30.03.2024 – Halbfauler Ostersamstag

Ich erwache gegen 8, also nach acht Stunden Tiefschlaf (die App behauptet, ich wäre erst nach 3 eingeschlafen, aber daran würde ich mich ja erinnern) und gewöhne mich erst ganz langsam ans Wachsein. Relativ früh mache ich mir einen Tee (English Breakfast aus den Vorräten der Ferienwohnung), den ich dann im Bett trinke, während ich das Internet leer lese, blogge und mit dem Liebsten telefoniere. Nach den anstrengenden letzten Tagen bin ich träge und am Ende ist es halb 12, als ich endlich aufstehe. Die Sonne scheint, der Hinmel ist blau und ich spaziere zu einer vorher recherchierten Churreria in der Nachbarschaft und bestelle mir mein Frühstück.

Als ich Churros bestelle, werde ich gefragt, wie viele ich möchte und bin etwas erstaunt, ob der Annäherung „uno, dos, tres?“. Die Größe erklärt es dann und für mein Verständnis sind das ja schon fast Porras und keine Churros, aber was weiß ich schon. Mit Schokolade groß und Horchata klein lag ich jedenfalls richtig – meine erste Horchata. Kann man machen, aber keine Offenbarung – evtl. kann man die noch spannender würzen?

Nach dem Frühstück geht es weiter zur Markthalle, mit diversen Fleisch-, Fisch- und Gemüseständen. Vergleichsweise wenig Käse, dafür ganze Kaninchen an den Fleischständen und ein Extrastand für Pferdefleisch. Die Kaninchen gehören ja in die originale paella hinein, mal schauen, ob mir die noch unter die Gabel kommt in den nächsten Tagen. Ich bin da ja zwiegespalten und mag die Konsistenz von Kaninchen nicht. Überhaupt wird in Spanien viel mehr Tier gegessen als in Deutschland – im Sinne von Schnecken auf fast jeder Speisekarte, diversen Innereien, gegrilltes Ohr und vieles mehr. Jede Tapas-Bar hat Sachen mit Leber, Hirn oder Füßen auf der Karte. Finde ich ja grundsätzlich richtig, aber selbst essen muss ich das nicht unbedingt… Ob das die Folgen von deutlich längeren Zeiten des Mangels sind? Oder ist man hier einfach deutlich experimentierfreudiger? Ich ahne die Antwort und schäme mich ein bisschen für mein Unbehagen.

Kaufen tue ich nichts, ich muss zwar noch Einkaufen, aber traue meinem Spanisch nicht genug, um das vernünftig zu machen. Heute haben ja auch die normalen Läden wieder offen. Als Nächstes geht es also weiter zu dem Supermarkt, der gestern schon zu hatte – und es heute unverständlicherweise auch ist. Hmpf. Also nehme ich mir den 24-Stunden-Supermarkt vor, den die Gastgeberin mir gestern nannte, nehme aber die scenic route am Hafen entlang.

Der Supermarkt entpuppt sich dann als besserer Kiosk/Späti, so dass ich vor allem Basics hole und mir vornehme, auf dem Rückweg nochmal in einem Obst- und Gemüseladen einzukehren. Natürlich läuft mir dann als erstes ein großer offener Supermarkt mit allem Drum und Dran über den Weg, wo ich sicherlich besseren jamon, queso und Brot bekommen hätte – zu spät. Dafür ist die Obst— und Gemüseabteilung ausbaufähig und ich hole nur Tomaten, Äpfel und Erdbeeren. Die Gurken sind mir zu stachelig und Mispeln und Artischocken, die mich auf dem Markt angelacht hatten, gibt es nicht. Direkt hinter dem Supermarkt kommt dann noch ein Obst- und Gemüseladen – vielen Dank auch. Da bin ich dann aber schon vollgepackt und so ganz gut sehen die Artischocken auch nicht mehr aus.

Ich komme nach Hause, verräume meine Einkäufe, erledige den Abwasch, lege die getrocknete Wäsche zusammen und mache mir einen Snack zurecht – der Rest Chips von gestern und ein Apfel – und lege mich damit aufs Sofa. Es ist 14:00, Zeit für Siesta. Ich spiele und höre Podcast, dann schnappe ich mir mein Buch und schlafe nach wenigen Seiten ein – nochmal für knapp anderthalb Stunden. Als ich aufwache ist es halb 6 und wie gestern muss ich mit mir ringen, ob ich nochmal rausgehen möchte zum Abendessen, oder einfach drinnen bleiben – Lebensmittel hätte ich ja jetzt.

Heute aber siegt die Abenteuerlust. Nach ausführlichen Recherchen reserviere ich mir einen Tisch in einem Restaurant um die Ecke, koche mir einen Kaffee und nasche ein paar Kekse. Dann verbringe ich die restliche Zeit mit Administrativem. Ich führe mein Haushaltsbuch – bis auf mein deutlich überzogenes Budget für „auswärts essen“ läuft der Monat gut, da muss ich wohl nochmal umschichten. Dann plane ich meinen Mai um.

Aufgrund von Terminkonflikten gebe ich drei Urlaubstage zurück und buche eine Zugfahrt nach Prag. Leider werde ich die re:publica dieses Jahr verpassen – für einen Tag lohnt sich das teure Ticket nicht, das verkaufe ich demnächst – und auch den ersten Abend vom Immergut – hier würden mich zwei Tagestickets mehr kosten als das 3-Tage-Ticket, das ich schon habe – und werde stattdessen früher zum Team-Offsite nach Prag anreisen und noch einen halben Tag durch die Stadt spazieren. Der Plot ändert sich also von:

  • Wochenende mit Teilzeitkind-Geburtstag
  • 3 Tage re:publica
  • 3 Tage Immergut
  • 1 Tag Rückreise und Ausruhen

zu:

  • Wochenende mit Teilzeitkind-Geburtstag
  • 1 Tag Homeoffice
  • 3 Tage Prag (1 Tag Anreise und Urlaub, 1 Tag Offsite, 1 Tag Offsite und Rückreise)
  • 2 Tage Immergut
  • 1 Tag Rückreise und Ausruhen

Schwer zu sagen, was das weniger anstrengende Programm wäre.

Fünf Minuten vor 8 verlasse ich die Ferienwohnung, drei Minuten vor 8 sitze ich an meinem reservierten Tisch. 5 Minuten nach 8 steht der erste Gang vor mir:

Warmes Brot mit Olivenöl, Tomaten-Dings und Aioli – von dem Brot brauche ich später noch ein zweites für die Reste der Dips und zum Teller aufwischen – gegrillte Jakobsmuschel, mit Lauch umwickelt, mit Lauch-Öl und Schinken, Agua di Valencia (Cava mit Orangenlikör und Orangen- und Zitronenscheiben). Es ist alles wahnsinnig lecker.

Der zweite Gang sind gegrillte Artischockenviertel (wegen denen hatte ich das Restaurant ausgesucht) mit einer Trüffel-Carbonara, Schinken und Parmesan. Wäre für mich auch ohne Schinken und Käse gut gegangen. Ja, Ihr könnt jamon gut, aber er ist schon etwas dominant, ist er nicht? Jedenfalls, Artischocken mit Ei und Trüffel sind eine Wucht!

Der dritte Gang ist dann der baskisch anmutende Cheesecake, allerdings mit Boden. Sehr gut, aber etwas unterwältigend vom Geschmack.

In unter einer Stunde bin ich fertig, habe bezahlt und liege nach einem kurzen Verdauungsspaziergang wieder auf der Couch.

Die Spanier*innen essen ja spät zu Abend, in den meisten Lokalen macht die Küche erst um 20:30 auf – in dem von heute schon 19:30 und ich war mit meiner Reservierung um 20:00 der zweite Tisch, an dem Essen bestellt wurde – am anderen saßen ebenfalls Deutsche. Als ich gehe ist es dann schon ordentlich voll. Das ist also der Trick – für einen Zeitpunkt reservieren, bevor die Spanier*innen selbst einfallen, dann klappt es auch mit dem Tisch. So ähnlich habe ich das vor anderthalb Jahren auf Procida auch gemacht, nur dass die Italiener*innen eine Stunde früher essen als die Spanier*innen und ich da schon um 7 im Restaurant sitzen konnte.

