mangopickle, Obstsalat und selbstgemachte Chapatis, später noch Kunafa und Chai.
Beim Essen gesellt sich auch Noosa zu uns und dann sind Nimbin und Noosa in all ihrer Niedlichkeit und Kuscheligkeit plötzlich sehr im Mittelpunkt. Ansonsten drehen sich die Gespräche über indische, pakistanische, russische, deutsche und arabische Küche im Vergleich, „In welcher Kultur in welcher Periode wärst Du am liebsten geboren worden?“, Katzenallergien, Laktoseintoleranz und die Tipps und Tricks beim Umgehen des ägyptischen bzw. russischen Militärdiensts. Beide männlichen Gäste können derzeit nicht in ihre Heimatländer reisen, da sie sonst nicht drumherumkämen, inoffiziell oder offiziell in den Krieg zu müssen. Scheißwelt.
Kurz nach 11 verabschiede ich mich ins Bett. Noosa und Nimbin kuscheln sich an mich, während ich über den Geräuschen beim Siedler spielen nebenan einschlafe.
Ich erwache nach 9 Uhr (nachdem es kurz nach 5 schon einmal Nimbin besnacken und kurz nach 6 schon einmal Noosa bekuscheln gab). Das macht also knappe drei Stunden, bis ich tatsächlich aufstehe. Dazwischen Internet leer lesen, Niederländisch, Tschechisch und Italienisch machen, Bloggen, mit dem Liebsten telefonieren und ein bisschen TikTok. Eigentlich habe ich mir ja heute vorgenommen, den Balkon zu begrünen und schön zu machen, aber nachdem es draußen kalt und regnerisch ist, verschiebe ich das schonmal.
Gegen 12 stehe ich auf, kümmere mich um das Geschirr von gestern, füttere die Katzen und mache Frühstück, das ich heute mal nicht im Bett oder am Schreibtisch, sondern am Wohnzimmertisch esse, um danach leichter hoch- und „ins Tun“ zu kommen. Allerdings fällt mir beim Durchlesen meines Einkaufszettels auf, dass ich nichts davon heute, morgen oder am Montag wirklich brauche, also kann auch das warten. Bleibt nur noch, dass ich am späten Nachmittag nach Südberlin fahren möchte und davor noch aufstehen, Sachen packen und das Katzenklo säubern muss. Bis dahin sind dann aber noch einige Stunden Zeit. Ich bringe meinen Körper also ganz achtsam von einer sitzenden in eine liegende Position, lasse die Katzen auf mir Platz nehmen, und wende mich wieder TikTok zu.
Kurz nach 16 Uhr geht dann der Countdown los, gegen 17 Uhr verlasse ich das Haus und kurz nach 18 Uhr treffe ich den Liebsten und das Teilzeitkind bei unserem Stammitaliener. Wir sind die ersten Gäst*innen und werden mit Handschlag begrüßt. Das Teilzeitkind ist heute überraschend experimentierfreudig und ich bin ja sowieso immer für Abwechslung.
Deshalb gibt es zu Bruschetta und Focaccia auch noch einen Antipasto misto. Statt seiner Standardpizza wünscht es sich eine mit „Schinken, Salami, Pilzen und Artischocken“ und lernt, dass das eine Capricciosa ist. Oliven sind auch drauf, denn eine Pizza ohne Oliven ist ja keine richtige Pizza, findet es. Pilze und Artischocken sind hingegen neu, ebenso wie dass der Büffelmozzarella plötzlich schmeckt. Für mich gibt es Spaghetti mit Calamaretti und Tomatensauce mit ordentlich Peperoncini-Öl drauf, die das Teilzeitkind, das ja eigentlich nix scharfes mag, unbedingt probieren will. „Das schmeckt halt nach Peperoni, aber richtig scharf ist das doch nicht!“ Ich feiere das sehr, macht wirklich Spaß, diesem Kind beim Wachsen zuzusehen!
