Sieben Nächte, sieben Eise, Si…zilien – Nacht 3: Siracusa

Am nächsten Tag machten wir uns nach dem köstlichen Frühstück mit Pistaziencreme zunächst noch einmal auf nach Randazzo, um ein wenig frisches Obst zu kaufen. Der Mann bestand auf Orangen, wobei ich meine Zweifel hatte, wie gut die denn so ohne Messer unterwegs zu essen seien….
Dann ging es weiter am Ätna entlang bis zu einer uralten (Ess-)Kastanie, die je nach Legende 1000 bis 3000 Jahre alt ist und in ihrem Innern schon 100 bis 300 Pferden inkl. Reitern Schutz geboten haben soll. Ich würde sagen, selbst 100 wird knapp, aber ne Menge Leute passen schon rein. Ansonsten ist das Ganze inzwischen schon etwas morsch und muss gestützt werden, ist aber immernoch beeindruckend:

Nächster Haltepunkt war Zafferana Etnea, ein kleines Örtchen in dem ein großer Anteil der italienischen Honigproduktion stattfindet. Wir steuerten also zielsicher einen Laden an, in dem man Honig und andere Produkte verkosten und kaufen konnte. Am Ende kauften wir unter anderem Kastanienhonig, Scharfgarbenhonig, Zitronenhonig, Honig mit Melone, Honig mit Erdbeeren, Honig mit Pistazien, Honig mit Haselnüssen, Honig mit Pistazien… Aber auch noch Olivenöl und Oliven, Dessertwein, Pistazienlikör, verschiedene Pestos und Kekse. Es war ein sehr guter Tag für den (sehr zu empfehlenden) Laden…

Als nächstes zog es mich nun endlich ans Meer und so fuhren wir an die Riviera dei ciclopi, die Zyklopenküste, wo einst Odysseus den Zyklopen blendete und deswegen davongejagt wurde. Wir setzten uns auf einen im Wasser liegenden Stein in Aci Trezza, mit Blick auf die Felsen, die der Zyklop Odysseus hinterhergeschmissen hatte, und aßen unsere erste sizilianische Orange. Ohne Messer. Sie lassen sich ganz einfach mit der Hand schälen, wie eine Clementine etwa, und sind unwahrscheinlich süß, aromatisch und saftig. Dazu der blaue Himmel, das blaue Meer… loosy im Glück.

Dann fuhren wir weiter zu unserem heutigen Ziel, nach Siracusa. Die Heimat von Archimedes ist heute vor allem wegen ihrer griechischen und römischen Ruinen, sowie wegen ihrer wunderschön malerischen, auf einer Insel vor der Küste gelegenen Altstadt touristisch interessant. Unser Hostel befand sich genau in der Mitte zwischen den beiden Punkten. Wir luden unsere Sachen ab und die Handy-Akkus ein wenig auf und machten uns auf den Weg auf die Isola d’Ortiga, um den Sonnenuntergang zu erleben. 

Da wir ein wenig Zeit hatten, spazierten wir zunächst noch ein wenig durch die engen Gassen des ehemaligen jüdischen Viertels und umrundeten die Insel dann fast vollständig, direkt am Wasser entlang. Als wir an den Punkt kamen, von dem man den besten Blick gen Sonnenuntergang hatte, kauften wir uns ein gar köstliches Eis (bei mir Zitrone – noch nie ein so cremiges Sorbet gegessen – und Pistazie) und setzten uns auf eine Bank und schauten zu.

Danach hatten wir (es war ja erst März) noch gute zwei Stunden Zeit bis zum Abendbrot und liefen also erst einmal kreuz und quer durch die Altstadt und begutachteten die Restaurants, die Reiseführer und Hostelrezeptionist uns empfohlen hatten. Dann hörten wir aus einem Hinterhof Jazzklänge und entdeckten eine gemütliche kleine loungige Bar, die gerade ihre Türen geöffnet hatte. Die Crew saß noch beisammen und plauderte, aber als wir ankamen wurden wir sofort freundlich begrüßt. Zeit für einen Aperitif, wir sind schließlich in Italien. Es gab einen Aperol Spritz draußen unterm Wärmepilz und gute Musik dazu. Die Küche sei montags leider geschlossen, sagte man uns. Nichtsdestotrotz tauchte der Koch nach einer Viertelstunde mit frisch gebackenem Kräuterbrot vor uns auf. Nochmal eine Viertelstunde später brachte er dann auch noch Padelle, einer palermitanischen Spezialität aus Kichererbsenmehl, die seien gerade frisch fertig geworden. Alles war heiß und lecker und wir hatten die perfekte Zeitüberbrückung bis zum Abendessen gefunden.

