Zack, da ist es wieder, ein paar Tage voller Aktivität und schon liege ich einen Tag flach, danke Pandemie! Heute dann auch noch mit ordentlichen Kopfschmerzen zur allgemeinen Erschöpfung. Natürlich habe ich auch wieder zu wenig geschlafen und war nach Bett um 1 und irgendwann Klo zwischendurch schon wieder vor 7 wach. Folgerichtig also heute Bett-Office, damit geht es einigermaßen gut. Ab 9 habe ich also den Blick auf dem Diensthandy, kurz danach auch den Laptop dazu am Start.
Zum Glück ist meetingfreier Mittwoch, das erleichtert alles ein wenig. Und große Baustellen gibt es heute auch nicht. Stattdessen an verschiedenen Projekten jeweils Kleinigkeiten gemacht. Eine Presseanfrage muss beantwortet werden, das erfordert Koordination mit verschiedenen Fachabteilungen. Ein paar Dinge müssen im Chat besprochen und abgestimmt werden. Eine E-Mail an alle Manager*innen zu einem neuen Prozess muss herausgeschickt werden. Irgendwo zwischendrin habe ich dann genug Hunger, um mir ein Müsli mit Joghurt und Orange zu machen, einen Ingwer-Kurkuma-Tee zu kochen und bei der Gelegenheit auch die Katzen zu füttern und ein paar Worte mit dem Mitbewohner zu wechseln. Da ist es nach 11.
Danach bastle ich weiter an zwei Texten herum, einer auf Englisch, einer auf Deutsch, helfe der Kollegin in Frankreich mit einem technischen Problem im Backend, mache ein Update auf unserer Firmenwebseite und dann ist erstmal nichts wirklich Dringendes mehr zu tun. Ich beschäftige mich eine Weile mit dem Thema „Essen“ und beschließe schließlich, wieder etwas zu bestellen. Heute mag ich nicht aus dem Bett. Es werden dann Köttbullar mit Gurkensalat und zum Nachtisch Milchreis mit Apfelmus – alles in vegan.
Bisschen viel Sauce über die Bullar gekippt, aber sie sind da drunter!
Um 18 Uhr schließe ich noch das Formular für eine Umfrage, die wird morgen ausgewertet. Dann ist auch ganz offiziell Feierabend. Ich wechsle vom Dienstlaptop zum Privatlaptop und schaue die dieswöchige Jon-Stewart-Folge der Daily Show vom Montag, die Jubiläumsfolge von Seth Meyers mit Gast Joe Biden von gestern (der alte Mann ist witzig!) und dann wechsle ich zu „The West Wing“ und beginne die sechste Staffel. Es geht um Gaza und Israel – nichts mit Eskapismus heute. Es guckt sich so weg und dann ist es plötzlich schon 23 Uhr. Schnell Zähne putzen und Licht aus, damit morgen wieder mehr Energie da ist!
Wieder viel zu früh aufgewacht, aber diesmal immerhin schon nach 6. Trotzdem nicht ideal für den anstehenden langen Tag. Und zwischen wach und munter ist ja auch nochmal ein Unterschied, ich bin nicht wesentlich früher durch mit meiner Morgenroutine als sonst, aber immerhin kurz nach 9 im Büro. Dort ist schon einiges los, denn heute machen wir die offizielle Einweihung und zu diesem Behufe kommen einige Leute rein, die man sonst nie oder selten sieht, außerdem ist neben den schon gestern anwesenden Kolleg*innen aus Polen und Italien jetzt auch noch einer aus Frankreich da. Im Laufe des Tages trudeln dann auch noch Leute aus allen Ecken Deutschlands ein.
Der Laden brummt sozusagen und ich bin ganz froh, dass ich mich in mein kleines Kämmerlein zurückziehen kann, dass ich meistens für mich alleine habe, um wenigstens ein bisschen was zu schaffen. Zum Glück fällt ein Meeting komplett aus, weil die Kollegin krank ist, ein weiteres wird aus Zeitgründen auf der anderen Seite auf Donnerstag verschoben. Zwei recht produktive Meetings haben wir aber live vor Ort, ein weiteres während der „Mittagspause“ (heute gibt es Sushi).
Drumherum bebildere ich einen Text und bastle an einem anderen, korrigiere einen dritten und schreibe E-Mails zum Abklären von Dingen. Und dann gibt es halt auch viele Gespräche mit Leuten, die ich seltenst sehe und mit denen ich im Arbeitsalltag nichts oder fast nichts zu tun habe. Ich erfahre spannendes über unser Büro in Valencia, wo ich ja bald ein paar Tage sein werde, und wo es dort das beste Gebäck gibt. Ich gehe mit Kolleginnen, die aus Süddeutschland abgereist sind, Kaffee holen, da sie nicht die nötigen Zugangskarten haben, um die Maschine zu bedienen, ich unterhalte mich mit dem Kollegen in Frankreich darüber, dass Bürotage wichtig sind, aber eigentlich nicht mehr zu unserer globalen Arbeitsweise passen, wo jeder Tag mit Meetings und Tasks durchgetaktet ist, während im Büro per Definition alles unstrukturierter läuft, Meetings überzogen werden und spontane Gespräche dazukommen. Büro ist wichtig für Kultur und Teamgeist, stört aber eigentlich beim Arbeiten und ist ein Stressfaktor. Immerhin gut, dass das nicht nur mir so geht.
Ab 15 Uhr ist an Arbeiten nicht mehr wirklich zu denken, es wird schlichtweg zu voll mit Neuankömmlingen, einige haben sich seit vier Jahren nicht mehr live gesehen – danke Pandemie. Eine Kollegin hat Kuchen und Muffins mitgebracht und es ist viel Erzählens. Gegen 16 Uhr verabschiede ich mich final aus meinem Teamchat und stürze mich ins Getümmel. Ab 16:30 moderieren ein Kollege und ich einige Spiele, bei denen durch witzige Geschicklichkeitsspiele Preise gewonnen werden können. Das schafft einen guten Übergang von Arbeitsthemen zum Feiern. Es gibt Musik und erste Kaltgetränke. Ab 18 Uhr ziehen wir um in den inzwischen leeren Gemeinschaftsraum des Bürogebäudes, wir drehen die Musik lauter und holen die etwas schwereren Getränke hervor. Ganz Feierabend habe ich aber noch nicht – eine Person, die gerade im Bewerbungsprozess steht, wurde eingeladen, um mal das Team kennenzulernen und ich gehöre zu den Personen, mit denen sie sich intensiver unterhalten soll. Und auch mit dem Kollegen aus Frankreich muss ich jetzt nochmal Arbeitsdinge besprechen, wofür früher am Tag einfach keine Zeit war.