Dank des frühen Essenstermins (erste Mahlzeit für den Liebsten, zweite für mich und das Teilzeitkinds) haben wir danach Zeit, die erste Hälfte der dritten Staffel LOL zu gucken. Danach bin ich mit Vorlesen dran und lese eine gute Stunde aus Harry Potter 7 vor (inkl. Dobbys Tod!). Dann geht das Teilzeitkind ins Bett und liest sich in den Schlaf, während der Liebste und ich endlich die ersten drei Folgen der neuen und finalen Staffel „Marvelous Mrs Maisel“ gucken können – erst einen ganzen Tag nach Veröffentlichung! Kurz nach 1 sind wir damit durch und gehen schlafen.
Es ist Freitag, juhu! Nach Krankheit und Urlaub kann sich so eine – intensive – 4-Tage-Woche ganz schön lang anfühlen. Zum Glück sind wir in der schönen Zeit im Frühling, die viele lange Wochenenden hat. Jetzt erstmal zwei volle Wochen und dann wieder nur vier Tage – bis dahin aber auf viel Selfcare achten!
Ich bin wieder deutlich vorm Weckerlingeln wach und habe dadurch ausreichend Zeit für die üblichen morgendlichen Dinge – kennt Ihr ja jetzt schon. Beim Tschechisch lernen frage ich mich, warum mir slawische Sprachen so viel schwerer fallen als germanische und romanische. Also klar, sie sind von der Aussprache, Schreibung und Grammatik komplizierter, aber ich habe auch direkt Probleme beim Erkennen von Mustern und dem „fotografischen“ Gedächtnis von Schriftbildern.
Dabei war Sorbisch nach Deutsch die zweite Sprache, die ich gelesen und geschrieben habe. Und ich bin unweit von Polen und Tschechien aufgewachsen. Ob ich da einen unconscious bias der Menschen in meiner Umgebung gegenüber dem Slawischen mit aufgenommen habe? Oder liegt es daran, dass ich Englisch und Französisch in der Schule deutlich strukturierter und systematischer beigebracht bekam, weil ich älter war und schon Grammatik aus dem Deutschunterricht kannte, während Sorbisch ja gleich in der ersten Klasse begann, ohne viel Grammatiktheorie? Sicherlich spielt dann auch eine Rolle, dass ich im Alltag viel mehr Kontakt mit germanischen und romanischen Sprachen habe und sehr viel auch einfach immersiv lerne und mitnehme. Wenn jemand Tipps oder Ideen hat, immer her damit! (Ich jammere aber auf hohem Niveau, meine paar Sorbischbrocken helfen mir tatsächlich schon viel weiter, sowohl bei Vokabeln, als auch bei Aussprache und ein wenig beim Geschlecht).
Zum Frühstück am Schreibtisch gibt es dann Müsli mit Weinbergpfirsichpüree statt Milch und einen Rest Kräutertee von gestern. Denn ich bin schon am späten Vormittag zur „Mittagspause“ unten im Café verabredet und dort ist „meine Bestellung“ der (sehr große) Caffè Latte aus Organic Bohnen ohne Zucker. Meine Verabredung ist der Mann meiner Cousine, der gerade in der Stadt ist, um ein Konzert zu besuchen und dafür bei seiner Mutter übernachtet, die mir gegenüber wohnt. Sie kommt dann später auch noch dazu. Fun Fact: Sie zog etwa ein halbes Jahr nach mir hier in diesen Kiez, damals war meine Cousine erst 16 und kannte ihren späteren Mann noch lange nicht. Allerdings war sie ein paar Mal bei mir zu Besuch. Und als sie dann später zum ersten Mal mit ihrem damals noch nur guten Freund nach Berlin fuhr, stellte sie fest, dass sie die Gegend sehr gut kennt. Ihre jetzige Schwiegermutter und ich können uns von unseren genau gegenüberliegenden, um zwei Stockwerke versetzten, Balkons zuwinken. Noch mehr Fun Fact: Die Schwiegermutter pendelt zwischen Berlin und Leipzig, ihre Leipziger Wohnung liegt in der Straße, in der ein gemeinsamer Cousin von uns lebt.
Direkt nach der frühen Mittagspause kommt die Biokiste an, was sehr gut ist, denn so habe ich direkt noch Material für die Stullen, die ich mir später schnell zwischendurch mache – einen Ziegenfrischkäse mit Honig und Haselnüssen und frischen Bärlauch. Aber erstmal geht es zurück an die Arbeit.