Hinterher machte sich der Mann im Restaurant über einen riesigen Berg an Fischspezialitäten her, während ich mit einem Teller Pasta bestens bedient war und spazierten satt und glücklich und mit einem kleinen Verdauungs-Umweg durch den idyllischen Yachthafen zurück ins Hostel.

Sieben Nächte, sieben Eise, Si…zilien – Nacht 2: Randazzo

Wir erwachten in unserem Hostel und machten uns direkt auf den Weg in die Stadt. Zwar hätte es dort Frühstück gegeben, aber wir waren uns sicher, dass es nicht so gut werden würde, wie in der nächsten Bar. Da sind wir verwöhnt von unserem Rom-Trip letztes Jahr. Wir besahen uns die Stadt also nun im Sonnenschein und bestaunten die Architektur die traditionell mit sehr viel schwarzem Lavagestein vom Ätna arbeitet.

Dann gönnten wir uns den ersten Cappuccino des Urlaubs und dazu ein Cannolo (er) und ein Mandeltörtchen (ich) sowie einen frisch gepressten Blutorangensaft (natürlich auch ich).

Da es Sonntag war und an diesem Tag der berühmte Fischmarkt zu hatte, machten wir uns nun direkt auf den Weg Richtung Ätna – mit einem Zwischenstopp am Eisladen und dem Vorsatz, den Fischmarkt am Abreisetag noch zu erkunden.

Zunächst ging es zwischen Orangen- und Zitronenhainen (voll behangen mit Früchten) auf unserer Tour rund um den Ätna bis nach Paternò, wo wir einen kleinen Spaziergang durch die Stadt machten und bis zu einer normannischen Burg emporstiegen. Die nächste Station war dann Adrano, wo wir aber nur kurz Rast machten – wir hatten ständig das Gefühl, dass unser Weg noch so weit wäre. Tatsächlichlich waren wir den ganzen Urlaub über aber meist viel kürzer unterwegs, als wir gedacht haben. In Bronte schließlich, einer Stadt, die für ihre Pistazien bekannt ist, wollten wir ein paar Leckereien als Mitbringel für Zuhause kaufen – immerhin hatten wir extra meinen riesigen und nur halbvollen Koffer mitgeschleppt. Vielleicht lag es am Sonntag, vielleicht an der noch nicht begonnenen Touristensaison – wir haben keinen einzigen Souvenirladen oder ähnliches gefunden. Dafür hat unser liebes Navi Tommy uns auf abenteuerliche Weise durch engste Gassen geführt und wir konnten es nur mit Mühe davon überzeugen, dass eine Kopfsteinpflastergasse mit Treppenstufen nicht der richtige Weg für unser Auto sein konnte.

Als letzter Programmpunkt stand das mittelalterliche Städtchen Randazzo für diesen Tag auf dem Plan, das wir uns aber für den Montag aufhoben. Ganz in der Nähe befand sich auch unsere Unterkunft, inmitten von Lavafeldern, Olivenhainen und Mandelbäumen. Wir bezogen unser Zimmer und veranstalteten erstmal eine kleine Siesta. Danach spazierten wir ein wenig durch die Gegend, machten Fotos vom Ätna und dem gegenüberliegenden Gebirgszug, streichelten ein Pferd und aßen eine Olive vom Baum (nicht nachmachen, die sind roh wahnsinnig bitter!). Irgendwann bekam ich Hunger und die Zeit bis zum Abendbrot schien sich noch endlos zu strecken. So ging der Mann los um mit seinen kaum vorhandenen Italienischkenntnissen den Mann an der Rezeption, der so gut wie gar kein Englisch sprach nach einem kleinen Snack zu fragen. Vielleicht ein bisschen Brot mit Käse und Tomaten oder so etwas. Nach einer Weile klopfte es dann an der Tür und ich bekam den ersten Zimmerservice meines Lebens serviert:

Der „kleine Snack“ war unwahrscheinlich lecker und wir danach pappensatt. So gingen wir dann auch erst zu einer für Süditalien annehmbaren Zeit hinüber ins Restaurant und hatten dort gar nicht mehr so wahnsinnig viel Hunger. Da ich wusste, dass die Gegend für ihre Pilze bekannt ist, bestellte ich nach den Antipasti einen Pilz-Grillteller und der Mann Kalbsschnitzel mit gegrilltem Gemüse. Wir waren so vollgefuttert danach, aber ich bestellte mir trotzdem noch ein paar Erdbeeren zum Nachtisch. Man musste ja ausnutzen, dass die Erdbeersaison dort schon begonnen hatte. Danach fielen wir sehr sehr müde ins Bett.

