Yay, Wochenende, ausschlafen… Pah, ich bin früher wach, als der Wecker in der Woche klingelt. Aber ich kann liegen bleiben, das ist schon mal super. Ich lese das Internet leer, ich mache insgesamt fast eine Stunde Sprachübungen – bei den italienischen Dialekten ist heute bolognesisch dran -, ich blogge, ich gucke TikTok… Ich telefoniere mit dem Liebsten… Und weiß gar nicht, was noch alles. Gegen 11 stehe ich dann auf, dusche und ziehe mich an. Dann gibt es Frühstück für die Katzen und mich.
Ich habe noch einiges zu tun, bis ich aufbrechen kann, um mit dem Liebsten und dem Teilzeitkind das Wochenende zu verbringen. Es steht noch etwas Abwasch rum, der Müll muss nach unten, das Katzenklo gehört durchgesiebt, die Pflanzen gegossen, die Sachen gepackt. Dann packe ich den gesamten Topf Waldmeister transportsicher ein, wickle Geschenke in Geschenkpapier, fülle Wassernäpfe auf und stelle den Katzen Futter für zwei Tage bereit. Als ich endlich fertig bin, ist es fast 14 Uhr. Ich packe mir einen Podcast auf die Ohren (die neue Folge „Niemand wird verurteilt“, über der ich gestern eingeschlafen bin) und fahre mit zwei S-Bahnen nach Südberlin.

Als ich die Wohnungstür des Liebsten aufschließe, ist die Folge zu Ende. Von Tür zu Tür dauert es also genau eine Stunde. Der Liebste und das Teilzeitkind sind noch unterwegs. Ich ernte die Hälfte des Waldmeisters und hänge sie als Strauß am Fenstergriff auf. Dann spüle ich zwei Mateflaschen mit Schraubverschluss aus dem Pfandvorrat des Liebsten aus, die werden noch gebraucht. Die beiden kommen nach Hause und wir begrüßen uns nach über einer Woche (Liebster) und fast zwei Wochen (Teilzeitkind) endlich wieder live.

Dann gehe ich noch schnell in den Supermarkt um die Ecke und besorge eine Flasche Riesling, zwei Piccoli lokalen Sekt und ein paar Dinge, die der Liebste vergessen hatte, während die beiden sich mit Haushaltstätigkeiten beschäftigen. Als ich wieder zurück bin, gibt es für mich und das Teilzeitkind Erdbeer-Rhabarber-Grütze und eine Folge „Die Bergretter“ (nicht meine Wahl, aber was tut man nicht alles), während der Liebste sich einige Matches der PUBG Global Series anschaut (und dann hinterher ganz furchtbar enttäuscht ist, weil „sein“ Team am Ende knapp nicht weitergekommen ist. Es fehlt eigentlich nur noch der Schal, das Bier und das traurige vor sich Hinstarren).
Damit er sich von dem Unglück erholen kann, darf er dann die Couch warm halten, während das Teilzeitkind und ich zum Stammitaliener gehen, um das Abendessen abzuholen. Wir bestellen Pizzen für uns und Pasta für den Liebsten und Antipasti für alle. Während wir warten, trinke ich einen Sarti Spritz und das Teilzeitkind eine Apfelschorle. Hier in der Öffentlichkeit und ohne echte Erziehungsberechtigte dabei ist das Teilzeitkind gleich zwei Köpfe größer und fünf Jahre älter. Keine Kleindkindstimme, kein Herumalbern, sondern kerzengerade Haltung, Teenagerposen und „ernsthafte“ Gespräche über wer in wen verliebt ist, was auf TikTok gerade abgeht, wer schon ein eigenes Handy hat und dass obwohl man in Anwesenheit der Eltern ja oft „Scheiße“ sagt, das eigentliche Lieblingswort der Kids ja „Fuck“ ist. Meine Damen und Herren: Dritte Klasse, Berlin. Dann noch schnell professionell ein Selfie machen und dann geht es zurück in den Kindermodus – Kirschlolli und High Five vom Chef abholen (der uns die Getränke spendiert hat) und dann den Bürgersteig nach Hause entlang hopsen und bei Papa wieder klein und niedlich werden.

Dann geht es zu dritt auf die Couch, die neue Staffel LOL anfangen. Der Liebste hat die größten Schwierigkeiten, sich das Lachen zu verkneifen, das Teilzeitkind lacht auch über Witze, die es trotz heimlicher Pre-Teen-Identität noch nicht versteht und alle drei finden wir bisher Kurt Krömer am überzeugendsten. Nach vier Folgen ist dann aber Schluss, der Rest wird auf morgen verschoben. Stattdessen ist jetzt Vorlesezeit. Gestern haben die beiden ohne mich Harry Potter 7 zu Ende gelesen, heute darf ich die ersten sieben Szenen vom verwunschenen Kind vorlesen. Dann verschwindet das Kindl mit dem Kindle zum alleine weiter Lesen ins Bett.


Der Liebste und ich schauen noch die neue Folge von Marvelous Mrs Maisel und dann bin ich so müde, dass ich mich mit TikTok ins Bett verziehe und der Liebste Gelegenheit bekommt, noch ein paar Verbrechen auf den Straßen von Los Angeles zu begehen.