Heute wird vor allem viel Datenmaterial sortiert und organisiert. Erst ab 16 Uhr habe ich zwei einstündige Meetings, was zu einem Feierabend kurz nach 18 Uhr führt. An einem Freitag. Viele meiner Kolleg*innen und Freund*innen sind da schon längst im Wochenende. Immerhin haben wir uns darauf geeinigt, das regelmäßige der beiden Meetings ab nächster Woche vorzuziehen, so dass zumindest in der Theorie ein Feierabend um 16 Uhr für meine französische Kollegin und mich möglich wird – abhängig von anstehenden Aufgaben natürlich. Dazu hatte ich neulich ein Gespräch mit einer Freundin, die zeitlebens nie in der freien Wirtschaft gearbeitet hat, und ganz entsetzt war, dass mir meine Chefin an einem Freitag noch nach 15 Uhr etwas Dringendes zu erledigen gegeben hatte.
Anyway, ich bin rechtschaffen erledigt von der Woche und begebe mich direkt in die Küche, um den Geschirrspüler aus- und einzuräumen und danach zu kochen. Als ich gerade mit dem Schnippeln anfange, schickt mein Bruder bereits ein Foto von seinem Abendbrot und mein Papa berichtet, dass er auch gerade mit Kochen anfängt. Bei mir gibt es Dinge die wegmüssen (Möhren und gelbe Bete, Koriander), neues aus der Biokiste (Staudensellerie) und Dinge aus dem Vorrat (Kidneybohnen, Kokosmilch, Knoblauch, Ingwer, Gemüsebrühe, Thymian, Piment, Chili, Mangopuolver, Kaffirlimettenblätter). Daraus entsteht ein von der jamaikanischen Küche inspirierter Gemüseeintopf. Zur Untermalung gibt es die passende Musik.
Danach liege ich mit den Katzen auf dem Sofa. Um zu lesen reicht meine Konzentration heute nicht mehr, stattdessen nochmal ein bisschen Duolingo und dann tauche ich wieder tief in den TikTok-Algorithmus ein. Später nehme ich noch ein Orange-Vanille-Schaumbad und höre die neue Folge von „Niemand wird verurteilt“. Im Bett dann wieder TikTok statt Lesen, bis mir kurz nach 1 die Augen zufallen.
Der Liebste und ich werden überraschend beide schon deutlich vorm Klingeln seines Weckers wach, das passiert, wenn man so früh schläft, schätze ich. Ich mache uns schnell einen Kaffee und dann liegen wir kuschelnd, lesend und Kaffee trinkend im Bett, bis er aufstehen muss. Als er die Wohnung Richtung Büro verlässt (dort ist heute eine Veranstaltung, er war vorher wochenlang nur im Homeoffice), klingelt gerade mein Wecker. Ich mache meine Sprachlernsachen und blogge, dann wird es auch für mich Zeit, aufzustehen und mich an den Schreibtisch zu setzen.
Zum Frühstück gibt es Müsli und Joghurt und mit einem großen Schwapp von dem Weinbergpfirsichpüree. Auf Arbeit ist heute ein spannender Tag, wir arbeiten im Team an einem kleinteiligen Projekt mit ausgefeilter Timeline der verschiedenen Schritte, die getriggert wird, wenn der Startschuss fällt, von dem wir nicht genau wissen, wann er fällt. Ich verbringe den Vormittag vor allem mit Übersetzungen und Administrativem. Dann muss ich los zur Physiotherapie, dummerweise ungefähr zeitgleich mit dem Startschuss, so dass eine Kollegin einen Teil meiner Aufgaben übernehmen muss.
Auf dem Hin- und Rückweg zur Physiotherapie gebe ich jeweils Pfandbehälter an verschiedenen Stationen ab. Bei der Physio selbst freut sich die Therapeutin, mich nach der langen Pause wiederzusehen und schafft es auch, mich mit den richtigen Übungen ein wenig weiterzubringen und vor allem, mich zu motivieren. Nein, ich werde nicht wieder ein ganzes Jahr brauchen, um mich von den Rückschritten durch Covid Nr. 2 zu erholen!
