Nochmal gut geschlafen, wie schön. Ansonsten der Morgen ähnlich wie gestern, nur dass ich keine Banane fürs stehende Frühstück mehr habe und mir statt Stulle und Apfel fürs Frühstück Müsli mit Joghurt und TK-Himbeeren und -Granatapfelkernen mitnehme. Mate ist noch da, also kann ich die Klischees bedienen und damit in Tram und U-Bahn sitzen. Unvorbereitet bin ich dagegen darauf, dass es auch ohne Ticketkontrolle wieder eine Einlassschlange gibt, aber das geht dann sehr schnell. Früher als Gedacht sitze ich am Speak Up und löffle mein Müsli, vor und während meine erste Session des Tages stattfindet – zum Arbeitsalltag und möglichen Quereinstiegen in Behörden – stattfindet. Wo kann ich unterschreiben?
Danach geht es weiter zur Bühne von ARD und ZDF, wo eine Holocaust-Überlebende und eine Zeitzeugin (Witwe eines Überlebenden) vorgestellt werden und von ihren Erfahrungen berichten. Sie sind Teil des Projekts Zeugnisse, das die Erzählungen von Überlebenden aufzeichnet und für die Nachwelt verfügbar macht, solange das noch möglich ist.

Weiter geht’s mit einem eher skurrilen Vortrag über die Entwicklung von Design über die Generationen und wie Canva dabei unterstützen kann. Es gibt zwar einige Aha-Momente, aber die stehen so auch schon im Abstract und werden nur noch zwei oder dreimal wiederholt. Die Session ist sehr schnell vorbei und es gibt auch keine Fragen – später sehe ich auf YouTube, dass das dazugehörige Video nur elf Minuten lang ist. So verlasse ich diese Bühne schnell wieder und bekomme noch einen Teil von Johnnys Interview mit Ricarda Lang mit, das ich mir aber nochmal in Gänze zu Gemüte führen werde.

Da ich danach etwas Luft habe, esse ich schon wieder, und zwar diesmal einen okayen Burrito – nachdem es negative Berichte über den Burger gab, habe ich die Entscheidung über Mastodon und Bluesky gecrowdsourced. Morgen dann der Brat Dog, denke ich.

Danach geht es zu einer interessanten Session zu einem anderen Ansatz für die Jobsuche, basierend auf dem Gerne-Prinzip. Ich finde es spannend, mache direkt im Anschluss spontan noch ein kleines Networking-Training am Stand von Flipped Job Market mit und hole mir später das signierte Buch dazu am Dussmann-Stand. Bei dem Networking treffe ich auf zwei nette Frauen und wir tauschen uns über Netzkultur, mentale Gesundheit und neue Eissorten aus. So soll re:publica!
Danach habe ich wieder ein bisschen Luft und schlendere durch die Halle. An einem Stand baue ich meinen CO2-Verbrauch aus Legosteinen zusammen und schneide für Generation Y (zumindest unter den hier teilnehmenden) durchschnittlich, aber gut ab. Am meisten spare ich dadurch, dass ich Ökostrom beziehe und nicht Auto fahre. Meine größten Treiber sind hingegen, dass ich ab und zu Fleisch- und Milchprodukte esse und in Flugzeuge steige.


Dann geht’s mit zwei weiteren Sessions zurück in die Arbeitswelt – einmal über die Mischung verschiedenster Generationen am Arbeitsplatz, die zunehmend wichtiger und präsenter wird, und wie sie gelingen kann. Und dann über das Arbeitsumfeld bei den Berliner Wasserbetrieben. Auch hier wieder: Wo kann ich unterschreiben? Kommunalwirtschaft ist auf jeden Fall auch ne gute Sache.

Aus der nächsten Session verabschiede ich mich früh, weil das Thema an dem vorbeigeht, was ich erwartet hatte. Stattdessen lande ich auf dem Fußboden der Stage auf der Maximilian Czollek über Erinnerungskultur und deren Verankerung im Grundgesetz spricht.

Danach gehe ich zu einer Session, in der wissenschaftlich untersucht wird, ob TikTok wirklich Teenager*innen radikalisiert. (Passend zum re:publica-Motto steht im Titel Gen Z, tatsächlich sind aktuell ja die Hälfte der Teenager bereits Gen Alpha…) Antwort: Der TikTok-Algorithmus belohnt Aufmerksamkeit, Engagement und Emotionen, ist also von seiner Natur her dazu geeignet zu radikalisieren, aber es lassen sich bisher keine direkten Manipulationsversuche, etwa durch die chinesische Regierung, nachweisen. In Studien wird vor allem die Radikalisierung von Rechts oder durch religiöse Extremist*innen untersucht. Ich denke an meinen eigenen TikTok-Feed, der voll ist von links-grün-woken Menschen aus aller Welt, die sich (zum Glück) gegen den Faschismus radikalisieren und vernetzen. Geht also wirklich in alle Richtungen, wie immer im Internet.
Dann habe ich wieder etwas Zeit totzuschlagen und gehe mir nochmal etwas anschauen, das ich vorher nur aus dem Augenwinkel wahrgenommen habe – am Rand der Halle wird das Projekt „Oh wie Osten“ vorgestellt, in dem zwei ostdeutsche Design-Studentinnen an einer westdeutschen Hochschule ein Gesellschaftsspiel entwickelt (und designt) haben, mit dem man über Ost-West-Themen ins Gespräch kommen, Neues lernen, reflektieren, Ideen entwickeln und dafür Punkte bekommen kann. Wir spielen ein paar Fragen und landen direkt bei großen Themen. Sehr cool! Demnächst gehen die beiden damit auf Tour durch Begegnungsorte in ostdeutschen Städten. Mehr Infos gibt’s auf Instagram.

Für die letzte Session des Tages entscheide ich mich für einen Live-Podcast mit drei meiner liebsten Internet-Menschen, auch wenn ich diesen speziellen Podcast nur sehr selten höre. Nilz Bokelberg, Maria Lorenz-Bokelberg und Herm reden über dies und das, zeigen lustige Videos und machen viel Quatsch.

Zwischendurch müssen wir dann alle das Gebäude wegen eines falschen Feueralarms verlassen und stehen etwas ratlos auf dem Hof herum. Bei der Gelegenheit sehe ich auch Sarah Bosetti und Marc-Uwe Kling, deren Auftritte ich mir später auf YouTube anschauen werde – wie auch alle anderen von Prominenten, Heidi Reichinnek war heute auch da, zum Beispiel.
Nach einer Weile dürfen wir wieder rein und machen die Session zu Ende. Danach fahre ich nach Hause, versorge die Miezen und mache mir Kartoffelsalat mit Flusskrebsen und einem Klecks Mayo.

Zum und nach dem Essen telefoniere ich mit dem Liebsten und schaue dann den heutigen Besuch von König Charles in Ottawa nach, freue mich über die Zusammenkunft mit der Inuit-Generalgouverneurin, die Powwow-Trommelgruppe, das Land Acknowledgement des Königs, die vielen Federkronen von Abgeordneten im House of Commons (sämtlich auf der Seite wo Labour und NDP sitzen, natürlich) und Justin Tudeaus grüne Schuhe zum blauen Anzug. Und natürlich über die Spitzen gegenüber dem orangenen Diktator, die in der Rede verbaut sind.
Danach fange ich an, erste Sessions auf YouTube nachzuschauen, mache aber gegen Mitternacht doch das Licht aus.