Sieben Nächte, sieben Eise, Si…zilien – Nacht 1: Catania

Eine Woche Resturlaub bis Ende März wollte verbraten sein. Dass der überhaupt übrig war, lag an meinem ständigen Kranksein und auch jetzt war ich wieder kurz davor. Also: Verwöhnen, radikal raus, Sonne, gutes Essen, was Neues sehen. Ein Blick auf die Europakarte sagte: Sizilien.

Mit einem halb gefüllten Koffer ging es los, die andere Hälfte wär für Lebensmittel reserviert. Wir nahmen ein Mietauto und steckten eine Route fest: Jede Nacht in einem anderen Bett, möglichst viel sehen, möglichst kurze Fahrten, alle Aspekte der Insel unter einen Hut bekommen.
Nacht 1: Catania
Am Flughafen zunächst die übliche Verwirrung: Wie, der Fahrer hat keine Kreditkarte? Wie, die Kreditkartenhalterin hat keinen Führerschein? Mit dem reservierten Wagen bei einer großen Firma wurde es nichts. Dafür bezahlten wir ein bisschen mehr bei einer kleineren, die dafür mit niedrigerem Verbrauch in ihrer Flotte warb. Elvy, unser kleiner Peugeot, war uns dann auch direkt sehr sympathisch und hat uns gemeinsam mit unserem frisch gekauften Navi Tommy zuverlässig durch die Woche gebracht. Ebenso zuverlässig erfuhr der Mann den berüchtigten sizilianischen Verkehr (kleine Straßen, die ohne Markierungen mal eben fünfspurig in eine Richtung befahren werden – plus mehrere Motorinos dazwischen, enge Gassen, steile Abhänge, Schlaglöcher und Serpentinen…). Alles wurde mit Bravour gemeistert und die einzigen neuen Kratzer bekam Elvy, als sie in einer engen Gasse in Palermo parkte. Aber ich schweife ab, wir sind ja noch in Catania.
Auf dem Weg vom Flughafen nahmen wir eine Kurve und auf einmal war der Ätna, der Berg der Berge, vor uns. Oben lag Schnee, darüber ein ständig aufsteigender Dampf. Im Osten der Insel ist der Vulkan allgegenwärtig und er sollte uns auch die nächsten beiden Tage weiter begleiten. Zunächst aber bezogen wir unser entspanntes, im Seventies-Style eingerichtetes Hostelzimmer in einem hochherrschaftlich anmutenden Palazzo mit ungelogen 4 Meter hoher und entsprechend schwerer Tür. Das Hostel selbst war genau unser Ding, ein gemütliches Home away from home. Man solle nur bitte nach 10 leise sein, damit die Nachbarn sich nicht beschweren. Kriegen wir hin. Überhaupt waren wir auf dieser Reise nie nach Mitternacht im Bett, immer völlig geplättet von Essen und Wein.
Da die Sonne dann sehr schnell unterging (der Nachteil an Reisen im März) erlebten wir die Stadt selbst zunächst vor allem im Dunkeln, aber auch so konnte man schon eine Menge sehen und im sizilianischen Leben ankommen. Genau so war der sanfte Einstieg geplant gewesen. Am Dom gab es das erste Eis (Pistazie und Limone) und dann begaben wir uns in ein gemütliches kleines Restaurant, um die in der Bellini-Stadt Catania erfundene Pasta alla Norma zu verkosten: hausgemachte frische Pasta mit frittierten Auberginen, unglaublich fruchtiger Tomatensauce und gesalzenem, festen Ricotta. Umwerfend lecker. Der Mann hatte indessen Pasta mit Meeresfrüchten und eine Fischplatte. (Edit: Die hatte er in Siracusa, sagt er ;)) Davor gab es Antipasti und danach einen Zibbibo – für ein Dessert hat mein Magenvolumen leider nur selten gereicht…