Als ich wieder zuhause bin, bin ich physisch total kaputt und mein Magen knurrt fürchterlich. Ich mache mir noch schnell ein paar Stullen und setze mich wieder an den Laptop, die letzten Schritte des Projekts mit begleiten, inklusive der Premiere, erstmals live Änderungen an einem Text in unserem (brandneuen, während meiner Krankheit gelaunchten) Intranet vorzunehmen, auf den mutmaßlich gerade die halbe Belegschaft draufschaut. Im alten Intranet habe ich das ständig gemacht, da hatte ich aber nur Bearbeitungsrechte für den deutschen Teil und kannte außerdem das System. Heute erstmals global in einem neuen System und bei einem högscht brisanten Thema. Puls!
Viel Zeit zum Feiern bleibt uns nicht, als wir fertig sind, denn für den amerikanischen Teil des Teams hat der Arbeitstag ja gerade erst begonnen und sie haben noch eine Menge anderes zu tun. Ich selbst erledige noch ein paar Kleinigkeiten, aber merke zunehmend, dass ich heute nichts großartiges mehr reißen werde. Ich lese mich dann aber doch noch in einem Dokument fest, mit dem ich erst kurz nach 18 Uhr fertig bin.
Dann muss ich dringend meinen Kopf ausruhen und kümmere mich erst einmal darum, das Geschirr von gestern Abend abzuwaschen bzw. in die Spülmaschine zu stellen, die Katzen zu füttern, eine Waschmaschine anzusetzen etc. Dann kurz ausruhen und in TikTok versinken, für Längerfristiges bleibt keine Zeit, da der Hase für 19 Uhr seinen Besuch angekündigt hat.
Wir quatschen ein halbes Stündchen auf der Couch, während Nimbin und er miteinander kuscheln. Noosa spricht ja leider nicht mehr mit ihm, seit er hier ausgezogen ist. Sie kommt erst wieder unter dem Bett hervor, als er geht. Das ist normales Verhalten bei ihr, wenn „Fremde“ da sind. Bei jedem Klingeln verschwindet sie unterm Bett und dann kommt es drauf an, wer da ist. Beim Liebsten ist sie nach 2 Minuten wieder da, bei den meisten Frauen nach etwa einer halben Stunde, beim Teilzeitkind nach etwa 2 Stunden, bei den meisten Männern nach etwa drei Stunden und so lange bleibt der Hase eigentlich nie, der ist ja immer auf dem Sprung. Trotzdem merkwürdig, denn früher lag sie gerne auf ihm drauf. Aber seit er ausgezogen ist, wird er von ihr wieder als „fremd“ einsortiert.
Weil ich erst nachmittags Stullen gegessen hatte, dauert es noch bis 20 Uhr, bis ich nochmal ein Hüngerchen verspüre. Appetit habe ich eigentlich nur auf gekochtes Gemüse, aber das ist ja alles relativ aufwendig vong Aufwand her und eigentlich ist es ja auch schon spät. Ich schaue mich in der Küche um und am Ende koche ich mir schnell eine größere Menge TK-Erbsen in Gemüsebrühe, drapiere sie um eine Portion körniger Frischkäse (Ricotta war keiner da) und garniere mit ein wenig Butter, Zitrone und Koriander (der ist da und muss weg). Alternativ hätte ich noch irgendwas mit Ei dazu gemacht, aber der Mitbewohner hat die letzten Eier mit zum Iftar-Kochen bei Freunden genommen. Die Gemüsebrühe schütte ich nicht weg, sondern trinke sie dazu.
Klingt komisch, ist aber so. Man muss ja nicht immer elaborierte Dinge kochen oder von Stullen leben. Durch die vielen „What I eat in a day“-Videos auf TikTok bin ich inzwischen viel offener dafür, einfach irgendwelchen Kram, der halt da ist und schnell geht, zusammenzuhauen. Nach dem Essen telefoniere ich nochmal kurz mit dem Liebsten und dann höre ich die neue Folge NBE mit Heike Makatsch, während ich die Wäsche aufhänge und mich bettfertig mache. Beim ins Bett krabbeln habe ich 9762 Schritte auf dem Tacho, aber weder Energie noch Ehrgeiz, das Schrittziel noch schnell voll zu machen.