Auf der Couch dann schaue ich die beiden neuen Folgen von LOL – nachdem ich mir vom Liebsten die Erlaubnis eingeholt hatte, das ohne ihn und das Teilzeitkind zu gucken. Auch hier ist der Einstieg noch etwas unterwältigend und absolut vorhersehbar, wer als erstes rausfliegt, aber ich bin sicher, dass sich das über die nächsten Folgen steigert. Dann gucke ich noch ein bisschen im Internet herum, bevor ich kurz vor Mitternacht mit Buch ins Bett gehe.

Die Zeitangabe ist relevant, weil von 0:00 bis etwa 0:20 draußen ein ohrenbetäubendes Feuerwerk abgeht – der Herr ist auferstanden oder so – und danach dann quasi direkt vor der Haustür eine Riesenparty steigt. Mit „Saturday Night“ und „Macarena“ und allem Drum und Dran. Ist fast wie Einschlafversuche auf dem Immergut, nur mit deutlich bequemerem Nachtlager. Kurz vor 1 fallen mir dann trotz Musik die Augen zu.

29.03.2024 – Auf nach Valencia

Das war wieder eine sehr stückige Nacht. Gut, dass sie so früh begann, denn kurz nach 4 ist sie zu Ende – drei Stunden vor dem Weckerklingeln. Nach dem gestrigen aufregenden Abend bin ich immer noch etwas benommen, wattig und natürlich sehr, sehr müde, als ich schließlich aufstehe – es hilft ja aber nichts, ich muss heute den Zug nach Valencia nehmen. Ich stelle mich unter die Dusche, räume den gestrigen Tag auf, packe meine Sachen, lasse den Teil der Dreckwäsche da, den ich die nächste Woche über nicht brauchen werde und ebenso den Beutel mit den Mitbringseln. Dann mache ich mir Müsli mit Erdbeeren und packe den Rest Erdbeeren für die Fahrt ein. Kurz vor 9 verlasse ich die Wohnung und laufe durch ein regnerisch-kaltes Madrid zum Bahnhof.

Das Bahnhofserlebnis ist speziell in Spanien, während ich es erlebe, erinnere ich mich wieder an meine Fahrten zwischen Sevilla, Cádiz und Málaga vor 12 Jahren ungefähr um diese Zeit. Nachdem ich herausgefunden habe, ob mein Zug im Unter- oder Obergeschoss fährt, gehe ich (nachdem mein Ticket gescannt wird) durch die jeweilige Gepäckschleuse, bei der Gepäck und Jacken durchleuchtet werden. Dahinter gibt es einen Wartebereich, auch ähnlich wie am Flughafen. An einer Anzeigetafel versammeln sich jeweils die Passagiere, deren Züge demnächst fahren und warten darauf, dass das Gleis angezeigt wird. Ist das soweit (in meinem Fall etwa zehn Minuten vorher), geht man zum Bahnsteig. Beim Betreten dessen wird das Ticket ein weiteres Mal gescannt, erst dann darf man zum Zug und sucht sich seinen Platz – der wird beim Ticketbuchen direkt und kostenfrei mitgebucht. Dabei muss man auch eine Ausweisnummer angeben, Menschen ohne Papiere können wohl nur mit Regionalzügen fahren?

Ich habe einen Fensterplatz mit Tisch, Steckdose und Audiobuchse für die Bordunterhaltung, die (mit Untertiteln) über die Bildschirme flimmert. Der Platz neben mir ist eigentlich besetzt, aber der Zug ist so leer, dass mein Sitznachbar sich mit seinen im Wagen verteilten Freunden einen gemeinsamen Vierer suchen kann. Extrem leer für einen Feiertag, aber hier war ja auch gestern schon frei und vermutlich sind die meisten gestern schon gefahren. Die Sitze sind extrem bequem und ich nicke direkt am Anfang ein, als wir durch langweilige Vororte fahren. Dann aber will ich was von Spanien sehen und bleibe wach und nasche Erdbeeren.

Nach zwei Stunden mit nur zwei Zwischenhalten sind wir in Valencia. Hallo Mittelmeer, hallo 25 Grad, hallo Orangenbäume überall!

Der Duft von Orangenblüten lauert hier an jeder Ecke und ist deutlich betörender als mein Parfüm (ebenfalls angeblich Orangenblüte). Ich rollkoffere vom Bahnhof zur nächsten U-Bahn-Station (namens Jésus), kaufe mir ein 10-Fahrten-Ticket für 11 € (das in Madrid hat 6,50 € gekostet) und fahre bis zur Station Maritim. Dort ist die Rolltreppe ausgefallen und weil die Treppe lang und steil ist, entscheide ich mich für den Fahrstuhl. Dumme Idee.

Zwei Minuten später stehe ich gemeinsam mit fünf anderen Menschen und deren Gepäck bei 25 Grad in einem engen Fahrstuhl, der zwischen den Stockwerken stehengeblieben ist (und ja, er ist für 10 Pesonen ausgelegt, daran liegt es nicht). Neben mir sind zwei deutsche Tourist*innen am Start und drei einheimische, die hektisch auf Spanisch debattieren und dann auf verschiedenen Wegen Hilfe anfordern – es gibt einen Notfallknopf und eine Telefonnummer und beide werden mehrfach betätigt. Techniker ist informiert, aufgrund des Feiertags kann es etwas dauern. Eine der spanischen Damen ist Asthmatikerin und wird schnell ein wenig panisch, am Ende dauert es aber zum Glück nur gut 20 Minuten, bis jemand kommt. Der Fahrstuhl wird dann sehr, sehr langsam wieder nach unten gelassen und die Tür mit Gewalt aufgestemmt, so dass wir alle rauskommen.

Ich atme befreit die frische Bahnhofsluft und bin froh, dass ich nicht zum zweiten Mal in zwei Tagen umgekippt bin. Dann trage ich meinen Koffer doch die lange, steile Treppe hoch und laufe die Viertelstunde durch schönsten Sonnenschein durch das ehemalige Fischerdörfchen El Cabanyal zu meiner Unterkunft. Dort treffe ich auf meine Gastgeberin, bekomme den Schlüssel und Anweisungen zu Küchengeräten, Lichtschaltern und Mülltrennung. Dann ist endlich Durchatmen angesagt. Ich gehe aufs Klo (hätte schon seit dem Hauptbahnhof gemusst) und telefoniere mit dem Liebsten und seiner Familie. Dann stelle ich die Waschmaschine an – ich habe in Madrid mehr von den wärmeren Klamotten verbraucht, als vorgesehen – und lege mich ein bisschen hin.

Lange liegen ist aber nicht, denn irgendwie muss ich noch an Essen kommen – angeblich ist der Supermarkt um die Ecke noch bis 15 Uhr auf. Als ich kurz nach 14 Uhr dort ankomme, muss ich feststellen, dass dem nicht so ist. Also laufe ich erstmal weiter zum Strand, in der Hoffnung dort irgendwo ein „Fischbrötchen“ oder ähnliches zu finden. Dabei und an der Strandpromenade komme ich an lauter überfüllten Restaurants vorbei – es ist beste spanische Mittagessenzeit und Feiertag und alle sind unterwegs. Ich will mich ja eigentlich gar nicht richtig hinsetzen, sondern nur schnell ein Calamares-Sandwich oder frittiertes Irgendwas auf die Hand, aber bis auf Burger King ist hier nichts Take-away und soweit sinke ich dann doch nicht. Also schaue ich mir die Restaurants nochmal aus der Nähe an, aber es stehen überall Leute an, die auf freie Tische warten.

