Noosas großes Abenteuer, Frühling in Berlin und ausgiebiges Couchen

Noosa ist ja bekanntlich die allersüßeste Katze auf der ganzen weiten Welt, aber ganz einfach ist sie auf jeden Fall nicht. Alle, die schon einmal hier in der Wohnung waren, wissen das. Denn von denen hat sie kaum jemand so richtig gesehen, geschweige denn angefasst. Während die kleine freche Miez das allerkuscheligste Wesen ist, wenn nur der Hase und ich zuhause sind, so wird sie zu einem Phantom, das schneller verschwindet, als sein Schatten, wenn andere Leute da sind. Ein paar Ausnahmen gibt es inzwischen: Wer häufig hier ist, eine angenehme Stimme, ein ruhiges Wesen und einen entspannten Gang hat, kann Noosa sehen und manchmal sogar streicheln. Es gibt aber auch Leute, die sie noch nie aus der Nähe gesehen haben, obwohl sie regelmäßig hier sind. So ging es sogar uns in den ersten Wochen.

Als Noosa und Nimbin vor fast 6 Jahren bei uns einzogen, lebte Noosa die erste Zeit unter dem Schrank und kam nur raus, wenn wir im Bett lagen. Erst nach mehreren Wochen traute sie sich, von uns gesehen zu werden. Irgendwann fraß sie sogar in unserer Gegenwart. Streicheln ließ sie sich vielleicht nach einem halben Jahr zum ersten Mal und es dauerte mindestens drei Jahre, bis wir sie hochnehmen und ein paar Schritte tragen konnten. Lange macht sie das bis heute nicht mit, sie ist eine sehr selbstbestimmte Miez. Wenn es klingelt, wenn jemand außer uns an der Wohnungstür ist, wenn der Staubsauger läuft oder wenn fremde Menschen da sind, dann hockt sie hinter der Couch und kommt mitunter auch halbe Tage nicht dahinter hervor, bis alles wieder so ist, wie sie es mag.

So kann man vielleicht verstehen, dass wir auf Tierarztbesuche mit ihr bisher weitestgehend verzichtet haben. Sie hat alle Grundimpfungen mitgemacht und wurde nach ihrer ersten Rolligkeit kastriert, aber in den letzten Jahren haben wir ihr den Stress dann nicht mehr angetan. Nimbin übrigens auch nicht, aber der hatte immerhin noch einen heldenhaften Auftritt als Blutspender, bei dem er auch nochmal durchgecheckt wurde. Gesundheitlich ging es den beiden Biestern eigentlich immer ziemlich gut, soweit wir das mitbekommen haben. Und da sie nunmal reine Wohnungs- bzw. Balkonkatzen sind, hörten wir auch irgendwann auf, uns über Impfungen Gedanken zu machen – hinzu kam, dass unser Tierarzt uns nicht besonders sympathisch war…

In letzter Zeit aber merkten wir, dass Noosa vermehrt sabberte und vor ein paar Tagen fand der Hase dann beim Aufräumen einen Katzenzahn. Beide Katzen lassen sich von uns ungern ins Maul gucken, daher war klar, dass beide endlich mal wieder einen Tierarztbesuch gewonnen hatten. Noosa sollte anfangen, da es bei ihr wahrscheinlich schwieriger werden würde und wenn sie erst einmal Nimbin in der Box aus der Wohnung verschwinden sähe, für einige Zeit wahrscheinlich völlig unmöglich geworden wäre, sie einzufangen. Als der Hase sie zur Kastration brachte, dauerte es über eine Stunde, sie in die Kiste zu bekommen und hinterher waren seine Unterarme komplett zerkratzt.

Zum Glück ist sie in den letzten Jahren sehr viel entspannter geworden und lässt sich von mir eigentlich fast immer gerne hochheben und streicheln. Deswegen habe ich es heute mit nur zwei Versuchen und innerhalb von wenigen Minuten geschafft, sie einzufangen und in die Transportbox zu sperren. Vielleicht haben auch ihre Kuscheldecke und ein Katzenminzekissen in der Kiste dabei geholfen.

Der neue Tierarzt ist auch nur 700 m entfernt, aber da der Weg dorthin an einer sehr viel befahrenen und damit lauten Straße entlangführt, habe ich mir doch für beide Wege ein Taxi genommen. Der Taxifahrer auf dem Hinweg war ein großer Tierfreund, machte sofort sein Radio aus und erzählte mir dann von seiner patentierten Katzenklo-Erfindung (mit Sensor, über den die Halter*innen informiert werden, wenn das Klo benutzt wurde und der eine Lüftung anstellt, die solange läuft, bis der Geruch verschwunden ist).

Auf dem Rückweg hingegen nahm mich erst der zweite Fahrer mit – der erste beschwerte sich, dass ich die Katze nicht angekündigt hätte und er jetzt ganz umsonst gekommen wäre. Ich finde es übrigens ganz großartig, in der Zukunft zu leben: Ich sage meinem Handy, dass ich ein Taxi brauche und 1-3 Minuten später, steht es vor mir. Am Ende bezahle ich mit einmal Display-Wischen und wenn ich nicht möchte, muss ich mich nichtmal groß mit dem Fahrer unterhalten (mache ich aber doch fast immer, außer ich bin zu müde).