Puh, das war eine wirklich kurze Nacht. Als ich gegen halb 4 von den Katzen und meiner Blase aufgeweckt werde, kann ich nicht wie üblich wieder einschlafen. Zum Einen bin ich immer noch aufgeregt wegen der Arbeitsthematik und das Gedankenkarussell lässt sich weder durch Lesen noch durch Podcasts verlangsamen, zum Anderen kommt mein Bauch zwar mit der heftigen Abendmahlzeit von gestern klar, aber dass er daran arbeitet merke ich doch. Völlegefühl und leichtes Sodbrennen. Bauch ohne Gedankenkarussell oder Gedankenkarussell ohne Bauch hätte ich wohl bezwingen können, aber mit beidem zusammen habe ich keine Chance und gebe kurz vor 6 Uhr das wieder einschlafen Wollen auf.
Stattdessen beginne ich die Morgenroutine früh – Internet leer lesen, Sprachlern-Apps, bloggen. Beim Sprachenlernen gibt es aus Gründen eine Neuerung. Wir bekommen gerade viele neue Kolleg*innen aus Tschechien dazu und in unserem sehr globalen Unternehmen stelle ich fest, dass so gut wie niemand (außer die Kolleg*innen in Polen) deren Namen richtig aussprechen kann. In meinem kleinen Team kann es außer mir niemand auch nur annähernd (Meine direkten Teammates sitzen in Frankreich, Großbritannien und den USA. Einer von ihnen kann ein wenig Russisch, aber kennt slawische Laute nur in Kombination mit kyrillischen Buchstaben.) Die deutschen Kolleg*innen kommen zwar mit den Vokalen einigermaßen klar, aber Konsonanten wie š, ř oder ł bringen dann doch alles durcheinander. Ich habe mir vorgenommen, die Aussprache zumindest selbst richtig hinzubekommen und bei Bedarf auch meinen Kolleg*innen dabei helfen zu können. Und ein paar Floskeln schaden ja nie, die werfe ich in Meetings auch gerne mal auf Französisch, Italienisch, Spanisch, Niederländisch oder Polnisch ein.
Als ich mit den Tagesaufgaben auf Niederländisch durch bin, switche ich also für die übrig gebliebenen Duolingo-Herzen rüber auf Tschechisch. Ich schlage mich ganz gut, da helfen mir das Aufwachsen in der Lausitz, jeweils eine halbe Autostunde von Tschechien und Polen entfernt, und meine rudimentären Sorbischkenntnisse (4 Jahre Unterricht in der Grundschule und einige Monate Unterricht vor ein paar Jahren hier in Berlin, jeweils in Kleingruppen – wann Sorbisch auf Duolingo???). Einige Worte kenne ich (ano, ahoj, hrad) andere lassen sich aus dem Sorbischen herleiten (prosím, děkuji, dobrý, večer, malý, špatně, ráno, ne). Mal schauen, wie weit ich damit komme. Slawische Grammatik und ich ist bisher keine gute Kombination. Zur Erholung geht es danach jedenfalls mit Italienisch auf Babbel weiter. Eigentlich ganz cool, dass ich jetzt eine germanische, eine romanische und eine slawische Sprache am Wickel habe.
Kurz vor 8 ruft der Liebste zum Morgentelefonat an, danach stehe ich auf, nachher mich schreibtischfein, füttere die Katzen und mache mir eine Tasse englischen Schwarztee mit Milch, eine Kanne Kräutertee und Joghurt mit frischer Ananas und Ahornsirup zum Frühstück am Schreibtisch. Die ersten drei Arbeitsstunden verbringe ich mit Recherche und Erstellung der ersten Slides einer Präsentation für unser Team-Meeting am Freitag. Darauf folgt ein einstündiger Call mit einer Arbeitsgruppe des Teams. Gegen 13 Uhr ruft die Hausverwaltung an und wir vereinbaren Termine für anstehende Malerarbeiten in meiner Wohnung. Danach zieht es mich nach Draußen.