Ich laufe nochmal ein Stück zurück in die Stadt, wo ich einen offenen Gemüseladen gesehen habe. Dort hole ich mir zwei Bananen, eine Packung Kekse und eine Tüte Chips und kehre damit an den Strand zurück, jetzt richtig bis ans Wasser. Ich starre freudig auf die Wellen – einige Mutige sind auch im Wasser, aber es ist sehr windig heute und damit trotz der 25 Grad frisch und das Wasser hat auch nur 15 Grad – und mampfe Banane und Chips. Dann wird mir der Wind zum Sitzen zu kalt und ich laufe am Wasser entlang und lasse mir die Beine nassspritzen.

Dann laufe ich zurück zu meiner Unterkunft, bevor der angekündigte Regen anfangen soll.

Ich hänge die Wäsche auf und lege mich zu einer ausführlichen Siesta ins Bett. Nach anderthalb Stunden komatösem Tiefschlaf wecken mich sintflutartige Regenfälle, die aufs Plastikvordach pladdern, unter dem meine Wäsche hängt. Als ich wieder einigermaßen bei mir bin, beginne ich mit den Recherchen fürs Abendessen. Ich habe Empfehlungen von meinem Kollegen, der mir El Cabanyal als Basislager empfohlen hat, und Empfehlungen von der Gastgeberin. Ich schaue mir die Lokale auf Google Maps, Foursquare, TripAdvisor an, lese die Speisekarten… und werde dabei immer träger. Vielleicht muss ich nicht an einem Feiertag abends nochmal los und in überfüllten Lokalen speisen? Gerade nach der Erfahrung gestern habe ich wenig Lust darauf, außerdem bin ich kaputt.

Dann kommt mir die entscheidende Eingebung: Was mache ich zuhause, wenn ich nichts zu essen im Haus hab und nicht rausgehen will oder kann? Richtig, Essen bestellen! Von den Apps, die ich dafür habe, ist UberEats diejenige, die auch in Valencia aktiv ist. Ich suche eine Weile, bis ich auf „spanisches“ Essen stoße (es gibt sonst vor allem Burger, Pizza, Tacos und Burritos) und stelle mir dann ein Menü zusammen – Patatas bravas mit zwei Saucen, Bocadillo mit Tomaten, Olivenöl und jamón, Orangenlimo. Gerade als ich bestellt habe, geht es draußen mit Musik los. Die Karfreitagsprozessionen gehen in die nächste Runde.

Schon bei der Ankunft hatte ich diverse kostümierte Menschen gesehen, aber jetzt geht es richtig los – mit Trommeln und Bläsern und Roben und allem Schnickschnack. Ich gehe raus vor die Tür und sehe einen Teil einer Prozession direkt vorm Haus vorbeiziehen.

Noch lange höre ich die Musik aus verschiedenen Richtungen, irritierenderweise zwischendurch auch die spanische Nationalhymne. Trennung von Kirche und Staat, so wichtig. Die ganzen Prozessionen scheinen den Essenslieferungsprozess zu beeinträchtigen – ich kann beobachten, wie der Fahrer auf dem Weg zum Restaurant mehrfach lange irgendwo steht und nicht weiterkommt und dann auf der Fahrt vom Restaurant zu mir Umwege fahren muss. Am Ende dauert es 50 Minuten statt der ursprünglich geschätzten 20-30, aber dann ist das Essen da. Etwas matschig und nicht mehr ganz heiß zwar – ich stecke es nochmal in die Mikrowelle – aber ausreichend lecker.

Nach dem Foto entscheide ich mich dann aber für Essen im Bett und dazu einen Film. Ich schaue „Late Night“ Emma Thompson und Mindy Kaling, der erwartungsgemäß OK ist, und hinterher nochmal zwei Folgen „Gipfeltreffen“ – weniger witzig als neulich, Johann König unangenehmer als früher, Torsten Sträter weniger weise, Olaf Schubert der unbestrittene Höhepunkt der Show. Dann ist es schon nach 23 Uhr. Ich könnte noch die neue Staffel LOL anfangen, entscheide mich aber für Zähneputzen, Pullern und ab ins Bett. Nach etwa zwei Buchseiten schlafe ich tief und fest, während draußen im barrio immer noch getrommelt und geblasen wird.

28.03.2024 – Gründonnerstag in Madrid und ein Kreislauf-Déja-vu am Abend

Der erste Morgen alleine in Spanien und im Apartment – natürlich wieder nach zu kurzer Nacht. Es liegt nicht an äußeren Umständen, mein Körper und Geist sagen sich einfach nach etwa fünf Stunden, dass es jetzt reicht. Mein Hirn sieht das ganz anders, kann sich aber nicht durchsetzen. Da ich auf niemanden Rücksicht nehmen muss, stehe ich erst recht spät auf und mache dann auch erst einmal ganz ruhig, schnipple mir Erdbeeren ins Müsli, koche Kaffee usw. und schreibe dabei erste Arbeitsnachrichten auf dem Handy. Mit Frühstück und Laptop geht es dann ins Couch-Office.

Viel Kleinkram und Koordination heute, dazu einige Übersetzungen und die üblichen Verrichtungen des letzten Arbeitstages der Woche, diesmal eben am Donnerstag. Außerdem ein Meeting mit Südengland und eins mit Paris und dann ist auch schon Mittagspause. Die Sonne scheint mal wieder kurz, also drehe ich draußen eine Runde.

Wieder zurück habe ich ein Meeting mit Nordengland. Danach hole ich mir den Rest der bocata di tortilla von gestern aus dem Kühlschrank und schaffe es nebenbei, eine Vorratsdose aus Glas auf die Fliesen knallen zu lassen. Zum Glück hat mir die Gastgeberin gestern noch gezeigt, wo der Staubsauger steht, das wäre sonst sehr schwierig geworden. Ich esse und mache meine beiden Übersetzungen fertig, dann ist Teammeeting für die Planung des zweiten Quartals angesagt. Hinterher schreibe ich noch meinen Wochenbericht und mache dann gegen 17 Uhr einen frühen Feierabend. Hallo, Osterwochenende, hallo Spanien!

Gleich hier um die Ecke ist das Museum Reina Sofia, wo „Guernica“ hängt und noch eine ganze Menge mehr. Und das Museum hat noch vier Stunden auf. Ganz kunstbeflissen mache ich mich auf den Weg, sehe aber schon von weitem, dass das heute nichts wird. Die Schlange für Leute mit Tickets ist etwa 50 Meter lang, die für Leute ohne Tickets eher 150. Ich lache über meinen Unverstand und laufe einfach daran vorbei. Nächstes Mal also Zeit-Slot vorzeitig buchen und dann trotzdem Zeit mitbringen. Wie schaffen es Leute, in Museen zu gehen, die nur für einen Wochenendbesuch in einer Stadt sind? Noch scheint die Sonne, also spaziere ich einfach los, u. a. am Prado vorbei, dessen Schlange nochmal doppelt so lang ist wie die am Reina Sofia. (Bei Thyssen keine Schlange, ist wohl zu.)

Zitrusbilder im Prado – auch verpasst
Tulpen kurz vor dem Ausbruch

Recht bald zieht sich der Hinmel wieder zu, dann gibt es den Abend über Regen in verschiedenen Stärkegraden. Zum Glück ist mein Wintermantel wasserabweisend und die Kapuze sitzt.

Trotzdem drehe ich dann um und laufe den Retiro-Park der Länge nach hindurch zurück. Zum Abendessen ist es noch viel zu früh, aber ich suche mir eine Bar für die spanische Variante eines Aperitivos. Leider gibt es keine Getränkekarte und die Bedienung spricht kein Englisch, ich radebreche, dass ich keinen Aperol Spritz möchte, sondern irgendwas anderes. Aus der Liste der Antworten erkenne ich Sangria und bestelle halt die. Passt so gar nicht zum Wetter, aber immerhin sitze ich draußen, unter einem Schirm, und es gibt leckerste Oliven dazu. Ich schreibe und telefoniere mit dem Liebsten, der unterwegs in die alte Heimat klassische Bahn-Abenteuer erlebt, schicke den Kolleginnen Sangria-Fotos, schaue was tagsüber so in der Welt los war und friere irgendwann ziemlich in meinem Mantel.

