Geburtstagswoche 2015 – Ein halber Sonntag in Palermo

Heute Morgen bin ich um 6 aufgestanden, nach viel zu kurzer, weil unruhig und aufgeregt verbrachter Nacht. Bis ich in Palermo war, war es 10 Stunden später. Nochmal 7 Stunden später liege ich jetzt völlig kaputt auf meinem Hostelbett, voll von Eindrücken und Essen, müde und mit schmerzenden Füßen. Denn nur, weil ich erst nachmittags hier ankomme, heißt das ja nicht, dass ich kein Palermo-Programm durchziehe. Immerhin 12 km bin ich laut App danach noch gelaufen, straßauf, straßab sozusagen.
Zuerst zieht es mich ans Wasser, wie fast immer und überall. Die Marina fand ich ja letztes Jahr schon so schön:

Dann begebe ich mich auf Eis-Suche und sehe unterwegs einen verwunschen Baum im Giardino Garibaldi:

Ich werde eismäßig fündig und suche mir die drei sizilianischsten Sorten aus, die es gibt: Pistazie, Maulbeere und Cassata.

Das Eis ist so unglaublich cremig und aromatisch, dass ich mich hinsetzen muss, um es in aller Ruhe zu genießen. Mit dieser Aussicht:

Die ersten Orden für fleißiges Eisessen habe ich auf Hose und Top jedenfalls anbringen können. Erstes Sizilien-To Do erledigt.
Ich mache Halt am Bahnhof und schaue, wo wir morgen Vormittag unser Gepäck parken können und ob man die Tickets, die wir für die Weiterreise brauchen am Automaten bekommt. Läuft. Dann schlendere ich weiter durch Straßen und Gassen:

Gegen 8 wird es Zeit für Punkt 2 auf meiner To Do-Liste: Den Aprritivo. Ich laufe an diversen Bars vorbei, bis ich eine finde, deren Snack-Auswahl auf den Tischen mir zusagt. Leider waren das mit den Pizza- und Sandwichstücken wohl Mehrpersonentische, ich bekomme jedenfalls „nur“ Chips und Nüsschen zum Spritz. Schmeckt aber auch.

Über Foursquare habe ich mir ein Restaurant ausgesucht: Gute Bewertungen, nahe beim Hostel, Slow Food, Bio, lokale Zutaten und Rezepte. Auch hier ist man als Einzelperson insofern benachteiligt, dass man nur drinnen sitzen darf. Ist aber nicht so schlimm, die Sonne ist bereits untergegangen (eine Stunde früher als in Berlin) und es wird langsam frischer.

Das Essen ist sehr sehr gut. Es gibt:

Erdnüsse und Kürbiskerne zum Snacken

Auberginentörtchen (Gegrillte Aubergine und Cacciocavallo geschichtet mit Tomatensauce und Pesto)

Spaghetti mit frittierter Zucchini und Ricotta

Cannolo, heute mal umgefüllt
Es ist superlecker, aber ich bin inzwischen so vollgefressen, dass ich mich überwinden muss, aufzuessen und danach erstmal sehr viel Wasser trinke, bevor ich aufstehen kann. Schnell bezahlen (21 € inkl. Wasser und Coperta) und die zum Glück nur 7 Minuten ins Hostel laufen.
Hier treffe ich noch auf den Betreiber und seine Mutter, die einen Teil ihres Hauses zum Hostel umfunktioniert haben, aber auch selbst noch die Räume mitnutzen. Sehr gemütliche Atmosphäre! Mein Zimmernachbar (zwei der vier Betten sind  heute Nacht frei geblieben) ist noch unterwegs, so habe ich das Zimmer erst einmal für mich und kann mich ungestört erholen. Mir fallen aber auch schon die Augen zu…

Die erste Tüte

Gestern haben wir nach viel zu langer Zeit mal wieder eines unseres Lieblingsbabies gesehen, wobei, mit fast 1,5 Jahren ist es jetzt wohl ein Kleinkind. Und prompt haben wir einer Premiere beigewohnt: Zum ersten Mal bekam es gestern eine Kugel Eis für sich ganz allein – „die erste Tüte“. Vanille nämlich, obwohl das Mango-Eis von Mama natürlich deutlich besser schmeckte.