Ich spaziere wieder durch schönstes Frühlingswetter, eine ähnlich große, aber etwas andere Route als gestern, die mich noch zum Drogeriemarkt führt. Wieder zuhause bereite ich mir mir (Crowdfarming-)Avocadotoast mit Tomate, Koriander und Safransalz zu. Damit geht es zurück an den Schreibtisch. Eine Stunde Kleinigkeiten abarbeiten, dann zwei weitere, kürzere 1:1-Meetings, nach denen es bereits 16 Uhr ist. Ich befasse mich noch eine Stunde mit dem Korrekturlesen einer Übersetzung eines rechtlichen Texts, dann breche ich kurz nach 17 Uhr die Zelte ab und beginne damit, die Wohnung für den Besuch des Liebsten (allergisch auf Hausstaub, Pollen und Katzen, hmpf!) vorzubereiten.
Ich nehme trockene Wäsche ab und sortiere sie in den Schrank, siebe das Katzenklo durch, ziehe die haarige Bettwäsche ab und dann… ruft ein Kollege an und wir reden nochmal eine halbe Stunde über Arbeitsdinge, während ich das Bett neu beziehe und den Fußboden frei räume. Als wir aufgelegt haben, hole ich den Staubsauger raus. Die Katzen verstecken sich hinterm Sofa, während ich mit dem Monster durch die Wohnung ziehe. Kurz nach 18 Uhr ist alles bereit und ich verschnaufe eine halbe Stunde auf dem Sofa.
Dann ist der Liebste da und wir nehmen einen stilechten Aperitivo zu uns, während ich das Abendbrot zubereite. Es gibt Bellinis aus Crémant (war halt da) und Weinbergpfirsichpüree – beides Weihnachtsgeschenke von meinem Bruder – und allerlei Knabbereien.
Zu Essen gibt es dann Spaghetti mit Zitronenpesto, das ich aus Procida mitgebracht habe, Petersilie, Safransalz und Eismeerkrabben (MSC-zertifiziert). Dazu trinken wir weiter Bellini, denn die Flasche muss ja leer werden. Nach dem Essen fällt der Liebste in ein Reddit-Loch aus Katzenvideos und bleibt am Thema Katzenminze hängen. Ich habe noch welche da und demonstriere ihm sogleich die Wirkung in Echt. Wir amüsieren uns über die Niedlichkeit von Nimbin und Noosa auf Droge.
Dann wollen wir uns noch ein Comedy-Special auf Netflix anschauen, aber ich werde von einer ehemaligen Kollegin angeschrieben und chatte nebenher mit ihr, während der Liebste nach einer Viertelstunde oder so wegnickt – die Kombination aus Sekt und Allergietabletten… Wir geben also recht schnell auf und liegen kurz nach 10 beide (bzw. alle vier) im Bett. Der Liebste macht noch ein Hörbuch zum Einschlafen an, aber wir bekommen wohl beide nur die ersten 5 Minuten mit… Zzzzzzzzzz.
Es ist soweit, ab heute arbeite ich wieder. Nachdem ich mir Ende der letzten Woche noch gar nicht so sicher war, ob das schon wieder geht, freue ich mich jetzt direkt ein wenig darauf. Weniger auf die Fremdbestimmtheit meiner Zeit, mehr auf spannende Aufgaben und liebe Kolleg*innen – vor allem, nachdem mir die letzten gut drei Wochen unverhofft ein bisschen Abstand zum Stress der Wochen davor gebracht haben und ich hoffe, mit etwas mehr Gelassenheit an die Sache gehen zu können.
Ich wache nach gut durchschlafener Nacht früh auf und habe genug Zeit für das Morgenprogramm aus Internet leer lesen, Sprachlern-Apps und Liebstentelefonat, bevor ich aufstehe, mich schreibtischfein mache, die Katzen füttere und mir Kaffee (Tasse), Tee (Kanne) und Müsli zubereite. Überpünktlich sitze ich um 8:58 am Schreibtisch und während der Laptop startet entdecke ich unten auf dem Rasen ein Eichhörnchen – die sind grad wieder vermehrt im Kiez unterwegs.