Da ist es zum Glück schon beinahe 20 Uhr. Ich laufe zurück in „meinen Kiez“.

Hier habe ich mir, um die Ecke von der Wohnung, ein Restaurant fürs Abendessen ausgesucht (nicht im Bild). Es ist die typisch spanische Kombination von Bar und Restaurant. Leider sind alle Tische reserviert, ich bekomme aber einen Platz an der Bar angeboten und die Info, dass die Küche um 20:30 aufmacht. Ich bestelle mir ein Bier (das Weißbier ist aus, stattdessen empfiehlt man mir ein glutenfreies) und bekomme weitere Oliven. Der Laden ist voll, eng, warm und stickig, immerhin taue ich so wieder auf. Um 20:30 bin ich bereit, mein Abendessen zu bestellen und fange mit zwei Tapas an – Txistorra, eine Art Wurst aus Iberico-Schinken, und gegrillte Artischocke mit Steinpilzen und hauchdünn geschnittenem Speck. Eigentlich wollte ich noch patatas bravas mit allioli dazu, werde aber darauf hingewiesen, dass das eine riesige Portion wäre und verzichte.

Trotz Hitze merke ich so langsam, dass direkt in meinem Rücken die Tür ist und regelmäßig kalte Luftschwälle kommen, wenn jemand rein oder raus geht. Das und die Enge drücken auf meinen Kreislauf. Ich fange beherzt an zu essen, merke aber sehr schnell, wie mir schwindlig wird. Ich überlege, nach der Toilette zu fragen, aber da ist es schon zu spät und ich erkenne die Anzeichen einer beginnenden Ohnmacht. Ich lege meinen Kopf auf meine auf der Theke verschränkten Arme, um wieder klarzukommen (und nicht vom Hocker zu fallen) und gefühlt im nächsten Moment werde ich festgehalten, mein Rücken gestreichelt und mir kaltes Wasser ins Gesicht geschwappt. Ich muss wohl ein paar Sekunden weg gewesen sein. Neben mir sitzt der Besitzer des Ladens, der beruhigend auf mich einredet, fragt, ob ich Epileptikerin bin, wie ich heiße, wie alt ich bin usw. – zum Glück auf Englisch.

Ich bin schon wieder bei vollem Bewusstsein, aber noch ein wenig benommen, beantworte aber seine Fragen und beginne auch schon zu scherzen und ihn zu beruhigen, dass alles OK ist. Ich bekomme Wasser zu trinken und beginne langsam wieder zu essen. Dann taucht eine Ambulanz auf, die aus Vorsicht gerufen wurde. Eine Santitäterin misst meine Herzfrequenz und sagt, dass alles völlig normal ist, stellt mir ein paar Fragen – wenig geschlafen, wenig getrunken, Sangria und Bier, Hitze und Kälte… und ist dann ganz entspannt. Kreislauf halt. Sie bittet mich noch kurz mit ins den Wagen, wo nochmal in Ruhe Puls gemessen und mein Herz abgehört wird. Alles im Lot. Kurz meine Daten aufnehmen, Protokoll schreiben, Unterschrift, dann darf ich wieder rein. Verrückt, vor zwei Jahren zu Ostern in Spanien ist am letzten Abend fast das Gleiche passiert – ohne Sanis, weil ein Arzt vor Ort war. Da war ich aber auch gerade erst frisch von Covid genesen.

Ich setze mich wieder hin, esse die Artischocken komplett auf, die Würste fast, und trinke viel Wasser – das Bier wurde mir weggenommen. Dafür bekomme ich viele aufmunternde Worte vom Personal und den umstehenden Gästen und mein Abendessen geht aufs Haus. Als ich fertig bin, werde ich herzlich verabschiedet, lehne das Angebot ab, mich nach Hause zu begleiten und laufe die 150 Meter im Regen alleine. Etwas wackelig bin ich noch auf den Beinen und der Schreck sitzt mir in den Gliedern. Also beherzige ich den Rat der Sanitäterin, räume nicht mehr auf, packe nicht mehr meinen Koffer für morgen, sondern mache mich einfach bettfertig und lege mich um 10 ins Bett. Erst beim Bloggen am nächsten Morgen fällt mir auf, dass ich ja eigentlich noch Cheesecake zum Nachtisch essen wollte. Mist.

27.03.2024 – Homeoffice zu zweit in Madrid

Ich schlafe in Etappen von ein- bis anderthalb Stunden, aber immerhin bis der Wecker der Gastgeberin (10 Minuten vor meinem eigenen klingelt). Das übliche Internetleerlesen, Bloggen und Telefonieren findet statt, kurz nach 8 verlasse ich mein Zimmer und gehe ins Bad für ausführliches Duschen mit Haarewaschen und allem Drum und Dran, während die Gastgeberin an den Schreibtisch wechselt, der in meinem Zimmer steht. Homeoffice zu zweit mache ich ja mit dem Liebsten auch öfter, aber mit jemandem aus der gleichen Firma, das ist schon sehr lange her. Ich erinnere mich an eine Situation 2010 oder 2011, als im Büro Internetausfall war und ich einen Kollegen mit zu mir nahm, weil er so schneller zum Arbeiten kam, als bei sich zuhause. Das heute ist anders, wir sind beide Homeoffice gewohnt und arbeiten auch in verschiedenen Teams. Im Laufe des Tages wechseln wir uns mit Arbeits- und Wohnzimmer ab, je nachdem, wer einen zweiten Bildschirm für seine Aufgaben gebrauchen kann. Während Meetings machen wir die Tür zu, ansonsten werfen wir uns ab und zu Kommentare hin und her, wir halt auch im Büro.

Ich frühstücke Kaffee und Müsli und fange dann kurz vor 9 an zu arbeiten. Heute auf dem Programm:

  • Ein langes Meeting mit Biesdorf, Lichtenberg und der polnischen Ostseeküste inkl. längerer Vor- und Nachbereitung
  • Viel Kleinkram an verschiedensten Projekten
  • Übersetzung eines groben Plans in Aufgaben im Projektmanagementtool und Übertragung der Timeline in teaminterne und firmeninterne Kalender
  • Kurzmeeting zur Absprache mit London
  • Meeting mit Prenzlauer Berg (Hach, hallo Heimat aus der Ferne)

Zur normalen Mittagspausenzeit soll es regnen, aber nach dem langen Meeting habe ich Luft und die Sonne scheint, so dass ich schon deutlich früher einfach eine Stunde Pause mache und nach draußen gehe – hallo Madrid!

Ich spaziere relativ gezielt bis zur Plaza Major und gehe dann dort in der Nähe in ein Geschäft, wo ich Mitbringsel für mich und andere kaufe. Auf dem Heimweg hole ich mir eine Bocata gefüllt mit Tortilla für später. Zurück am Laptop verlege ich dann meinen Arbeitsplatz vom Wohnzimmertisch auf die Couch – wenn schon unergonomisch, dann wenigstens bequem.

Die Gastgeberin macht gegen 17 Uhr Feierabend, packt ihre Sachen fürs Osterwochenende und geht dann zu ihrem Tanzkurs, als ich gegen 18 Uhr Feierabend mache. Ich telefoniere mit dem Liebsten, mache seit langem mal wieder ausführliche Dinge mit den Sprachlern-Apps, recherchiere für mein morgiges Abendessen, höre Podcast… Halb 9 treffe ich die Gastgeberin an der Falafeleria an der Ecke und wir holen uns Sabij, Falafel, Hummus und Limonade fürs Abendessen.

Wir essen noch zusammen und dann müssen wir uns verabschieden – die Gastgeberin kommt erst am Montag zurück, wenn ich schon in Valencia bin und fliegt dann am Mittwoch schon wieder los, so dass ich am Samstag hier in eine leere Wohnung zurückkehre, bevor ich am Sonntag wieder nach Berlin fliege. Es war kurz, aber intensiv und schön und wir hoffen, dass wir das bald in Berlin fortsetzen können.