Irgendwann wird dann Pizza geliefert und die Arbeitsthemen verstummen endgültig. Wir reden über alte Zeiten, vergangene Kolleg*innen und Parties, private Dinge… Mit der Kollegin aus Italien geht es u. a. um die politische Situation dort, ums Aufwachsen in Südtirol und um die Rechte von Arbeitnehmer*innen in verschiedenen Ländern im Vergleich. Der Kollege aus Frankreich berichtet, wie er immer zum Zigarettenholen rüber nach Italien fährt, weil die dort deutlich billiger sind. Der Kollege aus Köln berichtet von seiner neuen Katze, die Kolleginnen in Teilzeit davon, wie gut es ist, heute statt Kinderbetreuung mal unterwegs sein zu können… Es wird ein guter und langer Abend und irgendwann tanzen wir tatsächlich wie früher. („Nur, dass die meisten von uns halt inzwischen über 40 sind und auch so aussehen“, sagt der Kollege aus Dortmund.
Kurz nach halb 1 packe ich meine Sachen zusammen und überlasse den Rest ihrem Schicksal. Weil die Bahnen um diese Zeit nur noch sehr vereinzelt fahren, nehme ich mir zur Feier des Tages ein Taxi und liege so schon kurz nach 1, fest umzingelt von den Katzen, im Bett.
Ich kenne mich ja mit Krafttraining nicht so aus, weiß aber, dass versierte Enthusiasten sich ihre Trainingseinheiten ein- und über die Woche verteilen und dass es wohl sowas wie einen Leg Day gibt, den man wohl keineswegs skippen sollte. Von daher gehe ich mal davon aus, dass es auch einen Arm Day gibt. Den habe ich jetzt wohl jedes Mal, wenn ich ins Büro gehe, welches mit diversen schwergängigen Türen ausgestattet ist. Ich prophezeie entweder regelmäßigen Muskelkater und in der Folge Arme wie Stahl oder eben Sehnenscheidenentzündungen und die Notwendigkeit einer Bürobefreiung. Es bleibt spannend.
Es ist völlig unklar warum, aber. Ach der hervorragenden Nacht gestern wache ich heute schon kurz nach 5 auf und kann dann nicht wieder einschlafen. Augen zu und einkuscheln, Lesen, Kreuzworträtsel… Nichts hilft. Irgendwann gebe ich auf und beginne halt den Tag. Halb 7 klingelt ungeplant der Wecker des Liebsten (also von ihm nicht aktiv geplant, die Einstellung ist noch von Freitag übrig und da das Smartphone nicht mitdenkt und beachtet, dass das Teilzeitkind heute nicht da ist, klingelt es einfach, wie vom User vorgegeben). Der Liebste ahnt davon nichts, sondern macht den Wecker aus und schläft weiter. Halb 8 klingelt dann mein Wecket und ich lasse ihn extra lange klingeln, weil es so langsam auch für den Liebsten Zeit wird, aufzuwachen. Den Wecker ignoriert er aber auch, erst als ich mich an ihn kuschle und ihm ins Ohr säusele, dass er jetzt mal Kaffee machen müsste, weil er in einer halben Stunde anfängt zu arbeiten, wird er munter. (Ich nehme an das Triggerwort hier ist nicht „Arbeit“, sondern „Kaffee“ gewesen.)
Wenige Minuten später liegen wir mit Kaffee im Bett und lesen uns wach – also der Liebste sich. Kurz vor 8 stehe ich auf und gehe ins Bad. Dann esse ich schnell die letzten beiden Babybananen und ein Schokocremebrot. Kurz nach 8 verabschiede ich mich vom Liebsten, der nun tatsächlich mit der Arbeit beginnt, und mache mich mit Podcast auf den Ohren mit S- und U-Bahn auf den Weg ins Büro. Ich komme streikfrei durch und bin dann noch deutlich vor 9 da, zeitgleich mit einem Kollegen und nach einer anderen Kollegin. Im Laufe des Tages füllt sich das Büro auf zwölf Personen an, dabei ist heute gar kein Pflichttag. Aber wir haben Besuch aus Ostfriesland, aus Dortmund und aus Florenz, das zieht natürlich auch Berliner*innen nach sich.
Den Vormittag über gibt es Gespräche und Erledigungen aller Art. Ich schreibe mit einer Kollegin in Salerno, kläre vor Ort etwas mit der Kollegin aus Florenz, richte den neuen Drucker auf meinem Laptop ein, lasse mich dazu von anderen Kollegen und den Leuten am Empfang beraten, erstelle eine Ausweiskopie (schon wieder…), schreibe eine Mail an den deutschen Standort, gratuliere einer Cousine zum Geburtstag und trinke dabei viel Mate. Dann geht es zu einem geschäftlichen Mittagessen, zu fünft, in einem panasiatischen Restaurant. Ich esse Glasnudelsuppe mit Tofu und Kimchi und Reis-Bowl mit Rindfleisch und Mango. Dazu gibt es einen Mango-Minz-Eistee mit Litschi und hinterher einen vietnamesischen Kaffee.
Danach laufen wir schnell zurück zum Büro, wo um 14 Uhr schon das nächste Meeting wartet. Sieben Menschen in Berlin verteilen sich auf drei Räume und wählen sich von drei verschiedenen Laptops in ein Meeting mit einem Kollegen in Polen ein. Als das fertig ist, setzen sich vier von uns nochmal gemeinsam in einen Raum und besprechen Dinge. Dann geht es in der Fünferrunde vom Mittagessen weiter bis kurz nach 17 Uhr. Eine knappe Viertelstunde verspätet wähle ich mich dann in mein Teammeeting ein – Nord- und Südengland, Paris, Chicago, alle wieder da. Heute fassen wir uns aber kurz und sind schon vor 18 Uhr fertig.