Beim Tierarzt waren vor uns bereits ein Mann mit zwei Katzen (in zwei Transportboxen übereinander, in einen typischen Prenzlauer-Berg-Buggy gestapelt) und eine Frau mit Hund da. Die Frau erzählte sehr laut und ausschweifend von ihrem Hund und ihrer verstorbenen Katze. Der Mann antwortete sparsam und eher leise. Ich sagte gar nichts und versuchte, für die aufgeregte Noosa (starr vor Angst mit weit aufgerissenen Augen und ab und zu mit kläglichen Lauten, wie ich sie seit Jahren nicht von ihr gehört hatte) Ruhe auszustrahlen. Zum Glück kam die Hundefrau als nächstes dran, danach waren wir Katzenmenschen unter uns und es war still.

Während der Untersuchung war Noosa dann erstaunlich kooperativ, obwohl ihr Herz vor Aufregung ganz schön schnell schlug. Durch unsere Tierarztscheu ist uns leider entgangen, dass sie in den letzten Jahren schon einige Zähne verloren hat (kommt von nicht behandeltem Zahnstein). Das ist aber zum Glück relativ unproblematisch und beeinträchtigt sie nicht sehr. Nur wenn sich im Kiefer verbleibende Wurzeln entzünden sollten, könnte es zu Problemen kommen, deswegen müssen wir ihr jetzt wohl doch ab und zu mal ins Maul gucken.

Außerdem wurde sie entwurmt und geimpft (in 4 Wochen ist Auffrischung) und wird jetzt, wo sie so tapfer war, wieder eine regelmäßige Patientin werden, dann sollte es auch mit dem Zahnstein besser werden. Ich habe ihr dann später am Tag noch spezielle Zahnpflege-Snacks gekauft, von denen bekommen beide Miezen jetzt täglich einen. Und demnächst ist dann Nimbin dran mit dem Arztbesuch. (Das wird ein Spaß, schon unserer kleinen, zarten Noosa wurde heute ein Übergewicht von etwa 500 g attestiert, wie soll das erst bei ihrem großen, kräftigen Bruder werden?)

*

Zum Glück wird da draußen ja gerade vehement Frühling. Wie schon gestern waren auch heute zu Hochzeiten 13 Grad draußen und die Sonne schien die ganze Zeit. Es war richtig warm, die Straßencafés voll und selbst im Gras lagen schon Leute und sonnten sich. Wenn das so weiter geht, können die Balkontüren bald wieder den ganzen Tag offen stehen und die Katzen sich im Kreis rein und raus jagen, dann machen sie auch wieder etwas mehr Sport. Ich nutzte die Sonne ebenfalls noch für einen ausgedehnten Spaziergang und schaute mir mal wieder eine neue Gegend an. Wir wohnen ja im Prenzlauer Berg, aber nur wenige Meter weiter ist es schon Weißensee bzw. Pankow. In Weißensee bin ich noch relativ häufig unterwegs, da gibt es schließlich Seen und ein schönes Café mit leckerem Kuchen. In Pankow hingegen bin ich fast nie, deswegen lenkte ich meine Schritte vom Haustiergeschäft aus heute mal in diese Richtung. An der Brotfabrik am Caligariplatz vorbei ging es erst einmal ein Stück nach Norden und als es dort zu ungemütlich wurde, einmal mitten durch bis zum U-Bahnhof Vinetastraße, wo ein lieber Freund früher im Blumenladen gearbeitet hattet, dann durch die gleichnamige Straße zurück und am Ende hinunter zur Wisbyer, wo ich im Bioladen meine Einkäufe erledigte.

Nebenan gibt es ein Geschäft für mediterrane Delikatessen, das da schon ewig ist, aber in dem ich noch nie war (in dem Bioladen hingegen zumindest alle paar Monate mal). Diesmal ging ich spontan rein, um mich “nur mal umzusehen”. Zum Glück hatte ich schon einen schweren Beutel dabei, sonst hätte ich wahrscheinlich viel zu viel eingekauft. Mitnehmen musste ich aber den Leone und den Lamùri, meine beiden sizilianischen Lieblingsweine vom Weingut der Familie meiner lieben Freundin Fabrizia. Diese Weine findet man in Berlin relativ selten im Laden, selbst der italienische Supermarkt, in dem ich regelmäßiger einkaufe, führt sie nicht. Also griff ich schnell jeweils zu einer Flasche und verließ dann den Laden umgehend, aus Angst, noch mehr Geld auszugeben. Ich werde aber demnächst mit dem Hasen wiederkommen und dann auch mal die Frischfischtheke genauer in Augenschein nehmen.

*

Als ich wieder zuhause war, wurde es endlich Zeit, auf der Couch zusammenzuklappen und all die Serien zu gucken, die ich diese Woche noch nicht geschafft hatte. Der Rest des Wochenendes ist dem Auskurieren meiner diversen Wehwehchen gewidmet.

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