Ab jetzt habe ich also sturmfrei, bis ich in anderthalb Wochen wieder in Berlin bin. Ich fläze mich wieder auf die Couch, telefoniere nochmal ausführlicher mit dem Liebsten und bleibe dann irgendwie bei YouTube hängen und schaue drei Folgen eines Formats dreier deutscher Comedians (Olaf Schubert – seit Mitte der 90er ein Favorit, früher besser als heute, Torsten Sträter – Neuentdeckung der letzten Jahre, Johann König – früher richtig toll, einige der Pointen sind heute eher nicht mehr zeitgemäß), deren Humor ich sehr schätze, auch wenn nicht jeder Gag zündet. Ich muss erstaunlich viel lachen und komme so dann doch erst wieder kurz vor Mitternacht ins Bett.

26.03.2024 – The Rain in Spain

Wieder viel zu früh aufgewacht und ab 5:20 nicht mehr einschlafen gekonnt, dabei ist das Bett weiterhin bequem, der Raum dunkel, der Kopf angekommen… Vielleicht liegt’s am vielen guten Essen gestern oder der Körper ist jetzt einfach auf Kurzschlaf trainiert. Jedenfalls gibt es so keinen Zeitdruck und mit Bloggen, Telefonieren und Sprachkram bin ich trotzdem so rechtzeitig mit allem fertig (inkl. Kaffee und Müsli), dass die Gastgeberin und ich pünktlich um 9 Uhr im Büro ankommen – ein paar Minuten vor der anderen Kollegin, mit der wir gestern den Abend in ihrem Restaurant verbracht haben.

Mein erstes Meeting ist erst um 11 und bis dahin halten sich die To Do‘s einigermaßen in Grenzen. Dann geht es anderthalb Stunden mit Biesdorf, zweimal Büro und Chemnitz. Hinterher noch Nachbereitung und inzwischen angefallene E-Mails und Chats und dann ist es auch schon 1 und mein Magen knurrt – die anderen beiden haben während meines Meetings Frühstückspause mit Kaffee und Gebäck gemacht und sind noch nicht mittagshungrig (spanischer Tagesablauf einer Französin und einer Peruanerin…), kommen aber mit mir in den Supermarkt und holen sich etwas für später. Ich stelle mir an der Salattheke etwas zusammen und esse das dann im Büro direkt.

Dann geht es weiter mit inzwischen aufgelaufenen To Do‘s. Das angesetzte Nachmittagsmeeting fällt aus, dafür habe ich zwei spontane (mit dem Büro und mit London) und telefoniere noch zweimal mit Berlin. Kurz nach 18 Uhr mache ich Feierabend. Die Gastgeberin hat noch ein wenig zu tun, aber ich will jetzt ins Draußen. Tagsüber kam trotz Kälte (Höchsttemperatur heute 10 Grad) die Sonne heraus, dann hat es aber auch mal gehagelt. Weil ich mittags nicht spazieren war, entscheide ich mich, nach Hause zu laufen und dabei die Stadt zu begucken – Google Maps sagt, das sind knapp anderthalb Stunden. Also trabe ich los.

Der erste Teil der Strecke ist nicht so spannend, aber ich nutze ihn sowieso telefonierend – erst mit der Kollegin und Freundin in Frankreich und dann mit dem Liebsten. Währenddessen wird es dunkel und blöderweise kehrt jetzt auch der Regen zurück. Gut, dass ich meinen Wintermantel mit habe und gut geschützt bin. Ich laufe trotzdem flink und ohne viel zu gucken durch die Straßen und Gassen. Kurz vor „zuhause“ hole ich mir noch ein bocadillo mit jamón und Brie zum Mitnehmen.

Kurz vor mir ist die Gastgeberin eingetroffen. Sie macht sich ein paar Reste warm, bevor sie morgen Abend für längere Zeit das Land verlässt, und wir essen gemeinsam. Dazu gibt es eine Auswahl verschiedenster eingelegter Oliven, außerdem Tee und zum Nachtisch Schokolade und Fudge mit Amarula, die sie vom Weihnachtsbesuch bei der Familie ihres südafrikanischen Freundes mitgebracht hat. Heute sind wir beide sehr müde und gegen 23 Uhr liegen wir in unseren Betten.

25.03.2024 – Büro, Nikkei-Küche und spanische Tagesabläufe

Mein eh verschrobener Biorhythmus und der spanische Tagesablauf sind sich noch etwas uneins, bzw. sorgen mit vereinten Kräften für zu wenig Schlaf. Nachdem ich wegen der späten Siesta gestern erst gegen 1 eingeschlafen bin, bin ich schon vor 5 wieder wach und döse mich dann noch anderthalb Stunden mit Halbschlaf durch die Gegend – auch weil der eigentlich gemütliche Regen draußen im Hof laut auf Plastikdinge pladdert (oder eher plauzt), bis ich aufgebe und den Tag beginne – auch in Madrid gemütlich im Bett und im Internet. Zu Vogelgezwitscher blogge ich dann, bis es langsam Zeit wird, aufzustehen. Die Gastgeberin und ich navigieren einen Montagmorgen zu zweit, was aber erstaunlich gut klappt. Es gibt Kaffee und Müsli (naja, Schokoflakes) und dann fängt sie, die heute im Homeoffice bleibt, um 8 schon an zu arbeiten. Wir klären erste Arbeitsdinge direkt noch live und sparen uns E-Mails später am Tag. Dann ziehe ich mich fertig an, telefoniere mit dem Liebsten und mache mich auf den Weg ins Büro.

Das dauert etwas länger als in Berlin, mit mehr Fußweg, aber dafür ohne Umsteigen und nach zwei Stationen habe ich sogar einen Sitzplatz in der U-Bahn. Ein bisschen nass werde ich unterwegs auch, es ist heute regnerisch, grau und fast zehn Grad kälter als gestern – Übergangsjackenzeit. Im Büro angekommen ist sonst noch niemand da – es ist für die Kolleg*innen kein Pflicht-Bürotag und während der Semana Santa haben eh viele frei. Ich suche mir nach Lust und Laune einen Platz aus, richte mich ein und dann kommt auch schon die Kollegin dazu, mit der ich heute verabredet bin. Wir begrüßen uns herzlich – auch wir sehen uns nach Jahren der Zusammenarbeit zum ersten Mal live – und dann entscheidet sie sich für den Platz neben mir. Witzigerweise liegt dort eine deutsche Tastatur und bei mir eine spanische und wir tauschen also einfach und dann passt alles.

Gegen 10:30 gehen wir gemeinsam Frühstückspause machen (spanischer Tagesablauf), trinken in einer Cafeteria nebenan einen café con leche und essen Brot mit Tomate und Avocado.

Kurz danach habe ich mein erstes Meeting des Tages – mit Dortmund und dem Berliner Büro. Dann geht es weiter mit der Arbeit an verschiedenen Projekten und Koordinationen per Chat. Das zweite Meeting des Tages fällt aus und ich mache dann eine späte Mittagspause. Dank des zweiten Frühstücke und den großen Plänen für das Abendessen hole ich mir nichts zu essen, sondern presse mir im Supermarkt nebenan nur schnell einen O-Saft und drehe eine Spazierrunde unter Platanen, während die Kollegin sich einen Salat holt und den direkt am Schreibtisch isst.

Der Nachmittag beginnt mit emsiger Arbeit (teils kreativ, teils organisatorisch), dann ist es Zeit für ein Meeting mit Chicago, Schottland, Chennai und meiner Gastgeberin, die dabei mit virtuellem Hintergrund genau neben meinem Bett sitzt. Das ist witzig, wir lassen uns aber nix anmerken in der großen Runde. Direkt im Anschluss dann Team-Meeting mit Nord- und Südengland, Paris und Chicago. Danach ist es kurz nach 18 Uhr. Ich arbeite noch kurz die Action Items aus dem Meeting ab, packe dann meine Sachen zusammen, fläze mich auf die Büro-Couch und telefoniere mit dem Liebsten, mache Duolingo und spiele auf dem Handy, bis die Kollegin auch fertig ist.