Es war toll zu sehen, wie Kinder in dem Alter die Welt begreifen. Dass man Eis isst, war irgendwie klar, nur wie genau nochmal? Zunächst wurde es etwas schief in der Hand gehalten, dann entsann man sich der kleinen Schaufel, die in der anderen Hand war und löffelte Eis darauf. Das Schaufeleis wurde dann genüsslich geschleckt. Schaufeln sind eben auch Löffel, von Prinzip her!
Schritt zwei war dann, die Malqualitäten von so einer Eistüte auszuprobieren. Erst auf der eigenen Hose, dann auf der von Mama, dann auf meiner. Funktioniert ganz gut, schmilzt aber leider viel zu schnell weg.
Am Ende dann die Spitze der Tüte abknabbern, die passt immerhin in den Mund! Das Eis wurde noch rechtzeitig in willige Erwachsenenmünder gestopft, dann wurde die Tüte endgültig als Spielzeug freigegeben und prompt wie ein richtig fetter Joint zwischen Daumen, Zeige- und Ringfinger gehalten. Die erste Tüte eben.
Ein wundervoller Nachmittag, auch wenn sich das Kind später unter meiner Aufsicht noch in einer Spielplatzpfütze auf den Hosenboden setzte. War nicht schlimm, ein bisschen Modder gehört dazu und Eisflecken gehen schon beim ersten Waschen raus. Finden die Eltern zum Glück auch.

Auf Schulung in Bremen

Ich bin diese Woche beruflich in Bremen, was aus zweierlei Gründen ein merkwürdiges Timing ist – zum Einen streikt nicht nur die GDL, weswegen auch meine Rückfahrt etwas komplizierter wird, sondern auch DHL, weswegen unsere Arbeitsmaterialien erst heute an Tag 3 ankamen – zum zweiten lebt mein Bruder ja hier, ist aber ausgerechnet in dieser Woche beruflich unterwegs – in Potsdam!


Aber immerhin ist mir die Stadt ja nun keine Unbekannte und ich freue mich, Sie auch mal ein wenig auf eigene Faust zu erkunden. Eine weitere Besonderheit dieser Woche ist, dass ich zum ersten Mal ganz allein auf einer Dienstreise bin, zum ersten Mal ein Hotelzimmer ganz für mich allein habe (letztes Mal nächtigte ich bei einer Freundin) und auch zum ersten Mal gleich vier Nächte am Stück überhaupt in einem Hotel bin. Sonst bleibe ich auf Reisen nie länger als 1-2 Nächte am selben Ort und wenn, dann eben irgendwo privat bei Freunden. 

Alles neu und alles anders diesmal. Aber einige Bremen Must-haves habe
Ich trotzdem schon absolviert: Durch die Altstadt spaziert (diesmal mit Stadtführer), am Osterdeich entlanggelaufen, durchs Viertel geschlendert und im Eislabor ein Eis (unter 3 Kugeln geht da nichts!) gegessen.

Drumherum merke ich, wie wichtig mir nach einem Seminartag mit fremden Menschen ein wenig Zeit ganz allein mit mir ist. Gestern war ich nach der Stadtführung eben noch ganz allein unterwegs, heute seilte ich mich nach dem Seminar ab und ging erst zum Kieser Training (auch das zum ersten Mal in einer anderen Stadt) und lief dann flotte sechs Kilometer durch Hastedt, Viertel und Contrescarpe zurück ins Hotel. Immer ist Wasser oder Park mit am Start – wahrscheinlich zieht es mich morgen in den Bürgerpark und/oder nochmal zum Eislabor. 

An jedem Abend bin ich spätestens um 10 auf dem Zimmer und freue mich über die Gelegenheit, einfach gemütlich im Bett zu liegen und Bücher und das Internet leer zu lesen. Und morgens… bleibe ich bis kurz vor knapp liegen, husche in letzter Minute runter zum Frühstück und esse möglichst allein – erstmal auftauen, bevor es wieder ins Seminar geht. Mir fehlt scheinbar wirklich der lange Anfahrtsweg ins Büro 😉
Beim Herumlaufen läuft mir mehrfach ein Schauer über den Rücken, wenn mir wieder einfällt, dass wir auf der Rückfahrt vom letzten Bremen-Ausflug den Autounfall hatten – wirklich verarbeitet ist das wohl noch lange nicht. Aber ein kleines Stück des Weges habe ich wohl mit meinem erneuten Aufenthalt hier zurückgelegt. (Insofern waren die drei Kugeln Eis heute wohl auch therapeutisch, die hatten wir damals vor unserer Abfahrt nämlich auch…)