36

Wow, jetzt bin ich also wirklich 36? Krass. Fühlt sich an wie 26. Höchstens. Ich habe in den letzten Tagen ziemlich viel über mein Leben gerade nachgedacht, ist ja irgendwie viel im Umbruch im Moment. Dann vorgestern mein Geburtstag (mit großartigem Bloc Party Gig in genau der richtigen Begleitung für einen Bloc Party Gig), gestern das jährliche Geburtstagspicknick, in etwas anderer Konstellation als zum Schluss, aber immer noch genauso toll wie jedes Jahr, und dann die offizielle WG-Einweihung. Fühlt sich alles sehr stark nach Neuanfang und dem Aufbruch in ein neues Leben an. Schön fühlt sich das an.

Ich habe gestern mit mehreren Leuten darüber gesprochen, wie unglaublich gut es mir gerade geht. Es ist die schönste Zeit des Jahres, die Sonne scheint jeden Tag, ich habe eine tolle Mitbewohnerin, tolle Freund*innen, tolle Kolleg*innen und tolle Aussichten auf diesen Sommer und alles, was da noch so kommen mag. Außerdem habe ich ziemlich viel frei verfügbare Zeit, gehe auf jede Menge Konzerte, habe wieder Spaß am Kochen und Essen und schmiede Reisepläne. Mein Leben ist gerade fast wie eine Wiederauflage der tollen Uni-Zeit in Rostock. Mit ein bisschen weniger Freizeit, ein bisschen mehr Verantwortung und Verpflichtung und viel weniger Meer zwar, aber ich bin ja auch mehr als 10 Jahre älter als damals, da ist das schon OK.

Vorgestern vor 11 Jahren, an meinem 25. Geburtstag, bin ich nach Berlin gezogen. Auch unglaublich, wie schnell diese Zeit vergangen ist. Und jetzt sitze ich hier mit 36 in meiner Geburtsstadt mit meiner Mitbewohnerin auf meinem Balkon. Sie liest, ich schreibe. Die Katzen haben sich nach drinnen in den Schatten verzogen. Ich lebe einen Steinwurf von der Wohnung entfernt, in der ich damals als Baby gewohnt habe. Und wenn ich so überlege, wie ich mir früher mein Leben mit 36 so vorgestellt habe, dann ist zwar einiges anders (ich sehe hier keinen Mann und keine Kinder rumlaufen), aber die Essenz ist gleich geblieben: Ich wohne in Berlin, in einer wunderschönen Wohnung voller Bücher, ich arbeite irgendwas mit Text (und Internet, aber das habe ich als Kind ja noch nicht ahnen können) und genieße alle Vorzüge, die die Großstadt so zu bieten hat.

An meinem Geburtstag haben mir vier meiner fünf Exfreunde gratuliert, drei davon schon vor neun Uhr morgens. Familienmitglieder von zwei von ihnen haben mir auch gratuliert. Und der beste Freund des einzigen Exfreundes, der sich mal wieder nicht gemeldet hat. Ich glaube, ich habe ziemlich viel richtig gemacht in meinem Leben.

Auf die nächsten 36!

3 thoughts on “36

  1. Liest sich so, als wenn du ziemlich viel richtig gemacht hast. Und man kann seine Lebenspläne ja auch umschmeißen oder zumindest verschieben.
    Als ich 6 war, dachte ich, ich würd mal heiraten und Kinder haben.
    Als ich 16 war, war ich mir sicher, ich würde nach dem Abi mal als Juristin eine steile Karriere hinlegen.
    Als ich 26 war, ging mein Jurastudium den Bach runter.
    Und mit 36 lebte ich beziehungslos in einer Dreizimmerwohnung, mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung, mein eigenes Geld, ich reiste viel herum.
    Mit 46 hatte sich mein Dienstherr verändert, die Wohnung nicht.
    Und nun bin ich 50, lebe immer noch in der Wohnung, weit, weit von meinem Geburtsort entfernt. Habe ein ruhiges Leben und genug Kohle, um meine Schwester auf eine Studienreise nach Japan mitzunehmen. Es ist also gar nicht so schlimm, wenn das Leben anders verläuft als man mal gedacht hat.

    Aber ich hab jedes Mal Angst, wenn es eine grundlegende Veränderung gibt, die ich nicht kontrollieren kann. Das wird sich auch nicht mehr ändern, fürchte ich, obwohl ich doch inzwischen WEISS, dass es gut ausgehen kann und oft wird.

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