Puh, das war eine wirklich kurze Nacht. Als ich gegen halb 4 von den Katzen und meiner Blase aufgeweckt werde, kann ich nicht wie üblich wieder einschlafen. Zum Einen bin ich immer noch aufgeregt wegen der Arbeitsthematik und das Gedankenkarussell lässt sich weder durch Lesen noch durch Podcasts verlangsamen, zum Anderen kommt mein Bauch zwar mit der heftigen Abendmahlzeit von gestern klar, aber dass er daran arbeitet merke ich doch. Völlegefühl und leichtes Sodbrennen. Bauch ohne Gedankenkarussell oder Gedankenkarussell ohne Bauch hätte ich wohl bezwingen können, aber mit beidem zusammen habe ich keine Chance und gebe kurz vor 6 Uhr das wieder einschlafen Wollen auf.
Stattdessen beginne ich die Morgenroutine früh – Internet leer lesen, Sprachlern-Apps, bloggen. Beim Sprachenlernen gibt es aus Gründen eine Neuerung. Wir bekommen gerade viele neue Kolleg*innen aus Tschechien dazu und in unserem sehr globalen Unternehmen stelle ich fest, dass so gut wie niemand (außer die Kolleg*innen in Polen) deren Namen richtig aussprechen kann. In meinem kleinen Team kann es außer mir niemand auch nur annähernd (Meine direkten Teammates sitzen in Frankreich, Großbritannien und den USA. Einer von ihnen kann ein wenig Russisch, aber kennt slawische Laute nur in Kombination mit kyrillischen Buchstaben.) Die deutschen Kolleg*innen kommen zwar mit den Vokalen einigermaßen klar, aber Konsonanten wie š, ř oder ł bringen dann doch alles durcheinander. Ich habe mir vorgenommen, die Aussprache zumindest selbst richtig hinzubekommen und bei Bedarf auch meinen Kolleg*innen dabei helfen zu können. Und ein paar Floskeln schaden ja nie, die werfe ich in Meetings auch gerne mal auf Französisch, Italienisch, Spanisch, Niederländisch oder Polnisch ein.
Als ich mit den Tagesaufgaben auf Niederländisch durch bin, switche ich also für die übrig gebliebenen Duolingo-Herzen rüber auf Tschechisch. Ich schlage mich ganz gut, da helfen mir das Aufwachsen in der Lausitz, jeweils eine halbe Autostunde von Tschechien und Polen entfernt, und meine rudimentären Sorbischkenntnisse (4 Jahre Unterricht in der Grundschule und einige Monate Unterricht vor ein paar Jahren hier in Berlin, jeweils in Kleingruppen – wann Sorbisch auf Duolingo???). Einige Worte kenne ich (ano, ahoj, hrad) andere lassen sich aus dem Sorbischen herleiten (prosím, děkuji, dobrý, večer, malý, špatně, ráno, ne). Mal schauen, wie weit ich damit komme. Slawische Grammatik und ich ist bisher keine gute Kombination. Zur Erholung geht es danach jedenfalls mit Italienisch auf Babbel weiter. Eigentlich ganz cool, dass ich jetzt eine germanische, eine romanische und eine slawische Sprache am Wickel habe.
Kurz vor 8 ruft der Liebste zum Morgentelefonat an, danach stehe ich auf, nachher mich schreibtischfein, füttere die Katzen und mache mir eine Tasse englischen Schwarztee mit Milch, eine Kanne Kräutertee und Joghurt mit frischer Ananas und Ahornsirup zum Frühstück am Schreibtisch. Die ersten drei Arbeitsstunden verbringe ich mit Recherche und Erstellung der ersten Slides einer Präsentation für unser Team-Meeting am Freitag. Darauf folgt ein einstündiger Call mit einer Arbeitsgruppe des Teams. Gegen 13 Uhr ruft die Hausverwaltung an und wir vereinbaren Termine für anstehende Malerarbeiten in meiner Wohnung. Danach zieht es mich nach Draußen.
Ich spaziere wieder durch schönstes Frühlingswetter, eine ähnlich große, aber etwas andere Route als gestern, die mich noch zum Drogeriemarkt führt. Wieder zuhause bereite ich mir mir (Crowdfarming-)Avocadotoast mit Tomate, Koriander und Safransalz zu. Damit geht es zurück an den Schreibtisch. Eine Stunde Kleinigkeiten abarbeiten, dann zwei weitere, kürzere 1:1-Meetings, nach denen es bereits 16 Uhr ist. Ich befasse mich noch eine Stunde mit dem Korrekturlesen einer Übersetzung eines rechtlichen Texts, dann breche ich kurz nach 17 Uhr die Zelte ab und beginne damit, die Wohnung für den Besuch des Liebsten (allergisch auf Hausstaub, Pollen und Katzen, hmpf!) vorzubereiten.
Ich nehme trockene Wäsche ab und sortiere sie in den Schrank, siebe das Katzenklo durch, ziehe die haarige Bettwäsche ab und dann… ruft ein Kollege an und wir reden nochmal eine halbe Stunde über Arbeitsdinge, während ich das Bett neu beziehe und den Fußboden frei räume. Als wir aufgelegt haben, hole ich den Staubsauger raus. Die Katzen verstecken sich hinterm Sofa, während ich mit dem Monster durch die Wohnung ziehe. Kurz nach 18 Uhr ist alles bereit und ich verschnaufe eine halbe Stunde auf dem Sofa.
Dann ist der Liebste da und wir nehmen einen stilechten Aperitivo zu uns, während ich das Abendbrot zubereite. Es gibt Bellinis aus Crémant (war halt da) und Weinbergpfirsichpüree – beides Weihnachtsgeschenke von meinem Bruder – und allerlei Knabbereien.

Zu Essen gibt es dann Spaghetti mit Zitronenpesto, das ich aus Procida mitgebracht habe, Petersilie, Safransalz und Eismeerkrabben (MSC-zertifiziert). Dazu trinken wir weiter Bellini, denn die Flasche muss ja leer werden. Nach dem Essen fällt der Liebste in ein Reddit-Loch aus Katzenvideos und bleibt am Thema Katzenminze hängen. Ich habe noch welche da und demonstriere ihm sogleich die Wirkung in Echt. Wir amüsieren uns über die Niedlichkeit von Nimbin und Noosa auf Droge.

Dann wollen wir uns noch ein Comedy-Special auf Netflix anschauen, aber ich werde von einer ehemaligen Kollegin angeschrieben und chatte nebenher mit ihr, während der Liebste nach einer Viertelstunde oder so wegnickt – die Kombination aus Sekt und Allergietabletten… Wir geben also recht schnell auf und liegen kurz nach 10 beide (bzw. alle vier) im Bett. Der Liebste macht noch ein Hörbuch zum Einschlafen an, aber wir bekommen wohl beide nur die ersten 5 Minuten mit… Zzzzzzzzzz.