Ich helfe noch schnell einem Kollegen mit etwas und dann geht es zu dritt mit der U-Bahn nach Hause. Am Alex trennen sich unsere Wege. Der eine Kollege fährt weiter gen Norden, ich zeige der Kollegin aus Florenz, wo sie eine schöne Flasche Wein für den Abend bei einem ehemaligen Kollegen kaufen kann und fahre dann mit der Tram zurück in den Prenzlauer Berg. Post aufmachen, Katzen begrüßen, Rucksack und Sporttasche weitestgehend auspacken und ein Tulpenfoto für den Bruder machen (so langsam ahnt man, wo bald Knospen sein könnten).
Dann kurzer Smalltalk mit dem Mitbewohner und seinem Besuch und dann lege ich mich mit einer Feierabendlimo (Ingwer-Estragon) auf das Bett und telefoniere mit dem Liebsten. Danach mache ich mir eine Stulle und Fenchel zum Abendbrot (und ein paar Chips, von der anderen Seite der WG), gucke ein wenig TikTok, schreibe mit einer Freundin und bin unheimlich müde. Kurz vor 21 Uhr erbitte ich mir eine ungestörte Stunde im Bad, lege mich in die Wanne und fange ein neues Buch an – für Grass oder Italienisch habe ich heute nicht genug Kapazitäten frei. Stattdessen fange ich mit Joan Didions „The Year of Magical Thinking“ an. Auch keine leichte Kost, aber wenigstens leicht geschrieben.
Kurz vor 22 Uhr liege ich im Bett, auf jeder Schulter eine Katze – ich wurde sehr vermisst – und versuche, trotz des Türmuskelkaters und der Vorgänge in der Küche (es wird dann jetzt gekocht), gut und schnell einzuschlafen.
Als ich gegen 9 das erste Mal auf die Uhr schaue ist im Zimmer vom Tag draußen noch nichts zu ahnen – Verdunkelung kann der Liebste. Zack, mal eben neun Stunden durchgeschlafen. Irgendwann wacht auch der Liebste auf und bringt Kaffee, später noch eine zweite Runde, und wir bleiben einfach bis halb 12 oder so im Bett. Dann knurrt irgendwann mein Magen und ich forciere das Aufstehen. Gegen 12 gibt es gemütliches Sonntagsfrühstück, heute mit Krabben im Rührei, ausnutzend, dass das Teilzeitkind nicht da ist.
Bereits gestern haben wir den Plan gefasst, heute ins Draußen zu gehen und etwas zu unternehmen. Am Ende wird es zwar nicht der ursprüngliche Plan, aber in weiten Teilen ziehen wir es durch. Nach dem Tischabräumen ziehen wir uns also an und laufen dann nicht zur üblichen S-Bahn-Station, sondern in die andere Richtung, denn in diese wollen wir fahren und außerdem gilt es ja, etwas zu erleben. Der Liebste moppert nur am Anfang, weil das ja viel weiter und total sinnfrei sei, erkennt aber dann die Möglichkeit, mir eins auszuwischen, in dem er zustimmt. Da hat er aber die Rechnung ohne mich gemacht, ich spaziere ja gerne durch ungewohnte Gegenden und bei dem sonnigen Wetter heute erst Recht. Am nächsten S-Bahnhof dann sollen wir eine Viertelstunde auf die Bahn warten – irgendwas mit Polizeieinsatz – aber nicht mit uns, wir laufen einfach noch weiter. Bei der übernächsten Station sind es vier Minuten und das ist sehr OK.
Wir fahren raus nach Wannsee und schauen uns auf dem Weg dorthin die Gegend an – wo man gerne leben würde und wo eher nicht so, Abwägen zwischen schön grün und weit vom Schuss, völlig abgesehen vom Preis und der politischen Einstellung der Nachbarschaft. Am Schlachtensee stehen wir lange und gucken aufs Wasser, fast sind wir versucht, einfach hier auszusteigen, aber dann fährt die Bahn doch noch das letzte Stück. Am Wannsee selbst dann erstmal viel Baustelle. Wir entscheiden uns gegen eine Fährüberfahrt oder eine Ausflugsfahrt und laufen stattdessen grob Richtung Pfaueninsel – bereits ahnend, dass wir nicht bis ganz dahin kommen werden, aber auch unwillig, dann eben den Bus zu nehmen.
So laufen wir durch interessante Gegenden voller Segelvereine, Schulungszentren, Suchtrehas und historischer Stätten, bis man wieder ans Wasser kommt. Hier wird es dann kurz richtig naturnah und idyllisch.
Der Wunderlauch duftet schon
Dann kehren wir ein – wobei der Liebste findet, das Außengastronomie kein wirkliches Einkehren wäre – es gibt Cappuccino für ihn (er ist ja kein Italiener und darf das auch am Nachmittag) und Pflaumenkuchen und Fassbrause für mich.
Als es kühler wird, brechen wir wieder auf und laufen den gleichen Weg zurück. Kurz vor der Bahn kommt dann nochmal die Sonne zurück.
Wir fahren zurück, diesmal bis zur üblichen S-Bahn-Station, laufen zuhause und verschwinden dann am Rechner (der Liebste) bzw. im Bett (ich). Ich fange an zu lesen und schlafe fast direkt ein – nach über 14.000 Schritten nicht unerwartet. Als ich leicht desorientiert wieder aufwache ist es schon halb 7. ich lese mein Buch zu Ende (Sebastian Hotz – „Mindset“) und überlege, ob es für die Geschichte eine Vorlage aus dem Literaturkanon gibt, irgendwas klingelt da – gefühlt 18. oder 19. Jahrhundert, deutsche Klassiker oder russischer Schinken? Mal weiter drauf rumdenken. Ansonsten aber alles ganz unterhaltsam.
Als das Buch aus ist, ist es Zeit fürs Abendessen. Es gibt Reste von gestern und dazu und danach „The Marvels“ – für einen Superheldinnenfilm auch sehr unterhaltsam und deutlich besser als sein Ruf. Wir sind große Fans der Katzen und natürlich von Kamala Khan, die wir ja schon in der Serie so toll fanden. Weil ich so viel geschlafen habe, habe ich danach noch Energie und wir schauen die erste Folge von „Echo“, auch ganz nice, vor allem, weil wir gerade ja „Reservation Dogs“ zu Ende gesehen haben und es da einige Überschneidungen im Cast gibt. Statt noch einer Folge will der Liebste danach aber nochmal spielen und so lege ich mich ins Bett und lese endlich mal in Fabrizia Lanzas „L‘ultimo dei Monsù“ weiter. Also, ich lese mir das vor und versuche, dabei ungefähr zu verstehen, worum es geht. Mir fehlen viele Vokabeln und ich mag nicht ständig alles nachschlagen, aber durch das Vorlesen bleibe ich am Ball und bekomme gefühlt auch mehr mit. So bin ich ja auch durch Fabrizias „Tenerumi“ und Elsa Morantes „L‘isola di Arturo“ durchgekommen. Ich schaffe es heute von 17 bis 21 Prozent, immerhin. Dann mache ich mich bettfertig und bin gegen Mitternacht wieder schläfrig genug, um die Nacht zu beginnen.