Als erste Amtshandlung muss ich mein Passwort ändern, das während meiner Abwesenheit abgelaufen ist – irgendwie ist der Rhythmus so, dass das fast immer passiert, wenn ich krank oder im Urlaub bin. Es klappt aber diesmal erstaunlich gut und direkt über alle Teile des Systems hinweg. Dann verbringe ich eine gute Stunde damit, mich durch ca. 250 E-Mail-Threads zu wühlen, zu löschen, vorzusortieren und To Do‘s aufzuschreiben. Nebenbei melde ich mich per Chat in den verschiedenen Arbeitsgruppen zurück, mit denen ich tagtäglich zu tun habe.
Als nächstes beantworte ich noch ein paar E-Mails, die schon sehr lange herumlagen und um 11 Uhr wird es Zeit für das erste Meeting des Tages, das direkt anderthalb Stunden dauert. Gegen Ende davon merke ich, dass ich jetzt schon dreieinhalb Stunden ohne Pause am Laptop sitze und beschließe, die Mittagspause vorzuziehen. Draußen bricht gerade der Wolkenhimmel auf und die Frühlingssonne lockt. Ich schnappe mir also den Biomüll, bringe ihn runter und drehe danach noch eine kleine Spazierrunde um die umliegenden Gärten, durch die Straße, in der ich die ersten Wochen meines Lebens gewohnt habe und durch die Straße mit den Sternmagnolien, die gerade in voller Blüte stehen.
Ich bin etwa eine Dreiviertelstunde unterwegs und merke dann auch an der Anzahl der Schritte, dass ich noch deutlich langsamer bin als vor drei Wochen. Meine Füße und Beine kribbeln, die Muskeln und Gelenke sind steif und schwer. Je häufiger ich mich bewege, desto besser wird das wieder werden, aber noch bin ich nicht fit genug für Exzesse und auch vor drei Wochen, ein Jahr nach Covid-Infektion Nummer 1, war das alles noch nicht wieder richtig gut.
Als ich wieder oben bin, mache ich mir noch zwei Sandwiches und setze mich damit wieder an den Schreibtisch. Ich wühle mich durch die aufgelaufenen Aufgaben und versuche, Kleinigkeiten schnell zu erledigen und mir für Großigkeiten einen Plan zu machen. Außerdem braucht der Laptop einen Neustart, weil nach drei Wochen auch diverse Updates installiert wurden. Um 14:30 Uhr folgt das nächste Meeting, das noch kürzer dauert als die angesetzten 30 Minuten und keine zusätzlichen To Do‘s bringt, wohl aber einen Präsenztermin nächste Woche im Büro. Diese Woche bleibe ich noch komplett im Homeoffice, habe ich entschieden. Ab nächster Woche schaue ich, wie ich im Büro mit viel zusätzlicher Bewegung klarkomme. Irgendwann werde ich wieder 1-2 mal die Woche dort sein, denke ich.
Ich nutze die längere Pause vor dem nächsten Meeting, um mir die Aufzeichnung eines Townhalls von letzter Woche nochmal in Ruhe anzusehen, das ich nur in ganz klein auf dem Handy verfolgt hatte. Jetzt kann ich auch die Folien mitlesen und fokussierter zuhören als mit dem Liebsten und dem Teilzeitkind um mich herum. Danach folgt das Highlight-Meeting des Tages, das große Veränderungen ankündigt und das Team fröhlich und enthusiastisch zurücklässt. Wir überziehen gerne ein paar Minuten, einfach um noch beisammen zu sein.
Dann ist es wieder Zeit für ein paar Schritte und Frischluft – ich trinke daher den Rest der Kanne Tee auf dem Balkon aus, denn gleich steht noch das letzte kurze Meeting des Tages an. Und plötzlich ist es dann 18 Uhr, offiziell Feierabend. Inoffiziell geht das Hin- und Hergeschreibe mit den Teamkolleg*innen auf privaten Kanälen dann noch eine Weile weiter und ich sehe noch bis kurz vor 22 Uhr E-Mails eintrudeln – das Problem bei einem frisch enthusiasmiertem Team, das über vier Zeitzonen verteilt ist. Ich muss dringend lernen, da abends nicht mehr draufzugucken, aber heute fühlt es sich noch OK an.