Gemeinsam fahren wir mit der U-Bahn zur Plaza Espanya und laufen dann zum Templo de Debod, einem nachgebauten ägyptischen Tempel, Geschenk der ägyptischen Regierung. Wäre ein toller Ort bei Sonnenuntergang, aber bei dem heutigen Wetter haben wir dafür leider keine guten Aussichten. Wir spazieren weiter zum Königspalast und zur Kathedrale – alles Orte, die ich auch vor viereinhalb Jahren besucht habe, als das mit dem Liebsten alles noch ganz frisch und weit von in trockenen Tüchern war, wir uns aber tagsüber die ganze Zeit geschrieben und dann abends telefoniert haben. Hachz.

Gemütlich spazieren wir in den barrio, indem sowohl die Kollegin als auch meine Gastgeberin leben und in dem auch das Restaurant ist, das die Kollegin mit ihrem Partner und einigen Freund*innen betreibt. Die Kollegin kommt ursprünglich aus Peru und ihr Restaurant ist auf die peruanische Nikkei-Küche spezialisiert, eine Fusion aus peruanischen Zutaten und Zubereitungsmethoden, die die japanischen Einwanderer*innen mitgebracht haben. Meine Gastgeberin kommt dazu und dann haben wir einen tollen Abend mit Pisco-haltigen Cocktails, Garnelen in Tempura mit salsa acevichada, roh marinierten Jakobsmuscheln und dann neun verschiedenen köstlichen Maki-Sorten – mit peruanischen Fleisch- und Fischspezialitäten, leckeren Saucen verschiedener Schärfegrade, viel Avocado und zum Beispiel einer umwerfenden Maracujasauce. Wir verlassen uns dabei natürlich ganz auf die Empfehlungen der Chefin, die uns eine Auswahl ihrer Favoriten zusammenstellt.

Die Gastgeberin und ich lassen es uns nicht nehmen, alles selbst zu bezahlen – auch den Anteil der Kollegin – und noch ein großzügiges Trinkgeld zu geben. Evtl. gehen wir die Tage nochmal hin. Und Ihr solltet das auch tun, wenn Ihr mal nach Madrid kommt – ab ins Xolo!

Sehr sehr vollgefressen verabschieden die Gastgeberin und ich uns – bis in ein paar Stunden im Büro! Und machen uns zuhause gleich bettfertig. Gegen 11 liege ich, gegen 12 ist Schlafenszeit.

24.03.2024 – Sonntags im Park

Sehr gut geschlafen, mit einer kurzen Unterbrechung gegen 5 und am Ende nur bis kurz vor 8, aber wirklich gut. Was Gästebetten angeht ist dieses hier unglaublich bequem und natürlich hatten Kopf und Geist auch einiges an Erholung nachzuholen. Gemütliches Lesen und Bloggen im Bett, dann wird es gegen halb 10 Zeit, aufzustehen. Kurz die Dusche ausprobiert – in einer fremden Wohnung und besonders auch einem fremden Land ja auch immer ein Erlebnis – und dann für einen Sommertag angezogen, mit Sommerkleid und Flip Flops. Mit der Gastgeberin geht es ins Draußen, Madrid am Sonntagmorgen ist auf jeden Fall etwas ruhiger als gestern. Wir spazieren zu einer Churreria in der Nachbarschaft, die fast voll besetzt ist. Da wir nur zu zweit sind, bekommen wir noch einen Platz am Tresen und frühstücken Churros, Porras und frisch gepressten Orangensaft, wie sich das gehört.

Das Frühstück selbst – und die Gespräche seit gestern, bringen mich auf den Film Chocolat, den die Gastgeberin tatsächlich noch nicht kennt und der somit direkt auf unsere To-Do-Liste wandert. Nach dem Essen laufen wir am Prado vorbei hinüber in den Retiro-Park und promenieren ein wenig, mit längerem Aufenthalt am leider gerade wegen Bauarbeiten gesperrten Kristallpalast.

Dann suchen wir uns ein sonniges, grasiges Plätzchen am Wasser und sitzen für die nächsten Stunden da und plaudern, die nackten Füße im Gras.

Irgendwann bekommen wir Durst und wechseln in ein Lokal ein paar Meter weiter. Es gibt ein Glas Vermouth – hier gerade (?) sehr beliebt als Aperitif und für mich eine Zitronen-Granità, die natürlich auf Spanisch anders heißt. Verschiedene Straßenmusiker kommen vorbei und versorgen unsere Gespräche mit akustischer Untermalung.

Die Gastgeberin und ich sind in ein paar entscheidenden Punkten sehr unterschiedlich, in sehr vielen anderen aber total ähnlich, so zum Beispiel in unserer Trinkgeschwindigkeit und Verarbeitungsfähigkeit alkoholischer Getränke – aufgemerkt, Liebster, ich trinke sogar schneller als sie! Jedenfalls sitzen wir wieder ungefähr zwei Stunden hier und werden von dem einen Glas Vermouth beide ordentlich tipsy, was sich auf die Gesprächsqualität natürlich alles andere als negativ auswirkt. Dann spazieren wir wieder zurück zum Apartment, sitzen kurz auf der Couch und entscheiden uns dann beide sehr schnell für ein Mittagsschläfchen, obwohl es schon nach 18 Uhr ist. Ich schlafe ungefähr eine Stunde sehr tief und muss dann erstmal ordentlich kaltes Wasser anwenden – innerlich und äußerlich – um wieder in die Gänge zu kommen.

Kurz nach 20 Uhr gehen wir wieder raus zum Abendessen. Die Gastgeberin hat eine Pintxos-Bar avisiert, bei der es am für spanische Verhältnisse noch sehr frühen Abend tatsächlich noch Plätze gibt. Es riecht dezent nach Marihuana, es läuft laute Musik, die Deko ist bunt und die Stimmung ist sehr angenehm. Ob ich den Laden ohne die Gastgeberin entdeckt hätte, ist fraglich. Sie wohnt ja selbst erst ein gutes Jahr in Madrid (aufmerksame Leser*innen erinnern sich an die französische Kollegin in Dublin, die „bald nach Madrid zieht“ und mich einlud, sie dort zu besuchen), bekam die Empfehlung aber von einem ehemaligen gemeinsamen Kollegen von uns. Locals kennen, so wichtig!

Blauschimmelkäsecreme mit Feigenhonig, marinierten Radieschen und Brot, Räucherlachsschnittchen mit Brie, gedämpfte Artischocke mit Romesco-Sauce (davon am Ende zwei), geschmortes Rindfleisch mit Kartoffelgratin

Wir schwelgen in baskischen Leckereien und trinken jede einfach ein großes Glas Leitungswasser – und wir lassen Platz für Nachtisch.

Guaxo (ein Mix aus Sahne, süßem Teig und Crème brûlée bzw. Frischkäse-Flan)

Nach dem Essen (hier sowohl raffinierter als auch günstiger als gestern Abend) laufen wir noch zur Metro-Station. Die Gastgeberin zeigt mir, wie ich morgen zum Büro komme (sie wird im Homeoffice bleiben) und wir laden eine Plastikkarte mit Guthaben für insgesamt zehn Fahrten auf, damit sollte ich versorgt sein für den Rest des Aufenthalts. Wieder zuhause ist es kurz vor halb 10. Ich telefoniere zum zweiten Mal heute mit dem Liebsten (das erste Mal war auf der Wiese im Park) und dann gucken wir tatsächlich „Chocolat“ und ich hatte sehr Recht mit meiner Einschätzung, dass das ein Film für die Gastgeberin ist. (Wir blicken beide großzügig über Johnny Depp und Harvey Weinstein hinweg.)

Kurz vor Mitternacht ist der Film vorbei, kurz nach Mitternacht liege ich im Bett, kurz vor 1 schlafe ich endlich ein. Damn you, late siesta!

