Der Streak der gut durchschlafenen Nächte ist wieder abgerissen, aber egal, der Tag wird gut! Nach dem morgendlichen Reboot (zu testender neuer Begriff für die Abfolge „Internet leer lesen – Bloggen – Sprachen lernen – Rätsel – Mit dem Liebsten telefonieren“) stehe ich auf, mache wieder Müsli zum Mitnehmen (heute White Chocolate Berry mit TK-Ananas und -Kirschen sowie Joghurt), schnappe mir eine Wegmate vom Balkon und laufe los in den Regen. Ich bin ja kein Regenschirm-Mensch, aber eine Regenjacke hätte der Situation gut getan. In der Tram verwende ich viel Zeit, mit meinem langen Rock meine Brillengläser zu trocknen ohne sie zu verschmieren. In der U-Bahn dann nochmal.
Da ich etwas später dran bin als an den beiden letzten Tagen (erste Session in meinem Plan erst halb 11, Maja Göpel gucke ich später nach), dauert der Einlass nicht so lange, dafür ist die Kaffeeschlange kurz und ich kann mir noch einen heißen Tee (Ceylon Breakfast) holen, um die nassen Klamotten auszugleichen. Den gibt es dann zu Müsli und Tipps zu gelingendem hybriden Zusammenarbeiten im Team von einer Arbeitspsychologin der VBG. Dann geht es auf Stage 2 thematisch ähnlich aber doch ganz anders weiter damit, wie psychische Gesundheit im Internet und den sozialen Medien verhandelt wird, Stichwort Selbstdiagnosen (Alle haben ADHS) oder Verstärkung von tatsächlichen Symptomen.
Danach bleibe ich gleich sitzen, denn es folgt die obligatorische Session von Marcus John Henry Brown, der eindrucksvoll zeigt, wie man eine gute Präsentation hält und trotzdem happy und mental gesund bleibt (grob zusammengefasst, in den 30 Minuten steckt noch sehr viel mehr, von beeindruckenden Zahlen über gutes Storytelling bis zu witzigen alten Fotos, unbedingt nachgucken!)


Danach laufe ich ein bisschen herum und gucke mir wieder Rahmenprogramm an. Ich hole den gestern zum Bedrucken abgegebenen Beutel ab und habe jetzt eine sehr gut aussehende Erinnerung an die Konferenz, mit der ich beim Immergut passend auftreten kann.

Zwischendurch kommt auch die Sonne kurz raus, so dass ich nochmal im Hinterhof stehe und mich aufwärme. Bei der Gelegenheit hole ich mir gleich noch den veganen Brat Dog zum Mittagessen, der OK ist, aber auch nicht mehr und nicht so lange satt macht wie die Mittagessen an den vorherigen Tagen. In der Schlange komme ich mit einer anderen Besucherin ins Gespräch, weil der Verkäufer uns beide siezt, was nicht zum (gefühlten) Altersunterschied passt (Die vor uns wurden geduzt!). Kontakte knüpfen, so wichtig!

Es folgt eine sehr amüsante Session darüber, wie Popkultur und Nerdtum die Welt retten kann, mit Beispielen von Jules Verne und Mary Shelley im 19. Jahrhundert über Star Trek und Star Wars bis hin zu Pikachu und K-Pop auf Demonstrationen. Auch unbedingt nachzugucken, auch wenn dem Vortragenden ein Übersetzungsfehler unterläuft, der meinen inneren Sprachnerd enttäuscht, Stichwort Rudy Giuliani bei SNL nach 9/11.

Als ich wieder rauskomme, entdecke ich, dass es im Makerspace wieder Mate zu verkosten gibt. Damit habe ich vor Jahren (2018 oder 2019?) schonmal gute Erfahrungen gemacht. Ich mache mir eine Tasse und darf sie immer wieder auffüllen – das mache ich im Laufe des Nachmittags dreimal. Erst aber setze ich mich damit ein bisschen hin und lege den Fuß hoch, der an Tag 3 mit viel Herumlaufen jetzt doch anfängt, zu schmerzen.


Um 16 Uhr dann stehe ich am Stand einer Initiative für Wissensvermittlung zu Pflanzen und Ernährung, verkoste Brot mit Möhrenblätterpesto und mache dann beim Gemüse-Tinder mit, bei dem wir lernen, welche Pflanzen man gut nebeneinander anbauen kann und welche eher nicht, teilweise mit Erklärung, teilweise sind es nur jahrhundertealte Erfahrungswerte, für die es immer noch keine wissenschaftliche Begründung gibt.

Beim Herumlaufen danach entdecke ich nach drei Tagen endlich zum ersten Mal die Kaltmamsell, die gerade am Affenfelsen im Gespräch mit drei weiteren geschätzten Damen aus der Timeline ist, die ich noch nicht persönlich kennengelernt habe und geselle mich dazu. Das Gespräch mäandert zwischen re:publica-Eindrücken, Dialekt-Feinheiten, Politik und anderen Timeline-Menschen hin und her. Am Ende verabschieden wir uns alle wieder in unterschiedliche Richtungen bzw. Sessions.
Bei mir sind es Notes of Berlin, die gezeigt und eingeordnet werden. Ich bin mir relativ sicher, dass ich so eine Session schon mal auf einer re:publica gesehen habe, aber es ist halt jedes Mal wieder witzig. Ich nehme mir vor, im Stadtbild noch mehr als zuvor auf die Zettel zu achten und witzige Exemplare einzuschicken.
Und dann ist auch schon wieder Ende – Closing Ceremony. Nächstes Jahr findet die re:publica früher statt, also vermutlich nicht in der gleichen Woche für das Immergut. Mal sehen, ob ich es wieder mitmache (Das denke ich jedes Mal, aber der Termin steht schon wieder im Kalender und wenn die Early Bird Tickets rauskommen, werde ich wahrscheinlich wieder zuschlagen und dann schauen wir mal, ob es am Ende alles klappt.) Dann noch Singen (Es ist erst vorbei, wenn die dicke Stage gesungen hat) und nostalgisch an 2020 denken, als wir remote gesungen haben und Nimbin es ins offizielle Video geschafft hat.
Hinterher mache ich mich schnell auf den Heimweg, keine Zeit für Emotionalitäten oder um noch zu tanzen. Der Fuß tut außerdem immer noch weh. Unterwegs kaufe ich letzte Dinge fürs Immergut ein, morgen ist ja Feiertag) und dann geht es nach Hause. Ich versorge die Katzen, koche Pasta mit Tomaten und Thunfisch und telefoniere mit dem Liebsten.

Währenddessen werde ich zu einer WhatsApp-Gruppe von ehemaligen Kolleg*innen hinzugefügt, eine Reunion ist angedacht. Alle fügen alle hinzu, deren Telefonnummern sie noch haben. Die Gruppe wächst und wächst, ist zum Glück stummgeschaltet, und es werden jede Menge Insider und Anekdoten ausgetauscht. Bis ich gegen Mitternacht ins Bett gehe sind etwa 300 Menschen in der Gruppe, Tendenz steigend. Bin gespannt, ob die Reunion wirklich irgendwann stattfindet und ob wir das Olympiastadion dafür anmieten werden müssen. Zum Glück ist das nicht meine Baustelle…
Ein Kommentar zu „28.05.2025 – Letzter Tag re:publica“