Heute ist es ein Jahr her, dass ich mich motiviert genug fand, wieder mit täglicher Bloggerei zu beginnen. Ich kann es selbst kaum glauben, dass ich das durchgezogen haben, aber man kann jetzt hier tatsächlich 365 Tage aus meinem Leben nachlesen (Auch wenn immer mal wieder ein paar Einträge irgendwo im Entwürfe-Ordner hängenbleiben, weil die App nicht macht, was sie soll. Ich habe eben den 26.05., den 17.11. und den 31.12. noch mal manuell auf die helle Seite der Macht hinübergeschubst.) An den allermeisten Tagen gibt es eine reine Beschreibung meines Tagesablaufs und das ist wahrscheinlich nur für mich selbst wirklich interessant, um später mal etwas nachgucken zu können, manchmal für meine Familie, die dann interessierte Nachfragen stellt. Der Liebste findet zum Beispiel detaillierte Beschreibungen von Arbeit oder Essen überhaupt nicht spannend, muss aber da oft durch, um manchmal doch noch interessante Dinge mitzubekommen, die er sonst verpasst, weil ich Dinge ungern zweimal erzähle. Er nennt das Blog lesen dann „Hausaufgaben machen“.
Es gibt aber doch täglich Leser*innen hier und ab und an kommentieren sie auch – hier oder auf sozialen Netzwerken. Selbst wenn nicht, würde ich vermutlich auch so weitermachen, denn inzwischen gehört das hier zu meiner Tagesstruktur und hilft mir, jeweils am nächsten Morgen, Sinn in all das zu bringen, was ich so tagtäglich treibe. Das ist von außen vermutlich selten nachzuvollziehen, weil ich so viel weglassen oder verklausulieren muss, da ich ja unter Klarnamen blogge und sich weite Teile meines Alltags um Arbeit drehen, oder eben um andere Leute, deren Privatsphäre auch geschützt werden will. Sollte es dadurch oft langatmig oder mechanisch und schlicht nicht lesenswert werden, tut mir das (in Maßen) leid. Ab und zu gibt es sicherlich den einen oder anderen Gedanken über das reine Abspulen von Fakten hinaus und im Notfall gibt es ja immer noch Katzen-, Essens-, oder Urlaubsbilder zum Auflockern. Und wie immer gilt: „Nobody zwingt Dich“*, mitzulesen. („Mich schon“, wird der Liebste hier einwerfen.)
Anyway, zurück zu gestern:
Ich erwache kurz vor 9, unprompted, der Mitbewohner und sein Besuch schlafen noch, die Katzen auch. Hell ist es im Zimmer, so langsam muss ich die Verdunkelung für die Balkontür wieder anbringen, die im tiefsten Winter nicht nötig ist. Ich mache mir einen weißen Tee und lese gemütlich soziale Medien, Tagespresse (bei der Gelegenheit gleich mal das Probeabo gekündigt, yay me!) und Blogs. Dann blogge ich selbst und währenddessen ruft auch schon der Liebste an. Wir besprechen die Pläne für den Tag und dann bleibe ich noch bis 11 liegen, bevor das Aufstehen wirklich dringend wird.
Ich ziehe nach kurzer Katzenwäsche direkt meinen Bikini unter und mich dann an, packe Rucksack und Tasche für Sport, Wochenende und Büro, füttere die Katzen, mache mir Müsli mit Orange zum Frühstück… Währenddessen stehen auch irgendwann der Mitbewohner samt Besuch auf. Kurz vor 12 verlasse ich das Haus und fahre mit Podcast auf den Ohren und S- und U-Bahn nach Südberlin. Kurz hektisch wird es, als ich den Umsteigebahnhof verpasse, weil ich so in ein Wikipedia-Loch vertieft bin (die gestern erwähnte italienische Punkband, CCCP Fedeli Alla Linea) und zurückfahren muss, aber ich habe zum Glück genug Zeitpuffer.
Im Fitnessstudio angekommen suche ich mir einen Platz mit Riesenspind, um all mein Gepäck unterzubekommen. Dann habe ich noch Zeit für zwei Bahnen Schwimmen, bevor sich das Becken zum AquaFitness füllt. Heute ist wieder der Drill Sergeant da, der mich letztes Mal angeraunzt hatte, weil ich zu viel gelächelt hätte beim Sport. Er ist aber zahmer und ich bekomme die 45 Minuten gut herum. Vielleicht auch, weil durchs Oberlicht die Sonne auf meine Ecke vom Pool scheint und ich den Herrn so schlechter sehen kann. Danach geht es in die Finnische Sauna (wärmer als die im Hotel am Montag) und hinterher unter die kalte Dusche und in den Ruhebereich.
Ich ruhe und lese – nach der Finanzzeitschrift für Frauen vom letzten Mal heute im WWF Magazin. Klischeefittis sind anders. Dann gönne ich mir eine zweite Saunarunde (in der Mediensauna, mit visueller Untermalung von schneebedecktem Gebirge, ich hätte ja lieber die Mittelmeerschleife gesehen, aber die ist heute wohl nicht dran). Nochmal kalt duschen, nochmal ruhen, dann gehe ich ausführlich warm duschen, mit Haarewaschen, Föhnen usw., ziehe mich an, belade mich mit Gepäck und laufe durch den Sonnenschein und die Einkaufsstraße zum Liebsten.
