Nach dem frühen Ende des Freitagabends begann der Samstag ebenfalls früh – wie im Moment leider fast alle Tage. Immerhin bis halb 8 konnte ich einigermaßen dösen, dann huschte ich aufs Klo. Das war wohl für das Teilzeitkind das Signal, dass jetzt Wachsein in Ordnung war und es kam kurz ins Schlafzimmer geschneit, um „Tagchen“ zu sagen, was dann auch den Liebsten endgültig weckte. Dann kehrte es zurück in sein Zimmer, um Hörspiel zu hören, während der Liebste Kaffee und Kakao kochen ging und ich mich nochmal gemütlich einkuschelte. Aber wach ist wach.
Wie üblich verbrachten wir den Morgen mit Kaffee und Endgeräten im Bett. Gegen 11 dann ging es hinaus in den (Schnee-)Regen und auf den Markt. Wir kauften frische Bio-Eier, französische Salami, ein Baguette, Taboulé und Rucola-Aufstrich und dann noch Börekstangen und Quarkbällchen auf die Hand. Dann ging es schnell zurück ins Warme und der Liebste bereitete Spiegeleier und Bio-Würstchen zu während ich die Spülmaschine ausräumte und den Tisch deckte – das Teilzeitkind erbarmte sich, ein wenig zu helfen, sortierte aber vor allem Lego.
Während des Frühstücks setzten wir das Gesprächsthema des Rückwegs fort – welche Native Americans/First Nations ursprünglich wo lebten und wo heute und ob es eigentlich OK war, wenn eine Mohawk im Fernsehen eine Sioux spielte oder nicht. War man schon froh, wenn die Rolle an eine Native ging, oder war es unzulässig verallgemeinernd? Müsste man dann wohl nochmal direkt „Betroffene“ fragen, zur Besetzung von Reservation Dogs fanden wir zumindest spontan keine diesbezüglichen Kontroversen online. Der Rest des Tischgesprächs drehte sich dann um The Cursed Child. Ich bin ja eine Verfechterin von „No spoilers“, während der Liebste und das Teilzeitkind diesem Prinzip wenig abgewinnen können. Die beste Freundin des Teilzeitkinds hat ihm schon wesentliche Spoiler aus Harry Potter 6 und 7 und sogar einiges über The Cursed Child verraten. Ich finde das nicht gut und versuche, jegliche Nachfragen diesbezüglich abzuwehren, habe dabei aber im Liebsten nicht immer einen Verbündeten. Und so erfährt das Teilzeitkind dann doch noch, wer die Eltern von Delphie sind. An viel mehr kann ich mich zum Glück nicht erinnern.
Nach dem Essen sollst Du ruhen oder tausend Schritte tun. Mit Schritten war ich für die Woche durch, also ging es ans Ruhen. Lesen, spielen, Kreuzworträtseln, Duolingo und Babbel üben, zwischendurch ein wenig einnicken und dann am Ende noch über Freitag bloggen…
Irgendwann trauten sich die beiden Anderen nochmal raus und kauften fürs Abendessen ein. Dann kochte der Liebste seine vegetarische Bolognese mit Fettuccine und wir aßen noch gemeinsam, bevor ich dann meine Siebensachen packte und wieder zurück nach Ostberlin fuhr – meine Cousine wollte in ihren Geburtstag hineinfeiern und hatte zur WG-Party geladen.
Es wurde ein netter Abend mit Sekt und Wein, Ofengemüse und Dipps und diversen Gesprächen. Die anwesenden Gästinnen (nur ein Mann war dabei, der ist hier mitgemeint) kamen beim Reden immer wieder an den Punkt, sich zu fragen, was man auf Parties eigentlich gleich nochmal macht und worüber man so redet – wir waren alle etwas aus der Übung nach den letzten Jahren. Es wurde jedenfalls viel über Kinder und das Elterndasein gesprochen, über Schul- und Kitapolitik in Berlin und Brandenburg, über die Berlinale und diverse Filme, über die Erinnerungskultur zum Holocaust, speziell in Auschwitz, über vergangene und geplante Reisen, über das Vierzig und älter werden und über die völlige Verblendung des „Mehr Bock auf Arbeit“-Anspruchs des Arbeitgeberverbands. Original kein Gespräch drehte sich im engeren Sinne um die Arbeit oder den Beruf der Beteiligten – kein „Und, was machst Du so?“ Das fiel mir sehr wohltuend auf!
Am späteren Abend stieß eine andere Cousine zu uns, die gerade von der Arbeit bei der Berlinale kam (Ich widerspreche mir hier ein wenig selbst ;)) und erstmal tütenweise Popcorn auf den Tisch knallte – in Süß und Salzig. Das hob die Stimmung nochmal gewaltig an, bis zum Höhepunkt um Mitternacht, als es Gesang, Wunderkerzen, Knallbonbons, Geschenke und hervorragenden Käsekuchen für das Geburtstagskind gab.
Bis ungefähr 2 Uhr hielt ich es dann noch aus, bevor ich es angesichts von einer halben Stunde Heimweg, auf mich wartender hungriger Katzen und der nächsten wahrscheinlich viel zu früh endenden Nacht aus Vernunftgründen für sinnvoll hielt, aufzubrechen. Des Nächtens war ich dann endgültig die einzige mit Maske in U- und S-Bahn. Ich stapfte durch den Schnee nach Hause, fütterte die Katzen und machte von meinem Erwachsenenprivileg Gebrauch, nach einer Partynacht ohne Zähneputzen direkt ins Bett zu gehen. Kurz vor 3 habe ich dann wohl geschlafen, meint das FitBit.