Ich teile die frohe Kunde noch mit dem Liebsten und dem Mitbewohner, dann stelle ich zur Feier des Tages meinen unsteten Bauch auf die Probe und bestelle mir aus meinem Lieblingsimbiss in der Umgebung einen Arancino mit Ragù, ein großes Stück Mailänder Pizza mit Stracciatella, Mortadella und Pistazien und einen riesigen Cannolo. Dazu gibt es ein alkoholfreies Radler, ich will’s ja nicht gleich übertreiben.
Das Essen nehme ich dann wieder im Bett ein, wo ich es vor allem gegen Noosa mit aller Kraft verteidigen muss. Dazu gibt es ein paar Folgen „Mad Men“ und dann geht kurz nach 22 Uhr das Licht aus – die letzte Nachricht einer Kollegin in Frankreich kommt allerdings erst kurz vor 23 Uhr und da ich sie noch wach sehe, bekommt sie auch noch eine Antwort. Es ist immerhin nichts mit Arbeit, sondern eine Doku-Empfehlung zu antiqueerer Gewalt auf Arte.
Es ist Montag aber Feiertag und somit ein weiterer Tag mit Schongelegenheit. Eigentlich war geplant, aufzustehen, Körper- und Wohnungspflege zu betreiben, mich mit dem Liebsten bei meinen Eltern zu treffen und ihn dann als Übernachtungsgast mit nach Hause zu nehmen. Ich bin zwar reichlich müde nach einer kurzen Nacht, deren Anfang vom Seriengucken und Ende von Kuschelkatzen bestimmt wurden, aber gut. Doch dann ruft der Liebste an, der mehr als reichlich müde ist und sich außerdem noch erkältet fühlt und auch so klingt. Pläne? Ha!
Um mich aufzumuntern, mache ich mir ein luxuriöses Frühstück (Grießbrei mit frischer Ananas und Zimt) und setze mich damit im Schlafanzug auf den sonnenbebratzten Balkon. Nach einem vorsorglichen Covid-Schnelltest (negativ, der des Liebsten dann auch), telefoniere ich nochmal mit dem Liebsten und wir hängen unsere Pläne offiziell an den Nagel. Die Sonne ist schön warm, die Vögel singen, Kirchenglocken und ein Skateboard sind die einzigen menschengemachten Geräusche. Ich hole die Liegestühle auf den Balkon, die in meinem Zimmer überwintert haben. Jetzt sitzt es sich noch gemütlicher und die Vorstellung, zu putzen und dann durch die Stadt zu fahren, scheint immer weniger attraktiv. Die Eltern und ich vertagen uns aufs Wochenende und ich lege einen letzten Tag aktive Schonung ein, bevor mich die Arbeitswelt morgen wieder hat.
Bis 13 Uhr habe ich Sonne auf dem Balkon, danach wird es im Schlafanzug zu frisch und ich gehe zurück ins Bett, wo bereits die Katzen warten. Ich habe ja „Mad Men“ weiter zu gucken! Am späten Nachmittag meldet sich der Hunger wieder und ich bastele aus restlichen Pellkartoffeln von gestern, einer Dose Thunfisch, einer grünen Paprika, Oliven, Kapern, Zitrone, Petersilie, Olivenöl, Salz und Pfeffer einen Salat. Sehr lecker und die Katzen werden ganz aufgeregt, als ich die Dose öffne, bekommen aber nichts ab!
„Pünktlich zur Tagesschau“ ruft der Liebste nochmal an und wir vergleichen unseren Tag und besprechen die Osterfotos, die wir vom Teilzeitkind und seinen Geschwistern bekommen haben. Danach stehe ich nochmal auf, räume die Spülmaschine aus und ein, halte ein Schwätzchen mit dem Mitbewohner und lasse mir danach ein schönes Lavendelbad ein. Ganz weich und schrumpelig falle ich danach zurück ins Bett, gucke noch ein wenig durch meinen TikTok-Feed (lauter Videos zu Osteressen in Italien heute) und mache dann kurz vor 23 Uhr das Licht aus.