Ich hänge meine nassen Sachen auf und dann legen wir uns erstmal kurz hin und chillen. Mein Rücken tut vom Tragen weh und ich habe Bauchmuskelkater vom Training. Irgendwann gegen 17 Uhr brechen wir dann nochmal auf und gehen in den Supermarkt, fürs Wochenende einkaufen. Dann setzt der Liebste die Gemüsebrühe an. Während die vor sich hinköchelt, spielt er (Ein neues Spiel ist auf dem Markt, das ist alles ganz aufregend.) und ich esse Rosinenschnecke und Babybananen als Nachmittagssnack, mache Italienisch und döse.
Nach etwa einer Stunde kocht der Liebste dann seine vegane Bolognese und dazu Spaghetti (die einzigen langen Nudeln im Supermarkt, die durch Kupferdüsen gepresst wurden) und ich mache einen Salat aus Rucola und Radieschen dazu. Nebenbei läuft laute Musik und mein Bruder ruft auch noch an. Dann gibt es Abendessen, auf dem Sofa herumlümmelnd, und dazu und danach schauen wir „Oppenheimer“. Der Liebste gibt zwischendrin immer wieder Zusatzwissen zum Besten und auch nach dem Film reden wir noch lange über das Thema, kulminierend in einer Dozentur des Liebsten über den Zweiten Weltkrieg im Pazifik und japanische Kriegsverbrechen. Da liegen wir aber schon im Bett und ich schlafe langsam ein.
*Zitat von Edgar Wibeau in Ulrich Plenzdorf: „Die neuen Leiden des jungen W.“, gutes Buch, damals auch hervorragendes Theaterstück im Deutsch-Sorbischen Volkstheater in Bautzen und mit dem damals heartthrob Jungstar Marian Bulang. Mit einer freiwilligen Buchvorstellung in der 10. Klasse habe ich dadurch mal meine erste Zeugnis-1 seit Jahren ergattert, aber ich schweife ab…
Es ist Freitag und eine lange Woche neigt sich dem Ende zu. Der Himmel ist blau, die Sonne scheint, die Vögel singen – beste Voraussetzungen für einen guten Tag also. Nach Lesen, Bloggen, Telefonieren stehe ich auf und mache Frühstück für die Katzen und mich. Kurz nach 9 sitze ich am Schreibtisch, trinke Tee, löffle Müsli und beschäftige mich mit den ersten Arbeitsdingen – u.a. per Chat mit der Kollegin in Madrid, bei der ich bald ein paar Tage verbringen werde.
Es gibt außerdem die Rohfassung des Videos zum Anschauen und Anmerkungen hinterlassen, ein Fragebogen will ausgefüllt werden, mit dem ich anlässlich des anstehenden Frauentags gemeinsam mit anderen Kolleg*innen porträtiert werden soll, ein Post im globalen Chat-Raum muss abgesetzt werden… Und dann ist zwischendurch um 10 auch schon das erste Meeting, mit Ostfriesland. Um 11 folgt eines mit Moabit, Lichtenberg, Biesdorf und dem Büro. Danach schließe ich endlich den Fragebogen ab und bereite weiter Texte für einen Newsletter vor.
Um 13 Uhr ist es Zeit für die Mittagspause. Der Kasten, in dem Waschmittel und Co. aufbewahrt werden, muss ausgeräumt und gereinigt werden – irgendwas ist da ausgelaufen und hat die Verpackung des Spülmaschinensalzes aufgeweicht und eine unschöne Gemengelage hinterlassen. Der Kasten selbst ist aus Stoff und kommt dann in die Waschmaschine, gemeinsam mit dem Sofakissenbezug mit Katzekotzeflecken, dem Glitzershirt vom Mitbewohner (sorgsam auf links gedreht und in einem Wäschesack verstaut) und meiner normal anstehenden Buntwäsche. Dann mache ich mir die Kartoffelecken von gestern warm und die Guacamole und das Mojo Verde von gestern alle. Dann noch Wäsche zusammenlegen und schon ist es 14 Uhr und Zeit für das nächste Meeting – mit Ostfriesland, Charlottenburg und Nürnberg.
Direkt im Anschluss folgt ein Meeting mit einem Kollegen aus Chicago, der aber gerade in der Kaffeeanbaugegend von Kolumbien ist, in der Nähe von Medellín, und dort seine Famillie besucht. Wir brainstormen zu einer möglicherweise bald stattfindenden Veranstaltung in unserem Büro in Chicago. Ab 15:30 beschäftige ich mich mit dem Erstellen einer Präsentation für meine Chefin. Zusammensuchen von Informationen aus dem Projektmanagement-Tool und Aufzeichnungen von mir, sortieren, mit ChatGPT optimieren und dann in eine Folienform gießen. Danach ist es Zeit zum Wochenbericht schreiben und nebenbei noch mit meiner Chefin über verschiedene Punkte auszutauschen. Nebenbei noch ein bisschen Kleinkram, Koordination mit Kolleg*innen in Warschau, Dublin, Prag…
Gegen 17:30 klappe ich den Laptop zu, habe aber bis 18 Uhr noch ein Auge auf das Diensthandy. Der Mitbewohner und ich wirbeln kurz durch die Wohnung – Küche aufräumen, Katzenklo durchsieben, Staubsaugen… Denn heute kommt eine Freundin aus Italien an, die übers Wochenende in Berlin ist und bei ihm schlafen wird. Eine legendäre italienische Punkband hat innerhalb kürzester Zeit das Astra an drei aufeinanderfolgenden Tagen mit ihren Reunion-Konzerten ausverkauft und die Hälfte von Italien, die nicht bereits in Berlin wohnt, ist übers Wochenende da, um diesen Auftritten beizuwohnen, so auch die Freundin. Der Mitbewohner selbst hat kein Ticket ergattert und die, die es auf dem Schwarzmarkt gibt, sind ihm zu teuer. Er freut sich aber auf die After-Show-Party morgen und das Wiedersehen mit vielen alten Freund*innen und Bekannten. Nachdem die Freundin eingetroffen ist, gibt es Campari Spritz mit extra Tonic zum Anstoßen auf das Wochenende.
Ich überlasse den beiden das Feld in der Küche zum Ankommen und Erzählen, bevor sie rausgehen, um sich mit weiteren Freund*innen zu treffen, und ziehe mich mit den Katzen in mein Zimmer zurück. Mir ist auch etwas zum Feiern zumute und da heute Gehalt kam habe ich auch kein allzu schlechtes Gewissen, als ich mir schon wieder Essen bestelle – witzigerweise im Stammlokal des Mitbewohners. Es gibt Focaccia mit Provolone und Tagliatelle al limone.