23.03.2024 – Auf nach Spanien

Heute ist es also endlich soweit, das erste große Soloabenteuer in diesem Jahr beginnt. Mein Körper dankt es mir natürlich mit unruhigem Schlaf. Nach dem Einschlafen kurz nach 21 Uhr wache ich noch vor Mitternacht das erste Mal auf, stelle meinen Wecker nochmal auf etwas früher, weil ich beim Nachrechnen feststelle, dass ich sonst das gebuchte Zeitfenster bei der Security evtl. nicht nutzen kann – also von 3:45 auf 3:30. Dann schlafe ich nochmal in zwei kurzen Etappen und bin dann um 3 Uhr knallewach. Ich beschließe, nicht noch eine halbe Stunde rauszupressen, sondern gucke kurz ein paar Minuten im Internet herum und stehe dann einfach schon auf.

War richtig so, denn um diese Uhrzeit funktioniere ich einfach langsamer und komme nicht easy in einer halben Stunde aus dem Haus. Ich beginne den Tag mit Aspirin+C, denn die Erkältung ist unterschwellig immer noch da, und habe dann genug Energie, um mich anzuziehen, die letzten Sachen in den Koffer und den Rucksack zu verstauen, mein Bett zu machen, zu lüften, beide Katzen kurz zu streicheln und dann kurz vor 4 das Haus zu verlassen. In meiner ersten Rechnung hätte auch 4:15 gereicht, aber jetzt ist es gut so, auch weil ich mit Rucksack und Koffer natürlich auch langsamer zur S-Bahn laufe als sonst.

Es ist Berlin und es ist so gesehen immer noch Freitagnacht, die S-Bahnen fahren also alle paar Minuten und sind bis auf ein paar müde Reisende voll mit Partypeoplen in verschiedenen Graden der Munterkeit. Am Ostkreuz muss ich dann eine knappe Viertelstunde auf den Zug zum Flughafen warten – das sind die 5-10 Minuten Luft, die ich noch gehabt hätte. Kurz vor 5 komme ich am Flughafen an und ab dann beginnt viel Rumgelaufe. Leider hat IBERIA keine Baggage Drop-Off Möglichkeiten, so dass ich mich in die Schlange zur Abfertigung stellen muss, die an einem Sonnabendmorgen deutlich länger ist, als beim Liebsten neulich am Montag. Von da komme ich dann ziemlich genau pünktlich zu meinem Zeitfenster zur Security, so dass ich da in etwa einer Viertelstunde durch bin. Dann muss ich gefühlt bis ans andere Ende des Flughafens laufen, bis ich mein Gate erreiche. Nach ingesamt 50 Minuten am Flughafen habe ich es geschafft. Und das ist am frühen Morgen, wo noch nicht so viel los sein dürfte. Hui.

Nach Toilettengang und Wasserflasche auffüllen habe ich noch eine gute halbe Stunde, bis das Boarding beginnen soll. Ich esse die mitgebrachte Banane und knabbere ein paar Kekse, während ich den gestrigen Tag verblogge. Schon bevor ich damit fertig bin, beginnt das Boarding – früher als geplant. Ich stelle mich als eine der letzten an, muss aber trotzdem immer noch ewig im Gang stehen, bis wir wirklich ins Flugzeug dürfen. Ich habe per Zufallsprinzip einen Gangplatz erhalten, was OK ist, weil ich die Beine mehr ausstrecken kann und sowieso hauptsächlich schlafen will. Ich decke mich mit meinem Mantel zu, setze Kopfhörer auf und verfalle in gute zwei Stunden Dösen – mein FitBit erkennt keinen Schlaf, aber gut tut es trotzdem. Die letzte gute halbe Stunde vor der Landung verbringe ich mit Sudoku und anderen Handyspielereien.

Ab Landung in Madrid wird es dann ein bisschen hektisch – mein Handy hat Schwierigkeiten, sich ins spanische Netz einzuwählen. Einmal geht es kurz, dann nicht mehr. Flugmodus an/aus, mobile Daten an/aus, Handy an/aus… All das mache ich in der nächsten Stunde etwa 5mal – ohne Erfolg. Zum Glück kann ich am Flughafen per WLAN kurz mit der Familie kommunizieren und mit dem Liebsten telefonieren und ich habe ja auch das Diensthandy dabei, mit dem ich dann auch danach mit meiner Gastgeberin in Kontakt bleibe. Mein Koffer kommt recht schnell an, dann suche ich den Bahnsteig, kämpfe mit einem undurchsichtigen Ticketautomat, der zwar Englisch und sogar Deutsch kann, aber keine Informationen darüber hat, was für ein Ticket ich brauche, verhasple mich dabei ein wenig und sitze dann irgendwann im richtigen Zug. Während der halbstündigen Fahrt probiere ich weiter mit dem Handy rum – ohne Erfolg. Horrorszenarien im Kopf von Apple Stores und/oder Vodafone-Läden in Spanien… Dass die Anzeigen im Zug sich verschluckt haben und die Bandansagen falsche Stationen ansagen, macht alles nicht einfacher. Google Maps auf dem Diensthandy hilft mir aber, am richtigen Bahnhof auszusteigen. Wie sind wir nur früher gereist?

Der Stadtteilbahnhof ist ebenfalls unübersichtlich und die Schranken am Ausgang sind kaputt und erkennen keine Einmalfahrscheine. Alle die einen haben, müssen sich hinter Monatskartenbesitzer*innen schnell mit durchdrängen. Ich fühle mich kriminell. Dann plötzlich Madrid – es ist etwas diesig, aber hat 25 Grad und schicke Gebäude. Die Gastgeberin und ich treffen uns am Museum Reina Sofia – erste Live-Begegnung, nachdem wir seit 10 Jahren zusammenarbeiten und gerade in den letzten zwei Jahren auch ständig Videocalls hatten.

Es gibt bergauf bis zu ihrem Apartment, ich komme ganz schön ins Schwitzen. Oben angekommen muss ich dann erstmal Sitzen und Wasser trinken. Dann will ich mich wieder mit meinem Handy beschäftigen, aber plötzlich kommen lauter Nachrichten und Benachrichtigungen an – mein Handy ist zwei Stunden nach mir auch in Spanien angekommen. Puh. (Letztes Jahr in Kanada brauchte es auch etwas länger, aber maximal eine halbe Stunde, glaube ich.) Jetzt sitzen wir erstmal, trinken Kaffee und erzählen, bis ich mich akklimatisiert habe. Irgendwann gegen 14 Uhr ziehe ich mich dem Wetter entsprechend um – Stoffhosen ohne Leggings drunter, Strickjacke aus, Socken aus, Flip Flops an – und dann ziehen wir los in die Stadt.

Am Stamm-Fleischstand in der Nachbarschaft gibt es Jamón zu verkosten und meine Gastgeberin kauft Verschiedenes als Mitbringsel für ihre Eltern, die sie zu Ostern besuchen wird. Dann laufen wir weiter durch die Innenstadt und über die Plaza Major.

In einem Markt holen wir uns Fischiges und Wein zum Mittagssnack und später nochmal Obst.

Lobster-Croissant für mich, Lachstartar auf Avocado für sie
Pitahaya, Papaya und die ersten Erdbeeren der Saison

Danach schlendern wir wieder nach Hause und machen erstmal Siesta. Meine Gastgeberin schaut einen Film, ich lege mich hin und döse/schlafe. Ich erinnere mich an einen Traum, mein FitBit behauptet weiterhin keinen Schlaf. Nun ja. Nach etwa anderthalb Stunden treffen wir uns wieder auf der Couch und erzählen weiter, bis es Zeit wird, zum Abendprogramm aufzubrechen.