Während ich warte erledige ich meine heutigen Italienisch-Aufgaben und zum und nach dem Essen schaue ich dann die fünfte Staffel „The West Wing“ zu Ende – sind ja nur noch sieben Folgen. Dann ist es fast halb 2 und ich mache mich bettfertig und schlafe dann tief und fest ein – bis irgendwann die beiden lautstark wieder nach Hause kommen, was mich aber zum Glück nur kurz und nicht nachhaltig wach macht, ich schaue nichtmal auf die Uhr.
Fast komplett durchgeschlafen, bekuschelt von zwei glücklichen Katzen, und schon etwas vor dem früheren Weckerklingeln aufgewacht. Nach der bisher recht aufregenden Woche hätte es heute ruhig langweiliger werden dürfen, aber nein – ein Handwerkerbesuch steht an. „Zwischen halb 8 und 8“ soll er ankommen. Ich gehe also kurz vor 7 fix ins Bad und mache mich bereit, um dem Mitbewohner auch noch genug Zeit zu geben, damit auch er halb 8 fertig sein kann. Zurück in meinem Zimmer telefoniere ich ab viertel 8 mit dem Liebsten, drei Minuten später klingelt es. Handwerkerzeitmanagement scheint ein allgemeines Problem zu sein. Ich habe ja noch Verständnis für ungenaue Zeitangaben oder Verspätungen, aber wenn man schon eine sehr genaue Zeitangabe macht, dann kann man doch bitte schön noch ein paar Minuten im Auto sitzen und nicht einfach zu früh kommen? Anyway. Die Klingel treibt den Mitbewohner aus dem Bett und dann passt am Ende alles.
Der Handwerker besieht sich den Schimmel, macht exakte Messungen zu Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit an verschiedenen Messpunkten und behandelt dann den akut bestehenden Schimmel. Der Mitbewohner und ich verharren im einzigen schimmelfreien Raum, dem Wohnzimmer – das ist nämlich der einzige, der keine direkte Außenwand hat, vor der ist nämlich noch der Balkon (die Loggia, ich sollte Loggia sagen). Nach einer Stunde verabschiedet sich der Handwerker. Irgendwann gibt es dann einen Termin über mehrere Tage, an dem an den betroffenen Außenwänden die Tapete abgemacht und stattdessen Anti-Schimmel-Farbe aufgetragen wird. Und die Fenster müssen dann auch direkt mal wieder abgeschliffen und neu gestrichen werden. Weltkulturerbe ist schön, aber anfällig.
Ab halb 9 können wir die Türen wieder öffnen und meinen Schreibtisch zurück an die Wand rücken. Ich mache den Katzen und mir Frühstück (Müsli, Mate, frisch gepressten Mandarinensaft) und dann geht ab 9 der Arbeitstag ganz normal los – zum ersten Mal seit Montag Mittag an ergonomischen Möbeln und mit zweitem Bildschirm, Tastatur und Maus. Bis 11:30 arbeite ich an verschiedenen Aufgaben, dann habe ich mein wöchentliches Meeting mit meiner Chefin. Wir besprechen drei Themenkomplexe, die allesamt zu Aufgaben für mich werden oder diese konkretisieren. Danach beschließe ich also folgerichtig, erstmal Mittagspause zu machen.
Podcast auf die Ohren und dann schnappe ich mir die Pfanddosen der letzten zwei Essensbestellungen und drehe eine längere Spaziergangsrunde, um sie an zwei verschiedenen Stellen abzugeben. Kurz danach suche ich hektisch meine Zugangskarte zum neuen Büro, als mich eine Frau anspricht und sie mir reicht – sie muss mir wenige Meter zuvor aus der Jackentasche gefallen sein. Läuft bei mir. Ich kehre kurz beim Späti ein und kaufe Fenchel und Koriander (so viel günstiger als im Supermarkt, sogar als in Discounter) und hole dann noch ein neues Stück Seife in der Drogerie – dank Selbstscankasse bin ich innerhalb von 2 Minuten wieder draußen. Wieder zuhause mache ich mir noch schnell Stullen (Quark mit Leinöl, Gurke, Möhre, Fenchel) und damit geht es dann zurück an den Schreibtisch.
Ich mache mich an die Umsetzung der neuen Aufgaben, gebe zwischendurch Feedback, ziehe Daten, wühle im Archiv… Das 14-Uhr-Meeting wird erst nach hinten und dann auf morgen verschoben, weil die eine beteiligte Kollegin blöd gestürzt ist und erstmal zum Arzt muss. Das 17-Uhr-Meeting wird ebenfalls auf morgen verschoben. Das 18-Uhr-Meeting (mit Seattle, da ist es gerade erst 9) findet dann aber statt, ist zum Glück aber schnell vorbei. Ich schreibe noch schnell eine Mail und habe dann kurz vor halb 7 Feierabend. Zeit fürs Kochen. Ich mache mir wieder einen Podcast an, schnitze Kartoffelecken und werfe sie in den Ofen und mache mir dann eine Guacamole und Mojo verde dazu.
Beim Essen telefoniere ich mit dem Liebsten. Danach schaue ich die neue Folge der Joey-Kelly-&-Family-Panamericans-Doku (den ersten Teil von Chile) und danach noch die Aufzeichnung aus dem Adulting-Projekt von gestern, als ich einfach zu kaputt war, um live dabei zu sein. Als das alles durch ist, ist es kurz vor 11. Ich mache mich schnell bettfertig, lese noch zehn Seiten Buch und schlafe dann wie ein Stein. Zum Glück klingelt der Wecker morgen wieder zu einer humaneren Zeit.
Gegen 4:30 weckt mich ein Geräusch und trotz anfänglicher Versuche es zu ignorieren, werde ich nachhaltig wach. Also gehe ich aufs Klo und suche außerdem die Ohropax raus. Als ich mich wieder hinlege, geht der Liebste aufs Klo und das Geräusch ist auf wundersame Weise verschwunden. Dann liegen wir beide im Dunkeln und lesen auf unseren Handys und versuchen, wieder einzuschlafen. Es dauert eine gute Stunde, dann bin ich erstmal wieder weg, bis ich etwas merkwürdiges träume und wieder wach bin. Inzwischen schläft dann auch der Liebste wieder. Ich lege nochmal eine kleine Schlafrunde ein, bis halb 8 mein Wecker klingelt. Der Liebste und das Teilzeitkind zeigen sich unbeeindruckt (das Geräusch ist wieder da), ich hingegen fange an zu bloggen.