In einem kleinen Kulturzentrum in der Nähe schauen wir uns eine Flamenco-Show an, die ziemlich intensiv und interaktiv ist, ganz anders als das Konzert von Paco de Lucia, das ich in den 90ern im Kulturpalast in Dresden gesehen habe. Danach sind wir ganz geflasht, haben Gitarrenohrwürmer und meine Gastgeberin, die außer Marketingexpertin auch Tänzerin ist, kriegt die Schritte und Bewegungen so schnell nicht aus ihrem Körper. In dieser Stimmung laufen wir durch die Gegend und suchen uns ein Lokal, wo wir Tapas bekommen.

Es gibt Salmorejo mit Schinkenstreifen, Patatas bravas, Croquetas mit Schinken und Spinat, marinierte Anchovis auf Kartoffelchips, Pimientos de Padron, Oliven und Brot, dazu Cava. Zum Nachtisch teilen wir uns einen Flan und gegrillte Ananas mit Kokoseis.

Satt und zufrieden laufen wir nach Hause. Ich telefoniere nochmal mit dem Liebsten, dann sitzen wir noch ein wenig auf der Couch und plauschen. Gegen Mitternacht machen wir uns bettfertig. Der Schrittzähler sagt 19.907, aber ich bin zu müde, um noch eine Runde durch die Wohnung zu drehen und die 20.000 voll zu machen.

22.03.2024 – Freitag auf Speed

Die letzten beiden Tage habe ich vor allem im Bett gelegen, in der Hoffnung, mich vor dem Reisen auszukurieren – heute muss dann alles nachgeholt werden. Evtl. bin ich deshalb etwas aufgeregt und kann nicht mehr einschlafen, nachdem ich gegen Dreiviertel 5 aufwache. Eine Weile probiere ich es noch, dann fällt mir auf, dass Wachbleiben eigentlich ganz clever wäre, damit ich abends schön müde bin und möglichst früh und viel schlafen kann, bevor ich morgen wirklich, wirklich früh aufstehen muss. Also gemütliche Morgenroutine mit Lesen, Bloggen und mit dem Liebsten telefonieren. Dann mache ich den Katzen und mir Frühstück (ich bekomme Rest-Joghurt mit Rest-Grapefruit und Müsli, dazu Saft aus Rest-Orangen und Rest-Mandarinen und Kräutertee), beziehe mein Bett neu und stelle die Waschmaschine an.

Kurz nach 9 sitze ich am Schreibtisch, für einen weiteren recht entspannten Arbeitstag. Neben dem üblichen Kleinkram bietet er

  • 10 Uhr Meeting mit Ostfriesland
  • 11:00 Meeting mit Büro, Moabit und Biesdorf
  • 11:45 Meeting mit Nordengland
  • Abschluss eines Projekts
  • Weiterarbeit an einem Projekt von gestern
  • Wochenbericht schreiben

Zwischendurch verfolge ich mit einem Auge die Abstimmung im Bundesrat, bekomme Teile der Statements von Haseloff und Kretschmer mit (Puls!!!), dann großes Aufatmen. Hoffen wir, dass da bald noch nachgebessert wird, ich wünsche mir kanadische Verhältnisse!

In der Mittagspause gehe ich zum Drogeriemarkt und zum Haustierbedarf, um mich und die Katzen für die nächsten zwei Wochen einzudecken. Dann hole ich im Supermarkt noch ein Mitbringsel für die liebe Kollegin in Madrid, bei der ich die nächsten Tage übernachten darf.

Berliner Gin, Lübecker Marzipan, Bonner Ostereier

Wieder zuhause mache ich mir ein österliches Mittagessen aus Osterbrot, dem Rest Bärlauch-Bohnen-Aufstrich und zwei Eiern – mein Ostern wird ja dieses Jahr eher unkonventionell werden.

Am Nachmittag kommt meine Mama nach dem Sport auf einen Sprung vorbei und wir updaten uns nochmal ausführlich, bevor auch wir uns ein paar Wochen nicht sehen werden.

Um 17 Uhr klappe ich den Laptop zu und dann beginnt der anstrengende Teil des Tages. Ich gieße die Pflanzen, lege Wäsche zusammen, hänge Wäsche auf, siebe das Katzenklo durch, hole frisches Katzenstreu aus dem Keller, reinige den Katzenbrunnen (Katzenspucke klebt!) und fülle ihn auf, passe meine ewige Packliste an, trage alle Sachen zusammen, die ich für die nächsten zwei Wochen brauche, stecke Geräte an Ladekabel, tue alles in den mittelgroßen Koffer und bin froh, dass er problemlos zugeht – der große wäre für zwei Wochen echt überdimensioniert.

Um 20 Uhr bin ich fertig mit allem und koche mir mit dem Rest Hafermilch einen Milchreis, den es dann mit Butter, Zimt und Erdbeersirup gibt. Solche Art Mahlzeiten machen ja auch, dass Babys gut schlafen. Kurz vor 21 Uhr liege ich im Bett, sage der Familie und der Kollegin gute Nacht, telefoniere nochmal mit dem Liebsten und dann ist Schlafenszeit.

21.03.2024 – Schonerstag

Heute Nacht wieder mit Unterbrechung geschlafen – von meinem Wachwerden werden die Katzentiere wach und die müssen dann erstmal kuscheln und spielen und bis sie wieder einschlafen habe ich keine Ruhe. Dauert zum Glück nicht besonders lange heute, ich schlafe wieder ein und bin deutlich vor dem Weckerklingeln ausgeschlafen und wach. Dafür kratzt der Hals weiterhin und es fühlt sich weiter so an, als würde da eine Erkältung ausbrechen. Ich entscheide mich für einen weiteren Tag Bett-Office, um dem entgegenzutreten, und mache mir wieder einen heftigen Vitamincocktail zum Frühstück (frisch gepresster Saft, diesmal Orangen pur), außerdem ein paar Scheiben Osterbrot und Joghurt mit Banane – ich stecke seit Tagen im Restevertilgen, bevor ich zwei Wochen nicht da sein werde.

Der Arbeitstag lässt sich ruhig an, weiterhin. Schon faszinierend, welch unterschiedliche Phasen mein Job mit sich bringt – daran auch immer wieder erinnern, wenn es besonders viel wird!

  • Vorläufiger Abschluss eines Projekts, für das ich gestern noch auf Zuarbeit warten musste
  • Beinahe Abschluss eines anderen, auch hier wartete ich auf Zuarbeit, muss aber morgen noch finale Dinge klären
  • Bei einem dritten Projekt hält das Warten weiter an, was ziemlich nervt, weil es, je länger es dauert, zum Ende hin anstrengender werden wird und zusätzliche Probleme nach sich ziehen wird
  • 10 Uhr Meeting mit Brüssel und Dublin, ein Langzeitthema seit je nach Betrachtungsweise 9, 7 oder 2 Jahren wird vorerst auf Eis gelegt
  • 11 Uhr Meeting mit Paris
  • 12:30 Meeting mit London
  • 16:00 Meeting mit London, Madrid und Chicago
  • Der übliche Kleinkram zwischendurch

Nach dem London-Meeting mache ich mir den Rest Pizza von gestern warm – ich hatte nur die Hälfte geschafft und den Rest mitgenommen. Kurz nach 17 Uhr mache ich dann einen frühen Feierabend, telefoniere zum wiederholten Mal heute mit dem Liebsten (aus Gründen gehen wir zusammen die Liste der Empfänger*innen des Bundesverdienstkreuzes am Bande durch) und mache mir dann einen Reste-Schnittchenteller zum Abendbrot.

Zum und nach dem Essen schaue ich „Drive„, nachdem mich der wundervolle Newsletter von Lukas nochmal final motiviert hat. Den Film habe ich vor Ewigkeiten schonmal angefangen (Ryan Gosling!), kam aber damals auf Grund des Genres nicht so richtig rein. Heute halte ich aber durch, auch wenn der schönste (Indie-RomCom-)Teil des Films zu kurz kommt und mich der GTA-artige Teil des Films weniger interessiert.

In der Hoffnung, morgen dann fit genug zu sein, um alles zu erledigen, was ich vor zwei Wochen Abwesenheit noch erledigen muss, lege ich mich gegen 9 in die Badewanne und mache gegen 10 das Licht aus.