Eine Viertelstunde später mache ich dem Liebsten Kaffee und mir Kakao (das Teilzeitkind hat noch Tee übrig). Dadurch werden dann erst das Kindelein und dann auch der Liebste wach. Gegen 8:15 geht es hinunter zum Frühstück, wo nach und nach die Feiernden von gestern eintrudeln, die auch im Hotel übernachtet haben. Kurz vor 9 muss ich mich schon wieder verabschieden und gehe mit einer Kanne Tee zurück aufs Zimmer – Arbeiten ist angesagt. Ich verschicke erst eine Mail an den deutschen Standort, dann aktualisiere ich eine Seite im Intranet, schicke eine Mail an die globale Belegschaft und poste dazu noch etwas in einen globalen Chat. Um 10 habe ich ein Meeting nach Paris, an dessen Ende dann das Kindelein und der Liebste nackt vor mir stehen – sie waren nochmal am Pool. Jetzt ziehen sich alle an und packen ihre Sachen und eine Viertelstunde später checken wir aus und fahren hinüber zu den Eltern des Liebsten.
Die anderen versammeln sich zu Kaffee und Schabernack im Wohnzimmer, ich verziehe mich ins Arbeitszimmer und beziehe mein zweites Office des Tages. Ungefähr anderthalb Stunden beschäftige ich mich weiter mit der Auswertung der Umfragedaten von gestern und bereite die Ergebnisse auf – überblicksmäßig für die globale Belegschaft im Intranet und detailliert für die Führungsebene. Dann ist es Zeit für die Mittagspause. Ein kurzes Schwätzchen noch mit der Familie, dann verabschieden wir uns und werden vom Liebstenpapa zum Bahnhof gebracht. Wir kaufen noch schnell Getränke für die Fahrt und dann beziehen wir unsere Plätze zurück im Zug nach Berlin – mein drittes Office heute und das, in dem ich am längsten sitze – viereinhalb Stunden lang. Der Liebste liest und schläft, das Teilzeitkind macht Hausaufgaben und spielt. Ich schneide Videos, mache Übersetzungen für Untertitelungen, schreibe ein Protokoll zu einem Meeting von gestern, bespreche Dinge per Chat mit Kolleg*innen, teste die Gebrauchsanleitung für einen neuen Prozess… Die Zeit vergeht quasi wie im Zuge.
Als wir in Spandau halten, packe ich meinen Laptop ein. Am Hauptbahnhof steigen wir aus und verabschieden uns am S-Bahn-Gleis. Der Liebste und das Teilzeitkind fahren nach Westen, ich nach Osten. Vom Alex aus geht es mit der Tram weiter bin kurz nach halb 6 zuhause. Ich hole ein Paket bei meiner Nachbarin ab, lege alles ab, begrüße die Katzen und lege mich dann nochmal mit dem Laptop aufs Bett – mein viertes Office für heute. Ich habe nämlich noch eine Aufgabe fertig zu machen, die ich im Zug nicht mehr geschafft habe – quasi die Erstellung eines neuen Projekts im Projektmanagement-Tool mit einer zweistelligen Anzahl von Stakeholdern, deren Unteraufgaben und passenden Deadlines. Kurz nach 18 Uhr mache ich Feierabend.
Jetzt habe ich kurz Gelegenheit, mit dem Mitbewohner zu quatschen, mein Paket auszupacken (Crowdfarming-Avocados, -Mandarinen und -Orangen, jede Menge und das im Bio-Qualität und für unter 20 € inkl. Versand aus Spanien), dem Ex-Mitbewohner Bescheid zu sagen, dass seine neue BahnCard da ist, und mir eine Pizza zu bestellen – Birne, Rosmarin und Gorgonzola – ich lasse es histamintechnisch drauf ankommen (Anmerkung am nächsten Morgen: zu Recht, keine Probleme). Dann packe ich mein Gepäck aus, mache Italienisch und schon ist die Pizza da.
Zur und nach der Pizza gibt es die Daily-Show-Folge vom Montag und die MaiLab-Folge über Populismus. Dann ist der Mitbewohner von seinem Lauf zurück und fertig mit Abendessen und wir rücken gemeinsam Möbel – morgen früh kommt wieder ein Handwerker zur Schimmelbekämpfung. Gegen 21 Uhr liege ich in der Badewanne, gegen 22 Uhr mit Buch im Bett, gegen 23 Uhr habe ich genug von den zufallenden Augen und gebe mich dem Schlaf hin.
Um 6:30 klingelt der Wecker des Liebsten (aus Versehen). Er snoozt ihn und schläft weiter. 5 Minuten später klingelt er wieder, er macht ihn aus und schläft weiter. Da bin ich schon ein gutes Stück durch meine morgendliche Timeline durch – allerdings fallen mir zwischendurch immer noch die Augen wieder zu. Richtig wach und munter werde ich erst eine halbe Stunde später. Als mein Wecker um 7:30 klingelt, bin ich schon emsig am Bloggen, das Teilzeitkind am Lesen und der Liebste wird dann auch wach und macht Kaffee. Als ich fertiggebloggt habe ist es 8 und höchste Zeit (für mich) aufzustehen, dann in einer Viertelstunde will ich beim Frühstück sitzen.
Es gilt, gemütlich das Hotelfrühstück auszukosten und mit der Liebstenschwesterfamilie zu plaudern, bis ich dann zurück aufs Zimmer und zur Arbeit muss – und außerdem so viel zu essen, dass es bis zum Kuchen nachher reicht, weil ich meine Mittagspause heute wieder erst um 15 Uhr nehme und zwischendurch keine Gelegenheit habe, an Essen zu kommen. Das Büffet erfüllt die Voraussetzungen (nach dem obigen Gang kommt noch ein Süßer) und die anderen trudeln auch nach und nach zum Frühstück ein, so dass es noch ganz gemütlich wird.
Kurz nach 9 habe ich meinen Laptop mit einem Hotspot verbunden und liege mit Tee auf dem Bett im Zimmer. Einen richtigen Arbeitsplatz gibt es nicht, aber ich bin ja Bett-Office gewöhnt. Die ersten zwei Stunden beschäftige ich mich mit der Auswertung einer Umfrage und dem Sortieren und Präsentieren der Ergebnisse. Darauf folgen zwei Stunden Meeting mit zweimal Lichtenberg, Berliner Büro und Ostfriesland. Während all dem sind die anderen mit Pool und Sauna beschäftigt. Von 13-14:30 Uhr beschäftige ich mich mit verschiedenen kleineren Aufgaben, dann gibt es ein halbstündiges Meeting mit Prag und Nordengland und dann ist es Zeit, nach unten zu gehen, wo der Rest schon in festlicher Garderobe wartet.
Die Liebsteneltern, die heute ihre goldene Hochzeit feiern, sind eingetroffen und werden begrüßt und beglückwünscht, außerdem sind zwei Paar Onkel+Tante des Liebsten angekommen. Gemeinsam geht es an die festlich gedeckte Kaffeetafel, ich in Jeans und Shirt noch sehr underdressed. Es gibt köstliche Obstkuchen (Birne, Apfel, Blaubeere und Mango) zum Kaffee.
Pünktlich um 16 Uhr bin ich wieder oben im Bett – Teammeeting bis 17 Uhr. Da mein Anschlussmeeting ausfällt, erledige ich danach nur noch ein paar dringende Kleinigkeiten und klappe dann schon um 17:30 den Laptop zu und werfe mich in Schale – schickes rotes Kleid, schwarzer Blazer, Täschchen für die beiden Handys. Es gibt ein großes Hallo, als ich so wieder unten eintreffe, wo inzwischen auch eine Trauzeugin von vor 50 Jahren eingetroffen ist. Bald danach kommen mit einem Paar Tante+Onkel des Liebsten auch die letzten Gäst*innen für heute an (eine zweite Feier mit lauter Freund*innen und Kolleg*innen des Brautpaars findet am Wochenende statt). Wir verteilen uns an zwei Tische – einer für die Generation Ü80 (plus die 79jährige Trauzeugin) und einen für die Generation Ü40 plus die beiden Kinder und dann gibt es für alle über 11 Champagner. Es folgt ein leckeres mehrtägiges Abendessen (Salat mit Kartoffeldressing und Speck, Selleriecremesüppchen, Spanferkelrücken mit Champagnerkraut und Maccaire-Kartoffeln und zweierlei Schokoladenmousse mit Obst).
Dabei wird viel erzählt, die Braut hält eine Rede, es wird munter zwischen den Tischen hin- und hergewechselt und besonders das kleine Kind hält alle auf Trab. Auch nach dem Essen ist noch längst nicht Schluss. Wir erfahren einiges über das Soziolog*innendasein in den 70ern, über Programmieren in den späten 50ern, über geheime Affären im Bundestag in den 80ern, Reisen, wilde Feiern und heutiges Engagement. The elders are alright. Gegen 22 Uhr bricht das Brautpaar im Taxi auf nach Hause, das kleine Kind wird ins Bett gebracht, das große bringt sich selbst ins Bett. Gegen halb 12 gehe ich nach und gegen 12 folgt auch der Liebste – berichtend, dass sein Schwager und die Trauzeugin immer noch zechen. So soll es wohl sein an solchen Tagen.
Ausgeschlafen aufgewacht, eine gute halbe Stunde vorm Weckerklingeln – sehr gut, denn heute liegt viel an. Kurz vor 8 mit dem Liebsten telefonieren und dann ist jede Menge zu erledigen, bis um 9 die Arbeit losgeht. Den Rucksack vom Wochenende auspacken, das Geschirr von gestern wegräumen – Altlasten sozusagen. Und dann halt die zukunftsgewandten Dinge: Frühstück für die Katzen, Frühstück für mich, Koffer packen, Geräte laden, lauter so Sachen. Ziemlich pünktlich um 9 sitze ich mit Müsli, Joghurt, Apfel und Tee am Laptop. Gemütliches Arbeiten bis zum ersten Meeting halb 12, dann etwas emsiger. Gegen halb 1 macht der Mitbewohner Mittagspause und ich mir zumindest die Reste von gestern warm, esse die dann aber auch wieder am Laptop.
Kurz vor 14 Uhr beginnt das nächste Meeting, danach muss ich los. Ich packe den Laptop und die anderen Gerätschaften ein und stapfe los. Mit der Tram und der S-Bahn geht es zum Hauptbahnhof. Dort treffe ich auf den Liebsten und das Teilzeitkind, die gerade Pommes essen. Ich besorge mir noch einen Milchreis für später und den beiden einen Eistee und dann sitzen wir auch schon im Zug und ich klappe den Laptop wieder auf. Mittagspause nur knapp überzogen, sehr gut. Ich arbeite weiter vor mich hin, das Kind macht Hausaufgaben, der Liebste liest. Um 17 Uhr ist Teammeeting und ich bin ganz überrascht, wie gut mein Empfang ist, eine ganze Weile kann ich sogar die Kamera anhaben. Dann aber fahren wir durch niedersächsische Pampa und selbst der Ton setzt manchmal aus. Kurz nach 18 Uhr ist das Meeting vorbei und der Arbeitstag auch.
Mittlerweile haben wir 20 Minuten Verspätung eingefahren. Ich versuche, mich zu entspannen und höre amüsiert den Gesprächen der Mitreisenden zu – wie sie wahrscheinlich vorher meinem Meeting. Die Frau, die sich wundert, dass sie an einem Sonntagvormittag in Berlin Leute unter Drogen angetroffen hat und findet, dass zuhause in Düsseldorf weniger Leute betteln (ach.). Die Frau, die mit Muttilein spricht. Die beiden dienstreisenden Herren, die Whiskygläser und eine Flasche rausholen…
Kurz vor 19 Uhr müssen wir umsteigen. Und dann sind wir irgendwann da und fahren mit dem Taxi ins Hotel. Schnell Zimmer beziehen, die Liebstenschwester samt Mann und Nifftenkind begrüßen und dann geht es auch schon schnell nach unten in den Keller, wo Pool und Sauna warten.
Gegen halb 10 sind wir wieder oben im Zimmer. Der Liebste geht mit seinem Schwager noch das eine oder andere Bier trinken, das Teilzeitkind und ich gehen ins Bett, hören noch ein bisschen Hörbuch und schlafen kurz nach 22 Uhr tief und fest.